34 4//8 JOSY BENEY KÜCHENCHEF
«Wenn Sie sich nach dem Küchenchef erkundigen, wird man ihnen vielleicht nicht sagen können, wer das ist. Fragen Sie besser nach Josy, so kennt mich jeder…» Bei Josy Beney, der die Spitalküche in Sitten leitet, tritt die Funktion hinter dem Menschen zurück. Der joviale Küchenchef kommt in Fahrt, wenn er von seinem Beruf, seiner Leidenschaft spricht. Die Leidenschaft für gutes Essen reicht bis in die Kindheit des Kochs zurück, der «in ein Bistro hineingeboren wurde. Meine Eltern führten den Betrieb bis im Alter von 87 und 88 Jahren. Erst letztes Jahr gaben sie ihn auf.» Nach der Lehre im Bahnhofbuffet Sitten sammelte Josy Beney in verschiedenen Betrieben in der Region Berufserfahrung. 1971 wurde er als Koch im Spital Sitten angestellt, das sich damals am Standort Gravelone befand. Nach dem Umzug an den Standort Champsec im Jahr 1979 übernahm er 1989 die Leitung der Küche. Mit den Jahren nahm die Zahl der Gedecke natürlich mit der Zahl der Angestellten und der Patientinnen und Patienten zu. «Als ich in Gravelone anfing, zählte das Spital etwa 120 Angestellte und rund 100 Patienten. Unterdessen sind zehnmal mehr Mitarbeiter beschäftigt und die Zahl der Patienten bewegt sich zwischen 230 und 240.» Diese Zahl schwankt übrigens im Jahresverlauf nur geringfügig. «Früher gingen die Leute erst ins Spital, wenn die Arbeiten auf dem Feld und die Ernte abgeschlossen waren. Und über Weihnachten und Neujahr waren bloss knapp 25 Patienten in Gravelone. Heute sind diese saisonalen Schwankungen praktisch verschwunden und das Spital ist immer oder fast immer voll belegt.» Die Küche bereitet deshalb das ganze Jahr über jeden Tag etwa 1200 Mahlzeiten zu. Josy Beney hat auch die gesamte Entwicklung der Ernährungsberatung und der verschiedenen Allergien und anderen Spital Wallis - Geschäftsbericht 2011 Unverträglichkeiten miterlebt. «Als ich anfing, sprach noch niemand von Glutenunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz», hält er fest. «Heute erhalten 45 bis 50% der Patienten eine spezielle Diät, das Ganze wird immer komplexer.» Und komplizierter für die Küche, die die Zusammensetzung aller Lebensmittel und Gewürze sorgfältig prüfen muss. «Zum Glück habe ich ein tolles Team», betont der Küchenchef. Rund dreissig Personen – neben dem Hilfspersonal etwa zehn Köchinnen und Köche – setzen sich Tag für Tag dafür ein, die Patienten, das Personal und die Besucher zu verköstigen. Eine Funktion, die neben der Leitung eines Teams die Verpflegung von Hunderten von Menschen umfasst, erfordert natürlich Organisationstalent, «vor allem jedoch Respekt», wie Josy Beney erklärt. «Ungehobeltes Verhalten ist mir zuwider und ich bin der Meinung, dass man nicht laut werden muss, um sich Gehör zu verschaffen. Und wenn ich von Respekt spreche, meine ich damit Respekt gegenüber den Mitmenschen, der Arbeit, dem Produkt. Ganz einfach.» Am 31. August tritt der Küchenchef in den Ruhestand, der nicht wirklich ruhig werden dürfte, «schweren Herzens, das ist sicher. Aber ich habe meinen Teil geleistet und nun kommen Jüngere nach. Das ist gut so. Ich bin zwar noch fit, doch mit dem Alter ermüdet man rascher.» Ganz ablegen wird er seine Kochmütze allerdings nicht. Da seine Frau in Bramois ein Café führt, ist für Betätigung im Ruhestand gesorgt. «Ich werde dort sicher keine Bankette veranstalten, aber ich koche wirklich gerne, sogar, wenn ich frei habe…» Auch wenn Josy Beney also ab Ende August bei der Arbeit etwas kürzertreten wird – seiner Leidenschaft wird er treu bleiben. 35