Postgeschichte Oberursel - Verein für Geschichte und Heimatkunde ...
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diesem Jahr wurde die Oberpostdirektion Frankfurt am Main von den Preußen gegründet. Diese preußische<br />
Post-Zeit dauerte nur ein halbes Jahr, sie wurde am 1. Januar 1868 vom „Norddeutschen B<strong>und</strong>“ abgelöst.<br />
Ein unter preußischer Führung gebildeter B<strong>und</strong> aller nördlich des Mains gelegenen Staaten <strong>und</strong> von südlich<br />
des Mains gelegenen Teilen des Großherzogtums Hessen. Die postalischen Dinge wurden einheitlich<br />
verwaltet. Die politischen <strong>und</strong> währungsmäßigen Umstellungen bedingten auch die Herausgabe von neuen<br />
Briefmarken. Die Post war nun mittlerweile fest in das Stadtgeschehen eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> man konnte sich<br />
nicht mehr vorstellen dass es auch eine Zeit gab ohne einen Postbetrieb in der Stadt. Mit dem Deutsch-<br />
Französischen Krieg 1870/71 änderten sich die Verhältnisse wieder beträchtlich. Das Deutsche Kaiserreich<br />
wurde gegründet, dem Kaiser unterstand nun die Post direkt, sie nannte sich ab da „Kaiserliche Deutsche<br />
Reichspost“. Ab dem 1. Januar 1872 gab es bereits wieder neue Briefmarken, vorläufig noch in der<br />
Taler/Guldenwährung. Am 1. Januar 1876 wurde auch das „Deutsche Telegraphenamt“, eine bisher<br />
eigenständige Verwaltung, in die Postverwaltung eingegliedert.<br />
Sicherlich wurden die Aufgaben der Post mit dem Wachstum der Stadt immer mehr <strong>und</strong> größer, so dass<br />
man <strong>für</strong> den Postdienst eine weitere Kraft einstellen musste. Dazu schriebt der „Taunusbote“ vom 22. Januar<br />
1868:<br />
„Seit 8 Tagen ist dem Expeditor W. ein Gehilfe beigegeben. Außerdem sind entsprechendere Lokalitäten in<br />
Aussicht genommen, da in nicht ferner Zeit der Fahrpostdienst von hier ab nach Königstein eingerichtet<br />
werden muß. Die Dienstcorrespondenz von Wiesbaden aus hat dermalen einen wahren Zickzack zu<br />
durchlaufen. Eine Verfügung der Regierung nach <strong>Oberursel</strong> geht über Frankfurt nach Homburg, von da über<br />
Frankfurt resp. Weiskirchen = Cronberg nach Königstein ans Amt, von da zurück über Frankfurt, resp.<br />
Cronberg = Weiskirchen nach <strong>Oberursel</strong>“. 46<br />
Unter dem Datum vom 27. März 1868 schreibt der Taunusbote wieder über die <strong>Oberursel</strong>er Post folgendes:<br />
„So viel wir in Erfahrung gebracht, ist wegen Verlegung der hiesigen Post= Expedition noch nicht definitiv<br />
entschieden. Die Post=Direction wählt noch zwischen dem allerdings sehr billig angebotenen Locale im<br />
Römischen Kaiser <strong>und</strong> dem an der Frankfurter Straße, im belebtesten Stadttheile <strong>und</strong> in der Nähe der<br />
Eisenbahn gelegenen, neu erbauten Hause des Hrn. Georg Pfaff. Wem die Verhältnisse hier genau bekannt,<br />
auch namentlich was die hiesige Correspondenz betrifft, kann nur sagen, daß das Haus des Hrn. Pfaff<br />
jedenfalls das geeigneteste Local <strong>für</strong> eine Post=Expedition ist <strong>und</strong> zwar in mehrfacher Beziehung. Das Local<br />
im Römischen Kaiser, wenn auch ganz bedeutende bauliche Veränderungen getroffen, wird dennoch, in der<br />
sehr schmalen Ackergasse gelegen, immerhin ein dunkel <strong>und</strong> unfre<strong>und</strong>liches Local bleiben <strong>und</strong> dem<br />
fre<strong>und</strong>lich gelegenen Hause des Hrn. Pfaff nie gleichkommen. Jetzt schon sehen wir sehr oft, daß 2<br />
Postboten von <strong>und</strong> nach den Eisenbahnzügen nur mit der größten Anstrengung zurecht kommen können;<br />
wird nun, wie dies beim Römischen Kaiser der Fall wäre, die Postanstalt noch weiter von der Eisenbahn<br />
entfernt, so ist dies factisch nicht mehr möglich <strong>und</strong> wird ein dritter Bote nöthig werden. Eine Ersparniß <strong>für</strong><br />
die Post wird dann trotz des billigeren Locals nicht eintreten. Da<strong>für</strong> bietet eben wieder das der Eisenbahn<br />
nahe gelegene Haus des Hrn. Pfaff einen nicht zu unterschätzenden Vortheil. — Wollte man uns einwenden,<br />
das Haus des Hrn. Pfaff liege nicht mitten in der Stadt, so sagen wir, daß das durchaus keinen Nachtheil <strong>für</strong><br />
das correspondierende Publikum, im Gegentheil, Vortheil bietet. Die Hauptcorrespondenz kommt aus dem<br />
unteren Stadtheil <strong>und</strong> den daran grenzenden Werken, so wie von den oberhalb der Stadt gelegenen<br />
Werken. Für die ersteren wird die Postanstalt näher gelegen <strong>und</strong> <strong>für</strong> die oberhalb der Stadt gelegene Werke,<br />
die auch vielfach mit der Eisenbahn verkehren, kann die Näherlegung dieser beiden Institute nur angenehm<br />
sein. Für den oberen Theil der Stadt ist das Aufhängen eines Briefkastens genügend. Außerdem ist noch zu<br />
erwähnen, daß nach vielfacher Mittheilung eine Postwagenverbindung zwischen <strong>Oberursel</strong>, Cronberg <strong>und</strong><br />
Königstein baldigst ins Leben treten soll <strong>und</strong> dann nur das Haus von Hrn. Paff, an der Frankfurter,<br />
Cronberger <strong>und</strong> Königsteiner Chaussee gelegen, das geeigneteste Local <strong>für</strong> die Post sein kann <strong>und</strong> nicht<br />
der Römische Kaiser; denn wenn vor dem Römischen Kaiser ein Postwagen halten würde, so ist die ganze<br />
Passage durch die Ackergasse gesperrt.“ 47<br />
Eine Postwagenlinie wie sie in dem Artikel vorgeschlagen wurde, ist nie in Betrieb genommen worden. 1869,<br />
am 11. März stellt die Ober-Post-Direktion Frankfurt am Main dem Bürgermeisteramt in <strong>Oberursel</strong>/Ts. folgendes<br />
Zeugnis über den Postbriefträger „Jakob Wolf“ aus:<br />
„Dem Bürgermeister-Amt erwiedere ich auf das gefällige Schreiben von 6 ten d. Mts. Ergebends, daß der<br />
Einwohner Jakob Wolf aus <strong>Oberursel</strong> während des Zeitraumes vom 1 ten Februar 1864 bis nlt. Dezember<br />
46 Stadtarchiv <strong>Oberursel</strong>/Ts., ZS 29.<br />
47 Stadtarchiv <strong>Oberursel</strong>/Ts., ZS 29.<br />
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