20.07.2013 Aufrufe

Jennyfer Großauer-Zöbinger - bei LiTheS

Jennyfer Großauer-Zöbinger - bei LiTheS

Jennyfer Großauer-Zöbinger - bei LiTheS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Jennyfer</strong> <strong>Großauer</strong>-<strong>Zöbinger</strong>: Das Leopoldstädter Theater (1781–1806)<br />

und Normierung als Ausläufer oder entfernter Verwandter des Bildungstheaters zu<br />

klassifizieren: eben als punktuell meinungs- und verhaltensbildendes Theater.<br />

Ein Spielplan unter Aufsicht<br />

Die Überwachung des Spielplans erfolgte in Bezug auf die verschriftlichen Komödientexte<br />

gänzlich, in Bezug auf deren dramaturgische Umsetzung auf der Bühne<br />

bedingt. Grundsätzlich waren die für die Aufführung bestimmten Theaterstücke<br />

vor der geplanten Premiere der Bücherzensur-Hofbehörde zur Kontrolle zu übergeben.<br />

Dem Usus folgend, hatten die Verantwortlichen stets zwei gleichlautende Abschriften<br />

einzureichen, wovon nach der Durchsicht eine, versehen mit Unterschrift<br />

und Zensurpass, wieder an den Einreichenden zurückgegeben wurde, die zweite<br />

aber, um nachträglicher Verfälschung vorzubauen, als Beleg für Vergleichszwecke<br />

<strong>bei</strong>m Zensor selbst verblieb. Als offizielle Affichen unterlagen Theaterzettel ebenso<br />

wie althergebrachte Stücke mit Aufführungspraxis der (neuerlichen) Begutachtung<br />

durch die Zensurbehörde. 44 Von dieser Praxis künden heute noch die oft direkt an<br />

die Texte angeschlossenen handschriftlichen Zensurvermerke in diversen Druckund<br />

Handschriften.<br />

Exemplarisch für Vermerke in Druckschriften sei etwa ein Sammelband 45 angeführt,<br />

der sechs mit mehr oder weniger vielen Streichungen versehene Stücke verschiedener<br />

Autoren enthält. Abgesehen von den handschriftlichen Einträgen auf dem Titelblatt<br />

zu Eberls Kasperl’ der Mandolettikrämer (diese lauten: „Zum Soufflieren“ und in der<br />

Mitte ist „Karl Marinelli“ zu lesen) und dem Titelblatt zu Keinen Schwiegersohn ohne<br />

Amt (ganz oben „Leopoldstadt“, in der Mitte mit roter Tinte „Zum Soufflieren“ und<br />

weiter unten „Zur Vorstellung“) sind v. a. die handschriftlichen Zensurpässe am<br />

Ende der anonymen Stücke Keinen Schwiegersohn ohne Amt. Ein Lustspiel in einem<br />

Aufzug nach dem Französischen: Il lui faut un Etat (1801) und Armuth, um Liebe. Ein<br />

Schauspiel in drey Aufzügen (1787). Am Ende der ersten Druckschrift sind neben<br />

Marinellis Unterschrift die Worte „Bittet um baldige Beförderung“, daneben „Kann<br />

nach den Correcturen des […]“ und „Wird mit Correcturen zur Vorstellung paßirt“<br />

vermerkt, im Falle der zweiten Druckschrift findet sich „Wird mit correcturen paßiert.<br />

Hägelin“, was Marinelli wiederum mit seinem Namen abzeichnete.<br />

44 Vgl. Glossy, Zur Geschichte der Wiener Theaterzensur, S. 260.<br />

45 Besagter Band findet sich in der Theatersammlung der Nationalbibliothek (ÖNB-<br />

TH Sig. 621749 A.Adl.4).<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!