GL 1/2011 - der Lorber-Gesellschaft ev
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<strong>GL</strong> 1/<strong>2011</strong> Geheimnis zwischen Himmel und Hölle<br />
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herrührten. Wir lebten, so schrieb er, in einem Raum des freien Willens<br />
zwischen Himmel und Hölle; unsere spirituelle Herausfor<strong>der</strong>ung bestehe<br />
darin, uns inmitten dieses Tumults wi<strong>der</strong>streiten<strong>der</strong> Kräfte in unserem<br />
Inneren in je<strong>der</strong> Sekunde unseres Lebens für das Gute zu entscheiden.<br />
Für ihn definierte sich die Seele durch ihre Entscheidungen und<br />
Handlungen, nicht durch ihren Glauben o<strong>der</strong> die Ideale, zu denen sie sich<br />
bekennt. Er erklärte, dass unsere Seele sich nach dem Tod entwe<strong>der</strong> den<br />
Himmel o<strong>der</strong> die Hölle als Aufenthaltsort wähle, so wie sie sich auch zu<br />
unseren Lebzeiten in jedem Augenblick entwe<strong>der</strong> für Himmel o<strong>der</strong> Hölle<br />
entscheide.<br />
Obwohl Swedenborg ein strenggläubiger Christ war, hatten für ihn (wie<br />
für die meisten Erleuchteten) alle Religionen Gültigkeit. „Sie sind wie die<br />
vielen Edelsteine in <strong>der</strong> Krone eines Königs“, sagte er. Die wahre Kirche<br />
existiere überall dort, wo die Menschen einan<strong>der</strong> mit barmherziger<br />
Menschenliebe behandelten, und es würden unabhängig von ihrem<br />
Glauben alle erlöst werden, die nach dem Grundsatz <strong>der</strong> Liebe lebten.<br />
Ohne Liebe, erklärte Swedenborg, sind wir gar nichts.<br />
Er schwor, dass die Engel im Himmel ihm diese Wahrheiten offenbart<br />
hatten.<br />
Swedenborgs mystische Schriften wurden schon zu seinen Lebzeiten<br />
bekannt und berühmt. Dennoch veröffentlichte und verkaufte er sie<br />
anonym zu einem geringeren Betrag, als ihn <strong>der</strong> Druck gekostet hatte. Sein<br />
einziges Ziel bestand darin, mit seinen spirituellen Wahrheiten möglichst<br />
viele Seelen zu erreichen, so wie es seinem himmlischen Auftrag<br />
entsprach. Erst in seinen letzten Lebensjahren wurde bekannt, dass er <strong>der</strong><br />
Autor dieser Bücher war. Sein umfangreiches Werk, das in 20<br />
verschiedene Sprachen übersetzt wurde - und auch heute, nach zwei<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ten, immer noch gedruckt wird - hat unzählige Schriftsteller,<br />
Künstler und Mystiker beeinflusst, darunter Balzac, Hugo, Blake,<br />
Emerson, Thoreau, Whitman, Jung, D. T. Suzuki, Alan Watts und viele<br />
an<strong>der</strong>e. Seine Anhänger, die Swedenborgianer, haben inzwischen in<br />
verschiedenen Län<strong>der</strong>n überall auf <strong>der</strong> Welt eigene Kirchen gegründet.<br />
Viele geniale Köpfe <strong>der</strong> Menschheit haben ihren eigenen Tod<br />
vorausgeahnt. Doch Swedenborg sagte in seinem engsten Freundeskreis<br />
sogar das Jahr, den Tag und die Uhrzeit seines Todes voraus. Als er im<br />
Sterben lag, kam ein Geistlicher namens Ferelious zu ihm, um ihn mit den<br />
Sterbesakramenten zu versehen. Er erklärte Swedenborg, dass viele<br />
Menschen glaubten, seine spirituellen Schriften seien nur eine Ausgeburt<br />
seiner eigenen Phantasie. Wenn dies tatsächlich <strong>der</strong> Fall sei, so solle er es<br />
vor seinem Tode noch beichten, um mit reinem Gewissen aus dem Leben