Thyssenkrupp Magazin Werkstoffe
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40 KABINENDESIGN<br />
stühle überwiegend aus Holz gebaut – ein Material, das heute fast nur<br />
noch in Spanien und Amerika Anhänger findet. Allerdings sind die mobilen<br />
Holzräume heute aus Gründen des Brandschutzes nicht mehr<br />
opportun: Aufzüge sollen aus so wenig brennbarem Material wie möglich<br />
bestehen. Nicht zuletzt deshalb sind sieben von zehn Aufzügen aus<br />
dem Hause ThyssenKrupp innen mit dem hochwertigen korrosionsbeständigen<br />
Edelstahl ausgestattet.<br />
Mit dem edlen Stahl hat es noch eine weitere Bewandtnis: Die Aufzüge<br />
von ThyssenKrupp Elevator werden für den mittleren bis gehobenen<br />
Markt gebaut, und die Kunden wollen, dass die Kabinen dies auch<br />
ausstrahlen: „Zwar wirkt Edelstahl nicht gerade warm und gemütlich, ist<br />
aber dafür elegant und hochwertig“, sagt Bernd Scherzinger, Leiter der<br />
Vertriebszentrale in Neuhausen bei Stuttgart. Darüber hinaus ist das Material<br />
langlebig und pflegeleichter, als es die früher beliebten lackierten<br />
Bleche oder gar die Resopalplatten der siebziger Jahre waren.<br />
Der derzeitige „Renner“ ist aus Designer-Sicht der Edelstahl „Korn<br />
220“, der gebürstet und geschliffen satt und samtig glänzt, sowie der<br />
Edelstahl mit Leinenstruktur, auf dem selbst Fettfinger kaum Spuren<br />
hinterlassen. Auch in Rautenmuster oder mit einer Lederstruktur kann<br />
man den Edelstahl bestellen.<br />
Kommt es dem Bauherren mehr aufs Prestige und weniger aufs<br />
Putzen an, kann er den exklusiven, spiegelpolierten Edelstahl ordern und<br />
ihn je nach Geschmack mit geätzten Mustern verzieren lassen. Beliebt<br />
sind diese prunkvolleren Edelstähle eher im asiatischen Raum. In westlichen<br />
Industrieländern wird eine großflächige Spiegelwand im Aufzug<br />
höchstens auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs angebracht:<br />
Damit soll es Rollstuhlfahrern leichter gemacht werden, rückwärts aus<br />
dem Aufzug zu rangieren. Kunden vor allem aus dem arabischen Raum<br />
mögen Fahrkabinen, die noch mehr als „nur“ in Edelstahl glänzen: Dort<br />
funkeln die Bleche öfter mal in Kupfer, Messing oder Gold. „In Ländern<br />
wie Deutschland gibt es in aller Regel keine goldenen Aufzüge“, sagt<br />
Bernd Scherzinger. „Das wäre in unseren Breitengraden zu prunkvoll.“<br />
ThyssenKrupp gilt zwar als der größte Produzent von Edelstahl auf<br />
der ganzen Welt, ist aber zum Glück nicht allein auf den Aufzugsbau angewiesen.<br />
Denn „dort werden nur Apothekermengen verarbeitet“, erläutert<br />
Rembert Horstmann. „Das, was man vom Aufzug sieht, erweckt<br />
den Eindruck, er besteht nur aus Edelstahl.“ Den Edelstahl, der auf der<br />
ganzen Welt im Jahr insgesamt in der Aufzugsbranche verbaut wird,<br />
kann ThyssenKrupp in rund zwei Wochen produzieren.<br />
DIE ZUKUNFT LEBT VON DER TRANSPARENZ<br />
Andere Trends deuten sich im Kabinendesign an. Seit ein paar Jahren<br />
liebt der Geschmack beim Fahrstuhlbau Durchsichtiges. Etwa jeder fünfte<br />
Aufzug, den ThyssenKrupp baut, besteht mittlerweile aus Glas. „Das<br />
verlangt auch ganz andere optische Maßstäbe an das Schachtgerüst“,<br />
erläutert Scherzinger. Bei „normalen“ Aufzügen gilt nämlich buchstäblich:<br />
All das, was man als Aufzugfahrer nicht sieht, muss nicht schön,<br />
sondern nur praktisch sein. Also sind die Kabinenbleche rückseitig beispielsweise<br />
mit Dämmmaterial verklebt, der Schacht besteht aus<br />
schmucklosem Beton und hinter wenigen Millimetern Edelstahl kommt<br />
gleich ein Stahlblech. Darüber hinaus sind alle Kabinen mit Fangsystemen<br />
ausgerüstet, die das aus Hollywood-Streifen bekannte Absturz-<br />
Szenario – das übrigens frei erfunden ist, denn seit 1853 sind Aufzüge<br />
absturzsicher konstruiert – unmöglich machen. Auch Glasaufzüge haben<br />
all diese Sicherheits-Elemente, die ein Aufzug braucht, doch dort sind<br />
sie eben so unsichtbar wie möglich – was natürlich kostspieliger ist.<br />
Gläserne Aufzüge werden meist als architektonische Blickfänge<br />
verwendet. Außerdem kann der König Kunde im Kaufhaus majestätisch<br />
Einblick in Vergangenheit und Gegenwart