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2012 Nov./Dez. I Ausgabe 6 I www.<strong>controller</strong>magazin.<strong>de</strong> Zugleich Mitglie<strong>de</strong>rzeitschrift <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins<br />

B 12688 I 37. Jg I EUR 24,80 I ISSN 1616-0495<br />

CONTROLLER®<br />

Arbeitsergebnisse aus <strong>de</strong>r Controller-Praxis<br />

Themen im Focus<br />

Controlling im Profi-Fußball<br />

Interne Leistungsverrechnung<br />

Social Media Controlling<br />

Controlling Architektur<br />

Controlling innovativ<br />

Intellektuelles Kapital<br />

Kun<strong>de</strong>nwert managen


Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />

Unternehmenssteuerung in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Buchen Sie jetzt!<br />

Auszüge aus unserem Trainingsprogramm 2012 / 2013<br />

Einstieg ins 5-stufige<br />

Controller’s Ausbildungsprogramm<br />

Stufe I<br />

19. bis 22. November in Zürich<br />

10. bis 14. Dezember in Feldafing<br />

17. bis 20. Dezember in Berlin<br />

14. bis 18. Januar in Bernried<br />

21. bis 25. Januar in Feldafing<br />

28. bis 31. Januar in Frankfurt/Main<br />

Einstieg in Wirtschaftskompetenz<br />

für Führungskräfte – WIKO<br />

Vertriebs- und Produktmanagement<br />

20. bis 22. November in Hohenkammer<br />

Finanzmanagement und Controlling<br />

27. bis 29. November in Hohenkammer<br />

Bank Controller's Ausbildungsprogramm<br />

Vertiefungsseminar<br />

10. bis 14. Dezember in Bernried<br />

Aus unserer Fachseminar-Reihe<br />

Risikomanagement<br />

12. bis 14. November in Bernried<br />

IAS/IFRS für Controller<br />

12. bis 14. November in Eschborn<br />

Controlling mit Kennzahlen<br />

12. bis 14. November in Bernried<br />

Logistik-Controlling<br />

12. bis 14. November in Starnberg<br />

Gemeinkosten-Controlling<br />

12. bis 14. November in Bernried<br />

Projekt-Portfolio-Controlling<br />

19. bis 21. November in Feldafing<br />

Managementberichte<br />

26. bis 28. November in Feldafing<br />

Business Charts mit Excel<br />

29. bis 30. November in Feldafing<br />

Strategieentwicklung<br />

03. bis 05. Dezember in Feldafing<br />

Strategieumsetzung mit <strong>de</strong>r<br />

Balanced Scorecard<br />

03. bis 05. Dezember in Bernried<br />

Controlling mit Kennzahlen<br />

04. bis 06. Februar in Bernried<br />

Projekt-Management und -Controlling<br />

18. bis 20. Februar in Feldafing<br />

Buchung und Information unter:<br />

+49 (0)89 89 31 34-0 o<strong>de</strong>r<br />

www.<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Unternehmenssteuerung in <strong>de</strong>r Praxis


CM November / Dezember 2012<br />

Editorial<br />

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,<br />

haben Sie das Budget 2013 bereits in „trockenen Tüchern“, o<strong>de</strong>r sind Sie<br />

noch beim Nachverhan<strong>de</strong>ln? Wie steht es mit <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Ziele? Erleben Sie ein kräftiges Herbstgeschäft? Trotz Volatilität und Krise<br />

läuft die Wirtschaft in vielen Bereichen sehr gut. Krisenbedingte Sparprogramme<br />

zeigen Wirkung, Nachfrage und Auslastung sind zufrie<strong>de</strong>nstellend.<br />

Die Controller-Arbeit ist in vollem Gange.<br />

Controller als Budgetkürzer?<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Chefredakteur Controller Magazin,<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s Verlag für<br />

ControllingWissen AG<br />

Vorstandsmitglied und Trainer <strong>de</strong>r<br />

Controller Aka<strong>de</strong>mie AG<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Geschäftsführen<strong>de</strong>n<br />

Ausschusses <strong>de</strong>r IGC – International<br />

Group of Controlling<br />

k.eiselmayer@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Beim Aushan<strong>de</strong>ln von Zielen sind wir Controller nicht immer gern gesehen.<br />

Ich kann mich gut an einen Firmentermin erinnern, wo Controller als diejenigen<br />

angesehen wur<strong>de</strong>n, die immer die Budgets kürzen, Ressourcen vorenthalten<br />

und Investitionen verhin<strong>de</strong>rn. Ich habe dort einer Run<strong>de</strong> von Führungskräften<br />

berichtet, dass ich in <strong>de</strong>r Controller-Abteilung, in <strong>de</strong>r ich zuvor<br />

gewesen war, keine Truhen mit eingespartem Geld gesehen hatte.<br />

Das erzeugte ein spontanes „Aha-Erlebnis“. Klar wird kein Controller<br />

übermäßig Geld horten, das sich sinnvoll einsetzen ließe. Wir versuchen<br />

aber zu verhin<strong>de</strong>rn, dass Mittel von Kun<strong>de</strong>n, Gesellschaftern und Banken<br />

unsinnig verbraucht wer<strong>de</strong>n. Sinngemäß könnte man formulieren: „Je<br />

weniger Geld wir verschwen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto mehr können wir verwen<strong>de</strong>n!“.<br />

Controller als Optimierer<br />

Selbstverständlich müssen wir Reserven bil<strong>de</strong>n, für Qualitätsprobleme,<br />

Neuanläufe, saisonale Unterauslastung o<strong>de</strong>r Marktverwerfungen. Die<br />

restlichen Mittel gehören aber (nachhaltig) investiert in:<br />

Innovation<br />

Markterweiterung<br />

bessere Leistung für unsere Kun<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiterentwicklung<br />

Controller sind nicht diejenigen, die nur an<strong>de</strong>rer Gürtel enger schnallen,<br />

ganz im Gegenteil. Wir helfen die Ressourcen möglichst dort einzusetzen,<br />

wo es etwas bringt, für die zukunftsorientierte, gewinnbringen<strong>de</strong> Entwicklung<br />

unseres Unternehmens. Wir wären also Innovationsför<strong>de</strong>rer und<br />

nicht -verhin<strong>de</strong>rer, was ich lei<strong>de</strong>r auch schon gesagt bekommen habe.<br />

Was Controlleraufgaben bewirken<br />

Die Planung lässt uns mit <strong>de</strong>r Zukunft beschäftigen. Es geht um Neues,<br />

Kreativität, <strong>de</strong>n Blick auf unser Unternehmen aus Kun<strong>de</strong>nsicht, neue<br />

Bedarfsfel<strong>de</strong>r und geografische Aus<strong>de</strong>hnung. Wir wägen Chancen und<br />

Risiken ab und suchen einen gemeinsamen Weg. Leistungsverflechtungen,<br />

Prozesse und Schnittstellen wer<strong>de</strong>n geprüft und abgestimmt.<br />

Regelmäßige Forecasts dienen dazu, sich abzeichnen<strong>de</strong> Abweichungen<br />

frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu han<strong>de</strong>ln. Es geht hier um<br />

Flexibilität, Entscheidungsfreu<strong>de</strong> und Verantwortung. Gelebtes Unternehmertum<br />

zeugt von Mitarbeitern, die von sich aus aktiv wer<strong>de</strong>n und<br />

han<strong>de</strong>ln. Das Beste, was wir als Controller tun können, ist Richtung zu<br />

weisen, Auswirkungen aufzuzeigen und koordinierend zu unterstützen.<br />

Abweichungen, positiv wie negativ, wer<strong>de</strong>n sicher kommen und bieten<br />

für uns einen Anlass, die Menschen zu sehen und zu sprechen. Die positiven<br />

Abweichungen bereiten Freu<strong>de</strong>. Sie bringen die Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

mit sich, bei hoher Auslastung nicht zu stöhnen, son<strong>de</strong>rn mit Eifer die<br />

Aufträge zu erfüllen. Die negativen Abweichungen gehören auch dazu.<br />

Je<strong>de</strong>r Fehler, <strong>de</strong>r passiert, eröffnet die Chance zu lernen, eine Prozessverbesserung<br />

umzusetzen. Schlimm ist <strong>de</strong>r Fehler, aus <strong>de</strong>m man nichts<br />

lernt und bloß schlechte Stimmung verbreitet.<br />

„Nur wer nichts macht, macht nichts falsch“ heißt ein weiser Spruch in<br />

<strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie. Mit NICHTS tun ist noch kein Unternehmen entstan<strong>de</strong>n.<br />

Nur wenn wir als diese Partner erlebt wer<strong>de</strong>n, können wir die Unternehmen<br />

vorwärts bringen. Das gelingt durch aktives Tun, o<strong>de</strong>r eine interne<br />

Schulung, die Sie veranstalten für Ihre Kolleginnen und Kollegen. Vielleicht<br />

schicken Sie Ihre Manager auch auf ein WIKO (Wirtschaftskompetenz)-<br />

Seminar <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie.<br />

Ich wünsche Ihnen eine kräftige Jahresendrally!<br />

Dr. Klaus Eiselmayer<br />

Herausgeber<br />

1


November / Dezember 2012<br />

Inhalt<br />

Titelthema<br />

Interne Leistungsverrechnung<br />

Seite 12<br />

Editorial 1<br />

Alfred Biel<br />

Social Media reif für Controlling? – Interview mit Prof. Dr. Michael<br />

Faustino Bauer 4<br />

Michael Felix | Kerstin Jurkeit<br />

Einführung einer Prozesskostenrechnung bei <strong>de</strong>r Otto Group 12<br />

Andreas Mengen<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert 20<br />

Jürgen Weber<br />

Innovation & Controlling 28<br />

Aktuell<br />

Peter Hoberg<br />

Porsche: Restwertriese o<strong>de</strong>r eher Rabattzwerg? 29<br />

Alfred Biels Literaturforum<br />

Social Media Controlling<br />

Seite 4<br />

Controlling im Profi-<br />

Fußball<br />

Seite 34<br />

Fachbücher im Fokus<br />

Seite 93<br />

Thomas Schnei<strong>de</strong>r<br />

Warum Projekte fehlschlagen 32<br />

Claudio Kasper<br />

Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball 34<br />

Matthias Schmie<strong>de</strong>r<br />

Zeit zur Durchführung <strong>de</strong>r Jahresplanung und -budgetierung 44<br />

Herwig Friedag | Walter Schmidt<br />

Controlling in volatilen Zeiten – Die DIN SPEC 1086 – 46<br />

Bernhard Höveler<br />

Die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf: Einsparpotenziale systematisch<br />

aufspüren 54<br />

Kai Hoffmann | Jürgen Reinhard<br />

Steuerung interner Dienstleister 58<br />

Inserentenverzeichnis Anzeigen: elKom, 3 | Denzhorn, 7 | Unit4, 11 | prevero, 19 | pmOne, 27 | Stellenanzeige SAP-Spezialist, 31 | Inst. F. Controlling, 43 |<br />

<strong>Haufe</strong> Aka<strong>de</strong>mie, 53 | Controller Aka<strong>de</strong>mie, U2 | <strong>Haufe</strong>-Lexware, U3 | Corporate Planning, U4<br />

Stellenmarkt: Stellenanzeige SAP-Spezialist, 31 Beilagen: CA-Jahresprogramm | CM-Wandkalen<strong>de</strong>r | elKom | Diamant-Software<br />

2<br />

Impressum<br />

ISSN 1616-0495 37. Jahrgang<br />

Herausgeber<br />

Dipl.-Ing. Dr. Klaus Eiselmayer, Vorstandsmitglied <strong>de</strong>s Verlags<br />

für ControllingWissen AG, Trainer und Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r<br />

Controller Aka<strong>de</strong>mie AG, Gauting/München<br />

Die Zeitschrift ist Organ <strong>de</strong>s Internationalen Controller Verein<br />

eV, München; die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ICV erhalten das Controller<br />

Magazin. Das CM berichtet auch aus <strong>de</strong>ssen Veranstaltungen.<br />

www.<strong>controller</strong>verein.com<br />

Redaktion<br />

Dr. Klaus Eiselmayer, k.eiselmayer@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Mag. Gundula Wagenbrenner, gundula.wagenbrenner@vcw.<strong>de</strong><br />

Abonnenten-Service<br />

Silvia Fröhlich, silvia.froehlich@vcw.<strong>de</strong><br />

Magazingestaltung<br />

Susanne Eiselmayer, susanne.eiselmayer@vcw.<strong>de</strong><br />

Abonnenten-Service, Redaktion und Magazingestaltung<br />

VCW AG, Münchner Straße 10, 82237 Wörthsee-Etterschlag,<br />

Tel 0800 72 34 269, Fax 0800 50 50 445<br />

Verlagssitz<br />

VCW Verlag für ControllingWissen AG, Munzinger Str. 9<br />

79111 Freiburg i. Br., <strong>Haufe</strong> Mediengruppe<br />

Literaturforum<br />

Dipl.-Betriebswirt Alfred Biel, Fachjournalist (DFJS),<br />

Beethovenstraße 275, 42655 Solingen, alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Online-Shop www.<strong>controller</strong>wissen.<strong>de</strong><br />

Anzeigenverkauf<br />

Thomas Horejsi, Tel 0931 27 91 -451, Fax -477,<br />

thomas.horejsi@haufe-lexware.com<br />

Anzeigendisposition<br />

Christine Wolz, Tel 0931 27 91 -472, Fax -477,<br />

christine.wolz@haufe-lexware.com<br />

Anzeigenleitung<br />

Bernd Junker, Tel 0931 27 91 -556, Fax -477,<br />

bernd.junker@haufe-lexware.com<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG, Im Kreuz 9,<br />

97076 Würzburg<br />

Konzept und Design | Titelgestaltung<br />

<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, Münchener Straße 45,<br />

82131 Gauting, www.<strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign.<strong>de</strong><br />

Herstellung <strong>de</strong>yhle<strong>de</strong>sign Werbeagentur GmbH, 82131 Gauting


Internationaler Controller Verein<br />

40 Jahre Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie<br />

Seite 103<br />

Drei Lösungen<br />

Ein Konzept<br />

Eine Datenbank<br />

Optimieren Sie jetzt Ihre<br />

BI-Anwendungen<br />

Frank-J. und Kerin Witt<br />

Happiness Is But A State Of Mind – Teil 2 – 63<br />

Günter Polhe<strong>de</strong><br />

Deutschland – Ruanda 70<br />

Jörn Lueg-Althoff | Michael Georgi | Andreas Hoffjan<br />

Kun<strong>de</strong>n-Controlling für Ingenierbüros 74<br />

Gunnar Heinzow | Ute Vanini<br />

Bewertung <strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals (IK) in KMU und<br />

Kreditinstituten 79<br />

Tobias Haerle | Simone Hellener | Stephan Kaum<br />

Cash Flow als Kerngröße in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung 86<br />

Günter Lubos<br />

Die „7 Sün<strong>de</strong>n“ <strong>de</strong>r Budgetierung 91<br />

Dietmar Paschers Controllerrätsel 92<br />

›BUSINESS INTELLIGENCE<br />

Auf unternehmensweite Daten zugreifen: per Mausklick.<br />

Mehrdimensional analysieren: intuitiv, variabel,<br />

in Sekun<strong>de</strong>nschnelle. Geschäfts trends erkennen, fundiert<br />

entschei<strong>de</strong>n.<br />

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im europäischen Ausland € 17,40;<br />

Einzelheft € 24,80 plus Versand; die Preise enthalten die USt.<br />

Sollte CM ohne Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Verlags nicht ausgeliefert wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht kein Ersatzanspruch gegen <strong>de</strong>n Verlag.<br />

Durch die Annahme eines Manuskriptes o<strong>de</strong>r Fotos erwirbt <strong>de</strong>r Ver lag<br />

das ausschließliche Recht zur Veröffentlichung.<br />

Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Zustimmung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bildnachweis Titel thinkstock<br />

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Social Media reif für Controlling?<br />

Social Media reif für Controlling?<br />

Interview mit Prof. Dr. Michael Faustino Bauer<br />

von Alfred Biel<br />

4<br />

Social Media ist ein Trendthema. Darunter wer<strong>de</strong>n<br />

Internetanwendungen verstan<strong>de</strong>n, die es<br />

<strong>de</strong>n Nutzern ermöglichen, sich zu vernetzen, zu<br />

kommunizieren und eigene Inhalte im Web zu<br />

verbreiten. Dazu zählen Foren, Blogs, soziale<br />

Netzwerke wie Facebook, Xing o<strong>de</strong>r Google+,<br />

Kurznachrichtendienste wie Twitter sowie<br />

Content-Sharing-Plattformen wie Youtube<br />

o<strong>de</strong>r Flickr für Fotos und Vi<strong>de</strong>os. Social Media<br />

rückt in Gesellschaft und Arbeitswelt weiter<br />

voran. Dieses Interview geht <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Frage<br />

nach, welche Auswirkungen diese Entwicklung<br />

auf die Unternehmen und insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf das Controlling hat.<br />

Biel: Herr Prof. Dr. Faustino Bauer, erlauben<br />

Sie bitte sowohl aus medienethischen Grün<strong>de</strong>n<br />

als auch zur thematischen Orientierung<br />

unserer Leserinnen und Leser eine Vor- und<br />

Einleitungsfrage. Wir kennen uns seit etwa 15<br />

Jahren, und zwar seit Ihrer Zeit als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl von<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber an <strong>de</strong>r WHU.<br />

Sie haben sich dort insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m<br />

Controllingerfolg befasst. Sie haben nicht eine<br />

klassische Controller-Karriere eingeschlagen.<br />

Nach über 10 Jahren im Internetgeschäft<br />

(www.competence-site.<strong>de</strong>) und 2012 bei <strong>de</strong>m<br />

Social Media Analyse- und Beratungsunternehmen<br />

complexium (http://www.complexium.<strong>de</strong>/)<br />

lehren Sie seit Oktober Controlling an<br />

<strong>de</strong>r HWR in Berlin (www.hwr-berlin.<strong>de</strong> ). Ist<br />

dieser Weg von einem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Controlling-Lehrstuhl<br />

über Unternehmen, <strong>de</strong>ren Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />

auf <strong>de</strong>m Web und Social Media<br />

fußen, nun zurück an die Hochschule, eher zufällig<br />

o<strong>de</strong>r steckt dahinter ein Plan, eine Logik?<br />

Faustino Bauer: Der Weg durch mehrere Disziplinen<br />

erfolgte schon planmäßig: Verschie<strong>de</strong>ne<br />

Aspekte <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft kombiniert<br />

mit IT- und technischem Verständnis. Ich<br />

bin überzeugt, dass die Überwindung von<br />

Verständnis- und Kultur-Grenzen zwischen<br />

<strong>de</strong>n sogenannten „klassischen“ Disziplinen –<br />

Controlling, Marketing, IT etc. – ein Erfolgsfaktor<br />

für Organisa tionen ist. Durch die „größte<br />

Maschine <strong>de</strong>r Menschheit“, das Internet, wird<br />

dieser Faktor immer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r – er for<strong>de</strong>rt<br />

die Controller nun ebenfalls.<br />

Biel: Sie sprechen offenbar Aspekte <strong>de</strong>r Kultur<br />

und Zusammenarbeit an. Können Sie dies<br />

uns noch etwas näher erläutern?<br />

Faustino Bauer: In Bereichen mit starkem Bezug<br />

zur Internetwirtschaft ist die Arbeitskultur<br />

bereits viel kooperativer zwischen <strong>de</strong>n Disziplinen.<br />

Wo neue Märkte entstehen, neue Technologien<br />

in sehr kurzer Zeit starke Treiber wer<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r veralten, muss schneller und mit<br />

mehr Unsicherheit entschie<strong>de</strong>n und exekutiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Anteil <strong>de</strong>ssen, was man zum<br />

ersten Mal tut, ist sehr groß. Zusammenarbeit<br />

und fachübergreifen<strong>de</strong>s Verständnis sind also<br />

sehr wichtig. In meiner Forschungsarbeit konnte


CM November / Dezember 2012<br />

ich empirisch zeigen, dass gute Controllerarbeit<br />

positiv auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg wirkt. Das<br />

ist doch ein Ansporn, die durch das Internet<br />

entstehen<strong>de</strong>n Unsicherheiten – auch mit diesem!<br />

– beherrschen zu helfen.<br />

Biel: Social Media ist unser Thema und insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Relevanz für Unternehmen und<br />

Controller. Bitte lassen Sie uns zunächst das<br />

Thema einordnen. Die Hälfte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen setzt soziale Medien ein, wie<br />

aus einer aktuellen Studie <strong>de</strong>s IT-Verban<strong>de</strong>s<br />

BITKOM hervorgeht. Ist dies aus Ihrer Sicht<br />

bereits ein gutes Ergebnis? Und ist das Social-Media-Phänomen<br />

wirklich kein Hype und<br />

keine Blase?<br />

Faustino Bauer: Nun, vergegenwärtigen wir<br />

uns einmal die Jahre 1999 und 2000, als mit<br />

<strong>de</strong>m neuen Markt die erste Internetblase geplatzt<br />

ist. Viele Business-Mo<strong>de</strong>lle sind daran<br />

gescheitert, dass die bestehen<strong>de</strong> Vernetzung<br />

<strong>de</strong>r Akteure nicht schnell und vollständig in<br />

elektronische Prozesse übertragen wer<strong>de</strong>n<br />

konnte. Wer damals seine Geschäfte z. T. auch<br />

elektronisch in etablierten Netzwerken abgewickelt<br />

hat, hatte we<strong>de</strong>r Anreiz zum kompletten<br />

Wechsel in´s Web noch die integrierten Tools<br />

von heute. Parallelbetrieb und Übergangszeiten<br />

waren abschreckend.<br />

Biel: … und wie ist es heute?<br />

Faustino Bauer: Heute ist das genau an<strong>de</strong>rsherum:<br />

Die Vernetzung ist extrem weit fortgeschritten,<br />

integrationsfähige Tools und IT-<br />

Systeme sind einfach und schnell verfügbar,<br />

On-Demand und in <strong>de</strong>r Cloud. Die globale<br />

Transparenz zwingt Unternehmen, sich hier zu<br />

positionieren. Schon vor Facebook gab es intensiv<br />

genutzte Foren und Blogs. Arbeits- und<br />

Freizeiten kann ich heute ad hoc und lokalisiert<br />

effektiver und im Austausch mit an<strong>de</strong>ren nutzen.<br />

Denken Sie an Social Seating Initiativen<br />

von Airlines wie KLM. Mobile Endgeräte und<br />

Bandbreiten sind jetzt verfügbar. Schwellenlän<strong>de</strong>r<br />

wie Afrika überspringen gleich das<br />

Festnetz. Seit 2010 fließen mehr Daten als<br />

Sprache über mobile Geräte. Die Schnittstellen<br />

zum Menschen wer<strong>de</strong>n nun entschei<strong>de</strong>nd<br />

sein, <strong>de</strong>r Erfolg von Apple zeigt das großartig.<br />

Also: Hype nein, Anteil Nutzung aber noch<br />

viel zu klein.<br />

Biel: Kann man dabei einen Megatrend, einen<br />

großen Trend, <strong>de</strong>r zu großen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

führt, ausmachen?<br />

Faustino Bauer: Ja, einmal <strong>de</strong>n Megatrend<br />

<strong>de</strong>r Konvergenz von Content, Vernetzung, E-<br />

Commerce und (mobilen) Endgeräten. Er wird<br />

beispielsweise auch von Microsoft (Yammer-<br />

Akquisition, Tablet, Nokia-Investment), Google<br />

(Produktsuche, Motorola-Investment, Cloud<br />

Services) o<strong>de</strong>r Amazon (Cloud-Services, Bewertungssystem,<br />

E-books-Verlag) vorangetrieben.<br />

Die fortschreiten<strong>de</strong> Vernetzung und<br />

Nutzung von Web 2.0-Technologien in <strong>de</strong>n Unternehmen<br />

intern und extern ist zu nennen. Viel<br />

mehr als früher sind menschliche Kommunikationsmuster<br />

auch für die Strukturen von Informationssystemen<br />

prägend. Das erfor<strong>de</strong>rt<br />

nun einen intensiven Austausch zwischen CIO<br />

und <strong>de</strong>n Fachbereichen zu <strong>de</strong>ren Zielsetzungen<br />

und Prozessen.<br />

Biel: An dieser Stelle sollten wir die Situation<br />

doch etwas relativieren. Es ist nicht nur alles<br />

glänzend – o<strong>de</strong>r?<br />

Faustino Bauer: Dass bei einem noch so jungen<br />

Medium Fehlentwicklungen passieren, ist<br />

klar. Das Web ist salopp gesagt noch in <strong>de</strong>r<br />

Pubertät. Die Social Web-Phase ist nochmals<br />

jünger.<br />

Biel: Bitte lassen Sie uns die negativen Aspekte<br />

etwas vertiefen. Social Media kann durchaus<br />

auch kritisch gesehen wer<strong>de</strong>n. Ein gewaltiges<br />

Problem steckt im Datenschutz. Auch die<br />

rechtlichen Probleme sind vielfältig und gravierend,<br />

wie beispielsweise die oft kritisierten<br />

Abmahnungen zeigen, vielfach wer<strong>de</strong>n das<br />

Telemediengesetz o<strong>de</strong>r auch das Gesetz gegen<br />

<strong>de</strong>n unlauteren Wettbewerb ebenso berührt wie<br />

Persönlichkeitsrechte. Das Stichwort Cyber-<br />

Mobbing ist eine weitere Problemstelle. Sind<br />

dies unvermeidbare Begleiterscheinungen, sozusagen<br />

Kollateralschä<strong>de</strong>n? Beschränken sie<br />

die Nutzung von Social Media?<br />

Faustino Bauer: Die intensive Nutzung und<br />

weiter steigen<strong>de</strong> Verbreitung kann nicht zurückgedreht<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Wettbewerb um die<br />

Nutzer (Konvergenz!) wird hier für vernünftige<br />

Verhältnisse sorgen, wie sich z. B. bei Facebook<br />

gera<strong>de</strong> bezüglich „Datenschutz vs. Werbeziele“<br />

zeigt. Im Spielfeld Social Media haben Sie einerseits<br />

globale Maßstäbe, z. B. <strong>de</strong>n lockereren<br />

Datenschutz in <strong>de</strong>n USA. An<strong>de</strong>rerseits sind<br />

rechtliche Fragen noch ungeklärt. Ein Trial and<br />

Error fin<strong>de</strong>t jedoch bereits statt. Branchenführen<strong>de</strong><br />

Firmen beobachten sich durchaus, halten<br />

aber „<strong>de</strong>n Ball flach“, um auch eigene Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

nicht zu diskreditieren.<br />

Biel: … und das Nichtbekanntsein, Nichtgenanntsein<br />

o<strong>de</strong>r Kunstnamen im Web …<br />

Faustino Bauer: Lei<strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rt die Anonymität<br />

im Web auch das Ausleben von weniger<br />

schönen menschlichen Schwächen. Das müssen<br />

wir ertragen und durch soziales Miteinan<strong>de</strong>r<br />

und Konsens weitgehend eingrenzen und<br />

kontrollieren.<br />

Biel: Worauf kommt es aus Ihrer Sicht an?<br />

Wie müssen wir <strong>de</strong>n sich vollziehen<strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l<br />

einordnen?<br />

Faustino Bauer: Dass Unternehmen verstehen,<br />

wie sich Informations- und Kommunikationsverhalten<br />

fundamental än<strong>de</strong>rn. Für die<br />

eigene Wertschöpfung und <strong>de</strong>ren Umfeld wird<br />

dies auch wertmäßig relevant wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r ist<br />

es schon. Denn umso höher die Wertschöpfung<br />

sein soll, <strong>de</strong>sto mehr Intelligenz, Kooperation<br />

und Kommunikation von Menschen sind notwendig.<br />

Im Business-to-Consumer-Umfeld<br />

muss man sich <strong>de</strong>m Dialog mit Kun<strong>de</strong>n besser<br />

früher als später stellen. Im Business-to-Business<br />

gewinnt jedoch nicht <strong>de</strong>r Erste, son<strong>de</strong>rn<br />

wer einen durchdachten Business Case gut<br />

umsetzt. Erste empirische Belege (z. B. McKinsey<br />

2011) zeigen, dass Web 2.0-Nutzung und<br />

-Vernetzung sich auf das Betriebsergebnis positiv<br />

auswirken. Vor allem das bessere Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Marktes (Zuhören) und die interne<br />

Nutzung (Kooperation) sind hier die Treiber.<br />

Auch bei HR erfolgt gera<strong>de</strong> eine Hinwendung zu<br />

sozialen Technologien, intern bei Bindung, extern<br />

bei <strong>de</strong>r Beschaffung – Stichwort „Social<br />

Recruiting“. Der Weg zum passen<strong>de</strong>n Mitarbeiter<br />

über <strong>de</strong>ssen Webprofile (XING etc.) ist ein<br />

direkter. Nicht unterschätzen sollte man die<br />

Verfügbarkeit wettbewerbsrelevanter Information<br />

im Web (Competitive Intelligence).<br />

Social Media Gui<strong>de</strong>lines für die Mitarbeiter sind<br />

auch unter diesem Gesichtspunkt wichtig. Ein<br />

Mitarbeiter, <strong>de</strong>r leichtfertig sensible Infos ver-<br />

5


Social Media reif für Controlling?<br />

Zuhören liefert dabei nicht nur aggregierte Daten<br />

wie „ X % <strong>de</strong>r User fin<strong>de</strong>n unseren Service<br />

gut“. Es besteht jetzt die Chance, unter allen<br />

Akteuren in unserem Netzwerk jene zu fin<strong>de</strong>n,<br />

die beson<strong>de</strong>rs wirksam positiv o<strong>de</strong>r negativ<br />

für uns kommunizieren können. Dieser<br />

Wert kann im einfachen Fall in einer großen<br />

Reichweite bestehen (15.000 Twitter-Follower)<br />

o<strong>de</strong>r – schon spannen<strong>de</strong>r – in einer tiefen<br />

Vernetzung und Kooperation mit an<strong>de</strong>ren<br />

Akteuren, die für mein Business – Technologie,<br />

Lieferantenbeziehungen etc. – be<strong>de</strong>utend sind.<br />

Das zu wissen und zu „controllen“ wird eine<br />

große Herausfor<strong>de</strong>rung für das sogenannte<br />

Enterprise 2.0.<br />

Biel: Social Media ist <strong>de</strong>mnach etwas an<strong>de</strong>res<br />

als klassische Werbung o<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit<br />

…<br />

6<br />

Abb. 1: Social Media Strategie-Bauteile<br />

teilt, ist kritischer zu sehen, als einer, <strong>de</strong>r auf<br />

Facebook uncool mit <strong>de</strong>n Fans diskutiert.<br />

Biel: Lassen Sie uns an dieser Stelle kurz innehalten.<br />

Social Media wird seit geraumer Zeit in<br />

Veröffentlichungen, auf Kongressen und Fachveranstaltungen<br />

intensiv diskutiert. Beim zweiten<br />

Blick zeigt sich, dass sowohl Social Media<br />

als auch die zu dieser Entwicklung geführte<br />

Diskussion recht unübersichtlich sind. Man<br />

kann <strong>de</strong>n Eindruck gewinnen, dass diese Thematik<br />

noch unstrukturiert, aber auch betont<br />

kontrovers erörtert wird. So ist zuweilen von<br />

Konzept- und Strategielosigkeit die Re<strong>de</strong>? Ist<br />

diese Wahrnehmung zutreffend?<br />

Faustino Bauer: Ihr Eindruck täuscht nicht. Die<br />

Unübersichtlichkeit ist ein Ausdruck <strong>de</strong>r<br />

Unsicherheit, die ihrerseits aus <strong>de</strong>r Dynamik<br />

und <strong>de</strong>n fragmentierten Erfahrungen mit Social<br />

Media gespeist wird. Bei knappem Erfahrungswissen<br />

muss intensiv, breit und manchmal<br />

auch abwegig diskutiert wer<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r wird oft<br />

vorschnell agiert. Weil das WIE im Tun so einfach<br />

wie nie ist – z. B. mit Facebook o<strong>de</strong>r einem<br />

internen Wiki – wird häufig das WARUM, also<br />

die Ziele und Strategien, nicht ausreichend<br />

durchdacht. Ohne Ziele kein sinnvolles Steuerungskonzept,<br />

also auch kein Controlling.<br />

Biel: Social Media ist ein Ausdruck für ein verän<strong>de</strong>rtes<br />

Kommunikations- und Mediennutzungsverhalten,<br />

wie wir sehen. Was be<strong>de</strong>uten<br />

nun die neuen Bedingungen <strong>de</strong>r digitalen Medien<br />

für die Unternehmen? Was verän<strong>de</strong>rn die<br />

neuen Kommunikationsformen und -mechanismen?<br />

Faustino Bauer: Je<strong>de</strong>r muss immer mehr<br />

und immer unstrukturiertere Informationen<br />

verarbeiten. Im Web ist Information mittels<br />

Tools (Agenten etc.) spezifiziert und individualisiert<br />

zu erhalten, auch zu analysieren und zu<br />

verbreiten. Der Social Web-Rückkanal nun<br />

macht Informationskonsumenten zu Dialogpartnern.<br />

Die Transparenz und die Vernetzung<br />

machen sie zu starken Multiplikatoren. Die Präsenz<br />

in Netzwerken wie Linkedin lässt sie zu<br />

Botschaftern und Informationsquellen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ob die Unternehmen das wollen o<strong>de</strong>r nicht. Das<br />

Faustino Bauer: ... auf je<strong>de</strong>n Fall. Das kratzt<br />

nur an <strong>de</strong>r Oberfläche. Jetzt sind viele und<br />

neuartige Informationen da, die, richtig<br />

analysiert und zusammengesetzt, hoch<br />

wettbewerbsrelevant sind. Wenn beispielsweise<br />

ein Unternehmen neue Mitarbeiter sucht,<br />

mit Qualifikationen, die im bisherigen Geschäft<br />

nicht relevant waren, <strong>de</strong>utet das auf eine Ausweitung<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsfel<strong>de</strong>r hin. Das Monitoring<br />

kann weltweit authentische Gespräche<br />

„mithören“. Latente Probleme, wertvolle Erfahrungen<br />

und Bedürfnisse sind zu ent<strong>de</strong>cken.<br />

Junge Mitarbeiter erwarten im Unternehmen<br />

eine ihnen geläufige Kommunikationsinfrastruktur.<br />

(Massen-) Aktionen können im Web<br />

initiiert und effizient koordiniert wer<strong>de</strong>n. Wenn<br />

viele an einem Problem arbeiten, gibt es oft<br />

bessere Lösungen; wie bei Crowd Sourcing und<br />

Open Source-Technologien. Weil nicht-triviale<br />

Geschäftsprozesse von Information und Kommunikation<br />

abhängen, wird folglich ein Umbau<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens nach <strong>de</strong>n Anpassungen an<br />

das Informations- und Kommunikationsverhalten<br />

erfolgen müssen. Und zwar in <strong>de</strong>n Prozessen<br />

und in <strong>de</strong>r Organisation. Dabei die Vernetzung<br />

zu verstehen und für sich zu nutzen,<br />

wird für die einen zum Wettbewerbsvorteil,<br />

für die an<strong>de</strong>ren zum Scheitern führen.<br />

Biel: Im Internet fin<strong>de</strong>n sich aber nicht nur<br />

positive und konstruktive Informationen. Häufig<br />

wird sachliche Kritik mit vielfältigen unsachlichen<br />

Beiträgen vermischt. Dieses Internet-


Phänomen wird heftig diskutiert, und oft als<br />

„Shitstorm“ bezeichnet. Das Internet wirkt als<br />

Beschleuniger, manche meinen, auch als<br />

„Dreckschleu<strong>de</strong>r“.<br />

Faustino Bauer: Wenn ein sogenannter „Shitstorm“<br />

eine ganze Produktkategorie in Verruf<br />

bringt, sind Liefer- und Han<strong>de</strong>lsketten davon<br />

viel schneller und härter getroffen als bisher.<br />

Biel: Was folgern Sie daraus? Was ist zu<br />

tun? Controllern geht es ja nicht zuletzt um die<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Faustino Bauer: Die Steuerung <strong>de</strong>r Organisation<br />

auf wirtschaftliche Ziele hin ist die Domäne<br />

<strong>de</strong>r Controller. Wenn Web 2.0-Technologien<br />

qua Information und Kooperation zu mehr<br />

Handlungskompetenz und besseren Entscheidungen<br />

führen, ist das Controlling davon<br />

direkt betroffen. Alle, die das Geschäft<br />

strategisch und operativ planen, sind gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Die Fähigkeit, das Web analytisch, wertschöpfend,<br />

kommunikativ, kontrollierend und mit<br />

Partnern kooperativ zu nutzen, muss strategisch<br />

entwickelt wer<strong>de</strong>n. Dass es hier keine<br />

einfachen Antworten o<strong>de</strong>r stabile Planungszyklen<br />

gibt, ist nun mal so, trifft aber alle Organisationen<br />

gleichermaßen. Dazu sollten Controller<br />

also die Verän<strong>de</strong>rungen durch Social Media<br />

zumin<strong>de</strong>st grundsätzlich verstehen. In je<strong>de</strong>m<br />

Falle sollten sie immer dabei sein, wenn die<br />

Frage nach <strong>de</strong>m Warum in <strong>de</strong>n Fachbereichen<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geschäftsleitung erörtert wird.<br />

Biel: Da wir bei diesem Punkt sind: Controllerinnen<br />

und Controller <strong>de</strong>nken zielorientiert und<br />

hinterfragen <strong>de</strong>n Nutzen …<br />

Faustino Bauer: … was ich für das rationale<br />

Begrün<strong>de</strong>n und Umsetzen <strong>de</strong>s WARUM uneingeschränkt<br />

gut fin<strong>de</strong> ...<br />

Biel: … daher stellt sich die vertiefen<strong>de</strong> und<br />

grundsätzliche Frage, welchen Mehrwert ein<br />

Social-Media-Engagement <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

bringen kann? Überall dort, wo sogenannte<br />

Touch Points, Berührungspunkte, zur<br />

Außenwelt vorhan<strong>de</strong>n sind, leuchten Be<strong>de</strong>utung<br />

und Nutzen unmittelbar ein, beispielsweise<br />

im Marketing, Personalmanagement und<br />

<strong>de</strong>r Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Welches<br />

Potenzial birgt die Tuchfühlung mit Kun<strong>de</strong>n,<br />

CM November / Dezember 2012<br />

Fachkräften und Talenten, kritischer Öffentlichkeit?<br />

Müssen wir hier in größeren Zusammenhängen<br />

<strong>de</strong>nken, beispielsweise die Reputation<br />

ins Feld führen? Welche Social Media-Ziele<br />

sehen Sie? Können Sie uns Ihre Überlegungen<br />

in ein fiktives Beispiel übersetzen?<br />

Faustino Bauer: Angenommen, Sie stellen <strong>de</strong>n<br />

besten, aber auch teuersten Kleber für Fahrzeugscheiben<br />

her. Ihr Geschäft ist direkt abhängig<br />

von <strong>de</strong>n Fahrzeugherstellern (OEM) und<br />

vom Aftermarket mit seinen Autoglas-Lieferanten<br />

(inkl. Kleber) und <strong>de</strong>n Werkstätten und<br />

Ketten (Carglass), die <strong>de</strong>n Endkun<strong>de</strong>n B2B<br />

(Flotten) o<strong>de</strong>r B2C bedienen. Der Endkun<strong>de</strong><br />

kann gar nicht beurteilen, ob <strong>de</strong>r Kleber gut ist.<br />

Die Werkstatt will schnell und einfach Geld verdienen,<br />

<strong>de</strong>r Glashan<strong>de</strong>l auch, und die Kfz-Hersteller<br />

haben jeweils eigene Anspruchsniveaus<br />

<strong>de</strong>finiert. Sie zweifeln nun daran, dass das in<br />

Zukunft weiter so gut läuft, rechnen z. B. mit<br />

Billigkonkurrenz. Der Endkun<strong>de</strong> bekommt die<br />

Scheibe von seiner Versicherung bezahlt, die<br />

auch auf Kostenreduzierung aus ist. Und jetzt<br />

soll er für die Scheibe mit Ihrem Kleber 20 Euro<br />

extra draufzahlen! Warum soll er das tun?<br />

Biel: … und was könnten nun wir in <strong>de</strong>r Welt<br />

von Social Media tun?<br />

Faustino Bauer: Nun können Sie in Stufe 1<br />

versuchen, über breite Kommunikation und<br />

Dialogangebote an Endkun<strong>de</strong>n und Werkstätten<br />

– z. B. zu Sicherheitsaspekten – ein vorteilhaftes<br />

Umfeld zu schaffen. Damit die Werkstatt<br />

evtl. mit Ihrem Kleber als Teil eines Sicherheitskonzepts<br />

wirbt und <strong>de</strong>r Endkun<strong>de</strong> vielleicht<br />

gezielt fragt, ob hier Ihr Kleber – „… <strong>de</strong>r vom<br />

You tube Vi<strong>de</strong>o …“ – verwen<strong>de</strong>t wird. Vielleicht<br />

empfehlen glückliche Kun<strong>de</strong>n über Facebook<br />

eher jene Werkstätten, die Ihren Kleber verwen<strong>de</strong>n.<br />

Am Point of Decision and Sale sind Sie<br />

aber noch nicht wirklich präsent. Wenn Sie<br />

aber die Werkstätten mit Schulungsvi<strong>de</strong>os, mit<br />

Verkaufstipps, mit Zugang zu exklusivem Wissen<br />

und professionellem Austausch versorgen<br />

und dann vielleicht noch das Tablet mit Software<br />

verleasen, mit <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r<br />

Service mitarbeiter <strong>de</strong>m Endkun<strong>de</strong>n die Sicherheitsaspekte<br />

mit Bild und Ton als Mehrwert vor<br />

<strong>de</strong>r Auftragsvergabe verkauft, dann gewinnen<br />

Sie mehr Kontrolle über die Nachfrage nach<br />

Ihren Produkten. Im Rückkanal lernen Sie von<br />

Erfolg lässt<br />

sich planen.<br />

für integrierte Konzernkonsolidierung<br />

<br />

<br />

Einfach, schnell und übersichtlich<br />

mit <strong>de</strong>r Planungs- und<br />

Controlling-Software BPS-ONE ®<br />

Einer von über 2.000 Kun<strong>de</strong>n sagt:<br />

„Die Zeit die ich durch die Pflege <strong>de</strong>r<br />

Excel-Daten verloren habe, kann ich<br />

jetzt wie<strong>de</strong>r für die Analyse verwen<strong>de</strong>n.<br />

Das ist schließlich die eigentliche<br />

Aufgabe eines Controllers.“«<br />

Josef Cremer,<br />

Haix-Schuhe Produktions und<br />

Vertriebs-GmbH, Mainburg<br />

Denzhorn Geschäftsführungs-Systeme GmbH<br />

Einsteinstraße 59, 89077 Ulm-Söflingen, Germany<br />

Tel. +49 731 94676-0, Fax +49 731 94676-29<br />

info@bps-one.<strong>de</strong>, www.bps-one.<strong>de</strong>


Social Media reif für Controlling?<br />

<strong>de</strong>n Verkaufsaktionen, i<strong>de</strong>ntifizieren Ihre wertvollsten<br />

Promotoren und fin<strong>de</strong>n kritische Hür<strong>de</strong>n.<br />

Damit können Sie Ihr Angebot an Information<br />

und Kommunikation für die Akteure<br />

in diesen Prozessen viel besser gestalten<br />

und steuern. Sicherlich profitiert auch Ihre<br />

Produktentwicklung davon. Die Prognosen von<br />

Absatz und Umsatz o<strong>de</strong>r die Planung <strong>de</strong>r Produktion<br />

etc. wer<strong>de</strong>n verbessert. Zuletzt haben<br />

Sie vielleicht <strong>de</strong>n Markt aufgerollt und Maßstäbe<br />

gesetzt, was Ihre Position gegenüber<br />

Zulieferern und Kun<strong>de</strong>n nachhaltig stärkt.<br />

Biel: Das machte <strong>de</strong>n Bezug zum Unternehmenserfolg<br />

doch viel <strong>de</strong>utlicher und anschaulicher.<br />

Bitte gehen Sie, weil es so wichtig ist,<br />

noch näher auf <strong>de</strong>n Zusammenhang mit <strong>de</strong>n<br />

Unternehmenszielen ein.<br />

Faustino Bauer: Mehr als bisher sind die Unternehmensziele<br />

auch ein Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

weiterhin neu entstehen<strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

im Web 2.0. Das macht es komplexer.<br />

Deshalb sollte aus meiner Sicht ein Ziel die<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r wichtigsten Informations- und<br />

Kommunikationsprozesse sein. Voraussetzung<br />

dafür ist die Analyse <strong>de</strong>r für mein Unternehmen<br />

relevanten Bereiche und Entwicklungen<br />

<strong>de</strong>s Social Web. Wenn das geklärt ist,<br />

ergeben sich vali<strong>de</strong> Aussagen zum Warum.<br />

Die direkten Social Media-Ziele wie z. B. Reputation<br />

und Marke konsistent im Social<br />

Web zu positionieren und schützen o<strong>de</strong>r<br />

einen authentischen offenen Dialog mit <strong>de</strong>n<br />

wichtigsten Stakehol<strong>de</strong>rgruppen zu führen,<br />

sind dann eher Hygienefaktoren.<br />

Biel: In <strong>de</strong>r klassischen Kommunikation gilt die<br />

Glaubwürdigkeit als beson<strong>de</strong>rs wichtiger Erfolgsfaktor.<br />

Müssen wir dies auch auf die Online-Welt<br />

übertragen? Und wie gehen wir damit<br />

um, dass das Internet offensichtlich zu einem<br />

Kontrollverlust <strong>de</strong>r Unternehmen führt?<br />

Faustino Bauer: Aufgrund <strong>de</strong>r Transparenz<br />

und <strong>de</strong>s dynamischen Potenzials – Stichwort<br />

Shitstorm – muss ein Unternehmen wichtige<br />

Voraussetzungen erfüllen: Authentizität ist<br />

enorm wichtig gewor<strong>de</strong>n, je<strong>de</strong>r „Schwin<strong>de</strong>l“<br />

fliegt auf und schlägt zurück. Dann müssen<br />

Prozesse etabliert wer<strong>de</strong>n, die systematisch<br />

von <strong>de</strong>r Beobachtung und Analyse, über<br />

die Einschätzung von Kritikalität o<strong>de</strong>r Relevanz<br />

zu adäquaten Handlungen führen und dabei die<br />

kompetenten Stellen einbeziehen. Die Lufthansa<br />

hat hier gera<strong>de</strong> ein Problem, in<strong>de</strong>m Milesand-More-Kun<strong>de</strong>n<br />

starke Blogkanäle einsetzen<br />

und sogar in Medien wie <strong>de</strong>m Spiegel darüber<br />

berichtet wird. Im Web sind aber noch nicht alle<br />

Zielgruppen gleich gut repräsentiert.<br />

Biel: Wenn wir nun davon ausgehen, dass das<br />

Social Media-Engagement Sinn macht und erstrebenswert<br />

ist, stellt sich die Frage nach einer<br />

geeigneten Vorgehensweise. Der olympische<br />

Gedanke „dabei sein ist alles“ ist vermutlich<br />

nicht ausreichend, ein <strong>de</strong>rartiges Engagement<br />

zu begrün<strong>de</strong>n, und das „Reinmüssen“<br />

keine tragen<strong>de</strong> Motivation. Ist die Definition einer<br />

Social Media-Strategie eine Voraussetzung<br />

weiterer Social Media-Aktivitäten? Sie hatten ja<br />

bereits die „Warum-Frage“ aufgeworfen.<br />

Faustino Bauer: Auf je<strong>de</strong>n Fall. Bei <strong>de</strong>n direkten<br />

Social Media-Zielen ist zuerst zu klären,<br />

welche Risiken das Nicht-Mitmachen birgt.<br />

Was wird im Social Web zu meinem Unternehmen<br />

gesprochen? Setzen hier Wettbewerber<br />

schon Maßstäbe im Dialog? So war Adidas in<br />

Second Life aktiv, hat Geld verbrannt. Puma<br />

hingegen nicht und verkaufte dadurch nicht<br />

weniger Turnschuhe. Auch die Frage nach<br />

(schwachen) Signalen, die meine Branche negativ<br />

beeinflussen könnten, stellt sich. Man<br />

muss vielleicht mitmachen, weil sonst mit Fehlinformationen<br />

zu meinem Geschäft diskutiert<br />

wird. Über nahezu alle Unternehmen wird<br />

gesprochen, auch wenn sie nicht aktiv teilnehmen.<br />

In „kununu“ (www.kununu.com) mit<br />

Arbeitgeberbewertungen o<strong>de</strong>r in „Linkedin“<br />

(http://<strong>de</strong>.linkedin.com).<br />

Bei complexium haben wir einen 5E-Rahmen<br />

entwickelt: Explore (Analyse) ist die Basis, in<br />

Elaborate wer<strong>de</strong>n die direkten Social Media-<br />

Ziele entwickelt, in Enable die Organisation z. B.<br />

mit Gui<strong>de</strong>lines vorbereitet, mit Infrastruktur und<br />

Prozessen in Establish bereitgestellt, und dann<br />

wird erst Enter gedrückt (Dialog).<br />

Biel: Reicht das <strong>de</strong>nn aus? Müssen wir nicht<br />

auch einen Bezug zu <strong>de</strong>n Wertschöpfungsprozessen<br />

herstellen?<br />

8<br />

Autoren<br />

Dipl.-BW Alfred Biel<br />

Nach einem betriebswirtschaftlichen Studium verantwortliche<br />

Tätigkeit in einem Großkonzern in <strong>de</strong>n Bereichen Metho<strong>de</strong>n,<br />

Systeme und Projektmanagement. Danach Qualifizierung an <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Fachjournalisten Schule als Fachjournalist (DFS).<br />

Seit Jahren Engagement als Autor, Interviewer und Rezensent<br />

für verschie<strong>de</strong>ne Medien. Verleihung <strong>de</strong>r Ehrenmitgliedschaft<br />

durch <strong>de</strong>n Deutschen Fachjournalisten Verband und <strong>de</strong>n Internationalen<br />

Controller Verein.<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Michael Faustino Bauer<br />

Seit 10/2012 Professur für ABWL, insb. Controlling, an <strong>de</strong>r HWR<br />

Berlin. Über 10 Jahre als Berater und Trainer mit <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s Web auf Unternehmen befasst. Zuletzt bei complexium<br />

zu Social Media Analyse und Monitoring, davor langjährig<br />

als Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung <strong>de</strong>r NetSkill AG. Einstieg über<br />

Controlling-Beratung ab 1996 bei CTcon, dann Promotion 2001<br />

an <strong>de</strong>r WHU Vallendar (Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber) zum<br />

messbaren Erfolg <strong>de</strong>r Controllertätigkeit.<br />

Faustino Bauer: Nach dieser Stufe 1 <strong>de</strong>r<br />

Strategie – ich nenne es mal „Ob und wie mit<br />

<strong>de</strong>n Wölfen heulen?“ – kommt Stufe 2. Inwieweit<br />

können Social Media für wertschöpfen<strong>de</strong><br />

Prozesse genutzt wer<strong>de</strong>n. Die Social<br />

Media-Strategie ist auch als Informationsstrategie<br />

zu interpretieren: Informationen in<br />

Steuerungskonzepte integrieren und die Verteilung<br />

von Informationen steuern. Der Bezug<br />

zum Unternehmenserfolg wird gewährleistet,<br />

in<strong>de</strong>m ganz klassisch Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />

hin zu messbaren Key-Performance-<br />

Indikatoren beschrieben wer<strong>de</strong>n. Diese müssen<br />

dann durchgehend geplant und kontrolliert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Biel: Was ist nun das Beson<strong>de</strong>re an einer<br />

Social Media-Strategie?


CM November / Dezember 2012<br />

Faustino Bauer: Eine Social Media-Strategie<br />

ist m.E. in zweierlei Hinsicht beson<strong>de</strong>rs: Zum<br />

einen liefert <strong>de</strong>r Blickwinkel vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfungskette unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r dort nun vorhan<strong>de</strong>nen Macht (Dialog,<br />

Bewertung, Multiplikation) Erkenntnisse und<br />

neue Möglichkeiten. Zum an<strong>de</strong>ren müssen Annahmen<br />

und Strategien häufiger und mit<br />

mehr Analyseeinsatz hinterfragt wer<strong>de</strong>n. Das<br />

ist <strong>de</strong>r Dynamik <strong>de</strong>r Social Web-Technologien<br />

und -Plattformen geschul<strong>de</strong>t.<br />

Biel: In <strong>de</strong>r Online-Kommunikation treffen wir<br />

auf individuelle Sprachstile. Was folgt daraus<br />

für die Analyse?<br />

Faustino Bauer: Ungefilterte Äußerungen und<br />

Jargon von Menschen erfor<strong>de</strong>rt spezielle computer-linguistische<br />

Metho<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>n Einsatz<br />

von menschlicher Intelligenz im Prozess <strong>de</strong>r<br />

Sammlung, Filterung und Analyse von Information.<br />

Schließlich möchten Sie die Interpretation<br />

<strong>de</strong>r Ergebnisse für Ihre Geschäftsziele<br />

keiner Maschine überlassen – und hoffentlich<br />

auch keinem Berater alleine.<br />

Biel: Wieweit können klassische betriebswirtschaftliche<br />

Metho<strong>de</strong>n dabei helfen?<br />

Faustino Bauer: Sehr, und zwar für Strukturierung<br />

und das gemeinsame Verständnis über<br />

Fachbereichsgrenzen hinweg. Mit einer SWOT-<br />

Analyse und mit Benchmarking können<br />

Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken<br />

und Szenarien für eine strategische Ausrichtung<br />

formuliert wer<strong>de</strong>n. Daraus wird eine operative<br />

Roadmap von Maßnahmen generiert.<br />

Wenn die Lage richtig bewertet ist, wird die<br />

Social Media-Strategie hinsichtlich Zielen<br />

und Grundsätzen in <strong>de</strong>r gleichen Schrittfolge<br />

wie je<strong>de</strong> Strategie entwickelt. Vor allem<br />

Mo<strong>de</strong>lle und Metho<strong>de</strong>n, die mit Entscheidungsund<br />

Kommunikationsverhalten zu tun haben,<br />

helfen, um <strong>de</strong>m Social Web-Phänomen Herr<br />

zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Biel: Dabei kommt es wohl beson<strong>de</strong>rs auf das<br />

Informations- und Entscheidungsverhalten an?<br />

Faustino Bauer: Ja, ein Kardinalfehler in <strong>de</strong>n<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>llen beim Hype 1999/2000 lag<br />

in Fehleinschätzungen zum Informationsund<br />

Entscheidungsverhalten und <strong>de</strong>ssen<br />

Abb. 2: Auswertungsmöglichkeiten<br />

Än<strong>de</strong>rungsgeschwindigkeit. Es wur<strong>de</strong>n Produkte<br />

angeboten, <strong>de</strong>ren Nutzung fundamental<br />

an<strong>de</strong>res Verhalten voraussetzte. Und das hat<br />

nicht geklappt, wie wir wissen.<br />

Biel: Wo steht Social Media im Controlling?<br />

Unverkennbar ist Social Media nicht nur in <strong>de</strong>r<br />

Mitte <strong>de</strong>r Gesellschaft angekommen, son<strong>de</strong>rn<br />

in gewissem Umfange auch im Controlling.<br />

Denn das Controller Magazin brachte in <strong>de</strong>r<br />

Ausgabe 2/2012 einen Beitrag „Social Media –<br />

eine spieltheoretische Analyse zur Anleitung<br />

von Handlungsempfehlungen für Unternehmen“.<br />

Sehen Sie Social Media bereits auf<br />

einem guten Controlling-Weg?<br />

Faustino Bauer: Im Marketing- und Kommunikationscontrolling<br />

liegen sicherlich die meisten<br />

Erfahrungen bisher. Allerdings ist in Unternehmen<br />

mit eBusiness-/eCommerce-Geschäftsmo<strong>de</strong>llen<br />

das Controlling schon immer sehr<br />

webnah ausgebaut. Oft hängt es jedoch von<br />

Personen und konkret <strong>de</strong>m Wert ihrer Beiträge<br />

ab, ob <strong>de</strong>r Controller nur Kostenstellen kontrolliert<br />

o<strong>de</strong>r Ansprechpartner für die Beherrschung<br />

dieser Unsicherheitssituation ist.<br />

Biel: … wir kennen menschliches Beharrungsvermögen<br />

und wissen, wie schwierig es oft ist,<br />

Verän<strong>de</strong>rungen umzusetzen …<br />

Faustino Bauer: Ja, menschliche Bedürfnisse<br />

und Verhalten sind relativ stabil, sie<br />

brechen sich dann Bahn, wenn die Wege und<br />

Tools einfach, anreizkompatibel und breit verfügbar<br />

sind. Im Top-Management ist Social<br />

Media z. T. angekommen und die ersten „harten<br />

Fragen“ wer<strong>de</strong>n gestellt. Oft preschen Führungskräfte<br />

auch mit eigenen Initiativen vor.<br />

Nachwuchs und Wechsel im Management<br />

bringen an<strong>de</strong>re Verhaltensweisen in die Unternehmen.<br />

Insofern ist hier eine Chance, diese<br />

Offenheit und diesen Bedarf zur Senkung von<br />

Komplexität und Unsicherheit mit Metho<strong>de</strong>n<br />

und Kompetenzen wirksam zu bedienen. Da<br />

Controlling von Informationen lebt, ex post im<br />

Ist, ex ante in <strong>de</strong>r Planung, und mit Szena rien<br />

und Risikoanalysen für das Ergebnis arbeitet,<br />

sind diese Metho<strong>de</strong>n und Kompetenzen grundsätzlich<br />

dafür nutzbar.<br />

Biel: Bitte lassen Sie uns eine doppelte Kernfrage<br />

stellen. Eine Kernfrage ist, welche Tätigkeiten<br />

und Funktionen stehen in einer näheren<br />

Beziehung zu Social Media. Eine an<strong>de</strong>re Kernfrage,<br />

welche <strong>controller</strong>spezifischen Kompetenzen<br />

können betriebliche Sozial Media-<br />

Projekte unterstützen.<br />

Faustino Bauer: Am nächsten dran sind heute<br />

(noch) die MarKom-Ressorts, im Bereich Be-<br />

9


Social Media reif für Controlling?<br />

10<br />

schaffung die HR. Wie ich mit <strong>de</strong>m Glaskleberbeispiel<br />

skizziert hatte, wer<strong>de</strong>n bald alle<br />

Funktionen <strong>de</strong>s Unternehmens eine Haltung zu<br />

Social Media haben müssen. Eine kritische „So<br />

what?“ - Haltung ist schon mal gut, eine konstruktive<br />

„So now!“ - Umsetzung in messbare<br />

Ziele und Wertbeiträge kann ein wichtiger Beitrag<br />

<strong>de</strong>r Controller und in je<strong>de</strong>m Social Media<br />

bezogenen Projekt von Nutzen sein.<br />

Biel: … und mit welchen Erfahrungen und<br />

Fähigkeiten können Controller punkten?<br />

Faustino Bauer: Ich möchte eine dreifache<br />

Antwort geben.<br />

1) Die Beherrschung von Unsicherheit durch<br />

Analyse und Planung.<br />

2) Unterstützung <strong>de</strong>s Lernens und Optimierens<br />

durch <strong>de</strong>n Regelkreis Ziele-Messung-<br />

Kontrolle-Feedback und Feedforward. Wie<br />

im mo<strong>de</strong>rnen Fußball steigt hier <strong>de</strong>r Anspruch<br />

an Timing, Dynamik und Genauigkeit.<br />

Die Controller-Kompetenzen müssten aktuell<br />

gefragt wie nie sein, das ist aber (noch)<br />

nicht so. Mit <strong>de</strong>m dargestellten Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r<br />

Organisation und <strong>de</strong>s Mitarbeiterverhaltens,<br />

durch die Dynamik von Vernetzung und Interaktion,<br />

wer<strong>de</strong>n sich auch Steuerung und<br />

Kontrolle neu aufstellen müssen. Und das im<br />

laufen<strong>de</strong>n Betrieb.<br />

Daraus ergibt sich mit<br />

3) <strong>de</strong>r Wertbeitrag <strong>de</strong>r Controller bei <strong>de</strong>r Aufrechterhaltung<br />

eines funktionieren<strong>de</strong>n Kosten-<br />

und Leistungssystems im durch Social<br />

Media getriebenen Transformationsprozess<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Biel: Wir diskutieren für Controller und wollen<br />

Social Media für Controller hinterfragen. Dabei<br />

kommen wir an einigen praktischen und zugleich<br />

„typischen Controllerfragen“ nicht vorbei.<br />

Zunächst die Frage <strong>de</strong>r Aufwandsmessung.<br />

Social Media erfor<strong>de</strong>rt personelle und<br />

finanzielle Ressourcen. Können Sie uns Faustformeln<br />

nennen?<br />

Faustino Bauer: Es gibt recht transparente<br />

Best Practices und damit Kostenabschätzungen:<br />

für <strong>de</strong>n Betrieb von Blogs o<strong>de</strong>r Facebook-Seiten,<br />

<strong>de</strong>n Einsatz von Monitoring-Systemen,<br />

für Analysen, das Kampagnen-Tracking<br />

o<strong>de</strong>r das laufen<strong>de</strong> Reporting für Reputation<br />

o<strong>de</strong>r Sicherheit. Hier ist <strong>de</strong>r Mix aus Make-<br />

or-Buy für die nächsten Jahre noch im Fluss.<br />

Unternehmen ist sicher zu empfehlen, eine<br />

Ausschreibung basierend auf <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Risiken und Entscheidungsbeiträgen für das<br />

eigene Geschäft zu <strong>de</strong>finieren. Oft wird das<br />

Lastenheft vom technisch Möglichen her <strong>de</strong>finiert<br />

(„Realtime“, Alerting für 24/7/365).<br />

Im laufen<strong>de</strong>n Betrieb eines eigenen Social<br />

Media-Kanals ist min<strong>de</strong>stens eine halbe Stelle<br />

intern notwendig, auch weil Authentizität in <strong>de</strong>r<br />

Kommunikation durch Mitarbeiter begleitet<br />

wer<strong>de</strong>n muss, selbst wenn eine Agentur hier<br />

unterstützt. Für einmalige Social Web-Analysen<br />

sind zwischen 10 bis 30 TE anzusetzen, bei<br />

Mehrsprachigkeit auch mehr. Die Kosten einer<br />

Kampagnenkontrolle hängen neben <strong>de</strong>m Zeitraum<br />

auch davon ab, ob die Wirkung im gesamten<br />

Web o<strong>de</strong>r nur auf eigenen Kanälen gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n soll (ab 2 TE). Laufen<strong>de</strong>s Monitoring<br />

ist automatisiert für we nige Hun<strong>de</strong>rt Euro<br />

im Monat zu erhalten, ABER: Die Maschine erfasst<br />

nur, was vorher als Suchziel <strong>de</strong>finiert<br />

wur<strong>de</strong>. Insofern ist die Mensch-Maschine-<br />

Kombination auf längere Sicht unerlässlich.<br />

Damit kommt effektives Monitoring mit abgeleiteten<br />

Handlungsempfehlungen erfahren<strong>de</strong>r<br />

Analysten in die Größenordnung 2 bis 10 TE<br />

pro Monat, weltweit mal außen vor gelassen.<br />

Biel: Will heißen, ein schickes Dashboard<br />

reicht nicht?<br />

Faustino Bauer: Ich warne davor, sich auf farbig-schicke<br />

Dashboards allein zu verlassen. Die<br />

Illusion <strong>de</strong>r Kontrolle ist zu verlockend angesichts<br />

von Komplexität und Unsicherheit.<br />

Biel: Eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Frage fehlt noch. Die<br />

Frage nach <strong>de</strong>r Erfolgsmessung. Ist es bereits<br />

möglich, mit qualitativen und / quantitativen<br />

Kennzahlen zumin<strong>de</strong>st grob <strong>de</strong>n Erfolg<br />

o<strong>de</strong>r auch Misserfolg von Social Media-Projekten<br />

zu bewerten? Haben sich bereits bestimmte<br />

KPIs in <strong>de</strong>r Praxis bewährt?<br />

Faustino Bauer: Die Resonanz kann gut direkt<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n, also: Wie wirken unsere<br />

Maßnahmen, auch im Wettbewerbsvergleich,<br />

im Social Web? Eine Initialanalyse vorab zeigt<br />

das relevante Spielfeld auf. Welche Themen<br />

wer<strong>de</strong>n wo (Kanäle) von wem, wie (positiv, negativ)<br />

in welchem Kontext und mit welcher<br />

Wirkung (Reichweite, historische Kampagnenanalyse)<br />

diskutiert. Erfolgsmaßstäbe zu <strong>de</strong>finieren<br />

und zu messen ist Pflicht. Insofern bil<strong>de</strong>n KPI<br />

bereits die Basis für Controlling als Tätigkeit.<br />

Buzz bezeichnet Quantitäten (Initialeinträge,<br />

Kommentare), Tonalität zeigt die Verteilung<br />

positiver/neutraler Einträge (Sentiment), unter<br />

„Fans & Follower“ wer<strong>de</strong>n Nutzer erfasst, die<br />

sich an Unternehmenskanäle (Facebook) andocken,<br />

und schließlich wer<strong>de</strong>n wichtige externe<br />

Kanäle nach diesen Kriterien profiliert. Als<br />

hot topic kann die strukturelle Analyse <strong>de</strong>r<br />

Fans nach sozio-ökonomischen Merkmalen<br />

genannt wer<strong>de</strong>n. Also: „Erreichen wir die richtigen<br />

Fans?“<br />

Biel: Öffnen sich für Controller vielleicht neue<br />

Tätigkeits- und Aufmerksamkeitsfel<strong>de</strong>r?<br />

Reputationsmanagement hatten wir bereits<br />

gestreift. Wie sieht es mit Kommunikationscontrolling<br />

aus? Welche Perspektiven sehen<br />

Sie für Controllerinnen und Controller?<br />

Faustino Bauer: Kommunikationscontrolling<br />

ist extern quasi abgefrühstückt. Die genannten<br />

KPI sind auf´s Web selbst ausgerichtet, ihre<br />

Kopplung zur Kernwertschöpfung ist unzureichend.<br />

Das vernetzte, exten<strong>de</strong>d Enterprise liegt<br />

da noch ein weites Stück in <strong>de</strong>r Zukunft. Die<br />

Controller sollten das Management darin unterstützen,<br />

folgen<strong>de</strong> – zugegebenermaßen strategische<br />

– Fragen zu beantworten:<br />

Wie groß sind die Risiken für´s Geschäft,<br />

wenn wir an<strong>de</strong>re und unsere eigenen Stakehol<strong>de</strong>r<br />

unkontrolliert im Social Web agieren<br />

lassen?<br />

Welche unserer Wertströme sind für Än<strong>de</strong>rungen<br />

in Informations- und Kommunikationsverhalten<br />

beson<strong>de</strong>rs anfällig<br />

und <strong>de</strong>shalb risiko-/chancenreich für Web<br />

2.0-Kontrolle o<strong>de</strong>r -Nutzung?<br />

Wie ist unsere Situation hier, v. a. im Vergleich<br />

mit Wettbewerbern, Kun<strong>de</strong>n und<br />

Lieferanten, und welche Entwicklungen sind<br />

hier relevant?<br />

Inwieweit können wir <strong>de</strong>n Wertbeitrag von<br />

Informations- und Kommunikationsprozessen<br />

entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfung bereits<br />

erfassen und bewerten?<br />

Welche Ursache-Wirkungslogiken können<br />

wir für die Präsenz und die Aktivitäten<br />

unseres Ecosystems im Social Web (wir und<br />

geschäftsrelevante Akteure) bereits belastbar<br />

„controllen“, wo sind die Lücken?


