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Weise <strong>de</strong>n »Wilhelm«, als Urheber <strong>de</strong>s Weltkrieges plastisch gestaltete<br />
(!), da brachen laute Entrüstungsrufe los, <strong>de</strong>r Vortrag<br />
wur<strong>de</strong> durch mißbilligen<strong>de</strong> Zurufe unterbrochen. Die Ju<strong>de</strong>n, von<br />
<strong>de</strong>nen vielfach ihrer 3 auf 2 Stühlen saßen, glaubten ihrem<br />
Stämmling und seiner Verhöhnung <strong>de</strong>utschen Volkstums durch<br />
Klatschen Beifall spen<strong>de</strong>n zu müssen, <strong>de</strong>r anständige Teil <strong>de</strong>r Zuhörer<br />
aber verließ <strong>de</strong>n Saal. Das Bemerkenswerte aber ist, daß<br />
die vorher geheimgehaltene Vortragsordnung mit voller Absicht<br />
auf Provokation ausgewählt war, <strong>de</strong>nn es stan<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Saaltüren<br />
zwei Polizeimänner und <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptmannstellvertreter<br />
Grüner bereit, welche drei die sich gegen die gebotenen Gemeinheiten<br />
Empören<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Saale hinausdrängen wollten. Die<br />
städt. Sicherheitsorgane gaben an, im höheren Auftrage (er wur<strong>de</strong><br />
also schon im Vorhinein gegeben!) zu han<strong>de</strong>ln, während Herr<br />
Grüner meint, man müsse die Stören<strong>de</strong>n auf 24 Stun<strong>de</strong>n einsperren.<br />
Der Lan<strong>de</strong>shauptmannstellvertreter war also wohl vorbereitet,<br />
daß die Probe, wie weit die Innsbrucker Bürger für sozialistisch—<br />
kommunistische I<strong>de</strong>en reif seien, nicht ganz zur Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
ausfallen könnte.<br />
*<br />
Ein an<strong>de</strong>rer Einsen<strong>de</strong>r nennt das, was gestern im Musikvereinssaale<br />
sich zutrug, direkt einen Skandal u. zw. nicht <strong>de</strong>n Radau seitens<br />
<strong>de</strong>s Publikums, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Vortrag <strong>de</strong>s Karl Kraus, Herausgebers<br />
<strong>de</strong>r Fackel. Der »rote« Fa<strong>de</strong>n in seinem Vortrag war nicht<br />
die vornehme beißen<strong>de</strong> Satire, die vielleicht mancher Plakatleser<br />
sich versprach, son<strong>de</strong>rn ein Schimpf und Hohn auf das <strong>de</strong>utsche<br />
Volk, — eine schmutzige, blutige Hacke, mit <strong>de</strong>r Kraus <strong>de</strong>m<br />
Scham und Anstandsgefühl <strong>de</strong>n Garaus machen wollte. Das <strong>de</strong>utsche<br />
Volk hat seit seinem Zusammenbruche gewiß nicht geschlafen,<br />
son<strong>de</strong>rn hat seine Fehler erkannt. Es ist nimmer notwendig<br />
und niemals notwendig gewesen, die Sün<strong>de</strong>n dieses Volkes, das<br />
heute seine bittersten Bußzeiten mitmacht, noch im Kote herumzuzerren.<br />
Eine Dame hat inmitten <strong>de</strong>s Trubels ganz richtig empört<br />
bemerkt: »Das, was im österr. o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Hauptquartier Generalstäbler,<br />
Schieber und fette Kriegswucherer mit Dirnen getrieben<br />
haben, wissen wir schon längst und ist höchst rückschrittlich<br />
von Kraus, heute noch darüber ein Wort zu verlieren.« Ein<br />
Herr erwi<strong>de</strong>rte: »Ganz richtig, aber es muß einmal <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Volke die nackte Wahrheit durch potenziertes Auftragen grellster<br />
Farben gesagt wer<strong>de</strong>n, sonst glaubt es nicht an seine Fehler!« So<br />
unrecht hat ja dieser Herr nicht, aber wie das Auftragen grellster<br />
Farben gestern geschah, wirkt entschie<strong>de</strong>n nicht erzieherisch! —<br />
Uns tut »Weltversöhnung« not und nicht Haß, Gift und Unrat auf<br />
unser teures, trockenes Brot! Das <strong>de</strong>utsche Volk will gottlob auch<br />
in seinen Hungerstun<strong>de</strong>n reine Sitten und Anstand bewähren und<br />
sträubt sich gegen die Darbietungen <strong>de</strong>s Herrn Kraus. Das ehrliche,<br />
reine Empfin<strong>de</strong>n einiger Braven (nicht Radaumacher; wie ich<br />
konstatierte) legte gegen Kraus heftigen Protest ein. Man hörte<br />
Stimmen: »Ich habe fünf Jahre geblutet, habe keinen Dank vom<br />
Vaterlan<strong>de</strong> erhalten, weiß genau, wie es draußen zugegangen ist,