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Literaturteil 29<br />

6. Der Hund<br />

6.1 Abstammung und Domestikation <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s<br />

Als Vorfahre <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong>n lange Zeit sowohl <strong>de</strong>r Wolf als auch <strong>de</strong>r Schakal und <strong>de</strong>r Kojote für<br />

möglich gehalten. Schon Beckmann führte verschie<strong>de</strong>ne Hypothesen an, nach <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Hund durch<br />

die Vermischung verschie<strong>de</strong>ner Wild<strong>hund</strong>arten o<strong>de</strong>r als selbständige Art entstand. 190 Obwohl auch<br />

Schakal und Kojote, ebenso wie <strong>de</strong>r Wolf, mit <strong>de</strong>m Hund fruchtbare Nachkommen erzeugen können,<br />

haben eine Reihe von Untersuchungen <strong>de</strong>n Wolf als Ahnen <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s letztlich bestätigt. 191<br />

Der Hund begleitet <strong>de</strong>n Menschen seit mehr als 10000 Jahren 192 . Im alten Ägypten wur<strong>de</strong>n schon in<br />

<strong>de</strong>r Jungzeit um 6000 bis 4000 v. Chr. Haus<strong>hund</strong>e gehalten, die im Totenkult eine wichtige Rolle<br />

spielten und angebetet wur<strong>de</strong>n. Für die Perser waren die Hun<strong>de</strong> Bestandteil <strong>de</strong>r Seelenwan<strong>de</strong>rung,<br />

und auch die Griechen, Römer und Chinesen verehrten und schätzten ihre Hun<strong>de</strong>. Die Germanen<br />

nutzen sie als Kriegsgehilfen und bei <strong>de</strong>r Jagd. Ludwig Beckmann schrieb 1894: „Die frühesten<br />

Bewohner Europas – die sogenannten Rennthiermenschen – hatten noch keinen Hund; <strong>de</strong>rselbe<br />

erscheint erst später im Gefolge jener Menschen <strong>de</strong>r ersten Steinzeit, welche (...) in Dänemark die<br />

sogenannten „Muschelhaufen“ (...) und in vielen Binnenseen <strong>de</strong>s europäischen Festlan<strong>de</strong>s die<br />

„Pfahlbauten“ hinterließen.“ 193 Dieser Hund wur<strong>de</strong> von Prof. Rütimeyer, <strong>de</strong>r diese Bauten untersucht<br />

hatte, als „Canis palustris“ o<strong>de</strong>r Torf<strong>hund</strong> bezeichnet.<br />

Trotz aller Verehrung war <strong>de</strong>r Hund „aber auch von jeher das Opfer schlechter o<strong>de</strong>r gar sadistischer<br />

Behandlung.“ 194<br />

Unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen die Begriffe „Zähmung“ und „Domestikation“ 195 : „Zwar setzt<br />

Domestikation die Zähmung <strong>de</strong>s Wildtieres voraus, aber das zahme Wildtier ist <strong>de</strong>swegen noch kein<br />

Haustier.“ 196<br />

Vorraussetzungen für eine „Haustierwerdung“ sind neben <strong>de</strong>r Zähmung die Fähigkeiten <strong>de</strong>s Tieres,<br />

sich an einen begrenzten Lebensraum zu bin<strong>de</strong>n und sich bedingungslos <strong>de</strong>m Menschen zu<br />

unterwerfen. Die dazu notwendige Anerkennung einer sozialen Hierachie ist bereits angeboren, da bis<br />

auf die Katze alle Haustiere ehemals Ru<strong>de</strong>ltiere waren.<br />

Der Mensch begann, die domestizierten Tiere von <strong>de</strong>n Wildtieren abzugrenzen, so daß Paarungen<br />

zwischen diesen immer seltener wur<strong>de</strong>n. Bestimmte, für das Zusammenleben von Mensch und Tier<br />

vorteilhafte Eigenschaften und gewünschte morphologische Verän<strong>de</strong>rungen konnten sich so schneller<br />

durchsetzen. Mit diesem Schritt wur<strong>de</strong> die natürliche Selektion abgelöst durch die gezielte Zuchtwahl,<br />

die künstliche Selektion durch <strong>de</strong>n Menschen. 197<br />

Umstritten ist immer noch die Ursache o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Auslöser <strong>de</strong>r Domestikation. Erik Zimen diskutiert in<br />

seinem Buch „Der Hund“ einige Erklärungsversuche: Der gemeinsamen Jagd von Mensch und Wolf als<br />

Motiv stellt er die große Futteraggressivität <strong>de</strong>r Wölfe entgegen; die I<strong>de</strong>e, daß die Wölfe wie auch die<br />

Dingos bei <strong>de</strong>n Aborigines eine Wärme- beziehungsweise Deckenfunktion erfüllten, verwarf er<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Tatsache, daß Wölfe keinerlei Bedürfnis nach Körperkontakt haben; einen Nutzen als<br />

Wach<strong>hund</strong> brachte <strong>de</strong>r Wolf ebenfalls nicht, weil er zwar sein Territorium gegen an<strong>de</strong>re Wölfe<br />

verteidigt, vor Menschen aber eher selbst fliehen wür<strong>de</strong>; will man <strong>de</strong>n Wolf als Schlitten<strong>hund</strong><br />

einsetzen, erreicht man nicht viel mehr als zunehmen<strong>de</strong> Aggressivität bei <strong>de</strong>n Wölfen; und für <strong>de</strong>n<br />

Wolf als Nahrungsquelle gibt es ebenfalls keine Anzeichen 198 . Er kommt zu <strong>de</strong>m Schluß: „Es scheint,<br />

wir müssen die Vorstellung aufgeben, <strong>de</strong>r Mensch habe <strong>de</strong>n Wolf bewußt und zukunftsorientiert<br />

gezähmt und von Anfang an zu seinem Vorteil eingesetzt. Die vielen Vorzüge und unterschiedlichen<br />

Einsatzmöglichkeiten <strong>de</strong>r späteren Hun<strong>de</strong> waren am Verhalten <strong>de</strong>r ersten ,Hauswölfe‘ kaum zu<br />

erkennen.“ 199 Ein gegenseitiger Nutzen bestand laut Zimen allerdings darin, daß die Wölfe von <strong>de</strong>n<br />

Abfällen <strong>de</strong>r Menschen profitierten und ihrerseits die Lager von Menschenkot sauber hielten.<br />

190<br />

L. Beckmann 1894, Geschichte und Beschreibung <strong>de</strong>r Rassen <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s, S. 2/3<br />

191<br />

H. Räber 1993, Enzyklopadie <strong>de</strong>r Rasse<strong>hund</strong>e, Bd 1, S. 11; U. Kober, Pareys Hun<strong>de</strong>buch, S. 10<br />

192<br />

H. Räber 1993, a.a.O., S. 9<br />

193<br />

L. Beckmann 1894, a.a.O., S. 2<br />

194<br />

U. Kober 1981, a.a.O., S. 12<br />

195<br />

Domestikation umfaßt Zähmung und planmäßige Züchtung von Haustieren aus Wildtieren<br />

196<br />

H. Räber 1993, a.a.O., S. 10<br />

197<br />

H. Räber 1993, a.a.O., S. 10/11; E. Zimen 1988, Der Hund, S. 102/103<br />

198 E. Zimen 1988,a.a.O., S. 56-59<br />

199 E. Zimen 1988, a.a.O., S. 60

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