CM November / Dezember 2012<br />

Wie entwickeln wir unser Steuerungssystem<br />

weiter, bei gleichzeitiger Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Handlungs- und Reaktionsfähigkeit im<br />

Transformationsprozess?<br />

Hier sind Controller gefor<strong>de</strong>rt, damit das Controllingsystem<br />

nicht nur Än<strong>de</strong>rungen nachzieht,<br />

son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>r Gestaltung hilft. Prinzipiell sind<br />

die genannten KPI für die Steuerung von I&K-<br />

Prozessen entlang <strong>de</strong>r Wertschöpfung geeignet.<br />

Instrumente wie Prozesskostenrechnung<br />

o<strong>de</strong>r Benchmarking könnten erheblich an<br />

Be<strong>de</strong>utung gewinnen.<br />

Biel: Ein starkes persönliches Netzwerk und<br />

eine erfolgreiche Online-Kommunikation können<br />

auch für <strong>de</strong>n Controller selbst von Vorteil<br />

sein. Wie stellt sich das aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />

einer Organisation bzw. <strong>de</strong>r Einzelperson dar?<br />

Faustino Bauer: Controlling soll Freu<strong>de</strong> machen<br />

und die Disziplin soll guten und lernbegierigen<br />

Nachwuchs anziehen. Wenn die<br />

auch nicht immer „XYZ-Controller“ - gelabelt<br />

sind. Im Social Web repräsentieren die Controller<br />

nun selbst Aufgaben, Arbeitsweisen und ihre<br />

Be<strong>de</strong>utung nach außen. Authentizität ist hierbei<br />

wichtig. In <strong>de</strong>r internen Zusammenarbeit und im<br />

Austausch mit externen Experten bringen die<br />

neuen Kommunikationsformen viele Vorteile.<br />

Risiken, die alle gleich treffen, wie Abwerbung<br />

beispielsweise, sind nicht entscheidungsrelevant.<br />

Der knappe Nachwuchs erwartet ein mo<strong>de</strong>rnes<br />

Umfeld und Entscheidungsbeteiligung.<br />

For<strong>de</strong>rn wir ihn heraus! So profitieren individuelle<br />

Kompetenzentwicklung und Marktwert wie<br />

auch das Unternehmen gleichermaßen.<br />

Biel: Zum guten Schluss: Gibt es für Controller<br />

eine kompakte Formel für <strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>n<br />

sozialen Internet-Medien? Was ist Ihre zusammenfassen<strong>de</strong><br />

Empfehlung an Controllerinnen<br />

und Controller?<br />

Faustino Bauer: Sich nicht verrückt machen<br />

lassen, aber auch nicht so verrückt sein, die<br />

an<strong>de</strong>ren einfach machen zu lassen!<br />

Konkret:<br />

- Das Big Picture <strong>de</strong>s Web 2.0, 3.0 ff verstehen<br />

und das eigene Unternehmen dazu<br />

in Bezug setzen, aber nicht je<strong>de</strong> neue<br />

Funktion in Facebook kennen.<br />

- Das Corporate Picture begleiten, intern<br />

diskutieren, und als steuerungswürdige<br />

Infrastruktur und Wertprozesse begreifen<br />

- Neue Datenquellen und -typen in Planung<br />

und Prognose integrieren, beson<strong>de</strong>res Augenmerk<br />

auf z. B. Porters Five Forces legen.<br />

- Häufiger Risiken, Chancen und Ursache-<br />

Wirkungslogik hinterfragen.<br />

- Web 2.0-Technologie selbst intern in<br />

Projekten nutzen.<br />

Generell sollten Controller die neue Unsicherheit<br />

als Chance annehmen, um mit Controlling<br />

die Rationalität von Führung verbessern zu<br />

helfen. Dabei können sie mit vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Instrumenten agieren, sollten mit an<strong>de</strong>ren<br />

Bereichen das jedoch als gemeinsames<br />

Lernen verstehen.<br />

Biel: Herr Prof. Dr. Faustino Bauer, ich habe<br />

Ihnen herzlich zu danken für Ihre Auskunftsbereitschaft,<br />

für ihre vielen Hinweise, Tipps<br />

und auch Ermutigungen. Dieser Dank erfolgt<br />

natürlich auch in Namen unserer Leserinnen<br />

und Leser sowie <strong>de</strong>s Herausgebers und <strong>de</strong>r<br />

Redak tion. Es hat wirklich Spaß gemacht, mit<br />

Ihnen an dieser Thematik zu arbeiten.<br />

Interessante aktuelle Quellen:<br />

Adopting Enterprise Web 2.0 collaborative<br />

technologies in business:<br />

The implications for management accountants<br />

Research executive summary series, Volume 7<br />

| Issue 4<br />

© June 2011, Chartered Institute of Management<br />

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11


Einführung einer Prozesskostenrechnung bei <strong>de</strong>r Otto Group<br />

Einführung einer Prozesskostenrechnung<br />

bei <strong>de</strong>r Otto Group<br />

Leistungsorientierte sowie verursachungsgerechte Verrechnung<br />

von internen Gemeinkosten auf Basis einer Prozesskostenrechnung<br />

von Michael Felix und Kerstin Jurkeit<br />

12<br />

Service Center Lieferantenverkehr (SC LV)<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Otto Group<br />

Das SC LV bietet für inländische Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Otto Group die Durchführung <strong>de</strong>r Nebenbuchhaltung<br />

Kreditoren an. Wesentliches Element<br />

dieser Dienstleistung ist die Prüfung von<br />

Rechnungen in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hauptprozessen<br />

„Han<strong>de</strong>lsware“ und „Nicht-Han<strong>de</strong>lsware“. Bei<br />

<strong>de</strong>n Han<strong>de</strong>lswaren (HaWa) han<strong>de</strong>lt es sich dabei<br />

um die Waren, die im Segment Multichannel-<br />

Einzelhan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>m Endverbraucher zum Kauf angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n. Lieferungen und Leistungen,<br />

die die Gesellschaften im Rahmen ihrer unternehmerischen<br />

Tätigkeit beziehen, bezeichnen<br />

wir als Nicht-Han<strong>de</strong>lswaren (Non-HaWa).<br />

Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s SC LV sind Konzernfirmen innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Otto Group. Ein Kontrahierungszwang<br />

zur Nutzung <strong>de</strong>s SC LV ist nicht vorhan<strong>de</strong>n,<br />

wonach die Konzernfirmen frei wählen<br />

können, ob sie die Dienstleis tung <strong>de</strong>r Rechnungsprüfung<br />

selbst vornehmen, das SC LV<br />

o<strong>de</strong>r einen Dritten beauftragen.<br />

Die strukturelle Ausrichtung als ein Shared<br />

Service Center bringt für das SC LV mit sich,<br />

dass die Standardisierung und Automatisierung<br />

<strong>de</strong>r logistischen Rechnungsprüfung<br />

die wesentliche Zielsetzung ist, um Kostenvorteile<br />

für die Kun<strong>de</strong>n und somit für die Otto<br />

Group zu erzielen.<br />

Hauptbestandteil einer optimierten logistischen<br />

Rechnungsprüfung ist <strong>de</strong>r systemgestützte<br />

Abgleich <strong>de</strong>r Datenbestän<strong>de</strong> aus Bestellungen<br />

– Leistungserbringung / Lieferung – Rechnungen<br />

(klassischer 3-Wege-Match).<br />

Wettbewerbssituation und -fähigkeit<br />

Der nicht vorhan<strong>de</strong>ne Kontrahierungszwang<br />

bringt für das SC LV eine Wettbewerbssituation<br />

in zwei Dimensionen mit sich. In <strong>de</strong>r ersten<br />

stellt sich eine Wettbewerbssituation gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Konzerngesellschaft dar, gilt es<br />

doch hier, die Dienstleistung kostengünstiger<br />

als eine Eigenabwicklung darstellen und anbieten<br />

zu können. Dazu kommt eine Wettbewerbssituation<br />

gegenüber dritten Dienstleistungsunternehmen,<br />

die im Rahmen eines<br />

Business Process Outsourcing (BPO) durch die<br />

Konzerngesellschaft beauftragt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Auch diesen gegenüber müssen die Preise<br />

<strong>de</strong>s SC LV einem Vergleich standhalten können.<br />

Um bestehen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>n halten und neue Kun<strong>de</strong>n<br />

gewinnen zu können, muss also ein drittvergleichsfähiges<br />

Produkt- und Preismo<strong>de</strong>ll


CM November / Dezember 2012<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, welches etwas über die<br />

Leis tungsfähigkeit <strong>de</strong>s SC LV aussagen kann.<br />

Zu<strong>de</strong>m for<strong>de</strong>rten viele Kun<strong>de</strong>n eine differenzierte<br />

Preisbetrachtung, mit <strong>de</strong>r sie später in<br />

<strong>de</strong>r Lage sind, die Kostentreiber selber zu i<strong>de</strong>ntifizieren<br />

und ihre Prozesse so zu än<strong>de</strong>rn, dass<br />

es zu Kosteneinsparungen kommt. Es bestand<br />

ferner <strong>de</strong>r Wunsch, für die einzelnen Leistungen<br />

Einzelaufrisse <strong>de</strong>r dahinter stehen<strong>de</strong>n<br />

Vorgänge zu erhalten und eigene Recherchen<br />

auf Vorgangsebene durchführen zu können.<br />

Altes Produktmo<strong>de</strong>ll<br />

Das alte Produkt- und Preismo<strong>de</strong>ll (siehe Abbildung<br />

1) folgte grob <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hauptprozessen<br />

<strong>de</strong>r zu erbringen<strong>de</strong>n Dienstleistung. Dabei wur<strong>de</strong><br />

sowohl HaWa als auch Non-HaWa in die<br />

Produktgruppen Rechnungseingangsbearbeitung<br />

und Rechnungsprüfung aufgeteilt. Die<br />

Produkte im Rechnungseingang wur<strong>de</strong>n getrennt<br />

nach elektronischem und papiergebun<strong>de</strong>nem<br />

Eingang und damit nach <strong>de</strong>m zu betreiben<strong>de</strong>n<br />

Aufwand zur Erzeugung eines digitalen<br />

Rechnungsdatenbestan<strong>de</strong>s. Die Rechnungsprüfung<br />

differenzierte in bei<strong>de</strong>n Fällen grundsätzlich<br />

nur nach „no-touch“ und manuellem<br />

Klärungsbedarf.<br />

Der zu zahlen<strong>de</strong> Preis für eine Rechnung wur<strong>de</strong><br />

retrograd ermittelt. Nach Abschluss <strong>de</strong>r Bearbeitung<br />

einer Rechnung (Prüfung und Klärung,<br />

Buchung und Zahlung) wur<strong>de</strong> betrachtet, welcher<br />

Eingangskanal genutzt wor<strong>de</strong>n und ob ein<br />

manuelles Eingreifen erfor<strong>de</strong>rlich gewesen ist.<br />

Dabei war unbe<strong>de</strong>utend, welcher Art und Umfang<br />

das manuelle Eingreifen war. Gera<strong>de</strong> aber<br />

<strong>de</strong>r Aufwand zur manuellen Bearbeitung<br />

von Klärfällen hat unterschiedlichen Charakter,<br />

wie die Prozesskostenrechnung später<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht hat. So kommt zum Beispiel<br />

bei <strong>de</strong>r Klärung einer Preisdifferenz zu Lasten<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n ein elektronischer Workflow zum<br />

Einsatz, <strong>de</strong>r je nach Entscheidung durch <strong>de</strong>n<br />

Einkäufer systemseitig die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Kontokorrentbuchungen und Belastungsanzeigen<br />

vorbereitet und erstellt hat. Bei <strong>de</strong>r Bearbeitung<br />

einer Rechnung mit Mengendifferenz<br />

dagegen erfolgen die einzelnen Prozessschritte<br />

manuell und erzeugen dadurch einen erheblich<br />

höheren Aufwand.<br />

Weitere zusätzlich anfallen<strong>de</strong> Tätigkeiten,<br />

wie z. B. schriftliche und fernmündliche Kommunikation<br />

o<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen von Belegen<br />

und Sal<strong>de</strong>nabstimmungen, die nicht direkt im<br />

dargestellten Leistungskatalog enthalten waren,<br />

wur<strong>de</strong>n pauschal auf alle Produkte<br />

gleichermaßen verteilt und aufgeschlagen,<br />

unabhängig davon, ob das Produkt mit dieser<br />

Leistung in Verbindung stand o<strong>de</strong>r nicht und<br />

wie hoch <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>s Produktes am Gesamtaufwand<br />

war.<br />

Das Produkt- und Preismo<strong>de</strong>ll war relativ starr<br />

aufgebaut und für die Kun<strong>de</strong>n hinsichtlich Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsverrechnung schwer zu<br />

beeinflussen. Verbesserte man z. B. die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Preisinformationen und vermied eine Preisdifferenz,<br />

ohne jedoch aber die Ursachen für<br />

eine Mengendifferenz zu betrachten, so hatte<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> keinen preislichen Vorteil.<br />

Einführung einer<br />

Prozesskostenrechnung<br />

1. Ziele<br />

Als wesentliches und vorrangiges Ziel <strong>de</strong>r<br />

PKR galt es, genaue Kenntnis über die vorherrschen<strong>de</strong>n<br />

Kostentreiber und Transparenz<br />

über die darin gebun<strong>de</strong>nen Ressourcen<br />

zu erhalten und <strong>de</strong>n Anteil an messbaren<br />

Tätigkeiten von vornherein so hoch als möglich<br />

abzubil<strong>de</strong>n und zu erheben.<br />

Abb. 2: Projektplan<br />

Abb. 1: Das alte Produktmo<strong>de</strong>ll – reguläre Leistungen<br />

Der inhaltliche Aufbau <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung<br />

sollte die Hauptprozesse i<strong>de</strong>ntifizieren und<br />

zu einer aussagefähigen Darstellung in Teilund<br />

Detailprozessen führen. Schwachstellen<br />

und Ineffizienzen müssen daraus ableitbar sein<br />

und zu gezielten Optimierungsmaßnahmen führen.<br />

Insgesamt soll die Prozessdokumentation<br />

die Basis für einen neuen kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

darstellen.<br />

Für die dargestellten Prozesse sollen die einzelnen<br />

Aufwän<strong>de</strong> ermittelt sowie zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n und somit zu einer Kostentransparenz<br />

führen. Ziel ist eine klare Erhebung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />

13


Einführung einer Prozesskostenrechnung bei <strong>de</strong>r Otto Group<br />

In dieser Phase waren die Mitarbeiter selber<br />

aufgerufen, über einen Zeitraum von vier Wochen<br />

ihre Tätigkeiten „grob“ aufzuschreiben.<br />

Eine Vorlage auf Wochenbasis mit <strong>de</strong>r<br />

Auflis tung <strong>de</strong>r wesentlichsten Tätigkeiten<br />

diente als Hilfsmittel und sollte täglich<br />

ausgefüllt wer<strong>de</strong>n. Dabei war die Zeit so zu<br />

verteilen, dass die Aufsummierung <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Zeitwerte je Tätigkeit <strong>de</strong>r täglichen<br />

Arbeitszeit entspricht. Neben <strong>de</strong>n wertschöpfen<strong>de</strong>n<br />

Tätigkeiten (siehe Abbildung 4,<br />

Punkte 1 bis 4, sowie 7 bis 9), wie Belege<br />

buchen und Bearbeitung von <strong>de</strong>bitorischen<br />

Kreditoren, war <strong>de</strong>r Punkt „Kommunikation“<br />

aufgeführt – unterteilt in „eigene Anfragen<br />

intern/extern“ und „Anfragen von Kun<strong>de</strong>n und<br />

Lieferanten“.<br />

Abb. 3: Auszug <strong>de</strong>r Prozessmatrix im Detail am Beispiel Preisdifferenz<br />

Tätigkeiten gebun<strong>de</strong>nen Aufwän<strong>de</strong>, i. d. R. Mitarbeiteraufwand.<br />

Die angestrebte aussagekräftige Prozesskostenrechnung<br />

soll im SC LV die Basis sein, auf<br />

<strong>de</strong>r das neue Produktmo<strong>de</strong>ll entwickelt wird<br />

und die einzelnen Preise kalkuliert wer<strong>de</strong>n können.<br />

Dabei ist so granular vorzugehen, dass<br />

Produktpreise bei Optimierung von Prozessen<br />

sofort und einfach nachkalkuliert und die monetären<br />

Vorteile direkt an die Kun<strong>de</strong>n weitergegeben<br />

wer<strong>de</strong>n können. Durch die Transparenz<br />

<strong>de</strong>r Prozesse und <strong>de</strong>ren Optimierung wird eine<br />

Kostensenkung erwartet.<br />

2. Projektplanung<br />

Das Projekt fand in mehreren Phasen statt. Insgesamt<br />

ergab sich eine Projektlaufzeit von ca.<br />

neun Monaten. Der Projektplan und die einzelnen<br />

Phasen sind in Abbildung 2 dargestellt.<br />

Bereits während <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r Prozesse<br />

und Befragung unterschiedlicher Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter konnten einige Prozessschwachstellen<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. Um<br />

später die Prozesse so zu bewerten, wie sie<br />

tatsächlich anfallen und um eine mögliche<br />

Standardisierung <strong>de</strong>r Prozesse zu erreichen,<br />

wur<strong>de</strong>n bereits in dieser Phase einige Prozessoptimierungen<br />

durchgeführt.<br />

4. Erste Erhebungsphase – Aufschreibphase<br />

Autoren<br />

Zeiten, die nicht in die vorab genannten Kategorien<br />

fallen, z. B. Teilnahme an Mitarbeiterinformationsveranstaltungen,<br />

sollten in <strong>de</strong>n<br />

Punkt „Sonstiges“ geschrieben wer<strong>de</strong>n. Diese<br />

bei<strong>de</strong>n Komplexe wur<strong>de</strong>n zunächst als<br />

„nicht messbare Tätigkeit“ <strong>de</strong>finiert. Sie geben<br />

später einen Anhaltspunkt darüber, welchen<br />

Anteil <strong>de</strong>r sog. Strukturkostenblock hat.<br />

Die Auswertung <strong>de</strong>r Aufschreibephase bestand<br />

zunächst in <strong>de</strong>r Zusammenführung <strong>de</strong>r<br />

zahlreichen durch die Mitarbeiter erstellten Erhebungsbögen.<br />

Dabei wur<strong>de</strong>n zum einen die<br />

Auswertungen auf Wochenbasis kumuliert,<br />

zum an<strong>de</strong>ren nach Tätigkeiten. Diese Ergebnisse<br />

illustrierten eine Grobdarstellung <strong>de</strong>r<br />

Zeiten und dienten zum späteren Abgleich mit<br />

<strong>de</strong>n in Phase Zwei aufgenommenen Prozesszeiten.<br />

Neben <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Zeiten aus<br />

<strong>de</strong>n Grobprozessen gibt diese Phase Aufschluss<br />

darüber, wie hoch <strong>de</strong>r Anteil an nicht<br />

messbaren Tätigkeiten ist. Das war möglich,<br />

weil <strong>de</strong>r Anteil an Kommunikation und sonstigen<br />

Tätigkeiten in dieser Zeitspanne stun<strong>de</strong>ngenau<br />

aufgenommen wur<strong>de</strong>. Die Erkenntnis<br />

über <strong>de</strong>n Anteil an nicht messbaren Tätigkeiten<br />

sollte sich später als beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>utsam<br />

erweisen.<br />

14<br />

3. Prozessaufnahme<br />

Im ersten Schritt wur<strong>de</strong>n die Hauptprozesse<br />

ermittelt und daraus die Teil-/Detailprozesse<br />

abgeleitet. Durch eine gezielte Befragung <strong>de</strong>r<br />

Führungskräfte und Mitarbeiter zu ihren Tätigkeiten<br />

konnten die einzelnen Prozesse inklusive<br />

kurzer Beschreibung chronologisch in einer<br />

Matrix dargestellt wer<strong>de</strong>n (siehe Abbildung 3).<br />

Kerstin Jurkeit<br />

ist Senior Managerin Controlling, Service Center<br />

Lieferantenverkehr bei <strong>de</strong>r Otto Group in 22172 Hamburg,<br />

Wandsbeker Straße 3-7.<br />

E-Mail: kerstin.jurkeit@ottogroup.com<br />

Michael Felix<br />

ist Leiter Service Center Lieferantenverkehr bei <strong>de</strong>r<br />

Otto Group in 22172 Hamburg, Wandsbeker Straße 3-7.<br />

E-Mail: michael.felix@ottogroup.com


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 4: Erhebungsbogen zur Grobauflistung <strong>de</strong>r Tätigkeiten über eine Woche<br />

5. Zweite Erhebungsphase – Messung<br />

Diese Phase soll <strong>de</strong>taillierte Erkenntnisse<br />

darüber bringen, welche Ressourcen in <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Prozessen gebun<strong>de</strong>n sind. Dazu<br />

wur<strong>de</strong>n die Detailprozesse zu Tätigkeiten zusammengefasst,<br />

auf einen Erhebungsbogen<br />

übertragen und mit einer kurzen Erläuterung<br />

versehen – inklusive Start- und Endpunkt (siehe<br />

Abbildung 5). Die Mitarbeiter, die im Tagesgeschäft<br />

mit diesen Prozessen betraut sind,<br />

sollten nun eine festgelegte Anzahl an Vorgängen<br />

bearbeiten, während die dafür aufgewandte<br />

Zeit dokumentiert wird.<br />

Das beson<strong>de</strong>re an dieser Vorgehensweise war,<br />

dass die Teamleiter <strong>de</strong>r fünf Teams mit <strong>de</strong>r<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Messungen betraut wur<strong>de</strong>n,<br />

und nicht Personen, die „prozessfremd“<br />

sind. Darüber hinaus wur<strong>de</strong> vorgegeben, dass<br />

je<strong>de</strong>r Teamleiter die Einzelvorgänge bei mind.<br />

zwei unterschiedlichen Mitarbeitern, möglichst<br />

nicht aus seinem Team, aufnehmen muss. Dadurch<br />

ergibt sich eine Anzahl von min<strong>de</strong>stens<br />

acht verschie<strong>de</strong>nen Mitarbeitern (zwei Mitarbeiter,<br />

vier Teams), bei <strong>de</strong>nen ein und die gleiche<br />

Tätigkeit zu erheben war.<br />

Weitergehen<strong>de</strong> Spielregeln zur Durchführung<br />

waren z. B.:<br />

· „je<strong>de</strong>r“ Mitarbeiter muss an min<strong>de</strong>stens<br />

einer Messung teilgenommen haben,<br />

· während <strong>de</strong>r Messung darf nicht eingegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n, d. h. je<strong>de</strong>r Mitarbeiter führt seine<br />

Tätigkeit so durch, wie er es gewohnt ist,<br />

· die Messungen sollten frei von Störungen<br />

sein, d. h. keine Ablenkung durch Telefonate<br />

etc.<br />

· die für die Messung zu bearbeiten<strong>de</strong>n Vorgänge<br />

sollten nicht „vorausgewählt“ wer<strong>de</strong>n,<br />

d. h. sie sollten so bearbeitet wer<strong>de</strong>n, wie<br />

sie regulär anfallen, unabhängig vom<br />

Schwierigkeitsgrad.<br />

Um je<strong>de</strong>rzeit Auskunft über <strong>de</strong>n aktuellen Status<br />

sowie die Vollständigkeit <strong>de</strong>r Messungen<br />

über alle Prozesse und Mitarbeiter sicherzustellen,<br />

wur<strong>de</strong> ein Messprotokoll geführt.<br />

Dort waren alle Prozesse aufgelistet und die<br />

Teamleiter sollten vorab eintragen, bei welchem<br />

Mitarbeiter an welchem Tag welche Messung<br />

stattfin<strong>de</strong>t. Für je<strong>de</strong> Messung wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Status<br />

festgehalten, von „offen“ bis „erledigt“ o<strong>de</strong>r<br />

„ausstehend“ mit Begründung (z. B. Erkrankung<br />

<strong>de</strong>s für die Messung vorgesehenen Mitarbeiters).<br />

Nach Abschluss <strong>de</strong>r einzelnen Messungen<br />

aus Phase zwei wur<strong>de</strong>n die Erhebungsbögen<br />

so ausgewertet, dass für die einzelnen Prozesse<br />

durchschnittliche Bearbeitungszeiten<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n konnten. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n<br />

die Häufigkeiten <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n Tätigkeiten<br />

ergänzt, z. B. Anzahl <strong>de</strong>r geprüften<br />

Rechnungen mit Mengenabweichung pro<br />

Tag. Aus diesen bei<strong>de</strong>n Punkten, „durchschnittliche<br />

Bearbeitungsdauer pro Vorgang“<br />

und „ Anzahl <strong>de</strong>r Vorgänge“, kann genau<br />

errechnet wer<strong>de</strong>n, welchen Aufwand <strong>de</strong>r<br />

Prozess erfor<strong>de</strong>rt und wie viele Mitarbeiter<br />

dafür pro Tag eingesetzt wer<strong>de</strong>n müssen<br />

(siehe Abbildung 6).<br />

15


Einführung einer Prozesskostenrechnung bei <strong>de</strong>r Otto Group<br />

Kalkulation und Produktpreis<br />

Produktkosten<br />

Die Kosten <strong>de</strong>r neu <strong>de</strong>finierten Produkte ergeben<br />

sich aus <strong>de</strong>n in Geld bewerteten Zeitaufwän<strong>de</strong>n<br />

für die unmittelbar dafür erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Tätigkeiten. Die monetäre Bewertung erfolgt zu<br />

<strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r Budgetplanung errechneten Mitarbeiterstun<strong>de</strong>nsatz<br />

zu Vollkosten.<br />

Strukturkosten<br />

Während <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r Tätigkeiten aus <strong>de</strong>r<br />

Prozesserhebung wur<strong>de</strong> festgestellt, dass nicht<br />

alle Tätigkeiten nur ausschließlich einem neuen<br />

Produkt zuzuordnen sind, son<strong>de</strong>rn mehreren.<br />

Ein Beispiel hierfür ist die Bearbeitung <strong>de</strong>r Archivfehlerliste.<br />

Beim Einsatz eines elektronischen<br />

Archivs kommt es zu zwei Fehlertypen,<br />

die bearbeitet wer<strong>de</strong>n müssen:<br />

a) digitales Rechnungsbild (tif-Datei)<br />

ohne In<strong>de</strong>xdatensatz und<br />

b) In<strong>de</strong>xdatensatz ohne digitales<br />

Rechnungsbild.<br />

Da diese Fehlertypen sowohl bei <strong>de</strong>r digital als<br />

auch auf Papier gedruckt eingegangenen<br />

Rechnung auftreten können und nicht zwangsläufig<br />

bei je<strong>de</strong>r, ist diese Tätigkeit mehreren<br />

Produkten zugeordnet wor<strong>de</strong>n. Die Verteilung<br />

auf mehrere Produkte wird über einen prozentualen<br />

Aufschlag vorgenommen.<br />

Abb. 5: Beispiel eines Erhebungsbogens für eine Messung<br />

Als ein weiteres Beispiel sind die Kosten für<br />

die Führungskräfte <strong>de</strong>r operativen Abteilung<br />

zu nennen. Sie wirken nicht unmittelbar in <strong>de</strong>n<br />

erhobenen Tätigkeiten mit und sind somit ebenfalls<br />

pauschalisiert auf sämtliche Produkte <strong>de</strong>s<br />

operativen Tagesgeschäftes umzulegen.<br />

16<br />

Abb. 6: Beispielprozess inkl. Prozesszeiten und -mengen


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 7: Vergleich neue und alte Produkte<br />

Da <strong>de</strong>r Prozess Kommunikation von uns im Rahmen <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung<br />

nicht in seinen Teil- und Detailprozessen aufgeglie<strong>de</strong>rt und erhoben<br />

wor<strong>de</strong>n ist, haben wir <strong>de</strong>n darin gebun<strong>de</strong>nen Aufwand durch einen<br />

Aufschlag „Strukturkosten Kommunikation“ auf die Produkte umgelegt,<br />

die einen Kommunikationsaufwand erfor<strong>de</strong>rn.<br />

Bisher unberücksichtigt sind die Kosten für die Abteilung Serviceund<br />

Prozessmanagement sowie für die Stabsfunktion Controlling.<br />

Um die einzelnen Elemente <strong>de</strong>r Preiskalkulation <strong>de</strong>r neuen Produkte nicht<br />

zu verwässern, haben wir entschie<strong>de</strong>n, hierfür einen separaten Strukturkostenaufschlag<br />

vorzunehmen. So ist es zukünftig möglich, die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

und Entwicklungen <strong>de</strong>r einzelnen Kostenblöcke transparent nachzuvollziehen<br />

und zu analysieren.<br />

Neues Produkt- und Preismo<strong>de</strong>ll<br />

Im Ergebnis ist das neue Produktmo<strong>de</strong>ll nun wesentlich <strong>de</strong>taillierter, d. h.<br />

es wur<strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong> Produkte weiter aufgeteilt und neue Produkte sind<br />

hinzugekommen. Das Produktmo<strong>de</strong>ll spiegelt <strong>de</strong>n gesamten Aufwand im<br />

Service Center Lieferantenverkehr wi<strong>de</strong>r, so dass sämtliche Tätigkeiten<br />

darin abgebil<strong>de</strong>t sind.<br />

Abbildung 7 zeigt beispielhaft die automatische und manuelle Rechnungsprüfung<br />

im alten und neuen Preismo<strong>de</strong>ll. Aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n bisherigen<br />

Produkten „automatische Rechnungsprüfung“ und „manuelle<br />

Rechnungsprüfung“ sind insgesamt fünf neue Produkte entstan<strong>de</strong>n,<br />

die einen unterschiedlichen Bearbeitungsaufwand aufzeigen. Dabei<br />

wur<strong>de</strong>n die bisherigen Produkte <strong>de</strong>taillierter dargestellt, und zusätzlich<br />

entstan<strong>de</strong>n neue Produkte, wie z. B. die Bearbeitung einer Rechnung<br />

im Invoice Center, die vorher nicht separat ausgewiesen wur<strong>de</strong>.<br />

Abbildung 8 zeigt das komplette Produktmo<strong>de</strong>ll inkl. aller aus <strong>de</strong>r<br />

Prozesskostenrechnung ermittelten Produkte.<br />

Abb. 8: Das neue Produktmo<strong>de</strong>ll<br />

17


Einführung einer Prozesskostenrechnung bei <strong>de</strong>r Otto Group<br />

hervorgerufen wur<strong>de</strong> und zu<strong>de</strong>m saisonal<br />

bedingt ist. Bei weiterer Betrachtung wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>utlich, dass die bisher manuelle Bearbeitung<br />

dieser Warenrücksendungen auf eine automatische<br />

Verarbeitung umgestellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der Kun<strong>de</strong> profitiert mit einer Halbierung <strong>de</strong>s<br />

Preises um 6 € pro Stück <strong>de</strong>utlich davon.<br />

Reports für die Kun<strong>de</strong>n<br />

18<br />

Abb. 9: Kennzahlencockpit eines Kun<strong>de</strong>n zur Rechnungsprüfung Han<strong>de</strong>lsware<br />

Anwendung in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Basis für einen kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess (KVP)<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Weiterführung <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung<br />

und <strong>de</strong>s Anspruchs, das Produkt-<br />

und Preismo<strong>de</strong>ll immer aktuell zu halten,<br />

wur<strong>de</strong> ein Verfahren etabliert, das zur Aufgabe<br />

hat, neue und sich än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Prozesse ständig<br />

aufzunehmen und Auswirkungen auf<br />

die Preisgestaltung zu überprüfen. Dabei<br />

wer<strong>de</strong>n neu entstan<strong>de</strong>ne Prozesse unverzüglich<br />

in die Prozessmatrix aufgenommen, gemessen<br />

und mit <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Zeitwert versehen.<br />

Anschließend wird überprüft, wie oft dieser<br />

Prozess stattfin<strong>de</strong>t und ob es notwendig<br />

ist, <strong>de</strong>n Aufwand in das neue Preismo<strong>de</strong>ll zu<br />

übertragen und weiter zu berechnen. Bei sich<br />

än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Prozessen wer<strong>de</strong>n ebenfalls neue<br />

Messungen vorgenommen und die Einzelschritte<br />

in die Prozessmatrix übertragen.<br />

Kennzahlen zur operativen Steuerung<br />

<strong>de</strong>s SC LV<br />

Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r neuen Produkte<br />

wur<strong>de</strong> damit begonnen, das vorhan<strong>de</strong>ne,<br />

auf SAP BI abgebil<strong>de</strong>te Kennzahlensystem zu<br />

erweitern, um die Anzahl <strong>de</strong>r Häufigkeit <strong>de</strong>r<br />

neuen Produkte exakt abbil<strong>de</strong>n zu können.<br />

Neben <strong>de</strong>r Abbildung <strong>de</strong>r Werte für das Produktmo<strong>de</strong>ll<br />

ist das Controlling-System zu<strong>de</strong>m<br />

in <strong>de</strong>r Lage, Kennzahlen zur internen Steuerung,<br />

z. B. für die Messung von Durchlaufzeiten,<br />

bereitzustellen. Auch ein <strong>de</strong>taillierter<br />

Aufriss <strong>de</strong>r Einzelbelege, z. B. nach Lieferant,<br />

Belegnummer, Kun<strong>de</strong>nfirma und Einkaufsbereich,<br />

ist problemlos möglich. Neben <strong>de</strong>n<br />

Werten zum Preismo<strong>de</strong>ll und zur internen Steuerung,<br />

können auch Kennzahlen bzgl. <strong>de</strong>r Zahlungsmodalitäten<br />

abgerufen wer<strong>de</strong>n. So gibt<br />

z. B. die Kennzahl „Skontoquote“ Aufschluss<br />

über erlittenen Skontoverlust. In Einzelaufrissen<br />

kann genau recherchiert wer<strong>de</strong>n, wodurch <strong>de</strong>r<br />

Skontoverlust bei <strong>de</strong>r jeweiligen Rechnung<br />

entstan<strong>de</strong>n ist.<br />

Analyse <strong>de</strong>r Produktmengen<br />

Die permanente Analyse <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />

Produkte auf Einzelbelegebene ermöglicht<br />

bereits bei Erstellung <strong>de</strong>r Verrechnung ein<br />

schnelles Erkennen von Ausreißern. So können<br />

signifikante Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Produktmengen<br />

schnell nach Lieferant, Einkaufsbereich<br />

o<strong>de</strong>r Team aufgerissen wer<strong>de</strong>n, wodurch die<br />

Ursachen von Abweichungen schnell gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n können. Anhand dieser Werte lassen<br />

sich Prozessungereimtheiten feststellen und<br />

gegebenenfalls abstellen.<br />

Ein Beispiel dafür: Bei einem einzelnen Kun<strong>de</strong>n<br />

stieg die Anzahl <strong>de</strong>r Warenrücksendungen in<br />

<strong>de</strong>n letzten Perio<strong>de</strong>n um ca. 75 % an. Eine Recherche<br />

auf Einzelbelegebene zeigte, dass dieser<br />

Anstieg nur von einem einzelnen Lieferanten<br />

Für die einzelnen Kun<strong>de</strong>n bietet das Controlling-System<br />

beson<strong>de</strong>rs hinsichtlich Aufwandsrecherche<br />

einen erheblichen Vorteil. So können<br />

bestimmte Positionen in unserer Leistungsverrechnung<br />

genauer aufgerissen und analysiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Es ist möglich, alle Belege mit einem<br />

bestimmten Fehlertyp, z. B. Preisdifferenz, anzuzeigen<br />

und diese nach Lieferant und Art<br />

<strong>de</strong>s Fehlers auszuwerten. Der Kun<strong>de</strong> hat somit<br />

selber die Möglichkeit, an <strong>de</strong>r Behebung <strong>de</strong>r<br />

Fehler mitzuwirken und beispielsweise Lieferanten<br />

auf die nicht korrekte Rechnungsstellung<br />

hinzuweisen o<strong>de</strong>r gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten<br />

zu erarbeiten.<br />

Schafft es <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>, so auf die Lieferanten<br />

einzuwirken, dass fortan mehr „fehlerfreie“<br />

Rechnungen eintreffen, macht sich dies in<br />

seiner nächsten Leistungsverrechnung bemerkbar.<br />

Zusätzlich wird <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n ein Kennzahlencockpit<br />

(siehe Abbildung 9) zur Verfügung gestellt,<br />

in <strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem zu erkennen ist,<br />

wie viele Rechnungen über welchen Eingangsweg<br />

gekommen sind o<strong>de</strong>r wie hoch die Preise<br />

pro Rechnung pro Monat sind. Diese Darstellungen<br />

wer<strong>de</strong>n monatlich zur Verfügung<br />

gestellt, jeweils mit <strong>de</strong>m Rückblick auf <strong>de</strong>n<br />

Vormonat, im Vergleich zum Vorjahr und im<br />

Vergleich zu <strong>de</strong>n Planwerten.<br />

Fortlaufen<strong>de</strong> Analyse <strong>de</strong>r<br />

nicht messbaren Tätigkeiten<br />

Nach<strong>de</strong>m das neue Produktmo<strong>de</strong>ll einige Zeit<br />

angewandt wur<strong>de</strong>, ließen sich zahlreiche<br />

Rückschlüsse über die „nicht messbaren<br />

Tätigkeiten“ ziehen. Da sämtliche Tätigkeiten<br />

minutiös auf die abgerechneten Produkte<br />

verteilt wur<strong>de</strong>n, muss die Summe aller<br />

verrechneten Produkte multipliziert mit ihrem


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 10: Produktivität vs. nicht messbare Tätigkeiten GJ 2011/12<br />

jeweiligen Mengenwert <strong>de</strong>n in Zeit messbaren<br />

Gesamtaufwand darstellen. Betrachtet man<br />

nun die gesamte Arbeitszeit aller Mitarbeiter<br />

und subtrahiert <strong>de</strong>n verrechneten Aufwand,<br />

erhält man <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r „nicht messbaren<br />

Tätigkeit“.<br />

Istzeit – Produktaufwand (messbare Tätigkeiten)<br />

= nicht messbare Tätigkeiten<br />

Betrachtet man die einzelnen Monate genauer<br />

(siehe Abbildung 10), stellt man fest, dass die<br />

Monate mit hoher Produktivität <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

einen niedrigen Anteil an nicht messbarer Tätigkeit<br />

aufweisen und an<strong>de</strong>rsherum.<br />

Ein Jahr nach <strong>de</strong>r Einführung:<br />

Kun<strong>de</strong>nfeedback<br />

Ein halbes Jahr nach Einführung und Anwendung<br />

<strong>de</strong>s neuen Preismo<strong>de</strong>lls wur<strong>de</strong>n die<br />

Kun<strong>de</strong>n erstmalig anhand eines Fragebogens<br />

bezüglich <strong>de</strong>r angebotenen Dienstleistung<br />

befragt. Neben Angaben zur Qualität <strong>de</strong>r<br />

Leistungserbringung, zum Preis-Leistungsverhältnis<br />

und zur Dienstleistungsorientierung<br />

wur<strong>de</strong> auch um eine Bewertung <strong>de</strong>s neuen<br />

Produktmo<strong>de</strong>lls gebeten. Dieses wur<strong>de</strong> von<br />

ausnahmslos allen Kun<strong>de</strong>n mit einer hohen<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit bewertet. Das hohe Maß an<br />

Transparenz, das die <strong>de</strong>taillierte Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsverrechnung nach Produkten<br />

und <strong>de</strong>ren Mengen lieferte, wur<strong>de</strong> als positiv<br />

angesehen.<br />

Durch <strong>de</strong>n Direktor Controlling und Rechnungswesen<br />

<strong>de</strong>s größten Kun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong><br />

uns bestätigt: „Seit<strong>de</strong>m die Leistungsverrechnung<br />

<strong>de</strong>s Service Center Lieferantenverkehr<br />

einen exakten Aufriss über die Aufwandstreiber<br />

wi<strong>de</strong>rgibt, können wir die Kosten viel besser<br />

steuern. Der zusätzliche Aufriss nach Lieferanten<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Rechnungseingangswege<br />

und <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r produzierten Fehlerfälle<br />

gibt uns nun die Möglichkeit, auf spezielle<br />

Lieferanten zuzugehen und mit ihnen gemeinsam<br />

an einer Verbesserung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

zu arbeiten. Dadurch ergeben sich für uns<br />

zukünftig <strong>de</strong>utliche Kostenvorteile“.<br />

Das Feedback eines kaufmännischen Leiters<br />

eines weiteren Kun<strong>de</strong>n: „Die höhere<br />

Detaillierung <strong>de</strong>s Produktmo<strong>de</strong>lls führt in <strong>de</strong>r Tat<br />

zu einer zielgerichteten Optimierung einzelner<br />

Prozesse. Ein für uns bisher nach Zeitaufwand<br />

abgerechneter Son<strong>de</strong>rprozess stellt nun ein eigenes<br />

Produkt dar, welches wir zusammen mit<br />

<strong>de</strong>m Prozessmanagement <strong>de</strong>s Service Center<br />

kürzlich einer kritischen Prüfung unterzogen<br />

haben. Gemeinsam haben wir festgestellt, dass<br />

sich Teilschritte statt manuell auch technisch<br />

abwickeln lassen. Schlussendlich wur<strong>de</strong> uns<br />

das überarbeitete Produkt zu einem um 30 %<br />

reduzierten Stückpreis angeboten.“<br />

19


Kun<strong>de</strong>nmanagement mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert<br />

Kun<strong>de</strong>nmanagement mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert<br />

Wie Unternehmen mit Marketing- und Vertriebscontrolling<br />

kun<strong>de</strong>nbezogenen Aufwand und Nutzen in Einklang bringen<br />

von Andreas Mengen<br />

20<br />

„Wenn Marketing auf Controlling trifft“, könnte<br />

man formulieren, wer<strong>de</strong>n in Unternehmen Fragen<br />

wie „Ist wirklich je<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> König?“ o<strong>de</strong>r<br />

„Wie viel Vertrieb ist uns <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> wert?“ aufgeworfen.<br />

Und in <strong>de</strong>r Tat, viele Unternehmen<br />

unterschei<strong>de</strong>n zwischen weniger wertvollen<br />

und wertvollen Kun<strong>de</strong>n, um Effektivität und Effizienz<br />

beim Management <strong>de</strong>r knappen Marketing-<br />

und Vertriebsressourcen zu verbessern.<br />

Credo: Nur die Kun<strong>de</strong>n mit einem für das<br />

Unternehmen hohen (Kun<strong>de</strong>n-) Wert verdienen<br />

unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.<br />

In diesem Beitrag wer<strong>de</strong>n Ergebnisse einer Befragung<br />

zur Nutzung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nwertansatzes<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis vorgestellt. Welche<br />

Verfahren zur Kun<strong>de</strong>nwertmessung wer<strong>de</strong>n<br />

eingesetzt? Gibt es Unterschie<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Behandlung<br />

von weniger wertvollen und wertvollen<br />

Kun<strong>de</strong>n, und wenn ja, welche? Anhand<br />

von Praxisbeispielen <strong>de</strong>r Unternehmen E-Plus<br />

und Lufthansa wird aufgezeigt, wie <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwert<br />

Entscheidungen in Marketing und<br />

Vertrieb beeinflussen kann.<br />

(Fast) alle Kun<strong>de</strong>n sind Könige:<br />

Empirische Studie mit 120<br />

Unternehmen<br />

Eine telefonische Befragung Marketing- und<br />

Vertriebsverantwortlicher aus 120 Unternehmen<br />

in Deutschland wur<strong>de</strong> 2011 von Master-<br />

Studieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Hochschule Koblenz mit<br />

Schwerpunkt Controlling durchgeführt. Aus einer<br />

vorangegangen Untersuchung ist bekannt,<br />

dass etwa 40 % <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

<strong>de</strong>n Wert ihrer Kun<strong>de</strong>n nicht systematisch<br />

messen (vgl. Mengen, 2011). Solche Unternehmen<br />

wur<strong>de</strong>n nicht befragt.<br />

Die Stichprobe umfasst Unternehmen u. a. aus<br />

<strong>de</strong>n Branchen Bau, Finanzdienstleistungen,<br />

Han<strong>de</strong>l, Industrie, Lebensmittel, Pharma und<br />

Telekommunikation. 70 % sind im B2B-Bereich<br />

tätig, 30 % lassen sich B2C zuordnen. Die Jahresumsätze<br />

liegen in einer Spanne von ca. 2,5<br />

Mio. Euro bis zu ca. 100 Mrd. Euro. Die Verteilung<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiterzahl kann Abbildung 1<br />

entnommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit dieser Datenbasis sollen Antworten u. a.<br />

auf die folgen<strong>de</strong>n Fragen gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n:<br />

· Welche Verfahren <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwertmessung<br />

wer<strong>de</strong>n eingesetzt, wie häufig wer<strong>de</strong>n die<br />

Messungen durchgeführt?<br />

· Anhand welcher Kriterien unterschei<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen weniger wertvolle und<br />

wertvolle Kun<strong>de</strong>n, was zeichnet somit<br />

wertvolle Kun<strong>de</strong>n aus?<br />

· Wie beeinflusst <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwert Entscheidungen<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen Neukun<strong>de</strong>ngewinnung,<br />

Preisgestaltung, Kun<strong>de</strong>nbindungund<br />

-rückgewinnung?


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 1: Mitarbeiterzahl <strong>de</strong>r Stichprobe<br />

Welche Ansätze zur Kun<strong>de</strong>nwertbestimmung<br />

wer<strong>de</strong>n eingesetzt<br />

und was zeichnet wertvolle<br />

Kun<strong>de</strong>n aus?<br />

Unternehmen stehen unterschiedliche Verfahren<br />

zur Kun<strong>de</strong>nwertmessung zur Verfügung<br />

(vgl. für einen Überblick Günter/Helm, 2006). In<br />

einer ABC-Analyse, z. B. nach kumuliertem<br />

Jahresumsatz, wer<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n in Gruppen<br />

unterteilt. Häufig kann man feststellen, dass<br />

es ca. 20 % A-Kun<strong>de</strong>n gibt, die für ca. 80 %<br />

<strong>de</strong>s Umsatzes verantwortlich sind. In einem<br />

Scoring-Mo<strong>de</strong>ll hingegen wer<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auf<br />

zuvor <strong>de</strong>finierten Merkmalen durch Punktevergabe<br />

bewertet. Die Merkmale wer<strong>de</strong>n gewichtet<br />

und die jeweils erzielten Punkte zu einem<br />

Gesamtpunkt(kun<strong>de</strong>n-)wert addiert. Damit<br />

kann ein Kun<strong>de</strong>nranking erstellt wer<strong>de</strong>n (vgl.<br />

Mengen/Krings, 2012).<br />

Der Customer-Lifetime-Value (CLV) betrachtet<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n wie eine Investition und ermittelt<br />

mit <strong>de</strong>n vom Kun<strong>de</strong>n verursachten Ein- und<br />

Auszahlungen einen Barwert, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert<br />

für <strong>de</strong>n Zeitraum von Aufnahme, Wachstum,<br />

Pflege bis zur Beendigung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n-<br />

Abb. 2: Ansätze zur Kun<strong>de</strong>nwertermittlung sowie Ermittlungshäufigkeiten<br />

21


Kun<strong>de</strong>nmanagement mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert<br />

Abb. 3: Berücksichtigung von Kun<strong>de</strong>npotenzialen bei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwertermittlung<br />

22<br />

beziehung abbil<strong>de</strong>t. Auch diese Barwerte lassen<br />

sich für ein Kun<strong>de</strong>nranking verwen<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich nutzt die Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeitragsrechnung<br />

die bisher mit einem Kun<strong>de</strong>n<br />

erwirtschafteten Deckungsbeiträge als Kun<strong>de</strong>nwert,<br />

wobei hier neben <strong>de</strong>n Deckungsbeiträgen<br />

<strong>de</strong>r vom Kun<strong>de</strong>n erworbenen Produkte<br />

auch Kun<strong>de</strong>neinzelkosten (z. B. Entwicklungskosten)<br />

in Ansatz gebracht sind.<br />

Es verwun<strong>de</strong>rt nicht, dass bei <strong>de</strong>n befragten<br />

Unternehmen die ABC-Analyse <strong>de</strong>n größten<br />

Verbreitungsgrad aufweist (siehe Abbildung 2).<br />

Fast drei Viertel (73 %) nutzen diesen vergangenheitsorientierten<br />

Ansatz, <strong>de</strong>r durch seine<br />

Einfachheit überzeugt und eine hohe Schnelligkeit<br />

aufweist. Die Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeitragsrechnung<br />

wird von gut einem Drittel (37 %) verwen<strong>de</strong>t<br />

und stellt somit immer noch ein verbreitetes<br />

Instrument zur Kun<strong>de</strong>nwertermittlung dar.<br />

Lediglich 18 % <strong>de</strong>r Unternehmen greifen für die<br />

Autor<br />

Kun<strong>de</strong>nwertermittlung zum Scoring-Mo<strong>de</strong>ll. Der<br />

explizit für die Bestimmung eines vergangenheits-<br />

und zukunftsorientierten Kun<strong>de</strong>nwertes<br />

entwickelte CLV ist mit 4 % am schwächs ten verbreitet,<br />

ist allerdings auch durch seine weit in<br />

die Zukunft gerichtete Perspektive in <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

sehr komplex und aufwändig.<br />

Fast die Hälfte aller befragten Unternehmen<br />

(45 %) gibt an, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert laufend<br />

zu ermitteln. So beobachten z. B. Versicherungen<br />

permanent die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nverträge, was auch für die zielgruppengerechte<br />

Ansprache bei Produktverkaufsaktionen<br />

verwen<strong>de</strong>t wird. Die monatliche Ermittlung<br />

fällt mit 5 % eher gering aus, hingegen<br />

nennen 10 % <strong>de</strong>r Unternehmen einen<br />

3-6 monatigen Rhythmus. Liegen 3-6 monatige<br />

Lieferverträge mit Kun<strong>de</strong>n vor, wird orientiert<br />

an <strong>de</strong>r Laufzeit <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwert ermittelt.<br />

Eine unregelmäßige Kun<strong>de</strong>nwertermittlung<br />

Prof. Dr. Andreas Mengen<br />

lehrt Controlling und Management im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

<strong>de</strong>r Hochschule Koblenz – University of Applied<br />

Sciences und ist Partner von Böcker Ziemen Management Consultants,<br />

Bonn. Die Studie entstand unter Mitwirkung Master-<br />

Studieren<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften.<br />

Johannes Alt, B.A., war an <strong>de</strong>r Manuskripterstellung beteiligt.<br />

E-Mail: mengen@hs-koblenz.<strong>de</strong><br />

führen 15 % <strong>de</strong>r Unternehmen durch. Ein<br />

Grund kann im hohen Anteil an Projektgeschäft<br />

liegen. Die Kun<strong>de</strong>nwertermittlung wird<br />

an die ganz unterschiedlichen Laufzeiten angepasst.<br />

Was macht einen Kun<strong>de</strong>n aus Unternehmenssicht<br />

wertvoll? Wie in Abbildung 2 gezeigt<br />

wer<strong>de</strong>n die ABC-Analyse und die Deckungsbeitragsrechnung<br />

als Verfahren zur<br />

Kun<strong>de</strong>nwertmessung am häufigsten eingesetzt.<br />

Daraus folgt, dass „harte“ Faktoren wie<br />

Umsatz o<strong>de</strong>r Deckungsbeitrag ganz wesentlich<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert beeinflussen – eine gut nachvollziehbare<br />

Erkenntnis. Es sind aber auch noch<br />

„weiche“ Faktoren <strong>de</strong>nkbar, <strong>de</strong>ren Messung<br />

zugegeben nicht ganz einfach ist, die aber <strong>de</strong>nnoch<br />

wichtig sein können, will man sich ein<br />

ganzheitliches Bild <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n machen. In <strong>de</strong>r<br />

Studie wur<strong>de</strong> daher untersucht, ob die folgen<strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>npotenziale eine Berücksichtigung<br />

fin<strong>de</strong>n, die somit einen Kun<strong>de</strong>n aus<br />

Unternehmenssicht „wertvoll“ machen.<br />

· Cross-/Upselling-Potenzial<br />

· (zusätzliches Umsatzpotenzial durch<br />

ergänzen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r höherwertige Produkte)<br />

· Loyalitätspotenzial<br />

· (han<strong>de</strong>lt es sich um einen loyalen Kun<strong>de</strong>n?)<br />

· Referenzpotenzial<br />

· (kann mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n als Referenzkun<strong>de</strong><br />

geworben wer<strong>de</strong>n?)


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 4: Einstiegsangebote<br />

· Informationspotenzial (liefert <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

wichtige Informationen, z. B. für Produktverbesserungen?)<br />

Wie Abbildung 3 zeigt, wer<strong>de</strong>n immerhin von<br />

rund <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen auch diese<br />

weichen Faktoren für die Kun<strong>de</strong>nwertermittlung<br />

herangezogen. Die untersuchten<br />

Potenziale sind somit kun<strong>de</strong>nwertbestimmend.<br />

Die Unternehmen haben erkannt, dass Kun<strong>de</strong>n<br />

auch dann wertvoll sind, wenn sie nicht sofort<br />

bzw. lediglich mittelbar für Umsatz sorgen. Hingegen<br />

liegt <strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Unternehmen, <strong>de</strong>r diese<br />

Faktoren bei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwertbestimmung unberücksichtigt<br />

lässt, bei ca. 20-25 %.<br />

Was Unternehmen bei <strong>de</strong>r<br />

Gewinnung wertvoller Kun<strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>rs machen<br />

Management <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ngewinnung nach Kun<strong>de</strong>nwert<br />

be<strong>de</strong>utet, sich um wertvolle Kun<strong>de</strong>n<br />

intensiver zu bemühen als um weniger wertvolle<br />

Kun<strong>de</strong>n. Umgesetzt in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis<br />

kann dies dazu führen, dass wertvollen<br />

Kun<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs attraktive Einstiegsangebote<br />

(z. B. Neukun<strong>de</strong>nvorteile)<br />

unterbreitet wer<strong>de</strong>n, weniger wertvolle Kun<strong>de</strong>n<br />

hingegen nur mit geringeren o<strong>de</strong>r keinen<br />

Vorteilen rechnen können.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie zeigen, dass dies<br />

bei durchschnittlich rund 36 % <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

zutrifft bzw. voll zutrifft (siehe Abbildung<br />

4). Betrachtet man nur die Gruppe <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

aus <strong>de</strong>m B2B-Bereich, liegt diese<br />

Zahl sogar bei 45 %, hingegen sind es bei B2C<br />

lediglich 19 %. Dies kann erklärt wer<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>r meist geringeren Kun<strong>de</strong>nzahl <strong>de</strong>r B2B-<br />

Unternehmen. Zu diesen kann eine relativ<br />

enge Beziehung aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um einen wertvollen Kun<strong>de</strong>n, lassen sich in<br />

<strong>de</strong>n Lieferverträgen gezielt (Neukun<strong>de</strong>n-)<br />

Vorteile einbauen und so Differenzierungen<br />

erreichen.<br />

Allerdings praktizieren 38 % aller Unternehmen<br />

keine Angebotsdifferenzierung. Als Grund wird<br />

u. a. <strong>de</strong>r intensive Wettbewerb genannt. Ob für<br />

wertvolle o<strong>de</strong>r weniger wertvolle Kun<strong>de</strong>n, immer<br />

muss mit maximal attraktiven Angeboten<br />

operiert wer<strong>de</strong>n, will man sich gegen die Konkurrenz<br />

durchsetzen. Für zusätzliche Vorteile<br />

bei wertvollen Kun<strong>de</strong>n ist „keine Luft mehr“.<br />

Weiterhin kann es sein, dass Unternehmen<br />

kun<strong>de</strong>nindividuelle Leistungen anbieten, wie<br />

z. B. Beratungsleistungen o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>ranfertigungen.<br />

In mehreren Verhandlungsrun<strong>de</strong>n wird<br />

die Leistung im Einzelfall <strong>de</strong>finiert. Aufgrund<br />

<strong>de</strong>r geringen Vergleichbarkeit <strong>de</strong>r Angebote ist<br />

es schwierig, gezielt mit Vorteilen für wertvolle<br />

Kun<strong>de</strong>n zu arbeiten.<br />

Können wertvolle Kun<strong>de</strong>n<br />

mit Preisvorteilen rechnen?<br />

Wertvolle Kun<strong>de</strong>n wissen vielfach um ihren<br />

Wert für <strong>de</strong>n Anbieter, abgeleitet z. B. aus<br />

<strong>de</strong>m Bestehen einer langjährigen Geschäftsbeziehung.<br />

Teilweise wird ihnen auch explizit<br />

mitgeteilt, dass sie etwas Beson<strong>de</strong>res sind (vgl.<br />

Beispiel Lufthansaim weiteren Text). Lohnt es<br />

sich eigentlich, ein wertvoller Kun<strong>de</strong> zu sein?<br />

Dies könnte <strong>de</strong>r Fall sein, wenn Unternehmen<br />

beson<strong>de</strong>rs loyalen und in diesem Sinne wertvollen<br />

Kun<strong>de</strong>n gezielt Preiszugeständnisse<br />

machen, die an<strong>de</strong>re Kun<strong>de</strong>n nicht erhalten.<br />

Die Studienergebnisse zeigen, dass man als<br />

loyaler Kun<strong>de</strong>n durchaus mit Preisvorteilen<br />

rechnen darf (vgl. Abbildung 5).<br />

Immerhin für die Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen trifft<br />

zu bzw. voll zu, dass loyalen Kun<strong>de</strong>n Preisvorteile<br />

eingeräumt wer<strong>de</strong>n. Letztlich geht es um<br />

die Belohnung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ntreue, natürlich<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Hoffnung, die Loyalität<br />

auch in Zukunft zu erhalten. Dies belegen<br />

Äußerungen wie<br />

· „langjährige Kun<strong>de</strong>n bekommen<br />

Son<strong>de</strong>rrabatte“,<br />

· „Stammkun<strong>de</strong>n erhalten Son<strong>de</strong>rraten“,<br />

· „langfristige, hochvolumige Kun<strong>de</strong>n<br />

können mit besseren Konditionen rechnen“,<br />

23


Kun<strong>de</strong>nmanagement mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert<br />

und weniger wertvolle Kun<strong>de</strong>n unterschei<strong>de</strong>n<br />

(vgl. Abbildung 6).<br />

Abb. 5: Auswirkungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nloyalität auf die Preisgestaltung<br />

· „spezielle Angebote gibt es für treue<br />

Kun<strong>de</strong>n“ sowie<br />

· „treue Kun<strong>de</strong>n genießen Son<strong>de</strong>rleistungen<br />

und Kulanz“.<br />

Demgegenüber sind es allerdings rund 26 %<br />

<strong>de</strong>r Unternehmen, die ihren loyalen Kun<strong>de</strong>n<br />

keinerlei Preisvorteile einräumen. Vermutlich<br />

greift man zwecks Vermeidung eines Preisverfalls<br />

nur ungern zu diesem Instrumentarium,<br />

zumal Preisnachlässe bekanntlich „gewinnschädigend“<br />

sind, wer<strong>de</strong>n sie nicht durch spürbaren<br />

Mehrabsatz überkompensiert. Außer<strong>de</strong>m<br />

ist es gera<strong>de</strong> ein Ziel <strong>de</strong>s Aufbaus von<br />

Kun<strong>de</strong>nloyalität, <strong>de</strong>n Preis aus <strong>de</strong>r Schusslinie<br />

zu nehmen und die Preissensibilität <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />

zu reduzieren.<br />

Strengen sich Unternehmen bei<br />

<strong>de</strong>r Rückgewinnung von wertvollen<br />

Kun<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs an?<br />

Rund die Hälfte <strong>de</strong>r Unternehmen betreibt<br />

eine systematische Kun<strong>de</strong>nrückgewinnung<br />

und geht nach einem Kun<strong>de</strong>nverlust erneut aktiv<br />

auf diese zu, um verlorenen Bo<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r<br />

gut zu machen. Dies kann lohnend sein, <strong>de</strong>nn<br />

die bestehen<strong>de</strong>n Kontakte wer<strong>de</strong>n genutzt und<br />

man beginnt „nicht von Null“, wie bei einer Neukun<strong>de</strong>ngewinnung.<br />

Interessant ist dabei die<br />

Frage, ob <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwert die Rückgewinnungsanstrengungen<br />

beeinflusst? Aus <strong>de</strong>n<br />

Studienergebnissen geht hervor, dass von <strong>de</strong>n<br />

Unternehmen, die systematische Kun<strong>de</strong>nrückgewinnung<br />

betreiben, immerhin 46 % wertvolle<br />

Dies erfolgt zum Beispiel durch Konzentration<br />

<strong>de</strong>r Aktivitäten auf mittels ABC-Analyse klassifizierte<br />

A-Kun<strong>de</strong>n, für B- und vor allem C-Kun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n die Rückgewinnungsressourcen<br />

nicht aufgewen<strong>de</strong>t. Weiterhin gibt es Unterschie<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nansprache.<br />

Für weniger wertvolle Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n kostengünstige<br />

Kanäle wie Brief o<strong>de</strong>r elektronische<br />

Medien verwen<strong>de</strong>t, mit zunehmen<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert<br />

erfolgt vermehrt eine telefonische o<strong>de</strong>r gar<br />

persönliche Kontaktaufnahme. Auch die Anreizgestaltung<br />

erfolgt in Abhängigkeit vom<br />

Kun<strong>de</strong>nwert. Bei wertvollen Kun<strong>de</strong>n sind die<br />

Unternehmen bereit, mit Geld-, Sachprämien<br />

und Son<strong>de</strong>rkonditionen für eine erfolgreiche<br />

Rückgewinnung tiefer in die Tasche zu greifen<br />

als bei weniger wertvollen Kun<strong>de</strong>n.<br />

Dennoch bleibt festzuhalten, dass 54 % <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen, die eine systematische Rückgewinnung<br />

betreiben, keine Differenzierung <strong>de</strong>s<br />

Mitteleinsatzes nach Kun<strong>de</strong>nwert vornehmen.<br />

Hier gibt es offensichtlich noch ungenutztes<br />

Potenzial, Rückgewinnungskosten und -nutzen<br />

besser in Einklang zu bringen. Das im nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Kapitel vorgestellte Praxisbeispiel von<br />

E-Plus zeigt, wie man konkret <strong>de</strong>n Mitteleinsatz<br />

bei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ngewinnung differenzieren<br />

kann. Allerdings bedarf dies einer wohlüberlegten<br />

Systematik und einer am point of sale<br />

verfügbaren aktuellen Informationsbasis.<br />

Kun<strong>de</strong>nwertbasiertes Management<br />

bei E-Plus und Lufthansa 1<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ngewinnung<br />

nach Wertbeitrag bei E-Plus<br />

Die vorgestellten Studienergebnisse zeigen,<br />

dass 36 % <strong>de</strong>r Unternehmen ihre Bemühungen<br />

in <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ngewinnung in Abhängigkeit <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>nwerts unterschiedlich gestalten. Bei <strong>de</strong>r<br />

