Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Fatale Signale in der <strong>Olympische</strong>n Bewegung:<br />
Verbände kämpfen für ein „neues“ IOC<br />
Von Günter Deister<br />
Es ist genau 40 Jahre her, dass die Internationalen<br />
Sportverbände eine olympische Revolution ausgerufen<br />
haben. Damals, beim <strong>Olympische</strong>n Kongress im bulgarischen<br />
Warna, forderte ihr Schweizer Anführer Thomas Keller<br />
das Internationale <strong>Olympische</strong> Komitee (IOC) heraus mit<br />
Aussagen wie: „Die Verbände sind die wahren Träger der<br />
<strong>Olympische</strong>n Spiele.“ Oder: „Ohne unsere Sportler, ohne unser<br />
Know-How und unser Personal würde es sie gar nicht geben.“<br />
Oder: „Wir wollen jetzt Tatsachen sehen, wir wollen gleichberechtigt<br />
sein.“ Das hat nicht ganz geklappt, wenngleich der<br />
aufmüpfige, gelegentlich dröhnende Eidgenosse eine Wende<br />
eingeleitet hat. Vier Jahrzehnte später sitzen die Verbände<br />
tatsächlich nicht mehr am Katzentisch der olympischen<br />
Familie. Aber sie wollen noch mehr. Mehr Mitbestimmung<br />
und natürlich auch noch mehr Geld.<br />
Das Ringen um Ringen darf dafür als Signal gelten. Und<br />
diesmal ist es in Denis Oswald wieder ein Schweizer und dazu<br />
noch Kellers Präsidenten-Nachfolger im Ruderweltverband<br />
FISA, der eine zweite Revolution anstreben könnte. Oswald<br />
gilt bei der Nachfolge von IOC-Präsident Jacques Rogge als<br />
12<br />
ein wahrscheinlicher Kandidat mit starker Unterstützung der<br />
Verbände. So steht bei der September-Entscheidung in Buenos<br />
Aires auch die Konstruktion des IOC und das künftige<br />
Maß der Unabhängigkeit dieser Weltsport-Organisation auf<br />
der Agenda.<br />
Keller hat einiges erreicht, auch wenn der damalige irische<br />
IOC-Präsident Lord Michael Killanin ihm entgegenhielt: „Wir<br />
lassen uns von niemandem etwas diktieren.“ Schon 1974<br />
lockerte das IOC bei seiner Session in Wien auf Druck der<br />
Verbände seinen Amateurparagraphen so, dass Werbung am<br />
Mann zumindest auf nationaler Ebene erlaubt war. Zur<br />
Empörung von Willi Daume, damals IOC-Vizepräsident und<br />
Präsident des bundesdeutschen Nationalen <strong>Olympische</strong>n<br />
Komitees (NOK). Daume sprach von „Entmachtung“ der NOKs<br />
und nannte den diplomatischen Killanin in seiner ersten<br />
Empörung einen „Umfaller“. Doch die Solidarisierung folgte<br />
auf dem Fuße. Denn Gefahr drohte auch vom zweiten Partner<br />
des IOC, den NOKs, und die war noch größer. Das Boykott-<br />
Jahrzehnt stand erst noch bevor, da forderte der von der<br />
Sowjetunion angeführte Ostblock zusammen mit Verbünde-