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Achtung im Unglück nicht zu versagen. Karl Kraus aber hat in seiner<br />

Darstellung, die das Brandmal einer gewissen Absicht unverkennbar<br />

an <strong>de</strong>r Stirn trägt, <strong>de</strong>r Wahrheit keinen Dienst geleistet.<br />

Kulturarbeit, die mit Nie<strong>de</strong>rreißen und Begeifern einsetzt, die ätzen<strong>de</strong>s<br />

Gift in die Wun<strong>de</strong>n unserer Zeit gießt, kann uns nicht<br />

frommen. Wir lehnen eine »Aufklärung«, die mit solchen Mitteln<br />

arbeitet, entschie<strong>de</strong>n ab. Karl Kraus darf sich nicht wun<strong>de</strong>rn, daß<br />

in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Innsbruck seine Ausführungen nicht unwi<strong>de</strong>rsprochen<br />

geblieben. Zu all unserem Unglück wollen wir nicht<br />

noch verhöhnt und mit Kot beworfen wer<strong>de</strong>n. — Es müßte kein<br />

Funke gesun<strong>de</strong>s Empfin<strong>de</strong>n, kein <strong>de</strong>utscher Herzschlag mehr in<br />

uns sein, wenn wir solcher Art nicht entschie<strong>de</strong>nst entgegentreten<br />

wür<strong>de</strong>n. Wenn Karl Kraus uns nichts Besseres und Tieferes zu sagen<br />

hat, dann bedürfen wir seiner nicht. K. P.<br />

Ich schrieb nun, oft unterbrochen von Nachrichten über die Wirkung<br />

dieser Notiz und <strong>de</strong>n Entschluß <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenschaft, auf die Vergewaltigung<br />

durch die Lüge die durch die Tat folgen zu lassen, nachmittags das folgen<strong>de</strong><br />

nie<strong>de</strong>r, in <strong>de</strong>r Absicht, mit <strong>de</strong>n Innsbrucker Nachrichten in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>n Vortrag<br />

mit einer Ablesung <strong>de</strong>s Schurkenstücks zu eröffnen und dann fortzusetzen:<br />

Das Beste und Tiefste, was ich <strong>de</strong>n Innsbrucker Nachrichten zu<br />

sagen habe, ist das folgen<strong>de</strong>: Die Innsbrucker Nachrichten bedürfen<br />

meiner nicht. Bleibt nur noch zu erklären, daß ich und warum<br />

ich <strong>de</strong>r Innsbrucker Nachrichten nicht bedarf, die aber darum beileibe<br />

nicht glauben sollen, daß speziell ihre Existenz mir bisher<br />

Sorgen gemacht hätte. Ich nehme sie als einen winzigen Repräsentanten<br />

<strong>de</strong>r gigantischen Macht, an <strong>de</strong>ren Verabscheuung ich<br />

die Arbeit meines Lebens gewen<strong>de</strong>t habe. Die Innsbrucker Nachrichten<br />

haben vollständig recht, wenn sie schreiben, ich wisse<br />

ebenso wie wir alle, daß die tiefsten und letzten Ursachen <strong>de</strong>s<br />

Krieges in keiner einzelnen Persönlichkeit, auch nicht in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>utschen Kaisers liegen. Die tiefsten und letzten Ursachen <strong>de</strong>s<br />

Krieges liegen auch nicht in <strong>de</strong>n Innsbrucker Nachrichten, wohl<br />

aber in <strong>de</strong>r Möglichkeit, daß es die Innsbrucker Nachrichten gibt,<br />

daß es in je<strong>de</strong>r Stadt so eine Einrichtung gibt, die Seele <strong>de</strong>r<br />

Menschheit mit Druckerschwärze anzuschmieren und eben das zu<br />

vollbringen, was ich gestern <strong>de</strong>n Nörgler mit <strong>de</strong>n Worten aussprechen<br />

ließ: Invali<strong>de</strong> waren wir durch die Rotationsmaschinen, ehe<br />

es Opfer durch Kanonen gab! Die tiefsten und letzten Ursachen<br />

<strong>de</strong>s Krieges liegen in <strong>de</strong>m Umstand, daß sich verantwortungslose<br />

Leute bereit fin<strong>de</strong>n, ebenso wie sie durch Verbreitung von Lügen<br />

über <strong>de</strong>n Verlauf eines Vortrags die Stimmung eines gutwilligen<br />

Publikums zu vergiften suchen, auch die Gehirne einer weiteren<br />

Menschheit für <strong>de</strong>n nationalen und militaristischen Wahnsinn zu<br />

präparieren, <strong>de</strong>ssen geringste Folge die gewalttätige Störung <strong>de</strong>r<br />

gegen ihn gekehrten Re<strong>de</strong> wäre. Das Publikum, das solchen Attentaten<br />

wi<strong>de</strong>rstrebt, weiß, daß ich mich ihm nicht aufgedrängt habe,<br />

daß ich vielmehr, ohne Ehrgeiz nach Vermehrung meiner Öffentlichkeit<br />

und ohne gewinnsüchtige Absicht — <strong>de</strong>nn diese Vorträge<br />

fin<strong>de</strong>n doch zu Gunsten einer Wohlfahrtseinrichtung statt —, nach<br />

so vielen Jahren, die von vergossenem und lei<strong>de</strong>r schon vergesse-<br />

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