Rückgewinnung trifft dies für 46 % zu. Für<br />

wertvolle Kun<strong>de</strong>n ist man bereit, höhere Marketing-<br />

und Vertriebsressourcen zu investieren als<br />

für weniger wertvolle Kun<strong>de</strong>n.<br />

24<br />

Abb. 6: Kun<strong>de</strong>nrückgewinnung<br />

Bei <strong>de</strong>r E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG erfolgt<br />

die Umsetzung dieses Ansatzes während


CM November / Dezember 2012<br />

<strong>de</strong>s Abschlusses eines neuen Telefonvertrages.<br />

Dieser hat in <strong>de</strong>r Regel eine Laufzeit von zwei<br />

Jahren und steht somit regelmäßig zur Verlängerung<br />

an. Mitarbeitern im Kun<strong>de</strong>nkontakt, sei<br />

es im Shop o<strong>de</strong>r im Call-Center, wer<strong>de</strong>n dazu<br />

kun<strong>de</strong>nindividuelle Daten „realtime“ zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Einerseits ermöglicht es <strong>de</strong>r Zugriff auf diese<br />

Daten, für das Telefonieverhalten <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />

optimal angepasste Tarifangebote sofort<br />

zu fin<strong>de</strong>n und anzubieten. Das System<br />

unterbreitet nach I<strong>de</strong>ntifikation <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n automatisch<br />

entsprechen<strong>de</strong> Vorschläge. Kun<strong>de</strong>n<br />

mit einem gestiegenen Gesprächsaufkommen<br />

kann so z. B. bei <strong>de</strong>r Verlängerung ihres Mobilfunkvertrages<br />

ein Tarif angeboten wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

sie nun günstiger stellt als ihr bisheriger Tarif.<br />

E-Plus hat <strong>de</strong>n Vorteil, die Chancen für eine<br />

Vertragsverlängerung zu verbessern und bei<br />

Erfolg <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n erneut für min<strong>de</strong>stens 2<br />

Jahre gebun<strong>de</strong>n zu haben.<br />

An<strong>de</strong>rerseits steuert <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nwert, bei<br />

E-Plus „Wertbeitrag“ genannt, die kun<strong>de</strong>nindividuelle<br />

Incentivierung zur Herbeiführung<br />

<strong>de</strong>s Verhandlungserfolgs. Der Wertbeitrag wird<br />

bestimmt aus <strong>de</strong>m bisherigen Telefonieverhalten<br />

und <strong>de</strong>m zur Entscheidung anstehen<strong>de</strong>n<br />

Tarif. In diesem Sinne gibt es wertvolle und<br />

weniger wertvolle Mo<strong>de</strong>lle, <strong>de</strong>nken wir z. B. an<br />

einen „Heavy-User“-Tarif mit einem festen<br />

Monatspreis von z. B. 80 € o<strong>de</strong>r an einen Prepaid-Tarif<br />

ohne Min<strong>de</strong>stumsatz für Gelegenheitstelefonierer.<br />

Aus <strong>de</strong>r Kombination Telefonieverhalten und<br />

neuem Tarif errechnet das System <strong>de</strong>n Wertbeitrag<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n für das Unternehmen. Je<br />

höher dieser ausfällt, umso größer sind die<br />

Freiräume für <strong>de</strong>n Vertriebsmitarbeiter, um<br />

<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n im Gespräch individuell mit Anreizen<br />

entgegen zu kommen. Dies kann sich z. B.<br />

in einem beson<strong>de</strong>rs niedrigen Preis für ein rabattiertes<br />

Handy nie<strong>de</strong>rschlagen o<strong>de</strong>r auch<br />

eine kostenlose Zusatzoption (z. B. günstige<br />

Minutenpreise für Auslandsgespräche) be<strong>de</strong>uten.<br />

Das System zeigt <strong>de</strong>m Mitarbeiter an, was<br />

in Abhängigkeit vom Wertbeitrag <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n<br />

maximal möglich ist und ob die vom Kun<strong>de</strong>n<br />

bevorzugten Incentives „noch im Rahmen“<br />

sind. Dies wird für unterschiedliche Anreize und<br />

Abb. 7: Lufthansa Statussegmentierung<br />

Anreizkombinationen realtime durchgeführt,<br />

was <strong>de</strong>m Mitarbeiter ermöglicht, im Kun<strong>de</strong>ngespräch<br />

flexibel auf <strong>de</strong>ssen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

reagieren zu können und diejenigen Incentives<br />

auszuwählen, auf die <strong>de</strong>r jeweilige Kun<strong>de</strong>n<br />

beson<strong>de</strong>rs anspricht. Wichtig ist, dass die<br />

Angemessenheit zwischen Incentives und<br />

Kun<strong>de</strong>nwert bewahrt bleibt.<br />

Dem Vertriebsmitarbeiter kann es so gelingen,<br />

seine Erfolgsquote bei angemessenem<br />

Incentiveeinsatz insgesamt zu erhöhen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei wertvollen Kun<strong>de</strong>n, ggf. durch<br />

„wertvollere“ Incentives seine Verhandlungsposition<br />

zu verbessern und im günstigsten Fall<br />

seine Möglichkeiten für Incentives gar nicht voll<br />

ausschöpfen zu müssen.<br />

Segmentierung und Kun<strong>de</strong>nbindung nach<br />

Kun<strong>de</strong>nwert bei <strong>de</strong>r Deutschen Lufthansa<br />

Segmentierung <strong>de</strong>r Miles&More-Kun<strong>de</strong>n<br />

Das erfolgreiche Miles&More-Programm <strong>de</strong>r<br />

Lufthansa ist maßgeblich vom Kun<strong>de</strong>nwertansatz<br />

geprägt. In Abhängigkeit <strong>de</strong>s bisherigen<br />

Flugverhaltens wer<strong>de</strong>n die Kun<strong>de</strong>n in 4<br />

Gruppen unterglie<strong>de</strong>rt, vom „einfachen“<br />

Miles&More Member bis hin zum exklusiven<br />

„HON-Circle“ (vgl. Abbildung 7). Letztlich wird<br />

hier die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r ABC-Analyse über die angerechneten<br />

Flugmeilen verfolgt – wer mehr<br />

fliegt, steigt höher im Kun<strong>de</strong>nstatus, d. h.<br />

Kun<strong>de</strong>nwert.<br />

Durch die Vergabe von Prämienmeilen verfolgt<br />

Lufthansa das Ziel <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbindung. Erfolgt<br />

die Meilenvergabe nach Kun<strong>de</strong>nstatus unterschiedlich,<br />

liegt eine kun<strong>de</strong>nwertbezogene<br />

Differenzierung <strong>de</strong>r Bindungsanstrengungen vor.<br />

Zusätzlich nutzt Lufthansa <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert<br />

für eine segmentspezifische Produktdifferenzierung.<br />

Der Kun<strong>de</strong>nwert bestimmt, welcher<br />

Service in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n darf.<br />

Z. B. steht für <strong>de</strong>n „normalen“ Miles&More<br />

Member die Frequent Traveller Lounge nicht zur<br />

Verfügung und für die „höherwertigen“ Senatoren<br />

gibt es wie<strong>de</strong>rum eine separate Lounge<br />

mit noch mehr Komfort. Zusätzlich erhalten<br />

Senatoren z. B. eine Buchungsgarantie, die noch<br />

einen Tag vor Abflug auch bei ausgebuchten Flügen<br />

einen Platz sichert. Kun<strong>de</strong>n im HON-Circle<br />

genießen neben diesen und vielen weiteren<br />

Vorzügen <strong>de</strong>n Vorteil, anstelle <strong>de</strong>s Bustransfers<br />

vom Gate zum Flugzeug individuell mit PKW und<br />

Fahrer an Bord gebracht zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Letztlich han<strong>de</strong>lt es sich hier um die Gewährung<br />

von beson<strong>de</strong>rs attraktiven Angeboten in Abhängigkeit<br />

vom Kun<strong>de</strong>nwert, wie sie auch im vorangegangenen<br />

Text untersucht wur<strong>de</strong>n (vgl.<br />

S. 23). Wertvolle Kun<strong>de</strong>n können eben mit einer<br />

beson<strong>de</strong>ren Behandlung rechnen. Durch die<br />

Segmentierung nach Kun<strong>de</strong>nwert wird sichergestellt,<br />

dass kostenintensive Services<br />

nur von <strong>de</strong>njenigen Kun<strong>de</strong>n genutzt wer<strong>de</strong>n,<br />

die auch letztlich dafür bezahlen –<br />

zwar nicht direkt, aber doch indirekt durch ihr<br />

Flugverhalten. Im Sinne <strong>de</strong>s Controlling wer<strong>de</strong>n<br />

Kosten und Umsatz so aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt.<br />

Lufthansa CLV-Ermittlung auf Basis <strong>de</strong>s<br />

bisherigen und zukünftigen Flugverhaltens<br />

Darüber hinaus wird bei Lufthansa auch ein<br />

weiterer Kun<strong>de</strong>nwert über <strong>de</strong>n kompletten<br />

25


Kun<strong>de</strong>nmanagement mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert<br />

Einklang zu bringen und so Ressourcen gezielter<br />

und damit erfolgreicher einzusetzen.<br />

Abb. 8: Lufthansa Customer Equity Value<br />

Das Beispiel E-Plus zeigt einen Weg, wie im<br />

Verkaufsdialog hochwertige Absatzanreize,<br />

wie z. B. ein beson<strong>de</strong>rs attraktives und günstiges<br />

Endgerät, nur dann eingesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn <strong>de</strong>r Wertbeitrag <strong>de</strong>s Vertrages und damit<br />

<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n dies betriebswirtschaftlich erlaubt.<br />

Auch Lufthansa nutzt <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert, um<br />

kos tenintensive Services am Bo<strong>de</strong>n (z. B. Senatorlounge)<br />

auf die Kun<strong>de</strong>n zu konzentrieren, die<br />

es sich „verdienen“. Bei <strong>de</strong>r zielgerichteten Setzung<br />

von Absatzanreizen wird explizit auch <strong>de</strong>r<br />

„future value“ eines Kun<strong>de</strong>n herangezogen.<br />

26<br />

Kun<strong>de</strong>nlebenszyklus bestimmt. Eng angelehnt<br />

an <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Customer Lifetime<br />

Value (CLV, vgl. S. 21f.) wird dieser als „Customer<br />

Equity Value“ bezeichnet.<br />

Ausgehend von Profil und Volumen <strong>de</strong>s bisherigen<br />

Flugverhaltens („past value“) wird unter<br />

Nutzung zusätzlicher Informationen, wie z. B.<br />

Alter, Wohnort etc., über ein umfangreiches<br />

statistisches Mo<strong>de</strong>ll das zukünftige Flugverhalten<br />

bis zum Kun<strong>de</strong>nlebenszyklusen<strong>de</strong><br />

prognostiziert („future value“, vgl. Abbildung<br />

8). Der future value besteht dabei aus<br />

zwei Komponenten. Zum einen beinhaltet er<br />

das zukünftige Flugverhalten, welches als<br />

„forecast“ vom bisherigen Verhalten abgeleitet<br />

bzw. hochgerechnet wird. Zum an<strong>de</strong>ren ist in<br />

diesem auch ein zusätzliches Potenzial enthalten<br />

(Cross/Upselling), welches <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

noch besitzt, aber ggf. gar nicht o<strong>de</strong>r mit an<strong>de</strong>ren<br />

Airlines realisiert. Dieses Cross/Upselling-<br />

Potenzial fließt somit explizit in <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert<br />

ein. In <strong>de</strong>r Studie hatten 55 % ein solches Vorgehen<br />

angegeben. Past- und Future Value zusammen<br />

ergeben <strong>de</strong>n Customer Equity Value,<br />

welcher letztlich in einem kun<strong>de</strong>nindividuellen<br />

€-Wert ausgedrückt wird.<br />

Das auf statistischer Basis ermittelte Cross/Upselling-Potenzial<br />

dient auch als Maßstab für die<br />

gezielte Absatzincentivierung, z. B. in Form von<br />

Extrabonusmeilen, die ein Kun<strong>de</strong> bei Buchung<br />

bestimmter Flüge in einem Aktionszeitraum erhalten<br />

kann. Dabei wird versucht, die angebotenen<br />

Meilen möglichst effizient einzusetzen,<br />

d. h. einerseits so wenig wie möglich und an<strong>de</strong>rerseits<br />

gera<strong>de</strong> so viele Meilen wie nötig anzubieten,<br />

um die Buchung zu erreichen. Hier gibt<br />

es Parallelen zum bereits erwähnten Vorgehen<br />

von E Plus. Durch die kun<strong>de</strong>nindividuelle<br />

Differenzierung erreicht Lufthansa Einsparungen<br />

bei <strong>de</strong>n Anreizen und zugleich<br />

mehr Erfolg bei <strong>de</strong>r Erschließung von zusätzlichen<br />

Absatzpotenzialen.<br />

Am Lufthansa-Beispiel wird <strong>de</strong>utlich, wie durch<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nwerts eine Steigerung<br />

von Effektivität und Effizienz in<br />

Marketing und Vertrieb erreicht wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Zum einen geht es um das I<strong>de</strong>ntifizieren von<br />

Kun<strong>de</strong>nsegmenten in Verbindung mit einer<br />

Differenzierung <strong>de</strong>s Produktes (Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Effektivität). Zum an<strong>de</strong>ren wird es über <strong>de</strong>n<br />

Customer Equity Value möglich, Kun<strong>de</strong>n individuell<br />

anzusprechen, differenziert zu incentivieren<br />

und dadurch Mittel für die Kun<strong>de</strong>nbindung<br />

gezielt zu allokieren (Steigerung <strong>de</strong>r Effizienz).<br />

Zusammenfassung<br />

Sind mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert wertvolle und<br />

weniger wertvolle Kun<strong>de</strong>n i<strong>de</strong>ntifiziert,<br />

wer<strong>de</strong>n diese häufig in Marketing und Vertrieb<br />

unterschiedlich behan<strong>de</strong>lt: Wertvollen<br />

Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r (Neu-)Kun<strong>de</strong>ngewinnung<br />

attraktivere Angebote unterbreitet, sie<br />

können mit gewissen Preisvorteilen rechnen<br />

und bei <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nrückgewinnung geben sich<br />

die Unternehmen beson<strong>de</strong>re Mühe. Allerdings<br />

agieren so höchstens die Hälfte <strong>de</strong>r befragten<br />

Unternehmen. Dies dokumentiert noch ungenutzte<br />

Potenziale, die Anstrengungen in <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nbearbeitung mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>nwert in<br />

Die Studienergebnisse und Praxisbeispiele zeigen,<br />

dass es für Unternehmen lohnend sein<br />

kann, <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nwert zur Steigerung von Effizienz<br />

und Effektivität in Marketing und Vertrieb<br />

zu nutzen. Hier sind bei weitem noch nicht alle<br />

Potenziale ausgeschöpft.<br />

Quellen und Literatur<br />

1<br />

Expertengespräche mit Andreas Köster, Deutsche<br />

Lufthansa AG, Frankfurt und mit Sylvia<br />

Neubauer, E-Plus Mobilfunk GmbH & Co. KG,<br />

Düsseldorf.<br />

Helm S./Günter, B.: Kun<strong>de</strong>nwert - Eine Einführung<br />

in die theoretischen und praktischen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Bewertung von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen,<br />

in: Günter, B./Helm, S. (Hrsg.)<br />

Kun<strong>de</strong>nwert, Wiesba<strong>de</strong>n 2006.<br />

Mengen, A.: Mit Kun<strong>de</strong>nwert-Controlling zu<br />

mehr Erfolg in Marketing und Vertrieb, in: Controlling<br />

- Zeitschrift für erfolgsorientierte Unternehmenssteuerung,<br />

2011, Heft 1, S. 55 - 63.<br />

Mengen, A./Krings, A.: Kun<strong>de</strong>nwertmanagement,<br />

in: Wissenschaftliche Schriften <strong>de</strong>s<br />

Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften,<br />

Hochschule Koblenz, Nr. 8, 2012.


Dr. Hannes Rosenthaler<br />

Chief Financial Officer <strong>de</strong>r M+W GROUP<br />

„Es gab einen strengen Auswahlprozess, bevor Tagetik unsere All-In-One-Lösung für Planung,<br />

Projektplanung, Konsolidierung und Treasury wur<strong>de</strong>. Dass diese Entscheidung richtig war, hat sich<br />

auch daran gezeigt, dass sich Tagetik/pmOne neben <strong>de</strong>n umfangreichen Funktionalitäten und <strong>de</strong>r<br />

einfachen Bedienung durch unseren Fachbereich durch ein erstklassiges Engagement und eine hohe<br />

Zuverlässigkeit <strong>de</strong>s Teams auszeichnet.“<br />

Seit <strong>de</strong>r Gründung 1986 ist Lei<strong>de</strong>nschaft <strong>de</strong>r Hauptantrieb von Tagetik. Wir sind stolz auf die enge Beziehung zu<br />

unseren Kun<strong>de</strong>n und als Resultat sind unsere Kun<strong>de</strong>n das Rückgrat unseres Erfolgs gewor<strong>de</strong>n.<br />

Für uns ist es selbstverständlich, ständig ein offenes Ohr für die Bedürfnisse unserer Kun<strong>de</strong>n zu haben und<br />

kontinuierlich Innovationen für sie zu entwickeln, um ihre sich wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Geschäftsanfor<strong>de</strong>rungen zu erfüllen.<br />

Die Zufrie<strong>de</strong>nheit unserer Kun<strong>de</strong>n lässt sich in Worte fassen, aber ihre Begeisterung drückt sich in <strong>de</strong>r<br />

Bereitschaft aus, ihre Unterschrift unter persönliche Statements zu setzen.<br />

Die pmOne AG, exklusiver Vertriebspartner von Tagetik in Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz,<br />

dankt Dr. Hannes Rosenthaler dafür, als Testimonial zur Verfügung zu stehen.<br />

www.pmone.<strong>de</strong><br />

www.tagetik.<strong>de</strong>


Innovation & Controlling<br />

Innovation & Controlling<br />

von Jürgen Weber<br />

28<br />

Was macht Unternehmen erfolgreich? Die<br />

einfache Antwort darauf lautet: Eine konsequente<br />

Ausrichtung aller Aktivitäten auf<br />

das Ergebnis. Sie schafft die Basis, sich im<br />

Wettbewerb nachhaltig zu behaupten. Eine<br />

konsequente Ergebnisausrichtung ist aber nicht<br />

hinreichend. Hinzukommen muss das Streben<br />

nach permanenter Innovation. Nur damit können<br />

die Kun<strong>de</strong>n langfristig gebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

die letztlich <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

sichern.<br />

Auf <strong>de</strong>m ersten Feld, <strong>de</strong>r Ergebnisausrichtung,<br />

tragen Controller viel zum Erfolg bei –<br />

zumin<strong>de</strong>st die, die ihn nicht nur akribisch abbil<strong>de</strong>n<br />

wollen, son<strong>de</strong>rn als finanzielles Gewissen<br />

agieren, die permanent fragen, ob sich etwas<br />

rechnet. Die Hilfestellung <strong>de</strong>r Controller bei<br />

Innovationen war und ist dagegen zumeist<br />

sehr überschaubar. Innovationen gehen neue<br />

Wege, brechen mit Bewährtem und sind in ihrer<br />

Erfolgswahrscheinlichkeit schlecht einzuschätzen.<br />

Controller bauen aber stark auf Erfahrung<br />

auf. Sie nutzen ihr Erfahrungswissen, um bestehen<strong>de</strong><br />

Strukturen zu optimieren. Soll-Ist-<br />

Vergleiche und Abweichungsanalysen gehören<br />

zu ihrem genetischen Co<strong>de</strong>. Sie fühlen sich unwohl<br />

in Bereichen, in <strong>de</strong>nen gera<strong>de</strong> die Abkehr<br />

von Bewährtem <strong>de</strong>n Erfolg ausmacht. Dies<br />

zeigt sich <strong>de</strong>utlich im Forschungs- und Entwicklungsbereich.<br />

Mit <strong>de</strong>n üblichen Planungsund<br />

Kontrollroutinen kommen Controller dort<br />

nicht weit. Steuerungsobjekte sind hier eher<br />

Autor<br />

<strong>de</strong>r Prozess und seine Merkmale, nicht <strong>de</strong>r<br />

einzelne Output. Auch die dort han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Menschen sind an<strong>de</strong>rs. Kreativität verträgt<br />

sich nicht immer mit Strukturiertheit klassischer<br />

Steuerungssysteme.<br />

Innovation ist aber nicht auf die F&E-Abteilung<br />

beschränkt. Innovation betrifft alle im Unternehmen<br />

und damit auch die Controller selbst.<br />

Dies beginnt mit <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r Frage,<br />

was Innovation im Controllerbereich konkret<br />

be<strong>de</strong>utet. Mir ist kein Unternehmen bekannt,<br />

das Innovationen im Controlling<br />

misst. Eine solche Größe wäre aber Ausdruck<br />

<strong>de</strong>s Bemühens, das Thema ernst zu nehmen.<br />

Für Innovationen in <strong>de</strong>r Logistik konnten wir<br />

empirisch zeigen, dass ein enger Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>r Formulierung und Nutzung<br />

von Innovationskennzahlen und <strong>de</strong>m Unternehmenserfolg<br />

besteht. Unternehmen, die nicht innovativ<br />

sind, sehen auch keine Notwendigkeit,<br />

das Innovationsverhalten zu messen. Stehen<br />

Innovationen im Fokus, ist ihre Messung selbstverständlich.<br />

Die Messung von Innovationen setzt voraus<br />

zu <strong>de</strong>finieren, was darunter genau zu verstehen<br />

ist. Welcher Controller könnte diese<br />

Frage für das Controlling „aus <strong>de</strong>m Stand“ beantworten?<br />

Je<strong>de</strong>r wird vermutlich die Einführung<br />

einer Balanced Scorecard als Innovation<br />

für ein Unternehmen und seinen Controllerbereich<br />

einschätzen. Aber wie ist eine Verkürzung<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber<br />

ist Direktor <strong>de</strong>s Instituts für Management und Controlling (IMC)<br />

<strong>de</strong>r WHU-Otto-Beisheim-Hochschule, Burgplatz 2, D-56179 Valendar;<br />

www.whu.edu/controlling. Er ist zu<strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Kuratoriums <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV).<br />

E-Mail: juergen.weber@whu.edu<br />

<strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>s Monatsberichts von 80 auf 20<br />

Seiten (wahrscheinlich ja) o<strong>de</strong>r auf 70 Seiten<br />

(wahrscheinlich nein) zu beurteilen? Was sind<br />

Produktinnovationen im Controlling, was Prozessinnovationen?<br />

Wie hängen bei<strong>de</strong> zusammen?<br />

Wie viele Ressourcen nehmen Innovationen in<br />

Anspruch, wie viele kann man parallel stemmen?<br />

Wie viele Innovationen scheitern im<br />

Durchschnitt in <strong>de</strong>r F&E, wie viele im Controlling?<br />

Wie kann man diese Quote steuern, wann<br />

ist sie zu hoch, welche ist unvermeidlich? Wie<br />

organisiert man Innovation? Erfor<strong>de</strong>rn sie „nur“<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Innovationskultur, muss<br />

man sie incentivieren („Verbesserungswesen“),<br />

was ist erfolgreich, was nicht?<br />

Im Bereich <strong>de</strong>s Innovationsmanagements gibt<br />

es für <strong>de</strong>rartige Fragen umfangreiches Wissen,<br />

darunter auch sehr viele empirische Studien.<br />

Controller kennen sich in diesem Feld aber zumeist<br />

nicht o<strong>de</strong>r nur sehr oberflächlich aus.<br />

Wer mehr Innovationen im Controlling will,<br />

sollte sich <strong>de</strong>shalb im ersten Schritt mit Innovationsprozessen<br />

generell beschäftigen.<br />

Hier sind entsprechen<strong>de</strong> Fachliteratur und Erfahrungen<br />

in <strong>de</strong>r F&E-Abteilung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

wichtige mögliche Quellen. Controller<br />

müssen hier schnell viel dazulernen. Der allgemeine<br />

Ruf nach mehr Geschäftskenntnis fällt<br />

hier auf ein beson<strong>de</strong>rs braches, aber hoffentlich<br />

sehr fruchtbares Feld. Wenn sich Controller<br />

hier zunehmend sicher fühlen, sind sie<br />

für das Unternehmen wie<strong>de</strong>r ein Stück<br />

wertvoller gewor<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>r Lage, das<br />

Thema Innovation auch für das Controlling<br />

selbst anzugehen. Obwohl schon im laufen<strong>de</strong>n<br />

Geschäft genug zu tun ist, lohnt <strong>de</strong>r zusätzliche<br />

Aufwand: Das Controlling bleibt damit auf <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>r Zeit und die Controller haben nicht<br />

mehr das Problem, darauf angesprochen zu<br />

wer<strong>de</strong>n, dass sie etwas von an<strong>de</strong>ren for<strong>de</strong>rn,<br />

was sie für sich selbst nicht leisten – und das<br />

erhöht die Glaubwürdigkeit ungemein!


CM November / Dezember 2012<br />

Porsche: Restwertriese o<strong>de</strong>r eher Rabattzwerg?<br />

Betriebswirtschaftlich richtige Analyse <strong>de</strong>s Wertverzehrs<br />

von Peter Hoberg<br />

Der Kauf von Investitionsgütern (Maschinen,<br />

Fahrzeuge, Immobilien) ist für Privatleute<br />

und Unternehmen eine sehr wichtige Entscheidung,<br />

weil hohe Beträge für lange Zeit gebun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Ob die Entscheidung richtig<br />

war, zeigt sich teilweise erst beim Wie<strong>de</strong>rverkauf.<br />

Erst dann erfährt man <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Restwert. Dies gilt sogar für <strong>de</strong>n Fall von<br />

Leasingverträgen, wenn man statt eines Kilometerleasings<br />

einen lei<strong>de</strong>r üblichen Zeitleasingvertrag<br />

abgeschlossen hat (Teilamortisationsvertrag<br />

mit Andienungsrecht <strong>de</strong>s Leasinggebers).<br />

Denn dann haftet <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> am En<strong>de</strong><br />

dafür, dass <strong>de</strong>r Leasinggeber <strong>de</strong>n geplanten<br />

Restverkaufserlös erzielen kann.<br />

Bei Privatfahrzeugen gibt es jährlich einen<br />

großen Presserummel, bei <strong>de</strong>m auf Basis von<br />

Untersuchungen <strong>de</strong>s Restwertspezialisten<br />

„bähr & fess forecasts“ die sogenannten „Restwertriesen“<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n ganz<br />

schlechten Publikationen wer<strong>de</strong>n dann nur die<br />

Prozentwerte veröffentlicht, wodurch dann z. B.<br />

ein Porsche <strong>de</strong>n geringsten Restwertverlust in<br />

% aufweist und damit angeblich das beste<br />

Fahrzeug ist, also <strong>de</strong>r Restwertriese.<br />

Ausgangslage<br />

Während bei intensiv genutzten Geschäftsfahrzeugen<br />

häufig die Kraftstoffkosten<br />

die wichtigste Kostenart darstellen, kann<br />

dies bei Privatfahrzeugen an<strong>de</strong>rs aussehen.<br />

Wenn die Jahreslaufleistung nicht sehr hoch<br />

ist (z. B. unter 20 Tkm), sind die Kosten, die<br />

auf die Anschaffung zurückzuführen sind,<br />

häufig wichtiger. Neben <strong>de</strong>m Wertverzehr<br />

sind dies auch die Kapitalkosten, die lei<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n hier erwähnten Untersuchungen unter<br />

<strong>de</strong>n Tisch fallen. Während die Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r gesamten Kapitalkosten bei Unternehmen<br />

unstrittig ist, wird sie bei Privatleuten<br />

häufig nicht in die Betrachtung einbezogen.<br />

Da aber ein Großteil aller PKW finanziert<br />

wird – sei es durch Leasing o<strong>de</strong>r durch Kredite<br />

– , muss ein Zinssatz in <strong>de</strong>r Größenordnung<br />

von 8 % angesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Für die wenigen Fälle <strong>de</strong>r Finanzierung aus <strong>de</strong>n<br />

Ersparnissen könnte <strong>de</strong>r entgangene Habenzinssatz<br />

zur Anwendung kommen, <strong>de</strong>r zwischen<br />

0,375 % p. a. (Sparbuch) und über 10 %<br />

(bei erfolgreicher Aktienanlage) betragen kann.<br />

Es wür<strong>de</strong>n also die entgehen<strong>de</strong>n Habenzinsen<br />

angesetzt.<br />

In <strong>de</strong>r Abbildung 1 fin<strong>de</strong>n sich die Daten, welche<br />

beispielshaft von <strong>de</strong>r Stiftung Warentest für<br />

<strong>de</strong>n VW Polo und <strong>de</strong>m Renault Clio verwen<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>n. Die Daten gelten für <strong>de</strong>n Fall einer<br />

4-jährigen Haltedauer.<br />

Ohne Angabe <strong>de</strong>s absoluten Restwertes könnte<br />

<strong>de</strong>r oberflächliche Leser glauben, dass <strong>de</strong>r Polo<br />

<strong>de</strong>utlich besser ist, weil er nur 44 % Wert verliert<br />

und damit 9 Prozentpunkte weniger als <strong>de</strong>r<br />

Renault Clio. Tatsächlich aber ist <strong>de</strong>r absolute<br />

Wertverlust bei Renault Clio bereits um über<br />

100 € geringer. Noch besser sieht <strong>de</strong>r Clio aus,<br />

wenn richtig gerechnet wird und z. B. die Zinsen<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einbeziehung von Zinsen<br />

Mit <strong>de</strong>m Kauf eines Fahrzeugs muss <strong>de</strong>r Erwerber<br />

eine erhebliche Kapitalbindung einge-<br />

Die etwas besseren Berichte nennen dann wenigstens<br />

noch <strong>de</strong>n absoluten Wertverlust in<br />

Euro. Zu diesen gehört z. B. die Stiftung Warentest<br />

(Vgl. Heft 2/2012, S. 79) o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Fokus<br />

in seinem Internetratgeber (www.focus.<strong>de</strong> /<br />

auto/ratgeber/kosten/tid-25622/restwertrie-<br />

sen-2016-die-neuwagen-mit-<strong>de</strong>m-geringsten-<br />

Wertverlust _aid_744399.html). Aber auch mit<br />

<strong>de</strong>r Erwähnung <strong>de</strong>r absoluten Restwerte sind<br />

die Berichte irreführend und weisen zwei<br />

schwere methodische Mängel auf, die fast<br />

immer zu falschen Ergebnissen führen. Die Probleme<br />

wer<strong>de</strong>n in diesem Beitrag aufge<strong>de</strong>ckt<br />

und eliminiert.<br />

Abb. 1: Ausgangsdaten <strong>de</strong>s Beispiels<br />

Abb. 2: Gesamtbelastung unter Berücksichtigung von Zinsen<br />

29


Porsche: Restwertriese o<strong>de</strong>r eher Rabattzwerg?<br />

Laufzeiten<strong>de</strong> in t=4 aufgezinst, ergibt sich<br />

selbstverständlich ein Wert von 930 € per t=4.<br />

Analyse <strong>de</strong>r Preise<br />

30<br />

Abb. 3: Gesamtbelastung unter Berücksichtigung von Rabatten und Zinsen<br />

hen. Unmittelbar einsichtig wird dies, wenn <strong>de</strong>r<br />

Kaufpreis finanziert wer<strong>de</strong>n muss. Um diesen<br />

Effekt richtig einbeziehen zu können, muss die<br />

Kalkulation erweitert wer<strong>de</strong>n. Einfach lässt sich<br />

die Erfassung <strong>de</strong>r Zinsen durchführen, wenn<br />

nach <strong>de</strong>r gesamten Belastung <strong>de</strong>s Käufers am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 4 Jahre gefragt wird. Dabei wird angenommen,<br />

dass <strong>de</strong>r Kaufpreis über 4 Jahre<br />

finanziert und erst dann – nach Abzug <strong>de</strong>s<br />

Restwertes – bezahlt wird. Damit kann dann<br />

ein fairer und einfacher Vergleich unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Zinsen durchgeführt wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r Realität wird natürlich monatlich zurückgezahlt;<br />

aber es kann angenommen wer<strong>de</strong>n, dass<br />

dieses Geld zur Tilgung an<strong>de</strong>rer ähnlich teurer<br />

Kredite verwen<strong>de</strong>t wird. Somit ist dann die Annahme<br />

eines sogenannten Kalkulationszinssatzes<br />

von hier 8 % für die gesamte Vertragsdauer<br />

zulässig. Ebenfalls kann die Ermittlung<br />

einer Monatsrate inklusive <strong>de</strong>r Kapitalkosten<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Vorgehensweise sei am Beispiel <strong>de</strong>s VW<br />

Polos dargestellt. In Abbildung 1 ist die zweite<br />

Spalte ergänzt wor<strong>de</strong>n, die zeigt, welche Größe<br />

zu welchem Zeitpunkt anfällt. Hier wird schon<br />

<strong>de</strong>utlich, dass die Verrechnung <strong>de</strong>s Kaufpreises,<br />

<strong>de</strong>r gleich zu Beginn fällig ist, mit <strong>de</strong>m<br />

Restwert nicht zulässig ist, weil diese Einzahlung<br />

ja erst nach 4 Jahren kommt. Über diesen<br />

Punkt gehen viele Autoverkäufer hinweg, weil<br />

Autor<br />

sie Interesse haben, mit angeblich guten Restwerten<br />

über <strong>de</strong>n (zu) hohen Kaufpreis hinwegzutäuschen.<br />

In unserem Beispiel muss somit <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

von 12.275 vom Zeitpunkt t=0 auf <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />

t=4 bezogen wer<strong>de</strong>n, was durch eine<br />

4-jährige Aufzinsung passierten kann. Damit<br />

erhält man, wie in Abbildung 2 gezeigt, für <strong>de</strong>n<br />

Wert per t=4 12.275 *1,08 4 = 16.700 €. Durch<br />

diese Aufzinsung ist nun <strong>de</strong>r Kaufpreis auch auf<br />

<strong>de</strong>n Zeitpunkt t=4 bezogen und kann mit <strong>de</strong>m<br />

Restwert verrechnet wer<strong>de</strong>n, so dass sich eine<br />

Gesamtbelastung von 16.700 – 6.874 = 9.826 €<br />

im Zeitpunkt t=4 ergibt.<br />

Die gleiche Rechnung wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Renault<br />

Clio durchgeführt. Die Belastung durch <strong>de</strong>n<br />

Renault Clio ist <strong>de</strong>utlich geringer, weil er schon<br />

beim Kauf eine niedrigere Kapitalbindung verursacht.<br />

Dadurch erhöht sich am Laufzeiten<strong>de</strong><br />

in t=4 <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>s günstigeren Renault Clio<br />

von ca. 100 € auf über 900 €. Zum gleichen Ergebnis<br />

gelangt man, wenn die Leasingraten<br />

ohne Anzahlung ermittelt wer<strong>de</strong>n, welche ja<br />

monatlich vorschüssig zu zahlen sind. Bei<br />

einem Jahreszinssatz von wie<strong>de</strong>rum 8 % effektiv<br />

ergibt sich für <strong>de</strong>n Polo eine Rate von 237,07 € /<br />

Monat und für <strong>de</strong>n Clio eine von 214,63 €/<br />

Monat. Der Vorteil <strong>de</strong>s Clio liegt also bei 22,44 €/<br />

Monat. Wer<strong>de</strong>n diese Monatsvorteile auf das<br />

Prof. Dr. Peter Hoberg<br />

arbeitet als Professor für Betriebswirtschaftslehre an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Worms. Auf Basis einer 15-jährigen Erfahrung in internationalen<br />

Unternehmen beschäftigt er sich insb. mit Themen<br />

<strong>de</strong>s Controlling und <strong>de</strong>r Investitionsrechnung. Schwerpunkt<br />

seines Interesses ist die Verbindung von Theorie und Praxis.<br />

E-Mail: peterhoberg@web.<strong>de</strong><br />

Bis jetzt ist <strong>de</strong>r Neupreis als Listenpreis in die<br />

Kalkulation eingegangen. Dies geht jedoch weit<br />

an <strong>de</strong>r Wirklichkeit vorbei, weil sich praktisch<br />

je<strong>de</strong>r Autokäufer über hohe Rabatte freuen<br />

kann. So schreibt die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung „In Deutschland so viele Nachlässe auf<br />

<strong>de</strong>n Listenpreis wie nie zuvor“ (FAZ 3.4.12,<br />

S. 12). Die Bandbreite <strong>de</strong>r Rabatte ist riesig.<br />

Während es Hersteller mit gut laufen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen<br />

schaffen, unter 10 % zu bleiben, sind<br />

auch schon Rabatte von über 40 % gegeben<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Nettopreis (also nach Rabatten)<br />

liegt somit <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>n Listenpreisen. Es<br />

ist offensichtlich, dass damit die obigen Kalkulationen<br />

grob unvollständig sind, weil <strong>de</strong>r Wertverlust<br />

vom Nettopreis gerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Abbildung 3 enthält als Preis <strong>de</strong>n realistischen<br />

Nettopreis.<br />

Erfreulich für die Käufer ist in je<strong>de</strong>m Fall,<br />

dass die Wertverluste in <strong>de</strong>r Realität <strong>de</strong>utlich<br />

geringer sind, weil die Käufer einen großen Teil<br />

<strong>de</strong>r Wertverluste gar nicht erlitten haben,<br />

da sie große Rabatte verhan<strong>de</strong>lt haben. Im gewählten<br />

Beispiel sind die Rabatte für <strong>de</strong>n Clio<br />

<strong>de</strong>utlich höher, so dass sich seine Belastung<br />

nach 4 Jahren nochmals stärker senkt. Insgesamt<br />

spart <strong>de</strong>r Käufer gegenüber <strong>de</strong>m Polo<br />

1155 € nach <strong>de</strong>n 4 Jahren.<br />

Aus <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n Berücksichtigung von<br />

Rabatten ergeben sich zwei Konsequenzen:<br />

a) Die Angabe <strong>de</strong>s prozentualen Wertverlustes<br />

basiert auf einer falschen Basisgröße, nämlich<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s nie bezahlten Listenpreises.<br />

Tatsächlich müsste aber <strong>de</strong>r Nettopreis als<br />

Basis gewählt wer<strong>de</strong>n. Damit allerdings verliert<br />

die bisherige Reihenfolge <strong>de</strong>r „Restwertriesen“<br />

ihre Gültigkeit. Als Beispiel sei<br />

<strong>de</strong>r Restwertkönig Porsche Boxster angeführt,<br />

<strong>de</strong>r laut Focus „nur“ 40 % innerhalb<br />

von 4 Jahren verliert. Da bei ihm aber häufig<br />

nur 3 % Rabatt gegeben wer<strong>de</strong>n, reduziert<br />

sich <strong>de</strong>r tatsächliche Wertverlust nur<br />

auf 38,1 %, was – selbst relativ – schlechter<br />

ist als beim Polo und Clio. Der Porsche ist<br />

also kein Restwertriese, son<strong>de</strong>rn ein Ra-


CM November / Dezember 2012<br />

battzwerg! Diese Aussage kann durchaus als Kompliment an die<br />

Firma Porsche verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die es bis jetzt geschafft hat, trotz<br />

hoher Listenpreise die Rabatte sehr gering zu halten. Eine hohe Restwertstabilität<br />

hat sie aber entgegen vieler Veröffentlichungen nicht<br />

geschafft (wobei historische Fahrzeuge nicht betrachtet wer<strong>de</strong>n). Die<br />

Käufer können sich natürlich we<strong>de</strong>r über die geringen Rabatte noch<br />

über die – richtig gerechnet – mäßige Wertstabilität freuen.<br />

b) Die Aussagen <strong>de</strong>r Verkäufer, dass insbeson<strong>de</strong>re Premiumfahrzeuge<br />

eine große Wertstabilität aufweisen, sind meistens falsch. Damit rechtfertigen<br />

sie keinen Verzicht auf vernünftige Rabatte.<br />

Es sei erwähnt, dass die Nebenkosten (Überführung, Entwachsung,<br />

Inspektion etc.) eigentlich berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssten.<br />

Ein weiterer kleinerer Kritikpunkt liegt darin, dass die Restwerte von <strong>de</strong>n<br />

Händler-Verkaufspreisen abgeleitet wur<strong>de</strong>n. Das ist aber nicht <strong>de</strong>r Betrag,<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Käufer erhält. Korrekterweise müssten die Händler-Einkaufspreise<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Auch für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Rabattberücksichtigung<br />

seien die Leasingraten ermittelt, wobei wie<strong>de</strong>r 8 % p. a. effektiv gelten<br />

soll. Der Polo erfor<strong>de</strong>rt dann 160,52 €/Monat und <strong>de</strong>r Clio 132,65 €/Monat.<br />

Die aufgezinsten Differenzen ergeben natürlich wie<strong>de</strong>r 1155 €.<br />

Schlussbetrachtung<br />

Am Beispiel von PKWs wur<strong>de</strong> aufgezeigt, dass viele <strong>de</strong>r zurzeit<br />

getroffenen Restwert aussagen grob irreführend sind. Adäquate Ergebnisse<br />

erhält man erst, wenn<br />

a) Zinsen und<br />

b) Rabatte<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Bis jetzt wur<strong>de</strong>n systematisch teure Autos mit<br />

geringen Rabatten zu gut dargestellt.<br />

Der Ansatz lässt sich selbstverständlich auf praktisch alle Anlagegüter<br />

übertragen. Bei LKWs sind so Rabatte von über 50 % üblich. Hier wird<br />

es noch <strong>de</strong>utlicher, dass nur eine Kalkulation nach Rabatten und Zinsen<br />

die richtigen Belastungen an <strong>de</strong>n Tag för<strong>de</strong>rt. Als Shortcut zum richtigen<br />

Ergebnis können Leasingangebote gelten (auch wenn man gar nicht leasen<br />

möchte). Denn die Kalkulation <strong>de</strong>r Leasingraten enthält <strong>de</strong>n Effekt<br />

von Rabatten und die Zinsen; die Anbieter müssen dafür also alle Karten<br />

auf <strong>de</strong>n Tisch legen. Allerdings müssen es Kilometerleasingverträge sein,<br />

damit das Restwertrisiko nicht auf <strong>de</strong>n Käufer abgewälzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Quellenverzeichnis<br />

Fokus, Restwertriesen: http://www.focus.<strong>de</strong>/auto/ratgeber/kosten/<br />

tid-25622/restwertriesen-2016-die-neuwagen-mit-<strong>de</strong>m-geringstenwertverlust_aid_744399.html,<br />

Abruf 25.5.12.<br />

Hoberg, P., Gewinnung neuer Kun<strong>de</strong>ngruppen durch Leasing, in: Controllermagazin<br />

5/2011, S. 86-91.<br />

Stiftung Warentest, Restwerte Autos – Euro statt Prozente, in Heft<br />

2/2012, S. 79.<br />

Die Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG sucht zum<br />

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-Strukturen auf Basis SAP-BW. Hierbei steht die Pflege und<br />

Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Data Warehouse Lösung im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Darüber hinaus sollen neue Reportinglösungen mittels<br />

SAP BO entwickelt wer<strong>de</strong>n. Weitere Aufgaben sind die<br />

Erstellung von monatlichen Plan-Ist-Abweichungsanalysen,<br />

die Mitwirkung bei Adhoc-Analysen in allen CO-Bereichen<br />

und die Unterstützung <strong>de</strong>s Leiters CO bei Son<strong>de</strong>ranalysen<br />

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<strong>de</strong>m Reporting zu Monatsabschlüssen.<br />

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31


Warum Projekte fehlschlagen<br />

Warum Projekte fehlschlagen<br />

von Thomas Schnei<strong>de</strong>r<br />

32<br />

Projekte sind die „Kür“ <strong>de</strong>r Controllingtätigkeit.<br />

Neben <strong>de</strong>n üblichen, sicherlich notwendigen,<br />

manchmal auch langweiligen Aufgaben.<br />

Die Unternehmensleitung, die Verantwortlichen<br />

von Tochtergesellschaften o<strong>de</strong>r<br />

Fachverantwortlichen einzelner Bereiche sehen<br />

dringen<strong>de</strong>n Handlungs- und Lösungsbedarf.<br />

Hier kann und darf das Controlling seine speziellen<br />

Kompetenzen einbringen, und tut dies<br />

auch gerne. Mit entsprechen<strong>de</strong>m Optimismus<br />

und großem Engagement wird die Aufgabe angegangen.<br />

Oft kann das Controlling so seine Fach- und<br />

Metho<strong>de</strong>nkompetenz unter Beweis stellen, das<br />

Ansehen <strong>de</strong>r Funktion und <strong>de</strong>r involvierten Mitarbeiter<br />

steigern. Bei allem Optimismus: Projekte<br />

können auch scheitern, die Erwartungen<br />

<strong>de</strong>r Auftraggeber nicht erfüllt wer<strong>de</strong>n und damit<br />

einen unmittelbaren Einfluss auf die Reputation<br />

<strong>de</strong>s Controllings haben. Damit es nicht wie<strong>de</strong>r<br />

zurück zu <strong>de</strong>n Monatsberichten und Exceltabellen<br />

geht, sollten die folgen<strong>de</strong>n Fallstricke<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Fehlen<strong>de</strong> Vorbereitung<br />

Selbstbewusstsein ist per se keine schlechte<br />

Eigenschaft. Nicht für <strong>de</strong>n Einzelnen und nicht<br />

für eine gesamte Abteilung. Dies gilt auch für<br />

Flexibilität. Controller übernehmen dann<br />

kurzfristig auch komplexe Aufgaben. Am<br />

Donnerstag gibt es das Gespräch mit <strong>de</strong>r Unternehmensleitung<br />

und Montagmorgen sitzt<br />

<strong>de</strong>r Controller schon im Zug. Die vierstündige<br />

Fahrt wird dann zur Vorbereitung genutzt. Entsprechend<br />

beginnt schon das erste Gespräch.<br />

Die Ahnungslosigkeit <strong>de</strong>s Controllers bleibt <strong>de</strong>n<br />

Ansprechpartnern vor Ort nicht verborgen. Die<br />

Reaktionen schwanken zwischen Entsetzen<br />

und Belustigung.<br />

Ein, zwei Fragen bringen <strong>de</strong>n armen Controller<br />

schon ins Schleu<strong>de</strong>rn. Rückfragen an die Auftraggeber,<br />

hektisches Telefonieren mit Kollegen<br />

o<strong>de</strong>r Recherchen im Internet kosten rasch ein<br />

bis zwei Tage, welche dann bei <strong>de</strong>r Projektdurchführung<br />

fehlen. Genauso kritisch ist <strong>de</strong>r<br />

unverzügliche Reputationsverlust zu sehen.<br />

Destruktive Ansprechpartner genießen die<br />

Situation, lassen <strong>de</strong>n Controller auflaufen,<br />

zeigen falsche Richtungen auf und fragen einmal<br />

ganz informell nach, ob <strong>de</strong>r menschlich angenehme<br />

Controller nicht mit <strong>de</strong>r Aufgabe<br />

überfor<strong>de</strong>rt sein könnte.<br />

Um die eigene Unsicherheit wissend, fallen<br />

auch die Projektergebnisse aus. Je<strong>de</strong>r zweite<br />

Satz beginnt mit <strong>de</strong>r Möglichkeitsform, Alternativen<br />

wer<strong>de</strong>n angeschnitten, aber nicht bewertet,<br />

klare Aussagen vermie<strong>de</strong>n. Die Ratlosigkeit<br />

scheint zwischen <strong>de</strong>n Zeilen durch, auch für<br />

<strong>de</strong>n Berichtsempfänger.


CM November / Dezember 2012<br />

Zuviel versuchen<br />

Zwar han<strong>de</strong>lt es sich <strong>de</strong>finitionsgemäß bei<br />

einem Projekt um ein klar abgegrenztes Aufgabenfeld,<br />

in <strong>de</strong>r Praxis gibt es natürlich zahlreiche<br />

Anknüpfungspunkte und Verbindungen<br />

zu an<strong>de</strong>ren Unternehmensbereichen und externen<br />

Partnern. Insbeson<strong>de</strong>re Controller mit vielfältigen<br />

Erfahrungen wissen um die Wechselwirkungen<br />

und haben einen „Tunnelblick“ bewusst<br />

abgelegt. Allerdings besteht die Gefahr,<br />

dass das Projekt zu lange dauert, <strong>de</strong>r Bericht zu<br />

umfangreich wird und wichtige Kernfragen zu<br />

kurz kommen. Mit <strong>de</strong>m Anschnei<strong>de</strong>n einzelner<br />

Problemfel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Anführung weiterer Bereiche<br />

wird <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>de</strong>s Auftraggebers<br />

kaum Genüge getan.<br />

Hier hilft eine klare Fokussierung auf das<br />

Aufgabenfeld, wobei gleichzeitig festgelegt<br />

wird, was nicht dazu gehört. Gelegentliche<br />

Nachfragen beim Auftraggeber verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass dieser zu <strong>de</strong>r Einschätzung gelangt, dass<br />

das eigentliche Thema verfehlt wur<strong>de</strong>. Im Zweifel<br />

sind tiefere, <strong>de</strong>taillierte Aussagen einem generalistischen<br />

Überblick vorzuziehen.<br />

Nichteinbeziehung <strong>de</strong>r Partner<br />

von allen Beteiligten akzeptiert sein. Nicht alleine<br />

im Hinblick auf ihren Wahrheitsgehalt, son<strong>de</strong>rn<br />

auch auf ihre Relevanz.<br />

Verzicht auf Expertenwissen<br />

Controller können viel, aber nicht alles. Je<br />

nach Projektziel gilt es, dies gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Auftragsgeber einzuräumen und externes<br />

Wissen einzubeziehen. Sicherlich haben entsprechen<strong>de</strong><br />

Fachleute ihren Preis, aber da, wo<br />

<strong>de</strong>ren Expertise notwendig ist, besteht schlicht<br />

keine Alternative.<br />

Externe Fachleute sollten vor Projektbeginn<br />

schon in die Planung eingebun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, selbst um <strong>de</strong>n Preis eines späteren<br />

Projektabschlusses.<br />

Vernachlässigung <strong>de</strong>s Wertbeitrages<br />

Gerne betont das Controlling seinen Wertbeitrag,<br />

wenn dieser bei Standardaufgaben auch<br />

schwierig nachzuweisen ist. Bei entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Projekten kann dieser dagegen sehr<br />

Autor<br />

sollte man bei je<strong>de</strong>m Arbeitsschritt erwägen,<br />

was schlimmstenfalls passieren kann, wenn<br />

dieser nicht im Rahmen <strong>de</strong>s Projektes durchgeführt<br />

wird.<br />

Vernachlässigung <strong>de</strong>r<br />

Risikoorientierung<br />

Routine in <strong>de</strong>r Projektarbeit kann hilfreich<br />

sein, aber auch einengen. Die Auf<strong>de</strong>ckung<br />

von Risiken und Entwicklung einer adäquaten<br />

Strategie mit <strong>de</strong>ren Umgang ist<br />

wichtiger Bestandteil <strong>de</strong>r Controllingtätigkeit.<br />

Aber wie<strong>de</strong>r und wie<strong>de</strong>r die<br />

gleichen Be<strong>de</strong>nken zu formulieren, ruft bei<br />

<strong>de</strong>n Berichtsempfängern allenfalls gepflegte<br />

Langweile hervor. Die Berichtsempfänger<br />

dürfen neue, unorthodoxe Ansätze erwarten.<br />

Erhalten diese <strong>de</strong>n abschließen<strong>de</strong>n Bericht,<br />

soll gespannte Erwartung erfüllt wer<strong>de</strong>n. Hier<br />

geht es nicht um die schlichte Verifizierung<br />

<strong>de</strong>r bereits vorab festgelegten Meinung, ergänzt<br />

um umfangreiche Zahlenfriedhöfe.<br />

Die Vergangenheit hat oft gezeigt, dass Risiken<br />

da liegen, wo keiner damit rechnete. Controller,<br />

Die Unternehmensleitung wird wissen, warum<br />

das Controlling mit einem Projekt beauftragt<br />

wird und nicht die Ansprechpartner vor Ort<br />

über das Thema Bericht erstatten. Dabei dürfen<br />

diese Grün<strong>de</strong> durchaus bei Auftragsvergabe<br />

hinterfragt wer<strong>de</strong>n. Meistens wird eine<br />

neutrale, objektive Meinungsbildung gefor<strong>de</strong>rt,<br />

verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Expertise <strong>de</strong>s Controllings.<br />

Neutralität und Objektivität sind jedoch<br />

nicht mit Separatismus und Isolation zu verwechseln.<br />

Controller sollten laufend mit <strong>de</strong>n Partnern<br />

vor Ort kommunizieren. Zwar sind nicht<br />

ständig Zwischenstän<strong>de</strong> zu mel<strong>de</strong>n, aber die<br />

grundsätzliche Richtung <strong>de</strong>s Projektes kann<br />

und soll vermittelt wer<strong>de</strong>n. Häufig sind die Projektberichte<br />

Basis schwieriger, für die Beteiligten<br />

auch schmerzhafter Entscheidungen.<br />

Dennoch gilt es, die Betroffenen „mitzunehmen“.<br />

Über die Schlussfolgerungen kann und<br />

darf man unterschiedlicher Ansicht sein, die<br />

zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Daten müssen dagegen<br />

viel besser aufgezeigt wer<strong>de</strong>n. So anspruchsvoll<br />

es auch sein mag, eine Konzentration auf<br />

negative Aspekte zu vermei<strong>de</strong>n, zumal meistens<br />

negative Entwicklung <strong>de</strong>n Projektanlass<br />

darstellen, sollten diese <strong>de</strong>nnoch nicht vernachlässigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Will <strong>de</strong>r Controller nicht als „Hilfssheriff“ verstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, gilt es auch positive Punkte zu<br />

erwähnen und entsprechend chancenbasierte<br />

Ausblicke zu gestalten. Insbeson<strong>de</strong>re das Aneinan<strong>de</strong>rreihen<br />

zweitrangiger Fehler und formaler<br />

Prozessabweichungen kann diesem Anspruch<br />

nicht gerecht wer<strong>de</strong>n. Entsprechend<br />

Dipl.-Kfm. Thomas Schnei<strong>de</strong>r<br />

ist bei einem DAX 30 Konzern in Essen in <strong>de</strong>r Internen<br />

Revision tätig.<br />

E-Mail: s_tommy@web.<strong>de</strong><br />

die ihre Aufgabe so verstehen und wahrnehmen,<br />

wer<strong>de</strong>n gerne wie<strong>de</strong>r mit Projekten betraut,<br />

wobei keinem Beteiligten <strong>de</strong>r Ausgang<br />

vorher klar ist. Nicht <strong>de</strong>n Auftraggebern, nicht<br />

<strong>de</strong>n Fachverantwortlichen, nicht <strong>de</strong>n Controllern.<br />

Lei<strong>de</strong>r wissen nicht selten alle Beteiligten<br />

schon vor Projektbeginn, wie dieses durchzuführen<br />

ist und <strong>de</strong>r Bericht auszusehen hat.<br />

Dann darf sich kein Controller wun<strong>de</strong>rn, wenn<br />

dieser Bericht nach unmotiviertem Durchblättern<br />

rasch abgeheftet wird.<br />

33


Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />

Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen<br />

Fußball – Ein (un)mögliches Unterfangen?<br />

von Claudio Kasper<br />

34<br />

Der <strong>de</strong>utsche Profifußball ist in <strong>de</strong>n letzten<br />

zwanzig Jahren zu einem Milliar<strong>de</strong>ngeschäft<br />

gewor<strong>de</strong>n. Die Bun<strong>de</strong>sliga kann einen Rekordumsatz<br />

nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren vermel<strong>de</strong>n. 1 Gleichzeitig<br />

haben in die Vereine <strong>de</strong>r 1. und 2. Bun<strong>de</strong>sliga<br />

professionelle Managementstrukturen,<br />

gesteuert von hauptamtlichen Führungskräften,<br />

Einzug gehalten. Dennoch „erschüttern“<br />

immer wie<strong>de</strong>r Negativmeldungen über finanzielle<br />

Schieflagen einzelner Clubs die Branche.<br />

Wie <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sligareport 2012 zeigt, konnten<br />

die Bun<strong>de</strong>sligaclubs erst in <strong>de</strong>r Saison<br />

2010/2011 seit langem wie<strong>de</strong>r mehr Eigenkapital<br />

als Verbindlichkeiten ausweisen. 2 Die<br />

zweite Bun<strong>de</strong>sliga verzeichnet bereits in <strong>de</strong>r<br />

zweiten Saison in Folge ein negatives Eigenkapital<br />

über alle Clubs. 3<br />

Nachhaltiger sportlicher und wirtschaftlicher<br />

Erfolg sind immer noch die absolute<br />

Ausnahme. Abbildung 1 zeigt die Platzierungen<br />

verschie<strong>de</strong>ner Bun<strong>de</strong>sligaclubs in <strong>de</strong>n<br />

letzten 20 Jahren. Lediglich <strong>de</strong>m FC Bayern<br />

München ist es gelungen, über die gesamte<br />

Perio<strong>de</strong> erfolgreichen Fußball zu spielen. Der<br />

Einstieg von Audi und Adidas als strategische<br />

Investoren bei <strong>de</strong>n Bayern belegt, dass <strong>de</strong>r<br />

sportliche Erfolg durch soli<strong>de</strong>s Wirtschaften<br />

unterfüttert ist, welches <strong>de</strong>n Verein als ernsthaftes<br />

Investitionsobjekt interessant macht.<br />

Als Traditionsclub hatte <strong>de</strong>r 1. FC Kaiserslautern<br />

Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre eine gute<br />

Ausgangsposition, um im Konzert <strong>de</strong>r Großen<br />

in Deutschland mitzuspielen. Fehlentscheidungen<br />

und Missmanagement in <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

Deka<strong>de</strong> haben <strong>de</strong>n Club in die Zweitklassigkeit<br />

und nahe an die Insolvenz geführt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Rückkehr in das <strong>de</strong>utsche Oberhaus in<br />

<strong>de</strong>r Saison 2009/2010 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abwärtstrend<br />

zwischenzeitlich umgekehrt. In <strong>de</strong>r abgelaufenen<br />

Spielzeit konnte <strong>de</strong>r erneute Abstieg<br />

nicht verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der amtieren<strong>de</strong> Deutsche Meister Borussia<br />

Dortmund hat in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Deka<strong>de</strong>n<br />

bewegte Zeiten hinter sich. Nach <strong>de</strong>n Doppelmeisterschaften<br />

1995 und 1996 und <strong>de</strong>m<br />

Gewinn <strong>de</strong>r Champions League 1997, geht <strong>de</strong>r<br />

BVB als erster <strong>de</strong>utscher Club am 31.10.2000<br />

an die Börse. Die Meisterschaft 2002 ist noch<br />

einmal ein Highlight, danach geht es bergab.<br />

Die Insolvenz kann 2005 in letzter Sekun<strong>de</strong>,<br />

durch Verzicht <strong>de</strong>r Gläubiger und Austausch<br />

<strong>de</strong>s Führungspersonals, abgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren ist <strong>de</strong>m BVB ein beeindrucken<strong>de</strong>s<br />

Comeback gelungen. Es bleibt zu<br />

hoffen, dass die Vereinsführung ihre Schlüsse<br />

aus <strong>de</strong>n früheren Erfolgen und <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

Krise gezogen hat.<br />

Die hier aufgeführten wenigen Beispiele erwecken<br />

<strong>de</strong>n Eindruck, dass es im „Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

Bun<strong>de</strong>sligafußball“ strukturelle<br />

Defizite gibt, die nachhaltigen sportlichen<br />

und wirtschaftlichen Erfolg erschweren. Diese


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 1: Platzierung ausgewählter Clubs in <strong>de</strong>n letzten zwanzig Jahren<br />

Erfahrungen sind ein Grund, warum sich Vereinsvertreter<br />

in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit mit <strong>de</strong>r Formulierung<br />

von Zielen offensichtlich schwer tun.<br />

Befragt nach <strong>de</strong>n kurz- und mittelfristigen<br />

Zielen <strong>de</strong>s Clubs, wer<strong>de</strong>n dann in <strong>de</strong>r Regel<br />

Allgemeinplätze, wie z. B.: „Wir <strong>de</strong>nken nur von<br />

Spiel zu Spiel …“ kundgetan. Über einen längeren<br />

Zeitraum konsistente Aussagen zu <strong>de</strong>n<br />

Zielen eines Clubs fin<strong>de</strong>n sich kaum.<br />

Es drängt sich die Frage auf, ob Zielbildung<br />

und nachhaltige Verfolgung <strong>de</strong>r Ziele im<br />

Fußball ein unmögliches Unterfangen darstellen?<br />

Ziel dieses Artikels ist es, einen Blick<br />

hinter die Kulissen zu werfen und aus theoretischen<br />

Überlegungen heraus zu analysieren,<br />

warum dies gera<strong>de</strong> im professionellen Fußball<br />

so problematisch ist.<br />

Zieltheorie<br />

Das Onlinelexikon Wikipedia <strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>n Begriff<br />

Ziel, wie folgt: „Der Begriff Ziel bezeichnet einen<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft liegen<strong>de</strong>n, gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Gegenwärtigen im Allgemeinen verän<strong>de</strong>rten,<br />

erstrebenswerten und angestrebten Zustand<br />

(Zielvorgabe).Ein Ziel ist somit ein <strong>de</strong>finierter<br />

und angestrebter Endpunkt eines Prozesses,<br />

meist einer menschlichen Handlung. ‚Ziel‘<br />

benennt häufig <strong>de</strong>n Erfolg eines Projekts bzw.<br />

einer mehr o<strong>de</strong>r weniger aufwendigen Arbeit.“<br />

Der Begriff impliziert, dass:<br />

1. eine strukturierte Analyse <strong>de</strong>s gegenwärtigen<br />

Zustands vorgenommen wur<strong>de</strong>,<br />

2. mögliche Optionen <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

dieses Zustands durchgespielt und ihre<br />

Konsequenzen bewertet,<br />

3. eine Entscheidung für eine Option und <strong>de</strong>n<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n angestrebten Zustand<br />

getroffen wur<strong>de</strong>n und<br />

4. Maßnahmen festgelegt wer<strong>de</strong>n, wie dieser<br />

Zustand erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Abbildung 2 ver<strong>de</strong>utlicht, dass Zielbildung und<br />

Zieldiskussion Ausgangspunkt je<strong>de</strong>s Managementhan<strong>de</strong>lns<br />

sein müssen. Ziele sind in <strong>de</strong>n<br />

Dimensionen Zielinhalt (Was soll erreicht wer-<br />

Abb. 2: Zielbildung als Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Managementprozesses<br />

35


Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />

Abb. 3: Die <strong>de</strong>utsche professionelle Teamsportbranche<br />

36<br />

<strong>de</strong>n?), Zielbezug (Wann soll das Ziel erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n?) und Zielausmaß (Welcher Erfüllungsgrad<br />

ist vorgesehen?) zu <strong>de</strong>finieren. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>s Zielinhalts lassen sich:<br />

· Sachziele – Beantworten die Frage, was<br />

das Tätigkeitsfeld <strong>de</strong>s Unternehmens sein<br />

soll (Dienstleistungen, Industrieprodukte);<br />

· Formalziele – Beziehen sich auf die<br />

angestrebte wirtschaftliche und finanzielle<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens (Umsatz,<br />

Rendite etc.);<br />

· Sozial- bzw. Humanziele – Beschreiben<br />

die erwünschten Verhaltensweisen gegenüber<br />

bestimmten Interessengruppen (Fans,<br />

Kun<strong>de</strong>n, Mitarbeiter);<br />

Autor<br />

· Ökologische Ziele – Beantworten die<br />

Frage, wie das Unternehmen mit natürlichen<br />

Ressourcen und <strong>de</strong>m Umweltschutz umgehen<br />

möchte;<br />

unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Einflussfaktoren auf die<br />

Zielbildung im Fußball<br />

Zu einer Analyse <strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Zielbildung<br />

im professionellen Fußball gehört die<br />

I<strong>de</strong>ntifikation und Beschreibung <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

Einflussfaktoren, <strong>de</strong>nen die Clubs in<br />

diesem Bereich ausgesetzt sind. Abbildung 3<br />

gibt einen Überblick über die Branche <strong>de</strong>s<br />

Dipl.-Kfm. Claudio Kasper, MBA<br />

ist als Leiter Konzerncontrolling beim FC Gelsenkirchen-Schalke<br />

04 e.V. verantwortlich für die Planung und das Controlling<br />

<strong>de</strong>s Clubs. Vor seiner Tätigkeit für die Königsblauen hat er beim<br />

1. FC Kaiserslautern e.V. das Controlling verantwortet.<br />

E-Mail: claudio.kasper@schalke04.<strong>de</strong><br />

professionellen Teamsports in Deutschland mit<br />

<strong>de</strong>n Sportarten Fußball, Eishockey, Basketball<br />

und Handball.<br />

Aus ihrer Makroumwelt sind die Clubs Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in Wirtschaft, Gesellschaft, Rechtssystem<br />

und Technik ausgesetzt, die, wie z. B.<br />

das „Bosman-Urteil“ o<strong>de</strong>r die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Internets, erheblichen Einfluss auf das<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>ll nehmen können.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Mikroumwelt konkurrieren die<br />

Vereine in <strong>de</strong>n professionellen Teamsportligen<br />

auf <strong>de</strong>r Lieferantenseite um die wenigen<br />

sportlichen Talente und erfahrenen Führungskräfte,<br />

<strong>de</strong>n Zugang zu Sponsoren, <strong>de</strong>n Kapitalmarkt,<br />

die notwendige Infrastruktur (Stadien<br />

und Hallen) sowie um die wenigen Lizenzen,<br />

die zur Teilnahme an <strong>de</strong>n Wettbewerben in <strong>de</strong>n<br />

(Bun<strong>de</strong>s-)Ligen berechtigen. Auf <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nseite<br />

herrscht ein harter Wettbewerb hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Vermarktungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Produkte<br />

