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Literaturteil 39<br />
wur<strong>de</strong>n im Zweiten Weltkrieg zur Nachrichtenübermittlung, zum Verlegen von Kabeln o<strong>de</strong>r auch als<br />
leben<strong>de</strong> Bomben eingesetzt.<br />
<strong>In</strong> Rom wur<strong>de</strong>n gezielt verschie<strong>de</strong>ne Rassen gezüchtet, von <strong>de</strong>nen die beliebten Kampf<strong>hund</strong>e in<br />
Gladiatorenkämpfen gegen an<strong>de</strong>re Hun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r gegen Menschen eingesetzt wur<strong>de</strong>n. 294 Wippermann<br />
dagegen wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>r Behauptung, daß Hun<strong>de</strong> je gegen Menschen eingesetzt wur<strong>de</strong>n. Seiner<br />
Aussage nach wur<strong>de</strong>n Pitbull und Staffordshire im 17. Jahr<strong>hund</strong>ert in England und Frankreich<br />
ausschließlich für Tierkämpfe gezüchtet. 295<br />
Im Mittelalter mußten die Hun<strong>de</strong> dann auch gegen in Ketten gelegte Bären, Löwen, Wölfe und Stiere<br />
kämpfen. Der sogenannte „Bullenbeißer“ entstand in England, wo Bullenkämpfe, getragen von <strong>de</strong>r<br />
Wettlei<strong>de</strong>nschaft <strong>de</strong>r Englän<strong>de</strong>r, zum Volkssport wur<strong>de</strong>n. Es entwickelte sich eine gezielte Zucht und<br />
Auslese <strong>de</strong>r Hun<strong>de</strong>, die sich sofort in die Oberlippe <strong>de</strong>s Bullen verbissen, bis dieser durch massive<br />
Endorphinausschüttung umfiel. Später ließ man auch zunehmend Hun<strong>de</strong> gegeneinan<strong>de</strong>r kämpfen.<br />
Obwohl Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahr<strong>hund</strong>erts Tierkämpfe verboten wur<strong>de</strong>n, setzten sich die Hun<strong>de</strong>kämpfe und<br />
später auch Kämpfe mit Ratten o<strong>de</strong>r Fischottern fort. 296<br />
Die ersten Hun<strong>de</strong>kämpfe in Amerika fan<strong>de</strong>n statt, nach<strong>de</strong>m britische Einwan<strong>de</strong>rer um 1860 ihre Bull<br />
and Terrier, eine Kreuzung aus Englischer Bulldogge und Terriern, dort eingeführt hatten. Sie wur<strong>de</strong>n<br />
u.a. als „Pit Bull Terrier“ und „Staffordshire Terrier“ bezeichnet. 297<br />
Es bil<strong>de</strong>ten sich schnell zwei Züchterparteien: Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s United Kennel Club (UKC) hielten an<br />
<strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>kämpfen und <strong>de</strong>m Namen „Pit Bull Terrier“ (entsprechend <strong>de</strong>r englischen Bezeichnung für<br />
<strong>de</strong>n Kampfplatz) fest, <strong>de</strong>r American Kennel Club (AMC) wollte unter <strong>de</strong>m Namen „Staffordshire<br />
Terrier“ einen Familien<strong>hund</strong> schaffen. Während <strong>de</strong>r AMC als offizielle amerikanische Vereinigung <strong>de</strong>r<br />
Rasse<strong>hund</strong>ezucht anerkannt und an die Fé<strong>de</strong>ration Cynologique <strong>In</strong>ternationale (FCI) angeschlossen<br />
ist, ist <strong>de</strong>r UKC nicht angeschlossen und somit <strong>de</strong>r „Pit Bull Terrier“ keine international und offiziell<br />
anerkannte Rasse. 298<br />
6.5.2 Kampf<strong>hund</strong>e heute<br />
