Jennyfer Großauer-Zöbinger - bei LiTheS
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<strong>LiTheS</strong> Sonderband Nr. 1 (Juni 2010)<br />
http://lithes.uni-graz.at/lithes/10_sonderband_1.html<br />
mit am Ende der Komödie die übergeordnete Moral des Stücks „Ehrlich währt<br />
am längsten“ 37 , die ohnehin schon die ganze Zeit im Raum steht, den Rezipienten<br />
gänzlich zu erschlagen droht. Auch in Die Limonadehütte wird der Ehebruch als<br />
neueste Modeerscheinung dargestellt, bevor in der Tendenz eines Besserungsstückes<br />
alle Beteiligten plötzlich ein spätes Einsehen haben, zum angetrauten Partner zurückkehren<br />
und ihr Handeln als moralisch verwerflich bereuen.<br />
Hensler, der dem erzieherischen Auftrag in seinen Komödien für das Leopoldstädter<br />
Theater am signifikantesten nachkam, stellt in Männerschwäche und ihre Folgen oder<br />
die Krida dar, wie eine sittlich verdorbene Bürgersfrau Tochter und Schwiegersohn<br />
ins Verderben führt, alle Bescheidenheit verliert, Intrigen spinnt, Geld verprasst und<br />
auch vor Trug und Lügen nicht halt macht.<br />
Während in den von belehrenden Inhalten frei gebliebenen Perinet-Stücken Pizichi,<br />
oder: Fortsetzung, Kaspars des Fagottisten (1792), Megera. Erster Theil (1806), Caro,<br />
oder: Megärens zweyter Theil (1795), Die Schwestern von Prag (1794), Das lustige Beylager<br />
(1797) und Baron Baarfuß, oder der Wechselthaler (1803) Verwandlung, Klamauk<br />
(bis zum totalen Nonsens) und Aktion als Attribute an die Unterhaltung und<br />
Schaulust überwiegen, findet sich in einem frühen Originallustspiel Perinets mit<br />
dem Titel Die Eifersucht nach dem Tode (1791) ebenso ein moralischer Grundton<br />
wie auch ansatzweise in seiner Bear<strong>bei</strong>tung Kasperl’s neu errichtetes Kaffeehaus, oder<br />
der Hausteufel. In ersterem wird die Torheit einer krankhaft eifersüchtigen Ehefrau<br />
den Lachenden preisgegeben, die, um ihren Mann der Untreue zu überführen, ihren<br />
eigenen Tod vortäuscht (Komik entsteht v. a. durch das „Intrigen-Requisit“ 38 der<br />
Tapetentüre, die es erlaubt, die schreckhafte Dienerfigur Johann, die dem Personenverzeichnis<br />
nach La Roche verkörperte, das eine oder andere Mal glauben zu<br />
machen, den Geist der seligen Hausherrin gesehen zu haben, sowie ihn diverser<br />
Unaufrichtigkeiten gegenüber seiner Herrschaft zu überführen). Als Moralträger<br />
fungiert hier vordergründig der als opferbereit, ergeben, dankbar und sittenfest gezeichnete<br />
Charakter der Caroline. Person und Herkunft geben anfänglich Rätsel<br />
auf. Das Mädchen entpuppt sich aber bald, nachdem es bereits als neue Hausherrin<br />
gehandelt worden ist (dies die selbsterfüllende Prophezeiung der scheintoten Ehefrau<br />
hinter der Tapetentüre), als Tochter ihres Wohltäters, des Hausherren, aus früherer,<br />
natürlich ehelicher Beziehung. Aus Dankbarkeit für die erhaltenen Zuwendungen,<br />
auch aus Unwissenheit und rigorosem Pflichtgefühl ist Caroline bereit, den Hausherrn<br />
zu heiraten und das eigene Glück mit Walder, in den sie unsterblich verliebt<br />
ist, zu opfern:<br />
37 Ferdinand Eberl: Der Tode und seine Hausfreunde. Posse in einem Aufzug. Wien: Meyer<br />
und Patzowsky 1793, S. 31. Hrsg. von <strong>Jennyfer</strong> <strong>Großauer</strong>-<strong>Zöbinger</strong>. In: Mäzene des Kasperls<br />
(2008/09). Online: http://lithes.uni-graz.at/maezene/eberl_tode.html [Stand 2009].<br />
38 Vgl. Peter von Matt: Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist. Hanser: München<br />
2006, S. 33–38.