<strong>de</strong>s Teamsports, insbeson<strong>de</strong>re bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>zeiten im TV. Die Zuschauer,<br />

Dienstleistungskun<strong>de</strong>n und Sponsoren müssen<br />

sich entschei<strong>de</strong>n, für welchen Verein sie


CM November / Dezember 2012<br />

ihr Budget einsetzen wollen. Erschwert wird<br />

diese Entscheidung durch das Auftreten potenzieller<br />

Konkurrenten aus <strong>de</strong>m Ausland<br />

(internationale Club-Wettbewerbe, NFL, NBA<br />

etc.), die mit ihrem Angebot auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Markt drängen. Zusätzlich kann <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

noch zwischen einer breiten Palette von Substitutionsprodukten<br />

<strong>de</strong>r Unterhaltungsindustrie<br />

(z. B. Kino, Theater etc.) wählen. Potenziert<br />

wird diese Wettbewerbssituation durch <strong>de</strong>n<br />

Wettbewerb auf allen hier aufgeführten Fel<strong>de</strong>rn<br />

zwischen <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen, in Deutschland<br />

professionell betriebenen Teamsportarten<br />

und innerhalb <strong>de</strong>r Ligen.<br />

Aus allen Umweltebenen wirken Stakehol<strong>de</strong>r(gruppen)<br />

auf <strong>de</strong>n Zielbildungsprozess<br />

in einem Fußballclub ein. Den direktesten<br />

Einfluss haben natürlich das Top-Management<br />

und seine Kontrollorgane. Deren Kernaufgabe,<br />

neben <strong>de</strong>r operativen Führung, liegt in<br />

<strong>de</strong>r strategischen Ausrichtung und <strong>de</strong>m Aufbau<br />

von Erfolgspotenzialen, die künftig die Existenz<br />

<strong>de</strong>s Clubs sichern sollen. Zum „inneren Zirkel“<br />

eines Clubs zählen die Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Verwaltung und <strong>de</strong>s sportlichen Bereichs,<br />

sowie die Mitglie<strong>de</strong>r und Anteilseigner. Den<br />

Mitarbeitern obliegt letztlich zum größten Teil<br />

die Zielumsetzung. Folglich nehmen sie im Umsetzungsprozess<br />

Einfluss auf die Zielkorrektur<br />

und -anpassung. Mitglie<strong>de</strong>r und Anteilseigener<br />

wer<strong>de</strong>n oft dann massiv aktiv, wenn die vereinbarten<br />

sportlichen und wirtschaftlichen Ziele<br />

nicht erreicht wur<strong>de</strong>n bzw. ihre Umsetzung in<br />

Gefahr ist.<br />

Abb. 4: Das Zieldreieck im Profifußball<br />

Einen wesentlichen Einfluss auf die Zielbildung<br />

im Club nehmen die nationalen und<br />

internationalen Verbän<strong>de</strong> als Organisatoren<br />

<strong>de</strong>s Spielbetriebs. Clubs, die im <strong>de</strong>utschen<br />

Profifußball am Wettbewerb teilnehmen<br />

wollen, müssen sich <strong>de</strong>n Satzungen und Ordnungen<br />

<strong>de</strong>s DFB und <strong>de</strong>s „Die Liga- Fußballverband<br />

e.V.“ (nachfolgend kurz Ligaverband genannt)<br />

unterwerfen und für je<strong>de</strong> Spielzeit eine<br />

Lizenz beim Ligaverband erwerben. Alle Clubs<br />

<strong>de</strong>r 1. und 2. Bun<strong>de</strong>sliga sind Mitglied im Ligaverband.<br />

Als Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Ligaverbands setzen<br />

sich die Clubs mit <strong>de</strong>r Lizenzierungsordnung<br />

ihr eigenes Regelwerk, welches die Teilnahme<br />

am Spielbetrieb organisiert. Befürchtungen,<br />

dass durch diese institutionellen<br />

Strukturen das Lizenzierungsverfahren aufgeweicht<br />

wer<strong>de</strong>n könnte, haben sich als unbegrün<strong>de</strong>t<br />

erwiesen. Im Gegenteil: Die Lizenzierungsordnung<br />

ist in <strong>de</strong>n letzten Jahren weiter<br />

verschärft wor<strong>de</strong>n. Eine zusätzliche Dynamik<br />

hat dieser Prozess in <strong>de</strong>n letzten Monaten<br />

durch das Financial-Fair-Play-Project <strong>de</strong>r UEFA<br />

erfahren.<br />

Primäres Ziel <strong>de</strong>s Lizenzierungsverfahrens<br />

ist die Sicherstellung <strong>de</strong>s Spielbetriebs. Daneben<br />

sollen das öffentliche Image und die Vermarktungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s professionellen Fußballs<br />

verbessert, die Integrität <strong>de</strong>s Wettbewerbs<br />

sowie Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Liga gesichert und professionelle<br />

Strukturen in <strong>de</strong>n Clubs geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Um<br />

diese Ziele zu erreichen, hat <strong>de</strong>r Ligaverband<br />

Kriterien in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Fel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Vereinsmanagements <strong>de</strong>finiert. Neben <strong>de</strong>n<br />

Kriterien bzgl. <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Clubs sind dies sportliche, rechtliche,<br />

personell-administrative, infrastrukturellsicherheitstechnische,<br />

spielorganisatorische<br />

und medientechnische Kriterien.<br />

Im Mittelpunkt stehen zweifelsohne die wirtschaftlichen<br />

Aspekte. Zur Erfüllung dieser Kriterien<br />

muss je<strong>de</strong>r Club mittlerweile vor und<br />

während einer Spielzeit umfassend über seine<br />

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie die<br />

Planungen für die aktuelle und kommen<strong>de</strong><br />

Spielzeit Auskunft geben. Entschei<strong>de</strong>nd für<br />

die Erteilung einer Lizenz ist die Tatsache,<br />

dass <strong>de</strong>r Club für die betreffen<strong>de</strong> Spielzeit<br />

eine positive Ausstattung mit liqui<strong>de</strong>n Mitteln<br />

nachweist. Gelingt dieser Nachweis nicht<br />

überzeugend, so verfügt <strong>de</strong>r Ligaverband über<br />

Sanktionsmöglichkeiten bis hin zum Punktabzug<br />

o<strong>de</strong>r Lizenzentzug. Damit kann <strong>de</strong>r Lizenzgeber<br />

massiv in die Zielbildung <strong>de</strong>r Clubs eingreifen<br />

und setzt mit seinem Regelwerk wichtige<br />

„Leitplanken“, die im Rahmen <strong>de</strong>r Ziel<strong>de</strong>finition<br />

ins Kalkül gezogen wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

Abhängig von <strong>de</strong>r individuellen Situation je<strong>de</strong>s<br />

Vereins nehmen zusätzlich Sponsoren, Vermarktungsagenturen,<br />

Firmenkun<strong>de</strong>n, Zuschauer,<br />

Fans, Investoren und kommunale Entscheidungsträger<br />

in unterschiedlicher Intensität und<br />

zu verschie<strong>de</strong>nen Zeitpunkten Einfluss auf die<br />

Zielbildung und -erreichung.<br />

Eine beson<strong>de</strong>re Rolle fällt <strong>de</strong>n Medien zu.<br />

Obschon sie nicht direkt in <strong>de</strong>n Prozess <strong>de</strong>r<br />

Zielbildung eingebun<strong>de</strong>n sind, ist die These<br />

wohl nicht beson<strong>de</strong>rs gewagt, dass sie einen<br />

massiven Einfluss auf das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Vereinsführung<br />

nehmen (können). Damit wir uns nicht<br />

missverstehen: Die Medien gehören zum Bun<strong>de</strong>sligaalltag.<br />

Ohne die mediale Omnipräsenz<br />

<strong>de</strong>s Fußballs wären die enormen Umsatzzuwächse<br />

<strong>de</strong>r letzten Jahrzehnte, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r zentralen TV-Vermarktung,<br />

nicht zu realisieren gewesen. Mittlerweile muss<br />

allerdings je<strong>de</strong>r Tag mit sogenannten „News“<br />

aus <strong>de</strong>r Sportbranche gefüllt wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r<br />

Suche nach Content wird je<strong>de</strong>r Schritt <strong>de</strong>r Fußballprofis<br />

und <strong>de</strong>r Verantwortlichen zur Nachricht.<br />

Gera<strong>de</strong> in Krisenzeiten ist <strong>de</strong>r Druck<br />

auf die Führungskräfte enorm. Wohl in kaum<br />

37


Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />

38<br />

einer an<strong>de</strong>ren Branche, auch nicht in <strong>de</strong>r Politik,<br />

müssen die Verantwortlichen in so kurzen<br />

Intervallen öffentlich Rechenschaft über ihr<br />

Han<strong>de</strong>ln ablegen und wer<strong>de</strong>n ihre Interviews<br />

aus <strong>de</strong>r Vorwoche auf Konsistenz zu <strong>de</strong>n aktuellen<br />

Aussagen und zum Tabellenstand geprüft.<br />

In einem solchen Umfeld wird das Festhalten an<br />

langfristigen Zielen und Strategien zur Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Die getroffenen Aussagen zu <strong>de</strong>n Einflussfaktoren<br />

auf die Zieldiskussion im Profifußball<br />

liefern natürlich nur ein grobes Raster, die tatsächlichen<br />

Umstän<strong>de</strong> müssen clubindividuell<br />

analysiert und diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Zielsystem von Fußballclubs<br />

Nähert man sich in einem ersten Ansatz eines<br />

möglichen Zielsystems von Fußballclubs, so<br />

überrascht es nicht, dass die Ziellandschaft<br />

heterogen und facettenreich ist. Um unserem<br />

Vorgehen eine nachvollziehbare Struktur zu<br />

geben, soll als Navigationsinstrument das in<br />

Abbildung 4 dargestellte „Zieldreieck <strong>de</strong>s<br />

Profifußballs“ fungieren.<br />

Die Darstellung unterstellt, dass <strong>de</strong>r Zielbildungsprozess<br />

von <strong>de</strong>r Prämisse <strong>de</strong>r Existenzsicherung<br />

geleitet wird. Das heißt, dass sämtliche<br />

Handlungen und Zielsetzungen <strong>de</strong>r Verantwortlichen<br />

immer darauf ausgerichtet sind<br />

das Überleben <strong>de</strong>s Clubs zu gewährleisten. Um<br />

dieses Metaziel zu erreichen, sind sportliche,<br />

ökonomische und soziale Zielsetzungen miteinan<strong>de</strong>r<br />

in Einklang zu bringen.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n soll je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zielkategorien kurz<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m dies geschehen<br />

ist, wer<strong>de</strong>n die Zielbeziehungen diskutiert.<br />

Sportliche Ziele<br />

Im Hinblick auf die sportlichen Ziele einer<br />

Mannschaft lassen sich aus <strong>de</strong>n Statements<br />

von Trainern und Spielern in <strong>de</strong>r Regel nur wenige<br />

Rückschlüsse ziehen. Es hat sich in <strong>de</strong>r<br />

gesamten Bun<strong>de</strong>sliga eingebürgert, nur „von<br />

Spiel zu Spiel“ zu <strong>de</strong>nken. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>s Medienechos im Falle einer Zielverfehlung<br />

ist dieses Verhalten nachvollziehbar.<br />

Eine erfolgreiche Vereinsführung muss allerdings<br />

eine klare Vorstellung bezüglich<br />

<strong>de</strong>r kurzfristigen sportlichen Ziele und <strong>de</strong>s<br />

langfristigen Entwicklungspotenzials von<br />

Mannschaft und Trainerteam entwickeln.<br />

Ist die sportliche Zielsetzung <strong>de</strong>finiert, müssen<br />

Maßnahmen (wie z. B. <strong>de</strong>r Kauf von Spielern,<br />

die Entwicklung einer vereinseigenen Spielphilosophie)<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert und umgesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

um das Team in die Lage zu versetzen, die Zielsetzung<br />

zu erfüllen.<br />

Im Hinblick auf die Spannung in <strong>de</strong>r Liga sind<br />

die Ergebnisse <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sligawochenen<strong>de</strong>n<br />

glücklicherweise nur schwer vorhersag- und<br />

planbar. Hieraus resultiert bei Akteuren <strong>de</strong>r<br />

Branche schnell <strong>de</strong>r Reflex, dass eine Planung<br />

<strong>de</strong>s sportlichen Erfolgs unmöglich,<br />

o<strong>de</strong>r schlimmer unnötig, ist, da sie sowieso<br />

nicht eingehalten wer<strong>de</strong>n kann. Ursächlich für<br />

diese Verhaltensweise ist aus Sicht <strong>de</strong>s Autors<br />

ein Missverständnis im Hinblick auf die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Planung. Zu oft wird diese im<br />

Sinne eines Budgets verstan<strong>de</strong>n, an welches<br />

sich die Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n nach Erarbeitung „sklavisch“<br />

zu orientieren haben. Der Autor ist <strong>de</strong>r<br />

Überzeugung, dass ein Verständnis von Planung<br />

als die gedankliche Vorwegnahme und<br />

das Durchspielen verschie<strong>de</strong>ner Szenarien,<br />

ähnlich wie es die Besatzung von Schiffen und<br />

Flugzeugen für <strong>de</strong>n Ernstfall probt, zweckmäßiger<br />

ist. Ziel <strong>de</strong>r Planung sollte es sein, die<br />

Konsequenzen verschie<strong>de</strong>ner Entwicklungen<br />

möglichst weit im Vorhinein abschätzen zu<br />

können, um für <strong>de</strong>n Falle ihres Eintritts Handlungssicherheit<br />

zu gewinnen.<br />

Im Normalfall ist es möglich, <strong>de</strong>n sportlichen<br />

Erfolg <strong>de</strong>r Mannschaft in einer wahrscheinlichen<br />

Bandbreite anzugeben. Problematisch<br />

dabei ist nicht unbedingt das Verfehlen<br />

<strong>de</strong>s Ziels um ein o<strong>de</strong>r zwei Tabellenplätze.<br />

Zwar hängen nahezu alle Erlösströme mehr<br />

o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r vom sportlichen Erfolg ab, also die<br />

Ticket- und Merchandisingeinnahmen, die TV-<br />

Einnahmen aus <strong>de</strong>r Zentralvermarktung <strong>de</strong>r<br />

Fernsehrechte und die Sponsoren- und Werbeeinnahmen.<br />

Akut spürbar wird diese Abhängigkeit<br />

allerdings nur in bestimmten Sphären <strong>de</strong>r<br />

Tabelle. So macht es einen Unterschied, ob sich<br />

eine Mannschaft für die Europa League o<strong>de</strong>r für<br />

die Champions League qualifiziert. Die Konsequenzen<br />

zwischen Abstieg und Nichtabstieg<br />

sind für die betroffenen Clubs erheblich, teilweise<br />

existenzbedrohend.<br />

Um diese negativen Effekte zu vermei<strong>de</strong>n, gehen<br />

die Clubs hohe Risiken ein. Gera<strong>de</strong> Teams,<br />

die <strong>de</strong>m Abstiegsgespenst entfliehen wollen,<br />

neigen mitunter zu „Kurzschlussreaktionen“.<br />

Die Entlassung <strong>de</strong>s Trainers mit einer<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Abfindung o<strong>de</strong>r die Verpflichtung<br />

teurer Spieler in <strong>de</strong>r Winterpause sollen<br />

<strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Gang in die Zweit- o<strong>de</strong>r Drittklassigkeit<br />

mit allen Mitteln verhin<strong>de</strong>rn. Im<br />

sportlichen Wettbewerb <strong>de</strong>r Clubs entstehen<br />

somit <strong>de</strong>r Drang zur Hyperaktivität und die<br />

latente Gefahr <strong>de</strong>r Überinvestition in die Spielstärke<br />

<strong>de</strong>s Teams.<br />

Theoretische Überlegungen zu diesem Phänomen<br />

wur<strong>de</strong>n bereits 1979 von Akerlof angestellt.<br />

Er führte hierfür <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s „rat<br />

race“ in die ökonomische Literatur ein. 4<br />

Grundlage war das im Labor beobachtbare<br />

Verhalten von Ratten, die im Rennen um ein<br />

Stück Käse ihre Geschwindigkeit bis hin zur<br />

Gefährdung <strong>de</strong>r eigenen Gesundheit erhöhten,<br />

ohne dass dieser zusätzlichen Energieinvestition<br />

eine zusätzliche Belohnung in Form eines<br />

wachsen<strong>de</strong>n Stücks Käse gegenüberstand.<br />

Charakteristisch für diese Wettbewerbssituationen<br />

ist, dass die Entlohnung eines Akteurs<br />

ausschließlich von seinem Rang in einem<br />

direkten Leistungsvergleich mit seinen<br />

Konkurrenten abhängt. Weiterhin kennzeichnend<br />

ist, dass <strong>de</strong>r zu erringen<strong>de</strong> Preis in <strong>de</strong>r<br />

Regel klar <strong>de</strong>finiert ist und im Hinblick auf <strong>de</strong>n<br />

steigen<strong>de</strong>n Einsatz unterproportional o<strong>de</strong>r<br />

überhaupt nicht anwächst. 5 Weitere wesentliche<br />

Voraussetzung ist das Vorliegen von Informations<strong>de</strong>fiziten<br />

bei <strong>de</strong>n beteiligten Akteuren,<br />

so dass diese nur begrenzt rational han<strong>de</strong>ln<br />

können.<br />

Eskalationsför<strong>de</strong>rnd wirken sich bei Rattenrennen<br />

hohe Belohnungsunterschie<strong>de</strong> zwischen<br />

einzelnen Rängen aus. Ist <strong>de</strong>r Unterschied<br />

zwischen Entlohnungsstufen sehr <strong>de</strong>utlich, so<br />

besteht bei Rattenrennen ein individuell hoher<br />

Anreiz, die eigene Intensität überproportional<br />

zu steigern, um die nächsthöhere Belohnungsstufe<br />

zu erreichen bzw. die nächstniedrigere<br />

zu vermei<strong>de</strong>n. 6 Unter Belohnung dürfen dabei<br />

nicht nur monetäre Mittel verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Eskalationsför<strong>de</strong>rnd wirken sich beispielsweise


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 5: I<strong>de</strong>altypischer Zu- und Abfluss liqui<strong>de</strong>r Mittel während einer Spielzeit<br />

ein hoher Machtzuwachs durch das Erreichen<br />

eines besseren Ranges o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zuwachs an<br />

Prestige und öffentlicher Wahrnehmung aus,<br />

wie sie z. B. ein <strong>de</strong>utscher Meistertitel mit sich<br />

bringt. 7<br />

Teamsportwettbewerbe sind Rennen mit<br />

einer hohen Intensität. Die Intensität wird<br />

geför<strong>de</strong>rt durch:<br />

1. die hohe Transparenz <strong>de</strong>r Leistung, die<br />

je<strong>de</strong>n Spieltag anhand <strong>de</strong>r Tabelle abzulesen<br />

ist;<br />

2. die hohen Belohnungsunterschie<strong>de</strong> zwischen<br />

<strong>de</strong>n ersten Rängen (Meisterschaft,<br />

Teilnahme an internationalen Wettbewerben),<br />

<strong>de</strong>n mittleren und <strong>de</strong>n letzten Plätzen,<br />

wo die Gefahr <strong>de</strong>s Abstiegs und damit <strong>de</strong>r<br />

Verlust eines Teils <strong>de</strong>r ligaspezifischen Investitionen<br />

droht;<br />

3. die Eigenschaft von Meisterschaftsrennen<br />

als natürliches Monopol; da es nur „ein Rennen“<br />

um die nationale Meisterschaft gibt,<br />

können Akteure nicht auf ein an<strong>de</strong>res Wettbewerbsfeld<br />

ausweichen, wie dies zum Beispiel<br />

in Rennen um Beför<strong>de</strong>rungen in einem<br />

Konzern, durch <strong>de</strong>n Wechsel <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

möglich wäre;<br />

4. die liberalen Regeln auf <strong>de</strong>n Spielertransfermärkten,<br />

die einen regen Austausch<br />

von Spielern för<strong>de</strong>rn;<br />

5. die hohe Fluktuation, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

sportlich Verantwortlichen, die in <strong>de</strong>r Regel<br />

die Konsequenzen einer schlechten Einkaufspolitik<br />

nur bis zu ihrer Entlassung<br />

tragen müssen sowie<br />

6. das gesteigerte öffentliche Interesse an<br />

Teamsportwettbewerben, insbeson<strong>de</strong>re auf<br />

<strong>de</strong>r höchsten nationalen Ligaebene, und das<br />

Prestige, welches mit <strong>de</strong>m Gewinn <strong>de</strong>r Meisterschaft<br />

verbun<strong>de</strong>n ist. 8<br />

Diese theoretischen Überlegungen erklären,<br />

warum es für die Clubmanager so „verlockend“<br />

ist, riskante Kurzschlussentscheidungen zu<br />

treffen, um vielleicht doch noch die internationalen<br />

Wettbewerbe zu erreichen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abstieg<br />

zu vermei<strong>de</strong>n. Damit wer<strong>de</strong>n oft die<br />

langfristigen Zielsetzungen gefähr<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r<br />

gänzlich „über Bord“ geworfen.<br />

Um die negativen Effekte <strong>de</strong>s Positionsrennens<br />

abzumil<strong>de</strong>rn, sind die regulatorischen Eingriffe<br />

<strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong> gefragt. Das wichtigste Instrument<br />

hierfür in Deutschland ist das bereits beschriebene<br />

Lizenzierungsverfahren <strong>de</strong>s Ligaverbands.<br />

Weitere Instrumente, die immer<br />

wie<strong>de</strong>r diskutiert bzw. in an<strong>de</strong>ren Sportarten,<br />

vor allem in Nordamerika zum Einsatz kommen,<br />

sind Begrenzungen <strong>de</strong>r Spielergehälter (sogenannte<br />

Salary Caps), die Abschaffung <strong>de</strong>s<br />

sportlichen Abstiegs, wie im <strong>de</strong>utschen Eishockey,<br />

o<strong>de</strong>r Regeln für <strong>de</strong>n Transfer von Spielern.<br />

All diese Regelungen haben spezifische<br />

Vor- und Nachteile. Ihr Einsatz und ihre Kombination<br />

müssen wohl überlegt und austariert<br />

erfolgen, um das verletzliche Gleichgewicht<br />

im sportlichen Wettbewerb nicht zu zerstören.<br />

Wirtschaftliche Ziele – o<strong>de</strong>r ist Gewinn<br />

ein primäres Ziel im Fußball?<br />

Direkt mit <strong>de</strong>m sportlichen Erfolg <strong>de</strong>s Teams ist<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftliche Erfolg eines Vereins verknüpft.<br />

Wirtschaftlicher Erfolg kann in <strong>de</strong>n Kategorien<br />

Sicherung <strong>de</strong>r Liquiditätsbasis, Erzielung<br />

eines Jahresüberschusses o<strong>de</strong>r Steigerung<br />

<strong>de</strong>r Umsatzerlöse ausgedrückt wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r ökonomischen Literatur zum Management<br />

von Profifußballclubs und <strong>de</strong>r Diskussion in <strong>de</strong>n<br />

Medien wird die Gewinnerzielungsabsicht,<br />

39


Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />

40<br />

wenn nicht direkt als solches ausgegeben, zumin<strong>de</strong>st<br />

aber implizit, als primäres ökonomisches<br />

Ziel unterstellt. Der Autor ist <strong>de</strong>r Überzeugung,<br />

dass diese Sichtweise geprägt von<br />

<strong>de</strong>r klassischen Betriebswirtschaft und für die<br />

meisten Clubs unzutreffend ist.<br />

Aus ihrer Tradition als gemeinnützige Vereine,<br />

ihren Organisations- (vor allem <strong>de</strong>n<br />

Rechtsformen) und Eigentümerstrukturen (mittelbar<br />

o<strong>de</strong>r unmittelbar „gehören“ die Clubs in<br />

<strong>de</strong>r Regel ihren Mitglie<strong>de</strong>rn) sowie <strong>de</strong>m originären<br />

Wettbewerbsmo<strong>de</strong>ll, welches auf die<br />

Maximierung <strong>de</strong>s sportlichen Erfolgs ausgerichtet<br />

ist, ergibt sich kein unmittelbarer<br />

Zwang, positive monetäre Renditen zu erwirtschaften<br />

und diese an die Eigentümer<br />

auszuschütten. Das Management <strong>de</strong>r Clubs<br />

wird nicht daran gemessen! Selbst <strong>de</strong>r Deutsche<br />

Meister Borussia Dortmund, <strong>de</strong>r seit<br />

2000 als einziger <strong>de</strong>utscher Verein an <strong>de</strong>r Börse<br />

gelistet ist, hat bisher noch nie eine Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

an seine Aktionäre gezahlt! Unzweifelhaft ist<br />

allerdings, dass ein nachhaltig erfolgreiches<br />

Wirtschaften die Potenz eines Clubs steigert,<br />

um in <strong>de</strong>n Lizenzspielerka<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die Infrastruktur<br />

zu investieren. Der Rekordmeister Bayern<br />

München liefert hierfür das eindrucksvollste<br />

Beispiel. Dem bayrischen Club ist es<br />

gelungen, durch nachhaltiges Management<br />

unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> von Uli Hoeneß, in <strong>de</strong>n letzten<br />

dreißig Jahren einen profitablen Fußballkonzern<br />

aufzubauen, <strong>de</strong>r regelmäßig<br />

„schwarze Zahlen schreibt“.<br />

Die primäre wirtschaftliche Zielsetzung <strong>de</strong>r<br />

meisten Clubs ist die kurz- und mittelfristige<br />

Sicherung einer ausreichen<strong>de</strong>n Liquiditätsbasis.<br />

Wie Negativbeispiele <strong>de</strong>r letzten Jahre (Arminia<br />

Bielefeld, Alemannia Aachen, 1860 München)<br />

zeigen, ist eine belastbare Liquiditätsplanung<br />

eines <strong>de</strong>r Hauptprobleme <strong>de</strong>r<br />

Clubs. Die Ursachen hierfür sind, neben einer<br />

im Vergleich zum Umsatz geringen Ressourcenausstattung<br />

<strong>de</strong>r Finanz- und Controllingabteilungen,<br />

im Businessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Fußballbranche<br />

zu suchen. Abbildung 5 zeigt <strong>de</strong>n<br />

i<strong>de</strong>altypischen Cash-Zu-/Abfluss während einer<br />

Spielzeit.<br />

Beginnend im Juni bis En<strong>de</strong> August eines Jahres<br />

gehen <strong>de</strong>n Clubs die Einnahmen aus Dauerkarten,<br />

Logen- und VIP-Tickets sowie <strong>de</strong>r<br />

Großteil <strong>de</strong>r Sponsorengel<strong>de</strong>r für die kommen<strong>de</strong><br />

Spielzeit zu. Allein <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>r Dauerkarten<br />

spült, in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Gegebenheiten<br />

<strong>de</strong>s einzelnen Clubs, bereits zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Saison bis zu zwei Drittel <strong>de</strong>r Ticketeinnahmen<br />

in die Kasse. Bei <strong>de</strong>n Sponsorengel<strong>de</strong>rn<br />

sind Ratenzahlungen nur für Haupt- und<br />

wenige Großsponsoren zu Beginn <strong>de</strong>r Hin- und<br />

Rückrun<strong>de</strong> die Regel. Über die Saison verteilt<br />

fließen als regelmäßige Cashzuflüsse hauptsächlich<br />

die vier Raten aus <strong>de</strong>r Zentralvermarktung<br />

<strong>de</strong>r TV-Einnahmen, die Einnahmen aus<br />

<strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r Tagestickets sowie die Umsätze<br />

an Spieltagen aus <strong>de</strong>m Public Catering und<br />

<strong>de</strong>m Verkauf von Fanartikeln.<br />

Ist die „Kriegskasse“ zu Beginn <strong>de</strong>r Spielzeit<br />

or<strong>de</strong>ntlich gefüllt, so wird diese schnell geleert<br />

durch die Zahlung <strong>de</strong>r Transferraten aus <strong>de</strong>n<br />

Sommertransfers und für die Honorare <strong>de</strong>r<br />

Spielerberater, die oft im September/Oktober<br />

fällig wer<strong>de</strong>n. Während ein Großteil <strong>de</strong>r Einzahlungen,<br />

wie oben beschrieben, punktuell erfolgt,<br />

ist <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r Auszahlungen über die<br />

Spielzeit verteilt. Die Auszahlungen für Spielergehälter,<br />

Punkt- und Einsatzprämien sowie die<br />

Unterhaltung <strong>de</strong>s Stadions führen zu einem<br />

kontinuierlichen Abfluss liqui<strong>de</strong>r Mittel in <strong>de</strong>n<br />

Folgemonaten. Diese Asynchronität <strong>de</strong>r Mittelzu-<br />

und abflüsse und die Schwierigkeit<br />

<strong>de</strong>r Planbarkeit <strong>de</strong>s sportlichen Erfolgs machen<br />

eine Liquiditätsplanung im Profifußball<br />

beson<strong>de</strong>rs herausfor<strong>de</strong>rnd. Die Clubs<br />

müssen quasi weit vor Beginn <strong>de</strong>r Saison über<br />

eine <strong>de</strong>taillierte integrierte Planung verfügen<br />

und dann die Disziplin aufbringen, sich – vor<br />

allem während <strong>de</strong>r ersten Transferperio<strong>de</strong> –<br />

daran zu halten.<br />

Beson<strong>de</strong>rs zu Beginn <strong>de</strong>r Spielzeit ist die Versuchung<br />

naturgemäß beson<strong>de</strong>rs groß die Liquiditätsbasis<br />

für die gesamte Spielzeit zu erodieren.<br />

Wenn die Konten übervoll, vielversprechen<strong>de</strong><br />

Spieler auf <strong>de</strong>m Transfermarkt zu haben sind,<br />

die Spielerberater sich in <strong>de</strong>n Vorstandsetagen<br />

die Klinke in die Hand geben und die Konkurrenten<br />

in <strong>de</strong>r Liga fleißig auf Einkaufstour gehen,<br />

bedarf es entsprechen<strong>de</strong>r Instrumente<br />

und Disziplin, um zu vermei<strong>de</strong>n, dass die sportliche<br />

Leitung Transfers tätigt, die bereits zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Spielzeit die Saisonbudgets über <strong>de</strong>n<br />

<strong>Haufe</strong>n werfen. Die Konsequenzen einer verfehlten<br />

Einkaufspolitik wer<strong>de</strong>n regelmäßig im<br />

April und Mai <strong>de</strong>s Folgejahres sichtbar, wenn<br />

die sportlichen Ziele nicht erreicht wur<strong>de</strong>n und<br />

die finanziellen Spielräume zur Begleichung <strong>de</strong>r<br />

Personalkosten und offener Rechnungen stark<br />

eingeschränkt sind.<br />

Eine Möglichkeit, sich vom sportlichen Erfolg<br />

unabhängiger zu machen und laufen<strong>de</strong> Liquiditätszuflüsse<br />

über die Spielzeit zu generieren,<br />

besteht in <strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls<br />

<strong>de</strong>r Clubs in sportnahe Geschäftsbereiche.<br />

Hierdurch soll ein nachhaltiges Umsatzwachstum<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n. Klassisch sind<br />

das Angebot gastronomischer Einrichtungen in<br />

und um die Spielstätte sowie <strong>de</strong>r Einstieg in das<br />

Geschäft mit Groß- und Kleinveranstaltungen,<br />

wie Konferenzen, Messen und Konzerte. Die<br />

Gründung eigener Gesundheits- und Rehabilitationszentren<br />

sowie <strong>de</strong>r Einstieg in die Produktion<br />

von Sport- und Freizeitmo<strong>de</strong> – neben <strong>de</strong>m<br />

klassischen Merchandising – stellen weitere<br />

naheliegen<strong>de</strong> Geschäftsfel<strong>de</strong>r dar. Bisher ist<br />

dabei eine wirkliche, nachhaltige Verbreiterung<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls nur in wenigen Fällen<br />

überzeugend gelungen.<br />

Soziale Zielsetzungen<br />

Sozialen Zielen kommt in <strong>de</strong>r Clubrealität eine<br />

hohe Be<strong>de</strong>utung zu. Zumin<strong>de</strong>st je<strong>de</strong>r eingetragene<br />

Verein ist laut Satzung zur För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Gemeinwohls und <strong>de</strong>r sportlichen<br />

Aktivität seiner Mitglie<strong>de</strong>r verpflichtet. Die<br />

Leistungszentren <strong>de</strong>r Clubs för<strong>de</strong>rn das Sozialverhalten<br />

<strong>de</strong>r Jugendlichen und die Integration<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund. Fanprojekte<br />

und -initiativen kümmern sich um sozial<br />

schwächer gestellte Anhänger. Menschen<br />

mit Behin<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n spezielle Sitzplätze<br />

und audiovisuelle Hilfen beim Besuch <strong>de</strong>s<br />

Spiels angeboten.<br />

Überlegungen zu Zielbeziehungen<br />

Komplex wird das Thema Zielsetzungen im professionellen<br />

Sport, wenn die Beziehungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Zielen diskutiert wer<strong>de</strong>n. Wie hier<br />

bereits angeklungen, geht es darum, das Zieldreieck<br />

aus sportlichen, wirtschaftlichen und<br />

sozialen Zielsetzungen vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />

langfristigen Existenzsicherung auszutarieren


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 6: Ein fiktives Zielsystem eines Fußballclubs<br />

und in ein ausgewogenes Gleichgewicht zu<br />

bringen. Der Argumentation aus <strong>de</strong>n vorangegangenen<br />

Abschnitten folgend wird hierbei<br />

in <strong>de</strong>r Regel die sportliche Zielsetzung die<br />

Führungsrolle im Zielsystem übernehmen. Um<br />

es noch einmal ganz <strong>de</strong>utlich zu machen: Dies<br />

ist vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Businessmo<strong>de</strong>lls<br />

<strong>de</strong>r Sportbranche durchaus legitim und nicht<br />

zu kritisieren. Letztlich wird es darum gehen,<br />

nachhaltig <strong>de</strong>n maximalen sportlichen<br />

Erfolg mit <strong>de</strong>n zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Mitteln zu erreichen.<br />

Genau diese Einschränkung führt uns zu <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Zielkategorien. Nachhaltiger<br />

sportlicher Erfolg wird nur zu erreichen sein,<br />

wenn <strong>de</strong>r Verein auf einer soli<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

Basis steht. Kurz- und mittelfristig ist die<br />

Erzielung eines ausgeglichenen wirtschaftlichen<br />

Ergebnisses ausreichend, wenn die sportlichen<br />

Zielvorgaben realisiert wer<strong>de</strong>n können. Gelingt<br />

es mittel- und langfristig Überschüsse im operativen<br />

Geschäft zu erwirtschaften, können diese<br />

in die Infrastruktur und die Lizenzspielermannschaft<br />

investiert wer<strong>de</strong>n. Im I<strong>de</strong>alfall werfen<br />

diese Investments ebenfalls positive Renditen,<br />

bspw. durch eine bessere Vermarktung <strong>de</strong>r<br />

Spielstätte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Durchbruch von Spielern<br />

aus <strong>de</strong>r eigenen Jugend, ab. Soziales Engagement<br />

<strong>de</strong>r Clubs sichert die Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Fanbasis, die Verankerung <strong>de</strong>s Vereins in seiner<br />

Region und <strong>de</strong>n Zugang zu Talenten.<br />

Im Normalfall herrscht zwischen <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Zielkategorien also Zielkomplementarität.<br />

Grundsätzlich gilt, umso<br />

sportlich erfolgreicher ein Club, umso stärker<br />

steigen die Einnahmen aus <strong>de</strong>r TV-Vermarktung,<br />

<strong>de</strong>m Ticketing und Sponsoring. Gleichzeitig<br />

wachsen die Handlungsspielräume, um<br />

Investitionen in die Infrastruktur und soziale<br />

Projekte zu tätigen. Abhängig von <strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Clubs ist allerdings<br />

irgendwann ein Punkt erreicht, wo höhere Einnahmen<br />

die notwendigen höheren Ausgaben<br />

für zusätzlichen sportlichen Erfolg nicht mehr<br />

<strong>de</strong>cken! An diesem Punkt wechselt die Komplementarität<br />

<strong>de</strong>r Ziele in eine partielle Zielkonkurrenz.<br />

Wird diese Entwicklung nicht früh genug<br />

erkannt und korrigiert, so setzt <strong>de</strong>r Verein im<br />

Extremfall seine Existenz aufs Spiel. Die Crux<br />

dabei ist, dass <strong>de</strong>r Punkt, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r positive<br />

Entwicklungspfad verlassen wird, in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht genau i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n kann. Sei es<br />

<strong>de</strong>r etwas zu teure Transfer eines talentierten<br />

Spielers, <strong>de</strong>r die Erwartungen nicht erfüllt,<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bau eines neuen Stadions,<br />

welches hinsichtlich seiner Vermarktbarkeit<br />

o<strong>de</strong>r Kapazitätsauslastung nicht die erwünschten<br />

Ergebnisse erzielt. Steht zu<strong>de</strong>m eine charismatische<br />

Führungspersönlichkeit an <strong>de</strong>r Spitze<br />

<strong>de</strong>s Clubs, die in <strong>de</strong>r Vergangenheit erfolgreiche<br />

Entscheidungen getroffen hat, so wer<strong>de</strong>n<br />

kritische Stimmen in <strong>de</strong>r Regel so lange<br />

ausgeblen<strong>de</strong>t, bis die Krise für alle, insbeson<strong>de</strong>re<br />

die mediale Öffentlichkeit augenscheinlich<br />

wird. Die einsetzen<strong>de</strong> Abwärtsspirale nimmt<br />

dann oft eine Dynamik an, die nur schwer zu<br />

durchbrechen ist. Symptome hierfür sind <strong>de</strong>r<br />

teure und wie<strong>de</strong>rholte Austausch <strong>de</strong>r sportlich<br />

Verantwortlichen, hektische Betriebsamkeit auf<br />

<strong>de</strong>m Transfermarkt, <strong>de</strong>r ständige Wechsel von<br />

Taktik und Spielphilosophie sowie die Erosion<br />

<strong>de</strong>s Vereinsimages und <strong>de</strong>r emotionalen Bindung<br />

<strong>de</strong>r Fans. 9<br />

Die vorstehen<strong>de</strong>n Aussagen beziehen sich<br />

primär auf die Beziehung zwischen <strong>de</strong>r sportlichen<br />

und ökonomischen Zieldimension. Analoge,<br />

allerdings in <strong>de</strong>r Realität selten zu beobachten<strong>de</strong><br />

Zielkonflikte sind auch in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Richtungen <strong>de</strong>s Dreiecks vorstellbar. So<br />

kann eine Überbetonung <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />

Zielsetzungen bspw. durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />

von billigen Spielern dazu führen, dass<br />

die sportlichen Ziele nicht zu realisieren<br />

sind und <strong>de</strong>r Club in die Be<strong>de</strong>utungslosigkeit<br />

unterer Ligen verschwin<strong>de</strong>t. Kürzungen<br />

<strong>de</strong>r Subventionen für soziale Projekte können<br />

durch Fanrandale im Stadion zu Strafzahlungen<br />

41


Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />

42<br />

und Verlust <strong>de</strong>s Fanzuspruchs führen. Im Gegenzug<br />

kann eine einseitige Fokussierung auf<br />

die sozialen Ziele das Potenzial für Investitionen<br />

in die Infrastruktur und <strong>de</strong>n Lizenzspielerka<strong>de</strong>r<br />

schmälern.<br />

Letztlich wird es für die Verantwortlichen eines<br />

Clubs darauf ankommen, eine klare Zielvorstellung<br />

zu entwickeln und ein zwischen <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen Zielkategorien ausgewogenes<br />

Zielsystem zu formulieren. Abbildung 6 zeigt<br />

ein fiktives Beispiel einer vorstellbaren „Ziellandkarte“,<br />

in welcher mögliche Zielbeziehungen<br />

<strong>de</strong>utlich gemacht wur<strong>de</strong>n.<br />

Thesen zur Zielbildung im Fußball<br />

Wie so oft kommt es auch bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Zielbildung im Fußball auf die richtige Balance<br />

an. Mit <strong>de</strong>r sportlichen Zieldimension<br />

kommt dabei im Vergleich zu Wirtschaftsunternehmen<br />

eine schwer zu kalkulieren<strong>de</strong> Größe<br />

hinzu, ohne die allerdings das Produkt Bun<strong>de</strong>sliga<br />

unattraktiv wäre. Die ständige öffentliche<br />

Diskussion von Entscheidungen und Resultaten<br />

erschwert eine nachhaltige Zielverfolgung.<br />

Anstelle einer Zusammenfassung <strong>de</strong>r aufgeführten<br />

Argumente schließt <strong>de</strong>r Artikel mit<br />

9 Thesen zur Zielbildung im Profi fußball:<br />

1) Zieldiskussion und die Vorgabe von Zielen<br />

sind die vordringlichste Aufgabe <strong>de</strong>r Clubverantwortlichen.<br />

2) Das Zielsystem eines Clubs ist mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern,<br />

<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>n Fans und<br />

Sponsoren offen zu diskutieren. Damit können<br />

Erwartungen gesteuert und ein sensibles<br />

Korrektiv geschaffen wer<strong>de</strong>n, welches<br />

im I<strong>de</strong>alfall dazu führt, negative Abweichungen<br />

von <strong>de</strong>n verfolgten Zielen früh zu<br />

erkennen und anzusprechen.<br />

3) Das Zielsystem ist in untergeordnete Teilzielsysteme<br />

für die Abteilungen und je<strong>de</strong>n einzelnen<br />

Mitarbeiter herunterzubrechen. Die<br />

Zielerreichung ist auf <strong>de</strong>r Zeitachse zu terminieren.<br />

Meilensteine sind zu i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

die es ermöglichen, <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Zielumsetzung<br />

abzuschätzen. Maßnahmen sind<br />

zu <strong>de</strong>finieren, die zum Zwecke <strong>de</strong>r Zielerreichung<br />

zu realisieren sind.<br />

4) Zielsysteme sind so zu formulieren, dass sie<br />

<strong>de</strong>n Austausch <strong>de</strong>s Führungspersonals<br />

„überdauern“. Das Zielsystem und die daraus<br />

abgeleitete Spielphilosophie sollten als<br />

Leitplanken dienen, um dazu kompatibles<br />

Führungspersonal, welches sich mit <strong>de</strong>n<br />

Zielen <strong>de</strong>s Clubs i<strong>de</strong>ntifiziert, auszuwählen.<br />

5) Die Clubführung und ihr Kontrollgremium<br />

müssen Instrumente und Systeme <strong>de</strong>r Früherkennung<br />

implementieren, die schwache<br />

Signale aufnehmen und verstärken, so dass<br />

<strong>de</strong>r Zeitraum, in <strong>de</strong>m die Gefahr einer beginnen<strong>de</strong>n<br />

Zielkonkurrenz entsteht, früh erkannt<br />

und Gegenmaßnahmen ergriffen wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

6) Die Implementierung eines geeigneten Controllingsystems<br />

muss gewährleisten, dass<br />

über die Etablierung von Plan-Ist-Vergleichen<br />

<strong>de</strong>r Zielerreichungsgrad regelmäßig<br />

evaluiert wird. Das Controlling muss geeignete,<br />

<strong>de</strong>m Geschäftsmo<strong>de</strong>ll angepasste<br />

Kennzahlen entwickeln, anhand <strong>de</strong>rer die<br />

Clubs gesteuert wer<strong>de</strong>n können. Ein Schwerpunkt<br />

sollte hierbei auf <strong>de</strong>r Liquiditätsplanung<br />

und -kontrolle liegen.<br />

7) Mittels <strong>de</strong>r Implementierung eines leistungsfähigen<br />

Planungssystems sind worst-, bestund<br />

real-case Szenarien und mögliche Handlungsoptionen<br />

im Führungsteam durchzuspielen,<br />

so dass bei Eintreten eines Szenarios Handlungssicherheit<br />

<strong>de</strong>monstriert wer<strong>de</strong>n kann.<br />

8) Die Clubführung muss eine Kultur <strong>de</strong>r offenen<br />

und konstruktiven Kritik schaffen, die<br />

negative Entwicklungen in <strong>de</strong>n operativen<br />

Geschäftsbereichen schnell an die Vereinsführung<br />

kommuniziert.<br />

9) Beson<strong>de</strong>re Sorgfalt ist in die Planung von<br />

Großprojekten, wie <strong>de</strong>m Stadion(um)bau<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Transfer eines Starspielers, die bei<br />

ihrem Scheitern die Existenz <strong>de</strong>s Vereins<br />

o<strong>de</strong>r nachhaltig die Balance im Zieldreieck<br />

gefähr<strong>de</strong>n, zu legen. Oft dominiert hier die<br />

Mentalität, dass es „noch immer gut gegangen<br />

ist“ und dass im Zweifel ein Sponsor<br />

o<strong>de</strong>r ein an<strong>de</strong>rer Investor als Retter in <strong>de</strong>r<br />

Not auftauchen wird. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

klammer öffentlicher Kassen und einer zunehmend<br />

kritischen Öffentlichkeit nimmt die<br />

Bereitschaft ab, unprofessionelle Fußballclubs<br />

vor <strong>de</strong>m drohen<strong>de</strong>n Exodus zu retten.<br />

Neben <strong>de</strong>n Clubverantwortlichen sind die<br />

oben aufgeführten Thesen an die Controller<br />

in <strong>de</strong>n Clubs gerichtet. Ihre Aufgabe ist es,<br />

eine clubindividuelle „Zielsysteminfrastruktur“<br />

zu entwickeln, die <strong>de</strong>n gesamten<br />

Prozess <strong>de</strong>r Zielbildung, Zielentscheidung und<br />

-umsetzung dokumentiert. Mit geeigneten Instrumenten<br />

müssen die Controller <strong>de</strong>n Zielerreichungsgrad<br />

„messbar“ machen. Hierfür sind<br />

die klassischen Controllinginstrumente, wenn<br />

überhaupt, nur bedingt geeignet. Mit <strong>de</strong>r wichtigen<br />

sportlichen und <strong>de</strong>r sozialen Zielkomponente<br />

ist das Zielsystem von Profifußballclubs<br />

komplex und facettenreich. Mit <strong>de</strong>m Fokus auf<br />

die sportlichen Ziele sind viele traditionelle<br />

Controllinginstrumente nicht kompatibel. Durch<br />

die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls gelangen<br />

viele Tools im Hinblick auf ihre Flexibilität<br />

an ihre Grenzen. Aufgabe <strong>de</strong>s Controllings<br />

wird es sein, überzeugen<strong>de</strong> Varianten vorhan<strong>de</strong>ner<br />

und neuer Instrumente zu entwickeln und<br />

zu implementieren. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines<br />

Sports, <strong>de</strong>r Millionen Zuschauer so viel be<strong>de</strong>utet,<br />

eine herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> und spannen<strong>de</strong> Aufgabe.<br />

Kommen wir zurück zur Eingangsfrage, inwiefern<br />

es im Fußball unmöglich ist, Ziele nachhaltig<br />

zu verfolgen. Der Autor ist <strong>de</strong>r Überzeugung<br />

– und hofft durch die hier aufgeführte Argumentation<br />

auch <strong>de</strong>n Leser davon überzeugt zu<br />

haben –, dass die Frage falsch gestellt ist. Sie<br />

erweckt <strong>de</strong>n Eindruck einer Wahl zwischen <strong>de</strong>r<br />

Definition von Zielen und <strong>de</strong>m Verzicht auf ein<br />

Zielsystem. Warum es so schwierig ist, Ziele<br />

nachhaltig zu verfolgen, wur<strong>de</strong> ausführlich dargestellt.<br />

Ob <strong>de</strong>m professionellen Teamsport<br />

hierbei eine Son<strong>de</strong>rrolle auf Grund <strong>de</strong>r sportlichen<br />

Komponente im Vergleich zur Privatwirtschaft<br />

zukommt, kann an dieser Stelle nicht geklärt<br />

wer<strong>de</strong>n. Diesem Punkt wird aus Sicht <strong>de</strong>s<br />

Autors allerdings zu viel Be<strong>de</strong>utung in <strong>de</strong>r Diskussion<br />

eingeräumt. Die Kräfte, die in dieser<br />

Diskussion verschlissen wer<strong>de</strong>n, sollten besser<br />

in die Entwicklung geeigneter Instrumente, die<br />

die sportliche Komponente adäquat berücksichtigen,<br />

investiert wer<strong>de</strong>n. Fakt ist, dass es<br />

zur Entwicklung einer langfristigen Zielvorstellung<br />

und Suche geeigneter Wege zur<br />

Erreichung <strong>de</strong>r Ziele auch im Fußball keine<br />

Alternative gibt.


CM November / Dezember 2012<br />

Am Schluss dieses Beitrags soll ein Zitat stehen, welches Dr. Reinhard<br />

Rauball, <strong>de</strong>m amtieren<strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Ligaverbands, zugeschrieben<br />

wird: „Einen Bun<strong>de</strong>sliga-Verein aufzubauen, dauert sehr lange.<br />

Ihn zu ruinieren, geht von heute auf morgen.“<br />

Fußnoten<br />

1<br />

Vgl. DFL 2012.<br />

2<br />

Vgl. DFL 2012, S. 24.<br />

3<br />

Vgl. DFL 2012, S. 36.<br />

4<br />

Vgl. Akerlof 1979, Dietl, Franck 2000, S. 1159 und Franck, Müller<br />

Literaturverzeichnis<br />

Akerlof, George (1979): The Economics of Caste and of the Rat Race and<br />

other woeful Tales, The quarterly journal of economics. In: The quarterly<br />

journal of economics, Jg. 90, S. 599 - 617.<br />

DFL Deutsche Fußball Liga GmbH (2012): Bun<strong>de</strong>sliga Report 2012.<br />

Frankfurt am Main.<br />

Dietl, Helmut M.; Franck, Egon (2000): Effizienzprobleme in Sportligen<br />

mit gewinnmaximieren<strong>de</strong>n Kapitalgesellschaften. Eine mo<strong>de</strong>lltheoretische<br />

Untersuchung. In: Zeitschrift für Betriebswirtschaft - ZfB,<br />

Jg. 70, H. 10, S. 1157 - 1175.<br />

Dörnemann, Jörg (2002): Controlling für Profi-Sport-Organisationen.<br />

Dargestellt am Beispiel <strong>de</strong>r Deutschen Fußballbun<strong>de</strong>sliga. München: Vahlen<br />

(Controlling-Praxis).<br />

Dörnemann, Jörg; Kopp, Jens (2000): Mit Controlling an die Tabellenspitze?<br />

Eine kritisch-konstruktive Analyse <strong>de</strong>s Ausbaustan<strong>de</strong>s betriebswirtschaftlicher<br />

Steuerungsinstrumente in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Fußballbun<strong>de</strong>sliga.<br />

In: Controller Magazin - CM, H. 6, S. 484 - 489.<br />

Franck, Egon; Müller, Jens Christian (2000): Problemstruktur, Eskalationsvoraussetzungen<br />

und eskalationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Bedingungen sogenannter<br />

Rattenrennen. In: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche<br />

Forschung - Zfbf, Jg. 52, S. 3 - 26.<br />

Haas, Oliver (2006): Controlling <strong>de</strong>r Fußballunternehmen. Management<br />

und Wirtschaft in Sportvereinen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte<br />

Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag.<br />

Keller, Christian (2008): Steuerung von Fußballunternehmen. Finanziellen<br />

und sportlichen Erfolg langfristig gestalten. Berlin: Schmidt (Kultur-<br />

Kommerz, 16).<br />

Keller, Christian; Langner, Volker; Amann, Tobias (2006): Controlling the<br />

Game. Status Quo <strong>de</strong>s Controllingwesens im <strong>de</strong>utschen Profifußball. In:<br />

Controlling & Management - ZfCM, Jg. 50, H. 1, S. 43 - 49.<br />

Kräkel, Matthias; Schauenberg, Bernd (1994): Rattenrennen und Beför<strong>de</strong>rungen.<br />

In: Wirtschaftwissenschaftliches Studium - WiSt, Jg. 23, H. 5,<br />

S. 224 - 230.<br />

Kurscheidt, Markus (2004): Stand und Perspektiven <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Forschung zum Fußball. Eine dogmenhistorische Annäherung. In: Hammann,<br />

Peter; Schmidt, Lars; Welling, Michael (Hg.): Ökonomie <strong>de</strong>s Fußballs.<br />

Grundlegungen aus volks- und betriebswirtschaftlicher Perspektive.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Deutscher Universitäts-Verlag, S. 25 - 58.<br />

Lang, Joachim (2008): Corporate Governance <strong>de</strong>r Fußballunternehmen.<br />

Leitung, Überwachung und Interessen im Sportmanagement. Berlin:<br />

Erich Schmidt Verlag.<br />

2000, S. 3.<br />

5<br />

Vgl. Franck, Müller 2000, S. 3 bzw. 5-6, die als Beispiele die Vergabe politischer<br />

Mandate und <strong>de</strong>n Wettbewerb um neue Technologien anführen.<br />

Außer<strong>de</strong>m das Beispiel bei Kräkel, Schauenburg 1994, die Rattenrennen<br />

im Rahmen von hochkompetitiven Karrieresystemen, wie sie in Unternehmensberatungen<br />

und Wirtschaftskanzleien zu beobachten sind, untersuchen.<br />

6<br />

Vgl. hierzu Kräkel, Schauenburg 1994, S. 230, die im Hinblick auf die<br />

Gehälter von Top-Managern, dafür plädieren, die Kluft zwischen diesen<br />

und <strong>de</strong>m mittleren Management nicht zu groß zu dimensionieren, um<br />

Manager auf unteren Hierarchieebenen vor sich selbst zu schützen (Überarbeitung,<br />

Herzinfarkt etc.). Außer<strong>de</strong>m könnten durch eine Überdimensionierung<br />

<strong>de</strong>r Anreize Konkurrenten versucht sein unlautere Mittel<br />

(Sabotage, Korruption etc.) einzusetzen um sich durchzusetzen.<br />

7<br />

Franck, Müller 2000, S. 19-22.<br />

8<br />

Vgl. in Teilen Kurscheidt 2004, S. 50-51.<br />

9<br />

Vgl. zu <strong>de</strong>n Ausführungen auch Keller 2008, S. 53 f.<br />

43


Zeit zur Durchführung <strong>de</strong>r Jahresplanung und -budgetierung<br />

Zeit zur Durchführung <strong>de</strong>r Jahresplanung<br />

und -budgetierung<br />

Kennzahl <strong>de</strong>s Monats<br />

von Matthias Schmie<strong>de</strong>r<br />

In dieser Rubrik wird jeweils eine wichtige<br />

Kennzahl aus <strong>de</strong>m Bereich Finanzen und Controlling<br />

dargestellt. Dabei wird die Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Kennzahl erläutert sowie auf die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Kennzahl hingewiesen. Die Höhe <strong>de</strong>s Wertes<br />

ist <strong>de</strong>r Benchmarkingdatenbank von<br />

APQC entnommen. APQC hat in <strong>de</strong>n letzten<br />

Jahren knapp 9.000 Benchmarks durchgeführt,<br />

60 % <strong>de</strong>r Fortune 100 Unternehmen<br />

haben daran teilgenommen. APQC ist strategischer<br />

Partner <strong>de</strong>s Benchmarking Center<br />

Europe.<br />

Umsätze, Kostenhöhe und Cash Flow sowie das<br />

Wachstum <strong>de</strong>s Unternehmens. Hier liegt die<br />

Basis für die monatlichen Plan-Vergleiche mit<br />

<strong>de</strong>r proaktiven Kostenkontrolle. Sie kann in<br />

Form einer Blockplanung o<strong>de</strong>r rollieren<strong>de</strong>r Planung<br />

erfolgen. Die Jahresplanung sollte die<br />

strategischen Pläne und Ziele reflektieren. Diese<br />

dient als Plattform für die regelmäßigen<br />

Business Meetings, in <strong>de</strong>nen das Management<br />

entschei<strong>de</strong>t, ob und welche taktischen<br />

Än<strong>de</strong>rungen zur Erreichung <strong>de</strong>s Planes notwendig<br />

sind.<br />

1. Formel für die Kennzahl<br />

Zeit vom Beginn bis zum Abschluss <strong>de</strong>r Planung<br />

und Budgetierung.<br />

2. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kennzahl<br />

Die Kennzahl beschreibt die Zeit, welche notwendig<br />

ist, um die Jahresplanung aufzustellen.<br />

Sie gibt Aufschluss darüber, wie effizient <strong>de</strong>r<br />

Planungsprozess ist.<br />

44<br />

Der Prozess <strong>de</strong>r periodischen Planung und<br />

Budgetierung unterstützt das Management<br />

bei <strong>de</strong>r Erreichung <strong>de</strong>r unternehmerischen<br />

Ziele. Dies beinhaltet sowohl die Annahmen für<br />

Abb. 1: Zeit in Tagen zur Erstellung <strong>de</strong>s Jahresbudgets<br />

Die Kennzahl „Zeit zur Durchführung <strong>de</strong>r Jahresplanung<br />

und -budgetierung” <strong>de</strong>finiert sich<br />

als die gesamte Zeit vom Beginn bis zum<br />

Abschluss <strong>de</strong>r Planung und Budgetierung.<br />

3. Interpretation <strong>de</strong>r Kennzahl<br />

Durch diese Kennzahl lassen sich Schwächen<br />

<strong>de</strong>r Planung und Budgetierung i<strong>de</strong>ntifizieren,<br />

die auf eine schlechte Effizienz <strong>de</strong>r Funktion<br />

„Planung und Budgetierung“ hin<strong>de</strong>uten. Der<br />

Prozess „Planung und Budgetierung“ umfasst<br />

die folgen<strong>de</strong>n Teilprozesse:<br />

· Ableitung <strong>de</strong>r Jahresplanung aus <strong>de</strong>r<br />

strategischen Planung / Mittelfristplanung<br />

· Aufstellung <strong>de</strong>r Jahrespläne für alle<br />

operativen Einheiten<br />

· Planung von Mengen, Kosten, Personal,<br />

Umsatz<br />

· Zusammenfassung von Kostenartengruppen<br />

· Zerlegung <strong>de</strong>r Jahrespläne auf die einzelnen<br />

Teilperio<strong>de</strong>n (Monate)<br />

· Abstimmung <strong>de</strong>r Planung zwischen <strong>de</strong>n<br />

operativen Einheiten und <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ebenen <strong>de</strong>s Managements<br />

· Verabschiedung <strong>de</strong>r Planung und<br />

Budgetierung<br />

· Inkraftsetzung <strong>de</strong>s Planung für die<br />

Planperio<strong>de</strong>


CM November / Dezember 2012<br />

Abbildung 1 zeigt die Zeit zur Durchführung <strong>de</strong>r<br />

Jahresplanung und -budgetierung in Abhängigkeit<br />

davon, ob die Unternehmensführung eine<br />

Blockplanung o<strong>de</strong>r eine rollieren<strong>de</strong> Planung<br />

durchführt. Unternehmen, die rollierend planen,<br />

haben durchschnittlich ca. ein Viertel niedrigere<br />

Kosten, da sie mit <strong>de</strong>m Planungsprozess<br />

durch die regelmäßige Wie<strong>de</strong>rholung besser<br />

vertraut sind.<br />

Zwischen <strong>de</strong>n TOP Performern (die 25 % besten<br />

Unternehmen), <strong>de</strong>n Median-Unternehmen<br />

und <strong>de</strong>n Low Performern (die 25 % schlechtesten<br />

Unternehmen) bestehen gravieren<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong><br />

– unabhängig vom Planungsverfahren.<br />

Weiterhin liegt zwischen <strong>de</strong>n Top<br />

Performern und <strong>de</strong>n Low Performern ein zeitlicher<br />

Unterschied mit <strong>de</strong>m Faktor vier. Ferner<br />

ist zwischen <strong>de</strong>n Median- und Top Performern<br />

eine Differenz mit einem Faktor von ca. zwei bis<br />

drei je nach Planungsmetho<strong>de</strong> zu beobachten.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet enorme Sparpotenziale. Maßgeblich<br />

hierfür sind folgen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong>:<br />

1. Unternehmen, <strong>de</strong>ren Budgetierung von weniger<br />

als sieben Mitarbeitern durchgeführt<br />

wird, benötigen weniger Zeit.<br />

2. Unternehmen, die externe Software zur Budgetierung<br />

verwen<strong>de</strong>n, sind <strong>de</strong>utlich schneller.<br />

3. Unternehmen, die <strong>de</strong>n Planungs- und Forecast-Prozess<br />

häufiger durchführen, haben<br />

aufgrund ihrer höheren Routine ein wesentlich<br />

geringeres Fehlerpotenzial in <strong>de</strong>r Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Planung und Budgetierung.<br />

4. Unternehmen, die am Planungs- und Budgetierungsprozess<br />

weniger än<strong>de</strong>rn, haben<br />

<strong>de</strong>utliche Vorteile bezüglich <strong>de</strong>s Planungsaufwan<strong>de</strong>s.<br />

Organisationen mit sieben o<strong>de</strong>r weniger Angestellten<br />

sind in <strong>de</strong>r Lage, die Planung schneller<br />

durchzuführen. Einige <strong>de</strong>r Organisationen in <strong>de</strong>r<br />

Gruppe weniger Angestellter waren in <strong>de</strong>r Lage,<br />

Autor<br />

Abb. 2: Zeit in Tagen zur Erstellung <strong>de</strong>s Jahresbudgets: Monatlicher Forecast vs. Quartalsweiser Forecast<br />

<strong>de</strong>n Zyklus an 36 bis 92 Tagen ohne mehr als<br />

drei Vollzeitmitarbeiter durchzuführen. Dies gilt<br />

insbeson<strong>de</strong>re für erfahrenes Personal. Des<br />

Weiteren helfen standardisierte Prozesse zur<br />

einheitlichen und gleichartigen Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Jahresplanung.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re spezialisierte Software hilft bei<br />

<strong>de</strong>r schnellen und kontrollierbaren Durchführung<br />

<strong>de</strong>r Jahresplanung. Weitere Untersuchungen<br />

zeigen einen <strong>de</strong>utlichen Unterschied<br />

<strong>de</strong>r Kosten in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Planungsart<br />

(rollierend o<strong>de</strong>r nicht rollierend) und <strong>de</strong>m zeitlichen<br />

Punkt <strong>de</strong>r Durchführung. Quartalsweise<br />

kann so ein Drittel <strong>de</strong>r Zeit und monatlich<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r Zeit eingespart wer<strong>de</strong>n.<br />

4. Erhebungsrhythmus <strong>de</strong>r<br />

Kennzahl<br />

Die Kennzahl sollte regelmäßig erhoben wer<strong>de</strong>n,<br />

um die Effizienz <strong>de</strong>r Planung zu prüfen.<br />

Prof. Dr. Matthias Schmie<strong>de</strong>r<br />

lehrt an <strong>de</strong>r FH Köln Unternehmensführung und Controlling.<br />

Weiters leitet er das Benchmarking Center Europe (BCE) am<br />

IN-eKO an <strong>de</strong>r Universität Köln.<br />

E-Mail: m.schmie<strong>de</strong>r@bmc-eu.com<br />

Eine jährliche Erhebung wäre hierbei sinnvoll.<br />

Bei einer rollieren<strong>de</strong>n Planung kann ebenfalls<br />

eine mehrfache unterjährige Erhebung als sinnvoll<br />

erachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Quellen für die Daten <strong>de</strong>r<br />

Kennzahl<br />

Die Kosten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kostenstellen- und<br />

speziell in <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung ermittelt.<br />

Es entsteht kein zusätzlicher Aufwand<br />

für die Erhebung. Die Kosten beinhalten die<br />

Personalkosten, die Systemkosten und die<br />

Overheadkosten.<br />

6. Verwandte Kennzahlen<br />

· Zykluszeit, um die Jahresplanung und<br />

Budgetierung auf Geschäftseinheitsebene<br />

durchzuführen.<br />

· Zykluszeit, um <strong>de</strong>n rollieren<strong>de</strong>n Forecast<br />

zu aktualisieren.<br />

· Zykluszeit in Tagen, um <strong>de</strong>n finanziellen<br />

Forecast zu ermitteln.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.<br />

