Jennyfer Großauer-Zöbinger - bei LiTheS
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<strong>Jennyfer</strong> <strong>Großauer</strong>-<strong>Zöbinger</strong>: Das Leopoldstädter Theater (1781–1806)<br />
der Innenstadt – <strong>bei</strong>des Dinge, die ohne ausreichendes ökonomisches Kapital nicht<br />
leistbar gewesen wären.<br />
Als Vorreiter für die stehenden Vorstadttheater fungierte das Marinellische Theater<br />
in der Leopoldstadt, mit dessen Gründung eine „Ausweitung des Unterhaltungsangebotes<br />
für die Wiener Bevölkerung“ 104 erfolgte. Die Einspielquoten der Badner<br />
Gesellschaft, die schon seit 1770 ständig in der Wintersaison in der Leopoldstadt in<br />
einem zur Bühne umgestalteten Saal spielte, waren hoch, sodass ihre <strong>bei</strong>den Leiter,<br />
die Kompagnons von Menninger und Marinelli, bereits 1780 über genug Barschaft<br />
verfügten, <strong>bei</strong> der Hofbehörde und damit indirekt <strong>bei</strong> Kaiser Josef II. um den Bau<br />
eines privaten Theatergebäudes in der Leopoldstadt anzusuchen. Marinelli, der sich<br />
stets um die bürokratischen Angelegenheiten der Gesellschaft kümmerte, richtete<br />
folgende, für die Auslotung der sozialen Situation der Gesellschaft doch recht aufschlussreiche<br />
Worte an die kaiserliche Obrigkeit:<br />
„Durch diesen Beyfall [damit ist der Zustrom an Publikum, den die Gesellschaft<br />
in der Leopoldstadt erfuhr, gemeint] aufgemuntert, war ich Willens, ein eigenes<br />
etwas größeres Schauspielhaus in der Leopoldstadt zu erbauen, hätten mich<br />
nicht manche Kränkungen daran gehindert, denen ein Theater in Vorstädten<br />
ausgesetzt ist. Eine gewisse Vergleichung, eine Art der Behandlung von Seiten<br />
des Stadtmagistrats, der ich mich so, wie das gemeinste Marionettenspektakl<br />
unterziehen mußte, konnte für mich stets nur sehr demütigend seyn, und das<br />
Zutrauen einiger Massen vermindern, auf welches sonst eine an Ordnung gewohnte<br />
gesittete, Schauspielergesellschaft Anspruch machen dürfte. Lange sah<br />
ich dem glücklichen Zeitpunkt entgegen, wo ich eine gewünschte Gelegenheit<br />
finden konnte, mir die huldvolle Gnade Eurer Majestät allerunterthänigst zu<br />
erbitten, um wenigstens vor diesen Kränkungen gesichert zu seyn. Dieser Zeitpunkt<br />
hat sich genähert, und ich darf hoffen, da itzt nur ein einziges Theater<br />
[d.i. das Theater ,Zum weißen Fasan‘ auf dem Neustift 105 ] in den Vorstädten<br />
besteht, meine allerunterthänigste Bitte einigen Eingang finden dürfte […]“ 106<br />
Der Privatbesitz, hier in erster Linie der Besitz eines eigenen Hauses, galt als Sinnbild<br />
geordneter Verhältnisse und war auch Voraussetzung für den Erwerb der Bürgerrech-<br />
104 Tanzer, Spectacle müssen seyn, S. 135.<br />
105 Das seit 1776 bespielte „Th „Theater eater zum weißen Fasan“ auf dem Neustift (zwischen Neustift- Neustiftgasse<br />
und Burggasse) kann als erstes stehendes Vorstadttheater Wiens gewertet werden.<br />
Vgl. hierzu: „Das Theater zum weißen Fasan auf dem Neustift“ In: Blümml und Gugitz,<br />
Thespiskarren, S. 103–165.<br />
106 Fritz Brukner [Hrsg.]: Die Gründungsakten der Leopoldstädter Schaubühne. Aufgefunden<br />
und bear<strong>bei</strong>tet von Franz Hadamowsky. Wien: [o. V.] 1928, S. 4–8.<br />
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