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Durchbruch - Credit Suisse eMagazine - Deutschland

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Foto: Tony McNicol<br />

bei alternativen Energien<br />

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Text: Tony McNicol<br />

Früher stand Kuzumaki ganz im Zeichen des Kohlebergbaus. Heute<br />

produziert es lediglich noch Milch und Wein. Einer Population von<br />

10000 Milchkühen stehen 8000 Einwohner gegenüber. Wie viele<br />

abgelegene Regionen Japans ist auch diese stark entvölkert. Seit<br />

Generationen ziehen die Jüngeren von den Bergen in die Stadt – die<br />

Einwohnerzahl hat sich seit 1955 halbiert. Bis vor kurzem drohte die<br />

Stadt sogar von der Landkarte zu verschwinden.<br />

Heute präsentiert sich Kuzumaki stolz als Stadt von «Milch, Wein<br />

und sauberer Energie». Letztere hat die Stadt zu neuem Leben erweckt.<br />

Vor zehn Jahren gelobten die Lokalbehörden, der Stadt durch<br />

grüne Energie neue Dynamik zu verleihen. «Wir haben zwar weder<br />

Kapital noch Technologie, aber dafür Weideland», meint Haruyuki<br />

Yoshizawa von der Abteilung für Landwirtschaft, Forstwirtschaft,<br />

Umwelt und Energie des Gemeinderats. Im Jahr 2003 wurden<br />

auf Gemeindeland zwölf Windturbinen mit einer Leistung von je<br />

1750 Kilowatt installiert. Heute erzeugt die Stadt mehr – und durchwegs<br />

saubere – Energie, als sie verbraucht. Sonnenkraftwerke,<br />

Biomasseanlagen und Subventionen für eine Reihe von Umwelttechnologien<br />

sind hinzugekommen. «Kuzumaki hatte wenig zu<br />

bieten», sagt Yoshizawa. «Wenn wir nichts unternommen hätten,<br />

wäre die Stadt möglicherweise ganz verschwunden. Deshalb entschieden<br />

wir uns für umweltfreundliche Energie.»<br />

Kuzumaki ist zum Symbol für das Dilemma geworden, dem sich<br />

ganz Japan gegenübersieht. Regierung und Industrie suchen in der<br />

Umwelttechnologie nach Lösungen für wirtschaftliche und demografische<br />

Probleme. Nach dem längsten Wirtschaftsaufschwung seit<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs befindet sich Japan in einer Rezession.<br />

Langfristig muss Japan mit einer der am schnellsten alternden<br />

Bevölkerungen weltweit fertig werden. Niemand weiss, wie und ob<br />

Japans schrumpfendes Reservoir an jungen Arbeitskräften die<br />

Älteren künftig unterstützen kann. Gleichzeitig bedrohen Indien und<br />

China Japans wirtschaftliche Vormachtstellung in Asien.<br />

Nun könnte die Umwelttechnologie helfen, Japans wirtschaftliche<br />

Zukunft zu sichern. Sie ist genau die Art von Hightechindustrie, in<br />

der das Land führend ist. «Langfristig werden Energiespartechnologien<br />

für die japanische Wirtschaft eine grosse Bedeutung bekommen»,<br />

erklärt Ryo Nasu von der Abteilung für natürliche Ressourcen<br />

und Energie des japanischen Ministeriums für Wirtschaft, Handel<br />

und Industrie.<br />

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Selbstverständlich geht es in erster Linie darum, der drohenden<br />

Klimaerwärmung zu begegnen. Der Internationalen Energieagentur<br />

zufolge wird die weltweite Energienachfrage bis ins Jahr 2030 um<br />

45 Prozent steigen. Wird diese Energie weiterhin zu einem grossen<br />

Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen, hätte das gravierende<br />

