Postgeschichte Oberursel - Verein für Geschichte und Heimatkunde ...
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Telegraf Telegraf <strong>und</strong> <strong>und</strong> Telefon<br />
Telefon<br />
Der erste Telegraf in <strong>Oberursel</strong>/Ts. war der „Eisenbahn–Telegraph“ im Bahnhofsgebäude von <strong>Oberursel</strong>/Ts.<br />
Die Eisenbahn war eine Privatbahn der „Hombuger Eisenbahn Gesellschaft“ 82 , folglich war der<br />
Bahnhofsvorsteher ein Angestellter der privaten Eisenbahngesellschaft. Die Telegrafenleitung <strong>und</strong> deren<br />
Betrieb gehörte aber dem „Preußischen Staat“. Somit war der gleiche Bahnhofsvorsteher auch „Preußischer<br />
Telegraphenbeamter“. Er empfing auch die Telegramme <strong>für</strong> die Thurn <strong>und</strong> Taxis´sche Post, welche in<br />
<strong>Oberursel</strong> die Postangelegenheiten versah, <strong>und</strong> war dadurch mit der Post verb<strong>und</strong>en. Er musste die<br />
Telegramme, die bei ihm eingingen, in der Stadt austragen <strong>und</strong> wenn sie weiter <strong>für</strong> die Umgebung bestimmt<br />
waren, der <strong>Oberursel</strong>er Postexpedition zum Versand übergeben. Natürlich hatte er da<strong>für</strong> einen Angestellten,<br />
aber er war <strong>für</strong> die Richtigkeit der Beförderung verantwortlich.<br />
In Frankfurt am Main bestanden 1866 drei öffentliche Staatstelegrafen die von 5 Staaten, Baden, Bayern,<br />
Hessen, Frankfurt <strong>und</strong> Preußen benutzt wurden. Außerdem waren noch 4 öffentliche Bahntelegrafen <strong>und</strong> 4<br />
Bahntelegrafen <strong>für</strong> den innerdienstlichen Verkehr <strong>und</strong> Signaldienst der Eisenbahnverwaltungen angesiedelt.<br />
Damit ist gesagt, dass man keine extra Leitung von Frankfurt am Main nach Homburg v.d.H. einrichten<br />
wollte, sondern es sollte die bereits bestehende Eisenbahn-Telegrafenlinie auch <strong>für</strong> Postdepeschen benutzt<br />
werden. Der Landgräfliche Hessen – Homburgische Geheimrath lehnt diesen Vorschlag ab, da der Endpunkt<br />
der Telegrafenleitung in Frankfurt im Main im Main − Weser − Bahnhof liegt <strong>und</strong> keine Verbindung zu einer<br />
weiteren Telegrafenverbindung hat, auch sei die Post nicht an die Leitung angeschlossen. Er gibt aber zu,<br />
dass die Einrichtung eines Telegrafen von Regierungsseiten oder durch einen Privatunternehmer besondere<br />
Umstände hervorbringen, besonders durch eine separate Anlage <strong>und</strong> durch den erhöhten Personalaufwand.<br />
Daher be<strong>für</strong>wortete er dann doch den vorgeschlagenen Weg der Benutzung des Eisenbahntelegrafen auch<br />
<strong>für</strong> die Post. 82a In einem geheimen Protokoll Über die Anlage der Telegrafenverbindung zwischen Frankfurt<br />
am Main <strong>und</strong> Homburg v.d.H. gibt es ein größeres Aktenstück im Stadtarchiv von Bad Homburg v.d.H. Die<br />
Landgräfliche Hessische Regierung in Homburg v.d.H., die Nassausche Regierung in Wiesbaden <strong>und</strong> die<br />
Preußische Staatsregierung in Berlin mussten sich über den Bau der Telegrafenleitung <strong>und</strong> deren Betrieb<br />
einigen. Dass dies nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten gegangen ist, können wir im nachfolgenden<br />
Bericht des Herzoglichen (Nassauschen) Staats-Ministeriums vom 28. September 1860 lesen:<br />
„Wenn der Landgräflich Hessische Geheimrath in seinem hierneben rückverfolgenden Schreiben vom 10. l.<br />
Mts. die Anlage einer Telegraphenstation in Homburg behufs Herstellung einer entweder von der Königlich<br />
Preußischen oder von der Landgräflich Hessischen Regierung herzustellenden telegraphischen Verbindung<br />
mit Frankfurt als ein fühlbares Bedürfnis des Verkehrs bezeichnet, so erlauben wir uns hiegegen zu<br />
bemerken, daß diesem Bedürfniß einfach dadurch abgeholfen werden kann, daß der Homburger<br />
Eisenbahngesellschaft welche bereits aus Frankfurt einen Bahntelegraphen zwischen Homburg besitzt, auf<br />
desfallsiges Ansuchen Seitens die betheiligten Regierungen die Erlaubniß ertheilt wird, diesen Telegraphen<br />
auch zur Beförderung von Staats- <strong>und</strong> Privatdepeschen zu benutzen“.<br />
der Nassau’schen Regierung vom 3. April 1861 wird erstmals vorgeschlagen dass auch eine<br />
Telegrafenstation in <strong>Oberursel</strong>/Ts. eingerichtet werden solle. In einem weiteren Schreiben steht:<br />
„In der Errichtung einer Telegraphenstation zu <strong>Oberursel</strong> scheint uns eine entsprechende Gegenleistung<br />
nicht zu liegen, da die Entfernung dieses Ortes von seinen Hauptverkehrpunkten Frankfurt <strong>und</strong> Homburg bei<br />
der Benutzung der Eisenbahn eine sehr geringe ist <strong>und</strong> diejenigen industriellen Etablisements welche<br />
voraussichtlich fast allein Gebrauch von dem Telegraphen machen würden, nicht zu <strong>Oberursel</strong> selbst,<br />
sondern an dem Urselbach, beinahe gleichweit von <strong>Oberursel</strong>, als von Homburg gelegen sind, ein<br />
erheblicher Nutzen <strong>für</strong> den Verkehr..... nicht zu erwarten sein würde. (...)“.<br />
Es folgt nun ein umfangreicher Briefwechsel zwischen den beteiligten Regierungen, das Resultat davon war<br />
ein Vertrag über die Errichtung einer Telegrafenlinie von Frankfurt am Main über Homburg v.d.H.,<br />
Usingen/Ts. nach Wetzlar/Lahn.<br />
Hier der Wortlaut des Vertragsanfangs:<br />
„§ 1<br />
82 Post- <strong>und</strong> Telegraphen- Handbuch 1868, S. 59, Anlage VII.<br />
82a FZA Regensburg, Stationsakten Nr. 6894.<br />
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