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Diskussionsteil 95<br />
also die am gefährlichsten wirken<strong>de</strong>n Fotos, benutzt wer<strong>de</strong>n. Die Leser können also nicht davon<br />
ausgehen, daß die Hun<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n veröffentlichten Fotos auch tatsächlich <strong>de</strong>n Rassen entsprechen, die<br />
am Vorfall beteiligt waren. An<strong>de</strong>rerseits läßt diese Tatsache aber auch <strong>de</strong>n Schluß zu, daß Journalisten<br />
nicht immer beson<strong>de</strong>rs sorgfältig mit <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n <strong>In</strong>formationsmaterial umgehen und ihre<br />
Recherche in einigen Bereichen zu wünschen übrig läßt.<br />
Die Grün<strong>de</strong> dafür können vielfältig sein. Der betreffen<strong>de</strong> Journalist selbst wird keine o<strong>de</strong>r nur<br />
unzureichen<strong>de</strong> Kenntnisse hinsichtlich <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>rassen haben, weil ihm wenig Zeit bleibt für eine<br />
Einarbeitung in dieses Thema. Eine Berichterstattung auf Expertenniveau wäre für die ebenfalls<br />
fachlich nicht versierten Leser außer<strong>de</strong>m zu kompliziert.<br />
Möglicherweise liegt aber <strong>de</strong>r Grund auch in einer gewissen Bequemlichkeit <strong>de</strong>s Journalisten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Einschätzung seiner Leser. Der Journalist nimmt es mit <strong>de</strong>r Berichterstattung, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Fotos,<br />
nicht so genau, wenn er <strong>de</strong>m Leser die gleichen mangelhaften Kenntnisse unterstellt o<strong>de</strong>r davon<br />
ausgeht, daß <strong>de</strong>r Leser das, was er in <strong>de</strong>r Zeitung liest, auch nicht so genau nimmt. Die Frage nach<br />
<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n allerdings stellt sich für die meisten Zeitungen gar nicht, solange das Foto paßt. Es zählt<br />
in erster Linie die Aufmachung und damit <strong>de</strong>r Verkaufswert einer Zeitung.<br />
Das Problem <strong>de</strong>r Rassenzuordnung taucht auch in an<strong>de</strong>ren Bereichen auf. Ich selbst habe von einem<br />
Polizisten erfahren, daß es im Rahmen <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>(halter)kontrollen und <strong>de</strong>s Schreibens von Anzeigen<br />
immer wie<strong>de</strong>r Probleme gibt bei <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong> zu einer bestimmten Rasse. Einige Rassen<br />
sind per se nicht ganz einfach zu unterschei<strong>de</strong>n – von <strong>de</strong>n Kreuzungen ganz zu schweigen –, und auf<br />
die Aussagen <strong>de</strong>r Besitzer kann man sich nicht immer verlassen. Die Polizisten sind ohne<br />
entsprechen<strong>de</strong>s Bildmaterial und genaue Beschreibungen häufig nicht in <strong>de</strong>r Lage, dieses Problem zu<br />
lösen. Nicht an<strong>de</strong>rs wird es <strong>de</strong>n Politikern ergehen. Ich wage zu bezweifeln, daß auch nur ein einziger<br />
von ihnen alle Rassen, die aufgrund ihrer eigenen Politik in <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Listen zu fin<strong>de</strong>n sind,<br />
auf einem Bild, geschweige <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>r Straße i<strong>de</strong>ntifizieren könnte.<br />
Häufig zu fin<strong>de</strong>n sind in diesem Zusammenhang auch falsche Bildunterschriften, insbeson<strong>de</strong>re<br />
zweifelhafte o<strong>de</strong>r bei ein und <strong>de</strong>mselben Foto unterschiedliche Rassebezeichnungen. Nicht selten ist<br />
auch die stark übertrieben dargestellte Gefährlichkeit nicht <strong>de</strong>m dazugehörigen Beitrag entsprechend,<br />
o<strong>de</strong>r aber die Fotos stehen mit <strong>de</strong>m eigentlichen Beitrag nicht o<strong>de</strong>r kaum in Zusammenhang:<br />
