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Neuweiler gestern und heute

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Siedler verlost. „Wir kennen Ihre Tätigkeit als deutscher<br />

Vertreter in Haifa ganz gut <strong>und</strong> sind sehr damit zufrieden“,<br />

so lobte man Keller bei einem Besuch im Auswärtigen<br />

Amt im Sommer 1899 in Berlin.<br />

Noch größer war die Auszeichnung im Herbst 1898, wo<br />

Kaiser Wilhelm II. <strong>und</strong> seine Frau Auguste Victoria den<br />

Vizekonsul besuchten. Abends gab es auf der „Kaiserjacht<br />

Hohenzollern“ vor dem von Licht <strong>und</strong> durch Feuerwerke<br />

erhellten Haifa einen Empfang, zu dem auch das <strong>Neuweiler</strong>-Oberkollwanger<br />

Diplomaten-Ehepaar abgeholt<br />

worden war. Dort wurde Friedrich Keller gleich mit drei<br />

Orden ausgezeichnet: vom Deutschen Kaiser mit dem<br />

„Roten Orden 4. Klasse“, vom König Württembergs mit<br />

dem „Friedrichsorden 1. Klasse“ <strong>und</strong> vom türkischen Sultan<br />

mit dem „Osmanlyorden 3. Klasse“. Auguste Victoria<br />

musste der Vizekonsul von seinen Erlebnissen im Heiligen<br />

Land erzählen.<br />

Noch bis 1908 übte Keller sein Amt aus, der 75-jährig<br />

am 3. Dezember 1913 in Haifa in seinem Wohnhaus auf<br />

dem Karmel starb. Die Wertschätzung Kellers kam in einem<br />

langen Trauerzug zum Ausdruck, den eine Ehrengarde<br />

türkischer Soldaten <strong>und</strong> Vertreter ausländischer<br />

Konsulate auf seinem langen Weg vom Zentral-Karmel<br />

bis zum Templer-Friedhof am Fuß des Berges begleiteten.<br />

Im Keller-Haus in der von vielen Pinien gesäumten Kellerstraße<br />

2, dem ersten Wohnhaus Kellers, ist seit 1993 das<br />

„Gottlieb-Schumacher-Institut zur Erforschung des christlichen<br />

Beitrags zum Wiederaufbau Palästinas im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert“,<br />

ein Forschungsinstitut der Universität Haifa,<br />

untergebracht.<br />

Aus Zwerenberg kam das Prediger-Original Blaich<br />

Am 23. September 1820 wurde in Zwerenberg als Sohn<br />

des Schultheißen Johannes Blaich <strong>und</strong> der Anna Maria<br />

geborene Schaiblin deren Sohn Martin geboren. Dieser<br />

gehörte später wie Johannes Seitz aus <strong>Neuweiler</strong> der Erweckungsbewegung<br />

an <strong>und</strong> war ein Prediger-Original. Er<br />

war es auch, der Seitz – eigentlich „nur“ zu einer Bibelst<strong>und</strong>e<br />

mit einer Templergruppe nach Zwerenberg gekommen<br />

– bei dieser Begegnung in einer Bauernstube in<br />

222<br />

Zwerenberg 1860 einfach in seiner Art als Original, das er<br />

auch als Prediger geblieben sein soll, öffentlich aufrief<br />

<strong>und</strong> heftig argumentierend überzeugte, in den vollzeitlichen<br />

Dienst der Tempelgemeinschaft zu treten. Trotz der<br />

fast 20 Jahre Altersunterschied beider wurden sie zu einer<br />

bewährten <strong>und</strong> erfolgreichen Weggemeinschaft.<br />

So waren sie zeitweilig auch zusammen in Palästina,<br />

wo – wie schon das Wirken von Johannes Seitz <strong>und</strong> Fritz<br />

Keller beschreibt – viele deutsche Templer ihre Existenz<br />

gründeten. Aber 1872 überwarfen sich Blaich <strong>und</strong> Seitz<br />

mit dem Leiter des „Tempels“ im geheiligten Land, Christoph<br />

Hofmannn, der sich selber zum Bischof von Jerusalem<br />

ernannt <strong>und</strong> teils auch seine eigenen Spielregeln aufgestellt<br />

hatte: So lehnte er Taufe <strong>und</strong> Abendmahl ab.<br />

Diesen Weg wollten die beiden gleichermaßen wackeren<br />

wie bibeltreuen Schwarzwälder nicht mitgehen <strong>und</strong> suchten<br />

sich ein neues Aufgabenfeld. Sieben Jahre lang wirkten<br />

dann beide gemeinsam in Preußisch-Bahnau, wo sie<br />

das erste der in bei den Lebensleistungen von Seitz erwähnten<br />

Erholungsheime gemeinsam betrieben, in dem<br />

Martin Blaich bis zu seinem Tod am 19. August 1903 als<br />

Hausvater blieb. Predigt, Seelsorge <strong>und</strong> Heilung waren<br />

ihre Werkzeuge. Martin Blaich war auch Herausgeber von<br />

zwei Broschüren mit dem Titel: „Was ist der Himmel?“<br />

<strong>und</strong>: „Wie kommt man hinein?“<br />

Johann Michael Seeger war Missionar an der<br />

Goldküste<br />

Am 11. Oktober 1850 wurde in Zwerenberg als fünfter<br />

Sohn von Johann Georg Seeger <strong>und</strong> Magdalene geborene<br />

Wurster von der Baiermühle Johann Michael Seeger<br />

geboren. Die Familie gehörte der Altpietistischen Gemeinschaft<br />

an, <strong>und</strong> der im vorherigen Abschnitt genannte Martin<br />

Blaich, mit seinen 20 Jahren schon als Evangelist tätig,<br />

wurde sein Pate. Eine Pockenerkrankung des gelernten<br />

Schreiners führte diesen 1871 zu dem Gelübde, dass<br />

wenn er ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> militärfrei würde, er in den missionarischen<br />

Dienst gehen wolle. Zwei Jahre später trat er<br />

dann ins Missionshaus in Basel ein. Eigentlich sollte die<br />

missionarische Ausbildung sechs Jahre dauern. Als aber

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