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Diskussionsteil 116<br />

Gesellschaft zur politischen und gesellschaftlichen Realität. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall erweckt <strong>de</strong>r Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Berichterstattung über Beißzwischenfälle <strong>de</strong>n Eindruck, die Aggressivität von Hun<strong>de</strong>n und die<br />

Häufigkeit <strong>de</strong>r Angriffe habe stark zugenommen.<br />

Die Zeitung gibt also eine Meinung vor o<strong>de</strong>r greift eine bestehen<strong>de</strong> Meinung auf und beeinflußt damit<br />

nicht nur ihre Leser, son<strong>de</strong>rn zwangsläufig auch die Politik. Denn die öffentliche Meinung dient sowohl<br />

<strong>de</strong>n Lesern wie auch <strong>de</strong>r Politik als Orientierung, und die Zeitung dient als ein Organ dieser<br />

öffentlichen Meinung. Der Leser will sich mit seiner Meinung nicht isolieren und strebt nach<br />

<strong>In</strong>tegration innerhalb seiner Umgebung, die Politik versucht durch Gesetzesän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>n<br />

For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bürger beziehungsweise <strong>de</strong>r Gesellschaft gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Dabei nutzen Politiker<br />

aller Parteien die aufgeheizte Debatte, um von an<strong>de</strong>ren Problemen abzulenken und versuchen, durch<br />

eine vermeintliche Lösung dieses Problems eigene, politische Erfolge zu erzielen. Entschei<strong>de</strong>nd ist<br />

dabei, daß es sich bei <strong>de</strong>n Kampf<strong>hund</strong>ebesitzern um eine Min<strong>de</strong>rheit han<strong>de</strong>lt. Kein Politiker wür<strong>de</strong> es<br />

riskieren, sich mit einer Fülle von Schäfer<strong>hund</strong>- und Mischlingsbesitzern anzulegen, auch wenn diese<br />

Rassen in <strong>de</strong>r Beißstatistik weit vor <strong>de</strong>n sogenannten Kampf<strong>hund</strong>en rangieren.<br />

Zweifellos also haben die Medien einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Vorstellungen, die die<br />

Rezipienten von <strong>de</strong>r Realität haben. Das, was sie in <strong>de</strong>r Zeitung lesen o<strong>de</strong>r im Fernsehen sehen,<br />

bestimmt oftmals ihr Verhältnis und ihre Einstellung zur Realität mehr als die eigenen Beobachtungen.<br />

Im Hinblick auf die „Kampf<strong>hund</strong>e“ kommt diese Problematik beson<strong>de</strong>rs zur Geltung: Nur die wenigsten<br />

Leser befassen sich mit entsprechen<strong>de</strong>r Fachliteratur zu diesem Thema und haben daher keinerlei<br />

<strong>In</strong>formationen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie schließen sich mit ihren Bewertungen <strong>de</strong>m<br />

allgemeinen Medientenor an. Wenn sich die Ereignisse, mit <strong>de</strong>nen sich Journalisten verschie<strong>de</strong>ner<br />

Zeitungen beschäftigen, gleichen und <strong>de</strong>r Tenor in <strong>de</strong>r Berichterstattung sich gleicht, dann kann dieser<br />

Umstand eine sehr überzeugen<strong>de</strong> Wirkung auf die Leser haben. Entspricht dieser Medientenor jedoch<br />

nicht <strong>de</strong>m Tenor <strong>de</strong>r Wissenschaftler, so haben fundierte wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse<br />

und fachliche Beurteilungen nur geringe Chancen, die Bevölkerung zu erreichen. Keine <strong>de</strong>r<br />

untersuchten Zeitungen veröffentlichte auch nur einen Artikel mit ernstzunehmen<strong>de</strong>n <strong>In</strong>formationen<br />

zu Aussehen, Eigenschaften o<strong>de</strong>r Fähigkeiten <strong>de</strong>r als „Kampf<strong>hund</strong>e“ gelisteten Rassen. Es ist also<br />

nicht davon auszugehen, daß die Journalisten in diesem Zusammenhang tatsächlich ihre<br />