Auf <strong>de</strong>r sogenannten „Kampf<strong>hund</strong>eliste“ stehen in Berlin im Januar 2001 folgen<strong>de</strong> Rassen:<br />
American Staffordshire Terrier, Bor<strong>de</strong>aux Dogge, Bullmastiff, Bullterrier, Dogo Argentino, Fila<br />
Brasileiro, Mastiff, Mastino Espanol, Mastino Napoletano, Pitbull Terrier, Staffordshire Bullterrier, Tosa<br />
<strong>In</strong>u. Die Liste aller „von <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn durch Gesetz, Verordnungen o<strong>de</strong>r<br />
Durchführungsbestimmungen als gefährlich eingestufter Hun<strong>de</strong>“ beläuft sich auf insgesamt 49<br />
Rassen. 299<br />
Es sei an dieser Stelle auf die entsprechen<strong>de</strong> Fachliteratur <strong>de</strong>r Rassenkun<strong>de</strong> (insbeson<strong>de</strong>re die<br />
„Enzyklopädie <strong>de</strong>r Rasse<strong>hund</strong>e“, Band 1 und 2 von Hans Räber) verwiesen, <strong>de</strong>nn es wür<strong>de</strong> erheblich<br />
<strong>de</strong>n Rahmen dieser Arbeit sprengen, je<strong>de</strong> dieser Rassen im Einzelnen zu beschreiben und näher auf<br />
sie einzugehen.<br />
Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen sagt über <strong>de</strong>n Begriff ,Kampf<strong>hund</strong>‘, er sei „ein populistischer Begriff, <strong>de</strong>r<br />
soziologisch vieles und biologisch wenig aussagt, je<strong>de</strong>nfalls nicht das, was er zu suggerieren<br />
scheint.“ 300 Dennoch wer<strong>de</strong>n Kampf<strong>hund</strong>e vor Gericht sogar mit einer Waffe gleichgesetzt. Nach <strong>de</strong>r<br />
Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgerichtshofes „gilt ein bei einem Raub eingesetzter Kampf<strong>hund</strong> als ein<br />
gefährliches Werkzeug und wird damit genauso strafschärfend behan<strong>de</strong>lt wie <strong>de</strong>r Einsatz einer<br />
Pistole“. 301<br />
Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen beschreibt „Kampf<strong>hund</strong>e im wahrsten Sinne <strong>de</strong>s Wortes“ als „bewußt auf<br />
Angriffsbereitschaft und Kampfverhalten selektierte Hun<strong>de</strong>, die in <strong>de</strong>r Regel keiner Rasse zuzuordnen<br />
sind und äußerlich auch in großer Variablität in Erscheinung treten und in <strong>de</strong>r frühen Ontogenese ein<br />
wahrhaft grotesk übersteigertes Angriffsverhalten zeigen“. 302 Es han<strong>de</strong>lt sich also nicht um einzelne<br />
Rassen, son<strong>de</strong>rn um „neurotische Hun<strong>de</strong>individuen“. 303<br />
294 E. Zimen 1988, a.a.O., S. 114<br />
295 W. Wippermann 2000, Hun<strong>de</strong>hysterie, in: Zitty 15, S. 14-17<br />
296 E. Zimen 1988, a.a.O., S. 123-125<br />
297 H. Räber 1995, a.a.O., Bd 2, S. 256<br />
298 D. Fleig 1985, Gladiatoren II, S. 170<br />
299 Anon. 2001, Gefährliche Hun<strong>de</strong>, in: Dtsch. Tierärztebl. 1, S. 15<br />
300 D. Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen 1999, a.a.O., S.13<br />
301 Anon. 1999, Aus <strong>de</strong>m Gerichtssaal, Bun<strong>de</strong>sgerichtshof, Az.: 4 StR 584/98 in: Tierärztl. Umschau 9, S. 537<br />
302 D. Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen 1994a, a.a.O., S. 530<br />
303 D. Fed<strong>de</strong>rsen-Petersen 1992, a.a.O., S. 178