Benchmarking-center-europe.com o<strong>de</strong>r telefonisch<br />

(+49 221 86053 - 16) o<strong>de</strong>r per E-Mail<br />

(m.schmie<strong>de</strong>r@bmc-eu.com)<br />

45


Controlling – Die DIN SPEC 1086 –<br />

Controlling in volatilen Zeiten – Die DIN SPEC 1086 –<br />

Ein Leitfa<strong>de</strong>n für die Praxis – Teil 4 –<br />

von Herwig Friedag und Walter Schmidt<br />

46<br />

Im einführen<strong>de</strong>n Beitrag zu dieser Reihe hatten<br />

wir „Controlling in volatilen Zeiten“ durch 7<br />

Thesen kurz beschrieben. Wir wollen uns nun<br />

<strong>de</strong>r vierten These zuwen<strong>de</strong>n:<br />

These 4: Controlling ist innovativ<br />

So eine Formulierung wirkt auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick fern je<strong>de</strong>r Praxis. Kreative Menschen gewinnen<br />

oft <strong>de</strong>n Eindruck, dass Controller innovativen<br />

Prozessen eher ein Korsett verpassen,<br />

als selber innovativ zu sein. Es gibt an<strong>de</strong>re Beispiele:<br />

Marktbezogene Geschäftsmo<strong>de</strong>lle,<br />

strategische Preisbildung o<strong>de</strong>r Ziel-Kosten-Management<br />

bil<strong>de</strong>n in vielen Unternehmen<br />

eigenständige innovative Beiträge <strong>de</strong>s<br />

Controllings. Frühzeitige Kooperation auf <strong>de</strong>r<br />

Basis stimmiger Ziele und gemeinsamer Werte<br />

kann wettbewerbsentschei<strong>de</strong>nd sein. Denn<br />

eine Innovation ist erst dann erfolgreich, wenn<br />

sie sich auf <strong>de</strong>n Märkten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

bewährt. Soweit unsere These.<br />

Innovatives Controlling schafft<br />

zukunftsorientierte Strukturen<br />

Gemäß <strong>de</strong>r DIN SPEC 1086 betrachten wir die<br />

Controller als Partner <strong>de</strong>s Managements. Gemeinsam<br />

gestalten sie die Führungsaufgabe<br />

<strong>de</strong>r auf nachhaltige Wirtschaftlichkeit ausgerichteten<br />

betriebswirtschaftlichen Zielfindung,<br />

Planung und Steuerung eines Unternehmens 1 .<br />

Dabei sind drei Anfor<strong>de</strong>rungen miteinan<strong>de</strong>r zu<br />

verbin<strong>de</strong>n:<br />

1. Zum einen geht es um die Zukunftsorientierung<br />

bei <strong>de</strong>r Findung und Festlegung <strong>de</strong>r<br />

unternehmenspolitischen Ausrichtung und<br />

<strong>de</strong>ren Umsetzung in Geschäftsmo<strong>de</strong>lle mit<br />

mess- und prüfbaren Zielen. 2<br />

2. Zum Zweiten geht es um die Einbindung <strong>de</strong>r<br />

Ressourcenströme und Geschäftsprozesse<br />

in die betriebswirtschaftliche Unternehmenssteuerung.<br />

Dafür benötigen Controller<br />

ein ausreichen<strong>de</strong>s Verständnis für das Geschäft<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens und einen Überblick<br />

über Umfeld, Märkte, Wettbewerb und<br />

die jeweilige Wertschöpfungskette. 3 Und sie<br />

müssen <strong>de</strong>n Zusammenhang zur Strategie<br />

(strategischem Entwickeln von Potenzialen)<br />

darstellen können. 4<br />

3. Zum Dritten geht es um die Verknüpfung <strong>de</strong>r<br />

Zukunftsorientierung mit <strong>de</strong>n Aufgaben <strong>de</strong>r<br />

Rechnungslegung, in<strong>de</strong>m Controller ihre<br />

Richtlinien-Kompetenz für die Strukturen <strong>de</strong>r<br />

Planung sowie <strong>de</strong>s Kontenrahmens und <strong>de</strong>r<br />

Kostenstellen wahrnehmen. 5<br />

Wenn sich Unternehmen durch Innovationen<br />

auf ihren Märkten positionieren wollen, hängen


CM November / Dezember 2012<br />

die realisierbaren Wettbewerbsvorteile maßgeblich<br />

auch davon ab, wie konsistent Zukunftsorientierung<br />

mit Geschäftsprozessen und<br />

Rechnungslegung verzahnt wer<strong>de</strong>n. Denn es<br />

reicht nicht aus, gute I<strong>de</strong>en (Inventionen) zu haben,<br />

zu entwickeln und sie umzusetzen. Eine<br />

Invention wird erst dann zur Innovation, wenn<br />

sie auf <strong>de</strong>m Markt angenommen und von einer<br />

ausreichen<strong>de</strong>n Anzahl Kun<strong>de</strong>n bezahlt wird.<br />

Und um sich schließlich als erfolgreiche Innovation<br />

durchzusetzen, sind darüber hinaus Geschäftsprozesse<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>ren interne und<br />

externe Wirkungen in nachhaltige wirtschaftliche<br />

Ergebnisse umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Controller als Brückenbauer<br />

zur und aus <strong>de</strong>r Zukunft<br />

Abb. 1: Etappen auf <strong>de</strong>m Weg zur Entwicklung und Umsetzung einer Strategie 8<br />

So weit, so gut. Doch mit solchen Allgemeinplätzen<br />

kann man nicht zielstrebig führen. Wir<br />

brauchen also konkret messbare Strukturen,<br />

um Innovationen einen Rahmen zu geben:<br />

· Zukunftsorientierte Geschäftsmo<strong>de</strong>lle, die<br />

alle Beteiligten von <strong>de</strong>r Tragfähigkeit neuer<br />

I<strong>de</strong>en überzeugen;<br />

· Geschäftsprozesse, die einerseits genügend<br />

Raum lassen für Kreativität und zugleich<br />

eine schrittweise Einbindung in technologische<br />

Disziplin ermöglichen; und eine<br />

· Rechnungslegung, die <strong>de</strong>n Weg vom<br />

„Ungefähren“ zum „Exakten“ för<strong>de</strong>rt.<br />

Solch einen „Brückenschlag“ zu leisten ist<br />

eine Herausfor<strong>de</strong>rung, für die Controller gera<strong>de</strong>zu<br />

prä<strong>de</strong>stiniert erscheinen. Je besser sie<br />

dazu in <strong>de</strong>r Lage sind und proaktiv im Unternehmen<br />

konkreten Handlungsbedarf aufzeigen,<br />

6 umso stärker können sie etwas Beson<strong>de</strong>res<br />

in die Zusammenarbeit mit ihren<br />

Managern einbringen. Wahrscheinlich<br />

kennzeichnet diese Fähigkeit wie keine<br />

an<strong>de</strong>re die Spezifik <strong>de</strong>r Controller-Profession.<br />

Das ist eine Basis, auf <strong>de</strong>r Partnerschaft<br />

entstehen kann.<br />

Durch Routine ist das nicht zu leisten. „Zahlenakrobatik“<br />

aus bloßer Kombination vielfältiger<br />

Daten geriert schnell zu einem Korsett, mit<br />

<strong>de</strong>m Innovationen eher erstickt als geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Man muss schon über das Gewohnte<br />

hinausgehen und selber kreativ sein wollen.<br />

Dann eröffnet <strong>de</strong>r Brückenschlag ein weites<br />

Feld für eigenständige innovative Beiträge 7<br />

auch <strong>de</strong>s Controllings. Denn Innovationen gibt<br />

es nicht nur in technisch-technologischer<br />

Richtung: Auch die Verbindung von Zukunftsorientierung,<br />

Geschäftsprozessen sowie Rechnungslegung<br />

bietet sich dafür an.<br />

Dazu ein kleines Beispiel.<br />

In einem Maschinenbau-Unternehmen wur<strong>de</strong><br />

vor einigen Jahren damit begonnen, im Zusammenhang<br />

mit einem Balanced-Scorecard-Projekt<br />

<strong>de</strong>n gesamten Strategie-Entwicklungs- und<br />

Umsetzungsprozess zu überarbeiten. Das BSC-<br />

Team hatte sich zur Strukturierung <strong>de</strong>s gemeinsamen<br />

Vorgehens auf sieben Schritte mit dazugehörigen<br />

Fragestellungen verständigt (siehe<br />

Abbildung 1):<br />

1. Die Geschäftsi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Unternehmens beruht<br />

seit seiner Gründung auf einer Fokussierung<br />

in einem Spezialbereich <strong>de</strong>s umformtechnischen<br />

Anlagenbaus. Die Mitarbeiter sind<br />

stolz auf ihre in Jahrzehnten gewachsene ingenieurtechnische<br />

Kompetenz und ihre Leistungsfähigkeit,<br />

die auf gegenseitigem Respekt<br />

und hoher Kooperationsbereitschaft<br />

ebenso beruht wie auf stabilen Kun<strong>de</strong>nbeziehungen.<br />

Für die „alten Hasen“ gehört das zu<br />

<strong>de</strong>n Selbstverständlichkeiten, über die man<br />

eigentlich nicht mehr re<strong>de</strong>n muss. Aber in<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren war das Unternehmen<br />

stark gewachsen. Viele neue Mitarbeiter und<br />

Führungskräfte sind hinzugekommen, die<br />

nicht in <strong>de</strong>n Traditionen verankert sind. So<br />

empfan<strong>de</strong>n es alle Beteiligten als hilfreich,<br />

sich <strong>de</strong>r Selbstverständlichkeiten wie<strong>de</strong>r<br />

einmal zu vergewissern.<br />

2. Auch das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll war eigentlich<br />

„klar“. Es hatte ja immer funktioniert. Allerdings<br />

war <strong>de</strong>r Wettbewerb stärker und das<br />

Umfeld volatiler gewor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Diskussion<br />

kam daher die Frage auf, wie weit die Geschäftsi<strong>de</strong>e<br />

noch tragfähig ist. Um sie zu beantworten,<br />

wur<strong>de</strong> das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll auf<br />

<strong>de</strong>n Prüfstand gestellt und präzisiert. Dazu<br />

später mehr.<br />

3. Es gab eine klare Unternehmens-Politische-<br />

Orientierung (UPO) <strong>de</strong>r Gesellschafter für die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens bis 2020:<br />

1. Wahrung <strong>de</strong>r strategischen Unabhängigkeit<br />

(finanziell als auch bezüglich <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n-<br />

und Lieferantenstrukturen );<br />

2. Verdopplung <strong>de</strong>s Marktanteils bei gleichzeitiger<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit<br />

(Realisierung <strong>de</strong>s Wachstum aus eigener<br />

Kraft);<br />

3. Positionierung als attraktiver Arbeitgeber<br />

mit beson<strong>de</strong>rer Anziehungskraft für die<br />

besten Talente <strong>de</strong>r Branche (trotz Ansiedlung<br />

<strong>de</strong>r Haupt-Standorte in eher ländlich<br />

geprägten Gebieten).<br />

Alle drei Punkte wur<strong>de</strong>n als enorme Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

empfun<strong>de</strong>n. Erst im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

festigte sich allmählich die Überzeugung,<br />

47


Controlling – Die DIN SPEC 1086 –<br />

<strong>de</strong>m gerecht wer<strong>de</strong>n zu können. Damit<br />

wuchs auch die Bereitschaft, sich das anzutun.<br />

Zu dieser Entwicklung haben sowohl<br />

das Engagement als auch die I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Controller<br />

maßgeblich beigetragen, in<strong>de</strong>m sie<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r BSC-Gruppe<br />

4. durch die Konkretisierung <strong>de</strong>r UPO die Machbarkeit<br />

<strong>de</strong>r angestrebten Verän<strong>de</strong>rungen<br />

plausibilisiert,<br />

5. unter Nutzung <strong>de</strong>r BSC zielgerichtete strategische<br />

Umsetzungs-Maßnahmen entwickelt,<br />

6. im Rahmen <strong>de</strong>r Mittelfristigen Planung die<br />

Konkretisierung <strong>de</strong>r UPO und die BSC-Maßnahmen<br />

mit <strong>de</strong>n Geschäftsprozessen verbun<strong>de</strong>n<br />

und<br />

7. durch Verknüpfung mit <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

die Gewährleistung einer immer ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Liquidität gesichert haben.<br />

Innovations-Potenzial<br />

<strong>de</strong>s Controllings<br />

Wir wollen hier beispielhaft drei Aufgabenfel<strong>de</strong>r<br />

herausgreifen, um das Controlling-bezogene<br />

Innovations-Potenzial zu illustrieren:<br />

I. Die Gestaltung <strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls<br />

Ist die innovative Kraft <strong>de</strong>s Unternehmens ausreichend,<br />

um die Orientierung bis 2020 umsetzen<br />

zu können und wie verfolgen wir die Entwicklung<br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren?<br />

Zum einen geht es um die Fundierung<br />

<strong>de</strong>r Einzigartigkeit: 9<br />

Inwiefern können wir mit unseren Kern-Kompetenzen<br />

die Kern-Bedürfnisse unserer<br />

Kun<strong>de</strong>n besser befriedigen als alle an<strong>de</strong>ren<br />

Anbieter und wie „tickt“ unser Kun<strong>de</strong>ntyp, d. h.<br />

wen wollen wir haben und wie können wir ihn<br />

am geeignetsten ansprechen?<br />

Zuerst wur<strong>de</strong>n die Zukunftsvorstellungen für<br />

die zentralen Produkte und Leistungen in eine<br />

Roadmap 2020 <strong>de</strong>r Entwicklungsleistungen<br />

überführt. Dabei wur<strong>de</strong>n im Sinne eines „Lastenheftes“<br />

Nutzenparameter ausgewählt, die<br />

voraussichtlich <strong>de</strong>n Trend <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Jahre<br />

in diesem Spezialgebiet <strong>de</strong>s Maschinenbaus<br />

bestimmen wer<strong>de</strong>n.<br />

Gleichzeitig erarbeitete die BSC-Gruppe 10<br />

Orientierungen für <strong>de</strong>n Leistungsvorsprung<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Wettbewerb, <strong>de</strong>r als Basis<br />

für die Verdopplung <strong>de</strong>r Marktanteile angesehen<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Auf dieser Grundlage verabschie<strong>de</strong>te die Geschäftsführung<br />

Programme für fünf Entwicklungsfel<strong>de</strong>r<br />

und <strong>de</strong>ren wesentliche Meilensteine<br />

bis 2020:<br />

· Für je<strong>de</strong>s Entwicklungsfeld wur<strong>de</strong> eine „Kostenträgergruppe“<br />

(Masternummer) gebil<strong>de</strong>t<br />

als Basis für die Planung und Steuerung aller<br />

Arbeiten. Darin einbezogen ist die Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r erzielten Leistungen und Aufwendungen.<br />

· Mit <strong>de</strong>n Kostenträgergruppen stehen „Buchungsobjekte“<br />

zur Verfügung, mit <strong>de</strong>nen<br />

alle Programm-bezogenen Informationen<br />

über eine jeweils gemeinsame „Adresse“<br />

verfügen. Das erlaubt <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

kontinuierliche Auswertungen über die gesamte<br />

Programmdauer.<br />

Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n in die Roadmap 2020 drei<br />

weitere Programme als „flankieren<strong>de</strong> Maßnahmen“<br />

integriert:<br />

· technologische Investitionen zur Erweiterung<br />

<strong>de</strong>r Fertigungskapazitäten und besseren<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Prozessabläufe,<br />

· Gewinnung und Entwicklung talentierter<br />

Mitarbeiter und<br />

· Markterschließung und -bearbeitung<br />

inklusive <strong>de</strong>s Ausbaus enger Kooperationsbeziehungen<br />

mit ausgewählten Kun<strong>de</strong>n und<br />

Lieferanten.<br />

Auch für diese drei Programme wur<strong>de</strong>n frühzeitig<br />

spezielle Buchungsobjekte (hier jetzt:<br />

„Kos tenstellengruppen“) eingerichtet, um alle<br />

spezifischen Informationen zusammenfassen<br />

und nachhalten zu können.<br />

Durch die Erarbeitung <strong>de</strong>r Roadmap 2020 mit<br />

insgesamt acht Programmen und die Einrichtung<br />

geeigneter „Buchungsobjekte“ als Adressen<br />

für das Sammeln von Informationen wur<strong>de</strong>n<br />

hilfreiche Strukturen zur Konkretisierung<br />

<strong>de</strong>r Zukunftsorientierung geschaffen. So konnte<br />

grob umrissen wer<strong>de</strong>n, wofür und in welchen<br />

Etappen wie viel Geld in die Zukunft investiert<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Zielsetzung, Planung, Steuerung<br />

II. Die Verbindung <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse mit<br />

<strong>de</strong>r Strategie<br />

Welche bisher ungenutzten Potenziale lassen<br />

sich i<strong>de</strong>ntifizieren und erschließen, um die Wirtschaftlichkeit<br />

nachhaltig zu steigern?<br />

III. Die Strukturierung <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

Wie kann ein adäquater Rahmen für die Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r UPO geschaffen wer<strong>de</strong>n?<br />

I. Zukunftsorientierung durch<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>lle strukturieren<br />

Autoren<br />

Dr. Herwig Friedag<br />

Friedag Consult, Mo<strong>de</strong>ration in Unternehmen.<br />

Dr. Friedag leitet <strong>de</strong>n Öffentlichkeitsausschuss im<br />

internationalen Controller Verein eV.<br />

E-Mail: consult@friedag.com<br />

Dr. Walter Schmidt<br />

ask, Angewandte Strategie und Kommunikation. Er ist<br />

Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands im Internationalen Controller Verein eV.<br />

E-Mail: walter@ask-schmidt.<strong>de</strong><br />

48<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>lle beantworten im Wesentlichen<br />

zwei Fragen.


und Abrechnung kann auf diesen Strukturen<br />

und ihrer Fortschreibung aufbauen.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren geht es um die<br />

Ertragspotenziale:<br />

Welches Umsatz- und Margen-Potenzial können<br />

wir auf dieser Basis mobilisieren und reicht<br />

das aus für die Finanzierung unserer Roadmap<br />

2020?<br />

Aus <strong>de</strong>m Ergebnis leitete die BSC-Gruppe eine<br />

Orientierung für <strong>de</strong>n Rentabilitätsanspruch ab,<br />

<strong>de</strong>n das Unternehmen stellen muss. Denn es<br />

gehörte zu <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>r Gesellschafter,<br />

Wachstum und Entwicklung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

aus eigener Kraft zu finanzieren. Als Quelle für<br />

die „Zukunftsausgaben“ stehen daher ausschließlich<br />

die erwirtschafteten Überschüsse<br />

zur Verfügung.<br />

· In dieser Run<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> noch ein neuntes<br />

Programm erarbeitet und in die aus <strong>de</strong>n<br />

Überschüssen zu finanzieren<strong>de</strong>n Zukunftsausgaben<br />

einbezogen: Ersatz und planmäßig<br />

vorbeugen<strong>de</strong> Instandhaltung <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

technologischen Basis.<br />

Abb. 2: Geschäftsmo<strong>de</strong>llbezogene Strukturen <strong>de</strong>r Geldströme 11 CM November / Dezember 2012<br />

Hierfür erarbeitete die BSC-Gruppe Einschätzungen<br />

<strong>de</strong>r Einzahlungs-Potenziale. Dabei<br />

wur<strong>de</strong>n zunächst die bestehen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

daraufhin untersucht, welche Wachstumsraten<br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren bei ihnen zu<br />

erwarten sind und wie sich <strong>de</strong>r Anteil unseres<br />

Unternehmens an <strong>de</strong>r Bedarfs<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n entwickeln wird. Die Debitorenstruktur<br />

konnte dazu mit <strong>de</strong>m bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n-Informations-System verknüpft<br />

und entsprechend gruppiert wer<strong>de</strong>n. In diese<br />

Verknüpfung wur<strong>de</strong>n auch alle verfügbaren<br />

Informationen zu Interessenten bzw. Interessentengruppen<br />

einbezogen und nach Passfähigkeit<br />

zum Geschäftsmo<strong>de</strong>ll (Kun<strong>de</strong>ntyp)<br />

segmentiert.<br />

Einen geson<strong>de</strong>rten Problemkreis bil<strong>de</strong>t die Personalpolitik<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens. Das ergab<br />

sich aus <strong>de</strong>r Positionierung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

als qualitativ führen<strong>de</strong>r Nischenanbieter und<br />

attraktiver Arbeitgeber mit beson<strong>de</strong>rer Anziehungskraft<br />

für die besten Talente <strong>de</strong>r Branche.<br />

Hiervon wird die Kern-Kompetenz <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

maßgeblich mitbestimmt.<br />

Die Entwicklung von Lohn & Gehalt stellt in<br />

diesem Kontext nicht die wesentliche Größe<br />

dar. Denn in <strong>de</strong>n letzten 20 Jahren haben die<br />

indirekten Einkommen an Be<strong>de</strong>utung gewonnen:<br />

Weiterbildung, individuelle Aufgaben- und<br />

Arbeitsplatz-Gestaltung, Gesundheits- und<br />

Alters-Vorsorge, Kin<strong>de</strong>rbetreuung o<strong>de</strong>r Freizeitangebote<br />

etc..<br />

In <strong>de</strong>n „flankieren<strong>de</strong>n Maßnahmen“ widmen sich<br />

mehrere Projekte <strong>de</strong>r Aufgabe, über indirekte<br />

Einkommen Bindung und Kooperationsbereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter zu erhöhen. Gleiches kann<br />

natürlich auch für die Lieferanten = Geschäftspartner<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Insgesamt entstan<strong>de</strong>n<br />

mit <strong>de</strong>r Zeit Geschäftsmo<strong>de</strong>ll-bezogene<br />

Strukturen <strong>de</strong>r Geldströme (siehe Abbildung 2).<br />

Natürlich gehört noch ein allen Controllern bekannter<br />

Schritt dazu: Das „Kneten“ – <strong>de</strong>nn die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Strukturelemente beeinflussen<br />

sich wechselseitig. Im Grun<strong>de</strong> hat sich so etwas<br />

wie ein „strategisches Zielkosten-Management“<br />

entwickelt (siehe Abbildung 3).<br />

Für das strategische Zielkosten-Management<br />

erwies es sich als hilfreich, zwischen <strong>de</strong>n produkt-<br />

und strukturabhängigen Auszahlungen<br />

als primärem Glie<strong>de</strong>rungs-Prinzip einerseits<br />

sowie <strong>de</strong>n prozess- und projektabhängigen<br />

Auszahlungen als sekundären Strukturen an<strong>de</strong>rerseits<br />

zu unterschei<strong>de</strong>n. Denn durch <strong>de</strong>n<br />

Druck gestiegener Volatilität vieler Märkte ist<br />

die Suche nach Möglichkeiten zur „Flexibilisierung“<br />

strukturabhängiger Kosten (durch<br />

ihre Umwandlung in produktabhängige Kosten)<br />

zu einem wettbewerbs-kritischen Faktor gewor<strong>de</strong>n.<br />

Auf die Personalpolitik <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

wur<strong>de</strong> bereits hingewiesen. Auch hier besteht<br />

ein weites Feld für vorausschauen<strong>de</strong> Flexibilisierungen,<br />

z. B. durch Vereinbarungen zu<br />

Arbeitszeitkonten und Schichtsystemen o<strong>de</strong>r<br />

zu Kooperationsabkommen mit Arbeitsagenturen.<br />

Durch die dargestellte Strukturierung <strong>de</strong>r Geldströme<br />

ist das „Kneten“ inzwischen eingebun-<br />

49


Controlling – Die DIN SPEC 1086 –<br />

Abb. 3: Strategisches Zielkosten-Management 12<br />

<strong>de</strong>n in die strategische Orientierung <strong>de</strong>s Unternehmens:<br />

· Das beginnt mit <strong>de</strong>r klaren Trennung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Auszahlungsgruppen. Die Geldströme<br />

<strong>de</strong>r „rechten“ Seite dienen <strong>de</strong>r operativen<br />

Nutzung verfügbarer Erfolgspotenziale, um<br />

Geld zu verdienen. Die Geldströme <strong>de</strong>r „linken“<br />

Seite dienen <strong>de</strong>r strategischen Entwicklung<br />

bzw. <strong>de</strong>m Erwerb von Potenzialen, um<br />

auch in <strong>de</strong>r Zukunft über genügend <strong>de</strong>n Zielen<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens adäquate Potenziale<br />

verfügen zu können.<br />

· Dadurch kann im Vergleich zur klassischen<br />

Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r G&V <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>m finanziellen Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

und <strong>de</strong>n Investitionen in seine innovative<br />

Kraft besser nachvollzogen und gesteuert<br />

wer<strong>de</strong>n. 13<br />

In <strong>de</strong>r Folge hat die geschaffene Strukturierung<br />

im Unternehmen viel Transparenz bewirkt, so<br />

dass alle Bereiche bei <strong>de</strong>r Plausibilisierung <strong>de</strong>r<br />

Strategie mit eigenständigen Beiträgen und<br />

Szenarien im Rahmen <strong>de</strong>r BSC-Gruppe und <strong>de</strong>r<br />

mittelfristigen Planung mitwirken können.<br />

II. Geschäftsprozesse durch<br />

Wirkungsstufen strukturieren<br />

Um <strong>de</strong>n Weg von <strong>de</strong>r Geschäftsi<strong>de</strong>e bis zu ihrer<br />

Umsetzung im Unternehmen transparenter als<br />

bisher mit <strong>de</strong>n Geschäftsprozessen zu verknüpfen,<br />

wur<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>ne Wirkungsstufen<br />

analysiert (siehe Abbildung 4).<br />

Diese Aufgabe hat sich als ein noch wenig genutztes,<br />

aber zukünftig immer wichtigeres Feld<br />

erwiesen. Die dabei möglichen Ansätze können<br />

im Rahmen dieses Beitrags nur beispielhaft<br />

aufgezeigt wer<strong>de</strong>n:<br />

1. Ressourcen-Einsatz und in <strong>de</strong>r Rechnungslegung<br />

erfasste Auszahlungen sind<br />

nicht notwendigerweise <strong>de</strong>ckungsgleich.<br />

Das betrifft z. B. nicht erfasste Überstun<strong>de</strong>n<br />

von Mitarbeitern, die unbezahlte Inanspruchnahme<br />

natürlicher Ressourcen o<strong>de</strong>r die Nutzung<br />

gesellschaftlicher Leistungen (Infrastruktur,<br />

Bildungswesen, Kultur, Sicherheit),<br />

50<br />

Abb. 4: Wirkungsstufen von Prozessen 14


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 5: Total Cost of Ownership (TCO)<br />

<strong>de</strong>ren Umfang das Volumen an Steuern und<br />

Abgaben <strong>de</strong>s Unternehmens übersteigt. Diese<br />

„unsichtbaren“ Ressourcenverbräuche<br />

können im Rahmen eines „Nachhaltigkeits-<br />

Projekts“ ermittelt, immer besser gemessen<br />

und damit intern gesteuert wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Der interne Output (Ausstoß) taucht in <strong>de</strong>n<br />

Controlling-Berichten <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

bislang nur an <strong>de</strong>n Stellen auf, bei <strong>de</strong>nen er<br />

über Verrechnungspreise bzw. eine innerbetriebliche<br />

Leistungsverrechnung bewertet<br />

wird. Mithilfe <strong>de</strong>r Etablierung von Shared<br />

Service Centern lässt sich mehr Transparenz<br />

und Steuerungs-Fähigkeit erreichen. Dabei<br />

geht es nicht vor<strong>de</strong>rgründig um Kostensenkungs-Potenziale<br />

in Verbindung mit einer<br />

Auslagerung in Län<strong>de</strong>r mit niedrigeren Personalkosten.<br />

Diese Effekte wer<strong>de</strong>n meist<br />

überschätzt und erweisen sich oft nicht als<br />

nachhaltig. Die Haupteffekte wer<strong>de</strong>n durch<br />

eine klare Strukturierung <strong>de</strong>r einbezogenen<br />

Geschäftsprozesse erreicht. 15 Die entstehen<strong>de</strong><br />

Transparenz kann erhebliche qualitative<br />

und quantitative Verbesserungspotenziale<br />

offenlegen.<br />

3. Mit <strong>de</strong>m Absatz (externer Output) wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>rzeit in unserem Beispielunternehmen Informationen<br />

über die Wirkung <strong>de</strong>r Produkte<br />

und Leistungen beim Nutzer nicht systematisch<br />

erfasst und an alle Bereiche im Unternehmen<br />

kommuniziert. In <strong>de</strong>r Folge fallen<br />

wesentliche Qualitätsmerkmale bei <strong>de</strong>n<br />

Preisverhandlungen „unter <strong>de</strong>n Tisch“ und<br />

wer<strong>de</strong>n vom Kun<strong>de</strong>n nicht bezahlt.<br />

4. Um Kenntnisse über das Verhalten (direkter<br />

Outcome) <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n im Umgang<br />

mit <strong>de</strong>n bezogenen Produkten besser sowohl<br />

in die Entwicklung als auch die strategische<br />

Preisbildung einzubeziehen, kann<br />

die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r „Total Cost of Ownership“<br />

(TCO) genutzt wer<strong>de</strong>n. 16 Der Grundgedanke<br />

besteht darin, nicht nur die Anschaffungskosten<br />

/ <strong>de</strong>n Preis einer Investition<br />

o<strong>de</strong>r einer Beschaffung ganz allgemein<br />

zu betrachten, son<strong>de</strong>rn alle Aufwendungen,<br />

die über die gesamte Anwendungszeit mit<br />

<strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Produkte und<br />

Leistungen verbun<strong>de</strong>n sind. Die Metho<strong>de</strong> ist<br />

sowohl für die Beschaffung als auch <strong>de</strong>n<br />

Vertrieb von Vorteil, weil damit die Angebote<br />

verschie<strong>de</strong>ner Wettbewerber fundierter miteinan<strong>de</strong>r<br />

verglichen und potenzielle Synergien<br />

einer Kooperation von Verkäufer und<br />

Käufer sichtbar und erschließbar wer<strong>de</strong>n<br />

können. Das setzt voraus, dass die nicht im<br />

Kaufpreis berücksichtigten Wirkungen erfasst,<br />

in ihrem Aufwand bewertet und <strong>de</strong>n<br />

jeweiligen Buchungsobjekten durch geeignete<br />

Kontierungsregeln zugeordnet wer<strong>de</strong>n<br />

(siehe Abbildung 5). Die TCO-Metho<strong>de</strong> liefert<br />

einen fundierten Ansatz für die strategische<br />

Gestaltung sowohl <strong>de</strong>r Lieferbeziehungen<br />

17 als auch <strong>de</strong>r eigenen Preisbildung.<br />

Das innovative Potenzial <strong>de</strong>r TCO-<br />

Metho<strong>de</strong> kann kaum überschätzt wer<strong>de</strong>n. 18<br />

Unser Beispiel-Unternehmen hat <strong>de</strong>shalb<br />

damit begonnen, die Möglichkeiten für eine<br />

engere Zusammenarbeit mit seinen wichtigsten<br />

Kun<strong>de</strong>n und Lieferanten in diese<br />

Richtung zu erweitern.<br />

5. In <strong>de</strong>n letzten 10 Jahren ist die Reputation<br />

(indirekter Outcome) zunehmend in <strong>de</strong>n<br />

Fokus <strong>de</strong>r Unternehmensführung gerückt.<br />

Das resultiert aus <strong>de</strong>n Erlebnissen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Krisen seit <strong>de</strong>r Jahrtausendwen<strong>de</strong>.<br />

Reputation wi<strong>de</strong>rspiegelt die Einstellung<br />

<strong>de</strong>r relevanten Interessengruppen (Stakehol<strong>de</strong>r)<br />

zum Unternehmen. Im Kern geht es<br />

um Vertrauen: Wie stabil sind die Kooperationsbereitschaft<br />

<strong>de</strong>r beteiligten Partner und<br />

die wechselseitigen Zahlungsbeziehungen<br />

(Preisakzeptanz)? 19 Kommunikatoren und<br />

Controller prüfen <strong>de</strong>rzeit im ICV-Fachkreis<br />

für Kommunikations-Controlling, ob sich ein<br />

einfach und täglich ermittelbares Maß für<br />

wirtschaftlich relevante Reputation 20 in <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensführung nutzen lässt:<br />

· Die Stabilität <strong>de</strong>r Kooperationsbereitschaft<br />

kann an <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r Beziehungen auf<br />

<strong>de</strong>n Märkten <strong>de</strong>s Unternehmens (Absatz,<br />

Beschaffung, Kapital, Arbeit, Bildung) gemessen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

· Die Stabilität <strong>de</strong>r wechselseitigen Zahlungsbeziehungen<br />

lässt sich am Volumen<br />

<strong>de</strong>r Einzahlungen bzw. Auszahlungen<br />

messen.<br />

· Die Stabilität <strong>de</strong>r Zufrie<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>r Debitoren<br />

und Kreditoren kann hilfsweise mit<br />

<strong>de</strong>m Einhalten <strong>de</strong>r Zahlungsziele verfolgt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Grun<strong>de</strong> ist diese auf drei Aspekte orientieren<strong>de</strong><br />

Messgröße nichts an<strong>de</strong>res als die weit<br />

verbreitete Aufteilung in A-, B- und C-Lieferanten,<br />

Kun<strong>de</strong>n etc. Sie fokussiert Reputation<br />

auf ihre wirtschaftliche Relevanz. In <strong>de</strong>r Debitoren-<br />

und Kreditoren-Buchhaltung ist je<strong>de</strong><br />

51


Controlling – Die DIN SPEC 1086 –<br />

52<br />

einzelne Beziehung erfasst, so dass alle Informationen<br />

leicht ermittelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

6. In <strong>de</strong>r Wert-Realisierung (Outflow) fließen die<br />

Aktivitäten aller Wirkungsstufen zusammen.<br />

Um <strong>de</strong>m Kontext <strong>de</strong>r Wirkungsstufen auch<br />

einen buchungstechnischen Rahmen zu geben,<br />

wer<strong>de</strong>n sukzessive alle relevanten internen<br />

Kooperationsbeziehungen <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

entwe<strong>de</strong>r als Shared Services im<br />

Rahmen eigenständiger Rechnungskreise<br />

o<strong>de</strong>r mithilfe bewerteter Service Level Agreements<br />

organisiert. Dabei spielen geeignete<br />

Leistungsverrechnungen o<strong>de</strong>r Verrechnungspreise<br />

eine maßgebliche Rolle. 21<br />

III. Geeignete Buchungsobjekte<br />

für die Rechnungslegung<br />

Controller können die Erarbeitung und Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Strategie ihres Unternehmens u. a.<br />

auch dadurch begleiten, dass sie für transparente<br />

betriebswirtschaftliche Strukturen sorgen.<br />

Das bezieht sich zu einem wesentlichen<br />

Teil auf Buchungsobjekte und Kontierungsregeln,<br />

mit <strong>de</strong>nen man abgrenzen kann, wofür<br />

das Unternehmen bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Strategie<br />

wie viel Geld ausgibt bzw. erhält. Mit diesen<br />

Strukturen wird weitgehend über die Güte<br />

entschie<strong>de</strong>n; und sie dienen dazu, später die<br />

Wirksamkeit strategischer Entscheidungen zu<br />

analysieren und darzustellen.<br />

Ohne geeignete Buchungsstrukturen lassen sich<br />

im Nachhinein we<strong>de</strong>r Aufwendungen noch Ergebnisse<br />

ein<strong>de</strong>utig zuordnen. Sie erfassen zwar<br />

nur die mit Rechnungen dokumentierten Geschäftsvorfälle.<br />

Dennoch verfügen Unternehmen<br />

normalerweise über keine an<strong>de</strong>re auch nur annähernd<br />

vergleichbar <strong>de</strong>taillierte Informationsbasis,<br />

die <strong>de</strong>rart systematisch geordnet ist. Diese<br />

Basis kann mithilfe <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Informations-<br />

Technologien ohne weiteres mit zusätzlichen,<br />

aus an<strong>de</strong>ren Quellen gewonnenen Informationen<br />

verknüpft und angereichert wer<strong>de</strong>n. Das zu leisten<br />

ist eine kreative Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />

Einige Beispiele aus <strong>de</strong>m von uns geschil<strong>de</strong>rten<br />

Maschinenbau-Unternehmen sollen das illustrieren:<br />

· Für je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r neun Programme wur<strong>de</strong> eine<br />

„Kostenträger- bzw. Kostenstellengruppe“<br />

(Masternummer) eingerichtet als Basis für<br />

die Planung und Steuerung aller Arbeiten in<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Programmen und ihren Projekten.<br />

Damit verbun<strong>de</strong>n ist die Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r erzielten Leistungen und Aufwendungen.<br />

Durch die Masternummern verfügen<br />

alle Programm-bezogenen Informationen<br />

über eine jeweils gemeinsame „Adresse“.<br />

Das erlaubt <strong>de</strong>m Unternehmen kontinuierliche<br />

Auswertungen über die gesamte Programmdauer.<br />

Es ermöglicht ihm auch eine<br />

(interne und/o<strong>de</strong>r externe) Aktivierung <strong>de</strong>r<br />

Entwicklungskosten 22 und <strong>de</strong>ren spätere<br />

Überführung in Abschreibungen für konkrete<br />

Produkte.<br />

· Die Debitorenstruktur wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n-Informations-System verknüpft.<br />

In diese Verknüpfung wur<strong>de</strong>n auch<br />

alle verfügbaren Informationen zu Interessenten<br />

bzw. Interessentengruppen einbezogen<br />

und nach Passfähigkeit zum Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

(Kun<strong>de</strong>ntyp) segmentiert. Auf dieser<br />

Basis können Szenarien zur Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nanzahl (Neuzugänge abzüglich Fluktuation)<br />

und <strong>de</strong>s durchschnittlichen Auftragsvolumens<br />

je Kun<strong>de</strong>ngruppe erarbeitet<br />

und fortgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

· Die Strukturierung in produkt- und strukturabhängige<br />

Zielkosten wur<strong>de</strong> in unserem<br />

Beispiel zwar in Excel-Tabellen <strong>de</strong>s Controller-Services,<br />

aber nicht konsequent in <strong>de</strong>n<br />

Buchungsstrukturen umgesetzt. Dadurch<br />

waren parallele und mitunter voneinan<strong>de</strong>r<br />

abweichen<strong>de</strong> Informationsstränge entstan<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Folge wer<strong>de</strong>n die Möglichkeiten<br />

eines „begleiten<strong>de</strong>n Controllings“ (von <strong>de</strong>r<br />

Zielfindung bis zum Reporting und Lernen)<br />

eingeschränkt. Insofern bestand auch in dieser<br />

„selbstverständlichen Frage“ konkreter<br />

Handlungsbedarf.<br />

· Die zur Diskussion gestellte Erfassung <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlich relevanten Reputation ist unmittelbar<br />

mit <strong>de</strong>n Debitoren und Kreditoren<br />

bzw. Personalkonten verknüpft. Auf dieser<br />

Basis lassen sich viele Analysen erstellen,<br />

z. B.:<br />

- Wie ist die spezielle Reputation bei <strong>de</strong>n<br />

Zielkun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n talentierten Mitarbeitern<br />

o<strong>de</strong>r strategisch be<strong>de</strong>utsamen<br />

Lieferanten, die wir halten wollen?<br />

- Welche strategische Abhängigkeit besteht<br />

in Beziehungen mit beson<strong>de</strong>rs hoher Reputation?<br />

Sind die Abhängigkeiten symmetrisch<br />

o<strong>de</strong>r asymmetrisch?<br />

- Wie entwickelt sich das Reputations-<br />

Potenzial?<br />

- In welcher Relation stehen die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

bei Reputation und Zahlungs-Überschuss<br />

(Cash Flow) in kurz-, mittel- und<br />

langfristiger Sicht?<br />

- Wie wirken sich welche Maßnahmen auf<br />

die wirtschaftlich relevante Reputation bei<br />

welchen Stakehol<strong>de</strong>rn aus?<br />

Bei klarer Zuordnung <strong>de</strong>r Kostenträger und<br />

Kostenstellen zu <strong>de</strong>n Debitoren und Kreditoren<br />

(z. B. mithilfe einer stufenweisen Deckungsbeitrags-Rechnung)<br />

lassen sich diese<br />

Fragen für wichtige Stakehol<strong>de</strong>r eines Unternehmens<br />

individuell beantworten.<br />

Fazit<br />

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Controlling<br />

innovativ zu gestalten. Viele <strong>de</strong>r angeführten<br />

Beispiele mögen vielleicht simpel<br />

erscheinen und wer<strong>de</strong>n sicher in einer Vielzahl<br />

von Unternehmen in <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Weise längst praktiziert. Ihre systematische<br />

Kombination zur proaktiven Unterstützung<br />

innovativen Strebens und Han<strong>de</strong>lns hat das<br />

Potenzial, <strong>de</strong>m Controlling selber eine innovative<br />

Ausrichtung zu geben. Das Entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

in unserem Beispiel aber ist <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rieren<strong>de</strong><br />

Einfluss, <strong>de</strong>n die Controller inzwischen bei <strong>de</strong>r<br />

Umgestaltung <strong>de</strong>r internen und externen Beziehungen<br />

gewonnen haben. Proaktive und langfristig<br />

ausgerichtete Transparenz über die<br />

verfügbaren Potenziale <strong>de</strong>r Geschäftsprozesse,<br />

die angestrebten Ziele und die dafür zu<br />

entwickeln<strong>de</strong>n Potenziale sowie das Aufzeigen<br />

von Handlungserfor<strong>de</strong>rnissen bil<strong>de</strong>n gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>n Beiträgen zur strategisch orientierten<br />

Entwicklungs-Roadmap <strong>de</strong>n Rahmen<br />

für eigenständige innovative Aktivitäten. Innovation<br />

im Unternehmen? Controller können<br />

einen wichtigen Beitrag leisten.<br />

Fußnoten<br />

1<br />

DIN SPEC 1086 „Qualitätsstandards im Controlling“<br />

(2009), download: www.beuth.<strong>de</strong>,<br />

S. 4, S. 5, S. 6


CM November / Dezember 2012<br />

2<br />

vgl. ebenda, S. 5<br />

3<br />

vgl. ebenda<br />

4<br />

vgl. ebenda, S. 7<br />

5<br />

„Dieses System muss in <strong>de</strong>r Lage sein, sämtliche<br />

Wertarten (Plan, Ist, Soll, Abweichung und<br />

Erwartung) abzubil<strong>de</strong>n und miteinan<strong>de</strong>r zu vergleichen.<br />

Es muss für je<strong>de</strong> anstehen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

diejenigen Mengen, Leistungen und<br />

Werte zeigen, die sich durch die Entscheidung<br />

verän<strong>de</strong>rn. Es muss stufengerecht unterschei<strong>de</strong>n,<br />

welche Größen von <strong>de</strong>r jeweiligen Führungsperson<br />

direkt beeinflusst und damit verantwortet<br />

wer<strong>de</strong>n können“; ebenda, S. 8<br />

6<br />

vgl. ebenda, S. 6<br />

7<br />

„Controller leisten einen Beitrag zur Ausrichtung<br />

auf innovative Geschäftsprozesse“, ebenda<br />

8<br />

vgl. Friedag, H.R. / Schmidt, W. (2012): Controlling<br />

in volatilen Zeiten, in: Controller Magazin,<br />

Heft 2/2012<br />

9<br />

In <strong>de</strong>r Literatur wird die Fundierung <strong>de</strong>r Einzigartigkeit<br />

mitunter in zwei geson<strong>de</strong>rte Faktoren<br />

zerlegt: das „Nutzenversprechen gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n“ auf <strong>de</strong>r einen und die „Architektur<br />

<strong>de</strong>r Wertschöpfung“ auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite (vgl.<br />

Stähler, P. (2001): Geschäftsmo<strong>de</strong>lle in <strong>de</strong>r<br />

digitalen Ökonomie, Josef Eul Verlag, S. 41ff);<br />

in <strong>de</strong>r Praxis hängt die Einzigartigkeit nach unseren<br />

Erfahrungen aber vor allem davon ab, wie<br />

bei<strong>de</strong> Faktoren möglichst frühzeitig miteinan<strong>de</strong>r<br />

verzahnt wer<strong>de</strong>n. Deshalb sollten sie als ein<br />

Ganzes gesehen wer<strong>de</strong>n.<br />

10<br />

Die BSC-Gruppe (in manchen Unternehmen<br />

auch Zukunfts- o<strong>de</strong>r Strategie-Team genannt)<br />

besteht aus einem Kernteam, das sich quartalsweise<br />

zu Previews trifft, und einer Vielzahl<br />

von kleinen Arbeitsgruppen, die <strong>de</strong>m Kernteam<br />

zuarbeiten.<br />

11<br />

Diese Strukturierung greift Gedanken auf, die<br />

von Eugen Schmalenbach entwickelt wur<strong>de</strong>n;<br />

vgl. Schmalenbach, E. (1948): Dynamische<br />

Bilanz, Leipzig, S. 20.<br />

12<br />

Die Strukturebenen <strong>de</strong>r Zielkosten gelten<br />

auch analog für die Verwendung (Auszahlung)<br />

<strong>de</strong>s Betriebsgewinns.<br />

13<br />

Gemäß <strong>de</strong>r klassischen Orientierung von<br />

Peter Drucker: die Dinge richtig tun (bei <strong>de</strong>r<br />

Nutzung von Erfolgspotenzialen) und die<br />

richtigen Dinge tun (bei <strong>de</strong>r Entwicklung von<br />

Erfolgspotenzialen)<br />

14<br />

Das hier dargestellt Bild wur<strong>de</strong> in Analogie<br />

zum Wirkungsstufen-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

entwickelt, das <strong>de</strong>r Fachkreis „Kommunikations-Controlling“<br />

im Internationalen Controllerverein<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>m Arbeitskreis<br />

„Wertschöpfung durch Kommunikation“ <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Public Relations Gesellschaft erarbeitet<br />

und 2009 veröffentlicht hat; vgl. Stobbe,<br />

R. et. al. (2010): Grundmo<strong>de</strong>ll für Kommunikations-Controlling,<br />

Statement <strong>de</strong>s ICV, Gauting,<br />

S. 34 ff<br />

15<br />

vgl. Dressler, S. (2007): Shared Services,<br />

Business Process Outsourcing und Offshoring:<br />

Die mo<strong>de</strong>rne Ausgestaltung <strong>de</strong>s Back Office-<br />

Wege zu Kostensenkung und mehr Effizienz im<br />

Unternehmen, Gabler<br />

16<br />

Die TCO-Metho<strong>de</strong> ist in einigen Branchen<br />

(z. B. IT, Automobilbau, Maschinenbau) bereits<br />

fester Bestandteil <strong>de</strong>r Unternehmensführung;<br />

dazu sei z. B. auf die Vorschriften VDI 2884,<br />

VDMA 34160 o<strong>de</strong>r ISO 60300-3-3 verwiesen.<br />

17<br />

vgl. Schumacher, S.C. et. al. (2008): Die 3<br />

Faktoren <strong>de</strong>s Einkaufs, Wiley, S. 177 ff<br />

18<br />

vgl. Simon, H. (2004): Think, Strategische<br />

Unternehmensführung statt Kurzfrist-Denke,<br />

Campus, S. 167ff<br />

19<br />

Bei je<strong>de</strong>m Kauf stehen sich individuelle Käufer<br />

und Verkäufer gegenüber, die wechselseitig<br />

einen Preis akzeptieren müssen, damit <strong>de</strong>r Prozess<br />

durch die Zahlung zum Abschluss kommt.<br />

20<br />

Dieses Maß ist ein Diskussions-Vorschlag <strong>de</strong>r<br />

Autoren. Er ist das Ergebnis vielfältiger Diskussionen<br />

in <strong>de</strong>n Fachkreisen „IFRS & Controlling“,<br />

„Kommunikations-Controlling“ und „Controlling<br />

& Qualität“ im Internationalen Controller Verein<br />

(ICV)<br />

21<br />

vgl. Kleinhietpaß, G. (2011): Verrechnungspreise<br />

im Konzern: Steuerrechtliche Gewinnverteilung<br />

und interne Steuerungsfunktion, in:<br />

Controlling Berater, Heft 13, <strong>Haufe</strong>, S. 107ff<br />

22<br />

Seit <strong>de</strong>m Bilanz-Mo<strong>de</strong>rnisierungs-Gesetz<br />

(BilMoG) gibt es im HGB-Abschluss unter bestimmten<br />

Voraussetzungen ein Aktivierungs-<br />

Wahlrecht; vgl. HGB §§ 248 (2), 255 (2a); die<br />

IFRS regeln diese Frage in IAS 38. Für das Controlling<br />

ist primär die interne Abgrenzungsmöglichkeit<br />

wichtig. Ob dann das Aktivierungs-<br />

Wahlrecht in <strong>de</strong>n externen Abschlüssen genutzt<br />

wird, ist für die Praxis eher sekundär. „Der Controller<br />

sorgt intern für eine zweckgerechte Bewertung<br />

und Berichterstattung. Sofern Regeln<br />

für die externe Rechnungslegung <strong>de</strong>m entgegenstehen,<br />

steuert er die Daten für externe<br />

Berichterstattungen in geson<strong>de</strong>rten Auswertungen<br />

bei und sorgt für nachvollziehbare Überleitungsrechnungen“;<br />

vgl. DIN SPEC 1086,<br />

a.a.O., S. 9<br />

Zukunft im Kopf.<br />

Topaktuelle Weiterbildungsangebote<br />

für Controller<br />

• Praxisorientierte Seminare<br />

und Trainings<br />

• Qualifizierung zum/r<br />

Leiter/in Controlling<br />

• Lehrgang Gepüfte/r<br />

Controller/in<br />

• Schriftlicher Lehrgang<br />

Controlling<br />

Informationen unter:<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong>/<br />

www.haufe-aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

controlling


Die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf: Einsparpotenziale systematisch aufspüren<br />

Die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf:<br />

Einsparpotenziale systematisch aufspüren<br />

von Bernhard Höveler<br />

54<br />

Beim Versuch, die Einkaufskosten zu minimieren,<br />

gilt wie beim Fußballspielen: Mit <strong>de</strong>r „Brechstange“<br />

allein kommt man eher selten zum Ziel.<br />

Entsprechend wichtig ist es, die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Einsparhebel zu kennen und diese<br />

gezielt zu kombinieren – unter an<strong>de</strong>rem abhängig<br />

von <strong>de</strong>r jeweiligen (Einkaufs-)Marktsituation<br />

und Marktmacht <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Der Einkauf ist an zahlreiche Determinanten<br />

gebun<strong>de</strong>n, die sich stetig än<strong>de</strong>rn. Deshalb ist<br />

das I<strong>de</strong>ntifizieren von Sparpotenzialen keine<br />

Einmalaktion: Es ist ein fortwähren<strong>de</strong>r Prozess.<br />

Doch wo sollen wir hierbei anfangen und<br />

wo aufhören? Das fragen sich Unternehmensführer<br />

und Einkaufsmanager immer wie<strong>de</strong>r –<br />

unter an<strong>de</strong>rem, weil ihnen zuweilen ein Instrument<br />

zum systematischen I<strong>de</strong>ntifizieren von<br />

Einsparpotenzialen fehlt. Ein solches Instrument<br />

ist die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf. Sie<br />

zeigt die zwei verschie<strong>de</strong>nen strategischen<br />

Stoßrichtungen zum Erzielen von Einsparungen<br />

im Einkauf auf.<br />

Eine Strategie für <strong>de</strong>n Einkauf<br />

Der Einkauf beschafft Material und Dienstleistungen.<br />

Dabei gilt: Die Kosten sind das Produkt<br />

aus Preis und Menge beziehungsweise<br />

Prozesskosten und Menge. Für das Optimieren<br />

<strong>de</strong>r Materialkosten kann also entwe<strong>de</strong>r an<br />

<strong>de</strong>r Preis- und Prozesskosten- o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

Mengenschraube o<strong>de</strong>r an allen drei Schrauben<br />

„gedreht“ wer<strong>de</strong>n. Deshalb unterschei<strong>de</strong>t die<br />

Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf Preis- und Prozesskostenhebel<br />

von Mengenhebeln und ermöglicht<br />

damit eine ganzheitliche Betrachtung<br />

<strong>de</strong>r Kosten (siehe Abbildung 1).<br />

Die Preis- und<br />

Prozesskostenhebel nutzen<br />

Die Hebel zum Senken <strong>de</strong>r Preise und Prozesskosten<br />

haben unterschiedliche Ausrichtungen:<br />

Die einen versuchen mit einer aggressiven<br />

Kostenoptimierung, die „leicht“ zu erzielen<strong>de</strong>n<br />

Einsparungen zu realisieren. Die „anspruchsvolleren”<br />

Hebel hingegen zielen auf eine<br />

„smarte Kostenoptimierung“ ab und versuchen,<br />

die „nicht auf <strong>de</strong>n ersten Blick“ ersichtlichen<br />

Potenziale zu erschließen.<br />

Hebel 1: Volumenkonzentration<br />

Hat ein Unternehmen sehr viele Lieferanten,<br />

dann ist dies oft ein Hinweis auf einen Mangel<br />

an strategischer Ausrichtung <strong>de</strong>s Einkaufs.<br />

Eine Analyse <strong>de</strong>r Beschaffungsgruppen und<br />

<strong>de</strong>s Einkaufsmarkts erlauben in diesem Fall<br />

die notwendige Korrektur. Sie ist umso wichtiger,<br />

je mehr Sparten und Standorte ein Unternehmen<br />

hat. Denn diese tendieren dazu,<br />

selbstständig und unabhängig voneinan<strong>de</strong>r<br />

einzukaufen. Hier hilft nur eine übergreifen<strong>de</strong><br />

Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r Einkaufsvolumina von Beschaffungsgruppen,<br />

Geschäftsbereichen und<br />

Standorten. Durch eine Volumenbün<strong>de</strong>lung<br />

und Reduktion <strong>de</strong>r Lieferantenzahl erhöht sich<br />

auch die Verhandlungsmacht <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Über die geeignete Zahl von Lieferanten


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 1: Die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf<br />

ist von Unternehmen zu Unternehmen individuell<br />

zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Hebel 2: Erweiterung <strong>de</strong>s Lieferantenkreises<br />

Der bestehen<strong>de</strong> Lieferantenkreis kann durch<br />

inländische und ausländische Lieferanten verstärkt<br />

in <strong>de</strong>n Wettbewerb gestellt wer<strong>de</strong>n. Viele<br />

Unternehmen zögern, das Angebot ausländischer<br />

Märkte durch Global Sourcing für ihren<br />

Einkauf einzukalkulieren. Damit bleiben wertvolle<br />

Einsparpotenziale ungenutzt. Bei einer<br />

Analyse <strong>de</strong>r ausländischen Märkte kann man<br />

meist schnell Lieferanten i<strong>de</strong>ntifizieren, die signifikante<br />

Kostenvorteile gegenüber <strong>de</strong>n heimischen<br />

Lieferanten bieten. Bezüglich Produktqualität<br />

und Versorgungssicherheit ist zwar<br />

oft Vorsicht geboten, aber ein konsequenter<br />

Lieferantenaufbau minimiert das Risiko. Ist das<br />

Auslandsgeschäft etabliert, können durch das<br />

Nutzen von Währungsschwankungen weitere<br />

Einsparungen erzielt wer<strong>de</strong>n.<br />

Hebel 3: Spezifikationsoptimierung<br />

Sie zielt darauf ab, durch ein „leichtes“ Verän<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>s Produkts o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dienstleistung<br />

günstigere Einkaufspreise zu erzielen. Dabei<br />

darf sich die Qualität <strong>de</strong>s Produkts o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Dienstleistung jedoch nur im vorgegebenen<br />

Maß än<strong>de</strong>rn. Die Substitution kostenintensiver<br />

Produkt- o<strong>de</strong>r Dienstleistungsbestandteile<br />

durch geeignete günstige Alternativen birgt<br />

weiteres Sparpotenzial. Auch eine stärkere<br />

Standardisierung (beziehungsweise „Entfeinerung”)<br />

<strong>de</strong>r Produkte ist vielversprechend.<br />

Durch z. B. eine Reduktion <strong>de</strong>r Variantenvielfalt<br />

entstehen größere Einkaufsvolumina, was<br />

auch die Produktionskosten lieferantenseitig<br />

senkt.<br />

Hebel 4: Optimierung <strong>de</strong>r Supply Chain<br />

Eine kritische Betrachtung <strong>de</strong>r gesamten<br />

Lieferkette (Supply Chain) offenbart oft interessante<br />

Einsparpotenziale. So lassen sich mit<br />

IT-Lösungen häufig die Prozesskosten senken<br />

wie z. B. durch <strong>de</strong>n Einsatz von elektronischen<br />

Katalogen zur Optimierung von Bestellprozessen.<br />

Auch beim physischen Materialfluss und<br />

in <strong>de</strong>r Logistik gibt es viele Ansatzpunkte für<br />

Einsparungen. So kann z. B. durch die Optimierung<br />

von Bestän<strong>de</strong>n das sogenannte<br />

Working Capital gesenkt wer<strong>de</strong>n. Ein weiterer<br />

Ansatz ist das Restrukturieren <strong>de</strong>r Beziehung<br />

zum Lieferanten.<br />

Der Einkauf sollte sich fragen, ob die Beziehung<br />

zum Lieferanten überhaupt sinnvoll ist.<br />

Eine Reflexion <strong>de</strong>r Preise <strong>de</strong>r Vorlieferanten<br />

und das Erwägen eines Direkteinkaufs bei<br />

ihnen sind oft aufschlussreich. Zuweilen<br />

macht es sogar Sinn, bestimmte Produkte<br />

selbst herzustellen. Um dies zu ermitteln, gilt<br />

es einen <strong>de</strong>taillierten Kostenvergleich zwischen<br />

Eigenleistung und Fremdbezug durchzuführen.<br />

Abb. 2: Übersicht Mengenhebel<br />

55


Die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf: Einsparpotenziale systematisch aufspüren<br />

Abb. 3: Gängige Systematik zur Kategorisierung von Beschaffungsgruppen<br />

Übergeordneter Hebel: internes/<br />

externes Benchmarking<br />

Um die vier Preis-/Prozesskostenhebel hinsichtlich<br />

ihrer Wirksamkeit einschätzen zu können,<br />

müssen die Einsparpotenziale quantifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Wenn unternehmensintern bereits Vergleichskonditionen<br />

zum Beispiel für Spezifikationsoptimierungen<br />

vorliegen, dann kann hierüber<br />

ein firmeninternes Benchmarking erfolgen.<br />

Oft liegen entsprechen<strong>de</strong> Daten jedoch nicht<br />

vor. Dann empfiehlt es sich in <strong>de</strong>r Regel, ein externes<br />

Benchmarking durchzuführen. Es können<br />

zum Beispiel für alternative Spezifikationsvorschläge<br />

Angebote von Lieferanten eingeholt<br />

wer<strong>de</strong>n, um abzuschätzen, ob sich eine Spezifikationsoptimierung<br />

lohnt.<br />

Autor<br />

Die Mengenhebel ansetzen<br />

Die Mengenhebel lassen sich seltener als die<br />

Preis- und Prozesskostenhebel zum Einsatz<br />

bringen. Das macht ihre Prüfung aber nicht weniger<br />

wichtig. Denn einmal zum Einsatz gebracht,<br />

lassen sich mit ihnen signifikante<br />

Einsparungen erzielen. Die radikale Ausgangsfrage<br />

<strong>de</strong>r Prüfung ist, ob Beschaffungsgruppen<br />

überhaupt und wenn ja in welchen Mengen benötigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Mengenhebel sind ein<strong>de</strong>utig<br />

und ihre Wirkungsweise ist in Abbildung 2<br />

zusammengefasst.<br />

Kritische Einordnung <strong>de</strong>r<br />

Hebelsystematik<br />

Der „reinen Lehre“ folgend, empfehlen sich bestimmte<br />

Sparhebel für bestimmte Unternehmenssituationen.<br />

Eine gängige Systematik zur<br />

Kategorisierung von Beschaffungsgruppen ist<br />

die 2x2 Matrix (siehe Abbildung 3). In ihr bil<strong>de</strong>t<br />

eine Achse die strategische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Beschaffungsgruppe<br />

für das Unternehmen und<br />

die an<strong>de</strong>re die Komplexität <strong>de</strong>s Einkaufsmarktes<br />

ab. Aufgrund <strong>de</strong>r dargestellten Systematik<br />

wird häufig empfohlen, bei einer geringen<br />

Komplexität <strong>de</strong>s Einkaufsmarkts die<br />

Hebel zur aggressiven Kostenoptimierung<br />

(also „Volumenkonzentration“ und „Erweiterung<br />

<strong>de</strong>s Lieferantenkreises“) einzusetzen.<br />

Die „smarten“ Hebel wie „Spezifikationsoptimierung“<br />

und „Optimierung <strong>de</strong>r Supply Chain“<br />

hingegen sollen, wenn überhaupt, erst später<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer solchen Hinweisen folgt, verschenkt unter<br />

Umstän<strong>de</strong>n enorme Einsparpotenziale. Das<br />

sei am Beispiel eines Versicherungsunternehmens<br />

und seines Printbedarfs illustriert:<br />

Allein in Deutschland kamen für das Erstellen<br />

<strong>de</strong>r Printprodukte <strong>de</strong>r Versicherung<br />

Tausen<strong>de</strong> von Druckereien als Lieferanten in<br />

Frage. Zu<strong>de</strong>m boten zahlreiche Druckereien<br />

aus <strong>de</strong>m Ausland ihre Dienste an. Für die Versicherung<br />

hatte die Beschaffungsgruppe<br />

„Print“ eine hohe strategische Be<strong>de</strong>utung,<br />

weil das Geschäft weitgehend über gedruckte<br />

Versicherungsanträge, Broschüren und Flyer<br />

abgewickelt wird.<br />

56<br />

Dr. Bernhard Höveler<br />

ist geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter <strong>de</strong>r auf Einkaufsoptimierung<br />

spezialisierten Beratungsgesellschaft HÖVELER HOLZ-<br />

MANN CONSULTING GmbH, Düsseldorf.<br />

E-Mail: bernhard.hoeveler@hoeveler-holzmann.com<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r enorm hohen Zahl an Druckereien<br />

ist im Printbereich <strong>de</strong>r Wettbewerb hoch<br />

und die Einkaufsmarktkomplexität daher<br />

gering. Also lag es aufgrund <strong>de</strong>r oben dargelegten<br />

Systematik nahe, die Beschaffungsgruppe<br />

Print ausschließlich über das Ausnutzen<br />

<strong>de</strong>r Einkaufsmacht (Volumenkonzentra-


CM November / Dezember 2012<br />

tion und Erweiterung <strong>de</strong>s Lieferantenkreises)<br />

zu optimieren. Im konkreten Projekt zeigte<br />

sich aber, dass sich mit <strong>de</strong>n smarten Hebeln<br />

· Spezifikationsoptimierung (zum Beispiel<br />

Harmonisierung <strong>de</strong>r Papiersorten und<br />

-formate) sowie<br />

· Optimierung <strong>de</strong>r Supply Chain (zum Beispiel<br />

Vorverhan<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Papierpreise, Optimierung<br />

<strong>de</strong>r Print-Logistik und getrennter<br />

Einkauf von Druckvorstufe und Druck)<br />

wesentlich höhere Einsparungen erzielen lassen.<br />

Bei einem schematischen Vorgehen gemäß<br />

<strong>de</strong>r gängigen Systematik wären sie nicht<br />

o<strong>de</strong>r erst in einem weiteren Schritt zum Einsatz<br />

gekommen.<br />

Erfolgsfaktoren beim I<strong>de</strong>ntifizieren<br />

von Einsparpotenzialen<br />

Das Wissen um die Systematik <strong>de</strong>r Erfolgsformel<br />

für <strong>de</strong>n Einkauf alleine garantiert noch nicht<br />

<strong>de</strong>n Erfolg. Es gibt weitere Erfolgsfaktoren.<br />

Prozess<strong>de</strong>nken<br />

Die Erfolgsformel für <strong>de</strong>n Einkauf unterstützt<br />

Unternehmen bei <strong>de</strong>r Auswahl ihrer Einkaufsstrategien<br />

für sämtliche Beschaffungsgruppen.<br />

Ohne Vor- und Nacharbeiten ist die Strategie<br />

aber nicht anwendbar. Erst nach einer Klärung<br />

<strong>de</strong>s Bedarfs und einer Analyse <strong>de</strong>s Einkaufsmarktes<br />

kann <strong>de</strong>r Einkauf mit dieser Formel<br />

Einsparhebel prüfen und auswählen. Die Lieferantenanalyse<br />

und -auswahl schließt sich an.<br />

Der Prozess en<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>r vertraglichen Fixierung<br />

und Implementierung.<br />

Cross-funktionale Teams<br />

Beim Heben <strong>de</strong>r Einsparpotenziale sollte <strong>de</strong>r<br />

Einkauf Hand in Hand mit <strong>de</strong>m Fachbereich und<br />

gegebenenfalls <strong>de</strong>m Controlling (Messung <strong>de</strong>r<br />

Einsparungen) arbeiten, um eine ganzheitliche<br />

Betrachtung zu erreichen.<br />

Systematische Vorgehensweise<br />

Um die Hebel erfolgreich zu prüfen, benötigt<br />

<strong>de</strong>r Einkauf eine Vielzahl von Informationen.<br />

Baumdiagramme strukturieren Arbeitsfragen<br />

und -thesen in logischen Ketten und systematisieren<br />

potenzielle Informationsquellen.<br />

Reporting/Erfolgsmessung<br />

Ohne ein Reporting und eine Erfolgsmessung<br />

ist ein Quantifizieren <strong>de</strong>r Einsparungen nicht<br />

möglich. Reporting und Erfolgsmessung schaffen<br />

Verbindlichkeit und einen gesun<strong>de</strong>n Handlungsdruck<br />

bei <strong>de</strong>n involvierten Mitarbeitern.<br />

Mo<strong>de</strong>rator<br />

Ein Mo<strong>de</strong>rator, <strong>de</strong>r die Erfolgsformel kennt,<br />

kann als „Wa<strong>de</strong>nbeißer“ agieren und das I<strong>de</strong>ntifizieren<br />

<strong>de</strong>r Einsparpotenziale antreiben. Als<br />

neutrale Instanz sorgt <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rator für die<br />

Prüfung aller relevanten Hebel. Damit ist ein<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Beitrag zum Quantifizieren und<br />

Realisieren <strong>de</strong>r Einsparpotenziale geleistet.<br />

Fazit<br />

Die besten Fußballer eines Lan<strong>de</strong>s spielen für<br />

<strong>de</strong>ssen Nationalmannschaft. Trotz<strong>de</strong>m begeben<br />

auch sie sich vor wichtigen Spielen und<br />

Turnieren in Trainingslager. Denn auch sehr<br />

gute Spieler können sich stetig verbessern und<br />

müssen je nach Gegner auf unterschiedliche<br />

Spieltaktiken eingestimmt wer<strong>de</strong>n. Dasselbe<br />

gilt für <strong>de</strong>n Einkauf. Auch er muss sich stets optimieren,<br />

damit er auf aktuelle und antizipierte<br />

Marktbedingungen, Produkt- o<strong>de</strong>r Preisentwicklungen<br />

adäquat reagieren kann. Die Erfolgsformel<br />

für <strong>de</strong>n Einkauf weist <strong>de</strong>n Beteiligten<br />

die Richtung und sorgt als Lotse dafür, dass<br />

kein Hebel außer Acht gelassen wird. Gera<strong>de</strong><br />

Einkäufer, die überzeugt sind, alle Potenziale<br />

ausgeschöpft zu haben, sollten kritisch prüfen,<br />

ob nicht doch noch Einsparungen zu erzielen<br />

sind. Denn das Thema, die Kosten-Nutzen-<br />

Relation zu verbessern, ist ein Dauerbrenner in<br />

Unternehmen.<br />

Ein kleiner Einblick in die Baustellentätigkeiten rund um <strong>de</strong>n Verlag für ControllingWissen<br />

in Wörthsee-Etterschlag, wo das Controller Magazin entsteht<br />

Im linken Bild sieht man die Heizungsrohrverlegung zwischen Verlagshaus und Controller Aka<strong>de</strong>mie, und rechts <strong>de</strong>n Bau von Parkplätzen<br />

direkt vor <strong>de</strong>m Verlagsgebäu<strong>de</strong>. Wir, das Verlagsteam freuen uns schon sehr, wenn die Damen und Herren <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie Anfang<br />

2013 zu uns umziehen :-) !<br />

57


Steuerung interner Dienstleister<br />

Steuerung interner Dienstleister<br />

von Kai Hoffmann und Jürgen Reinhard<br />

58<br />

Die Bün<strong>de</strong>lung von unterstützen<strong>de</strong>n Servicefunktionen<br />

in zentralen Einheiten (mit<br />

regionaler o<strong>de</strong>r globaler Verantwortung) ist in<br />

<strong>de</strong>n meisten Konzernen heutzutage gang und<br />

gäbe. Diese als Shared Service Center organisierten<br />

Einheiten sind oftmals sogar rechtlich<br />

eigenständige Gesellschaften, die speziell mit<br />

<strong>de</strong>m Ziel gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n, eine optimale Servicebereitstellung<br />

für interne Kun<strong>de</strong>n sicherzustellen.<br />

Obgleich dieses Konzept inzwischen sehr weit<br />

verbreitet ist, kann man immer wie<strong>de</strong>r beobachten<br />

– insbeson<strong>de</strong>re einige Jahre nach <strong>de</strong>r<br />

Etablierung dieser Einheiten, wenn sich die<br />

Wogen <strong>de</strong>r Umorganisation geglättet haben, –<br />

dass die Steuerung dieser Dienstleister<br />

kein triviales Problem ist und oftmals durch<br />

suboptimale Lösungen zu erheblichen Reibungsverlusten<br />

führt. Dieser Artikel stellt die<br />

grundsätzlichen Steuerungsprobleme kurz<br />

vor und behan<strong>de</strong>lt dann einen Lösungsansatz,<br />

entwickelt in einem Projekt <strong>de</strong>r Verfasser.<br />

Steuerungsprobleme<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n sprechen wir von internen Konzerndienstleistern<br />

und meinen damit interne<br />

Dienstleistungserbringer wie z. B. die Buchhaltungs-<br />

und Beschaffungsabteilung. Die Problemstellung<br />

ließe sich verallgemeinern auf<br />

innerbetriebliche Leistungserstellung an sich<br />

(also insbeson<strong>de</strong>re auch Produktion von Fertigund<br />

Halbfertigerzeugnissen) und die Steuerung<br />

<strong>de</strong>r Leistungsersteller – wir verzichten bewusst<br />

auf diese weitere Auslegung <strong>de</strong>r Thematik,<br />

<strong>de</strong>nn eine Betrachtung auch von innerbetrieblichen<br />

Produktionsstätten wür<strong>de</strong> hier zu weit<br />

führen und <strong>de</strong>n Rahmen sprengen.<br />

Grundsätzlich sind bei <strong>de</strong>r Steuerung interner<br />

Servicedienstleister die folgen<strong>de</strong>n Probleme<br />

zu beobachten:<br />

· Da <strong>de</strong>r Servicedienstleister selber <strong>de</strong>n Auftrag<br />

hat, möglichst kostengünstig zu produzieren<br />

und Effizienzgewinne an die internen<br />

Kun<strong>de</strong>n in Form sinken<strong>de</strong>r Preise weiterzugeben,<br />

können we<strong>de</strong>r EBIT (Ergebnis vor<br />

Steuern und Zinsen) noch Umsatz als wirkliche<br />

Messgrössen fungieren.<br />

· Die Leistungen selber sind sehr oft zwar<br />

marktnah, aber aufgrund historischer Gegebenheiten<br />

und Strukturen nicht vollkommen<br />

vergleichbar, so dass eine Steuerung auf Basis<br />

Marktvergleich schwer fällt. Vor allem die<br />

Kostenposition interner Dienstleister ist oft<br />

nicht vergleichbar mit spezialisierten Dritten,<br />

die „schlankere“ Strukturen und weniger<br />

„Altlasten“ wie hohe Pensionsverpflichtungen<br />

o<strong>de</strong>r höhere Lohnniveaus aus an<strong>de</strong>ren<br />

Tarifverträgen haben.<br />

· Die Kostenbasis ist oft stark fluktuierend,<br />

da externe Dienstleister herangezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

um variable Kapazitätsanpassungen<br />

zu machen.<br />

· Produktivitätsgewinne sind sehr schwierig zu<br />

messen.<br />

Praxisbeispiel zur Lösung<br />

Das folgen<strong>de</strong> Beispiel beruht auf einem Projekteinsatz<br />

<strong>de</strong>r Autoren in einem weltweit operieren<strong>de</strong>n<br />

Konzern <strong>de</strong>r Dienstleistungsbranche.<br />

Die Implementierung liegt einige Jahre zurück,<br />

so dass die Ergebnisse bereits einer kritischen<br />

Prüfung standhalten und auf Nachhaltigkeit<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Ausgangssituation<br />

Der ursprüngliche Arbeitsumfang war beschränkt<br />

auf alle Servicedienstleister <strong>de</strong>s<br />

Konzerns in Deutschland. Der Projektauftrag<br />

lautete, ein neues Steuerungskonzept für<br />

diese Konzerndienstleister zu entwickeln –<br />

das Projekt wur<strong>de</strong> auf Konzernebene vom<br />

CFO gesponsert und hatte damit sowohl <strong>de</strong>n<br />

notwendigen Rückhalt als auch die notwendigen<br />

Freiheiten, um neue Wege zu gehen<br />

und komplett neue I<strong>de</strong>en in <strong>de</strong>r Firma einzuführen.<br />

Unter <strong>de</strong>n Konzerndienstleistern gab es sowohl<br />

rechtlich selbständige als auch rechtlich<br />

unselbständige Dienstleister, die als Abteilung<br />

innerhalb <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Konzernmuttergesellschaft<br />

organisiert waren. Die erbrachten<br />

Servicedienstleistungen reichten von<br />

Buchhaltung, Personalwesen (Personaladministration,<br />

Lohnbuchhaltung) über Fuhrparkmanagement<br />

bis zu IT-Leistungen –<br />

mit an<strong>de</strong>ren Worten also das komplette Spektrum<br />

notwendiger Unterstützungsleistungen.<br />

Gestartet wur<strong>de</strong> das Projekt mit einer Pilotierung<br />

im Bereich Buchhaltung (Shared Service<br />

Center Accounting), bevor eine Anwendung<br />

auf die übrigen Bereiche erfolgte.


