Neuweiler gestern und heute
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6. Necknamen <strong>und</strong> Spottverse<br />
Von „Eule“ bis gleich zweimal „Schnaigäs“<br />
Sie sind Nachtvögel, waren 2005 „Vogel des Jahres“ in<br />
Deutschland <strong>und</strong> sollen recht intelligent sein: Die Eulen,<br />
welche für die Bewohner von Agenbach der althergebrachte<br />
Neckname sind. Aber die Einwohner von <strong>Neuweiler</strong>s<br />
nördlichstem <strong>und</strong> höchstgelegenen Ortsteil sind nicht<br />
die einzigen, die einen Necknamen haben, der von alters<br />
her innerhalb der Dorfgemeinschaft oder meist der benachbarten<br />
weitergegeben wird. Entstanden sind die Namen<br />
wohl sehr häufig, wenn den Nachbarn einer Ortschaft<br />
an deren Lage, Aussehen oder Art der Bewohner tatsächlich<br />
oder hineingedachte Besonderheiten auffielen. Aber<br />
auch die eine oder andere Besonderheit aus Natur, Landschaft<br />
oder Mentalität früherer Zeiten mag so überliefert<br />
sein. Die Agenbacher teilen im Übrigen ihren Namen mit<br />
den Rotfeldern. Die angesprochene Auffälligkeit könnte in<br />
diesem Fall das Vorkommen der den Namen gebenden<br />
Tiere in den Wäldern der Umgebung dieser Ortschaften<br />
sein. Interessant ist, dass die sonst eher seltenen Tiernamen<br />
bei den Dörfern, die <strong>Neuweiler</strong> bilden, vergleichsweise<br />
häufig vorkommen.<br />
Ähnlich mag der Name der Breitenberger, „Oachhörnle“,<br />
einstmals hervorgebracht worden sein. Gelegentlich gab<br />
es ja eine Benennung, bei welcher der Neckname die Eigenart<br />
ins Gegenteil verkehrte. Im Falle der Einwohner<br />
Breitenbergs dürfte er aber wohl daraus entstanden sein,<br />
dass sie in der Umgebung als besonders flink betrachtet<br />
wurden.<br />
Für die Hofstetter ist in der einschlägigen „schwabenländischen“<br />
Literatur <strong>und</strong> im Volksm<strong>und</strong> kein Neckname<br />
auffindbar. Dies mag damit zusammenhängen, dass sie<br />
schon jahrh<strong>und</strong>ertelang <strong>Neuweiler</strong> verb<strong>und</strong>en waren <strong>und</strong><br />
damit als dieser Gemeinschaft zugehörig betrachtet wurden,<br />
womit wohl deren Neckname auch ihnen „mit gehörte“.<br />
Die Einwohner <strong>Neuweiler</strong>s <strong>und</strong> auch Oberkollwangens<br />
tragen das Attribut „Schnaigäs“. Wie die Renninger<br />
im Kreis Böblingen dürfen die beiden oder unter Einbeziehung<br />
von Hofstett drei Dörfer die Bezeichnung wohl als<br />
Ehrennamen ansehen, denn sie erhielten ihn wohl, weil<br />
sie sich ganz besonders bei der Arbeit so lebhaft gebärdeten<br />
wie Schneegänse.<br />
Eher als fraglich betrachten manche Heimatforscher<br />
die Deutung aus einem 1988 im Jahrbuch des Landkreises<br />
Calw erschienenen Aufsatz von Dr. Hansmartin Ungericht,<br />
der die Namen teilweise an Formen ableitet, die<br />
sich aus den alten Wegnetzen aus der Luft betrachtet ergeben.<br />
Hier könnte eine solche Form zwischen <strong>Neuweiler</strong>,<br />
Oberkollwangen <strong>und</strong> Breitenberg durchaus herausgedeutet<br />
werden. Die Oberkollwanger führen nach<br />
einschlägigen Werken der historischen Landesforschung<br />
zu diesem Gebiet auch noch den allerdings im hiesigen<br />
Raum nicht (mehr?) bekannten „Beinamen“ des Raubvogels<br />
„Häher“, vielleicht auch hier, weil das Vorkommen<br />
der betreffenden Tiergattung dort zu verzeichnen ist.<br />
Auch eine Art der Namensbildung war einst, dass der<br />
Volksm<strong>und</strong> einen Teil des Ortsnamens änderte. Solche<br />
Herleitungen sind im südlichen Teil der Gemeinde <strong>Neuweiler</strong><br />
vertreten: Gaugenwald wurde zu „Schaufelwald“,<br />
die Zwerenberger sind in der scherzhaften Umbildung zu<br />
den „Zwetschgebergern“ geworden. Ihnen ist es dabei ja<br />
noch gut gegangen, denn wer ist schon gern ein „Sempelsfelder“<br />
(Simmersfelder) oder „Eselsbronner“ (Heselbronner)?<br />
Auch mit einer solchen Umbildung hat ein Vers zu tun,<br />
der sich auf <strong>Neuweiler</strong> bezieht. Hier wird das Dorf als<br />
„neue Welt“ bezeichnet, was selbstverständlich vielerlei<br />
Ursachen haben kann, angefangen vom fortschrittlichen<br />
Denken der Einwohner, über eine <strong>heute</strong> vielleicht nicht<br />
mehr bekannte Begebenheit bis hin zu den Auswanderungs-<br />
oder auch Zuwanderungswellen, welche es in vergangenen<br />
Zeiten gab; in dem betreffenden Reim heißt<br />
es:<br />
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