Durchbruch - Credit Suisse eMagazine - Deutschland
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Open Network fördert<br />
vorurteilsfreie Kultur<br />
Ziel des vor einem knappen Jahr gegründeten Open Network Switzerland ist es,<br />
das Verhältnis zwischen der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> und ihren lesbischen, schwulen,<br />
bisexuellen und transsexuellen Mitarbeitenden weiter zu optimieren. Dies und auch<br />
der Austausch mit Heterosexuellen ist dem Netzwerk innerhalb von kurzer<br />
Zeit gelungen.<br />
«Some see barriers. We see possibilities.»<br />
Das noch junge Open Network Switzerland<br />
wirbt mit einem Slogan, der auch wirklich Programm<br />
ist; im März 2008 gegründet, macht<br />
es seither durch zahlreiche Aktivitäten wie<br />
einen wöchentlichen Newsletter oder mit<br />
Apéros, besonders aber durch attraktive Anlässe<br />
viel von sich reden. So auch im letzten<br />
September, als namhafte Gäste – unter anderen<br />
der Basler Ständerat Claude Janiak<br />
und der vormalige CEO der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>,<br />
Oswald Grübel – an einer Podiumsdiskussion<br />
über das Verständnis für und Bekenntnis zu<br />
den Anliegen des Netzwerks diskutierten.<br />
Das Netzwerk wurde auf Initiative eines<br />
Mitarbeiters hin gegründet und findet seither<br />
grossen Anklang. Diese Tatsache zeigt den<br />
Bedarf nach einer institutionalisierten Gruppe,<br />
welche die Anliegen der Lesben, Schwulen,<br />
Bisexuellen und Transsexuellen vertritt<br />
und durchsetzt – gemäss der offiziellen Erklärung<br />
der Bank, dass niemand seiner sexuellen<br />
Orientierung wegen diskriminiert<br />
werden darf. Dass die Idee des Open Network<br />
Switzerland breit mitgetragen wird,<br />
unterstrich bereits die Ansprache von Brady<br />
Dougan, der sich an der Gründungsversammlung<br />
im März persönlich an die Teilnehmenden<br />
wandte. Trotzdem: In einer Zeit, in der, wie es<br />
Oswald Grübel ausdrückte, «Homosexualität<br />
als absolut gesellschaftsfähig gilt, währenddem<br />
sie vor 20 Jahren noch ein Tabuthema<br />
war», fragt es sich, ob ein solches Netzwerk<br />
wirklich noch erforderlich ist. Pierre Schreiber,<br />
der als Sekretär des Verwaltungsrats bei der<br />
<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> arbeitet, weiss als geouteter<br />
Homosexueller und Chairman des Netzwerks<br />
eine Antwort darauf: «Ihre Veranlagung zu<br />
verbergen, generiert bei vielen Menschen<br />
nervlichen wie zeitlichen Aufwand. Diese<br />
Energie geht auch der Arbeit ab, zum Nachteil<br />
sowohl der Mitarbeitenden als auch der Arbeitgeber.<br />
Ein Outing fällt also mit Hilfe des<br />
Netzwerks leichter, weil die bestehende<br />
schriftliche Erklärung durch eine Gruppe ver-<br />
An der Podiumsdiskussion im September 2008<br />
herrschte eine lockere Atmosphäre; Moderator<br />
Charles Clerc scheute sich nicht, auch persönliche<br />
Fragen wie nach den ersten Berührungspunkten<br />
mit Homosexualität zu stellen.<br />
treten und durchgesetzt wird.» Die wichtigste<br />
Aufgabe des Netzwerks sei es deshalb, innerhalb<br />
des Unternehmens eine Kultur zu fördern,<br />
in der die sexuelle Orientierung nicht<br />
als Kriterium für die Beurteilung eines Mitarbeitenden<br />
diene, so dass in fünf Jahren kein<br />
spezieller Schutz und deshalb auch kein<br />
Netzwerk mehr erforderlich sei. Dass Letzteres<br />
noch nicht so weit und das Netzwerk<br />
noch sehr nötig sei, davon waren auch die<br />
anderen hochkarätigen Teilnehmer am Anlass<br />
überzeugt, wie Brigitte Röösli, Co-Präsidentin<br />
der Lesbenorganisation Schweiz,<br />
Josef Felder, vormaliger CEO Unique AG,<br />
Maya Salzmann, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Private Banking EMEA,<br />
und Urs Rohner, COO <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>. Das<br />
Publikum wie auch die Podiumsteilnehmer<br />
erachteten es aber als wegweisend, dass das<br />
Netzwerk dazu dienen solle, auf Vorbehalte<br />
oder Vorurteile aufmerksam zu machen. Und<br />
diesen mit einem aktiven und beispielhaften<br />
Verhalten entgegenzuwirken – was ja allein<br />
mit diesem Anlass bestimmt schon sehr gut<br />
gelungen ist. Regula Gerber<br />
<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> 45<br />
Bulletin Wie waren denn die Feedbacks,<br />
die Sie auf die Gründung des Netzwerks<br />
erhalten haben?<br />
Pierre Schreiber Viele Netzwerkteilnehmende<br />
haben seither ein ähnlich<br />
befreiendes Gefühl wie ich erlebt. Schon<br />
Brady Dougans Auftritt an der Gründungsversammlung<br />
war ein wichtiges Zeichen<br />
und hat enorm dazu beigetragen, dass<br />
sich etliche Personen nach der Gründung<br />
des Netzwerks im März 2008 zu outen<br />
vermochten.<br />
Und wie haben diese Personen nun ihr<br />
Outing erlebt?<br />
Mehrheitlich positiv. Es gibt einige, die<br />
vielleicht ein bisschen anders vorgehen<br />
würden, müssten sie es nochmals tun. Aber<br />
grundsätzlich bereut den Schritt niemand.<br />
Schon der zweite Anlass des Netzwerks<br />
war ein grosser Erfolg. Wie kam es dazu?<br />
Bestimmt haben die hochkarätigen<br />
Podiumsteilnehmenden dazu beigetragen.<br />
Aber wir durften beobachten, dass viele<br />
Zuschauer mit einer eher kritischen Haltung<br />
erschienen, den Anlass aber sehr optimistisch<br />
verliessen. Die Feedbacks waren<br />
durchwegs positiv, und einige haben<br />
sogar gefunden, sie seien stolz auf einen<br />
solchen Arbeitgeber.<br />
Wie stark exponiert man sich mit einer<br />
Teilnahme am Netzwerk?<br />
Je nach eigenem Bedürfnis kann das<br />
von reiner Informationswahrnehmung bis<br />
hin zu einer aktiven Hilfe in der Organisation<br />
gehen. Ich kenne einige Mitarbeitende,<br />
die sich sogar im Netzwerk aus Angst vor<br />
einem Outing sehr passiv verhalten.<br />
Trotzdem ist es wichtig, dass das Netzwerk<br />
als Refugium für mögliche Notfälle vorhanden<br />
ist.<br />
Welche Vision haben Sie für das<br />
Open Network Switzerland?<br />
Dass ein respektvoller und vorurteilsloser<br />
Umgang zu einer Selbstverständlichkeit<br />
wird, weil hinter allen Lesben,<br />
Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen<br />
Menschen stehen, die sich in ihren Stärken,<br />
Schwächen und Schicksalen nicht von<br />
anderen unterscheiden. <<br />
Interview mit Pierre<br />
Schreiber, Sekretär<br />
des Verwaltungsrats<br />
der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />
und Chairman des<br />
Netzwerks.<br />
<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 1/09