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 1: Projektansatz<br />

Projektauftrag<br />

Der Projektansatz war in ein Vier-Phasen-Mo<strong>de</strong>ll<br />

geglie<strong>de</strong>rt, wie in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Phase 1: Benchmarking<br />

In einem ersten Schritt wur<strong>de</strong> ein Benchmarking<br />

bei <strong>de</strong>n Konzerndienstleistern an<strong>de</strong>rer<br />

Grosskonzerne durchgeführt. Dieses Benchmarking<br />

sollte vor allem dazu dienen, eine<br />

Standortbestimmung zu erzielen; hierbei<br />

stand im Zentrum, die Dienstleister in ihrer<br />

Kosten-/Effizienzposition darzustellen und<br />

I<strong>de</strong>en zu sammeln, wie ein pragmatisches<br />

Steuerungskonzept ausgestaltet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Wie üblich beim Benchmarking gab es Probleme,<br />

direkt vergleichbare Firmen zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r konzerninternen Dienstleistungserbringung<br />

war es aber nicht zwingend<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, in <strong>de</strong>rselben o<strong>de</strong>r vergleichbaren<br />

Branche zu benchmarken – die klassischen internen<br />

Dienstleistungen wie Finanzen o<strong>de</strong>r Personalwesen<br />

fin<strong>de</strong>t man ja in je<strong>de</strong>m größeren<br />

Unternehmen: Daher konnten über persönliche<br />

Kontakte relativ schnell Benchmarkingpartner<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Um <strong>de</strong>n Aufwand für <strong>de</strong>n Partner gering zu halten,<br />

wur<strong>de</strong> mit einem sehr vereinfachten<br />

Benchmarkingansatz gearbeitet, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Partner einen Fragebogen in einer Datenbank<br />

beantworten konnte – es wur<strong>de</strong> nur ein initialer<br />

Workshop angesetzt, um das Vorgehen zu besprechen,<br />

aber keine systematischen Interviews<br />

durchgeführt. Daneben stan<strong>de</strong>n die<br />

Benchmarkingpartner noch bei <strong>de</strong>r Validierung<br />

<strong>de</strong>r Daten für Rückfragen zur Verfügung – im<br />

Großen und Ganzen war ihr Aufwand aber sehr<br />

begrenzt, was auch so sein musste, da die Teilnahme<br />

am Benchmarking aus Sicht <strong>de</strong>r Partner<br />

eine reine Goodwill Aktion war. Die Abbildung 2<br />

zeigt das Vorgehen und <strong>de</strong>n Zeitaufwand beim<br />

Benchmarking.<br />

Phase 2: Bestimmung Steuerungskonzept<br />

Die Phase <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s Zielsteuerungskonzepts<br />

wur<strong>de</strong> bewusst nach <strong>de</strong>m<br />

Benchmarking gesetzt. Grundsätzlich sollte die<br />

Bestimmung eines Steuerungskonzepts eine<br />

strategische Entscheidung sein, die unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Istsituation ist – dies birgt aber<br />

die Gefahr, dass eine sehr realitätsferne Strategie<br />

entwickelt wird, die enorme Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Organisation stellt, da die Ziellatte einfach<br />

zu hoch liegt. Um dies zu vermei<strong>de</strong>n und<br />

höhere Akzeptanz in <strong>de</strong>r Organisation für das<br />

Sollkonzept zu erhalten, wur<strong>de</strong> daher bewusst<br />

auf das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Benchmarkingphase gewartet,<br />

um ein Steuerungskonzept zu entwickeln,<br />

welches die im Benchmarking ent<strong>de</strong>ckten<br />

Problembereiche konkret adressiert, aber<br />

gleichzeitig realistisch im Rahmen <strong>de</strong>s Implementierbaren<br />

bleibt.<br />

Konzeptionell wur<strong>de</strong>n vier verschie<strong>de</strong>ne<br />

Steuerungskonzepte angeschaut (siehe Abbildung<br />

3). Der Istzustand <strong>de</strong>r Organisation lag<br />

in einer Mischung aus Budget Center und<br />

Kos tenstellensteuerung – keines <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Konzepte war in seiner Reinform implementiert.<br />

Grundsätzlich stand die Organisation aber<br />

näher an <strong>de</strong>r Budget Center-Steuerung als an<br />

<strong>de</strong>r Kostenstellensteuerung. Das Controlling<br />

Abb. 2: Ablauf <strong>de</strong>s Benchmarking<br />

59


Steuerung interner Dienstleister<br />

60<br />

Abb. 3: Steuerungskonzepte<br />

konzentrierte sich hauptsächlich auf Einhaltung<br />

<strong>de</strong>s gesetzten Kosten<strong>de</strong>ckels, und die Führungskräfte<br />

wur<strong>de</strong>n ebenfalls lediglich daran<br />

gemessen, ob das jährliche Budget eingehalten<br />

wur<strong>de</strong>. Erste Anzeichen einer Kostenstellensteuerung<br />

zeigten sich lediglich darin, dass<br />

Budgetabweichungen teilweise vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

von geän<strong>de</strong>rten Leistungsoutputs rationalisiert<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Auf dieser Basis wur<strong>de</strong> als Ziel <strong>de</strong>finiert, in <strong>de</strong>n<br />

nächsten drei Jahren eine vollumfängliche<br />

Kostenstellensteuerung für die Dienstleister<br />

einzuführen. Eine allfällige Profit Center- o<strong>de</strong>r<br />

Investment Center-Steuerung wur<strong>de</strong> zu<br />

diesem Zeitpunkt nicht in Betracht gezogen.<br />

Ausschlaggebend dafür waren zwei Grün<strong>de</strong>:<br />

Zum einen konnte nicht von einer Umsetzung<br />

im planbaren Zeitraum (d. h. binnen 1-3 Jahren)<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n und zum an<strong>de</strong>ren<br />

war nicht bei allen Dienstleistern eine Gewinnverantwortung<br />

gewünscht.<br />

Bezüglich <strong>de</strong>s letzten Punkts zeigt sich, dass<br />

eine Controllingkonzeption für Konzerndienstleister<br />

natürlich auch immer auf die Gesamtsteuerungslogik<br />

<strong>de</strong>s Konzerns abgestimmt sein<br />

muss. Es müssen Mechanismen vorhan<strong>de</strong>n<br />

sein, die eine entsprechen<strong>de</strong> Implementierung<br />

<strong>de</strong>r Steuerungslogik unterstützen – konkret bei<br />

einer Profit Center-Verantwortung fehlten zum<br />

Beispiel etablierte Prozesse im Konzern, um<br />

entsprechen<strong>de</strong> Preisverhandlungen zu führen<br />

und dies in Planungsprozessen zu verankern.<br />

Auch waren viele Bereiche <strong>de</strong>r operativen Divisionen<br />

noch als reine Budgetcenter etabliert, so<br />

dass eine Steuerung <strong>de</strong>r Konzerndienstleis ter<br />

als Profit Center we<strong>de</strong>r gesamthaft konsis tent<br />

und damit zielführend war, noch auf viel Akzeptanz<br />

gestoßen wäre.<br />

Vielmehr kann in diesem Sinne die Entscheidung,<br />

eine Kostenstellensteuerung zu implementieren,<br />

als Beginn einer Verän<strong>de</strong>rungsreise<br />

interpretiert wer<strong>de</strong>n, die zu einem Paradigmenwechsel<br />

im gesamten Konzern führen sollte.<br />

Festlegung Zielkosten<br />

Autoren<br />

Jürgen Reinhard<br />

ist Direktor bei Deloitte Schweiz und leitet das Finance Transformation<br />

Team innerhalb <strong>de</strong>r SAP-Beratung. Bei großen Transformationsprojekten<br />

berät er seine Kun<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungen<br />

und Auswirkungen im Finanz- und Controllingbereich. Er hat zu<strong>de</strong>m<br />

langjährige Erfahrung bei <strong>de</strong>r Implementierung von steueroptimierten<br />

Supply Chain-Geschäftsmo<strong>de</strong>llen.<br />

E-Mail: jreinhard@<strong>de</strong>loitte.ch<br />

Auf Basis <strong>de</strong>r Benchmarkingergebnisse wur<strong>de</strong>n<br />

Zielkosten für die jeweiligen Dienstleister <strong>de</strong>finiert.<br />

Diese Zielkosten stellten auf Sicht drei<br />

Jahre das Soll dar, bei unverän<strong>de</strong>rten Rahmenbedingungen.<br />

Allerdings erfor<strong>de</strong>rt die Umsetzung<br />

einer Kostenstellensteuerung nicht nur<br />

die bloße Setzung eines Kosten<strong>de</strong>ckels (das<br />

wäre klassische Budgetsteuerung!), son<strong>de</strong>rn<br />

auch eine Betrachtung <strong>de</strong>r Leistungserbringung<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Dienstleisters. Der konzeptionelle<br />

Hauptunterschied zwischen einer Kostenstellen-<br />

und einer Budgetcentersteuerung<br />

wur<strong>de</strong> dabei von uns darin gesehen, dass bei<br />

Kos tenstellenverantwortung eine Rechtfertigung<br />

<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>nen Kosten relativ<br />

zur Leistungserbringung stattfin<strong>de</strong>t, während<br />

eine Budgetcentersteuerung ledig absolut<br />

<strong>de</strong>n Kostenanfall kontrolliert. Diese Definition<br />

ist nicht zwingend die in <strong>de</strong>r Praxis übliche –<br />

dort wird meist von Kostenstellencontrolling<br />

gesprochen, wenn es um reines, absolutes<br />

Controlling <strong>de</strong>r Istkosten geht, unabhängig<br />

von erbrachten Services/Leistungen.<br />

Als Voraussetzung für die Definition von Zielstückkosten<br />

wur<strong>de</strong> mit je<strong>de</strong>m Dienstleister<br />

ein Leistungskatalog entwickelt – entschei<strong>de</strong>nd<br />

war dabei, je Leistung einen leicht messbaren<br />

Kostentreiber zu ermitteln. Außer<strong>de</strong>m<br />

war die Anfor<strong>de</strong>rung, sich auf wenige (je nach<br />

Größe <strong>de</strong>r Dienstleister zwischen 3 und 20)<br />

Leistungen zu beschränken, um einfache<br />

Handhabbarkeit zu gewährleisten. Abbildung 4<br />

skizziert das Vorgehen.<br />

Daher wur<strong>de</strong>n teilweise sehr gut messbare<br />

und taugliche Kostentreiber ermittelt (z. B. Anzahl<br />

Personalabrechnungen pro Monat), teilweise<br />

war es aber auch sehr schwierig, messbare,<br />

sinnvolle und verständliche Kostentreiber<br />

zu fin<strong>de</strong>n (z. B. Anzahl Verhandlungen mit <strong>de</strong>m<br />

Kai Hoffmann<br />

ist Berater bei Deloitte, Schweiz und seit mehr als 10 Jahren im<br />

Beratungsgeschäft tätig. Der Fokus liegt dabei auf <strong>de</strong>r Implementierung<br />

von SAP-gestützten Geschäftsprozessoptimierungen<br />

und Business Transformation-Projekten.<br />

E-Mail: kahoffmann@<strong>de</strong>loitte.ch


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 4: Definition von Zielstückkosten<br />

Sozialpartner – dies ist eine sehr schlecht<br />

zum Aufwand korrelierte Größe, allerdings<br />

konnte kein an<strong>de</strong>rer Mengentreiber gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n).<br />

Letztere Tatsache hat <strong>de</strong>r Gesamtimplementierung<br />

aber keinen Abbruch getan – es waren<br />

eher Detailschwierigkeiten, wie sie in je<strong>de</strong>m<br />

Projekt vorkommen, und die Erkenntnis, dass<br />

es kaum jemals <strong>de</strong>n „one size fits all“-Ansatz<br />

gibt. Als Lehre aus <strong>de</strong>n Schwierigkeiten könnte<br />

man bei vergleichbaren Projekten in Erwägung<br />

ziehen, bestimmte Bereiche aufgrund fehlen<strong>de</strong>r<br />

Eignung (z. B. gesetzlich zwingend zu<br />

erbringen<strong>de</strong> Leistungen, die nicht unbedingt<br />

steuerbar sind) auszuklammern.<br />

Die <strong>de</strong>finierten Leistungen wur<strong>de</strong>n in einem<br />

nächsten Schritt ins Verhältnis zu <strong>de</strong>r gebenchmarkten<br />

Kostenbasis und <strong>de</strong>r ge<strong>de</strong>ckelten Zielkostenbasis<br />

gesetzt. Zusammen mit <strong>de</strong>n Istmengenvolumen<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>s Benchmarking<br />

und <strong>de</strong>n erwarteten Mengenvolumina<br />

konnten so Leistungsstückkosten und Leistungszielstückkosten<br />

errechnet wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Extrapolation <strong>de</strong>r Mengenvolumina wur<strong>de</strong> dabei<br />

extrem einfach gehalten und orientierte sich<br />

genauso wie die Zielkostenvereinbarung an <strong>de</strong>n<br />

Mittelfristplanungsprämissen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Schätzung <strong>de</strong>r Mengenvolumina<br />

war in diesem Schritt die Herausfor<strong>de</strong>rung, die<br />

Gesamtkosten sinnvoll <strong>de</strong>n Leistungen zuzuordnen<br />

– dies natürlich ohne die Hilfsmittel einer<br />

systemunterstützten Produktkostenrechnung.<br />

Daher war dies letztlich eine sehr grobe<br />

Kos tenverteilung auf Excelbasis, die sich<br />

primär an <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>r Budgetcenter mit<br />

einem zusätzlichen Gemeinkostenzuschlag<br />

orien tierte.<br />

Beispielsweise wur<strong>de</strong> die Leistung „Personalabrechnung“<br />

einfach so kalkuliert, dass<br />

die Gesamtkosten <strong>de</strong>r Abteilung samt einem<br />

prozentualen Aufschlag durch die Zahl durchgeführter<br />

Abrechnungen dividiert wur<strong>de</strong>n. Innerbetriebliche<br />

Leistungsbeziehungen wur<strong>de</strong>n<br />

dabei komplett ausgeblen<strong>de</strong>t (z. B. die Tatsache,<br />

dass die Personalabrechnung Leistungen<br />

<strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung in Anspruch nimmt).<br />

Dies ist natürlich ein sehr einfacher und fehlerbehafteter,<br />

dafür aber pragmatischer Ansatz.<br />

Gerechtfertigt wer<strong>de</strong>n konnte er damit, dass<br />

ein Hauptziel <strong>de</strong>s Projekts die Herbeiführung<br />

eines Paradigmenwechsels im Controlling<br />

und im Denken <strong>de</strong>r Mitarbeiter war. Dies<br />

kann man mit hemdsärmelig berechneten<br />

Kostengrößen genauso gut erreichen wie mit<br />

aka<strong>de</strong>misch korrekt berechneten Werten – mit<br />

<strong>de</strong>m Unterschied, dass Letzteres prohibitiv<br />

teuer ist.<br />

Abbildung 5 skizziert die Ergebnisse aus dieser<br />

Projektphase – auf Gesamtkostenbasis konnte<br />

eine Effizienzlücke gezeigt wer<strong>de</strong>n, genauso<br />

wie auf einzelner Leistungsebene. Wie im vorangegangen<br />

Kapitel gezeigt wur<strong>de</strong>, war Letzteres<br />

ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s konzeptionelles Element,<br />

<strong>de</strong>nn die Steuerung als Kostenstelle be<strong>de</strong>utete<br />

für uns, nicht nur die Inputseite (Kosten),<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Outputseite, die Leistungen<br />

zu verantworten.<br />

Es bleibt hier anzumerken, dass es natürlich<br />

wünschenswert gewesen wäre, direkt die Leistungen<br />

<strong>de</strong>r Dienstleister zu benchmarken und<br />

nicht nur eine Gesamtkostenbasis. Dies war<br />

aber dadurch unmöglich, dass man teilweise<br />

sehr branchenspezifische, nicht marktgängige<br />

Dienstleistungen zu bewerten hatte (und keinen<br />

Benchmarkingpartner aus <strong>de</strong>r Branche hatte),<br />

und zum an<strong>de</strong>ren konnte man nur eine genügen<strong>de</strong><br />

Anzahl Benchmarkingpartner gewinnen,<br />

in<strong>de</strong>m ein schnelles und unkompliziertes Verfahren<br />

zugesichert wur<strong>de</strong>. Dies wäre nicht <strong>de</strong>r<br />

Fall gewesen, hätte man auf Leistungsebene<br />

benchmarken wollen.<br />

Phase 4: Umsetzungscontrolling<br />

In <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>s Umsetzungscontrollings galt<br />

es, die Schließung <strong>de</strong>r oben bestimmten Effizienzlücke<br />

zu überwachen. Die im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r vorangegangenen Projektphasen etablierten<br />

Kalkulationsmo<strong>de</strong>lle auf Basis <strong>de</strong>r <strong>de</strong>fi-<br />

61


Steuerung interner Dienstleister<br />

strumentarien dafür wur<strong>de</strong>n zumin<strong>de</strong>st erfolgreich<br />

implementiert.<br />

Fazit<br />

62<br />

Abb. 5: Effizienzrechnung<br />

nierten Leistungen (also die Zuordnung von<br />

Kos ten auf Leistungen, die im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Benchmarkings und <strong>de</strong>r Zielkostenbestimmung<br />

durchgeführt wor<strong>de</strong>n waren) wur<strong>de</strong>n in dieser<br />

Phase institutionalisiert und automatisiert, so<br />

dass Ist-Zielkosten bestimmt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Dies erfolgte im ersten Jahr als reine „Excel-<br />

Übung“ außerhalb von ERP-Systemen.<br />

Hauptgrund dafür war die aktuelle Situation<br />

<strong>de</strong>s Konzerns, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> ein größeres ERP-<br />

Projekt durchgeführt hatte und erst einmal<br />

Stabilität in diesem Bereich erzeugen wollte.<br />

Rückblickend hat sich diese „offline“-Pilotierung<br />

aber bewährt, da die Controller in allen<br />

Bereichen so Vertrauen in das neue Tool und<br />

die neuen Zahlen gewinnen konnten; und aufgrund<br />

<strong>de</strong>r sich durch das Projekt ziehen<strong>de</strong>n<br />

Prämisse „keep it simple“ war das Excel-<br />

Nebenreporting auch nicht allzu kompliziert.<br />

Anzumerken bleibt aber, dass nach einem<br />

Jahr das Nebenreporting durch eine Implementierung<br />

im SAP abgelöst wur<strong>de</strong> – die<br />

Zielkos tenrechnung hatte sich gewissermaßen<br />

als Controllingtool etabliert.<br />

Wichtiger noch als die technische Realisierung<br />

war im Rahmen <strong>de</strong>s Umsetzungscontrollings<br />

natürlich die Definition, Umsetzung, Steuerung<br />

und Nachverfolgung konkreter Maßnahmen<br />

zur Deckung <strong>de</strong>r Effizienzlücken. Die Tatsache,<br />

dass man Effizienzlücken auf einzelnen „Marktleistungen“<br />

<strong>de</strong>finiert hatte, half <strong>de</strong>n Einheiten<br />

dabei enorm. Zum einen wur<strong>de</strong>n so überschaubare<br />

Bereiche geschaffen, zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>n<br />

viele Sparpotenziale im Sinne <strong>de</strong>s Target<br />

Costings ermittelt: In intensiven Kun<strong>de</strong>ngesprächen<br />

stellte sich heraus, wofür <strong>de</strong>r interne Konzerndienstleister<br />

geschätzt wur<strong>de</strong> und welche<br />

Leistungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> zwar nutzte, aber nicht<br />

wirklich brauchte, beziehungsweise nicht bereit<br />

war dafür zu zahlen. Ein klassisches Beispiel<br />

auf diesem Sektor waren im Bereich <strong>de</strong>r Instandhaltung<br />

Reinigungsarbeiten an Betriebsmitteln,<br />

die bis dahin viel zu häufig durchgeführt<br />

wor<strong>de</strong>n waren.<br />

Das Konzept ließ sich auch in <strong>de</strong>n jährlichen<br />

Planungsprozess übertragen. Das heißt, dass<br />

neben <strong>de</strong>r üblichen Kostenplanung auch eine<br />

Leistungsmengenplanung (Ausbringungsmenge)<br />

erfolgte, die es ermöglichte, Planstückkosten<br />

zu berechnen. Somit konnte im Controlling<br />

eine Plan-Ist-Soll-Stückkostenbetrachtung<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Zur Kalkulation <strong>de</strong>r Planstückkosten<br />

kamen natürlich dieselben Mo<strong>de</strong>lle<br />

zum Einsatz wie im Ist, was eine höhere Planungsgenauigkeit<br />

erfor<strong>de</strong>rte, <strong>de</strong>nn bis dahin<br />

war die Planung nicht kostenstellengenau<br />

durchgeführt wor<strong>de</strong>n. Eine exakte Planung<br />

wur<strong>de</strong> nun aber notwendig, um die Kostenzuweisung<br />

auf Leistungsarten und die entsprechen<strong>de</strong><br />

Berechnung <strong>de</strong>r Planstückkosten zu<br />

unterstützen.<br />

Ergebnisse<br />

Gesamt gesehen wur<strong>de</strong> das unmittelbare<br />

Hauptziel <strong>de</strong>r Initiative, nämlich höhere Effizienz<br />

in <strong>de</strong>r innerbetrieblichen Leistungserbringung<br />

zu erreichen, erfolgreich umgesetzt.<br />

Viel wichtiger ist allerdings, dass <strong>de</strong>m mittelfristigen<br />

Ziel, ein Um<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>r Unternehmung<br />

zu erreichen, min<strong>de</strong>stens <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n bereitet<br />

wur<strong>de</strong>. Ein spürbares Abkehren von <strong>de</strong>r<br />

„Supermarktmentalität“ beim Konsumieren<br />

interner Services hin zu mehr Kostenbewusstsein,<br />

sowohl auf Abnehmer- als<br />

auch Anbieterseite, wur<strong>de</strong> mit Sicherheit erreicht.<br />

Ob dies dauerhaft so gelebt wer<strong>de</strong>n<br />

wird, bleibt abzuwarten. Die Prozesse und In-<br />

Da im Rahmen <strong>de</strong>r Fokussierung auf Kernkompetenzen<br />

immer mehr Konzerne ihre internen<br />

Servicedienstleister auf die Probe stellen, in<strong>de</strong>m<br />

sie sie ausglie<strong>de</strong>rn und so versuchen,<br />

Transparenz in die Leistungserstellung zu bekommen,<br />

gewinnt die Frage, wie man diese<br />

Dienstleister optimal steuern sollte, an Be<strong>de</strong>utung.<br />

Oftmals wird die Ausglie<strong>de</strong>rung – insbeson<strong>de</strong>re<br />

die rechtliche – als hinreichen<strong>de</strong>s Mittel<br />

gesehen, um eine Effizienzsteigerung zu bewerkstelligen,<br />

in<strong>de</strong>m man darauf hofft, dass<br />

die „Kräfte <strong>de</strong>s Marktes“ greifen bzw. die<br />

Separierung <strong>de</strong>r Einheiten allein für die notwendige<br />

Transparenz sorgt.<br />

Diese Sicht greift in <strong>de</strong>r Regel zu kurz, da es<br />

sich bei internen Dienstleistern im Allgemeinen<br />

nicht um Einheiten han<strong>de</strong>lt, die unmittelbar<br />

marktfähig sind – und es oftmals auch gar<br />

nicht sollen. Vielmehr geht es darum, die<br />

spezifischen Rahmenbedingungen konzerninterner<br />

Dienstleiter sinnvoll in eine<br />

umfassen<strong>de</strong> Controllingkonzeption zu integrieren.<br />

Hier ist aus unserer Sicht entschei<strong>de</strong>nd,<br />

ein hybri<strong>de</strong>s Anreizsystem einzurichten,<br />

welches we<strong>de</strong>r rein auf Erlösmaximierung noch<br />

auf reine Kostenreduktion abzielt.<br />

Das Praxisbeispiel zeigt, dass eine Zielkostensteuerung<br />

ein solches Anreizsystem<br />

sein kann, <strong>de</strong>nn we<strong>de</strong>r wird vom Dienstleister<br />

ein reines „cost cutting“ gefor<strong>de</strong>rt (die Kosten<br />

können im Prinzip je<strong>de</strong> Höhe erreichen, sofern<br />

interne Abnehmer für die Leistungen gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n) noch wird er an einer Erlösmaximierung<br />

gemessen, die ja aus interner Abnehmersicht<br />

kontraproduktiv wäre.


CM November / Dezember 2012<br />

Happiness Is But A State Of Mind –<br />

Glückliche Unternehmen<br />

von Frank-J. und Kerin Witt – Teil 2 –<br />

Glückliche Mitarbeiter<br />

Aus <strong>de</strong>n Unternehmenskultureffekten folgt die<br />

Frage nach eher individueller Glückstreibung<br />

für einzelne Mitarbeiter(gruppen). Im Sinne<br />

eines sog. Ankerpunktes gibt eine individuelle<br />

Glückssituation (z. B. Phase <strong>de</strong>r Familiengründung)<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen, also <strong>de</strong>n lebensphasen-spezifischen<br />

Glückshöchstwert auf<br />

einer 10er Ratingskala dar. Dieser Peak-Wert<br />

und die zugehörige Glückssituation mögen<br />

sich war im Lebensverlauf über die Lebensphasen<br />

hin än<strong>de</strong>rn, so etwa durch <strong>de</strong>n Pauschaleffekt<br />

<strong>de</strong>s Alterns mit an<strong>de</strong>ren Werten<br />

und Empfindungen. Bezogen auf einen einzelnen,<br />

aktuell fokussierten Lebensabschnitt jedoch<br />

kann dieser Personen-Höchstwert in<br />

Bezug zum unternehmensbedingten Glück<br />

gesetzt wer<strong>de</strong>n. Vor diesem Metho<strong>de</strong>nhintergrund<br />

ist man in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>n unternehmensbedingten<br />

Glückstreibern Ratingwerte<br />

zuzuordnen. Typische Glückstreiber und<br />

Glücksbedingungen sind in Abbildung 5<br />

dargestellt (Ratingwerte). In Abbildung 5 können<br />

nicht alle Items gleichermaßen auf die<br />

drei fokussierten Mitarbeitergruppen zutreffen<br />

(z. B. stark eingeschränkte Selfcontrollingmöglichkeiten<br />

auf <strong>de</strong>r Workerebene); in diesen<br />

Fällen wur<strong>de</strong>n möglichst ähnliche Items<br />

unterstellt. Es zeigt sich, dass<br />

· nicht nur direkt gestaltbare Treiber, son<strong>de</strong>rn<br />

auch biographische Effekte (etwa Zugehörigkeitsdauer<br />

zum Unternehmen eher als<br />

Rahmenbedingung) und lediglich indirektlangfris<br />

tig beeinflussbare Effekte (etwa<br />

Freundschafts- und Kooperationszirkel; vgl.<br />

auch Rank 2008) eine jeweils tragen<strong>de</strong><br />

Rolle spielen<br />

· die einzelnen Treiber sich gravierend bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Mitarbeitergruppen unterschei<strong>de</strong>n.<br />

Die alte schwarz/weiß-malen<strong>de</strong> Differenzierung<br />

zwischen <strong>de</strong>r Worker- vs. <strong>de</strong>r<br />

Managerebene, die inzwischen eher als<br />

überholt gelten dürfte, tritt hier noch einmal<br />

<strong>de</strong>utlich zutage!<br />

· es „peaks of luck and maybe happiness“<br />

gibt, die als kurzfristige Glücksmomente<br />

durchaus mit privaten Glücksmomenten mithalten<br />

können, so beispielsweise Karriereaufstieg,<br />

explizit einer kleinen Personengruppe<br />

zugeordneter Projekterfolg, neue attraktive<br />

Mitarbeiter. Letztlich sind all diese unternehmerischen<br />

Glücksaspekte in engem<br />

Bezug zur privaten Situation (Status- und<br />

Einkommensän<strong>de</strong>rung durch Karrierefortschritt,<br />

Partner- o<strong>de</strong>r Flirtchance) zu sehen,<br />

aber immerhin stellen sich <strong>de</strong>nnoch eine<br />

originär aus <strong>de</strong>m Unternehmen kommen<strong>de</strong><br />

Glückssituation dar bzw. generieren diese<br />

Situation.<br />

63


Happiness Is But A State Of Mind<br />

Abb. 5: Glückstreiber und Glücksbedingungen in <strong>de</strong>r Unternehmenskultur<br />

64<br />

Neben <strong>de</strong>n aus Abbildung 5 ersichtlichen Items<br />

gibt es – z. T. zu Abbildung 5 redundante –<br />

Kernfragen zur unternehmerischen Glückssituation.<br />

Dies zeigt Abbildung 6 (anhand einer<br />

Ratingskala mit 10 Positiv- und 10 Negativwerten).<br />

Controllingkulturtypen sind (Witt 1994):<br />

Typ 1: Stagnieren<strong>de</strong> Kostenrechnungskultur<br />

ohne Weiterentwicklung<br />

Typ 2: Strategisch-entwicklungsorientiertes<br />

Controlling<br />

Typ 3: Personengebun<strong>de</strong>nes Controlling<br />

Typ 4: Extern- und consultinginduziertes<br />

Controlling<br />

Typ 5: Wert- und wertkettenbasiertes<br />

Controlling.<br />

Abbildung 7 (Witt 1994, 5) veranschaulicht, mit<br />

welchem Schwergewicht (= Größe <strong>de</strong>r<br />

schraffierten Fläche) diese einzelnen Controllingkulturtypen<br />

in <strong>de</strong>n vier klassischen Deal/<br />

Kennedy-Kulturen vertreten sind. So ist beispielsweise<br />

Controllingkulturtyp 1 dominant in<br />

<strong>de</strong>r Tough-Guy-Kultur vertreten, in <strong>de</strong>r Bet-<br />

Your-Company-Kultur in<strong>de</strong>s nur recht spärlich.<br />

In Abbildung 8 sind auf <strong>de</strong>n Koordinatenachsen<br />

jeweils Ratingwerte aufgetragen, wie Manager<br />

(Ordinate) vs. Controller (Abszisse) in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Controllingkulturtypen ihre Glückssituation<br />

einschätzen. Die Bubble- bzw. die Blasengröße<br />

gibt einen Hinweis auf <strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utungsanteil<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Controllingkulturtyps in <strong>de</strong>r Praxis.<br />

Wirft man nun in Abbildung 8 einen speziellen<br />

Blick auf <strong>de</strong>n Zusammenhang zwischen<br />

Controllingkultur und Glückssituation, so<br />

wird <strong>de</strong>utlich, dass sich Manager und Controller,<br />

die sich – ja zwangsläufig – in ein und <strong>de</strong>rselben<br />

Controllingkultur befin<strong>de</strong>n, diese jeweilige<br />

Kultur gleichermaßen glückstreibend vs.<br />

glückshemmend empfin<strong>de</strong>n. Es gibt also keine<br />

gravieren<strong>de</strong>n Divergenzen zwischen Controllern<br />

und Managern, da sich die einzelnen Kulturtypen<br />

in etwa an <strong>de</strong>r Winkelhalbieren<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Portfolios positionieren. Positionen auf <strong>de</strong>r<br />

45°-Achse selbst repräsentieren ja vollkommenen<br />

Gleichschritt zwischen Abzissen- und<br />

Ordinatenmeinung. Zu<strong>de</strong>m zeigt sich, dass Typ<br />

2, also die Controllingkultur mit hohem strategischen<br />

Anteil, die relativ beste Glücksposition<br />

bietet, während Typ 1 die relativ „unglücklichste“<br />

Situation darstellt.<br />

Die jeweilige Unternehmenskultur puffert von<br />

außen kommen<strong>de</strong> und nach außen treten<strong>de</strong>n<br />

Risiken und Krisen unterschiedlich ab. Ohne<br />

hier auf die einzelnen Kulturtypen differenziert<br />

einzugehen, veranschaulicht Abbildung 9 (Nix/<br />

Schnöring/Siegert 2009), in welchem Umfang<br />

einzelne Krisenarten das Image bzw. die Unter-


CM November / Dezember 2012<br />

nehmensreputation erschüttern (die ursprüngliche<br />

4er Ratingskala umgerechnet auf<br />

eine 10er Skala); hohe Ratingwerte signalisieren<br />

hier also große Reputationseinbrüche bzw.<br />

-krisen aus Sicht <strong>de</strong>r Öffentlichkeit. Im Vergleich<br />

dazu sind Glückskrisen noch höher mit<br />

ihrem potenziellen Negativ-Leverage einzuschätzen.<br />

Wie nämlich Abbildung 10 ver<strong>de</strong>utlicht,<br />

sind diese Glückskrisenelemente sowohl<br />

aus Mitarbeiter- als auch aus externer Stakehol<strong>de</strong>rsicht<br />

und ebenfalls aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />

<strong>de</strong>r allgemeinen Öffentlichkeit mit einem i. d. R.<br />

noch höheren Negativ-Leverage (= höhere<br />

Ratingwerte) ausgestattet. M.a.W.: Diese Risikoelemente<br />

für Glückskrisen in Abbildung 10<br />

zeigen an, in welchem Ausmaß Mitarbeiter vs.<br />

an<strong>de</strong>re Stakehol<strong>de</strong>rs vs. die breite Öffentlichkeit<br />

die Harmonie und insofern auch die Glücksaustrahlung<br />

negativ beeinflusst sehen.<br />

Fazit und Controller´s Glück<br />

Controller´s allgemeine Glückstreiber wer<strong>de</strong>n<br />

als Fazit in einen Be<strong>de</strong>utungs- bzw. Gewichtungsvergleich<br />

zum Manager gesetzt (Ratingwerte<br />

in Abbildung 11, in <strong>de</strong>r Tabelle aus<br />

Darstellungsgrün<strong>de</strong>n auf eine Nachkommastelle<br />

gerun<strong>de</strong>t). Ohne auf Alters-, Branchenund<br />

Unternehmensgrößenunterschie<strong>de</strong> hier<br />

eingehen zu können, zeigen sich anhand <strong>de</strong>r<br />

ausgewählt dargestellten Items insgesamt viele<br />

Entsprechungen und Gemeinsamkeiten.<br />

Dabei wird durch die Personengruppendifferenzierung<br />

in<br />

1. Controller im kleineren Mittelstand<br />

2. Controller im größeren Mittelstand<br />

3. Konzern<strong>controller</strong><br />

4. Topmanager<br />

5. Middle-Management<br />

6. Lower-Management<br />

7. Familienunternehmer/Eigentümer<br />

8. Externer Consultant<br />

zusätzliche Transparenz in die Analyse<br />

gebracht.<br />

Abb. 6: Glückskernfragen (Auswahl)<br />

Abbildung 11 zeigt, dass <strong>de</strong>r unternehmerische<br />

Glücksbeitrag im Vergleich zu allgemeinen<br />

Glücksbeiträgen meist nur relativ gering<br />

ist, speziell aber Topmanager und Unternehmer/Eigentümer<br />

hier wohl glücksempfänglicher<br />

als manche an<strong>de</strong>re Personengruppen<br />

sind. Kurzfristig kann allerdings Unzufrie<strong>de</strong>nheit<br />

– etwa durch Arbeitsbelastung und Monkeys<br />

(vgl. etwa Witt/Witt 2012e) – glücksreduzierend<br />

wirken.<br />

Abbildung 12 veranschaulicht abschließend, ob<br />

und in welchem Umfang Glück vs. Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

vs. Motivation zusammenhängen, und<br />

zwar wie<strong>de</strong>rum in Bezug auf die bereits aus Abbildung<br />

9 bekannte Differenzierung in acht Personengruppen,<br />

wobei namentlich beim Topmanagement<br />

und bei Familienunternehmern die<br />

Frem<strong>de</strong>inschätzung <strong>de</strong>r Motivation unterblieb<br />

und vielmehr durch <strong>de</strong>n Ratingwert ersetzt<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>n auch die Selbsteinschätzung <strong>de</strong>r<br />

Motivation trägt. Controller aus größeren Mittelstandsunternehmen<br />

führen das Glücksranking<br />

<strong>de</strong>r Controllergil<strong>de</strong> an. Zu<strong>de</strong>m sind sie fast<br />

ähnlich glücklich wie Topmanager. Dies liegt vor<br />

allem daran, dass die individuellen Freiräume<br />

relativ groß sind.<br />

Ferner ist in Abbildung 10 aber auch ohne<br />

Einsatz weiterer formaler statistischer Metho<strong>de</strong>n<br />

(etwa Korrelationskoeffizient) nur mit<br />

bloßem Augenschein schon erkennbar, dass<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit und Glücksempfin<strong>de</strong>n nicht<br />

unbedingt eng zusammenhängen. Überdies<br />

korrelieren auch die Motivationseinschätzungen<br />

nicht beson<strong>de</strong>rs eng mit Glück und<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

Als Quintessenz wer<strong>de</strong>n wir uns nicht zu Glücksempfehlungen<br />

treiben lassen. Gleichwohl fielen<br />

uns einige Ten<strong>de</strong>nzen auf, die wir noch einmal<br />

separat als zusammenfassen<strong>de</strong>s Statement<br />

formulierten und durch Controller und Manager<br />

raten ließen. Diese daraus resultieren<strong>de</strong>n Ergebnisse<br />

veranschaulicht zusammenfassend<br />

Abbildung 13. Daraus abgeleitet vielleicht dann<br />

doch eine wenn auch sehr vergröberte Meta-<br />

65


Happiness Is But A State Of Mind<br />

Abb. 9: Krisenelemente für die Unternehmensreputation<br />

Abschließend nun noch eine Grundsatzperspektive in Abbildung 14:<br />

Manager sind insgesamt wohl glücklicher als Controller, was das<br />

„Gesamtglück“ anbelangt! An<strong>de</strong>rs als in Abbildung 12 dargestellt, die<br />

eher die Unternehmenssituation fokussiert, zeigt Abbildung 14 die<br />

Eigeneinschätzung <strong>de</strong>s Gesamtglücks bzw. <strong>de</strong>r Gesamtlebenssituation<br />

Abb. 7: Deal/Kennedy-Kulturtypen und Be<strong>de</strong>utungsgewicht <strong>de</strong>r dort jeweils<br />

vertretenen fünf Controllingkulturtypen<br />

Empfehlung: „Go home and lead a quiet life“, die <strong>de</strong>m Vollblut-Controller<br />

vielleicht gar nicht so gefällt – <strong>de</strong>nn wer analysiert, kommuniziert und<br />

überzeugt, ist gar nicht so „quiet“. Dennoch: Der typische Controller<br />

scheint für sein Glück weniger materielle Dinge zu benötigen als ein<br />

Manager; er ist relativ beschei<strong>de</strong>ner und lebt relativ weniger mondän, ist<br />

also in Bezug auf sein Unternehmens- und Lebensglück doch schon ein<br />

bißchen „quiet“.<br />

66<br />

Abb. 8: Zusammenhang zwischen Controllingkulturtypen und Glücksempfin<strong>de</strong>n<br />

Abb. 10: Risikoelemente für Glückskrisen (Perspektive <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />

weitere Stakehol<strong>de</strong>r, Allgemein-Öffentlichkeit)


CM November / Dezember 2012<br />

einschl. <strong>de</strong>s „Privatglücks“, das – häufiger<br />

eher als das aus <strong>de</strong>r Unternehmenssituation<br />

kommen<strong>de</strong>n Glücksempfin<strong>de</strong>n – auch schwere<br />

Schicksalsschläge umfasst (Tod <strong>de</strong>s Partners<br />

u. Ä.). Redundant zu Abbildung 12 ist in<br />

Abbildung 14 noch einmal das „Durchschnittsglück<br />

aus Unternehmen“ aufgetragen:<br />

Bei allen Vorbehalten, mathematisch die Differenz<br />

zwischen Gesamtglück und Unternehmensglück<br />

zu berechnen und sinnvoll zu interpretieren,<br />

gibt es in Abbildung 14 <strong>de</strong>nnoch<br />

<strong>de</strong>utliche Hinweise darauf, dass z. B.<br />

· Topmanager primär ihr Glücksempfin<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenssphäre ziehen, während<br />

ihre Privatsituation eher „unglücklich“ dagegen<br />

wirkt<br />

· Controller in kleineren Mittelstandsunternehmen<br />

vergleichsweise eher „Privatglück“<br />

<strong>de</strong>nn unternehmensgetriebenes Glück haben<br />

bzw. empfin<strong>de</strong>n.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Controllergil<strong>de</strong> gibt es eine<br />

Vielzahl von strukturellen Unterschie<strong>de</strong>n bzgl.<br />

<strong>de</strong>s jeweils empfun<strong>de</strong>nen Gesamtglücks im<br />

Abb. 11a: Allgemeine Glückstreiber<br />

Kontrast zur durch das Berufsleben induzierten<br />

Glückskomponente. Einige dieser<br />

strukturellen Aspekte wer<strong>de</strong>n in Abbildung 15<br />

veranschaulicht. Könnte man solche Controllingsituationen<br />

beliebig mischen, so ergäbe<br />

sich rein theoretisch für <strong>de</strong>n „gesamtglücklichsten“<br />

Controller: Ohne aka<strong>de</strong>mischen<br />

Background, recht lange im Controllinggeschäft<br />

und damit auch schon relativ lebensalt,<br />

Standort Schweiz am Rand <strong>de</strong>r (wenigen) größeren<br />

Ballungsgebiete, evtl. im öffentlichen<br />

Unternehmen tätig.<br />

Abb. 11b: Glückstreiber in verschie<strong>de</strong>nen Controller- vs Managerpositionen<br />

67


Happiness Is But A State Of Mind<br />

Literatur<br />

68<br />

Abb. 12: Glücksempfin<strong>de</strong>n, Zufrie<strong>de</strong>nheit und Motivation in Unternehmen<br />

Abb. 13: Glück-Statements<br />

Barney, J.: Strategic Factor Markets: Expectations,<br />

Luck, and Business Strategy.<br />

Management Science 1986, 1231-1241<br />

Barney, J.: Firm Resources and Sustained<br />

Competitive Advantage. Journal of Management<br />

1991, 99-120<br />

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durch Unternehmenskultur. Bonn-Bad Go<strong>de</strong>sberg<br />

1987 (<strong>de</strong>utsche Übersetzung <strong>de</strong>s<br />

amerik. Originals)<br />

Hornung, B.: Glücksforschung und Glückswissenschaft<br />

Band I:Wie man wirklich<br />

glücklicher wird. 5. Aufl., München 2008<br />

Nix, P./Schnöring, S./Siegert, G.: Den guten<br />

Ruf professionell managen. Harvard Manager<br />

2009, H. 1, 8-11<br />

Rank, O. N.: Strategieentwicklung als politischer<br />

Prozess. Die Betriebswirtschaft<br />

2008, 452-468<br />

Rasche, C.: Multifokales Management.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n 2002<br />

Scheich, H.: Vertrauen ist ein Gehirnzustand.<br />

Absatzwirtschaft 2008 (Son<strong>de</strong>rheft),<br />

98-102<br />

Schein, E. H.: Organizational Culture and<br />

Lea<strong>de</strong>rship. San Francisco et al. 1985<br />

Tebartz van Elst, L.: Alles so schön bunt hier<br />

– Gehirn-Scans sagen viel weniger aus, als<br />

in sie hineininterpretiert wird. ZEIT ONLINE<br />

34/2007,30,www.zeit.<strong>de</strong>/2007/34 /M-<br />

Seele-Imaging<br />

Witt, F.-J.: Controllingkultur. Controllingprofile,<br />

hrsg. v. Witt, F.-J., München 1994,<br />

2-16<br />

Witt, F.-J.: Controllingmythen. Controller<br />

Magazin 2004, 467-473<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: Was wirkt wirklich in<br />

Controller´s Toolset?. Controller Magazin<br />

2007, 462-466<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: Zufrie<strong>de</strong>nheit und<br />

Motivation. Controller Magazin 2009, H. 1,<br />

8-19<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: Every New Messenger<br />

Brings Evil Report – Reportingqualität. Dem<br />

Controller Magazin eingereicht 2011 und<br />

zur Veröffentlichung zugesagt<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: The Inclination To Look<br />

Back On Any Mistake – Controllingaffinität.<br />

Dem Controller Magazin eingereicht 2012a<br />

und zur Veröffentlichung zugesagt.


CM November / Dezember 2012<br />

Witt, K. / Witt, F.-J.: To Push Fake Morals –<br />

Controller’s Moral Hazard. Dem Controller Magazin<br />

eingereicht 2012f und zur Veröffentlichung<br />

zugesagt<br />

Witt, K. / Witt, F.-J.: Useless And Pointless<br />

Knowledge – Controller’s Know-How. Dem<br />

Controller Magazin eingereicht 2012g und zur<br />

Veröffentlichung zugesagt<br />

Wulf, E.: Biographische Gespräche zu Glückserfahrungen.<br />

Hamburg 2005<br />

Abb. 14: Gesamtglück bei Managern vs. Controllern<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: Everything Up To That<br />

Point Had Been Left Unresolved – Controllingservice<br />

als Manager’s Problemlösung?. Dem<br />

Controller Magazin eingereicht 2012b und zur<br />

Veröffentlichung zugesagt.<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: Long Distance Operator –<br />

Virtuelles, ferngesteuertes Controlling. Dem<br />

Controller Magazin eingereicht 2012c und zur<br />

Veröffentlichung zugesagt.<br />

Witt, K. / Witt, F.-J.: Without I<strong>de</strong>als Or Violence<br />

– Controller’s Genom. Dem Controller<br />

Magazin eingereicht 2012d und zur Veröffentlichung<br />

zugesagt<br />

Witt, K./Witt, F.-J.: Where The Current Is<br />

Strong And The Monkey Dances – Controllingmonkeys.<br />

Dem Controller Magazin eingereicht<br />

2012e und zur Veröffentlichung<br />

zugesagt<br />

Abb. 15: Divergieren<strong>de</strong>s Glücksempfin<strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>r Controllergil<strong>de</strong><br />

69


Deutschland – Ruanda<br />

Deutschland – Ruanda<br />

Wirtschaftswachstum und Folgen – Ansätze Ressourcen-zentrierter<br />

Ökonomie<br />

von Günter Polhe<strong>de</strong><br />

70<br />

Ökonomische Faktoren wie menschliche<br />

Arbeitskraft, Energie, Rohstoffe, Infrastruktur,<br />

Bildung, Zeit, finanzielle Mittel und <strong>de</strong>ren Wichtigkeit<br />

wer<strong>de</strong>n hier vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />

vergangenen Entwicklung in Deutschland und<br />

<strong>de</strong>r möglichen Entwicklung in Ruanda betrachtet.<br />

Erstens wird <strong>de</strong>r ökonomische Prozess<br />

in Deutschland bis zum jetzigen Zeitpunkt<br />

beleuchtet, einschließlich <strong>de</strong>s Übergangs<br />

vom Wachstum auf Realmärkten zum starken<br />

Einfluss durch Finanzmärkte. Zweitens<br />

wird eine Diskussion für eine mögliche Entwicklung<br />

in Ruanda angeregt, die im Vergleich<br />

zu Deutschland ruandische Gegebenheiten<br />

und Chancen aufgreift.<br />

Der Progress in ökonomisch früh entwick elten<br />

Län<strong>de</strong>rn wie Deutschland ist durch Produktivitätserhöhung,<br />

intensive Nutzung ökonomischer<br />

Faktoren und Arbeitszeitverdichtung gekennzeichnet.<br />

Dabei treten negative Folgen auf. Um<br />

solchen Folgen in Län<strong>de</strong>rn wie Ruanda entgegenwirken<br />

zu können, wird in diesem Beitrag<br />

über eine vom Vorhan<strong>de</strong>nsein regenerativer<br />

Energie getaktete Fertigung und über die Einsparung<br />

von Ressourcen durch eine Reparaturindustrie<br />

ansatzweise nachgedacht.<br />

Starkes realwirtschaftliches<br />

Wachstum<br />

In Deutschland etablierte sich nach <strong>de</strong>m zweiten<br />

Weltkrieg eine soziale Marktwirtschaft mit<br />

starkem realwirtschaftlichem Wachstum. Bedingung<br />

für eine solche Entwicklung ist, dass<br />

<strong>de</strong>r ökonomische Kreislauf funktioniert. Dafür<br />

sind ökonomische Faktoren wie menschliche<br />

Arbeitskraft, Energie, Rohstoffe, Infrastruktur,<br />

Bildung, Zeit und finanzielle<br />

Mittel erfor<strong>de</strong>rlich. Menschliche Arbeitskräfte<br />

waren vorhan<strong>de</strong>n. Sie hatten Konsumbedürfnisse,<br />

die in Folge <strong>de</strong>s Mangels im Krieg beson<strong>de</strong>rs<br />

groß waren. Die Arbeit zur Erzeugung von<br />

Konsum- und Investitionsgütern und die Befriedigung<br />

<strong>de</strong>r Konsumbedürfnisse ließen als Nebenwirkung<br />

die schlimmen Erfahrungen <strong>de</strong>s<br />

Krieges leichter vergessen. Die Befriedigung <strong>de</strong>r<br />

Konsumbedürfnisse brachte es mit sich, dass<br />

Arbeitnehmer Arbeit hatten, Geld verdienten,<br />

konsumierten und Geld ausgaben. Unternehmen<br />

konnten Geld verdienen und investieren.<br />

Der ökonomische Kreislauf war geschlossen –<br />

für Konsum- und Investitionsgüter. Als Energieträger<br />

war Kohle im Lan<strong>de</strong> vorhan<strong>de</strong>n. Rohstoffe<br />

konnten importiert wer<strong>de</strong>n, sofern sie<br />

nicht vorrätig waren. Infrastruktur und Bildung<br />

waren in genügen<strong>de</strong>m, aber ausbaunotwendigem<br />

Umfang vorhan<strong>de</strong>n. Zeit ist zwangsläufig<br />

„vorrätig”, sie kann ökonomisch unterschiedlich<br />

intensiv genutzt wer<strong>de</strong>n, wie später aufgezeigt<br />

wird. Finanzielle Mittel wur<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n Start <strong>de</strong>s<br />

ökonomischen Kreislaufs zur Verfügung gestellt.<br />

Die zunehmend nachgefragten Konsumund<br />

Investitionsgüter konnten im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

mit Unterstützung von Arbeitskräften aus <strong>de</strong>m<br />

Ausland und durch Automatisierung hergestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Automatisierung wird die Zeit unter<br />

Einsatz von Energie, Rohstoffen, Maschinerie,<br />

Informationstechnologie und Erfindungsreichtum<br />

ökonomisch intensiver genutzt. Dieser Vorgang<br />

bringt Rationalisierung mit sich. Es<br />

herrschte realwirtschaftliches Wachstum.<br />

Kosten für Arbeitskräfte, Energie, Rohstoffe, Investitionsgüter,<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Infrastruktur und<br />

Bildung konnten aus <strong>de</strong>n Wachstumserfolgen<br />

beglichen wer<strong>de</strong>n. Menschen mit größeren<br />

Einkommen und Vermögen konnten für private<br />

Investitionen sparen o<strong>de</strong>r ihr Geld für Investitionen<br />

in Unternehmen anlegen.


