Effizientes Effizientes - ZA Justiz
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Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Im Vergleich dazu wurden im<br />
gleichen Zeitraum 2006 6942<br />
und 2007 6823 (= minus 119)<br />
Gesellschaften mit beschränkter<br />
Haftung sowie 2006 3503<br />
und 2007 3070 (= minus 433)<br />
Personengesellschaften ins<br />
Firmenbuch eingetragen.<br />
Genaue Angaben liegen nicht<br />
vor, jedoch kann man aufgrund<br />
von Erfahrungen aus<br />
der Praxis davon ausgehen,<br />
dass sich die Mehrzahl dieser<br />
Einzelunternehmer auf freiwilliger<br />
Basis eintragen ließ.<br />
2. Chronologie der Gründung<br />
eines Einzelunternehmens<br />
Problem:<br />
In der Praxis stellt sich das<br />
Problem, dass oftmals im<br />
ersten Schritt die Eintragung<br />
des Einzelunternehmers in das<br />
Firmenbuch begehrt, und im<br />
zweiten Schritt um die Gewerbeberechtigung<br />
angesucht<br />
wird. Diese Vorgangsweise<br />
wird nach Aussagen einiger<br />
Antragsteller von örtlichen<br />
Interessensvertretungen und<br />
Gewerbebehörden empfohlen.<br />
Diese Vorgangsweise zeigt sich<br />
auch, wenn bei der Anmeldung<br />
des Einzelunternehmers angeführt<br />
wird, dass eine Gewerbeberechtigung<br />
noch nicht besteht<br />
(siehe § 16 Abs. 2 FBG).<br />
Exkurs:<br />
Einzelunternehmer/in im<br />
Rechtssinn<br />
a) Gesetzliche Definition<br />
Unternehmer ist, wer ein<br />
Unternehmen betreibt<br />
(§ 1 Abs. 1 UGB).<br />
Ein Unternehmen ist jede auf<br />
Dauer angelegte Organisation<br />
selbständiger wirtschaftlicher<br />
Tätigkeit, mag sie auch nicht<br />
auf Gewinn gerichtet sein.<br />
Der Unternehmerbegriff<br />
umfasst Unternehmer und<br />
Unternehmerinnen gleichermaßen<br />
(§ 1 Abs. 2 UGB).<br />
Diese gesetzliche Definition<br />
deckt sich mit der Bestimmung<br />
des § 1 Abs. 2 KSchG.<br />
§ 182 KO geht vom Unternehmerbegriff<br />
des § 1 Abs. 2<br />
KSchG aus (OGH 25. 10. 2001,<br />
8 Ob217/01x).<br />
26<br />
ErlRV (1058 BlgNr 22. GP)<br />
[...] Daher liegt eine auf Dauer angelegte Organisation<br />
selbständiger wirtschaftlicher Tätigkeit vor,<br />
wenn planmäßig unter zweckdienlichem Einsatz<br />
materieller und immaterieller Mittel, in der Regel<br />
unter Mitwirkung einer arbeitsteilig kooperierenden<br />
Personengruppe, auf einem Markt laufend<br />
wirtschaftlich werthafte Leistungen gegen Entgelt<br />
angeboten und erbracht werden.<br />
b) „auf Dauer angelegt“<br />
Das UGB spricht lediglich von „auf Dauer“<br />
angelegter Tätigkeit. Eine bestimmte zeitliche<br />
Dauer schreibt das Gesetz nicht vor. Nach der<br />
hier heranzuziehenden Rsp zum Gewerbebegriff<br />
ist der Begriff des „dauernden Betriebes“ nicht<br />
mit „lang dauernd“ oder „auf unbestimmte Zeit“<br />
gleichzusetzen: auch kurzzeitige, unterbrochene<br />
oder befristete Tätigkeiten können als auf „Dauer<br />
angelegt“ angesehen werden (Straube in Straube,<br />
HGB I3 Rz 5 zu § 1 HGB). Beschränkte Dauer<br />
schadet daher nicht, es kann daher auch ein<br />
Unternehmen vorliegen, wenn die Tätigkeit auf<br />
die Dauer einer Messe, einer Ausstellung oder<br />
einer Saison beschränkt ist. Entscheidend ist, dass<br />
das Unternehmen auf Dauer angelegt ist, nicht,<br />
ob es in der Folge auch tatsächlich dauerhaft<br />
ausgeübt wird.<br />
Die Absicht des Handelnden muss sich auf eine<br />
