Hinter einem großen Werk steckt <strong>im</strong>mer eine mehr oder weniger zündende Idee. Diese gilt es zu entwickeln. Dazu wird sie „abgeklopft“, geprüft, verworfen, verglichen, geformt, geändert, angepasst, feingeschliffen, realisiert und schließlich dem staunenden Publikum präsentiert. Die Rede ist hier nicht von einer erhabenen Inszenierung, sondern vom Bühnenbild schlechthin, dem Ort einer dramatischen Handlung. Genauer gesagt handelt es sich um ein Bild, das die Zuschauer sich vom Ort des Geschehens machen sollen, oder eben auch nicht. Und genau das ist die Crux. Deshalb ist die Idee wichtig, und zwar lange bevor die erste Schraube ihren Weg durch Holz windet. Den Spielort gibt der Autor des Stückes vor. Soweit, so gut. Wie ist er aber nun beschaffen? Was zeichnet ihn aus? Diese und viele weitere Fragen verschweigt uns der Autor. Und das ist gut so, denn nur so können die Männer vom Bühnenbau kreativ werden und eine Idee, in Absprache mit der Regie, gebären, entwickeln und... (siehe oben). Die Idee hat in unserem Falle viele Väter: das Stück, die Regie, den oder die Bühnenbildner. Ideen sind Produkte mit einer kurzen Verfallzeit. Deshalb werden sie festgehalten als Skizze und als Beschreibung. Danach wechselt die Idee ihren Aggregatzustand in kurzen Intervallen: vom Skizzenblatt in den Kopf und zurück in <strong>im</strong>mer kürzeren Zeitabständen. (Dazu bitte den Bildteil beachten). Der Vorgang hält an, bis schließlich der, erst auf den zweiten Blick weise, Satz fällt: „Wenn alles st<strong>im</strong>mig ist, dann passt es auch.“ Gemeint ist: Liegt eine Einheit zwischen Autor, Bühnenbildnerei und Regie vor und ist anzunehmen, dass alle Anliegen des Stückes fehlerlos zum Besucher transportiert werden und das Ganze alle praktischen, gesetzgeberischen, sicherheitstechnischen und natürlich auch alle künstlerischen Kriterien erfüllt, dann ist es an der Zeit, Holz, Nägel, Schrauben, Farbe und Textilien zu bestellen. Was ab jetzt passiert, ist Handwerkskunst, nicht vom Allerfeinsten, da alles nicht lange gebraucht wird, aber dafür vom Haltbarsten für kurze Zeit und von besonderen Nutzen und oft mit dem bei den Erbauern beliebten Ah- und Oh-Effekt. Vom Publikum geäußert, wird dieser als „beson- Von Bildern und Bauten ders wertvoll“ eingestuft. Und wenn be<strong>im</strong> Spiel das Bühnenbild hält, was seine Optik verspricht, dann lächelt sogar die Spielleitung unauffällig. Was aber, wenn verlangt wird, den Ort zu verschweigen, bzw. die Regie es für besser erachtet, der Zuschauer möge doch bitteschön den Ort in seinem Kopf herstellen und mit eigenen Farben ausmalen? Dann und wirklich nur dann, bleibt die Bühne leer; von ein paar Requisiten abgesehen. Aber auch diesem Zustand liegt eine Idee zu Grunde, die erst einmal geboren und entwickelt werden muss. Der profane Auf- und Abbau der Kulissen ist auf der nach oben offenen Genuss-Skala für Bautenteams unten angesiedelt. Trotzdem geschieht auch das ohne Murren, dafür aber rustikal und lautstark. 20
21 Bühnenbilder können ganz schön aufwändig sein. Sorgfältige Planung ist deshalb unerlässlich. Ganz wichtig ist die Bildidee. Sie muss den Charakter des Stückes optisch „tragen“. Links, bei dem Stück „Die deutschen Kleinstädter“, 1999, ergänzten sich das skurille Bild und die groteske Inszenierung ideal. St<strong>im</strong>mig wirken, ohne naturalistisch zu sein, das war 2004 be<strong>im</strong> Stück „Ein wahrer Held“, gefragt. Links das Szenenbild und darüber der Entwurf.