CM November / Dezember 2012<br />

Darüber hinaus entnahm <strong>de</strong>r Staat finanzielle<br />

Mittel aus <strong>de</strong>m ökonomischen Kreislauf, um sie<br />

an diejenigen umzuverteilen, die nicht aus eigener<br />

Kraft produktiv am wirtschaftlichen Geschehen<br />

mitwirken konnten. Die so umverteilten<br />

Mittel flossen zum großen Teil direkt wie<strong>de</strong>r<br />

als Ausgaben für Konsum in <strong>de</strong>n ökonomischen<br />

Kreislauf und dienten <strong>de</strong>m realwirtschaftlichen<br />

Wachstum. Der soziale Teil <strong>de</strong>r Marktwirtschaft<br />

för<strong>de</strong>rte also das realwirtschaftliche<br />

Wachstum. Alle Teile <strong>de</strong>s ökonomischen Kreislaufs<br />

– Produzenten, Konsumenten, Benachteiligte,<br />

Finanzwirtschaft und Investoren – konnten<br />

an <strong>de</strong>n Wachstumserfolgen teilhaben.<br />

Die offensichtlichen ökonomischen Bedürfnisse<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Menschen formen also<br />

eine Gesellschaft zu einer Interessensgemeinschaft.<br />

Deren gemeinsamer Nenner<br />

ist das Teilhaben an Wachstumserfolgen.<br />

Es entsteht ökonomische und gesellschaftliche<br />

Stabilität und <strong>de</strong>ren <strong>de</strong>mokratische<br />

Einbettung. Das gilt offensichtlich bei ausreichen<strong>de</strong>m<br />

realwirtschaftlichem Wachstum,<br />

welches dadurch gekennzeichnet ist, dass alle<br />

Menschen <strong>de</strong>r Gesellschaft an <strong>de</strong>n Wachstumserfolgen<br />

teilhaben können, auch wenn aufgrund<br />

prozentualer Verteilung Löhne, Gehälter,<br />

Einkommen und Vermögen mit unterschiedlichen<br />

Beträgen wachsen. Es zeigt sich eine<br />

erste Polarisierung, die aber offensichtlich<br />

solange akzeptiert wird, solange die ungleich<br />

verteilten finanziellen Mittel schnell wie<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n realwirtschaftlichen Kreislauf einfließen<br />

und alle Menschen an <strong>de</strong>n fortdauern<strong>de</strong>n<br />

Wachstumserfolgen teilhaben können. Diese<br />

erste Polarisierung hat darüber hinaus eine<br />

stabilisieren<strong>de</strong> Wirkung auf die Gesellschaft,<br />

weil die durch diesen Mechanismus bevorteilten<br />

Menschen ein Interesse an <strong>de</strong>r Erhaltung<br />

<strong>de</strong>r sozialen Marktwirtschaft haben.<br />

Mangelhaftes realwirtschaftliches<br />

Wachstum und Konsequenzen<br />

Das realwirtschaftliche Wachstum wird u. a.<br />

durch Automatisierung und Rationalisierung ermöglicht.<br />

Die Produktivität nimmt zu. Immer<br />

weniger Arbeitskräfte können die gewünschten<br />

Konsum- und erfor<strong>de</strong>rlichen Investitionsgüter<br />

herstellen. Zunächst wer<strong>de</strong>n die frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Arbeitskräfte für die Realisierung <strong>de</strong>s realwirtschaftlichen<br />

Wachstums benötigt. In einem<br />

späteren Stadium wer<strong>de</strong>n sie teilweise arbeitslos.<br />

Weiterhin kann durch Exporte das realwirtschaftliche<br />

Wachstum vergrößert wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zeit nimmt die durch Automatisierung<br />

bedingte Produktivitätssteigerung schneller<br />

zu, als es für die Realisierung <strong>de</strong>r Nachfrage<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist. So fallen arbeitslos wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Menschen und durch Export überschul<strong>de</strong>te<br />

Län<strong>de</strong>r als Nachfrager teilweise aus. Rohstoffe<br />

und Energie wer<strong>de</strong>n wachstumsbedingt knapper<br />

und damit teurer und min<strong>de</strong>rn die Wachstumserfolge.<br />

Kosten für <strong>de</strong>n Umweltschutz<br />

min<strong>de</strong>rn die Wachstumserfolge ebenfalls.<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Infrastruktur, Bildung und soziale<br />

Leistungen können als Gemeinschaftsaufgabe<br />

nicht mehr so leicht aus <strong>de</strong>n Wachstumserfolgen<br />

bezahlt wer<strong>de</strong>n, wie das bei stärkerer Progression<br />

möglich war. Ersparnisse wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>m realwirtschaftlichen Kreislauf entzogen.<br />

Es zeigt sich eine Schwäche <strong>de</strong>s Wachstums<br />

mit einher gehen<strong>de</strong>r Abnahme <strong>de</strong>r<br />

Wachstumserfolge.<br />

Menschen, die sich an das Teilhaben an<br />

Wachstumserfolgen gewöhnt haben, sind daran<br />

interessiert, trotz Wachstumsschwäche folgen<strong>de</strong><br />

Begriffskette aufrecht zu erhalten:<br />

Realwirtschaftliches Wachstum, Teilhabe<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaftsmitglie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Wachstumserfolgen,<br />

gesellschaftliche Stabilität<br />

und <strong>de</strong>ren <strong>de</strong>mokratische Einbettung. Um<br />

solchen Erwartungen entgegen zu kommen,<br />

versprechen Politiker gern, permanentes realwirtschaftliches<br />

Wachstum zu ermöglichen.<br />

Nun ist es aber offensichtlich, dass in einer immer<br />

globaler wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Wirtschaft für manche<br />

ökonomisch früh entwickelten Staaten<br />

abnehmen<strong>de</strong>s Wachstum die logische Folge<br />

ist, bedingt z. B. durch Produktivitätszunahme,<br />

Arbeitslosigkeit, Überschuldung von Staaten,<br />

Verteuerung von Energie und Rohstoffen<br />

sowie Konkurrenz durch Län<strong>de</strong>r mit geringeren<br />

Löhnen. Um auf staatlicher Ebene trotz<strong>de</strong>m<br />

weiterhin Wachstum zu ermöglichen, haben<br />

Politiker in ökonomisch früh entwickelten<br />

Staaten im Namen <strong>de</strong>r Gesellschaft durch<br />

Staatsverschuldung <strong>de</strong>n ökonomischen<br />

Kreislauf zu stimulieren versucht, je nach Ausrichtung<br />

<strong>de</strong>r agieren<strong>de</strong>n politischen Parteien<br />

auf <strong>de</strong>r Nachfrageseite o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Angebotsseite.<br />

Menschen mit größeren Einkommen, Ersparnissen<br />

und Vermögen liehen <strong>de</strong>m Staat zur<br />

Finanzierung <strong>de</strong>r Staatsverschuldung Geld.<br />

Diese Menschen zogen ihre Wachstumserfolge<br />

nicht mehr nur aus <strong>de</strong>r Finanzierung und<br />

Ermöglichung sich selbst tragen<strong>de</strong>n realwirtschaftlichen<br />

Wachstums, son<strong>de</strong>rn auch aus<br />

<strong>de</strong>r Erzeugung temporärer Wachstumserfolge<br />

auf <strong>de</strong>m Fundament zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Staatsverschuldung.<br />

Wegen <strong>de</strong>r nur vorübergehend wirken<strong>de</strong>n<br />

Wachstumsför<strong>de</strong>rung durch Staatverschuldung<br />

nimmt das Wachstum logischerweise<br />

ab, wenn die Staatsverschuldung nicht weiter<br />

erhöht wer<strong>de</strong>n soll. Da aber die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft die Teilhabe an Wachstumserfolgen<br />

wie gewohnt realisieren wollen, kann das<br />

bei einem Teil <strong>de</strong>r Gesellschaft nur auf Kosten<br />

eines an<strong>de</strong>ren Teils <strong>de</strong>r Gesellschaft geschehen.<br />

Es kommt zu gesellschaftlicher Polarisierung<br />

und damit möglicherweise zu einer<br />

Erosion <strong>de</strong>r in die Demokratie eingebetteten<br />

Stabilität.<br />

Umso weniger finanzielle Mittel bei realwirtschaftlicher<br />

Wachstumsschwäche für Investitionen<br />

und Re-Investitionen benötigt wer<strong>de</strong>n,<br />

umso größer ist die Versuchung, auf reinen Finanzmärkten<br />

mit Geld neues zusätzliches Geld<br />

verdienen zu wollen. Es wird auf unterschiedlich<br />

vage vermutete Wachstumserfolge gesetzt. Der<br />

Einsatzort <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s wird mit zunehmen<strong>de</strong>r<br />

Frequenz verän<strong>de</strong>rt, so entsteht immer wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Eindruck von Knappheit finanzieller Mittel;<br />

dies för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Reiz für Finanzinvestitionen<br />

und damit <strong>de</strong>ren Kurswert. Dabei erhöhen sich<br />

die finanzökonomische Geschwindigkeit und<br />

die Anfälligkeit <strong>de</strong>s ökonomischen Systems<br />

für Selbstzerstörung.<br />

Ruanda: Ressourcen-zentrierte<br />

Ökonomie – Vergangenheit und<br />

Zukunft<br />

In Ruanda gab es <strong>de</strong>n Völkermord. Er hinterließ<br />

viele zerstörte Familien. Dieses Land benötigt<br />

Gerechtigkeit durch realisierte Bestrafung von<br />

Taten aus <strong>de</strong>r Vergangenheit und Ziele für die<br />

Zukunft. Das sind das Auffangen <strong>de</strong>r seelischen<br />

Verletzungen und die materielle Verbesserung<br />

durch eigene Arbeit. Deshalb erscheint<br />

71


Deutschland – Ruanda<br />

es wichtig, dass ein realwirtschaftlicher<br />

Kreislauf in Gang kommt, <strong>de</strong>r aus eigener<br />

Kraft wachsen kann. Zu diesem Kreislauf gehören<br />

ökonomische Faktoren, wie für Deutschland<br />

in an<strong>de</strong>rer Reihenfolge hier bereits erwähnt:<br />

Energie, Rohstoffe, Infrastruktur, Bildung,<br />

menschliche Arbeitskraft, Zeit und finanzielle<br />

Mittel.<br />

Ansätze Ressourcen-zentrierter<br />

Ökonomie<br />

Eine soziale Marktwirtschaft regelt sich bei<br />

ausreichen<strong>de</strong>m realwirtschaftlichem Wachstum<br />

offensichtlich weitgehend selbst. Alle Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft können an <strong>de</strong>n Wachstumserfolgen<br />

teilhaben. Wie anhand <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

in Deutschland aufgezeigt wur<strong>de</strong>,<br />

gibt es aber Begrenzungen, wie durch:<br />

Automatisierung bzw. Rationalisierung<br />

Verschuldung durch Ungleichgewicht bei<br />

Import und Export<br />

zunehmen<strong>de</strong> Kosten für knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rohstoffe<br />

zunehmen<strong>de</strong> Kosten für Energie<br />

Kosten durch Belastungen <strong>de</strong>r Umwelt<br />

Ausgaben für Infrastruktur<br />

Ausgaben für Bildung<br />

Ausgaben für soziale Leistungen<br />

Ersparnisse, welche <strong>de</strong>m realwirtschaftlichen<br />

Kreislauf entzogen wer<strong>de</strong>n<br />

Wegen <strong>de</strong>r bekannten Konsequenzen wird im<br />

Folgen<strong>de</strong>n nicht mehr die Verdichtung <strong>de</strong>r Ressource<br />

„Zeit“ im Rahmen <strong>de</strong>r Automatisierung<br />

und Rationalisierung als Antrieb für die Ökonomie<br />

betrachtet. Vielmehr wer<strong>de</strong>n zwei Beispiele<br />

für Ressourcen-zentrierte Ökonomie aufgezeigt.<br />

Erstens ist das die Ressource „Energie“,<br />

die in Form <strong>de</strong>r Sonnenenergie sehr umfangreich<br />

zur Verfügung steht. Sie verlangt ein spezielles<br />

Zeitmanagement. Zweitens ist das die<br />

„Einsparung von Rohstoff-Ressourcen durch<br />

Reparatur gebrauchter Maschinerie“. Sie erfor<strong>de</strong>rt<br />

Standardisierung und spezielle berufliche<br />

Fertigkeiten.<br />

Energieversorgung bestimmt die<br />

Arbeits- und Fertigungszeiten<br />

Ein afrikanisches Sprichwort besagt „Die Europäer<br />

haben die Uhr, wir haben die Zeit.“<br />

Das Klima kann als erste Erklärung für diese<br />

Aussage gelten. Die Vorratswirtschaft war für<br />

die Ernährung nicht unbedingt notwendig und<br />

damit auch keine daran gebun<strong>de</strong>ne Organisierung<br />

mit zugehörigem Zeitmanagement. Die<br />

Zeit spielte bei <strong>de</strong>r Entwicklung eines Lan<strong>de</strong>s<br />

wie Ruanda offensichtlich keine so prägen<strong>de</strong><br />

Rolle wie in Deutschland, für die Vorratswirtschaft<br />

und später für die Rationalisierung als<br />

Basis <strong>de</strong>r Bevorratung mit Geld zur Zukunftssicherung.<br />

Im Laufe <strong>de</strong>r Entwicklung von Mobilität und Informationstechnologie<br />

und <strong>de</strong>ren weltweit wirken<strong>de</strong>r<br />

Verknüpfung zwischen <strong>de</strong>n Nationen<br />

sind in Län<strong>de</strong>rn wie Ruanda auch die materiellen<br />

Wünsche nach Gesundheit und Konsum gestiegen.<br />

Nach <strong>de</strong>n bekannten Begrenzungen<br />

<strong>de</strong>r zeitgeprägten Ökonomien früh entwickelter<br />

Staaten wie Deutschland gilt es Ausschau nach<br />

an<strong>de</strong>ren zentralen Steuerungselementen zu<br />

halten, z. B. für eine Ökonomie wie in Ruanda.<br />

Da bietet sich die Sonnenenergie als regenerative,<br />

unerschöpfliche Energiequelle an, die im<br />

Vergleich zu Deutschland sehr viel produktiver<br />

ist und nicht <strong>de</strong>n erschöpfungsbedingten<br />

Preissteigerungen unterliegt.<br />

Eine primär durch die Zeit gesteuerte Ökonomie<br />

verlangt traditionellerweise das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

von Energie an allen Orten, wo sie benötigt<br />

wird. In erster Annäherung heißt das für die<br />

Solarenergie, dass sie zum Zwecke <strong>de</strong>r allgegenwärtigen<br />

Verwendbarkeit zwischengespeichert<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Die damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Probleme <strong>de</strong>r Speicherung z. B. in Batterien<br />

sind bekannt. Da drängt sich die Alternative<br />

auf, die Sonnenenergie dann zu nutzen, wenn<br />

sie vorhan<strong>de</strong>n ist.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, die aus Sonnenenergie gewonnene<br />

elektrische Energie nicht zu speichern,<br />

son<strong>de</strong>rn die mit <strong>de</strong>ren Hilfe vorgefertigten<br />

Halbfertigprodukte zwischen zu<br />

lagern. Das ist sicher nicht für alle Produktionsschritte<br />

möglich. Es ist aber eine spannen<strong>de</strong><br />

Analyseaufgabe, wo eine solch neue<br />

Form <strong>de</strong>r betrieblichen Organisation zur Einsparung<br />

von Energiekosten umgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Dafür kann <strong>de</strong>zentral am Ort <strong>de</strong>r Verwendung<br />

erzeugte Energie eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Es<br />

han<strong>de</strong>lt sich dann sinnvollerweise um Gleichstrom,<br />

für <strong>de</strong>n gleichstromgetriebene Maschinerien<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n könnten. Damit wird<br />

Aufwand für elektrische Wechselrichter und<br />

Energietransport eingespart. Die Herstellung<br />

von gleichstromgetriebener Maschinerie könnte<br />

ein Zukunftsmarkt für Län<strong>de</strong>r sein, die sich <strong>de</strong>rart<br />

auf die Zukunft ausrichten.<br />

Weiterhin könnte es ein spannen<strong>de</strong>r Gedanke<br />

sein, in Ruanda gebrauchte Fotovoltaik einzusetzen,<br />

wenn die damit erzeugte subventionsgestützte<br />

elektrische Energie in Deutschland an<br />

ihre Grenzen <strong>de</strong>r Rentabilität stößt. Die durch<br />

das Vorhan<strong>de</strong>nsein sonnengestützter elektrischer<br />

Energie getaktete Produktion wür<strong>de</strong> auch<br />

<strong>de</strong>n Verdienst <strong>de</strong>r Beschäftigten beeinflussen.<br />

Das be<strong>de</strong>utet eine neue Ausrichtung <strong>de</strong>r Löhne<br />

und Gehälter im Vergleich zu z. B. <strong>de</strong>utschen<br />

Gestaltungsvorstellungen, die auf Grund <strong>de</strong>r<br />

bekannten Polarisierungen an ihre Grenzen<br />

stößt und <strong>de</strong>shalb alternative Gestaltungen in<br />

Län<strong>de</strong>rn wie Ruanda herausfor<strong>de</strong>rt.<br />

72<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing., Dipl.-Ök. Günter Polhe<strong>de</strong><br />

arbeitete Anfang 2012 für 3 Monate für die NGO „Grünhelme<br />

e.V.” und ehrenamtlich als Dozent für Elektrotechnik am „Nelson<br />

Man<strong>de</strong>la Educational Center” in Ruanda. Seine vielseitigen<br />

Erfahrungen sammelte er unter an<strong>de</strong>rem als Bauleiter in Afghanistan,<br />

als Elektriker, Projektierer, Fertigungsleiter, Controller<br />

(er ist Mitglied im Internationalen Controller Verein ICV) und<br />

Vorstandsassistent.<br />

E-Mail: gpolhe<strong>de</strong>@yahoo.<strong>de</strong><br />

Reparatur gebrauchter Maschinerie<br />

spart Rohstoffe<br />

Neue Maschinerie erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

Rohstoffen und bringt hohe Investitionskosten<br />

mit sich. Deshalb bietet sich <strong>de</strong>r Gedanke an,<br />

dass Län<strong>de</strong>r wie Ruanda einen Teil <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Maschinerie als Gebrauchtware<br />

kaufen und dann im eigenen Land instand


CM November / Dezember 2012<br />

setzen. Das erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Aufbau von Reparaturbetrieben,<br />

die gebrauchte Geräte z. B. aus<br />

Europa einführen, diese nach <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> „aus<br />

zwei mach‘ eins“ wie<strong>de</strong>r verwertbar machen<br />

und als gute Qualität mit europäischem Standard<br />

<strong>de</strong>m Land zur Verfügung stellen. Dazu bietet<br />

sich eine Standardisierung von Maschinen<br />

an, wo das möglich ist.<br />

Der Import und die Finanzierung könnte ein Betätigungsfeld<br />

europäischer Firmen sein, die die<br />

Zwischenfinanzierung übernehmen, <strong>de</strong>n Reparaturbetrieb<br />

in <strong>de</strong>r Anfangsphase organisieren,<br />

daran verdienen und das Geld wie<strong>de</strong>r investieren.<br />

Für die Reparatur sind einheimische Fachkräfte<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Für <strong>de</strong>ren berufliche Ausbildung<br />

erscheint <strong>de</strong>r Praxisbezug sehr wichtig.<br />

Es sollte neben <strong>de</strong>n Fertigkeiten <strong>de</strong>r Herstellung<br />

und Installation die Fertigkeit zur Reparatur<br />

trainiert wer<strong>de</strong>n. Sie verlangt komplexe Sachkenntnis.<br />

Mit <strong>de</strong>ren Hilfe kann neben <strong>de</strong>r Reparatur<br />

von Gebrauchtmaschinerie Substanzverlust<br />

durch Unbrauchbarkeit von nur partiell<br />

<strong>de</strong>fekten Maschinen verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Um<br />

Reparaturen zu minimieren, ist zusätzlich das<br />

Training <strong>de</strong>r Wartung von Maschinerie und<br />

Anlagen wichtig.<br />

Ökonomische Faktoren<br />

Infrastruktur und Bildung sind als Voraussetzung<br />

für die industrielle Entwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

zu schwach ausgebil<strong>de</strong>t. Diese zu entwickeln<br />

ist u. a. eine Gemeinschaftsaufgabe<br />

an<strong>de</strong>rer Staaten und Organisationen, auch<br />

Nichtregierungsorganisationen (NGOs), weil die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Ruanda aus eigener<br />

Kraft einen zu langen Vorlauf für eine industrielle<br />

Entwicklung bedingt.<br />

Arbeitskräfte sind genügend vorhan<strong>de</strong>n, die<br />

einen realwirtschaftlichen Kreislauf in Gang<br />

bringen können. Neben <strong>de</strong>r beruflichen Ausbildung<br />

ist es sinnvoll, eine fundierte Schulbildung<br />

zu betreiben. Die Steigerung von Löhnen und<br />

Gehältern sollte nicht ausschließlich prozentual<br />

erfolgen, weil die prozentuale Erhöhung zu<br />

einer fortlaufen<strong>de</strong>n finanziellen Polarisierung<br />

führt. Dabei können Menschen mit hohen Löhnen,<br />

Gehältern, Einkommen und Vermögen und<br />

zugehörigen hohen – weil prozentualen – Steigerungsbeträgen<br />

im Laufe <strong>de</strong>r ökonomischen<br />

Entwicklung schon früh Geld sparen, welches<br />

<strong>de</strong>m realwirtschaftlichen Wachstum entzogen<br />

wird.<br />

Zeit und Automatisierung stehen in einem engen<br />

Zusammenhang. Automatisierung be<strong>de</strong>utet,<br />

dass die ablaufen<strong>de</strong> Zeit durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />

von Energie, Rohstoffen, Maschinerie, Informationstechnologie<br />

und Erfindungsreichtum zunehmend<br />

intensiv genutzt wird und menschliche<br />

Arbeitskräfte ersetzt wer<strong>de</strong>n. Für das<br />

Funktionieren ökonomischer Kreisläufe ist es<br />

aber wichtig, dass Menschen Arbeit haben,<br />

in<strong>de</strong>m sie Produkte herstellen, dass sie Geld<br />

verdienen, konsumieren und Geld ausgegeben.<br />

Dann können Unternehmen Geld verdienen und<br />

investieren. Der ökonomische Kreislauf ist geschlossen<br />

– für Konsum- und Investitionsgüter.<br />

Deshalb sollte beim Start einer industriell geprägten<br />

Ökonomie <strong>de</strong>r Automatisierungsgrad<br />

so niedrig wie möglich gehalten wer<strong>de</strong>n, um<br />

potenzielle Arbeitsplätze nicht wegzurationalisieren,<br />

bevor sie existieren. Das be<strong>de</strong>utet, dass<br />

die Löhne und Gehälter relativ niedrig sein<br />

müssen, so dass es von daher keinen Rationalisierungsdruck<br />

gibt. An<strong>de</strong>rerseits wird durch<br />

Automatisierung und maschinelle Routinisierung<br />

die Produktqualität verbessert. Es gilt<br />

einen Weg zwischen Vor- und Nachteilen bei<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung einer industriell geprägten<br />

Gesellschaft zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Importüberschuss sollte es nach Möglichkeit<br />

nicht geben, weil zu <strong>de</strong>ssen Finanzierung Geld<br />

aufgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n muss, welches für die<br />

Entwicklung eines ökonomischen Kreislaufs<br />

fehlt. An<strong>de</strong>rerseits muss eventuell Maschinerie<br />

importiert wer<strong>de</strong>n, um industrielle Fertigung<br />

zu ermöglichen. Wenn <strong>de</strong>r Import solcher<br />

Maschinen erfor<strong>de</strong>rlich ist, muss die Verzinsung<br />

<strong>de</strong>r Anschaffungskosten – z. B. durch<br />

Import – mit in die Rentabilitätsrechnung einfließen.<br />

Um die Kosten für die Anschaffung von<br />

Maschinerie niedrig zu halten, ist <strong>de</strong>r Import<br />

und Einsatz gebrauchter Maschinerie eine<br />

be<strong>de</strong>nkenswerte Alternative, wie bereits ausgeführt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

Deutschland – Ruanda<br />

Wachstumserfolge führen in Län<strong>de</strong>rn wie<br />

Deutschland bei mangelhaftem realwirtschaftlichem<br />

Wachstum offensichtlich zu Polarisierungen<br />

und möglicherweise zu Destabilisierung.<br />

Deshalb bietet es sich dort an,<br />

Wachstumserfolge abzuschöpfen. Sie sollten<br />

nur in unteren Einkommensbereichen zur Verfügung<br />

bleiben, weil sie dort schnell wie<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>n ökonomischen Kreislauf einfließen. Der<br />

Staat sollte die Hälfte <strong>de</strong>r abgeschöpften<br />

Wachstumserfolge zum Abbau <strong>de</strong>r Staatsverschuldung<br />

verwen<strong>de</strong>n müssen. Er dürfte parallel<br />

dazu seine Ausgaben nur soviel steigern,<br />

wie er an Zinsen für abgebaute Staatsverschuldung<br />

einspart.<br />

Die an<strong>de</strong>re Hälfte <strong>de</strong>r abgeschöpften Wachstumserfolge<br />

sollte er für Staaten wie Ruanda in<br />

eine große Anzahl kleinerer Projekte <strong>de</strong>r Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung<br />

investieren. Diese Projekte<br />

könnten von Projektleitern aus Deutschland gemanagt<br />

wer<strong>de</strong>n, die in Deutschland freie Kapazitäten<br />

haben. Diese wür<strong>de</strong>n nur <strong>de</strong>n Ausgleich<br />

für ihre sozialen Kosten in Deutschland und <strong>de</strong>n<br />

Kosten im Ausland erhalten. Damit könnte es<br />

einen Wettbewerb um die Realisierung solcher<br />

Projekte geben zwischen Län<strong>de</strong>rn wie Ruanda<br />

und an<strong>de</strong>ren ähnlichen Län<strong>de</strong>rn. Das wäre ein<br />

Anreiz für die Praktizierung angewandter guter<br />

Demokratie, angetrieben durch die Verteilung<br />

von Wachstumserfolgen bei geän<strong>de</strong>rter Priorität<br />

ökonomischer Faktoren wie Zeit, Energie<br />

und Ressourcen. Längerfristig könnte ein Land<br />

wie Ruanda damit ein Vorbild für Län<strong>de</strong>r wie<br />

Deutschland wer<strong>de</strong>n, wo Wachstumserfolge –<br />

angetrieben durch <strong>de</strong>n ökonomischen Faktor<br />

Zeit und <strong>de</strong>ssen Verdichtung – offensichtlich<br />

einer Selbstbegrenzung mit eingebauter<br />

Sprengkraft unterliegen.<br />

Anmerkungen und Literatur<br />

In diesem Beitrag sind manche inhaltlichen<br />

Hintergrün<strong>de</strong> nur kurz angerissen. Detailliertere<br />

Darstellungen befin<strong>de</strong>n sich u. a. in folgen<strong>de</strong>n<br />

Beiträgen <strong>de</strong>s Autors:<br />

New Economy und die IT<br />

Geschwindigkeit komplexer ökonomisch-technischer<br />

Abläufe; in: Controller Magazin, 5/2002,<br />

S. 501-507<br />

Ökonomisierung von Beziehungen<br />

Informationelle Transparenz – Haftung <strong>de</strong>r Banken<br />

trennen – finanzielle Umsteuerung – Entpolarisierung;<br />

in: Zeitpresse 1/2012, S. 18-29<br />

73


Kun<strong>de</strong>n-Controlling für Ingenieurbüros<br />

Kun<strong>de</strong>n-Controlling für Ingenieurbüros<br />

von Jörn Lueg-Althoff, Michael Georgi und Andreas Hoffjan<br />

74<br />

Ingenieurbüros stellen in Deutschland einen<br />

wesentlichen Wirtschaftszweig dar. Ein vielfältiges<br />

Portfolio an Dienstleistungen erfor<strong>de</strong>rt<br />

hierbei einerseits ein spezifisches Fachwissen<br />

und an<strong>de</strong>rerseits ein betriebswirtschaftliches<br />

Know-how, um in einem kompetitiven Markt<br />

bestehen zu können.<br />

Ein Vergleich <strong>de</strong>r von Ingenieurbüros erbrachten<br />

Dienstleistungen ist aufgrund einer meist<br />

individuellen Bearbeitung <strong>de</strong>r Aufträge schwer<br />

möglich. Dies setzt ein hohes Maß an Vertrauen<br />

zwischen <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m<br />

ausführen<strong>de</strong>n Ingenieurbüro voraus. Die<br />

Neuakquise von Aufträgen und die Entstehung<br />

von langfristigen Kun<strong>de</strong>nbeziehungen erfolgt<br />

vorwiegend durch Empfehlungen bestehen<strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n. Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n effiziente<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen neben <strong>de</strong>r fachlichen Expertise<br />

von <strong>de</strong>n Ingenieurbüros als „Schlüssel<br />

zum Erfolg“ 1 angesehen.<br />

Die Fokussierung auf Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

als zentrales Element 2 benötigt jedoch ein entsprechend<br />

gestaltetes unternehmerisches<br />

Steuerungssystem. Vor allem die Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensrechnung ist hiervon<br />

beeinflusst. Einen Bezugsrahmen für die systematische<br />

Steuerung von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

liefert das „Kun<strong>de</strong>n-Controlling“. Ziel ist hierbei,<br />

diejenigen Kun<strong>de</strong>n zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die einen<br />

beson<strong>de</strong>rs großen Beitrag zur Unternehmenszielerreichung<br />

leisten o<strong>de</strong>r ein Ausbaupotenzial<br />

aufweisen.<br />

Bisher geprüfte Literatur zu diesem Thema ist<br />

für Ingenieurbüros wenig aufschlussreich, da<br />

keine an ihre Situation angepassten Lösungen<br />

präsentiert wer<strong>de</strong>n. Dem möchte dieser Beitrag<br />

Abhilfe leisten. Hierfür wird zunächst auf<br />

die Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Ingenieurbüros in<br />

Deutschland eingegangen. Darauf aufbauend<br />

wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung<br />

zum Kun<strong>de</strong>n-Controlling in diesen<br />

Institutionen vorgestellt. Danach wer<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>n gewonnenen Informationen Handlungsempfehlungen<br />

zur effizienteren Gestaltung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen von Ingenieurbüros abgeleitet<br />

und ein abschließen<strong>de</strong>s Fazit gezogen.<br />

Situation <strong>de</strong>r Ingenieurbüros<br />

in Deutschland<br />

Die 93.000 Ingenieurbüros in Deutschland<br />

beschäftigen mehr als 420.000 Menschen<br />

und generieren ca. 42 Mrd. € Umsatz pro<br />

Jahr. Die überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit dieser Unternehmen<br />

zählt mit unter 50 Mitarbeitern und unter<br />

10 Mio. € Umsatz zu <strong>de</strong>n Kleinst- o<strong>de</strong>r Kleinunternehmen.<br />

Der durchschnittliche Umsatz<br />

pro Büro betrug im Jahr 2008 459.787 €, wobei<br />

die 258 größten Unternehmen im Durchschnitt<br />

jeweils mehr als 40 Mio. € umsetzten. 3<br />

Die wirtschaftliche Lage von Ingenieurbüros ist<br />

eng an die Konjunktur in <strong>de</strong>r Baubranche gekoppelt.<br />

Der durchschnittliche Gewinn vor<br />

Steuern je Büro weist eine große Streuung auf,<br />

entwickelte sich jedoch insgesamt negativ. Er<br />

betrug 2009 mit 54.430 € nur knapp die Hälfte<br />

<strong>de</strong>s Werts von 2004. Die Umsatzrenditen <strong>de</strong>r<br />

befragten Büros sind im gleichen Betrachtungszeitraum<br />

ten<strong>de</strong>nziell gesunken (von<br />

10,0 % im Jahr 2004 auf 3,4 % im Jahr<br />

2009). 4 Im Rahmen <strong>de</strong>s AHO-Bürokostenvergleichs<br />

von 2009 stellte sich heraus, dass bei<br />

<strong>de</strong>n befragten Ingenieurbüros etwa 45 % <strong>de</strong>r<br />

Honorare von privaten und etwa 49 % von<br />

öffentlichen Auftraggebern stammten. Nur ca.<br />

6 % <strong>de</strong>r Honorare wur<strong>de</strong>n aus Auslandsprojekten<br />

erzielt. Die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nstamms<br />

variiert in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />

Größe und <strong>de</strong>m Geschäftsfeld <strong>de</strong>r Büros. 4<br />

Ingenieurbüros bieten Dienstleistungen wie<br />

Planung, Projektmanagement, Beratung<br />

o<strong>de</strong>r Prüfung im gesamten technischen Bereich<br />

an. Die angebotenen Dienstleistungen<br />

sind i. d. R. auftragsspezifisch und müssen individuell<br />

angefertigt wer<strong>de</strong>n. Dies macht eine Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r Leistungen schwierig. Zuverlässigkeit<br />

ist eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Eigenschaft für<br />

<strong>de</strong>n Erfolg von Ingenieurbüros. Da das Produkt<br />

„Planung“ durch schöpferisch-geistige Prozesse<br />

entsteht, ist es kaum möglich, eine<br />

gleichbleiben<strong>de</strong> Qualität <strong>de</strong>r Ergebnisse zu<br />

garantieren. Aufgrund dieser Gesichtspunkte<br />

ist ein Vertrauensverhältnis <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n zum<br />

Auftraggeber essenziell. 5<br />

Controlling, internes Projektmanagement<br />

und Büroorganisation haben bislang in vielen<br />

Ingenieurbüros eine untergeordnete<br />

Be<strong>de</strong>utung. Dies liegt daran, dass die Bearbeitung<br />

technischer Fragestellungen Hauptaugenmerk<br />

<strong>de</strong>r Ingenieure ist und sie kaufmännische<br />

Themenkomplexe auch aufgrund mangeln<strong>de</strong>r<br />

Ausbildung als eher nachrangig betrachten 6<br />

(vgl. Abbildung 1). Auch spielt die Honorarermittlung<br />

nach Honorarordnung für Architekten<br />

und Ingenieure (HOAI) eine Rolle. Hierdurch soll<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen ein Auskommen garantiert<br />

wer<strong>de</strong>n, was die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Controlling geringer<br />

erscheinen lässt. In größeren Büros, die<br />

oftmals als Kapitalgesellschaft geführt wer<strong>de</strong>n,<br />

besteht die Pflicht, eine Finanzbuchführung<br />

vorzunehmen. Dort ist meistens eine eigene<br />

Finanzbuchhaltung und nicht selten auch eine<br />

Controlling-Abteilung anzutreffen. 7<br />

Die Kosten von Ingenieurbüros beinhalten<br />

größtenteils Personalkosten. Der Anteil<br />

dieser beträgt durchschnittlich 63,7 % <strong>de</strong>r<br />

Gesamtkosten. Als völlig ausreichend für ein<br />

Planungsbüro wird die Vollkostenrechnung<br />

beschrieben. An<strong>de</strong>re Kostenrechnungssys-


teme wie Plankostenrechnungen, Grenzkostenrechnungen<br />

o<strong>de</strong>r Prozesskostenrechnungen<br />

sind für durchschnittliche Planungsbüros<br />

meist zu aufwändig. 8 Kalkulationen<br />

fin<strong>de</strong>n weitestgehend auf Stun<strong>de</strong>nbasis statt.<br />

Hierfür notwendig ist eine effektive Zeiterfassung.<br />

Diese wird oft händisch vorgenommen<br />

und ist somit manipulations- und fehleranfällig.<br />

Softwarelösungen sind hier die bessere<br />

Alternative.<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

in Ingenieurbüros<br />

Um Informationen über <strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n-<br />

Controlling in <strong>de</strong>utschen Ingenieurbüros zu<br />

generieren, wur<strong>de</strong> eine empirische Studie<br />

durchgeführt. Im Rahmen <strong>de</strong>r Studie wur<strong>de</strong>n<br />

Interviews in elf Ingenieurbüros unterschiedlicher<br />

Größe mit <strong>de</strong>m Tätigkeitsschwerpunkt<br />

<strong>de</strong>s Bauwesens absolviert. Interviewpartner<br />

waren Geschäftsführer o<strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r kaufmännischen Abteilungen. Die Auswahl<br />

<strong>de</strong>r Stichprobe erfolgte vor allem aufgrund<br />

von regionalen Gesichtspunkten. Es wur<strong>de</strong>n<br />

Büros angeschrieben, <strong>de</strong>ren Sitz o<strong>de</strong>r Zweigstelle<br />

sich im Umkreis von Dortmund befin<strong>de</strong>t.<br />

Da eine geringe Ausprägung <strong>de</strong>s innerbetrieblichen<br />

Rechnungswesens sowie eine geringe<br />

Anzahl an Geschäftsbeziehungen in Kleinst-<br />

Unternehmen erwartet wur<strong>de</strong>n, berücksichtigte<br />

man nur Büros mit mehr als zehn Mitarbeitern<br />

in <strong>de</strong>r Untersuchung.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

wird durchweg als hoch eingeschätzt. Die<br />

Fachrichtung <strong>de</strong>r Ingenieurbüros <strong>de</strong>terminiert<br />

hierbei die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nstamms<br />

sowie oftmals auch die Dauer <strong>de</strong>r Geschäftsbeziehung.<br />

Es wird versucht, sich<br />

durchweg als Dienstleister zu präsentieren,<br />

offen zu sein und nachhaltige Leistungen zu erbringen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines<br />

schwanken<strong>de</strong>n, leicht abnehmen<strong>de</strong>n Marktes<br />

ist die Pflege von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen essenziell.<br />

Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

wird hierbei präferiert. So entstehen oft positive<br />

Nebeneffekte wie die Akquise durch<br />

Empfehlungen o<strong>de</strong>r Cross- und Up-Selling-<br />

Abb. 1: Aufgabenfel<strong>de</strong>r für beraten<strong>de</strong> Ingenieure 6 CM November / Dezember 2012<br />

Effekte. Als wichtigster Faktor bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehungen wird die persönliche<br />

Beziehung zu <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n bzw. <strong>de</strong>ssen<br />

Vertretern gesehen. Kritisch anzumerken ist<br />

hierbei, dass durch eine zu große Nähe zu einzelnen<br />

Kun<strong>de</strong>n auch eine Abhängigkeit entstehen<br />

kann. Viele Gesprächspartner betonen,<br />

dass neben <strong>de</strong>r Beziehung zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n das<br />

Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Planungspartnern – vor<br />

allem zu Architekten o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>ringenieuren –<br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung für die Konkurrenzfähigkeit<br />

hat, da nur mit Hilfe von Ingenieurgemeinschaften<br />

Großprojekte abgearbeitet<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Umgang mit Neukun<strong>de</strong>n<br />

Die Akquisition von Neukun<strong>de</strong>n wird von <strong>de</strong>n<br />

befragten Personen als schwierig bezeichnet,<br />

da viele Unternehmen auf langfristige, gewachsene<br />

Beziehungen zu ihren Partnern setzen und<br />

so „eingefahrene Strukturen“ entstan<strong>de</strong>n seien.<br />

Die Akquise von Neukun<strong>de</strong>n geschieht in Ingenieurbüros<br />

vorrangig durch Empfehlungen. Eine<br />

weitere Quelle für Aufträge sind die Ausschreibungen<br />

<strong>de</strong>r öffentlichen Hand. Viele <strong>de</strong>r befragten<br />

Ingenieure kritisieren allerdings, dass<br />

hier fast ausschließlich <strong>de</strong>r Preis als Kriterium<br />

für die Auftragsvergabe ausschlaggebend, <strong>de</strong>r<br />

Vergabeprozess oftmals wenig transparent und<br />

die Bewerbung komplex sei.<br />

Bei größeren Unternehmen mit mehr als 50<br />

Mitarbeitern ist die Kaltakquise ein gängiges<br />

Mittel <strong>de</strong>r Neukun<strong>de</strong>ngewinnung. Hierbei wird<br />

das eigene Unternehmen vor potenziellen Kun<strong>de</strong>n<br />

präsentiert, ohne dass konkrete Aufträge<br />

zu vergeben sind. Auf diese Art möchte man<br />

erster Ansprechpartner bei aufkommen<strong>de</strong>m<br />

Bedarf wer<strong>de</strong>n.<br />

Die wichtigsten Kriterien, nach <strong>de</strong>nen die Auswahl<br />

potenzieller neuer Kun<strong>de</strong>n erfolgt, sind<br />

einerseits das Umsatzpotenzial und an<strong>de</strong>rerseits<br />

die Frage, inwiefern ein Kun<strong>de</strong> in die<br />

Marktstrategie <strong>de</strong>s Unternehmens passt. Viele<br />

Unternehmen haben Spezialbereiche, in <strong>de</strong>nen<br />

sie sich Know-how aufgebaut haben und mit<br />

wenig Konkurrenz rechnen müssen. Die wirtschaftliche<br />

Situation sorgt allerdings dafür,<br />

dass einige Unternehmen nicht in <strong>de</strong>r komfor-<br />

75


Kun<strong>de</strong>n-Controlling für Ingenieurbüros<br />

76<br />

tablen Lage sind, sich Aufträge aussuchen zu<br />

können.<br />

Die Kosten <strong>de</strong>r Neukun<strong>de</strong>nakquise wer<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>n meisten Büros nicht systematisch erhoben.<br />

Umgang mit Bestandskun<strong>de</strong>n<br />

Eine Kun<strong>de</strong>ndatenbank dient als Grundlage für<br />

das Controlling <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nbeziehungen.<br />

Der Umfang <strong>de</strong>r gesammelten Daten<br />

umfasst in <strong>de</strong>r Praxis jedoch oft nicht mehr als<br />

die Kontakt- und Adressdaten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n. In<br />

einigen Fällen sind zusätzlich Bonitätsauskünfte<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Private Informationen, die zur<br />

Kun<strong>de</strong>npflege genutzt wer<strong>de</strong>n könnten, fin<strong>de</strong>n<br />

sich in <strong>de</strong>n Datenbanken nicht, ebenso wenig<br />

wie Potenzialdaten. Es konnte festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass die Qualität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ndatenbanken<br />

mit <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>r Unternehmen zunimmt.<br />

Die Kun<strong>de</strong>nbewertung fin<strong>de</strong>t anhand<br />

von quantitativen o<strong>de</strong>r qualitativen<br />

Kriterien statt.<br />

Quantitative Kriterien: Die Auswertung kun<strong>de</strong>nbezogener<br />

Umsätze wird in rund <strong>de</strong>r Hälfte<br />

Autoren<br />

Dipl.-Kfm. Michael Georgi<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl<br />

für Unternehmensrechnung und Controlling <strong>de</strong>r Technischen<br />

Universität Dortmund. Neben seiner Dissertation im Bereich <strong>de</strong>s<br />

öffentlichen Preisrechts beschäftigt er sich im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

BMBF Projekts „Intercycle” mit <strong>de</strong>r Interaktionseffizienz im Kun<strong>de</strong>nlebenszyklus.<br />

E-Mail: michael.georgi@tu-dortmund.<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r befragten Unternehmen durchgeführt.<br />

Dies geschieht entwe<strong>de</strong>r über die Projektmanagementsoftware<br />

o<strong>de</strong>r durch fallweise<br />

Auswertungsrechnungen. Oft sind die durchgeführten<br />

Vorgänge wenig systematisch und<br />

beruhen zumeist auf Intuition. Viele Büros bestätigen,<br />

dass das Umsatzvolumen eine wichtige<br />

Bewertungsgröße sei. Allerdings wird die<br />

Vergangenheitsbezogenheit <strong>de</strong>s Umsatzes<br />

kritisiert. Vor allem das Umsatzpotenzial ist für<br />

die Bewertung eines Kun<strong>de</strong>n wichtig. Wenn<br />

nur <strong>de</strong>r aktuelle Umsatz betrachtet wird,<br />

kommt man zu falschen Einschätzungen, weil<br />

lang fristige und großvolumige Geschäftsbeziehungen<br />

nicht selten durch kleine Aufträge<br />

eingeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Erhebung von Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeiträgen<br />

wird in keinem <strong>de</strong>r befragten Büros durchgeführt.<br />

Grün<strong>de</strong> sind das Fehlen einer kun<strong>de</strong>norientierten<br />

Kostenrechnung wie bspw. <strong>de</strong>r Prozesskostenrechnung,<br />

und die Auffassung, dass<br />

Kun<strong>de</strong>nerfolgsrechnungen wenig praktikabel<br />

für Ingenieurbüros seien. In <strong>de</strong>n Büros, die über<br />

ein projektbezogenes Controlling verfügen, besteht<br />

die Möglichkeit, die Ergebnisbeiträge <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n über die Nachkalkulationen zu errechnen.<br />

Warnsignale wie bspw. unvollständige Unterlagen<br />

o<strong>de</strong>r hohe Nachfor<strong>de</strong>rungen existieren<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Jörn Lueg-Althoff<br />

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut für<br />

Umformtechnik und Leichtbau <strong>de</strong>r Technischen Universität<br />

Dortmund. Im Rahmen seiner Tätigkeiten fungiert er für die dortige<br />

Institutsleitung als persönlicher Assistent.<br />

E-Mail: joern.lueg-althoff@iul.tu-dortmund.<strong>de</strong><br />

Prof. Dr. Andreas Hoffjan<br />

ist Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls für Unternehmensrechnung und Controlling<br />

an <strong>de</strong>r Technischen Universität Dortmund. Zu seinen<br />

Forschungsgebieten zählen das Internationale Controlling, das<br />

strategische Kostenmanagement, das Rechnungswesen entgeltorientierter<br />

Unternehmen und das Controlling in Non-Profit-<br />

Organisationen.<br />

E-Mail: andreas.hoffjan@tu-dortmund.<strong>de</strong><br />

in unsystematischer Form. Bei einer kun<strong>de</strong>nbezogenen<br />

Häufung dieser Negativfaktoren kann<br />

auch das gesamte Geschäftsverhältnis zum<br />

Kun<strong>de</strong>n in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Profitabilität einer Leistung ist ein wichtiges<br />

Merkmal für die Auswahl von Aufträgen. Gera<strong>de</strong><br />

bei kleinen Unternehmen wird auf Basis von<br />

Erfahrungen entschie<strong>de</strong>n. Die größeren Unternehmen<br />

haben ihre Geschäftsfel<strong>de</strong>r kostentechnisch<br />

erfasst, was zur Bevorzugung einzelner<br />

Bereiche führen kann. Oftmals sind es<br />

Nischen-Tätigkeiten, die für ein Unternehmen<br />

aufgrund <strong>de</strong>s geringeren Marktdrucks profitabler<br />

sind als Standard-Leistungen.<br />

Qualitative Kriterien: Die systematische Erhebung<br />

qualitativer Kriterien zur Bewertung von<br />

Kun<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n untersuchten Ingenieurbüros<br />

nicht statt. Einige Unternehmen sind in<br />

einer wirtschaftlich angespannten Situation,<br />

sodass keine selektive Auswahl <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

vorgenommen wird. Es gibt jedoch „weiche“<br />

Faktoren, die wertvolle Informationen liefern<br />

können. Die Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit ist bspw. weitestgehend<br />

in <strong>de</strong>r Unternehmensphilosophie<br />

verankert. Als bester Indikator wer<strong>de</strong>n hierfür<br />

Folgeaufträge angesehen. 9<br />

Das Alter einer Kun<strong>de</strong>nbeziehung, das Zahlungsverhalten,<br />

die Möglichkeit weiterer Zusammenarbeit,<br />

die geographische Lage, <strong>de</strong>r<br />

Informationswert, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>ssen<br />

(potenzielle) Aufträge mit sich bringt, und <strong>de</strong>r<br />

Wert <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n als Referenz wer<strong>de</strong>n allgemein<br />

als wichtig eingeschätzt. Die Komplexität<br />

<strong>de</strong>r Aufträge ist darüber hinaus ein Kriterium.<br />

Technisch anspruchsvollere Aufträge bergen<br />

größere Herausfor<strong>de</strong>rungen in sich und bieten<br />

somit Möglichkeiten, sich zu profilieren. So<br />

können Spezialfel<strong>de</strong>r erschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Beendigung von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

Die wichtigsten Grün<strong>de</strong> für ein Abbrechen <strong>de</strong>r<br />

Geschäftsbeziehungen sind eine schlechte<br />

Zahlungsmoral o<strong>de</strong>r Streitigkeiten im Umgang<br />

mit Vertragsinhalten. Beendigungen von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n häufig<br />

nicht explizit mitgeteilt. Wenn die bestehen<strong>de</strong>n<br />

Aufträge abgearbeitet sind, übernimmt man<br />

keine neuen Projekte dieses Kun<strong>de</strong>n mehr. Oft-


CM November / Dezember 2012<br />

mals wird dies über die preisliche Gestaltung<br />

<strong>de</strong>r Angebote gesteuert.<br />

Die Analyse <strong>de</strong>r Ursachen für die Abwan<strong>de</strong>rung<br />

von Kun<strong>de</strong>n fin<strong>de</strong>t nicht in systematischer<br />

Form statt, da schwer zu erkennen ist, ob ein<br />

Kun<strong>de</strong> wirklich abgewan<strong>de</strong>rt ist o<strong>de</strong>r lediglich<br />

„schläft“.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>s Rechnungswesens bei <strong>de</strong>r<br />

Bewertung von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

Planung von Erlösen und Kosten: Die Erlösplanung<br />

fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n meisten Büros nur in<br />

sehr eingeschränktem Ausmaß statt. In <strong>de</strong>n<br />

kleineren Büros wird meist analysiert, welche<br />

Umsätze in <strong>de</strong>r vergangenen Perio<strong>de</strong> generiert<br />

wur<strong>de</strong>n, um diese dann unter <strong>de</strong>r Prämisse einer<br />

gleichbleiben<strong>de</strong>n Mitarbeiterzahl fortzuschreiben.<br />

Als Hauptproblem <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

einer effizienten Planung wird die Unsicherheit<br />

bezüglich <strong>de</strong>r zukünftigen Auftragslage gesehen.<br />

Viele Büros haben nur einen kurzfristigen<br />

Auftragsbestand. Planungssicherheit sowie<br />

kun<strong>de</strong>nbezogene Datenerhebungen sind lediglich<br />

bei <strong>de</strong>njenigen Büros in höherem Maße<br />

gegeben, die schwerpunktmäßig Großprojekte<br />

abwickeln. Das For<strong>de</strong>rungsmanagement führen<br />

fast alle Büros selbst durch. Auch weil die<br />

Zahlungsmoral teilweise sehr schlecht ist, ist<br />

an dieser Stelle viel Aufwand zu betreiben.<br />

Projektkalkulation: Die Kalkulation <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Projekte erfolgt auf Basis von Stun<strong>de</strong>nsätzen;<br />

<strong>de</strong>ren Höhe wird in <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r Büros<br />

einmalig ermittelt und ist entwe<strong>de</strong>r mitarbeitero<strong>de</strong>r<br />

mitarbeitergruppenspezifisch. Diese Stun<strong>de</strong>nsätze<br />

bestehen aus einem individuellen Satz<br />

zzgl. eines Gemeinkostenfaktors. Die Werte<br />

wer<strong>de</strong>n i. d. R. aus Zeitmangel nicht regelmäßig<br />

überprüft, obwohl die Notwendigkeit hierzu von<br />

<strong>de</strong>n meisten Büroinhabern erkannt wird. Die<br />

Stun<strong>de</strong>nverfolgung ist in rund <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r<br />

Büros in die Projektmanagementsoftware integriert.<br />

Die Stun<strong>de</strong>nsätze wer<strong>de</strong>n in allen Büros<br />

auf Vollkostenbasis ermittelt. Eine kun<strong>de</strong>no<strong>de</strong>r<br />

projektbezogene Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Sachkosten<br />

wird im Allgemeinen nicht eingesetzt. Bei<br />

einigen Büros wäre die kun<strong>de</strong>nspezifische Kostenartenglie<strong>de</strong>rung<br />

o<strong>de</strong>r eine Ausrichtung <strong>de</strong>r<br />

internen Prozesse an <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbearbeitung<br />

zwar möglich, wird aber als nicht notwendig<br />

angesehen. Nachkalkulationen <strong>de</strong>r Projekte<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mgegenüber in allen Ingenieurbüros<br />

durchgeführt. In einigen Unternehmen fin<strong>de</strong>n<br />

die Nachkalkulationen jedoch nur bedarfsweise<br />

statt, da die Kapazitäten für eine routinemäßige<br />

Durchführung fehlen.<br />

Ansätze für effiziente<br />

Kun<strong>de</strong>n beziehungen<br />

Gestaltung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

Langfristige Kun<strong>de</strong>nbeziehungen sind von hoher<br />

Be<strong>de</strong>utung für die befragten Ingenieurbüros.<br />

Eine vertrauensvolle persönliche Beziehung<br />

zu ihren Partnern wird gepflegt, da sich<br />

daraus vielfältige Vorteile ergeben. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Auftragserlangung bei Neukun<strong>de</strong>n über<br />

Empfehlungen ist hierbei zu nennen. Ansonsten<br />

wird die Neukun<strong>de</strong>nakquise aufgrund eines<br />

überschaubaren Marktes mit etablierten Strukturen<br />

als schwierig und aufwändig beschrieben.<br />

Außer<strong>de</strong>m wird das Marktumfeld in einigen<br />

Fachbereichen als diffizil und schwankend<br />

empfun<strong>de</strong>n, sodass die Pflege <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen eine hohe Priorität besitzt.<br />

Gera<strong>de</strong> in dieser Situation wird die Orientierung<br />

am Kun<strong>de</strong>n zunehmend wichtiger. 10<br />

In <strong>de</strong>n Büros mit einer höheren Anzahl an Mitarbeitern<br />

erfolgt <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nkontakt nicht primär<br />

auf <strong>de</strong>r Geschäftsführerebene, son<strong>de</strong>rn<br />

über die Mitarbeiter. Um hierbei optimale<br />

Ergebnisse zu erzielen, ist die Etablierung von<br />

Anreizsystemen, basierend auf Daten <strong>de</strong>s<br />

Kun<strong>de</strong>n-Controlling, <strong>de</strong>nkbar. Die Akquise von<br />

Aufträgen durch die Mitarbeiter kann somit belohnt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine systematische Erfassung<br />

von Vermittlungen – bspw. in <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>ndatenbank<br />

– ist zu befürworten, um die Effektivität<br />

<strong>de</strong>s Aufwands, <strong>de</strong>r in die Pflege <strong>de</strong>r Beziehungen<br />

inves tiert wird, bewerten zu können.<br />

Die Mehrheit <strong>de</strong>r Ingenieurbüros ist nur in<br />

geringem Ausmaß in die langfristigen<br />

Planungen seiner Partner und Kun<strong>de</strong>n einbezogen.<br />

Deshalb wird die kun<strong>de</strong>nbezogene<br />

Umsatzplanung größtenteils als unmöglich<br />

beschrieben. Eine stärkere Integration in die<br />

Planungsprozesse und Entwicklungsrichtungen<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> die Planungssicherheit für<br />

die Ingenieurbüros erhöhen. Dies wäre vor allem<br />

bei institutionellen Kun<strong>de</strong>n wie Industrieunternehmen<br />

<strong>de</strong>nkbar.<br />

Kriterien einer effizienten<br />

Kun<strong>de</strong>n beziehung<br />

Viele Ingenieurbüros sind wirtschaftlich nicht<br />

in <strong>de</strong>r komfortablen Position, ihre Kun<strong>de</strong>n auswählen<br />

zu können. Um verlustbringen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>n<br />

zu i<strong>de</strong>ntifizieren, sollten trotz<strong>de</strong>m einige<br />

Effizienzkriterien für Kun<strong>de</strong>nbeziehungen beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>n quantitativen Kriterien<br />

sind zuerst <strong>de</strong>r Umsatz und das Umsatzpotenzial<br />

zu nennen. Großkun<strong>de</strong>n sorgen für<br />

eine gewisse Planungssicherheit für das<br />

Büro, allerdings birgt die enge Bindung an einige<br />

wenige Kun<strong>de</strong>n die Gefahr von Abhängigkeiten.<br />

Obwohl das Umsatzvolumen pro<br />

Kun<strong>de</strong> eine wichtige Kenngröße für die Ingenieurbüros<br />

ist, werten dies nur wenige Unternehmen<br />

aus. Das Umsatzpotenzial einer Kun<strong>de</strong>nbeziehung<br />

ist als zukunftsorientierte Größe<br />

wichtiger einzuschätzen als <strong>de</strong>r Umsatz. 11<br />

Allerdings ist eine Prognose aufgrund <strong>de</strong>r<br />

schwanken<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Lage, <strong>de</strong>s<br />

technischen Fortschritts o<strong>de</strong>r von gesetzlichen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen schwierig. Foren zur Diskussion<br />

hierüber könnten die Berufsverbän<strong>de</strong><br />

bieten. Dafür müsste sich allerdings die in <strong>de</strong>r<br />

Branche verbreitete Mentalität einer gegenseitigen<br />

Abschottung än<strong>de</strong>rn.<br />

Empfehlenswert wäre es in je<strong>de</strong>m Fall, die in<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen eingesetzten Kun<strong>de</strong>ndatenbanken<br />

zu erweitern und für alle Angestellten<br />

verfügbar zu machen. Durch die Pflege <strong>de</strong>r Datenbanken<br />

ließen sich die Intuition und das<br />

Bauchgefühl messbar und nachvollziehbar machen.<br />

Informationen über das Zahlungsverhalten<br />

und die Bonität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n sollten in<br />

<strong>de</strong>r Datenbank hinterlegt wer<strong>de</strong>n, da ausbleiben<strong>de</strong><br />

Zahlungen gera<strong>de</strong> für viele kleine Unternehmen<br />

existenzgefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Auswirkungen<br />

haben können. Außer<strong>de</strong>m ist eine sorgfältige<br />

Pflege <strong>de</strong>r Referenzlisten als wichtiges (Marketing-)<br />

Instrument einzustufen. Auch Informationen<br />

über das Empfehlungsverhalten eines<br />

Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Planungspartners sollten in die<br />

Datenbank integriert wer<strong>de</strong>n. Die Speicherung<br />

wichtiger Termine wie bspw. notwendige Prüfungen<br />

o<strong>de</strong>r Wartungsarbeiten beim Kun<strong>de</strong>n<br />

bieten Ansatzpunkte für die Wie<strong>de</strong>rauffri-<br />

77


Kun<strong>de</strong>n-Controlling für Ingenieurbüros<br />

78<br />

schung von Kontakten. Eine Erfassung kun<strong>de</strong>nspezifischer<br />

Daten ist sinnvoll. Allerdings<br />

muss hierbei geprüft wer<strong>de</strong>n, ob das gelten<strong>de</strong><br />

Datenschutzrecht dies zulässt. 12<br />

Relevante Metho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbewertung<br />

Eine regelmäßige, strukturierte Bewertung <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong>n wird nur in einer geringen Zahl <strong>de</strong>r<br />

untersuchten Ingenieurbüros durchgeführt. Im<br />

Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n einige Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n-Controlling<br />

genannt, die wegen ihrer einfachen<br />

Umsetzung für <strong>de</strong>n Einsatz in Ingenieurbüros<br />

geeignet sind:<br />

Eine ABC-Analyse <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>nstamms kann<br />

anhand <strong>de</strong>s Umsatzes pro Kun<strong>de</strong> durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Eine Einteilung <strong>de</strong>r gesamten Kun<strong>de</strong>n<br />

nach Umsatz in A-, B- o<strong>de</strong>r C-Kun<strong>de</strong>n visualisiert<br />

die Kun<strong>de</strong>nstruktur und <strong>de</strong>ckt eventuelle<br />

Großkun<strong>de</strong>nabhängigkeiten o<strong>de</strong>r eine übermäßig<br />

hohe Zahl an kleinen Kun<strong>de</strong>n auf. Daraus<br />

können Handlungsempfehlungen bspw. bezüglich<br />

<strong>de</strong>r Intensität <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbetreuung abgeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Praxis gibt es allerdings oftmals<br />

eine Ungleichverteilung von Umsatz und<br />

Gewinn, sodass die umsatzstärksten Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

nicht zwangsläufig die profitabelsten<br />

sind. Eine Betrachtung von Deckungsbeiträgen<br />

wür<strong>de</strong> hier Abhilfe schaffen. Die Berechnung ist<br />

allerdings aufwändig in <strong>de</strong>r Umsetzung.<br />

Einfache Kun<strong>de</strong>n-Scoring-Metho<strong>de</strong>n eignen<br />

sich ebenfalls für <strong>de</strong>n Einsatz in Ingenieurbüros.<br />

13 Unternehmensintern müssen hierfür geeignete<br />

Kriterien und <strong>de</strong>ren Gewichtungen <strong>de</strong>finiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Diese einzelnen Daten lassen sich<br />

zu Scores kumulieren, die als Basis einer Rangliste<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n genutzt wer<strong>de</strong>n können. Denkbar<br />

ist hier auch die Integration qualitativer<br />

Kriterien wie bspw. das Zahlungsverhalten, das<br />

Empfehlungsverhalten o<strong>de</strong>r die Möglichkeiten<br />

weiterer Zusammenarbeit.<br />

Je mehr Kun<strong>de</strong>n ein Unternehmen bedient, <strong>de</strong>sto<br />

sinnvoller lassen sich Kun<strong>de</strong>n-Portfolios<br />

als Instrument <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n-Controlling in Ingenieurbüros<br />

einsetzen. Die Einordnung aller<br />

Bestandskun<strong>de</strong>n in ein Portfolio kann dazu<br />

beitragen, „Starkun<strong>de</strong>n“ zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Die<br />

Bindung dieser Kun<strong>de</strong>n an das Unternehmen<br />

sollte Priorität genießen. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />

problematische Kun<strong>de</strong>nbeziehungen erkennbar,<br />

bei <strong>de</strong>nen über eine Beendigung <strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit nachgedacht wer<strong>de</strong>n sollte.<br />

Die Durchführung von Kun<strong>de</strong>nerfolgsrechnungen<br />

wird sich in <strong>de</strong>n meisten Ingenieurbüros<br />

als schwierig darstellen. Als wichtige<br />

Voraussetzung für die Erhebung von Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeiträgen<br />

wird in <strong>de</strong>r Literatur die<br />

Einführung einer prozessorientierten Kostenrechnung<br />

angesehen. Diese wird in <strong>de</strong>r Praxis<br />

jedoch nur von <strong>de</strong>n großen, eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Kostenstellenrechnung besitzen<strong>de</strong>n<br />

Ingenieurdienstleistern umzusetzen sein.<br />

Sinnvoll wäre es in je<strong>de</strong>m Fall, die Erträge <strong>de</strong>r<br />

Einzelprojekte <strong>de</strong>n betreffen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n zuzuordnen.<br />

Dies kann als Ausgangspunkt für<br />

weitere Analysen dienen.<br />

Fazit<br />

Der Fokussierung von Ingenieurbüros auf ihre<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen kommt – wie dies zur Zeit<br />

auch in an<strong>de</strong>ren Branchen <strong>de</strong>r Fall ist – eine<br />

wachsen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung zu. Anhand <strong>de</strong>r Durchführung<br />

einer empirischen Studie konnte festgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass die Schwächen <strong>de</strong>r Ingenieurbüros<br />

grundsätzlich mit <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer<br />

kleiner und mittelständischer Unternehmen<br />

übereinstimmen. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n kleinen, oft inhabergeführten<br />

Ingenieurbüros fehlt es an<br />

betriebswirtschaftlichem Know-how, um<br />

eine Evaluierung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

durchführen zu können. Die in diesem Artikel<br />

aufgezeigten Probleme und Handlungsempfehlungen<br />

sollen Unternehmen sensibilisieren,<br />

sich aktiv mit <strong>de</strong>r systematischen<br />

Strukturierung ihrer Controlling-Systeme<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen, um Warnsignale früh zu<br />

erkennen und um einen nachhaltigen Erfolg zu<br />

gewährleisten.<br />

Literaturverzeichnis<br />

1<br />

Goldammer, Dietmar (2006): Der Wan<strong>de</strong>l im<br />

Planungsbüro. Nichts bleibt wie es war. Berlin:<br />

Schiele und Schön.<br />

2<br />

Kleinaltenkamp, Michael/Plinke, Wulff (Hg.)<br />

(1997): Geschäftsbeziehungsmanagement. Mit<br />

65 Abbildungen und 28 Tabellen. Berlin: Springer.<br />

3<br />

Statistisches Bun<strong>de</strong>samt (2011): Dienstleistungen.<br />

Strukturerhebung im Dienstleistungsbereich.<br />

Architektur- und Ingenieurbüros 2008.<br />

4<br />

o. V. (2010): AHO-Bürokostenvergleich 2009.<br />

mit Aussagen zur Auskömmlichkeit ausgewählter<br />

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AHO. Nürnberg. Online verfügbar unter http://<br />

www.aho.<strong>de</strong>/pdf/ergebnispraesentation_<br />

aho2009.pdf (15.05.2012).<br />

5<br />

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eines Ingenieurbüros. In: Dietmar<br />

Goldammer (Hg.): Das Ingenieurbüro: ein Unternehmer-Handbuch.<br />

Köln: Müller, S. 9-19.<br />

6<br />

Goldammer, Dietmar (2004): Steuerungssysteme<br />

für Planungsbüros. Betriebswirtschaftlichen<br />

Erfolg steigern. 1. Aufl. Berlin: Vogel-<br />

Baumedien.<br />

7<br />

Vogt, Hans-Dieter (1997): Rechtsformen für<br />

Ingenieurbüros. In: Dietmar Goldammer (Hg.):<br />

Das Ingenieurbüro: ein Unternehmer-Handbuch.<br />

Köln: Müller, S. 55-91.<br />

8<br />

Rant, Matthias/Lehner, Thomas H. (2006):<br />

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Marketingstrategien. Wien: NWV.<br />

9<br />

Rudolf-Sipötz, Elisabeth (2001): Kun<strong>de</strong>nwert.<br />

Konzeption – Determinanten – Management.<br />

St. Gallen: Thexis.<br />

10<br />

Pfaff, Dieter/Ising, Peter (2010): Kun<strong>de</strong>n-<br />

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In: Dominik Georgi und Karsten Hadwich<br />

(Hg.): Management von Kun<strong>de</strong>nbeziehungen.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler, S. 106-128.<br />

11<br />

Köhler, Richard (2007): Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />

als Gegenstand <strong>de</strong>s Controlling. In: Matthias H.<br />

J. Gouthier et al. (Hg.): Service Excellence als<br />

Impulsgeber. Strategien – Management – Innovationen<br />

– Branchen. Wiesba<strong>de</strong>n: Betriebswirtschaftlicher<br />

Verlag Dr. Th. Gabler GWV Fachverlage<br />

GmbH, S. 504-525.<br />

12<br />

Link, Jörg/Gary, Alexan<strong>de</strong>r (2008): Grundlagen<br />

und rechtliche Aspekte von Kun<strong>de</strong>ndatenbanken.<br />

In: Torsten Schwarz (Hg.): Leitfa<strong>de</strong>n<br />

Dialog-Marketing. Das kompakte Wissen <strong>de</strong>r<br />

Branche. Waghäusel: Marketing-Börse. Online<br />

verfügbar unter http://www.marketing-boerse.<br />

<strong>de</strong>/Fachartikel/<strong>de</strong>tails/Grundlagen-und-rechtliche-Aspekte-von-Kun<strong>de</strong>ndatenbanken,<br />

zuletzt<br />

geprüft am 27.05.2012.<br />

13<br />

Mengen, Andreas (2011): Mit Kun<strong>de</strong>nwert-<br />

Controlling zu mehr Erfolg in Marketing und<br />

Vertrieb. In: Controlling 23 (1), S. 55-63.


