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cher voll und ganz ihren Zweck, die Vorlesung zu verhin<strong>de</strong>rn;<br />

3. wird das Ansehen <strong>de</strong>r Stadt Innsbruck durch <strong>de</strong>rgleichen<br />

Vorfälle, die sich in <strong>de</strong>r letzten Zeit wie<strong>de</strong>rholen<br />

(ich erinnere an <strong>de</strong>n telepathischen Abend Rubinis und an<br />

<strong>de</strong>n kosmogenetischen Vortrag Valiers) und gera<strong>de</strong>zu Schule<br />

machen, durchaus nicht gehoben; 4. erkennen die Gefertigten<br />

in <strong>de</strong>n Verfügungen <strong>de</strong>r Polizei, die auf solche Weise<br />

die Ruhestörer schützt, eine schwere Gefährdung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mokratischen<br />

Rechtes <strong>de</strong>r freien Meinungsäußerung, und stellen<br />

daher an <strong>de</strong>n Herrn Bürgermeister die Anfrage:<br />

Ist er gewillt, die an <strong>de</strong>m verfügten Verbot <strong>de</strong>r Vorlesung<br />

schuldtragen<strong>de</strong>n Organe strenge zur Verantwortung zu ziehen?<br />

Ist er gewillt, Vorkehrungen zu treffen, daß in Hinkunft <strong>de</strong>rartige<br />

unbegrün<strong>de</strong>te Verbote nicht mehr erlassen und Darbietungen,<br />

wenn sie einmal als statthaft erkannt wur<strong>de</strong>n,<br />

nicht willkürlich verboten wer<strong>de</strong>n können, weil es einer verschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Anzahl von Teilnehmern beliebt, diese nicht<br />

nach ihrem Geschmacke zu fin<strong>de</strong>n und als Ruhestörer aufzutreten?«<br />

Der Bürgermeister teilte hierzu mit, daß er die Polizeiorgane nicht<br />

zur Verantwortung ziehen könne, weil er selbst das Verbot <strong>de</strong>r<br />

Vorlesung veranlaßt habe. Er habe sich verpflichtet gefühlt, aus<br />

sicherheitspolizeilichen Grün<strong>de</strong>n dieses Verbot zu erlassen, weil<br />

es leicht zu Schlägereien hätte kommen können. Übrigens sei er<br />

in diesem Falle im Einvernehmen mit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung vorgegangen.<br />

In <strong>de</strong>r Debatte führte unser Genosse Foltin aus, daß <strong>de</strong>r Bürgermeister<br />

die Verantwortung für das Verbot einer or<strong>de</strong>ntlich angekündigten<br />

und angemel<strong>de</strong>ten Vorlesung auf sich genommen habe.<br />

Es handle sich nicht um eine Parteiangelegenheit, son<strong>de</strong>rn um<br />

eine Angelegenheit <strong>de</strong>s persönlichen Rechtsempfin<strong>de</strong>ns. Je<strong>de</strong>m<br />

stehe es frei, zu einer Vorlesung hinzugehen o<strong>de</strong>r nicht; durch terroristische<br />

Akte einen Vortrag eines bekannten Schriftstellers unmöglich<br />

zu machen, mache für Innsbruck keinen guten Eindruck<br />

in <strong>de</strong>r Welt. In <strong>de</strong>r letzten Zeit seien überhaupt auch an<strong>de</strong>re Vorlesungen<br />

in einer Weise gestört wor<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>m Anstandsempfin<strong>de</strong>n<br />

wi<strong>de</strong>rspreche. Durch polizeiliche Verbote <strong>de</strong>rartige, das Ansehen<br />

<strong>de</strong>r Stadt Innsbruck untergraben<strong>de</strong> Vorfälle zu för<strong>de</strong>rn und<br />

die Störenfrie<strong>de</strong> solcherart zu schützen, könne nicht Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Polizei sein. Das Verbot <strong>de</strong>r Vorlesung sei vom Standpunkt <strong>de</strong>s<br />

Rechtsempfin<strong>de</strong>ns in keiner Weise gerechtfertigt.<br />

Namens <strong>de</strong>r sogenannten »Freiheitlichen« sprachen Dr. E<strong>de</strong>r,<br />

Pembaur und Frau Schnei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bürgermeister das Vertrauen<br />

aus, welchen sich namens <strong>de</strong>r Christlichsozialen Dr. Tragseil anschließt.<br />

Der Inhalt ihrer Ausführungen war ein ohnmächtiges,<br />

ö<strong>de</strong>s Geschimpfe auf Karl Kraus o<strong>de</strong>r hohle nationale Phrasen, die<br />

einen gera<strong>de</strong>zu erbarmungswürdigen Eindruck hinterließen.<br />

Gen. Rapoldi weist die Stelle <strong>de</strong>s Polizeiberichtes, in welchem von<br />

sozial<strong>de</strong>mokratischen Gegen<strong>de</strong>monstrationen die Re<strong>de</strong> ist, als un-

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