Thyssenkrupp Magazin Werkstoffe
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Ein Unternehmer mit Visionen<br />
Von Carsten Knop | Fotos Hagley Museum and Library<br />
Er wurde mit einer<br />
bahnbrechenden Erfindung<br />
bekannt: Zu Beginn des<br />
vergangenen Jahrhunderts<br />
ersetzte Edward G. Budd<br />
konventionelle <strong>Werkstoffe</strong> mit<br />
modernen Materialien. In<br />
Amerika wurde er zum Vater<br />
der Ganzstahlkarosserie<br />
Das TK <strong>Magazin</strong> | 1 | 2004 |<br />
Sein Name steht heute in Amerika in der „Hall of Fame“, in Anerkennung<br />
seiner Verdienste um die amerikanische Autoindustrie.<br />
Doch bis es so weit war, dauerte es lang, genau genommen sehr<br />
lang. Denn die Anfänge – sie sahen anders aus. Überschriften wie die<br />
folgende wollten Unternehmenschefs in der Wirtschaftspresse nicht<br />
lesen, auch der amerikanische Stahlverarbeiter und Automobilzulieferer<br />
Edward G. Budd nicht: „Pionier ohne Profit“, hatte das amerikanische<br />
Wirtschaftsmagazin Fortune im Februar 1937 über Budd geschrieben.<br />
Die Redakteure hatten sich die Bilanzen der Edward G.<br />
Budd Manufacturing Company besorgt und dabei zusammengezählt,<br />
dass Budd mit seinem Unternehmen in den vorangegangenen elf Jahren<br />
einen Verlust von insgesamt 3,3 Millionen Dollar gemacht hatte.<br />
Das las sich nicht gut. Wer sich aber von der wenig verheißungsvollen<br />
Überschrift nicht zum Weiterlesen anregen lassen konnte, verpasste<br />
die Beschreibung einer interessanten Zwischenstation auf einem langen<br />
Erfolgsweg. Denn Budd, vorübergehend tatsächlich ein Pionier<br />
ohne Gewinn, hatte die Verluste als wahrer Unternehmer bewusst in<br />
Kauf genommen. Er wollte seine Firma mit neuen Produkten am eigenen<br />
Schopf aus der Wirtschaftskrise ziehen. Das dauerte damals zwar<br />
länger als gedacht. Doch es sicherte in schwieriger Zeit die Arbeitsplätze<br />
tausender Mitarbeiter.<br />
EIN ERFINDER, DER SEINEN EIGENEN WEG GING<br />
Die Zeiten haben sich längst geändert. Heute würde in einer vergleichbaren<br />
Situation eher von einem „visionären Unternehmer“ gesprochen<br />
werden. Vielleicht wäre auch von einem mutigen Gründer die Rede, der<br />
so etwas wie einen Garagenbetrieb zu einem Weltkonzern machte. Was<br />
sich seither nicht geändert hat: Unternehmer brauchen für ihren Erfolg<br />
Kapitalgeber, die das kalkulierbare Risiko nicht scheuen. Budd war in dieser<br />
glücklichen Lage. Es war ihm, der mit seinem Unternehmen mitten in<br />
der Wirtschaftskrise 1934 finanziell mit dem Rücken zur Wand gestanden<br />
EDWARD. G. BUDD 63<br />
Aus bescheidenen Anfängen<br />
in Philadelphia stieg Budd<br />
mit seinem Unternehmen unter<br />
anderem zum Anbieter<br />
modernster Edelstahlzüge auf.<br />
Sie verkürzten die Reisezeit<br />
zwischen Chicago und Denver<br />
um zehn Stunden.