Folgen. Die Klimaerwärmung stand denn auch am letztjährigen<br />

Gipfeltreffen der G8 in Japan ganz oben auf der Agenda. Premierminister<br />

Yasuo Fukuda stellte einen Plan vor, der bis ins Jahr 2050<br />

eine Halbierung der weltweiten Treibhausgasemissionen gegenüber<br />

27<br />

dem Niveau von 2006 vorsieht, und Japan erhofft sich eine Führungsrolle<br />

in der Entwicklung neuer Technologien, um dies möglich<br />

zu machen. Japan investiert im Übrigen schon heute einen Viertel<br />

mehr in Energietechnologien als die USA und rund achtmal soviel<br />

wie Frankreich oder <strong>Deutschland</strong>.<br />

Im letzten März veröffentlichte das japanische Ministerium für<br />

Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) einen Fahrplan mit Einzelheiten<br />

zu 21 innovativen <strong>Durchbruch</strong>-Technologien. Einige davon<br />

betreffen die Angebotsseite, wie zum Beispiel die erneuerbare,<br />

kohlenstoffarme und effiziente Stromerzeugung. Andere sind nachfrageseitig<br />

zu verstehen, darunter die energieeffiziente Elektronik,<br />

Brennstoffzellen und Hybridfahrzeuge. Sie alle könnten helfen, die<br />

Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.<br />

Die Klimaerwärmung ist nicht der einzige Grund, weshalb Japan<br />

den Verbrauch von fossilen Brennstoffen reduziert. Der Energieselbstversorgungsgrad<br />

des Landes gehört mit 19 Prozent weltweit<br />

zu den niedrigsten. Dieser Wert liegt sogar bei 4 Prozent, wenn<br />

die Atomkraft, die importiertes Uran nutzt, ausser Acht gelassen<br />

wird. Demgegenüber sind <strong>Deutschland</strong> zu 39 Prozent und die USA<br />

zu 70 Prozent Energieselbstversorger. Seit der «Ölkrise» im Jahr<br />

1973, als steigende Ölpreise die japanische Wirtschaft lähmten, versucht<br />

das Land vom Erdöl wegzukommen. 1973 deckte Erdöl 77,4<br />

Prozent des gesamten japanischen Energiebedarfs. Durch die Einführung<br />

von Wasserkraft, Erdgaserzeugung und Atomkraft konnte<br />

dieser Wert bis 2005 auf 48,9 Prozent reduziert werden.<br />

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Solarenergie ist heute eine der vielversprechendsten sauberen<br />

Energietechnologien. Laut «Solarbuzz», einer Fachpublikation der<br />

Solarindustrie, wuchs der Weltmarkt von 2006 bis 2007 um beeindruckende<br />

62 Prozent. Aber obwohl die Solarenergie eine rosige<br />

Zukunft hat, hängen dunkle Wolken über Japans Anstrengungen.<br />

Vor wenigen Jahren war Japan in der Installation von photovoltaischen<br />

Zellen weltweit führend. Heute verfügt das Land nur<br />

noch über 8 Prozent der weltweiten Solarkraftanlagen, gegenüber<br />

<strong>Deutschland</strong> mit 47 Prozent und Spanien mit 23 Prozent. Auch auf<br />

dem Solarzellenmarkt verliert Japan an Boden. China erreichte<br />

2007 einen Anteil von 35 Prozent an der Weltproduktion gegenüber<br />

26 Prozent für Japan.<br />

Taichi Ozawa, leitender Spezialist an der New Energy Foundation<br />

in Tokio, macht das japanische Subventionssystem dafür verantwortlich.<br />

Die Beschaffungssubventionen für Solarzellen wurden<br />

2005 eingestellt – nicht lange, bevor <strong>Deutschland</strong> an Japan vorbeizog.<br />

Die Regierung bereitet inzwischen ein neues Subventionssystem<br />

für 2009 vor. Der Preis für Windkraft ist dank grösserer und effizienterer<br />

Turbinen drastisch gesunken. Aber leider scheint Japan aus<br />

geografischen Gründen nicht für die Windkraft geeignet zu sein.<br />

Zwar steigerte Japan die Installation von Windturbinen zwischen<br />

2001 und 2006 um das Fünffache, doch die Windkraftleistung betrug<br />

gegenüber den USA nur ein Zehntel und gegenüber Deutsch- ><br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 1/09

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