<strong>In</strong>formationen hinterfragen und damit sachlich berichten, um <strong>de</strong>n Lesern die gewünschte Basis für<br />

eine persönliche Meinungsbildung zu schaffen. Ausreichen<strong>de</strong> <strong>In</strong>formationsquellen und Möglichkeiten,<br />

sich diese zu beschaffen, sind gegeben. Neben <strong>de</strong>n bereits erwähnten und hier zitierten Fachbüchern<br />

wird das Problem <strong>de</strong>r gefährlichen Hun<strong>de</strong> auch in <strong>de</strong>r aktuellen und früheren Fachpresse diskutiert.<br />

<strong>In</strong> seinem Artikel „Haltung von Kampf<strong>hund</strong>en“ in <strong>de</strong>r Deutschen tierärztlichen Wochenschrift 97 vom<br />

April 1990 schreibt W. Wegner über gutachterliche Tätigkeit im Zusammenhang mit sogenannten<br />

Kampf<strong>hund</strong>en, über fehlgelenkte Zucht und <strong>de</strong>ren tierschützerische und soziologische Relevanz sowie<br />

mangeln<strong>de</strong>s Verantwortungsbewußtsein von Züchtern und Haltern, was zur wachsen<strong>de</strong>n<br />

Hun<strong>de</strong>feindlichkeit in <strong>de</strong>r Gesellschaft beiträgt. 341<br />

D. Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen diskutiert in ihrem Beitrag „Aggressive Hun<strong>de</strong>-ein Tierschutzproblem; Schutz<br />

<strong>de</strong>s Tieres vor Mißbrauch durch <strong>de</strong>n Menschen be<strong>de</strong>utet Menschenschutz“ in <strong>de</strong>r Tierärztlichen<br />

Umschau 12/1991 das biologische, normale Aggressionsverhalten von Hun<strong>de</strong>n und die gesteigerte,<br />

unberechenbare Aggressivität als erworbene und damit in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>s Halters liegen<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r als genetisch bedingte und damit in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Züchter liegen<strong>de</strong> Verhaltensstörung,<br />

die ein Tierschutzproblem darstellt. 342<br />

Auch W. Goldhorn macht in seinem Artikel „<strong>Zum</strong> Thema: Kampf<strong>hund</strong>e“ in Der praktische Tierarzt<br />

8/1991 die beson<strong>de</strong>re Verantwortung <strong>de</strong>s Menschen für das Verhalten <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utlich,<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Hinblick auf Zucht sowie auf Sozialisation und Ausbildung. 343<br />

F. Rehage hinterfragt in ihrem Beitrag „Hyperaggressivität beim Hund aus Sicht <strong>de</strong>s praktizieren<strong>de</strong>n<br />

Tierarztes“ in Der Praktische Tierarzt 5/1992 die Ur<strong>sachen</strong> für Beißzwischenfälle und versucht Hun<strong>de</strong><br />

und ihre Halter zu charakterisieren. Sie versucht hyperaggressive Patienten zu klassifizieren und<br />

macht Vorschläge für die Prophylaxe solcher Probleme. 344<br />

Das Ergebnis einer sehr interessanten Untersuchung wur<strong>de</strong> im Oktober 1993 in <strong>de</strong>r Deutschen<br />

tierärztlichen Wochenschau 100 veröffentlicht. <strong>In</strong> <strong>de</strong>m Beitrag „<strong>Zum</strong> Problem <strong>de</strong>r Gefährlichkeit von<br />

Hun<strong>de</strong>n; eine Untersuchung von Vorfällen mit Hun<strong>de</strong>n in einer Großstadt“ von J. Unshelm, N.Rehm<br />

und E. Hei<strong>de</strong>nberger wer<strong>de</strong>n aktenkundig gewor<strong>de</strong>ne Vorfälle in München von 1986-1991<br />

341 W. Wegner 1990, a.a.O., S. 168-171<br />

342 D. Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen 1991a, a.a.O., S. 749-754<br />

343 W. Goldhorn 1991, <strong>Zum</strong> Thema: Kampf<strong>hund</strong>e, in: Prakt. Tierarzt 8, S. 698-699<br />

344 F. Rehage 1992, Hyperaggressivität beim Hund aus Sicht <strong>de</strong>s praktizieren<strong>de</strong>n Tierarztes, in: Prakt. Tierarzt 5, S. 408-419

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