Neuweiler gestern und heute
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Nachbarschaft darum bemühten, aus der Ebhauser Mutterkirche<br />
herauszukommen <strong>und</strong> einen eigenen Pfarrsprengel<br />
<strong>und</strong> Begräbnisplatz zu erhalten. Zeit <strong>und</strong> Kraft<br />
kostete es, war für ältere Menschen, kleinere Kinder oder<br />
schwangere Frauen gar unmöglich, wenn in Zwerenberg<br />
keine Messe gehalten wurde, nach Ebhausen zu Fuß in<br />
den Gottesdienst zu kommen oder Verstorbene auf<br />
Schusters Rappen zur Bestattung zu bringen. Im Winter,<br />
wenn Schnee lag, wuchs sich dies für alle zu einer Strapaze<br />
aus oder es war gar gänzlich unmöglich von den<br />
Waldorten aus nach Ebhausen zu kommen.<br />
Dabei bereitete unseren Vorfahren im Mittelalter große<br />
Not, dass ein Tod ohne vorausgegangene Sterbesakramente<br />
<strong>und</strong> ohne kirchliche Bestattung nach damaliger<br />
Kirchenlehre die Rettung des verstorbenen Sünders ver-<br />
16. Die Darstellung zeigt die Kirchspiele im späten Mittelalter, als<br />
Zwerenberg mit <strong>Neuweiler</strong>, Gaugenwald <strong>und</strong> anderen Orten<br />
kirchlich noch zu Ebhausen gehörte. Breitenberg <strong>und</strong> halb Oberkollwangen<br />
(die andere Hälfte gehörte zu Altburg) hatten wie auch<br />
Neubulach ihre Mutterkirche in Effringen.<br />
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hinderte. So verw<strong>und</strong>ert es nicht, dass vermutlich durch<br />
eine Bittschrift das Ansinnen um ein eigenes Zwerenberger<br />
Kirchspiel bis zum Papst vorgetragen wurde. Wahrscheinlich<br />
hatten vorangegangene Verhandlungen mit<br />
dem Komtur (also dem Verwaltungsbeauftragten) des Johanniterordens<br />
in Rohrdorf <strong>und</strong> dem Ebhauser Pfarrer<br />
nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Aber man hatte<br />
diesen Weg eingeschlagen, auch wenn dies sicher zusätzliche<br />
wirtschaftliche Leistungen abforderte.<br />
Mit Urk<strong>und</strong>e vom 1. Juli 1467 antwortete Papst Paul II.,<br />
indem er den Bischof von Konstanz beauftragte, die Bitte<br />
der Pfarrangehörigen „de zwerhemberg“ um einen eigenen<br />
Begräbnisplatz zu prüfen <strong>und</strong> eventuell zu erfüllen.<br />
Daraufhin gab es aufgr<strong>und</strong> der politisch <strong>und</strong> kirchenrechtlich<br />
komplizierten Situation <strong>und</strong> auch der Interessen der<br />
verschiedenen Beteiligten einige Verwicklungen, welche<br />
die Zwerenberger Bittsteller durch die Einschaltung des<br />
Rothfelder Pfarrherren zu umgehen versucht hatten, wie<br />
aus einem erhalten gebliebenen Brief des Wildberger<br />
Stadtschultheißen Bock bekannt ist. Wildberg war die<br />
Amtsstadt für Ebhausen, das weltlich Württemberg zugeordnet<br />
war, weshalb von dort der Vorgang am 14. Dezember<br />
1467 an den Grafen Ulrich V. von Württemberg berichtet<br />
wurde. Dabei handelte es sich um ein regelrechtes<br />
Kidnapping.<br />
Kidnapping mit Geiselnahme erwidert<br />
Die beiden Männer, welche die päpstliche Urk<strong>und</strong>e nach<br />
Rothfelden transportiert hatten, weil sie anscheinend der<br />
Ebhauser Pfarrer, vielleicht auf Anordnung des Komturs<br />
der Johanniter, nicht verkünden wollte, wurden abgepasst,<br />
gefangen genommen <strong>und</strong> dem Wildberger Stadtschultheißen<br />
in Gewahrsam übergeben. Dieser wusste nicht so<br />
recht, was mit den Gefangenen tun; also bat er seinen<br />
Landesherrn um Anweisung. Dieser erhielt einen Tag später<br />
auch ein Schreiben des Komturs, aus dem hervorging,<br />
dass die badisch-markgräflichen Beamten von Altensteig<br />
sich in Rohrdorf einfallend Geiseln verschafft hätten, um<br />
die gefangenen Zwerenberger Boten freizupressen. Ob<br />
dies funktioniert hat ist nicht bekannt, aber zu vermuten.