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sion <strong>de</strong>s Mör<strong>de</strong>rs seiner Zeit. Des Mör<strong>de</strong>rs, <strong>de</strong>r sein Opfer völlig<br />
in seiner Lei<strong>de</strong>nschaft begräbt. Fürwahr, kein Schrnerztöter tobt<br />
sich hier aus, son<strong>de</strong>rn ein Lustmör<strong>de</strong>r. Der passionierte Lustmör<strong>de</strong>r<br />
all <strong>de</strong>r besinnungslosen Bestialität, die seit un<strong>de</strong>nklichen Bie<strong>de</strong>rmeierzeiten<br />
<strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>r Menschlichkeit genotzüchtigt, geschän<strong>de</strong>t,<br />
hingeschlachtet, mit <strong>de</strong>m Mantel <strong>de</strong>r Nächstenliebe zuge<strong>de</strong>ckt,<br />
ein Kreuz darüber gemacht und ihn zuguterletzt im Massengrab<br />
<strong>de</strong>s Weltkriegs mit Gloria—Viktoria zur letzten Ruh — zur<br />
Ruh in Gott! — bestattet hat. Aber gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Christ, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r<br />
Theodizee <strong>de</strong>r Unbarmherzigkeit, die sich da wie ein blitzen<strong>de</strong>s<br />
Lasso über schlagen<strong>de</strong> Herzen und betäubte Köpfe in die Dunkelheit<br />
eines Saales wirft, am tiefsten erschüttert steht und nie die<br />
Sorge los wird, ob sie bei Licht besehen nicht auch die Schlinge<br />
ist, in <strong>de</strong>r sich letzten En<strong>de</strong>s noch <strong>de</strong>r Henker <strong>de</strong>s Henkers fängt;<br />
er, <strong>de</strong>r sich sagen muß, daß <strong>de</strong>r Geist einer Zeit, aber auch <strong>de</strong>r<br />
Geist, <strong>de</strong>r ihn zu überwältigen berufen war, noch nie so in die<br />
Enge getrieben war wie heute und hier, in diesem Engpaß <strong>de</strong>r<br />
Kraus'schen Satire, aus <strong>de</strong>m heraus erst Geist wie<strong>de</strong>r ins Freie atmen<br />
kann: er also auch besinne sich am tiefsten. Er besinne sich,<br />
daß hinter <strong>de</strong>m Grauen dieser Offenbarung die Erscheinung unseres<br />
Dämons immer wie<strong>de</strong>r Schimmer und Umriß jenes Engels<br />
mit <strong>de</strong>m flammen<strong>de</strong>n Schwert annimmt, <strong>de</strong>r die Erinnerung in ein<br />
verlorenes Paradies verteidigt. Und er vergesse nicht, daß aus<br />
<strong>de</strong>m Laster— und Lästergrund seiner Satire, daß hinter <strong>de</strong>m phosphoreszieren<strong>de</strong>n<br />
Höllenspuk seiner metrischen Grotesken immer<br />
wie<strong>de</strong>r Verse dieses Karl Kraus aufsteigen, in <strong>de</strong>nen die Erinnerung<br />
in das verlorene Paradies in eine Wortgestalt von so erhellter<br />
Tragweite gehoben ist, daß sie sich wie ein Steg <strong>de</strong>r Sehnsucht —<br />
und bleibe er auch, wie alle Poesie, ein schwanker Notsteg — ins<br />
ewige Wort Gottes spannt. Aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s großen Kriegs <strong>de</strong>r<br />
christlichen Völker Verse sind es eines Erzju<strong>de</strong>n — aufgetaut zum<br />
Herzfrie<strong>de</strong>n eines ewig menschlichen Gedächtnisses. Verse wie<br />
diese, wahrlich <strong>de</strong>r Treue eines christlich bewegten Menschen<br />
wert, <strong>de</strong>m sie einstmals — wie lange ist das her? — im Schneegrab<br />
einer Frühjahrsoffensive und unter <strong>de</strong>m Gekläffe <strong>de</strong>r Geschütze<br />
trostreicher Klang im Ohr und wie die Wie<strong>de</strong>rauferstehung<br />
zur Ehre Gottes — die endliche! — einer zu Ehren Satans<br />
eingeschmolzenen Osterglocke waren:<br />
Heute ist Frühling. Zittern<strong>de</strong>r Bote <strong>de</strong>s Glücks,<br />
kam durch <strong>de</strong>n Winter <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r gol<strong>de</strong>ne Falter.<br />
Oh knieet, segnet, hört, wie die Er<strong>de</strong> schweigt.<br />
Sie allein weiß um Opfer und Träne.<br />
Die 'Staatswehr' (19. März):<br />
HERR KRAUS IN INNSBRUCK. Wir erhielten ein Schreiben aus Innsbruck<br />
— lei<strong>de</strong>r etwas verspätet — zur Stellungnahme gegen die<br />
Kraus—Vorlesung dortselbst. Nur auszugsweise sei hier <strong>de</strong>r markanteste<br />
Teil <strong>de</strong>s Inhaltes wie<strong>de</strong>rgegeben: ... eine Unanständigkeit,<br />
echt jüdischer Infamie, war das Auftreten dieses Sch . . . .,<br />
das sich erfrecht, über das <strong>de</strong>utsche Volk zu Gericht zu sitzen. Ei-<br />
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