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Abschlussbericht: Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch

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ein Teil der Betroffenen die Taten zur Anzeige bringt. Diese erhöhte Anzeigebereitschaft<br />

sowie die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit und die höhere Abschreckung für die<br />

Täter – zum Beispiel durch Gesetzesänderungen – bieten erste Erklärungsansätze für den<br />

Rückgang. Dass Betroffene das Schweigen gebrochen haben, ist auch auf die engagierte<br />

Unterstützung zurückzuführen, die Organisationen der Opferhilfe ihnen geboten haben.<br />

Auch das hat sexuellen Missbrauch in die öffentliche Debatte gebracht. Diese öffentliche<br />

Debatte wiederum hat weitere Betroffene ermutigt, über das Erlebte zu sprechen,<br />

weswegen trotz eines gesunkenen Missbrauchsrisikos die Zahl der Betroffenen, die sich<br />

Hilfe holen, nicht zurückgegangen ist.<br />

Der Großteil der Täter – bei Missbrauch mit Körperkontakt – stammt entweder aus dem<br />

engen Familienkreis (bei weiblichen Betroffenen zu 39,6%, bei männlichen zu 44,4%) oder<br />

ist den Betroffenen bekannt (bei weiblichen Betroffenen zu 44,0%, bei männlichen zu<br />

25,3%). In knapp jedem vierten Fall handelt es sich bei den Tätern um männliche<br />

unbekannte Personen. Von weiblichen Tätern berichten weitaus mehr männliche (16,9%)<br />

als weibliche (1,8%) Betroffene.<br />

Der beschriebene Rückgang sexuellen Missbrauchs ist vor allem bei den innerfamiliären<br />

Taten zu verzeichnen. Bei Tätern aus dem sozialen Umfeld lässt sich ebenfalls ein<br />

Rückgang feststellen. Das Risiko, Opfer eines unbekannten Täters zu werden, hat sich<br />

dagegen über die letzten drei Jahrzehnte kaum verändert. Weitere Ergebnisse dieser<br />

Untersuchung werden bis Ende des Jahres 2013 erwartet.<br />

Einen anderen Einblick in das Dunkelfeld ermöglicht die Auswertung der Eingänge bei der<br />

Anlaufstelle der Unabhängigen Beauftragten. Hier meldeten sich Menschen im Alter<br />

zwischen 6 und 89 Jahren und konnten über ihre Erfahrungen und Anliegen berichten.<br />

Mehr als die Hälfte der berichteten Fälle ereigneten sich im familiären oder im<br />

unmittelbaren sozialen Umfeld. Überwiegend berichteten Frauen von den Übergriffen im<br />

Kindes- und Jugendalter. Fast nie wurden nur einzelne Übergriffe berichtet, oft fanden die<br />

Übergriffe über lange Jahre statt. Die Ergebnisse der Auswertung der wissenschaftlichen<br />

Begleitforschung sind Teil der Aufarbeitung der Unabhängigen Beauftragten und in ihrem<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> unter www.beauftragte-missbrauch.de dargestellt.<br />

In der MIKADO-Studie (2010 bis 2014), die vom Bundesfamilienministerium gefördert wird,<br />

befragt ein Team um Michael Osterheider, Professor für forensische Psychiatrie an der<br />

Universität Regensburg, Schülerinnen und Schüler nach Missbrauchserfahrungen.<br />

Außerdem untersuchen die Forscher Risiken und Ursachen für Übergriffe und analysieren<br />

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