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Literaturteil 10<br />

Mit <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>s Grundgesetzes für die BRD im Mai 1949 und <strong>de</strong>r Aufhebung <strong>de</strong>r<br />

Lizenzpflicht durch <strong>de</strong>n Artikel 5 25 begann eine neue Phase <strong>de</strong>s Pressewesens. Die Zahl <strong>de</strong>r Verlage<br />

und Zeitungen vermehrte sich merklich bis Mitte <strong>de</strong>r fünfziger Jahre. Grün<strong>de</strong> dafür waren die<br />

Rückkehr <strong>de</strong>r Altverleger auf <strong>de</strong>n Zeitungsmarkt und damit viele Neugründungen o<strong>de</strong>r auch<br />

Wie<strong>de</strong>rgründungen ehemaliger lokaler Zeitungen. <strong>In</strong> <strong>de</strong>r Sektorenstadt Berlin war die Pressearbeit<br />

nach wie vor bis 1955 von einer Lizenzerteilung abhängig. Diese wur<strong>de</strong> nur einmal für <strong>de</strong>n „Berliner<br />

Anzeiger“ erteilt, aus <strong>de</strong>m 1952 die „Berliner Morgenpost“ hervorging. 26<br />

Nach <strong>de</strong>r Expansionsphase kam es in <strong>de</strong>n fünfziger und sechziger Jahren durch das Scheitern kleinerer<br />

Zeitungen, das Einstellen fast aller Parteizeitungen, das Verbot <strong>de</strong>r KPD und damit <strong>de</strong>r<br />

kommunistischen Zeitungen sowie verschie<strong>de</strong>ner Formen redaktioneller Kooperationen zum<br />

Konzentrationsprozeß im Pressewesen. Durch <strong>de</strong>n einsetzen<strong>de</strong>n Verdrängungswettbewerb und diverse<br />

Verlagszusammenschlüsse entstan<strong>de</strong>n große Pressekonzerne, was gleichzeitig eine Zunahme sowohl<br />

<strong>de</strong>r Auflagenzahlen als auch <strong>de</strong>s Seitenumfangs mit sich brachte. Neben <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Lücken,<br />

die Verlagsschließungen hinterließen, war auch mit <strong>de</strong>m Problem <strong>de</strong>r Ein- Zeitungs-Kreise 27 das<br />

Verschwin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r publizistischen Vielfalt eine Folge dieser Konzentrationen. 28<br />

Die Pressefusionskontrolle von 1976 kam sehr spät und konnte <strong>de</strong>n Konzentrationsprozeß nur noch<br />

sehr bedingt beeinflussen. Neben <strong>de</strong>r Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r großen Zeitungen, ihren Absatz zu vergrößern und<br />

als Alleinanbieter am Ort zu fungieren, was merklich zum Verlust <strong>de</strong>r Medienvielfalt führte, gingen seit<br />

Anfang <strong>de</strong>r achziger Jahre die Auflagen <strong>de</strong>r Kaufzeitungen zurück, während die <strong>de</strong>r<br />

Abonnementzeitungen wie<strong>de</strong>r zunahm. Die Unterhaltung durch an<strong>de</strong>re Medien wie Rundfunk und<br />

Fernsehen o<strong>de</strong>r Zeitschriften wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Kaufzeitungen offenbar vorgezogen. 29<br />

1.3 Gesamt<strong>de</strong>utscher Zeitungsmarkt nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong><br />

Nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> 1989 öffnete sich für die west<strong>de</strong>utschen Verlage ein neuer Markt, und es wur<strong>de</strong>n bis<br />

En<strong>de</strong> 1992 25 neue Zeitungsverlage gegrün<strong>de</strong>t. Die große Vielfalt nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> war jedoch nicht<br />

von langer Dauer. Vor allem durch die starke Bindung <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Leser an die alten<br />

Bezirkszeitungen und <strong>de</strong>r Taktik großer west<strong>de</strong>utscher Verlage, bestehen<strong>de</strong> DDR-Zeitungen zu<br />

übernehmen, konnten die Neugründungen sich kaum halten – von 103 gibt es heute noch acht<br />

