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Abschlussbericht: Runder Tisch Sexueller Kindesmissbrauch

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1. Der Runde <strong>Tisch</strong><br />

1.1. Entstehung und Ziele<br />

Kaum jemand hatte es für möglich gehalten, wie häufig, manchmal sogar alltäglich<br />

sexuelle Übergriffe in Schulen, Heimen, Internaten, kirchlichen und sonstigen<br />

Einrichtungen sich ereignet haben und ereignen. Die Schilderungen tausender Betroffener<br />

über sexuellen Missbrauch und Gewalt in Institutionen haben Anfang des Jahres 2010 die<br />

Gesellschaft schockiert. Dass Täter 1<br />

so zahlreich Übergriffe begehen konnten, zeigt ein<br />

kollektives, aber vor allem auch ein institutionelles Versagen. Hundertfach nahmen die<br />

Institutionen ihre Verantwortung für den Schutz der Betroffenen nicht oder zumindest nicht<br />

ausreichend wahr. Die Leitungen von Einrichtungen und weitere Verantwortliche fanden es<br />

allzu oft wichtiger, den Ruf ihres Hauses zu wahren statt das Wohl der ihnen anvertrauten<br />

Kinder und Jugendlichen. Viele Taten wurden ermöglicht oder zumindest begünstigt in<br />

einer Gesellschaft, die wegschaute oder die Taten bagatellisierte, während die Aufsicht<br />

führenden Stellen ihre Pflichten nicht angemessen erfüllten. Und auch diejenigen, die sich<br />

ernsthaft um ihre Schützlinge bemühen wollten, übersahen oft die Warnsignale und die<br />

Zeichen der Hilfsbedürftigkeit. Selbst Eltern wollten nicht glauben, was nicht sein durfte.<br />

<strong>Sexueller</strong> Missbrauch wird nicht vorrangig in Institutionen begangen. Die meisten Fälle<br />

geschehen im familiären Umfeld. Denn nirgends, wo Erwachsene und Kinder<br />

zusammenleben, zusammenkommen, zusammen lernen, sind sexuelle Übergriffe<br />

ausgeschlossen. Dies ist kein Grund, Nähe zu vermeiden und jeden zu verdächtigen, der<br />

Zeit mit einem Kind verbringt. Aber es ist ein Anlass, wachsam zu sein. Die wohl wichtigste<br />

Konsequenz aus den Versäumnissen der Vergangenheit ist, sexuellen Missbrauch in der<br />

Gegenwart zu bekämpfen: durch umfassende Prävention und Intervention, leicht<br />

zugängliche Hilfen sowie konsequente Strafverfolgung der Täter.<br />

Heranwachsende Generationen besser vor sexuellem Missbrauch zu schützen, ist eine<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich Bund, Länder, Kommunen, Institutionen und<br />

jede und jeder Einzelne stellen müssen. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum „Schutz<br />

von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung“ befasst sich seit<br />

ihrer Einrichtung im Rahmen des gleichnamigen Aktionsplans im Jahr 2003 kontinuierlich<br />

mit dem Thema. Doch noch nie hat dieses Thema so breite Aufmerksamkeit erfahren wie<br />

1<br />

Nach den verfügbaren Statistiken sind es zu über 90% Männer, die Übergriffe und Grenzverletzungen begehen. Wenn<br />

im Folgenden von „Tätern“ die Rede ist, orientiert sich das am bisher anzunehmenden Regelfall und soll nicht<br />

vertuschen, dass auch Frauen sexualisierte Gewalt ausüben.<br />

2

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