Bezirk Lüneburg
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„Es fehlen Schiedsrichter im<br />
Alter zwischen 25 und 40<br />
NFV-Schiedsrichterobmann Wolfgang Mierswa im Gespräch mit REINER KRAMER<br />
Auf dem Platz zeigt ein Schiedsrichter<br />
in der Regel dann eine gute Leistung,<br />
wenn er kaum wahrgenommen wird.<br />
In der Redaktion des Fußball-Journal<br />
kommen die Referees gern zu Wort,<br />
weil sie sehr viel Interessantes zu vermelden<br />
haben. WOLFGANG MIERSWA,<br />
Vorsitzender des NFV-Schiedsrichterausschusses,<br />
hat jetzt zu aktuellen Themen<br />
Stellung genommen. Das Interview<br />
im Wortlaut:<br />
Fußball-Journal: Herr Mierswa,<br />
Schiedsrichter und Assistenten sind um ihr<br />
Amt nicht immer zu beneiden. Verbale<br />
Entgleisungen von Spielern und Trainern<br />
sind keine Seltenheit. Tätliche Übergriffe<br />
hat es auch schon gegeben. Haben diese<br />
Vergehen im vergangenen Jahr zugenommen?<br />
Mierswa: Es gibt keine statistische<br />
Erhebung über derartige Vorkommnisse in<br />
Niedersachsen. Aber die Gewaltproblematik<br />
im Umgang mit Schiedsrichtern ist das<br />
Schwerpunktthema der nächsten Zeit. Wir<br />
wollen gemeinsam mit den Kreis- und <strong>Bezirk</strong>sschiedsrichterausschüssen<br />
ein Konzept<br />
entwickeln, das unseren Schiedsrichtern<br />
Strategien an die Hand gibt, wie sie<br />
sich in solchen Situationen verhalten sollen.<br />
Gleichzeitig appelliere ich an die Vereinsvertreter,<br />
durch angemessenes und<br />
respektvolles Verhalten dazu beizutragen,<br />
dass es erst gar nicht zu tätlichen Übergriffen<br />
kommt.<br />
Fußball-Journal: Der Niedersächsische<br />
Fußballverband ist für seine gute<br />
Ausbildung der Schiedsrichter bekannt.<br />
Aber haben wir in den Kreisen immer noch<br />
genügend motivierte und qualifizierte Unparteiische?<br />
Mieswa: Wir bilden jährlich ca. 1.500<br />
Schiedsrichter aus. Insofern gibt es genügend<br />
Nachwuchsschiedsrichter. Die nahezu<br />
gleiche Anzahl geht uns aber auch verloren.<br />
Den Kreisen fehlen die Schiedsrichter<br />
im Alter zwischen 25 und 40. Hier müssen<br />
und wollen wir neue Anreize schaffen,<br />
damit die Motivation neu entfacht wird.<br />
Gott sei Dank haben wir unsere Oldies<br />
jenseits der 40 bis 70 und noch darüber<br />
hinaus, die Woche für Woche häufig sogar<br />
mehrere Spiele leiten. Nur dadurch kann<br />
der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden.<br />
Um Schiedsrichter sein zu können, muss<br />
man besondere Fähigkeiten und Eigenschaften<br />
besitzen, die sicher nicht jeder<br />
mitbringt.<br />
Für diese Qualifizierung sorgen die<br />
vielen Schiedsrichterlehrwarte in den<br />
Kreisen mit ihren Lehrstäben, die die volle<br />
Unterstützung von uns haben und ausgezeichnete<br />
Arbeit leisten. Das kann nicht<br />
genug gewürdigt werden.<br />
Hauptsächlich sind wir aber abhängig<br />
davon, welche Schiedsrichteranwärter uns<br />
von den Vereinen gemeldet werden.<br />
FIFA-Schiedsrichter Florian Meyer aus Burgdorf bei Hannover. Foto: IMAGO<br />
Interwiev<br />
Wolfgang Mierswa. Foto: Zwing<br />
Allgemein ist es schade, wenn junge Menschen,<br />
die sich für diese faszinierende Tätigkeit<br />
bereit erklärt haben, wieder aufhören,<br />
weil sie unwürdig behandelt werden.<br />
Dies bedeutet nicht allein einen Verlust für<br />
den Schiedsrichterbereich, sondern für<br />
den gesamten Fußball.<br />
Fußball-Journal: Wie viele Schiedsrichter<br />
gibt es in Niedersachsen? In welchen<br />
Regionen fehlt es besonders an<br />
Nachwuchskräften?<br />
Mierswa: Es gibt über 11.000<br />
Schiedsrichter in Niedersachsen. Die<br />
zweite Frage möchte ich gerne umdrehen<br />
und positive Zahlen nennen.<br />
In der Stadt Hannover gibt es über<br />
170 Jungschiedsrichter. Der Kreis Emsland<br />
stellt mit 466 Schiedsrichtern die größte<br />
Anzahl. Im Kreis Nordharz gab es eine<br />
Ferienpassaktion zur Gewinnung neuer<br />
Schiedsrichter. Der Kreis Harburg ist die<br />
Hochburg bei den Schiedsrichterinnen. An<br />
zwölf Schulen in Niedersachsen wurden<br />
Schiedsrichterlehrgänge erfolgreich durchgeführt.<br />
In den Regionen, in denen es nicht so<br />
erfolgreich läuft, werden wir vom Verbandsschiedsrichterausschuss<br />
mit unseren<br />
qualifizierten Referenten unterstützen und<br />
Hilfe anbieten. Wir wollen und müssen erreichen,<br />
dass die Schiedsrichter überall als<br />
Sportler wahrgenommen und mit Respekt<br />
behandelt werden.<br />
Denn eines ist sicher: Keine Schiedsrichter<br />
– kein Fußball!<br />
Fußball-Journal: Herr Mierswa,<br />
vielen Dank für das Gespräch.<br />
Februar 2013 27