Vielzahl von Geschäften als Ganzes richten und<br />
ein solcher Wille muss auch gegenüber Dritten<br />
hervortreten, es darf nicht nur eine Mehrzahl von<br />
einzelnen Gelegenheitsgeschäften erkennbar sein<br />
(Baumbach/Hopt, dHGB-Komm32, Rz 13 zu<br />
§ 1 dHGB).<br />
c) Organisation<br />
Der Begriff „Organisation“ ist im Wortzusammenhang<br />
„auf Dauer angelegte Organisation selbständiger<br />
wirtschaftlicher Tätigkeit“ zu verstehen.<br />
Damit ist die Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Verkehr, die nach außen erkennbare<br />
professionelle Teilnahme am wirtschaftlichen<br />
Leben in Form des Güter- und Leistungsaustausches<br />
zu verstehen (vgl. Straube in Straube, HGB<br />
I3, Rz 10 zu § 1 HGB). Es muss ein organisatorischer<br />
Zusammenhang der einzelnen Geschäfte<br />
nach der Verkehrsanschauung erblickt werden<br />
können.<br />
Praxisproblem:<br />
In diesem Zusammenhang ist die Frage der<br />
Unternehmereigenschaft der besonders in Oberösterreich<br />
sehr beliebten Infrastrukturgesellschaften<br />
(in Form von Personengesellschaften) der<br />
Gemeinden zu sehen. Treten sie am Markt auf<br />
bzw. machen sie vom Recht des Vorsteuerabzuges<br />
Gebrauch, wird die Unternehmereigenschaft<br />
anzunehmen sein. Die Unternehmereigenschaft<br />
ist nicht für die Ersteintragung einer Personengesellschaft<br />
(OG oder KG) von Bedeutung,<br />
aufgrund der Zweckoffenheit<br />
einer Personengesellschaft<br />
nach UGB kann eine solche<br />
Gesellschaft auch für einen<br />
nicht unternehmerischen<br />
Zweck gegründet werden. Die<br />
Unternehmereigenschaft wird<br />
aber bei der Frage der Offenlegungspflicht<br />
(§ 277 ff UGB)<br />
interessant. (Nur) unternehmerisch<br />
tätige Personengesellschaften,<br />
bei denen kein<br />
unbeschränkt haftender Gesellschafter<br />
eine natürliche Person<br />
unbeschränkt haftet, sind<br />
rechnungslegungs- (§ 189 Abs.<br />
1 Z 1 UGB) und offenlegungspflichtig<br />
(§ 221 Abs. 5 UGB).<br />
Eine generelle Lösung dieser<br />
Frage wird jedoch nicht möglich<br />
sein, man wird jede einzelne<br />
Personengesellschaft<br />
(bei der kein unbeschränkt<br />
haftender Gesellschafter eine<br />
natürliche Person ist) genau<br />
(auf die Unternehmereigenschaft)<br />
prüfen müssen.<br />
d) „Selbständigkeit“<br />
Die unternehmerische Tätigkeit<br />
muss selbständig ausgeübt<br />
werden, dh auf eigene<br />
Rechnung und Gefahr (vgl.<br />
§ 1 Abs 3 GewO). Maßgebliches<br />
Kriterium dafür ist, ob<br />
das Geschäftswagnis getragen<br />
wird (OGH, JBl 1964, 566).<br />
Ob eine selbstständige Tätigkeit<br />
vorliegt, ist in Frage zu<br />
stellen, wenn der formelle<br />
Unternehmer von einem anderen<br />
Unternehmer wirtschaftlich<br />
stark abhängig ist (vgl. HS<br />
12.002 zum Tankstellenpächter<br />
oder HS 12.003 zum sog.<br />
freien Handelsvertreter).<br />
Wer in rechtlich abhängiger<br />
Position die Geschäfte für<br />
einen anderen tätigt, ohne<br />
selbst das Unternehmerrisiko<br />
zu tragen ist kein Unternehmer.<br />
e) „wirtschaftliche Tätigkeit“<br />
Unter „wirtschaftlicher Tätigkeit“<br />
ist das Anbieten wirtschaftlich<br />
werthafter Leistungen<br />
(Waren oder Dienstleistungen)<br />
auf einem Markt zu<br />
verstehen. Wer auf dem Markt<br />
nur als Nachfrager von Gütern<br />
auftritt, erbringt keine wirt-