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Jennyfer Großauer-Zöbinger - bei LiTheS

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<strong>Jennyfer</strong> <strong>Großauer</strong>-<strong>Zöbinger</strong>: Das Leopoldstädter Theater (1781–1806)<br />

Wen wundert es da noch, wenn die Chronisten einen üblen Gestank 128 erwähnen,<br />

der das Theater erfüllte. Bleibt nur die Frage, wie sollte ein solcher <strong>bei</strong> dem herrschenden<br />

Verständnis von Körperhygiene in der damaligen Zeit auch vermieden<br />

werden?<br />

Abgesehen davon finden sich Belege, denen zufolge der Publikumsraum sich angeblich<br />

durch einen Mangel an Bequemlichkeit – die „Logen“ seien „schmal“, die Galerien<br />

„nieder“ 129 – und die Dekorationen bestenfalls durch ihre Zweckdienlichkeit<br />

auszeichneten (abgesehen von der vielgelobten Kortine 130 von Fibich) 131 . Dem gegenüber<br />

stehen die Schilderungen Hadamowskys, der von „herrlichen“ und „prächtigen<br />

Dekorationen und staunenerregenden Maschinerien“ spricht, sowie festhält, dass<br />

„die Verwandlung des Sylvio“ trotz des oben primitiv genannten Bühnenapparates<br />

„im Baum der Diana <strong>bei</strong> Marinelli pünktlich, im Hoftheater aber nie geriet.“ 132 Ob<br />

nun üble Nachrede oder übertriebene Stilisierung – die Wahrheit dürfte wie so oft<br />

in der Mitte liegen.<br />

Auf dem Theatergelände befanden sich außer dem Publikumsbereich und der Theaterbühne<br />

auch noch das Marinellische Wohnhaus (am exponiertesten Platz), der<br />

Wohntrakt der Ensemblemitglieder und verschiedene Wirtschaftsgebäude (Tischlerei,<br />

Malerei, Bierschank 133 , Bäckerei); eine Gebäudeanordnung, die die örtliche<br />

Trennung von Wohn- und Ar<strong>bei</strong>tsplatz nur bedingt 134 umsetzte und daher in ihrer<br />

Spezifik einerseits als Überbleibsel der Kultur der Wanderschauspieler, die <strong>bei</strong>de<br />

Bereiche aus Gründen der Ökonomie nicht zu separieren wussten, andererseits auch<br />

128 Der üble Geruch, der im Th Theater eater herrschte, wird in den Quellen und Chroniken des ÖfteÖfteren erwähnt. Vgl. Friedrich Kaiser: Unter fünfzehn Theater-Direktoren. Bunte Bilder aus<br />

der Wiener Bühnenwelt. Wien: Waldheim 1870, S. 76 und Stranden, Unpartheyische Betrachtungen,<br />

S. 22.<br />

129 Kaiser, Unter fünfzehn Theater-Direktoren, S. 76. „[…] bey den Logen wäre mehr auf den<br />

Preis, als ihre Bequemlichkeit gesehen worden“, verlautbart Stranden über die Publikumsplätze<br />

im Marinellischen Theater. Stranden, Unpartheyische Betrachtungen, S. 22.<br />

130 Vgl. zu deren Konzeption Schink, Dramaturgische und anderen Skizzen, S. 127.<br />

131 Während Stranden die Kortine von Fibich lobt, bekrittelt er dessen restliche Malereien:<br />

„[…] und ich sah, daß Herr Fibich ganz gut ein fleißiger, aber eben nicht der geschickte Maler<br />

seyn mag, oder es wenigstens damals nicht gewesen ist, als er die obere Decke (Plafond)<br />

malte, an der man ungeachtet der Täuschung vieler brennender Lichter einen schweren Pinsel,<br />

fehlerhafte Zeichnung, und ein finsteres beynahe schmutziges Kolorit nicht verkennen<br />

konnte. Mit besserem Erfolge ar<strong>bei</strong>tete er an der Kortine […]“ Stranden, Unpartheyische<br />

Betrachtungen, S. 23–24.<br />

132 Hadamowsky, Das Theater in der Wiener Leopoldstadt, S. 50–51.<br />

133 Vgl. Kaiser, Unter fünfzehn Theater-Direktoren, S. 75.<br />

134 Eine Trennung von öffentlichen und privaten Räumen liegt vor, allerdings befinden sich<br />

Ar<strong>bei</strong>ts- und Wohnstätte auf ein und demselben Gelände.<br />

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