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Literaturteil 9<br />
C. Literatur<br />
1. Geschichte <strong>de</strong>r Zeitung<br />
1.1 Erste Zeitungen in Deutschland<br />
Das Wort „Zeitung“ ist abgeleitet von <strong>de</strong>m angelsächsischen Wort „getidan“ mit <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung von<br />
sich zutragen, sich abspielen. 17<br />
Zeitungen im weitesten Sinne gibt es schon mehr als acht Jahr<strong>hund</strong>erte. Das Wort Zeitung war<br />
zunächst nur eine Bezeichnung für Nachricht o<strong>de</strong>r Neuigkeit. Bis ins 17. Jahr<strong>hund</strong>ert hinein gab es<br />
handgeschriebene Botschaften, die oft als Briefbeilagen weitergegeben wur<strong>de</strong>n. 18<br />
Schon Anfang <strong>de</strong>s 16. Jahr<strong>hund</strong>erts gab es zeitungsähnliche Erzeugnisse, die <strong>de</strong>n Sensationshunger<br />
ihrer Leser mit reißerischen Überschriften befriedigten und von beson<strong>de</strong>ren Ereignissen, wie<br />
politischen Entscheidungen, Kriegen o<strong>de</strong>r Naturkatastrophen, berichteten. Als Zeitungen im<br />
eigentlichen Sinne wur<strong>de</strong>n allerdings erst die im 17. Jahr<strong>hund</strong>ert regelmäßig erschienenen<br />
Wochenschriften angesehen. Diese periodisch erscheinen<strong>de</strong>n Druckwerke waren jedoch <strong>de</strong>n<br />
höherrangigen Klassen <strong>de</strong>r Gesellschaft vorbehalten; an die übrige Bevölkerung wandte man sich<br />
weiterhin mit Flugblättern, die mit vielen Illustrationen und auffälligen Überschriften als Vorläufer <strong>de</strong>r<br />
Sensationspresse gelten und auf Marktplätzen verkauft wur<strong>de</strong>n. 19<br />
Die ältesten Exemplare einer regelmäßig erscheinen<strong>de</strong>n Wochenzeitung in Berlin stammen aus <strong>de</strong>n<br />
Jahren 1617-1620 und wur<strong>de</strong>n herausgegeben von Christoff Frischmann. Die Zeitungen beinhalteten<br />
vor allem Meldungen über konfessionelle Streitigkeiten und politisch- militärische Tagesereignisse,<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Korrespon<strong>de</strong>nzen zu <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>s Dreißigjährigen Krieges. Über Berlin selbst<br />
wur<strong>de</strong> nicht o<strong>de</strong>r nur selten berichtet, da die Leser von Lokalereignissen meist früher erfuhren, als<br />
diese gedruckt wer<strong>de</strong>n konnten. 20<br />
<strong>In</strong> <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 19. Jahr<strong>hund</strong>erts entstan<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n politischen Parteien auch die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n politischen Blätter, die Parteizeitungen sowie die sogenannten General-Anzeiger, die<br />
vor allem lokale und regionale <strong>In</strong>formationen und Anzeigen enthielten.<br />
Nach<strong>de</strong>m lange Zeit die politisch-militärischen Berichte überwogen, kam es im 19. Jahr<strong>hund</strong>ert mit<br />
zunehmen<strong>de</strong>r Themenvielfalt auch zur Spartenglie<strong>de</strong>rung nach Kultur-, Wirtschafts- und Sportteil in<br />
<strong>de</strong>r Zeitung. 21 Damit waren die heute kennzeichnen<strong>de</strong>n Merkmale einer Zeitung – Publizität,<br />
Periodizität, Aktualität und Universalität – komplett. 22<br />
1.2 Presseentwicklung in <strong>de</strong>r Nachkriegszeit<br />
Nach Kriegsen<strong>de</strong> 1945 wur<strong>de</strong> in Deutschland neben politischer Struktur, Wirtschaft und Kultur auch<br />
das Pressesystem neu aufgebaut. Die alliierten Siegermächte hielten die propagandistische<br />
Medienlenkung und -nutzung durch das NS-Regime für ein wesentliches Machtinstrument <strong>de</strong>s<br />
zurückliegen<strong>de</strong>n Übels und wollten einen Bruch mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Vergangenheit. Ziel war die<br />
Entnazifizierung und Umerziehung Deutschlands. Aus diesem Grun<strong>de</strong> sollten vorerst auch keine alten<br />
Zeitungstitel benutzt und keine Journalisten beschäftigt wer<strong>de</strong>n, die vor 1945 gearbeitet hatten. Die<br />
Herausgabe von Zeitungen war zu<strong>de</strong>m nur mit einer Genehmigung/Lizenz möglich. 23<br />
Amerikaner und Briten sahen als Maßnahme für die <strong>In</strong>formationskontrolle einen Drei- Phasen-Plan vor,<br />
<strong>de</strong>r anfänglich ein Verbot aller <strong>de</strong>utschen Medien vorsah, anschließend die Veröffentlichung alliierter<br />
Medien und Eröffnung von Lizenzverfahren für Deutsche und schließlich <strong>de</strong>n Übergang von alliierten<br />
Medien zu lizenzierten <strong>de</strong>utschen Medien unter alliierter Kontrolle. 24<br />
17 R. Gramm 1985, Zur Berichterstattung über Säugetiere in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Tages- und Wochenpresse, S. 9<br />
18 W. Schulz, Nachricht, in: J. Wilke 1999, Mediengeschichte <strong>de</strong>r BRD, S. 311/312<br />
19 W. G. Oschilewski 1975, Zeitungen in Berlin, Im Spiegel <strong>de</strong>r Jahr<strong>hund</strong>erte, S. 10; E. Noelle-Neumann/J. Wilke,<br />
Pressegeschichte, in: E. Noelle-Neumann et al. 1999., Publizistik/Massenkommunikation, S. 420<br />
20 W. G. Oschilewski 1975, a.a.O., S. 13-16<br />
21 E. Noelle-Neumann/J. Wilke, Pressegeschichte, a.a.O., S. 423; H. Chill/H. Meyn 1998, Massenmedien, in: Bun<strong>de</strong>szentrale für<br />
politische Bildung, <strong>In</strong>formationen zur politischen Bildung Nr. 260, S. 14<br />
22 E. Noelle-Neumann/J. Wilke, Pressegeschichte, a.a.O., S. 421<br />
23 J. Wilke, Überblick und Phasenglie<strong>de</strong>rung, in: J. Wilke 1999, Mediengeschichte <strong>de</strong>r BRD, S. 15-18; J. Wilke, Presse,<br />
in: E. Noelle-Neumann et al. 1999, Publizistik/Massenkommunikation, S. 382/383; H. Chill/H. Meyn 1998, a.a.O., S. 14<br />
24 K. Koszyk, Presse unter alliierter Besatzung, in: J. Wilke 1999, Mediengeschichte <strong>de</strong>r BRD, S. 32