Jochen Adams ist ein Pragmatiker, der ein Leben lang Erfahrungen im Umgang mit Stahl gesammelt hat. Sein Werkstoff-Auswahlprogramm dient nur einem – dem Rat suchenden Kunden. ne mit Reinigern arbeitet, die nicht sauber weggespült werden – und dadurch aggressiv auf das Metall einwirken. Oder jemand fertigt einen Druckbehälter für Hausgasanschlüsse, indem er hierzu einen Rundstahl ausdreht. Da steigt die Stimmlage von Adams, weggeblasen ist seine Lockerheit, man hört nun Wörter wie „unglaubliche Fehler, eine ziemliche Katastrophe“. Weshalb? „Da wird ein Druckbehälter aus Rundstahl gebaut, indem dieser ausgedreht wird. Ich habe gleich gesagt, das geht nicht – weil Rundstähle dieser Dicke im Inneren nicht immer gasdicht sind und somit Gas ausströmen kann. Unglaublich!“ Wer aber gibt schon gern Fehler zu? Keiner, das hat Adams in vielen Jahren erfahren. Umso beharrlicher hat er die Grundlage geschaffen, Fehler dort zu orten, wo sie entstehen – wo auch immer dies ist. Selbst wenn es im eigenen Unternehmen wäre: Adams ist ein zu ehrlicher Vertreter seiner Zunft, als dass er mit der Wahrheit hinter dem Berg hielte. Besteht doch ein wesentlicher Teil seines beruflichen Erfolgs darin, ein System entwickelt und aufgebaut zu haben, das sowohl der Fehlerermittlung als auch der Fehlervermeidung dient. ERFAHRUNGEN MUSS JEDER MENSCH FÜR SICH SAMMELN Und wenn er einmal in den Ruhestand geht, wer übernimmt dieses Erbe eines intensiven Berufslebens? Adams setzt seine ganze Hoffnung auf drei Techniker, die mit ihm zusammenarbeiten und die in seine Fußstapfen treten sollen. Die Voraussetzungen stehen nicht schlecht, denn Adams wird alle seine erworbenen Kenntnisse weitergeben. Soviel, so gut. Doch eine Restunsicherheit bleibt: Erfahrungen muss jeder Mensch für sich selbst sammeln. Und Erfahrungen sind Bestandteil von Adams’ Werkstoffauswahlprogramm für unlegierte, legierte und hochlegierte Stähle. Kaum vorstellbar, dass einer (wie Adams) irgendwann nicht mehr wird sagen können: Lesen Sie nach bei der Literaturstelle hier, im Jahr 1968, oder jener aus dem Jahr 1978 oder studieren Sie dieses Werkstoffblatt von 1989. Keine Frage, dass Jochen Adams noch lange dringend gebraucht wird. 7 Das TK <strong>Magazin</strong> | 1 | 2004 | WERKSTOFFAUSWAHL 83 DAS WERKSTOFF-AUSWAHLPROGRAMM AUF EINEN BLICK Das Programm empfiehlt – entsprechend den vom Nutzer ausgewählten Anforderungen – den geeigneten Werkstoff für die jeweilige Anwendung. In drei Schritten zum richtigen Werkstoff: 1. Branche auswählen 2. Eigenschaften bestimmen 3. Merkmale festlegen Auf die Branchenauswahl folgt die Anzeige von bis zu drei vorausgewählten Eigenschaften, die für diese Branche besonders relevant sind. Der Nutzer kann diese Eigenschaften bestätigen oder selbst neue auswählen. Zu jeder Eigenschaft können dann die erforderlichen Merkmale exakt festgelegt werden. Bei der Auswahl überprüft das Programm auch die geforderte Verfügbarkeit des <strong>Werkstoffe</strong>s. Präzise Auswahlmöglichkeiten Bei den Eigenschaften werden 37 Gruppen wie zum Beispiel Schwingfestigkeit, Kaltumformbarkeit, Wärmeleitfähigkeit, Wetterbeständigkeit, Walzverfahren, Streckgrenze, Zugfestigkeit, Bruchdehnung, Schweißeignung, Abkantradius, Elastizitätsmodul, Oberflächenbehandlung etc. unterschieden. Jede der Eigenschaften lässt sich mit einem Wert präzisieren; dafür sind bis zu 50 Merkmale je Eigenschaft hinterlegt. Umfangreiche Inhalte Die Programmdatenbank enthält rund 500 Stähle inclusive der 32 gebräuchlichsten hochlegierten Stähle. Die Daten basieren auf gemessenen – und in Werkszeugnissen dokumentierten – Werkstoffanalysen aus der Stahlproduktion. Die Informationen werden laufend an den aktuellen Stand von Normung und Technik angepaßt. Für zahlreiche Stähle sind Werkstoffblätter abrufbar. Für wärmebehandlungsfähige Stähle stehen Zeit-Temperatur- Umwandlungs-Schaubilder zur Verfügung. Für Stahlsorten, die in Bauteilen mit schwingender Beanspruchung eingesetzt werden, sind Wöhlerkurven zur Beurteilung der Dauerfestigkeit hinterlegt. Alle Suchergebnisse sowie die hinterlegten ZTU-Schaubilder, Wöhlerkurven und Werkstoffblätter können ausgedruckt werden.
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