Ausgaben neuer, lokaler Abonnementzeitungen. 30<br />

<strong>In</strong> Berlin be<strong>de</strong>utete die Wen<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Zeitungsmarkt sozusagen eine zweite „Stun<strong>de</strong> Null“. Die<br />

Verlage befan<strong>de</strong>n sich schlagartig in einer völlig neuen Situation; die Zeitungen West-Berlins verloren<br />

ihre Isolation, die Ost-Berlins ihre Zensur. Die westlichen Verlage sahen in <strong>de</strong>n Zeitungen Ost-Berlins<br />

keine ernstzunehmen<strong>de</strong> Konkurrenz, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>m neuen Markt nur ihren eigenen Vorteil und<br />

starteten mit <strong>In</strong>vestitionen und Zukäufen. 31 Abgesehen von <strong>de</strong>n Verlusten <strong>de</strong>r Abonnementauflagen<br />

im Osten nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>, führten die wenn auch nur marginal ausfallen<strong>de</strong>n Verluste im Westen seit<br />

1991 zu Verunsicherung und daraus resultieren<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen im Erscheinungsbild <strong>de</strong>r<br />

Zeitungen. Sie wur<strong>de</strong>n im ganzen bunter, ließen dadurch aber auch eine Boulevardisierung und einen<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Auflagenrückgang entsprechend <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Kaufzeitungen befürchten. 32<br />

Schon 1994 aber war vor allem <strong>de</strong>n Westberliner Verlagen klar, daß ihre Erwartungen sich nicht<br />

erfüllen wür<strong>de</strong>n: „Wirtschaftlich wur<strong>de</strong>n die Tageszeitungen aus West-Berlin fast wie<strong>de</strong>r auf ihre<br />

Ausgangspositionen vor 1989 zurückgeworfen; die überleben<strong>de</strong>n Ost-Publikationen konnten sich wi<strong>de</strong>r<br />

25 Art. 5 <strong>de</strong>s Grundgesetzes zum Grundrecht auf Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Kunstfreiheit<br />

(1) Je<strong>de</strong>r hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus<br />

allgemein zugänglichen Quellen ungehin<strong>de</strong>rt zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit <strong>de</strong>r<br />

Berichterstattung durch Rundfunk und Film wer<strong>de</strong>n gewährleistet. Eine Zensur fin<strong>de</strong>t nicht statt.<br />

(2) Diese Rechte fin<strong>de</strong>n ihre Schranken in <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>r allgemeinen Gesetze, <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

Bestimmungen zum Schutz <strong>de</strong>r Jugend und in <strong>de</strong>m Recht <strong>de</strong>r persönlichen Ehre.<br />

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit <strong>de</strong>r Lehre entbin<strong>de</strong>t nicht von <strong>de</strong>r<br />

Treue zur Verfassung.<br />

26 J. Wilke, Überblick und Phasenglie<strong>de</strong>rung, a.a.O., S. 15-18; J. Wilke, Presse, a.a.O., S. 382/383<br />

27 Ein-Zeitungs-Kreise sind Gebiete, in <strong>de</strong>nen sich nur eine einzige Zeitung etablieren und halten konnte.<br />

28 W. J. Schütz, Entwicklung <strong>de</strong>r Tagespresse, in: J. Wilke 1999, Mediengeschichte <strong>de</strong>r BRD, S. 114-116;<br />

J.Wilke, Presse, a.a.O., S. 386-388; H. Chill/H.Meyn 1998, a.a.O., S. 24/25<br />

29 W. J. Schütz, Entwicklung <strong>de</strong>r Tagespresse, a.a.O., S. 127-129<br />

30 W. J. Schütz, Entwicklung <strong>de</strong>r Tagespresse, a.a.O., S. 126/127; J. Wilke, Presse, a.a.O., S. 392<br />

31 B. Held 1994, Die zweite Stun<strong>de</strong> Null. Berliner Tageszeitungen nach <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> (1989-1994), S. 283<br />

32 W. J. Schütz, Entwicklung <strong>de</strong>r Tagespresse, a.a.O., S. 129/130

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