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Durchbruch - Credit Suisse eMagazine - Deutschland

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Fotos: Gabriel Bouys, AFP Wo<br />

lebt es sich am<br />

günstigsten?<br />

Text: Thomas Rühl, Economic Research<br />

Wirtschaft Frei verfügbares Einkommen 57<br />

Steuergünstige Wohngemeinden sind in aller Munde. Die Vorstellung, mit einem Umzug<br />

seine Steuerbelastung zu senken, klingt verlockend. Vergleiche der Steuerbelastung<br />

<br />

<br />

<br />

Der Standortwettbewerb zwischen den Regionen<br />

der Schweiz hat in den letzten Jahren<br />

an Intensität zugenommen. Angesichts der<br />

in der Regel soliden finanziellen Lage und<br />

weiterer günstiger Voraussetzungen haben<br />

die Kantone und Gemeinden den Spielraum<br />

bei der Gestaltung ihrer Umverteilungs-,<br />

Steuer- und Gebührensysteme umfassend<br />

genutzt. Einzelne Kantone haben – rückblickend<br />

betrachtet – sogar rechtswidrige<br />

Massnahmen zur Erhöhung ihrer Attraktivität<br />

für Zuzüger ergriffen. Prominenteste<br />

Beispiele sind das degressive Steuermodell<br />

Obwaldens sowie die starke Reduktion des<br />

steuerbaren Eigenmietwerts im Kanton<br />

Basel-Landschaft. Beide Massnahmen wurden<br />

vom Bundesgericht für ungültig erklärt.<br />

<br />

Bei der Wohnortwahl berücksichtigen die<br />

Haushalte zahlreiche Faktoren. Neben Wohnlage<br />

und Infrastrukturangebot, der Verfügbarkeit<br />

passender Wohnobjekte, emotionalen<br />

Kriterien und persönlicher Vernetzung an<br />

einem Ort spielen finanzielle Faktoren eine<br />

wichtige Rolle. Zusätzlich zur Steuerbelastung<br />

sollten dabei auch andere obligatorische<br />

Abgaben, etwa die Krankenversicherungsprämien<br />

oder die Ausgestaltung der<br />

Eigenmietwertbesteuerung für Wohneigentümer,<br />

berücksichtigt werden. Darüber hinaus<br />

wird die finanzielle Attraktivität eines<br />

Wohnorts von einer Reihe standortgebundener<br />

Fixkosten beeinflusst. Regional unterschiedliche<br />

Preise für Immobilien, Nebenkosten<br />

oder Elektrizität haben teilweise sogar<br />

einen höheren Anteil an den Ausgaben eines<br />

Haushalts als die obligatorischen Abgaben.<br />

Die finanzielle Wohnattraktivität eines<br />

Orts basiert auf einer Vielzahl von Einflussgrössen.<br />

Entscheidendes Kriterium ist der<br />

Geldbetrag, der den Haushalten nach Abzug<br />

der Zwangsabgaben und der langfristig gebundenen<br />

Fixkosten für weiteren Konsum<br />

zur freien Verfügung steht. Diese Grösse<br />

stellt das so genannte frei verfügbare Einkommen<br />

dar und ist das zentrale finanzielle<br />

Kriterium der Wohnortwahl. Die vorliegende<br />

Analyse betrachtet die Wohnattraktivität<br />

der Schweizer Kantone und Gemeinden aus<br />

diesem Blickwinkel, d.h. unter Einbezug<br />

sämtlicher einkommens- und ausgabenrelevanter,<br />

standortgebundener Komponenten.<br />

Um der Vielfalt unterschiedlicher Haushalte<br />

gerecht zu werden, wird das frei verfügbare<br />

Einkommen für eine grosse Zahl von Falltypen<br />

berechnet. Für den Vergleich der Wohnstandorte<br />

wird dabei die Sichtweise eines<br />

Haushalts eingenommen, der losgelöst von<br />

anderen Kriterien diejenige Gemeinde sucht,<br />

in der ihm mit seinen Charakteristika und auf<br />

der Basis einer bevorzugten Art Wohnobjekt<br />

der grösste Betrag für seine Konsumausgaben<br />

übrig bleibt.<br />

Mit dem RDI-Indikator (Regional Disposable<br />

Income) für die Kantone werden die<br />

Werte des frei verfügbaren Einkommens für<br />

einen breit gefassten Mittelstand zusammengefasst.<br />

Wie bereits bei der ersten Berechnung<br />

im Jahre 2006 erreicht der Kanton<br />

Appenzell Innerrhoden die höchste Bewer-<br />

und tiefer Immobilienpreise bleibt der Kanton<br />

für den breiten Mittelstand am attraktivsten.<br />

In Innerrhoden und Nidwalden sind ausserdem<br />

die Prämien der obligatorischen Krankenversicherung<br />

schweizweit am tiefsten.<br />

Als Folge der Optimierung ihrer steuerlichen<br />

Rahmenbedingungen weisen die Kantone<br />

Obwalden, Thurgau, Solothurn und Schaffhausen<br />

gegenüber 2006 deutliche Rangverbesserungen<br />

auf. Die Stadtkantone Basel-<br />

Stadt und Genf liegen deutlich unter dem<br />

Schweizer Mittel. Die Zentrumskantone Bern,<br />

Zürich und das Waadtland sind dank ihrer<br />

bedeutsamen Agglomerationen und ländlichen<br />

Regionen etwas näher am Schweizer<br />

Mittel platziert als die reinen Stadtkantone,<br />

bleiben aber klar hinter dem Hauptfeld der<br />

Kantone. Die generell hohen Wohnkosten in<br />

Ballungsräumen wirken sich in den Budgets<br />

der ansässigen Haushalte deutlich aus.<br />

Steuervorteile sind nicht alles<br />

Das Beispiel des Kantons Zug mit seinem<br />

durchschnittlichen Ergebnis zeigt, dass<br />

Steuervorteile alleine noch keine hohe finanzielle<br />

Wohnattraktivität garantieren. Dies ist<br />

in der Abbildung Seite 58 sichtbar, die die<br />

Hintergründe der kantonalen RDI-Werte<br />

darstellt. In Bezug auf die obligatorischen<br />

Abgaben gehört der Kanton Zug mit Schwyz,<br />

Nidwalden und Obwalden zu den attraktivsten<br />

Wohnorten; aufgrund hoher Wohnkosten<br />

wird dieser Vorteil jedoch relativiert und es<br />

resultiert ein durchschnittlicher RDI-Wert.<br />

Eine leichte Kompensation der Steuervorteile<br />

hat auch in den Kantonen Schwyz<br />

tung. Dank einer moderaten Steuerbelastung ><br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Bulletin 1/09

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