Am 26.01.99 veröffentlicht <strong>de</strong>r Tagesspiegel unter <strong>de</strong>m Titel: "SPD will Pitbulls an die kurze Leine<br />
nehmen" das Foto eines zähnefletschen<strong>de</strong>n Dalmatiners, <strong>de</strong>r bei offenem Fenster auf <strong>de</strong>r Rückbank<br />
eines Autos steht. Die Bildunterschrift lautet: "Biss-starke Hun<strong>de</strong> will die SPD auflisten lassen". Der<br />
Dalmatiner ist jedoch we<strong>de</strong>r ein Pitbull noch steht er als "bißstarke Rasse" auf irgen<strong>de</strong>iner Liste. Die<br />
Zeitung nimmt diesen Fehler offenbar in Kauf, weil das Foto zur Story paßt.<br />
Am 13./14.02.99 bil<strong>de</strong>t die Berliner Zeitung in <strong>de</strong>m schon zuvor erwähnten Hintergrundbericht zwei<br />
weitere Hun<strong>de</strong>köpfe ab und vertauscht die Bezeichnungen "Staffordshire Terrier" und "Fila Brasileiro".<br />
Ein solcher Fehler kann ebenfalls eine Folge von Unkenntnis sein. Wahrscheinlicher aber ist in diesem<br />
Fall eine Unachtsamkeit beim Erstellen <strong>de</strong>r Bildlegen<strong>de</strong>n.<br />
Am 05.03.99 veröffentlicht die B.Z. im Rahmen einer Reihe von verbotenen Rassen das Foto eines<br />
"Bandog". <strong>In</strong> Anbetracht <strong>de</strong>r Tatsache, daß diese Rasse gar nicht existiert, wäre es interessant zu<br />
wissen, welcher Rasse dieser Hund tatsächlich angehört.<br />
Neben <strong>de</strong>n Bil<strong>de</strong>rn zweier Opfer von Hun<strong>de</strong>attacken zeigt die B.Z. am 11.07.99 das Bild eines Tieres,<br />
das als Hund kaum erkennbar ist. Während <strong>de</strong>r Kopf selbst total verzerrt ist, sind die Zähne im weit<br />
aufgerissenen Maul direkt vor <strong>de</strong>r Kamera <strong>de</strong>r eigentliche <strong>In</strong>halt <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s.<br />
Am 15.08.99 veröffentlicht die B.Z. eine Reportage über Neukölln mit <strong>de</strong>m Titel: "Ist das Leben<br />
wirklich so krass in Neukölln?". Auf <strong>de</strong>r ersten Seite ist außer <strong>de</strong>m Titel und <strong>de</strong>n Worten<br />
"Arbeitslosigkeit, Verbrechen und doch Hoffnung" nichts weiter zu sehen als ein überdimensional<br />
großer Kopf einer hecheln<strong>de</strong>n Bor<strong>de</strong>auxdogge. Der restliche Körper <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s und sein Herrchen<br />
verschwin<strong>de</strong>n im Hintergrund. Im nachfolgen<strong>de</strong>n Beitrag wer<strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong> nicht einmal mehr erwähnt.<br />
Der Hund wird wohl kaum mit <strong>de</strong>m Wort "Hoffnung" auf <strong>de</strong>r Seite in Verbindung gebracht.<br />
Eine Filmkritik zu "Bang Boom Bang" zeigt am 26.08.99 im Tagesspiegel die drei Hauptdarsteller mit<br />
düsterer Miene und betitelt das Foto mit: "Die üblichen Verdächtigen". Eingeglie<strong>de</strong>rt in die Reihe und<br />
damit ebenso verdächtig ist <strong>de</strong>r "Kampf<strong>hund</strong>" mit seinem Kettenhalsband, <strong>de</strong>r im Film von <strong>de</strong>r Leine<br />
gelassen wird. Im Text wird ein Hund gar nicht mehr erwähnt.<br />
Am 21.10.99 berichtet die B.Z. vom Tod eines Jungen, <strong>de</strong>r aus Angst vor einem Dobermann auf die<br />
Straße und vor ein Auto gelaufen war. Im "Anreißer" auf <strong>de</strong>r Titelseite ist links vom Titel ein<br />
verschwommenes Foto <strong>de</strong>s Jungen und rechts ein ebenso verschwommenes Foto <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s<br />
abgebil<strong>de</strong>t. Erkennbar sind eigentlich nur das aufgerissene Maul und die Zähne <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s, die in<br />
diesem Falle in Richtung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rfotos gerichtet sind – gera<strong>de</strong> so, als ob <strong>de</strong>r Hund <strong>de</strong>n Jungen noch