Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ten aus der Dritten Welt bereits ein „repräsentatives IOC“:<br />
Jedes NOK mit einer Stimme.<br />
Es gehört zu den Verdiensten des durchsetzungsstarken<br />
Killanin-Nachfolgers Juan Antonio Samaranch, das IOC in<br />
schwierigsten Zeiten zusammengehalten und dabei die<br />
unterschiedlichen Interessen seiner Partner NOKs und Verbände<br />
unter Kontrolle gebracht zu haben. Der Fall der Berliner<br />
Mauer nahm den politischen Überdruck. Die von dem<br />
Spanier generierten Dollar-Millionen wirkten als Kitt. Die<br />
Herausforderung der Verbände milderte der Spanier ab, indem<br />
er sich seines größten Gegners entledigte. Samaranch spaltete<br />
die von Keller angeführte Verbände-Weltorganisation<br />
AGFIS nach der Devise teile und herrsche in olympische<br />
Sommer- und Wintersport-Organisationen auf und beförderte<br />
an deren Spitze Funktionäre seines Vertrauens. „Nie war<br />
das IOC einiger als jetzt“, war seitdem Samaranchs Lieblingssatz,<br />
zum letzten Mal geäußert bei der Amtsübergabe 2001 in<br />
Moskau an Jacques Rogge.<br />
Ein Jahr zuvor war der Spanier durch den Korruptionsskandal<br />
um den Olympia-Bewerber Salt Lake<br />
City zu grundsätzlichen Reformen gezwungen. Sie<br />
erbrachten für die Verbände einen Durchbruch<br />
und für das IOC selbst eine Strukturveränderung<br />
mit noch nicht absehbaren Folgen. Bis dahin<br />
konnte der Ringe-Orden, dirigiert durch seine<br />
Präsidenten, weitgehend frei über Zuwahlen<br />
bestimmen. Nun bekamen die Verbände das Recht<br />
eingeräumt, bis zu 15 Plätze in der Vollversammlung<br />
besetzen zu können, zeitlich gebunden an ihr<br />
Spitzenamt. Dieselbe Zahl von Ex-Officio- Mitgliedschaften<br />
ging an die aus den Verbänden<br />
hervorgegangenen Athletenvertreter und an die<br />
NOKs. So wurde das Jahr 2000 zur Geburtsstunde<br />
der parlamentarischen Fraktionsbildung: Mit einem<br />
Dauerrecht von maximal 70 „unabhängigen“<br />
Olympiern und maximal 45 Abgeordneten der drei<br />
Fraktionen.<br />
Unter Samaranch waren die NOKs immer mehr in<br />
die Bedeutung olympischer Reisebüros abgedriftet.<br />
Ihnen blieb als wesentliche Aufgabe, ihren Sportlern<br />
ein möglichst gutes Umfeld für nationale<br />
Erfolge zu schaffen. Die internationalen Verbände<br />
verantworten ihren Sport durch Organisation,<br />
Regelsetzung und Zulassungskriterien und sichern<br />
sich Einnahmequellen und Aufmerksamkeit durch<br />
ihre internationalen Meisterschaften. Auch bei den<br />
<strong>Olympische</strong>n Spielen haben sie die fachliche Kontrolle<br />
und organisatorische Aufsicht für ihre Wettbewerbe.<br />
Rogge, ein Mann der NOKs, gab den<br />
nationalen Sportorganisationen wieder mehr<br />
Gewicht, räumte ihnen in der Verteilung der<br />
zugewiesenen IOC-Gelder größere Spielräume ein<br />
und widersetzte sich dem Begehr der Verbände, einen größeren<br />
Anteil an den Sponsorengeldern zu erhalten als die<br />
NOKs.<br />
Des Belgiers wohlbegründete Politik war es, nach dem gigantischen<br />
Wachstum der <strong>Olympische</strong>n Spiele von 17 Sportarten<br />
1948 in London auf 28 in Sydney 2000 eine Bremse einzubauen.<br />
Also setzte er eine Begrenzung mit maximal 28 Sportarten,<br />
300 Wettbewerben und 10 500 Wettkämpfern durch und<br />
erntete schon dabei Kritik der Verbände. Sie begriffen das als<br />
Einengung und, was das Quoten- und Qualifikationssystem<br />
angeht, als Eingriff in die eigenen Kompetenzen. Gleich in<br />
Rogges zweitem Amtsjahr kam es bei der Vollversammlung<br />
2002 in Mexiko-Stadt zur Konfrontation. Der Chirurg aus Gent<br />
wollte bei seiner ersten Programm-Operation Baseball, Softball<br />
und den Modernen Fünfkampf herausoperieren, um bei den<br />
Spielen 2008 in Peking Platz zu schaffen für neue Sportarten.<br />
Man dürfe nicht „den Sport draußen lassen, der es verdient<br />
hat, dabei zu sein“, argumentierte Rogge.<br />
13