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Greuel erhob. Hat <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r eine Ahnung von unserer Vaterlandsi<strong>de</strong>e? Er, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Greuel ja dieser Vaterlandsi<strong>de</strong>e zur Last legte und <strong>de</strong>r uns <strong>de</strong>shalb bis<br />

zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kriegs ein Kämpfer für seine I<strong>de</strong>e gewesen ist. Und vor allem:<br />

ein Mensch, <strong>de</strong>r sich so schmählich im Krieg, in <strong>de</strong>m man ihn als unerschrockenen<br />

Kämpfer achten mußte, benommen hat! Stündlich bedroht von <strong>de</strong>r<br />

Suggestion <strong>de</strong>r Massen einerseits, von <strong>de</strong>r Militärgewalt an<strong>de</strong>rerseits, hielt er<br />

wahrhaftig durch und es kam das En<strong>de</strong>, wie er es, gleich ganz wenigen, die es<br />

aber nur im stillen taten, vorausgesagt: unser Zusammenbruch. Er hatte als<br />

einziger seine Stimme gegen <strong>de</strong>n Greuel erhoben. Er war in die Schweiz gegangen,<br />

um bei Butter und Honig seine Kapitalien zu verzehren und gegen<br />

<strong>de</strong>n Geschäftssinn zu wettern, und heimst heute die Zinsen seiner klügeren<br />

Berechnungen ein, die Früchte seiner Kälte, die ihm freilich je<strong>de</strong> innere Anteilnahme<br />

verbot, um damit seine Eitelkeit zu füttern. Damals hat er seine<br />

Stimme gegen <strong>de</strong>n Greuel erhoben, nun beschmutzt er das An<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r gefallenen<br />

Hel<strong>de</strong>n. In<strong>de</strong>m er nämlich Wilhelm und die Generale verleum<strong>de</strong>t. Das<br />

Anhören dieser Szene, in <strong>de</strong>r zwar aller Greuel personifiziert ist und die keineswegs<br />

für Innsbruck geschrieben ward, erklärt <strong>de</strong>n ganzen Umschwung,<br />

<strong>de</strong>r so vollkommen ist, daß <strong>de</strong>r Bekehrte wohl ein Recht hat, sich von <strong>de</strong>m<br />

»Haufen Unentwegter«, die mir Beifall klatschten, abzuheben.<br />

Ich als Idol, ihm <strong>de</strong>m Idol verband ich mich.<br />

Es war ein Traum, so sagen ja die Worte selbst.<br />

Ich schwin<strong>de</strong> hin und wer<strong>de</strong> selbst mir ein Idol.<br />

Geschwindigkeit ist keine Zauberei, binnen weniger Minuten stand ein<br />

Hohepriester als Hyäne, ein Krieger als Komödiant da, und alles war plausibel.<br />

Nicht nur die Eindrücke, auch die Tatsachen parierten, bis zu <strong>de</strong>m Wun<strong>de</strong>r,<br />

daß einer, <strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s ganzen Kriegs als Kämpfer für seine I<strong>de</strong>e<br />

durchhielt und stündlich von <strong>de</strong>r Militärgewalt bedroht war, für diese I<strong>de</strong>e in<br />

die Schweiz gegangen ist, um dort zu völlern. Und er, <strong>de</strong>m man solches nachsagen<br />

kann, und nicht <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>rs sagt, »soll das Maul halten«. Denn dieser<br />

muß es noch offen halten für die Mitteilung von etwas, was er »weiß«. Er<br />

weiß nämlich, daß man aus meinem Leben »Szenen ten<strong>de</strong>nziös ausbeuten<br />

könnte, die mich sicher noch verächtlicher erscheinen ließen« als ich Wilhelm<br />

zeichne. Nun weiß ich zwar nicht, was <strong>de</strong>r Herr S. O. weiß, ich vermute, daß<br />

er es nicht sicher weiß, son<strong>de</strong>rn daß er höchstens glaubt, wenn es solche Szenen<br />

in meinem Leben gibt und man sie ten<strong>de</strong>nziös ausbeutet, daß ich dann sicher<br />

noch verächtlicher erschiene als Wilhelm. Ich hätte mich aber selbst dieser<br />

dürftigen Möglichkeit leicht dadurch entziehen können, daß ich meine öffentliche<br />

Tätigkeit anonym entfaltet hätte. Anonym nenne ich sowohl die Signierung<br />

von persönlichen Angriffen mit Anfangsbuchstaben wie die An<strong>de</strong>utung<br />

von einem Wissen, das <strong>de</strong>r Angreifer nicht hat, nicht haben kann, aber<br />

zu haben vorgibt, und mir wür<strong>de</strong> schon dieses einzige Faktum aus seinem Leben,<br />

das ich nicht erst zu enthüllen brauche, weil es in einer Druckschrift enthalten<br />

ist, genügen, um ihn verächtlich erscheinen zu lassen. Gäbe es nun irgen<strong>de</strong>ine<br />

Situation in meinem Leben, die, enthüllt, einen ähnlichen Effekt hervorbringen<br />

könnte, so hätte ich nichts vor ihm voraus, wohl aber noch immer<br />

vor Wilhelm, <strong>de</strong>n ich zwar nicht mehr zu richten befugt wäre, <strong>de</strong>ssen moralische<br />

Unzulänglichkeit jedoch durch meine Inkompetenz nicht aufgehoben<br />

wür<strong>de</strong>. Denn was immer in meinem Leben verborgen wäre, <strong>de</strong>ssen Enthüllung<br />

meine publizistische Befugnis fragwürdig machte, so war sie doch nur von einem<br />

Gottesgna<strong>de</strong>ntum <strong>de</strong>r künstlerischen Berechtigung eingesetzt — <strong>de</strong>ssen<br />

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