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Literaturteil 25<br />

Noelle-Neumann meint: „Journalisten können nicht wahrnehmen und selektieren und mitteilen, ohne<br />

durch ihre Annahmen und Überzeugungen, ihre Perspektiven beeinflußt zu sein.“ 154<br />

Auch Schulz weist auf das Problem hin, daß politische und i<strong>de</strong>ologische Orientierungen auch häufig<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Kommentarteils erkennbar wer<strong>de</strong>n und damit die Trennung von Nachricht und Meinung<br />

nicht gewahrt wird: „Beson<strong>de</strong>rs bei kontroversen Themen läßt sich häufig nachweisen, daß die<br />

Berichterstattung <strong>de</strong>n im Kommentarteil ausgedrückten politischen Positionen angeglichen ist.“ 155<br />

Eine allgemeine und grundsätzliche Objektivität kann also ohne weiteres nicht immer vorausgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

4.3.4 Thematisierung<br />

Wird eine Angelegenheit „thematisiert“, so wird sie zur „Chefsache“, zum „Gesprächsstoff“, zu einem<br />

„zu behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Gegenstand“, zum „Leitgedanken“. Eine politische Angelegenheit o<strong>de</strong>r Strategie<br />

kann nur dann erfolgreich sein, wenn sie <strong>de</strong>n „Status eines Themas“ erreicht, wobei die<br />

„Thematisierungschance“ nicht nur vom Thema selbst, son<strong>de</strong>rn auch entschei<strong>de</strong>nd vom Einfluß <strong>de</strong>r<br />

Massenmedien abhängt. 156<br />

Das sogenannte „agenda setting“ o<strong>de</strong>r die Thematisierung hat zur Folge, daß von <strong>de</strong>n Lesern genau<br />

die Themen für wichtig gehalten wer<strong>de</strong>n, die von <strong>de</strong>r Zeitung beson<strong>de</strong>rs aktualisiert wer<strong>de</strong>n. Darüber<br />

hinaus hat eine Redaktion auch die Möglichkeit, die Reihenfolge <strong>de</strong>r Wichtigkeit nach festzulegen. Die<br />

Journalisten können also einen enormen Einfluß ausüben, nicht unbedingt auf das, was die Leser<br />

<strong>de</strong>nken, aber zumin<strong>de</strong>st auf das, worüber sie nach<strong>de</strong>nken. 157 Sie haben einen gewissen Einfluß<br />

darauf, was zur „Chefsache“ wird.<br />

Sogenannte Meinungsführer, „opinion lea<strong>de</strong>r“, unter <strong>de</strong>n Medien beziehen eine Vorreiterrolle und sind<br />

mit ihrer Berichterstattung bestimmend für <strong>de</strong>n allgemeinen Medientenor. Aufgrund <strong>de</strong>r Tatsache, daß<br />

diese Medien von <strong>de</strong>n Journalisten gelesen und kopiert o<strong>de</strong>r zitiert wer<strong>de</strong>n, kann eine bestimmte<br />

Thematisierung das ganze System durchziehen. 158<br />

„Gewinnt das Thema an Popularität, wird es Mo<strong>de</strong>, dann übernimmt es die Funktion einer Struktur <strong>de</strong>s<br />

Kommunikationsprozesses. Es wird zum Bestandteil <strong>de</strong>r öffentlichen Meinung (...), es erscheint in <strong>de</strong>r<br />

Tagespresse in einer Berichterstattung, die vorraussetzt, daß je<strong>de</strong>r die Vorgeschichte <strong>de</strong>s Themas<br />

kennt.“ 159<br />

San<strong>de</strong>r und Meister sind <strong>de</strong>r Meinung, daß die Medien Anomie 160 als Thema (im<br />

Boulevardjournalismus als „Skandal“, in <strong>de</strong>r seriösen Presse als „Kritik“) präferieren, „weil mit <strong>de</strong>m<br />

Abweichen<strong>de</strong>n, Normverletzen<strong>de</strong>n und Außergewöhnlichen die erfolgreichsten<br />

Thematisierungsstrategien verbun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.“ 161<br />

4.4 Öffentliche Meinung<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r öffentlichen Meinung wird in <strong>de</strong>r Literatur nicht einheitlich verwen<strong>de</strong>t. Es besteht sogar<br />

teilweise Einigkeit darüber, daß keine allgemeingültige Definition <strong>de</strong>s Begriffes existiert.<br />

Ursprünglich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Begriff verstan<strong>de</strong>n als „Konformitätsdruck, soziale Kontrolle <strong>de</strong>s<br />

Zusammenhalts <strong>de</strong>r Gesellschaft“. Diesem Druck sind alle Menschen aufgrund ihrer sozialen Natur<br />

unterworfen. Elisabeth Noelle-Neumann führt in diesem Zusammenhang John Locke an, <strong>de</strong>r in seinem<br />

Buch „An Essay Concerning Human Un<strong>de</strong>rstanding“ (1690) beschreibt, daß nicht einer unter<br />

zehntausend Menschen so unempfindlich ist, daß es ihm gleichgültig sei, wenn ihm die Zuneigung und<br />

die Achtung seiner Umwelt entzogen wird, und daß darum das Gesetz <strong>de</strong>r Meinung sorgfältiger als das<br />

göttliche Gesetz o<strong>de</strong>r die geschriebenen Gesetze <strong>de</strong>s Staates befolgt wird. 162<br />

154<br />

E. Noelle-Neumann 1980, a.a.O.<br />

155<br />

W. Schulz, Nachricht, a.a.O., S. 330<br />

156<br />

U. San<strong>de</strong>r/D. Meister 1997, a.a.O., S. 222/223<br />

157<br />

J. Hoffmann/U. Sarcinelli, Politische Wirkungen <strong>de</strong>r Medien, in: J. Wilke 1999, Mediengeschichte <strong>de</strong>r BRD, S. 733<br />

158<br />

J. Wilke, Politikvermittlung durch Printmedien, a.a.O., S. 161<br />

159<br />

N. Luhmann, Öffentliche Meinung, a.a.O., S. 42<br />

160<br />

Zustand mangeln<strong>de</strong>r sozialer Ordnung; Zusammenbruch <strong>de</strong>r kulturellen Ordnung; Zustand mangelhafter<br />

gesellschaftlicher <strong>In</strong>tegration innerhalb eines sozialen Gebil<strong>de</strong>s, verbun<strong>de</strong>n mit Einsamkeit, Hilflosigkeit u.ä.<br />

161<br />

U. San<strong>de</strong>r/D. Meister 1997, a.a.O., S. 225<br />

162<br />

E. Noelle-Neumann, Öffentliche Meinung, a.a.O., S. 368

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