Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Kilometer Schienenwege, 54 Bahnbrücken, 22 Tunnels, 480<br />
Kilometer Gasleitungen, 550 Kilometer Hochspannungsleitungen,<br />
vier Wärmekraftwerke, ein Fernheizwerk, 18 Umspannwerke,<br />
42.000 Hotelzimmer verschiedener Preiskategorien und, und,<br />
und. Enorm viel Arbeit, die dahinter steckt. Die Menschen<br />
arbeiteten und arbeiten täglich in drei Schichten. In diesen<br />
Tagen und Wochen wird die Montage der letzten Wettkampfstätten<br />
beendet sein. Danach bleibt für dieses Jahr nur die<br />
Fertigstellung der großen Verkehrsinfrastrukturobjekte und<br />
Hotels.<br />
OF: Nach ersten internationalen Tests gab es von den Athleten<br />
viel Lob und große Anerkennung.<br />
Wladimir M. Grinin: Übrigens auch von den deutschen<br />
Rennrodel-Olympiasiegern von Vancouver, Felix Loch und<br />
Tatjana Hüfner, die gemeinsam mit „Schorsch“ Hackl im<br />
November bei den Trainingswochen im „Sanki Sliding Center“ zu<br />
Gast waren. Die zukünftigen Olympiasporteinrichtungen in<br />
Sotschi waren und sind in der laufenden Wintersaison Schauplatz<br />
von insgesamt 22 internationalen Testveranstaltungen in<br />
verschiedenen Sportarten. Positive Äußerungen gibt es ebenso<br />
schon nach ersten Probewettbewerben wie dem ISU Grand Prix-<br />
Finale im Eiskunstlauf im Skatingpalast „Eisberg“ und den FIS<br />
Weltcup-Etappen im Skispringen im „RusSki Gorki“ Zentrum. Sie<br />
wurden von Hunderten Sportlern aus vielen Ländern und ca.<br />
25.000 Zuschauern besucht.<br />
Zurzeit werden die freiwilligen Helfer der Spiele rekrutiert und<br />
geschult. Sie werden im kommenden Jahr Gäste und Teilnehmer<br />
betreuen. Schon im diesem Winter war ein „Probelauf“ für 5.000<br />
Volunteers im Rahmen der internationalen Testveranstaltungen.<br />
Ich habe keinen Zweifel daran, dass die XXII. <strong>Olympische</strong>n<br />
Winterspiele und die XI. Paralympischen Winterspiele 2014 in<br />
Sotschi erfolgreich sein werden. Diese Zuversicht teilen alle, die<br />
in die Organisation eingebunden sind. Gäste und Teilnehmer<br />
werden von der Qualität der Sportinfrastruktur, dem angebotenen<br />
Service und der russischen Gastfreundschaft nicht enttäuscht<br />
sein.<br />
OF: Der russische Sport hat viele großartige Athleten hervorgebracht,<br />
Turnerin Larissa Latynina zum Beispiel, Lidia Skoblikowa,<br />
die Eisschnellläuferin, oder Hochspringer Walerij Brumel. Haben<br />
Sie selbst ein sportliches Idol?<br />
Wladimir M. Grinin: Diese Namensliste würde ich gern erweitern.<br />
Erinnern möchte ich an hervorragende Fußballer. Torwart<br />
Lew Jaschin zum Beispiel. Oder denken wir an die Eishockeyspieler.<br />
Wen immer man unter ihnen nennen möge, sie alle<br />
waren Sport-Legenden, insbesondere in den 70er Jahren. Wenn<br />
ich einen Spieler besonders hervorheben sollte, dann Waleri<br />
Charlamow von ZSKA Moskau. Ein Volksliebling im wahrsten<br />
Sinne des Wortes. Gemeinsam mit Michailow und Petrow<br />
18<br />
bildete er jahrelang ein überragendes Sturmtrio. Er war an zwei<br />
Olympiasiegen (1972 und 1976) und an acht WM-Titelgewinnen<br />
der „Sbornaja“ beteiligt und hat zu Recht einen Platz in<br />
der Hockey Hall of Fame erhalten. Schade, dass sein Leben<br />
nach einem schweren Autounfall so tragisch endete. Er wurde<br />
nur 33 Jahre alt.<br />
OF: Glauben Sie, dass die <strong>Olympische</strong> Idee für die Jugend noch<br />
die gleiche Attraktivität und Wirkung besitzt wie einst?<br />
Wladimir M. Grinin: Ich glaube, in der heutigen Welt gibt es<br />
mehr Ereignisse und Entwicklungen zu erleben, mehr verschiedenartige<br />
Erfindungen und Ideen zu bestaunen, die bei den<br />
Jugendlichen Interesse hervorrufen können und das auch tun.<br />
Das Internet zum Beispiel. Eigentlich müsste es – auf den ersten<br />
Blick – die Aufmerksamkeit der Jugend zerstreuen und in der<br />
Folge die Attraktivität der früheren und heutigen Ereignisse<br />
herabsetzen, also auch die <strong>Olympische</strong>r Spiele. Doch dieser erste<br />
Eindruck täuscht, glaube ich. Gerade die neuen Kommunikations-<br />
und Informationsmedien machen es doch erst möglich,<br />
auch dank ihrer technischen Qualitäten, mehr Menschen zu<br />
erreichen als je zuvor. Das gilt voll und ganz auch für die <strong>Olympische</strong>n<br />
Spiele.<br />
Zudem investieren ihre Veranstalter viel Kreativität, Kraft und<br />
Finanzen in die Aufrechterhaltung ihrer spektakulären Farbenpracht.<br />
Olympia ist eine Attraktion, vor allem für die Jugend. Die<br />
Wirtschaft versucht intensiv, durch den Sport, insbesondere<br />
durch <strong>Olympische</strong>n Spiele, Werbung für ihre Produkte zu<br />
machen, wobei nicht zuletzt die Jugend im Fokus gesehen wird.<br />
Und schließlich noch ein Aspekt: Viele Staaten sind bemüht,<br />
durch den Sport für die Gesundheit ihrer Nation zu sorgen und<br />
in der Folge ihre staatliche Nachhaltigkeit sicherzustellen. Der<br />
Leistungssport dient im Sinne dieser Ziele als eine Art Propagandamittel<br />
im positiven Sinne des Wortes. So stellt sich die<br />
aktuelle Sachlage in meinen Augen dar.<br />
OF: Welche Sportarten haben Sie als Kind und Jugendlicher<br />
selbst betrieben? Erlaubt Ihre berufliche Tätigkeit heute noch<br />
Zeit für sportliche Fitnessprogramme oder ähnliches?<br />
Wladimir M. Grinin: Als Schüler habe ich sehr viele Sportarten<br />
ausprobiert: Leichtathletik, Skilaufen, Gymnastik, Basketball,<br />
Volleyball und natürlich Fußball, mit dem ich beinahe meinen<br />
Lebensweg verbunden hätte. In einigen Sportarten hatte ich<br />
sogar bestimmte Leistungsklassen erzielt und Auszeichnungen<br />
gewonnen. In der Studienzeit hat sich meine Begeisterung für<br />
das Schwimmen entwickelt. Als Fünfzigjähriger habe ich begonnen,<br />
Tennis zu spielen und spielte noch bis vor kurzem. Nun<br />
reichen Zeit und Kraft nur für Schwimmen und Nordic Walking<br />
und natürlich für spannende Sportevents im Fernsehen oder –<br />
leider sehr selten - unmittelbar im Stadion.<br />
Interview: Jochen Frank<br />
(mit Unterstützung von Mikhail Sukhov)