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Literaturteil 22<br />

Zusammenhang. (...) Zweitens bestand ein enger Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Umfang <strong>de</strong>r<br />

Medienberichterstattung über soziale Probleme und <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r Bevölkerung über die<br />

Dringlichkeit dieser Probleme, obwohl die Medien nur ein stark verzerrtes Bild von <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Entwicklung lieferten.“ 123<br />

4.2.1 Medien und Politik<br />

Die Kommunikationsmöglichkeiten einer Regierung beruhen auf <strong>de</strong>r Beobachtung und Beeinflussung<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Meinung. Politisches Han<strong>de</strong>ln erfor<strong>de</strong>rt <strong>In</strong>formationen über die Probleme und<br />

Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bürger, die ihrerseits mit ihren Wählerstimmen dieses politische Han<strong>de</strong>ln unterstützen<br />

o<strong>de</strong>r ablehnen können. Eine Regierung versucht die öffentliche Meinung nicht nur zu beeinflussen, um<br />

die Bürger zu informieren, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re, um die öffentliche Meinung und ihr politisches<br />

Han<strong>de</strong>ln in Einklang zu bringen und damit die Zustimmung <strong>de</strong>r Bürger zu erhalten und ihre Macht zu<br />

stabilisieren. 124<br />

Die Einflußnahme erfolgt allerdings nicht nur von seiten <strong>de</strong>r Politik. Nissen und Menningen<br />

beschreiben die mo<strong>de</strong>rnen Massenkommunikationsmedien als einen von vielen an<strong>de</strong>ren Akteuren, die<br />

<strong>de</strong>n politischen Prozeß <strong>de</strong>mokratischer Regierungssysteme bestimmen. 125<br />

Medien- und Politiksystem stehen inzwischen in symbiotischer Abhängigkeit und versuchen, die<br />

Verbindungen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Auf <strong>de</strong>r einen Seite versucht das politische System, die<br />

öffentliche Meinung zu beeinflussen und zu steuern 126 ; auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist <strong>de</strong>r Journalismus<br />

,,auf politische <strong>In</strong>formationen angewiesen, um daraus Nachrichten produzieren zu können und damit<br />

seiner <strong>In</strong>formationsfunktion nachzukommen“. 127<br />

Aus <strong>de</strong>n <strong>In</strong>teraktionen zwischen Politik und Journalismus erwächst für <strong>de</strong>n Journalisten häufig das<br />

Problem <strong>de</strong>r Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen notwendiger persönlicher Nähe und beruflich erwarteter<br />

Distanz. 128<br />

Die Beziehungen und <strong>In</strong>teraktionen zwischen Medien zur Politik gibt auch immer wie<strong>de</strong>r Anlaß zur<br />

Diskussion. Den Journalisten wird mangeln<strong>de</strong> Aufbereitung und Darstellung politischer Themen<br />

vorgeworfen. Sie wer<strong>de</strong>n als Mitschuldige an <strong>de</strong>r allgemeinen Politikverdrossenheit <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

gesehen, weil sie nicht mehr nur als neutrale Berichterstatter, son<strong>de</strong>rn selbst als Kritiker fungieren<br />

und durch ihre vorwiegend pessimistische Politikvermittlung <strong>de</strong>n Eindruck erwecken, daß die<br />

<strong>de</strong>rzeitige Entwicklung in einer unlösbaren Problematik en<strong>de</strong>t. 129<br />

Auch Noelle-Neumann ist <strong>de</strong>r Meinung, daß „auffallen<strong>de</strong> Entwicklungen <strong>de</strong>r letzten Jahrzehnte, wie<br />

Politikverdrossenheit und <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>s Vertrauens in staatliche <strong>In</strong>stitutionen“ eine Folge negativer<br />

Nachrichtenselektion sein können. 130<br />

Die gegenseitige Beziehung von Medien und Politik sollte eigentlich dazu dienen, Bedürfnisse und<br />

Meinungen <strong>de</strong>r Bürger an die Politiker und Pläne und Entscheidungen <strong>de</strong>r Politiker an die Bürger zu<br />

leiten. Diese Abhängigkeit voneinan<strong>de</strong>r wird jedoch dahingehend verschoben, daß die Politik sich<br />

immer mehr <strong>de</strong>n Gesetzmäßigkeiten <strong>de</strong>r Medien unterwirft.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s Konkurrenzdruckes sieht sich ein Journalist oftmals gezwungen, auch aus<br />

unspektakulären o<strong>de</strong>r unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Themen etwas <strong>In</strong>teressantes konstruieren o<strong>de</strong>r eben selbst<br />

einen Aufmacher inszenieren zu müssen – ein Ereignis also, das nur stattfin<strong>de</strong>t, damit darüber<br />

berichtet wer<strong>de</strong>n kann. Chill und Meyn stellen fest: „Neu ist die Erkenntnis nicht, daß Politiker Medien<br />

zur Selbstdarstellung und damit auch zur Themensetzung benutzen. Neu ist vielleicht, daß die Medien<br />

in zunehmen<strong>de</strong>m Maße Politik inszenieren und damit selbst Akteure in <strong>de</strong>r politischen Willensbildung<br />

sind.“ 131<br />

Durch die Möglichkeit <strong>de</strong>r Medien, neben <strong>de</strong>r Darstellung realer politischer Ereignisse Politik auch zu<br />

inszenieren, und durch <strong>de</strong>n möglichen Einfluß von Politikern auf diese <strong>In</strong>szenierung ist die<br />

123 E. Noelle-Neumann, Wirkung <strong>de</strong>r Massenmedien auf die Meinungsbildung, a.a.O., S. 562/563<br />

124 B. Pfetsch, Regieren unter <strong>de</strong>n Bedingungen medialer Allgegenwart, in: U. Sarcinelli 1998,<br />

Politikvermittlung und Demokratie in <strong>de</strong>r Mediengesellschaft, S. 238/239<br />

125 P. Nissen/W. Menningen, Der Einfluß <strong>de</strong>r Gatekeeper auf die Themenstruktur <strong>de</strong>r Öffentlichkeit in: W. R.<br />

Langenbacher 1979, Politik und Kommunikation, S. 211<br />

126 U. San<strong>de</strong>r/D. Meister 1997, a.a.O., S. 223<br />

127 K.-D. Altmeppen/M. Löffelholz, Zwischen Verlautbarungsorgan und "Vierter Gewalt", a.a.O., S. 101<br />

128 K.-D. Altmeppen/M. Löffelholz, Zwischen Verlautbarungsorgan und "Vierter Gewalt", a.a.O., S. 114<br />

129 H. Chill/H. Meyn 1998, a.a.O., S. 50-52; J. Wilke, Politikvermittlung durch Printmedien,<br />

in: U. Sarcinelli 1998, Politikvermittlung und Demokratie in <strong>de</strong>r Mediengesellschaft, S. 149<br />

130 E. Noelle-Neumann, Wirkung <strong>de</strong>r Massenmedien auf die Meinungsbildung, a.a.O., S. 567<br />

131 H. Chill/H. Meyn 1998, a.a.O., S. 50-52

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