Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 1/2013 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
pelbödige Spitzensport taucht sein Verhältnis zur Dopingproblematik<br />
ins Zwielicht. Daume war einer der ersten Offiziellen,<br />
der vehement vor den Gefahren des Anabolika-Dopings<br />
warnte. Andererseits hielt er gegen ausdrücklichen Rat von<br />
Manfred von<br />
Richthofen als<br />
Vorsitzendem der<br />
Anti-Doping-<br />
Kommission des<br />
DSB an Professor<br />
Joseph Keul als<br />
Olympia-Arzt fest.<br />
Dabei deutete<br />
schon damals<br />
Vieles darauf hin,<br />
dass der Freiburger<br />
Mediziner<br />
Sportlern unzulässige<br />
Hilfsmittel<br />
verabreichte. Was<br />
wusste Daume?<br />
Diese Frage wird<br />
erst durch eine<br />
ungebremste<br />
Aufarbeitung der<br />
westdeutschen<br />
Dopingvergangenheit<br />
zu beantworten<br />
sein.<br />
Solche Zweifel<br />
wurden nur intern<br />
an einer alle<br />
überragenden<br />
Persönlichkeit<br />
geäußert. Daume<br />
wurde als der<br />
Vielgestaltige<br />
wahrgenommen,<br />
der überall dort<br />
einsprang, wo Not<br />
am Mann war: ob<br />
als Präsident der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Olympische</strong>n<strong>Gesellschaft</strong><br />
oder als<br />
Vorsitzender der<br />
Sporthilfe, die er<br />
einst begründet<br />
und deren Motor<br />
Josef Neckermann<br />
er „erfunden“ hatte. Unter seinem Rundumeinsatz für den<br />
Sport litt die Familie mit seiner Frau Rosemarie, Tochter<br />
Doreen und Sohn Kay sowie das Unternehmen, für das er<br />
1993 Vergleich anmelden musste. Die Folge: Aus der einsti-<br />
gen finanziellen Unabhängigkeit wurde Armut, die nur durch<br />
wohltätige Hilfen gelindert wurde. Als er zu spät und widerwillig<br />
von seinen Ämtern ließ, wirkte der Krawattenmann<br />
und Ferrari-Fahrer von einst verbittert und einsam. Am 20.<br />
Willi Daume in der Hall of Fame von Hans Borchert<br />
Mai 1996, kurz vor seinem 83. Geburtstag, erlag Willi Daume<br />
in München einem Krebsleiden. Die Ernte seines unermüdlichen<br />
Schaffens war da längst eingefahren. Von ihr wird der<br />
deutsche Sport noch lange zehren.<br />
53