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Postgeschichte Oberursel - Verein für Geschichte und Heimatkunde ...

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Neugasse <strong>und</strong> das Haus der Familie Stern lag in der Section L, 92. Dort in der Nähe war auch die öffentliche<br />

Badestube. Die Neugasse befand sich zwischen der heutigen Berliner Strasse <strong>und</strong> der Braubachstrasse. 45<br />

Von einem anderen Boten hören wir in dem unveröffentlichten Manuskript von Dr. Neuroth (<strong>Oberursel</strong>/Ts.).<br />

Er nennt einen Boten namens Sinter (Sünder) welcher bereits 1842 bis 1851 Botendienste ausgeführt haben<br />

soll. Es ist der gleiche Bote der mit dem erscheinen des „Taunuswächters“, ein Bürgerblatt <strong>für</strong> <strong>Oberursel</strong>/Ts.<br />

<strong>und</strong> Umgebung, im Impressum genannt wird.<br />

Hier heißt es:<br />

„Aufträge <strong>für</strong> die Redaktion <strong>und</strong> Expedition besorgt Briefbote Sünder zu <strong>Oberursel</strong>, bei welchem man auch<br />

die Bestellung des Blattes macht.“<br />

Diese Verquickung von (Post-)Boten <strong>und</strong> Zeitung war von alters her üblich <strong>und</strong> bot sich auch <strong>für</strong><br />

<strong>Oberursel</strong>/Ts. gerade zu an. Der Bote „Sünder“, der nun täglich nach Frankfurt am Main seinen Botengang<br />

ausführte, besorge dabei auch die Zeitung. Sie wurde in der Mainzergasse 2 gedruckt, unweit der Zeil, auf<br />

der sich das Thurn <strong>und</strong> Taxissche Postamt befand. Er bekam <strong>für</strong> die Besorgung der Zeitung 4 xr (Kreuzer)<br />

im Quartal. Trotz des funktionierenden Botendienstes <strong>und</strong> der absoluten Verlässlichkeit des Boten „Sünder“,<br />

war man mit dieser Einrichtung in vielen Bürgerschichten der Stadt nicht zufrieden. Anfang des Jahres 1847<br />

wurde von einigen Bürgern der Antrag bei dem Stadtrat <strong>und</strong> bei der „Herzoglich Nassauischen Regierung“<br />

gestellt, eine Post in unserer Stadt zu errichten. Die Nassau’sche Regierung leitete den Antrag an die<br />

Postbehörde weiter, diese wollte schon ihre Zustimmung nach Prüfung der Lage geben, da erhob der Rat<br />

der Stadt <strong>Oberursel</strong>/Ts. Einspruch dagegen. Er lehnte eine örtliche Posteinrichtung ab mit der Begründung,<br />

der Botendienst sei <strong>für</strong> unsere Stadt vorteilhafter. Der Bote könne neben dem Besorgen der Postsachen<br />

noch private Aufträge in Frankfurt am Main erledigen. Dieses schätzten viele Privat- <strong>und</strong> Geschäftsleute der<br />

Stadt. Sie gaben den Boten einen kleinen Obolus <strong>und</strong> sparten sich selbst den Gang nach Frankfurt am Main.<br />

Aber die Zeit wurde trotzdem langsam reif <strong>für</strong> eine Postexpedition in <strong>Oberursel</strong>/Ts., die Fürsprecher da<strong>für</strong><br />

gaben keine Ruhe. So griff der Taunuswächter am 9. Oktober 1851 dieses Thema auf <strong>und</strong> schrieb:<br />

„<strong>Oberursel</strong>:<br />

Schon oft hat man es in Anregung gebracht, hier eine Postexpedition zu errichten, aber die Sache ist bis<br />

jetzt noch ein frommer Wunsch geblieben. Die jetzige Einrichtung mit dem Boten Sünder hat freilich viele<br />

Vortheile <strong>für</strong> Diejenigen, welch sonstige Gegenstände von Frankfurt mitzubringen haben; aber sie hat auch<br />

manche <strong>und</strong> noch mehr Mängel. So bekommen viele Leute ihre Briefe erst an folgenden Tage oder Abend<br />

ganz spät, <strong>und</strong> es sind dadurch schon nicht wenige Geschäftsleute in Nachteil geraten (...).“ 46<br />

Einen weiteren Boten lernen wir durch einen besonderen Fall kennen. Am 7. März 1852, Sonntags, machte<br />

sich der Stadtdiener Glock (Städtischer Bote) auf, um nach Kronberg/Ts. zu der Rezepturkasse zu gehen<br />

<strong>und</strong> 1100 fl. (Gulden) einzuzahlen. Unterwegs, im Kronberger Wald warf er den bereits leeren Geldgurt weg,<br />

zerkratzte sich das Gesicht <strong>und</strong> richtete sich so her als sei er überfallen worden. Schleunigst lief er auf das<br />

Amt nach Königstein/Ts. <strong>und</strong> meldete dort den angeblichen Überfall. Glock war aber scheinbar nicht sehr<br />

überzeugend bei seinen Angaben, der aufnehmende Beamte merkte bald das hier etwas nicht stimmen<br />

konnte <strong>und</strong> ging mit Glock <strong>und</strong> einem Gendarmen zu der angeblichen Stelle des Überfalls. Hier stellte man<br />

schnell in dem noch liegenden Schnee fest, dass außer Spuren von Glock´s Schuhen keine weiteren Spuren<br />

vorhanden waren <strong>und</strong> man fand auch den leeren Geldgurt. Nun gab der Bote zu, dass er das Geld auf der<br />

Homburger Spielbank <strong>und</strong> auch anderweitig ausgegeben hatte. Glock, ein sonst sehr geachteter Mann in<br />

unserer Stadt wurde dem Kriminalgericht in Wiesbaden übergeben. 47<br />

1852 können wir im "Taunuswächter Nr. 21", der Zeitung von <strong>Oberursel</strong>/Ts., folgendes lesen:<br />

„<strong>Oberursel</strong>. Zwischen hier <strong>und</strong> Cronberg wurde vor ein paar Tagen auf den Stadtdiener, welcher eine<br />

Summe von 1100 fl. abliefern wollte, von vermummten Kerlen ein Raubüberfall gemacht, ihm das Geld<br />

abgenommen <strong>und</strong> er selbst nicht unerheblich mißhandelt.“ 48<br />

Aus diesen Zeilen geht hervor, dass immer noch Botendienste der Stadt eingerichtet waren. Dies änderte<br />

sich zum Teil erst mit dem Jahre 1855 bei der Einrichtung einer Postexpedition in der Stadt. Aber das<br />

Botenwesen war keineswegs völlig erloschen. Nach den Taunusorten über der Höhe mussten weiterhin<br />

Boten ihren Dienst versehen. Es ist sehr schwierig diese Botengänge aufzuspüren, denn sie waren sehr<br />

selten <strong>und</strong> in den Akten des <strong>Oberursel</strong>er Stadtarchivs finden sich keine näheren Hinweise da<strong>für</strong>. Einen<br />

45 Akten des Stadtvermessungsamtes der Stadt Frankfurt am Main.<br />

46 Der Taunuswächter, 1850, Nr. 18.<br />

47 Der Taunuswächter 1852, Nr. 22, v. 14. März.<br />

48 Stadtarchiv <strong>Oberursel</strong>/Ts., ZS 29.<br />

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