CM November / Dezember 2012<br />

Bewertung <strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals (IK)<br />

in KMU und Kreditinstituten<br />

Ergebnisse zweier empirischer Studien zu Kenntnis und<br />

Nutzung von Metho<strong>de</strong>n<br />

von Gunnar Heinzow und Ute Vanini<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Ressource Wissen hat<br />

in <strong>de</strong>n letzten Jahren im Vergleich zu <strong>de</strong>n<br />

klas-sischen Produktionsfaktoren stark zugenommen.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r weiter zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Marktdynamik, <strong>de</strong>s Anstiegs <strong>de</strong>s globalen Innovations-<br />

und Kostenwettbewerbs und <strong>de</strong>r<br />

Produktkomplexität sowie <strong>de</strong>r dynamischen<br />

Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien dürfte die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Ressource Wissen zukünftig<br />

weiter ansteigen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re für kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) ist Wissen als Wettbewerbsfaktor<br />

von großer Be<strong>de</strong>utung, da sie meistens keine<br />

Kostenvorteile durch Skaleneffekte o<strong>de</strong>r<br />

Produktionsverlagerungen ins Ausland erzielen<br />

können. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, spezialisieren<br />

sich viele KMU daher auf beson<strong>de</strong>rs<br />

technologieintensive Marktnischen und die<br />

Entwicklung von spezifischen Kun<strong>de</strong>nlösungen.<br />

Neben einem umfangreichen technologischen<br />

Know-how benötigen sie dafür auch<br />

<strong>de</strong>zidiertes Wissen über die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

ihrer – zunehmend auch internationalen –<br />

Kun<strong>de</strong>n. Häufig müssen die Kun<strong>de</strong>nlösungen<br />

gemeinsam mit an<strong>de</strong>ren Unternehmen, z. B.<br />

Lieferanten, entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Für das systematische Wissensmanagement<br />

treten in KMU häufig folgen<strong>de</strong> Schwierigkeiten<br />

auf: Einerseits haben KMU aufgrund ihres<br />

geringen Bekanntheitsgrads Probleme bei <strong>de</strong>r<br />

Rekrutierung hoch qualifizierter Mitarbeiter<br />

und verfügen oft nicht über die formalen Strukturen<br />

sowie die personellen, zeitlichen und<br />

finanziellen Ressourcen für ein Wissensmanagement.<br />

An<strong>de</strong>rerseits bleibt das Wissen in<br />

KMU teilweise ungenutzt. Die Unternehmen<br />

verfügen zwar über Archive, Ablagen, elektronische<br />

Datenbanken o<strong>de</strong>r sonstige Mittel bzw.<br />

Tools zum Umgang mit Wissen, oftmals ist jedoch<br />

zu beobachten, dass diese Aktivitäten<br />

ohne eine gezielte Planung, Steuerung und<br />

Kontrolle ablaufen. 1<br />

Die immateriellen Ressourcen eines Unternehmens<br />

wer<strong>de</strong>n bisher nur unzureichend im<br />

Rechnungswesen und insbeson<strong>de</strong>re im Jahresabschluss<br />

abgebil<strong>de</strong>t. Da <strong>de</strong>r Jahresabschluss<br />

die Grundlage für die Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

im Rahmen eines Ratings bil<strong>de</strong>t, fürchtet<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r mittelständischen Wirtschaft<br />

eine Kreditklemme für KMUs und for<strong>de</strong>rt<br />

in seinem Positionspapier vom 25.06.2010<br />

mehr Verständnis für das Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

potenzieller Kreditnehmer und eine stärkere<br />

Berücksichtigung immaterieller Faktoren bei <strong>de</strong>r<br />

Kreditentscheidung. Es stellt sich somit die<br />

Frage, inwieweit immaterielle Ressourcen in<br />

Unternehmen bisher systematisch bewertet und<br />

gesteuert und von Banken in ihrer Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

79


Bewertung <strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals<br />

eine verwirren<strong>de</strong> Begriffsvielfalt. Im Folgen<strong>de</strong>n<br />

wird <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals (IK)<br />

verwen<strong>de</strong>t. Dieser ist umfassen<strong>de</strong>r als <strong>de</strong>r Begriff<br />

<strong>de</strong>s immateriellen Vermögenswertes nach<br />

HGB o<strong>de</strong>r IAS 38, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m Kriterium <strong>de</strong>r<br />

ein<strong>de</strong>utigen I<strong>de</strong>ntifizierbarkeit ausgeht und daher<br />

z. B. das Humankapital gar nicht berücksichtigt.<br />

Hier wird das IK als alle nicht-materiellen<br />

und nicht-finanziellen Ressourcen verstan<strong>de</strong>n,<br />

z. B. die Fähigkeiten von Mitarbeitern, Patente,<br />

die Qualität von Kooperationen etc., die<br />

einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens leisten. 2 Das IK lässt sich in<br />

die Komponenten Human-, Beziehungs- und<br />

Strukturkapital unterteilen (vgl. Abbildung 1).<br />

Abb. 1: Bestandteile <strong>de</strong>s IK<br />

Metho<strong>de</strong>n zur Bewertung<br />

<strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals<br />

Begriff <strong>de</strong>s IK<br />

In <strong>de</strong>r Wissenschaft gibt es kein einheitliches<br />

Verständnis von immateriellen Ressourcen.<br />

Zu<strong>de</strong>m existiert mit <strong>de</strong>n Bezeichnungen<br />

Wissen, immaterielles Vermögen bzw.<br />

Kapital, Intellektuelles Kapital und Intangibles<br />

Das Humankapital beschreibt alle Eigenschaften<br />

und Fähigkeiten <strong>de</strong>r Mitarbeiter einer Organisation,<br />

wie z. B. ihr Fach- und Metho<strong>de</strong>nwissen,<br />

ihre Erfahrung, ihr Wissen über Produkte,<br />

Märkte etc. und ihre Motivation. Das Strukturkapital<br />

stellt <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r internen Strukturen<br />

und Prozesse einer Organisation dar, die die<br />

Leistungserstellung unterstützen, z. B. Innovationen<br />

(Patente, Lizenzen, neue Produkte, Marken),<br />

die Unternehmenskultur, Prozesse (Kommunikationswege<br />

und Abläufe) und <strong>de</strong>r Standort<br />

(Lagevorteil, Verkehrsanbindung, gesetzliche<br />

sowie steuerliche Rahmenbedingungen<br />

etc.). Das Beziehungskapital umfasst <strong>de</strong>n<br />

Wert <strong>de</strong>s externen Netzwerks einer Organisation,<br />

z. B. zu Kun<strong>de</strong>n, Lieferanten, Kooperationspartnern,<br />

Verbän<strong>de</strong>n, Hochschulen, Forschungseinrichtungen<br />

und zur Hausbank. 3<br />

Das IK hat folgen<strong>de</strong> bewertungsrelevante<br />

Eigenschaften: 4<br />

· Das IK hat eine sehr spezifische Kostenstruktur,<br />

d. h. sein Aufbau verursacht hohe Fixkos-<br />

80<br />

Abb. 2: Metho<strong>de</strong>n zur Bewertung <strong>de</strong>s IK


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 3: Einfluss <strong>de</strong>s IK auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg <strong>de</strong>r befragten KMU<br />

ten, während die folgen<strong>de</strong> Nutzung kaum<br />

Kosten nach sich zieht (z. B. beim Humankapital<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter).<br />

· Das IK wird i. d. R. bei Nutzung nicht verbraucht<br />

und kann sogar vielfach gleichzeitig<br />

und mehrfach im Unternehmen verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n (Nicht-Rivalität <strong>de</strong>r Nutzung), z. B. bei<br />

Marken, und generiert dann steigen<strong>de</strong> Skalenerträge<br />

(Netzwerkeffekte).<br />

· Allerdings befin<strong>de</strong>n sich häufig bestimmte<br />

Teile <strong>de</strong>s IK wie z. B. das Humankapital o<strong>de</strong>r<br />

die Kun<strong>de</strong>nbeziehungen nicht uneingeschränkt<br />

in Besitz <strong>de</strong>s Unternehmens (ein -<br />

geschränkte Handlungs- und Verfügungsrechte).<br />

· Eine Investition in das IK resultiert häufig erst<br />

mit großer Zeitverzögerung in einer Steigerung<br />

<strong>de</strong>s Unternehmenserfolgs bzw. <strong>de</strong>s Unternehmenswertes.<br />

Zu<strong>de</strong>m lassen sich künftige<br />

finanzielle Rückflüsse <strong>de</strong>s IK nur schwer<br />

prognostizieren. Die lange Amortisationsdauer<br />

erfor<strong>de</strong>rt einerseits <strong>de</strong>n Einsatz von Investitionsrechenverfahren<br />

zur Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r Vorteilhaftigkeit von Investitionen in das<br />

IK. An<strong>de</strong>rseits wird <strong>de</strong>ren Verwendung durch<br />

die unzureichen<strong>de</strong> Vorhersehbarkeit <strong>de</strong>r<br />

finanziellen Rückflüsse erschwert.<br />

· Da kaum Märkte für das IK existieren, gibt es<br />

auch kaum Marktpreise für Bewertung.<br />

Überblick über verschie<strong>de</strong>ne<br />

Bewertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Es gibt zahlreiche Metho<strong>de</strong>n zur Bewertung <strong>de</strong>s<br />

IK, die sich in vier Gruppen ordnen lassen (vgl.<br />

Abbildung 2). Deduktiv-summarische Ansätze<br />

versuchen, auf <strong>de</strong>r Grundlage von Marktpreisen<br />

Wertansätze für einzelne immaterielle<br />

Vermögenswerte zu ermitteln und anschließend<br />

zu einem Gesamtwert <strong>de</strong>s IK zu aggregieren.<br />

Eines <strong>de</strong>r bekanntesten Verfahren ist die<br />

Markt-Buchwert-Differenz, die <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s<br />

immateriellen Vermögens als Differenz zwischen<br />

<strong>de</strong>m (an <strong>de</strong>r Börse beobachtbaren)<br />

Marktwert und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Bilanz entnehmbaren<br />

Buchwert eines Unternehmens misst, da immaterielle<br />

Vermögenswerte überwiegend nicht in<br />

<strong>de</strong>r Bilanz erfasst sind. Induktiv-analytische<br />

Verfahren bewerten die einzelnen Bestandteile<br />

<strong>de</strong>s IK anhand von Indikatoren und Kennzahlen.<br />

5 Eines <strong>de</strong>r bekanntesten induktivanalytischen<br />

Verfahren ist <strong>de</strong>r Skandia-Navigator,<br />

<strong>de</strong>r von Edvinsson zur Steuerung <strong>de</strong>s IK <strong>de</strong>s<br />

schwedischen Versicherungsunternehmens<br />

Skandia entwickelt wur<strong>de</strong>. 6<br />

Zu <strong>de</strong>n neueren Bewertungsansätzen zählen<br />

Wissensbilanzkonzepte. Im anglo-amerikanischen<br />

Raum wer<strong>de</strong>n die Begriffe <strong>de</strong>s Intellectual<br />

Capital Statement o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Intellectual<br />

Capital Report verwen<strong>de</strong>t. Diese Begriffe sind<br />

insofern präziser, da es sich bei Wissensbilanzen<br />

nicht um eine Bilanz im Sinne <strong>de</strong>s externen<br />

Rechnungswesens mit monetär bewerteten<br />

Aktiv- und Passivpositionen han<strong>de</strong>lt. Wissensbilanzkonzepte<br />

verwen<strong>de</strong>n die Ziele, Strategien<br />

und Visionen eines Unternehmens als Ausgangspunkt<br />

für die Bewertung seines IK. Die<br />

Erstellung einer Wissensbilanz ist in Phasen<br />

strukturiert. Dabei wird vielfach das gesamte<br />

Unternehmen betrachtet. Zur Bewertung <strong>de</strong>s IK<br />

wer<strong>de</strong>n wie bei <strong>de</strong>n induktiv-analytischen Metho<strong>de</strong>n<br />

Kennzahlen gebil<strong>de</strong>t. Ebenso wer<strong>de</strong>n<br />

die Wechselbeziehungen zwischen <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Faktoren <strong>de</strong>s IK <strong>de</strong>finiert. Im Gegensatz zu<br />

<strong>de</strong>n induktiv-analytischen Metho<strong>de</strong>n sind Wissensbilanzkonzepte<br />

jedoch in einen umfassen<strong>de</strong>ren<br />

Steuerungsansatz integriert. Prominentes<br />

Beispiel ist hier die Wissensbilanz –<br />

Ma<strong>de</strong> in Germany, die vom Fraunhofer Institut<br />

und <strong>de</strong>m Arbeitskreis Wissensbilanzierung<br />

primär für KMU entwickelt und in ca. 50 Unternehmen<br />

getestet wur<strong>de</strong>. Für die Wissensbilanz<br />

– Ma<strong>de</strong> in Germany gibt es einen Leitfa<strong>de</strong>n<br />

und eine Toolbox. 7<br />

Rechnungswesenbasierte Konzepte wer<strong>de</strong>n<br />

vor allem im externen Rechnungswesen zur<br />

81


Bewertung <strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals<br />

Abb. 4: Anfor<strong>de</strong>rungen an eine Metho<strong>de</strong> zur Bewertung <strong>de</strong>s IK aus Sicht <strong>de</strong>r befragten KMU<br />

82<br />

Autoren<br />

Prof. Dr. Ute Vanini<br />

vertritt seit 2003 die Fachgebiete ABWL und Controlling an <strong>de</strong>r<br />

FH Kiel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Risikomanagementund<br />

-controllingsysteme, Performance Measurement Systeme,<br />

Auswirkungen einer IFRS-Rechnungslegung auf das Controlling<br />

sowie dysfunktionale Verhaltensweisen durch Controlling-Instrumente.<br />

Sie ist Jury-Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Controller-Nachwuchspreises<br />

<strong>de</strong>s ICV und Sprecherin <strong>de</strong>s bun<strong>de</strong>sweiten Arbeitskreises<br />

Controlling-Professuren an (Fach-) Hochschulen.<br />

Bewertung bilanzierungsfähiger immaterieller<br />

Vermögenswerte, wie z. B. Patente, Lizenzen,<br />

Entwicklungsergebnisse und Geschäfts- o<strong>de</strong>r<br />

Firmenwert, verwen<strong>de</strong>t. Die konkreten Bilanzierungs-<br />

und Bewertungsvorschriften fin<strong>de</strong>n sich<br />

im HGB sowie in IAS 38. 8 Generell wird zwischen<br />

drei Bewertungsansätzen unterschie<strong>de</strong>n.<br />

Beim Cost Approach wer<strong>de</strong>n die immateriellen<br />

Vermögenswerte zu ihren Produktions- bzw.<br />

Wie<strong>de</strong>rbeschaffungskosten (in Ausnahmefällen<br />

auch zu ihren Anschaffungs- und Herstellungskosten)<br />

bewertet. Der Market Approach versucht,<br />

aus <strong>de</strong>n Marktpreisen von vergleichbaren<br />

immateriellen Vermögenswerten Bewertungsansätze,<br />

z. B. durch Multiplikatoren,<br />

abzuleiten, während <strong>de</strong>r Income Approach<br />

<strong>de</strong>n Barwert <strong>de</strong>r durch einen immateriellen<br />

Vermögenswert generierten zukünftigen Einzahlungsüberschüsse<br />

als Bewertungsansatz<br />

verwen<strong>de</strong>t. 9<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Bewertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Zur Ermittlung <strong>de</strong>s Bekanntheitsgrads und <strong>de</strong>r<br />

Nutzung <strong>de</strong>s IK wur<strong>de</strong> im 1. Quartal 2011 eine<br />

Gunnar Heinzow<br />

machte 2009 seinen Abschluß als Bachelor of Engineering in<br />

Schiffbau und maritimer Technik. Anschließend nahm er das nichtkonsekutive<br />

Masterstudium <strong>de</strong>r BW an <strong>de</strong>r FH Kiel auf. 2012<br />

schloss er sein Studium mit einem Doppelabschluß an <strong>de</strong>r FH Kiel<br />

in BW und an <strong>de</strong>r University of Western Sydney in International<br />

Business ab. In seiner Masterthesis untersuchte er die Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Bewertungsmetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s IK in KMU in Schleswig-Holstein.<br />

Online-Befragung von 455 schleswig-holsteinischen<br />

KMUs durchgeführt. Die Befragung<br />

stieß auf großes Interesse: 89 Unternehmen<br />

nahmen an <strong>de</strong>r Befragung teil. Die Rücklaufquote<br />

von knapp 20 % unterstreicht das Interesse<br />

und die Relevanz <strong>de</strong>s Themas. Der<br />

Fragebogen bestand aus 24 Fragen und wur<strong>de</strong><br />

in vier Unternehmen einem Pretest unterzogen.<br />

Zum Einstieg wur<strong>de</strong>n die Unternehmen nach<br />

<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bestandteile <strong>de</strong>s IK für ihren<br />

Erfolg befragt.<br />

Abbildung 3 unterstreicht die herausragen<strong>de</strong><br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s IK für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Geschäftserfolg<br />

und die zukünftige Unternehmensentwicklung,<br />

die sich aber nach Ansicht <strong>de</strong>r<br />

befragten KMU nicht im selben Umfang in <strong>de</strong>r<br />

Kreditbeschaffung bei Banken nie<strong>de</strong>rschlägt.<br />

Die Ergebnisse entsprechen weitestgehend <strong>de</strong>r<br />

Untersuchung von Alwert et al. (2010, S. 10),<br />

die ebenfalls die herausragen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Humankapitals für eine wissensbasierte<br />

Unternehmensführung von KMU feststellen.<br />

Anschließend wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>s<br />

IK und <strong>de</strong>n dabei verwen<strong>de</strong>ten Metho<strong>de</strong>n gefragt.<br />

Aus Sicht <strong>de</strong>r KMU sollte eine Bewertungsmetho<strong>de</strong><br />

vor allem die Stärken und<br />

Schwächen in Bezug auf das IK darstellen, kostengünstig<br />

umsetzbar sein, <strong>de</strong>m Management


CM November / Dezember 2012<br />

Softwarelösung (47 %), ein fehlen<strong>de</strong>s Angebot<br />

an Schulungen (34 %) sowie ein zu großer Aufwand<br />

(28 %) genannt.<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>s IK<br />

durch Kreditinstitute<br />

Abb. 5: Evaluation <strong>de</strong>r Bewertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Abb. 6: Kenntnis und Nutzung <strong>de</strong>r Bewertungsmetho<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n befragten KMU<br />

Entscheidungshilfen für die Steuerung <strong>de</strong>s IK<br />

liefern, wenig Zeit in Anspruch nehmen, das IK<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren und <strong>de</strong>ssen Beitrag zum Geschäftserfolg<br />

darstellen (vgl. Abbildung 4).<br />

Diese Kriterien wer<strong>de</strong>n vor allem von induktivanalytischen<br />

Ansätzen und Wissensbilanzkonzepten<br />

erfüllt, so dass erwartet wer<strong>de</strong>n kann,<br />

dass vor allem diese Verfahren in <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis<br />

zur Bewertung <strong>de</strong>s IK eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. Abbildung 5).<br />

wur<strong>de</strong>, dass diese Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n KMU eher<br />

bekannt sind.<br />

Als Grün<strong>de</strong> für die Nichtnutzung wur<strong>de</strong>n die<br />

fehlen<strong>de</strong> Notwendigkeit (51 %), die fehlen<strong>de</strong><br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>s IK bei Banken (51 %),<br />

fehlen<strong>de</strong>s Know-how (47 %), eine fehlen<strong>de</strong><br />

Im Anschluss wur<strong>de</strong> untersucht, inwieweit das<br />

IK von kleinen und mittleren Unternehmen von<br />

Banken in ihrer Kreditwürdigkeitsprüfung bzw.<br />

ihrem Rating berücksichtigt wird. Dafür wur<strong>de</strong>n<br />

zunächst die KMUs befragt. Zur Verifizierung<br />

dieser Aussagen wur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m im<br />

Mai 2011 zehn Interviews mit Vertretern von<br />

Kreditinstituten, Beteiligungsgesellschaften<br />

und Verbän<strong>de</strong>n in Schleswig-Holstein geführt.<br />

Das Interview umfasste 14 Fragen und dauerte<br />

ca. 30 bis 45 Minuten. Da viele Kreditinstitute<br />

ihre Rating-Verfahren bun<strong>de</strong>sweit<br />

einsetzen, sind die Ergebnisse durchaus repräsentativ.<br />

Die Erhebungsmetho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Interviews<br />

wur<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>r geringeren Erhebungsmenge<br />

und <strong>de</strong>r Erklärungsbedürftigkeit<br />

<strong>de</strong>s Themas gewählt. Zu<strong>de</strong>m konnten qualitative<br />

Aspekte und ergänzen<strong>de</strong> Statements so<br />

besser berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Die Interviews<br />

wur<strong>de</strong>n stets durch zwei Personen durchgeführt,<br />

wobei ein Interviewer die Fragen stellte<br />

und zusätzliche Erläuterungen vornahm und<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re für die Protokollierung <strong>de</strong>r Antworten<br />

zuständig war.<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>r Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s IK durch potenzielle Kreditnehmer<br />

Die KMU haben überwiegend <strong>de</strong>n Eindruck,<br />

dass ihre Banken ihr IK bei <strong>de</strong>r Kreditent-<br />

Abbildung 6 zeigt, dass mit Ausnahme einzelner<br />

Kennzahlen weitere Metho<strong>de</strong>n zur Bewertung<br />

<strong>de</strong>s IK in <strong>de</strong>n befragten Unternehmen<br />

weitgehend unbekannt sind und daher<br />

auch nicht genutzt wer<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Befragung<br />

verzichtete man bewusst auf die Begriffe <strong>de</strong>r<br />

o. g. Systematik <strong>de</strong>r Bewertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

und bot <strong>de</strong>n Unternehmen konkrete Instrumente<br />

zur Beurteilung an, da angenommen<br />

Abb. 7: Berücksichtigung <strong>de</strong>s IK im Rahmen von Kreditvergabeprozessen<br />

83


Bewertung <strong>de</strong>s Intellektuellen Kapitals<br />

84<br />

Abb. 8: Tatsächliche Berücksichtigung <strong>de</strong>s IK bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe<br />

scheidung nicht berücksichtigen bzw. können<br />

hierzu keine Angabe machen. Kennzahlen<br />

o<strong>de</strong>r eine systematische Darstellung <strong>de</strong>s IK<br />

wer<strong>de</strong>n aus Sicht <strong>de</strong>r Unternehmen von <strong>de</strong>n<br />

Banken nicht verlangt (vgl. Abbildung 7).<br />

Tatsächliche Berücksichtigung <strong>de</strong>s IK<br />

durch Kreditinstitute<br />

Zunächst wur<strong>de</strong>n die Interviewpartner gefragt,<br />

inwieweit ihnen die einzelnen Metho<strong>de</strong>n zur Bewertung<br />

<strong>de</strong>s IK aus Abbildung 6 bekannt sind.<br />

Alle Interviewpartner gaben an, einzelne Kennzahlen,<br />

wie z. B. die FuE-Intensität, zu kennen.<br />

Monetäre Bewertungsansätze, wie z. B. die<br />

Markt-Buchwert-Relation, waren 50 %, Kennzahlensysteme<br />

wie <strong>de</strong>r Skandia-Navigator 20 %<br />

und die Wissensbilanz – Ma<strong>de</strong> in Germany<br />

30 % <strong>de</strong>r befragten Banker bekannt.<br />

Abb. 9: Einbeziehung einzelner Bestandteile <strong>de</strong>s IK bei <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeitsprüfung<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Wahrnehmung <strong>de</strong>r KMUs gab<br />

es ein hohes Problembewusstsein für das<br />

Thema IK in allen befragten Kreditinstituten.<br />

Alle Banken berücksichtigen das IK in<br />

ihrer Kreditentscheidung, wobei die in <strong>de</strong>r Literatur<br />

genannten Bewertungsverfahren<br />

keine Rolle<br />

spielen (vgl. Abbildung 8).<br />

Das IK wird von allen Kreditinstituten<br />

in das Rating sowie<br />

die qualitative Risikobewertung<br />

einbezogen,<br />

wobei das Ausmaß variiert,<br />

wie Abbildung 9 zeigt.<br />

Der Abbildung 9 lässt sich auch entnehmen,<br />

dass insbeson<strong>de</strong>re das Humankapital und das<br />

technologische Kapital eines Unternehmens<br />

sowie einzelne Teile <strong>de</strong>s Beziehungskapitals,<br />

z. B. die Beziehungen zu Hochschulen,<br />

Forschungseinrichtungen und sonstigen Kooperationspartnern,<br />

nur unzureichend in die<br />

Kreditentscheidung einbezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls und<br />

<strong>de</strong>s daraus resultieren<strong>de</strong>n Fachkräftemangels<br />

erscheint vor allem die fehlen<strong>de</strong> Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s Humankapitals problematisch. Allerdings<br />

ergibt sich bei <strong>de</strong>n fehlen<strong>de</strong>n Bestandteilen<br />

<strong>de</strong>s IK auch das Problem eines Informationszugangs<br />

für die Banken.<br />

Abbildung 10 gibt für vier ausgewählte Kreditinstitute<br />

einen Überblick, inwieweit einzelne<br />

Komponenten <strong>de</strong>s IK in <strong>de</strong>ren Rating-Systeme<br />

integriert sind. Insgesamt bestätigten<br />

die Interviewpartner, dass es bei kleineren<br />

Kreditengagements schwierig ist, das IK<br />

wirtschaftlich in <strong>de</strong>r Kreditentscheidung zu<br />

berücksichtigen. Ein weiteres Problem ist die<br />

unterschiedliche Verwendung von Begrifflichkeiten<br />

in Banken und kreditsuchen<strong>de</strong>n<br />

Unternehmen. So konnten die Interviewpartner<br />

in <strong>de</strong>n Kreditinstituten insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m<br />

Begriff <strong>de</strong>s IK nichts anfangen. Darüber hinaus<br />

gibt es vielfach Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Bewertung<br />

<strong>de</strong>s technologischen Kapitals, vor allem<br />

bei hoch innovativen Unternehmen, da in <strong>de</strong>n<br />

Banken vielfach die entsprechen<strong>de</strong> technische<br />

Expertise fehlt.<br />

Der zusätzliche Einsatz weiterer Bewertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

wie etwa <strong>de</strong>r Wissensbilanz – Ma<strong>de</strong><br />

in Germany in <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeitsprüfung ist<br />

aus Sicht <strong>de</strong>r befragten Banken wenig sinnvoll.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen sollte das IK stärker im Rating sowie<br />

im Business Plan potenzieller Kreditnehmer<br />

abgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Implikationen<br />

Folgen<strong>de</strong> Schlussfolgerungen lassen sich<br />

aus <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Studien<br />

ziehen:<br />

Das IK ist in <strong>de</strong>n befragten Unternehmen<br />

zwar vorhan<strong>de</strong>n und von hoher Be<strong>de</strong>utung<br />

für <strong>de</strong>n Geschäftserfolg, es wird jedoch von<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen kaum systematisch<br />

i<strong>de</strong>ntifiziert o<strong>de</strong>r gesteuert. Die Banken<br />

berücksichtigen in einem internen Rating<br />

das IK <strong>de</strong>r Unternehmen, beziehen jedoch<br />

we<strong>de</strong>r die Unternehmen in diesen Prozess<br />

ein noch bewerten sie das IK umfassend<br />

nach <strong>de</strong>n Bestandteilen Human-, Strukturund<br />

Beziehungskapital. Eine Zusammenführung<br />

von Banken und Unternehmen ist<br />

daher wünschenswert, um die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Kreditvergabe auf Basis <strong>de</strong>s IK<br />

zu diskutieren.<br />

Es ist <strong>de</strong>m Anschein nach eine umfassen<strong>de</strong><br />

Aufklärungsarbeit in Unternehmen<br />

und Banken zum Begriff und <strong>de</strong>n Bewertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s IK notwendig. Das<br />

Konzept <strong>de</strong>s IK ist abstrakt und stark erklärungsbedürftig.<br />

Vielen Unternehmen ist<br />

zwar grundsätzlich die Relevanz ihrer immateriellen<br />

Ressourcen bewusst, sie verfügen<br />

jedoch nicht über effiziente Bewertungsansätze<br />

und können daher <strong>de</strong>n Wert ihrer immateriellen<br />

Ressourcen nur unzureichend<br />

an potenzielle Investoren kommunizieren.<br />

Kreditinstitute sollten potenziellen Kreditnehmern<br />

die Abbildung ihrer immateriellen<br />

Werte im Rating und im gesamten Kredit-


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 10: Integration einzelner Komponenten <strong>de</strong>s IK in die Rating-Systeme<br />

vergabeprozess besser kommunizieren, damit<br />

die Unternehmen ihre Unterlagen entsprechend<br />

vorbereiten können. Insgesamt<br />

erscheint eine höhere Transparenz <strong>de</strong>r<br />

Ratinganfor<strong>de</strong>rungen notwendig. Ggf.<br />

können auch Checklisten die Aufbereitung<br />

von Informationen zum IK unterstützen.<br />

Zu<strong>de</strong>m sollten die Kreditinstitute bzw. ihre<br />

Verbän<strong>de</strong> ihr Rating sowie ihre qualitative<br />

Risikoeinschätzung um Aspekte <strong>de</strong>s Humankapitals,<br />

<strong>de</strong>s Technologie- und <strong>de</strong>s<br />

Beziehungskapitals erweitern.<br />

KMU sollten sich zukünftig stärker mit Metho<strong>de</strong>n<br />

zur Bewertung und Steuerung ihres<br />

IK auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Im Kreditvergabeprozess<br />

erscheint auch eine professionellere<br />

Aufbereitung und schnellere Bereitstellung<br />

von Information zum IK notwendig.<br />

Literatur<br />

Alwert, K./Bornemann, M./Meyer, C./Will,<br />

M./Wuscher, S. (2010). Studie „Wissensstandort<br />

Deutschland” – Deutsche Unternehmen auf<br />

<strong>de</strong>m Weg in die wissensbasierte Gesellschaft –<br />

Zwischenergebnisse 2009, Berlin.<br />

Alwert, K./Bornemann, M./Will, M./AK Wissensbilanz<br />

(2008). Wissensbilanz – Ma<strong>de</strong> in<br />

Germany. Leitfa<strong>de</strong>n 2.0 zur Erstellung einer<br />

Wissensbilanz. Dokumentation Nr. 574. Bun<strong>de</strong>sministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie.<br />

Berlin.<br />

Becker, D. (2005). Intangible Assets in <strong>de</strong>r<br />

Unternehmenssteuerung – Wie Sie weiche Vermögenswerte<br />

quantifizieren und aktiv managen,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Creutzmann, A. (2005). Der Wert von immateriellen<br />

Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n zur Steuerung<br />

von Unternehmen. In: Controlling & Management<br />

zfcm, 49. Jg., Son<strong>de</strong>rheft Nr. 3,<br />

S. 29-38.<br />

Daum, J.H. (2005). Intangible Asset Management:<br />

Wettbewerbskraft stärken und <strong>de</strong>n Unternehmenswert<br />

nachhaltig steigern – Ansätze<br />

für das Controlling. In: Controlling & Management<br />

zfcm, 49. Jg., Son<strong>de</strong>rheft Nr. 3, S. 4-18.<br />

Edvinsson, L./Brünig, G. (2000). Aktivposten<br />

Wissenskapital – Unsichtbare Werte bilanzierbar<br />

machen, Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

Möller, K./Gamerschlag, R. (2009). Immaterielle<br />

Werte in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung – betriebswirtschaftliche<br />

Perspektiven und Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

In: Möller, K./Piwinger, M./Zerfaß,<br />

A. (Hrsg.). Immaterielle Vermögenswerte – Bewertung,<br />

Berichterstattung und Kommunikation,<br />

Stuttgart, S. 3-22.<br />

Schruff, L./Haaker, A. (2009). Immaterielle<br />

Werte in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und internationalen<br />

Rechnungslegung. In: Möller, K./Piwinger, M./<br />

Zerfaß, A. (Hrsg.). Immaterielle Vermögenswerte<br />

– Bewertung, Berichterstattung und<br />

Kommunikation, Stuttgart, S. 49-72.<br />

Vanini, U./Hauschildt, J. (2012). Wissensmanagement<br />

in KMU – Erfahrungen und Implikationen<br />

aus <strong>de</strong>m Praxistest eines Wissensmanagement-Audits<br />

in schleswigholsteinischen<br />

Unternehmen. In: Wissensmanagement, erscheint<br />

<strong>de</strong>mnächst.<br />

Fußnoten<br />

1<br />

Vgl. Vanini/Hauschildt, 2012.<br />

2<br />

Vgl. Edvinsson/Brünig, 2000, S. 35 ff.; Alwert/Bornemann/Will/AK<br />

Wissensbilanz,<br />

2008, S. 59.<br />

3<br />

Vgl. Alwert/Bornemann/Will/AK Wissensbilanz,<br />

2008, S. 18 ff.<br />

4<br />

Vgl. Daum, 2005, S. 18 f.; Möller/Gamerschlag,<br />

2009, S. 7 f.<br />

5<br />

Vgl. auch im Folgen<strong>de</strong>n Becker, 2005, S. 36 ff.<br />

6<br />

Vgl. Edvinsson/Brünig, 2000, S. 35 ff.<br />

7<br />

Vgl. Alwert/Bornemann/Will/AK Wissensbilanz,<br />

2008, S. 10 ff.<br />

8<br />

Für eine Übersicht über die Behandlung immaterieller<br />

Werte in <strong>de</strong>r Rechnungslegung vgl.<br />

Schruff/Haaker, 2009, S. 49 ff.<br />

9<br />

Vgl. Becker, 2005, S. 22 ff.; Creutzmann,<br />

2005, S. 33 ff.<br />

85


Cash Flow als Kerngröße in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

Cash Flow als Kerngröße in<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

von Tobias Haerle, Simone Hellener und Stephan Kaum<br />

86<br />

Immobilien-, Finanz- und Eurokrise haben die<br />

Bereitstellung und Beschaffung von Finanzmitteln<br />

und die Innenfinanzierungsfähigkeit (Cash<br />

Flow-Generierung) aus <strong>de</strong>m operativen Geschäft<br />

in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r Entscheidungsträger<br />

gerückt. Aktuelle Projekte und Gespräche mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen CFOs bestätigen, dass die Berücksichtigung<br />

von Cash Flow-Kennzahlen und<br />

die Auswirkungen <strong>de</strong>r zu treffen<strong>de</strong>n Entscheidungen<br />

auf die Liquidität mehr und mehr in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt rücken. Die Integration von Cash<br />

Flow Kennzahlen in die Gesamtunternehmenssteuerung<br />

gewinnt daher eine immer<br />

größere Be<strong>de</strong>utung.<br />

Unternehmen sehen sich in Zeiten von hohen<br />

Kapitalkosten und steigen<strong>de</strong>m Wettbewerbsdruck<br />

im operativen Geschäft mehr <strong>de</strong>nn je<br />

damit konfrontiert, <strong>de</strong>n Spagat zwischen<br />

niedrigen Kapitalbeschaffungskosten und<br />

zukünftiger Wertgenerierung zu schaffen.<br />

Nur mit einer in die Gesamtunternehmenssteuerung<br />

integrierten Cash Flow-Steuerung kann<br />

sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass eine optimierte<br />

Kapitalallokation erfolgt und benötigte Mittel<br />

für Investitionen und Innovationen nachhaltig<br />

bereitgestellt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Darüber hinaus ermöglicht das Vorhan<strong>de</strong>nsein<br />

einer zuverlässigen und fortgeschrittenen<br />

Liquiditätsplanung und Liquiditätssteuerung<br />

eine genaue Einhaltung <strong>de</strong>r prognostizierten<br />

Cash Flow-Kennzahlen, die in <strong>de</strong>r<br />

heutigen Zeit von Investoren und Analysten<br />

erwartet wird.<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird erläutert, wie eine mögliche<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Steuerungsgröße „Cash<br />

Flow“ aussehen kann und welchen Einfluss sie<br />

auf die Unternehmensplanung hat. Es wer<strong>de</strong>n<br />

die Möglichkeiten und <strong>de</strong>r Nutzen einer Steuerung<br />

nach Cash Flow-Kennzahlen dargestellt,<br />

und eine effiziente Umsetzung anhand eines<br />

Projektbeispiels <strong>de</strong>monstriert.<br />

Notwendigkeit von Cash Flow-<br />

Kennzahlen in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

Entschei<strong>de</strong>t sich ein Unternehmen für eine<br />

(pro-)aktive Cash Flow-Steuerung, sind die<br />

Kernziele in <strong>de</strong>r Regel:<br />

1. Die Sicherstellung, dass das operative Geschäft<br />

nicht aufgrund von Liquiditätsproblemen<br />

beeinflusst o<strong>de</strong>r gar unterbrochen wird.<br />

2. Steigerung <strong>de</strong>r Kreditwürdigkeit-Rankings.<br />

3. Einhaltung <strong>de</strong>r Fremdkapitalrichtlinien.<br />

4. Erfüllung von Investorenzielen.<br />

Ein wichtiger Schritt, um diese vier Ziele zu erreichen,<br />

ist die Integration von Cash Flow-<br />

Kennzahlen in die Unternehmenssteuerung.<br />

Cash Flow-Kennzahlen, wie z. B. operativer<br />

Cash Flow o<strong>de</strong>r Free Cash Flow sowie weiterführen<strong>de</strong><br />

relative Cash Flow-Größen (z. B.<br />

Nettoinvestitions<strong>de</strong>ckung, Entschuldungsgrad)<br />

dienen nicht nur als Referenz- und Kontrollpunkte<br />

im Steuerungsprozess, son<strong>de</strong>rn bil<strong>de</strong>n<br />

vielmehr die Grundlage für eine realistische<br />

Cash Flow-Planung.<br />

Der operative Cash Flow, d. h. <strong>de</strong>r Mittelzufluss<br />

aus <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Geschäftstätigkeit, zeigt auf<br />

welche eigenen Mittel für Investitionen und<br />

Schul<strong>de</strong>ntilgung genutzt wer<strong>de</strong>n können. Eine<br />

weitere Kennzahl ist <strong>de</strong>r Free Cash Flow, dieser<br />

setzt sich aus <strong>de</strong>m operativen Cash Flow und<br />

<strong>de</strong>m Cash Flow aus <strong>de</strong>r Investitionstätigkeit zusammen.<br />

Diese Kennzahl ist insbeson<strong>de</strong>re für<br />

Analysten interessant, da sie aufzeigt, welche<br />

Mittel für Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r auch für die Rückzahlung<br />

von Krediten zur Verfügung stehen.<br />

Ausgestaltung einer integrierten<br />

Cash Flow-Planung<br />

Die Cash Flow-Kennzahlen sollten am operativen<br />

Geschäft ausgerichtet sein. Sie müssen<br />

für je<strong>de</strong>n klar verständlich formuliert sein und in<br />

regelmäßigen Intervallen überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine vali<strong>de</strong> Cash Flow-Prognose ist verbun<strong>de</strong>n<br />

mit <strong>de</strong>n operativen Systemen und <strong>de</strong>m<br />

Budgetierungsprozess. Darüber hinaus sollte<br />

die Cash-Prognose treiberbasiert sein, um<br />

finanzielle Auswirkungen von Geschäftsentscheidungen<br />

und <strong>de</strong>r Umwelt zu bewerten. Um<br />

reale Echtzeitdaten zu erhalten, sollte eine<br />

Automatisierung <strong>de</strong>r Cash Flow-Prognose und<br />

<strong>de</strong>ren Integration in <strong>de</strong>n regulären Planungsprozess<br />

erfolgen.<br />

Die Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Cash<br />

Flow-Planung richtet sich im Grun<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n<br />

Planungsstufen bzw. Planungshorizonten eines<br />

Unternehmens. Die Planungsstufen können,<br />

auch wenn es keine einheitliche Nomenklatur<br />

gibt, in Strategisch, Taktisch und Operativ unterteilt<br />

wer<strong>de</strong>n. Abbildung 1 zeigt das Zusammenspiel<br />

von Liquiditäts- und Gesamtunternehmenssteuerung.<br />

Die operative Cash Flow-Planung hat in <strong>de</strong>r<br />

Regel einen Planungshorizont von 30 bis 90<br />

Tagen und beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ntifikation<br />

von Finanzierungsanfor<strong>de</strong>rungen und mög-


CM November / Dezember 2012<br />

Abb. 1: Integration <strong>de</strong>r Liquiditätssteuerung in die Gesamtunternehmenssteuerung (Accenture)<br />

lichen Liquiditätsengpässen, um die Finanzierung<br />

<strong>de</strong>s täglichen Geschäfts sicherzustellen.<br />

Die taktische Cash Flow-Planung bewegt<br />

sich in einem Zeithorizont von ca. drei Monaten<br />

bis zu einem Jahr, mit monats- o<strong>de</strong>r quartalsbasierter<br />

Planung. Mittelfristig stehen die<br />

Auswirkungen auf das Working Capital und die<br />

I<strong>de</strong>ntifikation von finanziellen Risiken im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Ziel ist, die Leistung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

zu messen und eine Basis für die Investor<br />

Relations und Analystenkommunikation zu<br />

schaffen.<br />

Die strategische Cash Flow-Planung bewegt<br />

sich in einem Zeithorizont zwischen einem<br />

und fünf Jahren und beschäftigt sich mit <strong>de</strong>r<br />

I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>s langfristigen Finanzierungsbedarfs,<br />

möglichen Konflikten zwischen <strong>de</strong>r<br />

langfristigen Investitionsstrategie und <strong>de</strong>n Finanzierungsmöglichkeiten<br />

sowie <strong>de</strong>r Planung<br />

<strong>de</strong>r langfristigen Kapitalstruktur. Hierbei wer<strong>de</strong>n<br />

die strategischen Unternehmensziele mit<br />

<strong>de</strong>n geplanten finanziellen Ressourcen abgeglichen<br />

und auf Realisierbarkeit geprüft. Die Planungsstufen<br />

und ausgewählte Kernelemente<br />

sind in Abbildung 2 dargestellt.<br />

Je strategischer die Planung ist, <strong>de</strong>sto schwieriger<br />

ist es, vali<strong>de</strong> Cash Flow-Prognosen zu erstellen.<br />

Häufig wird die langfristige Cash Flow-<br />

Planung durch einen mangeln<strong>de</strong>n Abgleich <strong>de</strong>r<br />

Cash Flow-Planzahlen im Unternehmen, einer<br />

fehlen<strong>de</strong>n Verantwortlichkeits<strong>de</strong>finition und<br />

eines unregelmäßigen Cash Flow Reportings<br />

zusätzlich erschwert.<br />

Abb. 2: Beispielhafte Darstellung möglicher Planungs- und Steuerungsrelevanten Positionen<br />

in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Planungshorizont (Accenture)<br />

Neben <strong>de</strong>r Planungsstufe spielt bei <strong>de</strong>r Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r Grad <strong>de</strong>r Integration <strong>de</strong>r Planung eine<br />

wichtige Rolle. Um vali<strong>de</strong> und rechtzeitige Cash<br />

Flow-Planungsergebnisse zu erhalten, die<br />

reaktionsschnell angepasst wer<strong>de</strong>n können,<br />

ist eine voll integrierte Planung erstrebenswert.<br />

Bei einer vollständig integrierten Planung<br />

wird die Cash Flow-Planung aus einer integriert<br />

87


Cash Flow als Kerngröße in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

88<br />

konzipierten Bilanz und GuV abgeleitet. Han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um eine teilweise integrierte Planung,<br />

wer<strong>de</strong>n einige Planungsbestandteile zwischen<br />

Bilanz und GuV abgestimmt, wie z. B. Working<br />

Capital, um eine konsistente teilumfängliche<br />

Basis für die Cash Flow-Planung zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r Cash-Steuerung<br />

Neben <strong>de</strong>m regelmäßigen Monitoring und<br />

einer effizienten Cash Flow-Planung ist vor<br />

allem ein effektives Working Capital Management<br />

einer <strong>de</strong>r wichtigsten Hebel für die<br />

kurz- und mittelfristige Steuerung <strong>de</strong>r Cash<br />

Flows. Im kurzfristigen Vermögen können liqui<strong>de</strong><br />

Potenziale zum Beispiel durch die Verringerung<br />

<strong>de</strong>r Vorratsbestän<strong>de</strong> gehoben und<br />

Finanzierungskos ten gesenkt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />

können z. B. durch das frühzeitige Einbeziehen<br />

von kurzfris tigen For<strong>de</strong>rungen sowie<br />

die späte Zahlung von kurzfristigen Verbindlichkeiten<br />

die Finanzierungskosten gesenkt<br />

wer<strong>de</strong>n. Weitere Verbesserungspotenziale in<br />

<strong>de</strong>r kurzfristigen Cash Flow-Steuerung können<br />

z. B. die Reduzierung von Lagerbestän<strong>de</strong>n, die<br />

Verkürzung von Zahlungszielen, das Ausnutzen<br />

von Skonto sowie eine Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

Mahnwesens sein.<br />

Autoren<br />

Simone Hellener<br />

ist Senior Manager bei Accenture Management Consulting und<br />

verantwortet <strong>de</strong>n Themenbereich Enterprise Performance Management<br />

Strategie für Deutschland, Schweiz und Österreich<br />

sowie in <strong>de</strong>r Region EALA.<br />

E-Mail: simone.hellener@accenture.com<br />

Langfristig ist <strong>de</strong>r Cash Flow im Wesentlichen<br />

durch die Investitionsvorhaben <strong>de</strong>s<br />

Unternehmens beeinflussbar. Durch die gezielte<br />

Steuerung <strong>de</strong>r Investitionszeitpunkte und<br />

eine frühzeitige Einbeziehung <strong>de</strong>r Finanzabteilung<br />

zur optimalen Ermittlung <strong>de</strong>r Mittelherkunft<br />

können die Finanzierungskosten zum<br />

einen bestmöglich ausgestaltet wer<strong>de</strong>n und<br />

fließen zum an<strong>de</strong>ren aber auch frühzeitig in die<br />

Entscheidungsprozesse mit ein.<br />

Nutzen <strong>de</strong>r Steuerungsgröße<br />

Cash Flow<br />

Ein wirkungsvolles Cash Flow Management<br />

birgt für je<strong>de</strong>s Unternehmen ein großes Potenzial.<br />

Neben <strong>de</strong>m Erreichen <strong>de</strong>r bereits zu Beginn<br />

dargestellten Unternehmensziele können<br />

weitere positive Effekte erreicht wer<strong>de</strong>n. Ein typischer<br />

Vorteil einer effektiven Cash-Planung<br />

ist unter an<strong>de</strong>rem die erhöhte Transparenz<br />

über die Liquidität <strong>de</strong>s Unternehmens. Die<br />

Transparenz <strong>de</strong>r Cash-Treiber und <strong>de</strong>ren Auswirkungen<br />

auf das operative Geschäft stärken<br />

eine Cash-orientierte Unternehmenskultur und<br />

stellen das rechtzeitige, pro-aktive Eingreifen<br />

bei drohen<strong>de</strong>n Liquiditätsengpässen sicher.<br />

So ermöglicht z. B. die Information über die<br />

Tobias Haerle<br />

ist Senior Manager bei Accenture Management Consulting und<br />

verantwortet <strong>de</strong>n Themenbereich Enterprise Performance Management<br />

Metrics & Reporting für Deutschland, Schweiz und<br />

Österreich.<br />

E-Mail: tobias.haerle@accenture.com<br />

Dr. Stephan Kaum<br />

ist Partner bei Accenture Management Consulting und leitet <strong>de</strong>n<br />

Bereich Enterprise Performance Management für Deutschland,<br />

Österreich und die Schweiz.<br />

E-Mail: stephan.kaum@accenture.com<br />

durchschnittliche Außenstandsdauer <strong>de</strong>r<br />

kurzfris tigen For<strong>de</strong>rungen sehr einfach eine<br />

gezielte Verbesserung <strong>de</strong>s Mahnwesens und<br />

damit <strong>de</strong>r Geldzuflüsse.<br />

Ähnlich ermöglicht die genaue Kenntnis <strong>de</strong>r<br />

Lag erumschlagshäufigkeit eine genaue<br />

Steuerung <strong>de</strong>s Vorratsvermögens. Ein optimiertes<br />

Working Capital Management ermöglicht<br />

nicht nur positive Auswirkungen auf die<br />

Liquiditäts situation im Unternehmen, son<strong>de</strong>rn<br />

resultiert letztendlich auch in gesteigerter Profitabilität.<br />

Liquiditätsmanagement führt zu einer<br />

effizienteren Kapitalbeschaffung und somit<br />

zu einer höheren Rendite. Des Weiteren können<br />

durch eine langfristige Cash-Planung Investitions-<br />

und Finanzierungsstrategien optimiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus wird die Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

von Investoren und weiteren Anspruchsgruppen<br />

durch akkurate Cash Flow-Prognosen<br />

gesteigert.<br />

Integriert man das Cash Flow Management<br />

in ein automatisiertes Reporting, können neben<br />

Effizienzsteigerungen eine bessere Datenqualität,<br />

erhöhte Transparenz und verbesserte<br />

Analysemöglichkeiten erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die durch ein Liquiditätsmanagement resultieren<strong>de</strong><br />

erhöhte Transparenz ermöglicht ein<br />

rechtzeitiges Gegensteuern beim Auftreten von<br />

potenziellen Risiken. Unternehmen können<br />

durch eine regelmäßige, akkurate Cash-<br />

Planung somit nicht nur ihre Glaubwürdigkeit<br />

gegenüber internen und externen Interessensgruppen<br />

steigern, son<strong>de</strong>rn auch signifikante<br />

finanzielle Vorteile erwirtschaften. Die verbesserte<br />

Liquiditätsposition wirkt sich positiv<br />

auf das En<strong>de</strong>rgebnis und somit <strong>de</strong>n Aktienpreis<br />

aus.<br />

Voraussetzungen für die<br />

Umsetzung einer Cash-Steuerung<br />

Verankerte Liquiditätsziele in <strong>de</strong>r Strategie<br />

und Vision <strong>de</strong>s Unternehmens sind Voraussetzungen,<br />

dass die Planungs- und Reportinggröße<br />

dauerhaft in <strong>de</strong>n Unternehmenssteuerungsprozess<br />

eingebun<strong>de</strong>n wird, d. h. es müssen<br />

messbare Ziele und KPIs <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Um eine stringente Planung zu gewährleisten,<br />

sollten die strategischen Liquiditätsziele in Teilziele<br />

für die einzelnen Unternehmensebenen


CM November / Dezember 2012<br />

heruntergebrochen wer<strong>de</strong>n (z. B. relative Steigerung<br />

<strong>de</strong>s Free Cash Flows).<br />

Um Liquiditätsziele erreichen zu können, muss<br />

zunächst eine realistische Planungsgrundlage<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n. Der wichtigste Bestandteil<br />

für die Liquiditätsplanung ist die Umsatzplanung,<br />

da sie Auskunft über die zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Einzahlungen gibt. Nach<strong>de</strong>m das Absatzziel<br />

<strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>, ist auch eine Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Kos ten für die Produktion, <strong>de</strong>n Transport<br />

und die Vermarktung möglich. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Liquiditätsplanung wer<strong>de</strong>n die zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Ein- und Auszahlungen auf Tage, Wochen<br />

und Monate verteilt.<br />

Bei einem kurzen Prognosehorizont ist eine<br />

sehr <strong>de</strong>taillierte Planung möglich, da die Summe<br />

<strong>de</strong>r zu bezahlen<strong>de</strong>n Rechnungen und die zu<br />

erwarten<strong>de</strong>n Zahlungseingänge (z. B. offene<br />

Postenliste) <strong>de</strong>r Buchhaltung bereits bekannt<br />

sind. Je weiter die Planung in die Zukunft geht,<br />

<strong>de</strong>sto ungenauer wird sie, da auf weniger konkrete<br />

Informationen, wie etwa Bestellobligos<br />

o<strong>de</strong>r noch nicht fakturierte Lieferaufträge, zurückgegriffen<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Um potenzielle<br />

Liquiditätsengpässe und -überschüsse auch<br />

mittel- und langfristig frühzeitig erkennen zu<br />

können, empfiehlt sich eine rollieren<strong>de</strong> Cash<br />

Flow-Planung.<br />

Um verlässliche Zahlen für die Liquiditätsplanung<br />

zu erhalten, ist die Einführung einer Cash<br />

Flow-Organisation ratsam. Aus je<strong>de</strong>r Cash<br />

Flow-relevanten Abteilung, z. B. Vertrieb, Einkauf<br />

und Produktion, sollte ein Mitarbeiter für<br />

die Planung und Ermittlung <strong>de</strong>r Liquiditätskennzahlen<br />

zuständig sein. Je nach finanzieller Lage<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens sollten diese Kennzahlen<br />

und Prognosen min<strong>de</strong>stens einmal pro Monat<br />

an das Controlling berichtet und dort konsolidiert<br />

sowie interpretiert wer<strong>de</strong>n. Abbildung 3<br />

stellt das Zusammenspiel von Controlling-,<br />

Finanz- und Rechnungswesenabteilung in<br />

Sachen Cash Flow-Planung dar.<br />

Abb. 3: Cash Flow Organisation (Accenture)<br />

Nach Berechnung <strong>de</strong>r Ist-Kennzahlen und <strong>de</strong>r<br />

Erstellung einer vali<strong>de</strong>n Liquiditätsplanung<br />

kann mit <strong>de</strong>r Cash Flow-Steuerung begonnen<br />

wer<strong>de</strong>n. Kurzfristig ist <strong>de</strong>r Cash Flow<br />

hauptsächlich durch das Verschieben von Einund<br />

Auszahlungen steuerbar. Je nach Finanzlage<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens muss entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n,<br />

ob eine fällige Rechnung umgehend unter<br />

Abzug von Skonto, kurz vor En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zahlungszieles<br />

o<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r zweiten Mahnung bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Bei solchen Entscheidungen<br />

sollten jedoch eventuelle Auswirkungen auf<br />

Guthabenzinsen, Skonti und Lieferantenbeziehungen<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

bei einer Einführung<br />

In Abhängigkeit <strong>de</strong>r Planungsstufen und Planungshorizonte<br />

gilt es bei <strong>de</strong>r Einführung einer<br />

Cash Flow-Steuerung verschie<strong>de</strong>nste Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu meistern. So sollten in <strong>de</strong>r langfristigen<br />

Cash Flow-Planung zukünftige strategische<br />

und operative Investitionen <strong>de</strong>tailliert<br />

geplant und insbeson<strong>de</strong>re die möglichen Auswirkungen<br />

dieser Investitionen auf <strong>de</strong>n Cash<br />

Flow ermittelt wer<strong>de</strong>n. In vielen Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong>n die langfristigen Investitionen sehr<br />

genau geplant, dabei aber nicht die Fragen<br />

einer konkreten Finanzierung in <strong>de</strong>r Planung<br />

berücksichtigt.<br />

Wer<strong>de</strong>n z. B. langfristige Investitionen durch<br />

Fremdmittel finanziert, so resultieren zukünftig<br />

daraus auch Zinszahlungen und Tilgungen. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s mittelfristigen Planungs- und Steuerungshorizonts<br />

ist es beson<strong>de</strong>rs wichtig, die<br />

exakten Zahlungspläne <strong>de</strong>r bereits begonnen<br />

Investitionsvorhaben, <strong>de</strong>r mittelfristigen Einkaufskontrakte<br />

sowie aller regelmäßig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Zahlungen zu kennen. Bei <strong>de</strong>r Einführung<br />

einer kurzfristigen, operativen Cash<br />

Flow-Steuerung stellt sich häufig die Frage, wie<br />

<strong>de</strong>tailliert das Bestellobligo vorhan<strong>de</strong>n ist und<br />

wie Informationen zu offenen Posten – sowohl<br />

Zahlungseingänge wie auch Zahlungsausgänge<br />

– verlässlich ermittelt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Darüber hinaus wird bei Projekten immer wie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utlich, dass in vielen Firmen die Liquiditätsziele<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensführung nicht richtig<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Selbst wenn KPIs für das<br />

Gesamtunternehmen <strong>de</strong>finiert wur<strong>de</strong>n, wissen<br />

viele Abteilungen nicht, ob sie die <strong>de</strong>finierten<br />

Ziele erreichen. Es empfiehlt sich daher eine<br />

Einbindung von Cash Flow-Zahlen in Balanced<br />

Scorecards, Dashboards und die Bonusberechnung<br />

von Führungskräften. In<br />

vielen Unternehmen ist sowohl die Treasury- als<br />

auch die Controlling-Abteilung für die Cash<br />

Flow-Planung zuständig. Es sollte eine enge<br />

Abstimmung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Abteilungen erfolgen<br />

und eine Cash Flow-Organisation eingerichtet<br />

wer<strong>de</strong>n, um die Transparenz über die Herkunft<br />

und Verwendung <strong>de</strong>r liqui<strong>de</strong>n Mittel zu erhöhen<br />

und Cash-Treiber zu <strong>de</strong>finieren (vgl. Abbildung 1).<br />

Viele Unternehmen nutzen für ihre Cash Flow-<br />

Planung ausschließlich o<strong>de</strong>r überwiegend Excel,<br />

wodurch die Liquiditätsplanung fehleranfällig,<br />

zeitintensiv und nur begrenzt transparent<br />

ist. Bereits eine Teilautomatisierung <strong>de</strong>s<br />

Cash Flow Reportings kann die Cash Flow-<br />

Planung erheblich verbessern. Das langfristige<br />

Ziel <strong>de</strong>s Unternehmens sollte jedoch eine<br />

Automatisierung <strong>de</strong>r Cash Flow-Berechnung<br />

sein, dadurch wird die Planungsqualität gesteigert<br />

und die Liquiditätssteuerung ermöglicht.<br />

In vielen Unternehmen wer<strong>de</strong>n Cash Flow-<br />

Kennzahlen noch nicht monatlich berichtet<br />

und geeignete Computersysteme nur begrenzt<br />

verwen<strong>de</strong>t, was zu einer vereinfachten und<br />

häufig ungenauen Liquiditätsplanung führt. Um<br />

89


Cash Flow als Kerngröße in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung<br />

90<br />

Abb. 4: Beispiel Liquiditätskalen<strong>de</strong>r und Planungstool (Accenture)<br />

<strong>de</strong>n Zeitpunkt von Zahlungseingängen zu berechnen,<br />

wird die Absatzplanung <strong>de</strong>s Vertriebs<br />

beispielsweise mit <strong>de</strong>m durchschnittlichen<br />

Zahlungsziel multipliziert. Kosten für Steuern,<br />

Urlaubsgel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Investitionen wer<strong>de</strong>n nicht<br />

als Zahlungsausgänge erfasst und die Volatilität<br />

von Rohstoffpreisen ist nur selten berücksichtigt.<br />

Eine weitere Herausfor<strong>de</strong>rung ist die Unterscheidung<br />

von Aufwendungen und Zahlungsausgängen.<br />

Eine Reduktion <strong>de</strong>r Vorräte führt zu<br />

einem positiven Cash Flow, ist aber in <strong>de</strong>r GuV<br />

eine Aufwendung, welche <strong>de</strong>n Gewinn min<strong>de</strong>rt.<br />

Projektbeispiel aus <strong>de</strong>r Praxis<br />

Das Unternehmen hat, um in Zukunft kompetitiv<br />

zu bleiben, in <strong>de</strong>n letzten Jahren hohe Investitionen<br />

durchgeführt. Um die Liquidität für die<br />

in <strong>de</strong>n nächsten Jahren auf das Unternehmen<br />

zukommen<strong>de</strong>n Auszahlungen zu gewährleisten,<br />

wur<strong>de</strong> Accenture als Projektpartner gebeten,<br />

die Zahlungsflüsse zu analysieren, etwaige<br />

Einsparpotenziale zu i<strong>de</strong>ntifizieren und eine<br />

Cash Flow-Planung für das laufen<strong>de</strong> Jahr<br />

zu erstellen.<br />

Ziel <strong>de</strong>s Projektes war es, ein besseres Cash<br />

Flow Management umzusetzen, in<strong>de</strong>m eine<br />

akkurate Cash Flow-Planung implementiert<br />

wur<strong>de</strong>. Auf Basis dieser kurzfristigen Cash<br />

Flow-Planung sollte es <strong>de</strong>m Unternehmen<br />

möglich sein, <strong>de</strong>n kurzfristigen Liquiditätsbedarf<br />

exakt zu steuern. Das be<strong>de</strong>utet, zusätzlich<br />

notwendige finanzielle Mittel frühzeitig zu beschaffen<br />

o<strong>de</strong>r einen eventuellen finanziellen<br />

Überschuss gewinnbringend anzulegen<br />

Ausgangssituation:<br />

· Das Unternehmen verfügte nur über eine<br />

kurzfristige Liquiditätsplanung und keine<br />

Mittelfristplanung.<br />

· Die sehr kurzfristige Liquiditätsplanung enthielt<br />

nicht alle wesentlichen Zahlungsströme<br />

und war dadurch sehr stark vereinfacht und<br />

nicht akkurat.<br />

· Es existierten keine formalen, standardisierten<br />

Informationsflüsse über die zukünftigen<br />

Zahlungsströme.<br />

· Es waren keine Verantwortlichkeiten zu <strong>de</strong>n<br />

wesentlichen Zahlungsflüssen <strong>de</strong>finiert.<br />

· Es erfolgte keine Abstimmung zwischen <strong>de</strong>r<br />

Finanzabteilung und <strong>de</strong>m Controlling über<br />

Cash Flow-relevante Sachverhalte.<br />

Um das Unternehmen bei <strong>de</strong>r konzernweiten<br />

Einführung einer Cash Flow-Planung und <strong>de</strong>r<br />

darauf basieren<strong>de</strong>n Liquiditätssteuerung zu<br />

unterstützen, wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

durchgeführt:<br />

· Im Rahmen von Interviews wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Gesellschaften <strong>de</strong>s Konzerns alle relevanten<br />

Ein- und Auszahlungen i<strong>de</strong>ntifiziert.<br />

· Es wur<strong>de</strong>n Liquiditätskalen<strong>de</strong>r mit allen Informationen<br />

über die gefor<strong>de</strong>rten Zahlungsflüsse<br />

sowie <strong>de</strong>n notwendigen Termin <strong>de</strong>r<br />

Informationsweitergabe erstellt. Hierbei<br />

wur<strong>de</strong>n sehr kurzfristig geprägte Liquiditätskalen<strong>de</strong>r<br />

(wöchentliche und monatliche Informationsflüsse)<br />

für die operative Cash Flow<br />

Steuerung entwickelt. Daneben entstand ein<br />

mittel- und langfristiger Liquiditätskalen<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>n notwendigen Informationen für die<br />

taktische bzw. strategische Cash Flow-Steuerung.<br />

· Innerhalb dieses Liquiditätskalen<strong>de</strong>rs wur<strong>de</strong>n<br />

klare Verantwortlichkeiten für alle zu<br />

bereitstellen<strong>de</strong>n Informationen <strong>de</strong>finiert.<br />

· Es wur<strong>de</strong> ein Planungstool erstellt und implementiert,<br />

das <strong>de</strong>r Gesellschaft eine genaue<br />

Erfassung aller Zahlungsströme sowie eine<br />

Analyse zwischen <strong>de</strong>n ursprünglich geplanten<br />

und <strong>de</strong>n tatsächlichen Zahlungsströmen<br />

ermöglicht. Dieses Planungstool enthält<br />

sowohl sehr <strong>de</strong>taillierte kurzfristige Informationen<br />

(z. B. wöchentlich fällige Positionen,<br />

monatliche Personalaufwendungen) für die<br />

operative Planung, aber auch mittel- und<br />

langfristige Informationen (z. B. Steuervorauszahlungen,<br />

Weihnachtsgeld, Zahlungspläne,<br />

Investitionen, Tilgungspläne) für die taktische<br />

und strategische Cash Flow-Planung.<br />

· Der Planungsprozess wur<strong>de</strong> um eine <strong>de</strong>taillierte<br />

Cash Flow-Planung erweitert.<br />

· Es wur<strong>de</strong>n genaue Richtlinien für die beteiligten<br />

Abteilungen (z. B. Finanzabteilung,<br />

Controlling, Rechnungswesen) und <strong>de</strong>ren<br />

Zusammenspiel eingeführt.<br />

Projektergebnis<br />

Durch die gezielte Planung <strong>de</strong>r Zahlungsflüsse<br />

und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen Liquiditätssteuerung<br />

konnte das Unternehmen Einsparungen in<br />

<strong>de</strong>n Kapitalkosten von jährlich 10-15 % erwirtschaften.<br />

Die genaue Planung ermöglicht nicht<br />

nur eine rechtzeitige Reaktion auf Liquiditätsengpässe,<br />

son<strong>de</strong>rn unterstützt das Unternehmen<br />

auch bei Finanzierungsentscheidungen.<br />

Literatur<br />

Accountancymagazine (2007): Cash forecasting,<br />

why it matters, (20.06.2012)<br />

Biegert, Wolfgang, Gönner, Maximilian<br />

(2007): Die Bilanzanalyse in <strong>de</strong>r Firmenkun<strong>de</strong>nberatung,<br />

Wiesba<strong>de</strong>n (2007).<br />

Ertl, Manfred (2004): Aktives Cashflow-Management,<br />

Liquiditätssicherung durch wertorientierte<br />

Unternehmensführung und effiziente<br />

Innenfinanzierung, München (2004).<br />

Gundavelli, Veena (kein Jahr): The Ins and<br />

Outs of Cash Flow Business Intelligence for<br />

Working Capital Management, unter In_&_<br />

Out_of_Cash_Flow.pdf (20.06.2012)<br />

<strong>Haufe</strong> (2012): Lösungsansätze zur Cashflow-<br />

Steuerung im Mittelstand, unter: www.haufe.<br />

<strong>de</strong>_<strong>controller</strong>wissen_<strong>controller</strong>magazin_magazine.pdf<br />

(20.06.2012)<br />

Prümer, Michael (2005): Cash Flow Management.<br />

Wie Unternehmen langfristig Liquidität<br />

und Rentabilität sichern, Wiesba<strong>de</strong>n (2005).<br />

Rei<strong>de</strong>r, Rob, Heyler, Peter B. (2003): Managing<br />

Cash Flow – An Operational Focus, Hoboken<br />

(2003).


CM November / Dezember 2012<br />

Die „7 Sün<strong>de</strong>n” <strong>de</strong>r Budgetierung<br />

von Günter Lubos<br />

Die meisten Unternehmen führen im September<br />

o<strong>de</strong>r Oktober ihre Jahresplanung durch.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung von Budgetplanungen wird dabei<br />

sehr unterschiedlich gesehen. In vielen<br />

Fällen ist eine Jahresplanung eine unabdingbare<br />

Notwendigkeit, um überhaupt von <strong>de</strong>r<br />

Bank Kredite zu bekommen. In an<strong>de</strong>ren Fällen<br />

dient sie tatsächlich zur Schaffung einer Zielgröße,<br />

an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

<strong>de</strong>s Vertriebs o<strong>de</strong>r von Kostenstellenverantwortlichen<br />

gemessen wird. In einer Vielzahl<br />

von Fällen stellt man zum Jahresen<strong>de</strong> fest,<br />

dass die Planung mal wie<strong>de</strong>r – wie so oft –<br />

nicht gestimmt hat. Und je<strong>de</strong>r Unternehmer<br />

stellt sich und seinem Controller die Frage,<br />

warum das so ist. Dafür gibt es eine Vielzahl<br />

von Grün<strong>de</strong>n und eine ganze Reihe typischer<br />

Fehler, die das Budget zum „bürokratischen<br />

Papiertiger“ machen:<br />

1. Budgets wer<strong>de</strong>n ohne ausreichen<strong>de</strong> Ernsthaftigkeit<br />

erstellt und von <strong>de</strong>n Betroffenen und<br />

Beteiligten eher als bürokratisches Übel <strong>de</strong>nn<br />

als verbindliche Zielformulierung verstan<strong>de</strong>n.<br />

Dies beginnt manchmal bereits an <strong>de</strong>r Unternehmensspitze,<br />

die eine Planung nur veranlasst,<br />

„weil die Bank es braucht.“<br />

2. Der die Budgeterstellung koordinieren<strong>de</strong><br />

Controller ist zu wenig tief in <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />

Materie und somit auf die Aussagen<br />

von Vertriebs- und Kostenverantwortlichen angewiesen.<br />

Er kann die Plausibilität von Begründungen<br />

nur schwer nachvollziehen und ihnen<br />

noch weniger wi<strong>de</strong>rsprechen. Er verkommt in<br />

diesem Fall zum reinen Zahlensammler und<br />

„EXCEL-Bediener“ ohne eigenen Input.<br />

3. Die Budgetverantwortlichen sind nicht<br />

o<strong>de</strong>r zu wenig in die Planungserstellung eingebun<strong>de</strong>n<br />

und betrachten die Planung daher<br />

nicht als „ihr Baby“. Wenn unterjährige Budgetgespräche<br />

ohne ausreichen<strong>de</strong> Intensität geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, so fehlt auch das Bewusstsein<br />

dafür, sich intensiv mit <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>s nächsten<br />

Jahres auseinan<strong>de</strong>rsetzen zu müssen.<br />

4. Budgetverantwortliche neigen dazu<br />

„vorzubauen“ und Reserven in die Planung<br />

einzubauen. Die so geschaffene Luft wird<br />

dann im Rahmen <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Planungsüberarbeitung<br />

rausgelassen o<strong>de</strong>r dient als<br />

Reserve im laufen<strong>de</strong>n Geschäftsjahr, um gegebenenfalls<br />

für negative Abweichungen eine<br />

Kompensation zu haben.<br />

5. Mangeln<strong>de</strong> Bereitschaft, sich mit <strong>de</strong>r Zukunft<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen und über mögliche<br />

Verän<strong>de</strong>rungen und <strong>de</strong>ren Wirkung nachzu<strong>de</strong>nken<br />

führt zu simplen Fortschreibungen<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit. Das beste und in <strong>de</strong>r Realität<br />

lei<strong>de</strong>r häufig vorkommen<strong>de</strong> Beispiel ist die<br />

lineare Fortschreibung <strong>de</strong>s Umsatzes. „5 %<br />

mehr sind auf je<strong>de</strong>n Fall drin!“. Auch die Weiterführung<br />

<strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>s Vorjahres ohne sich<br />

zu fragen, ob auch in Zukunft alles so sein<br />

muss, wie es in <strong>de</strong>r Vergangenheit vielleicht<br />

sinnvoll war, ist eine typische Planungssün<strong>de</strong>.<br />

6. Budgets sind oft reine Zahlenfriedhöfe.<br />

Maßnahmen und Wege zum Ziel wer<strong>de</strong>n zu<br />

wenig o<strong>de</strong>r gar nicht dokumentiert. Der Zusammenhang<br />

zwischen Maßnahme und <strong>de</strong>ren<br />

Wirkung auf Absatz, Umsatz o<strong>de</strong>r Kosten wird<br />

nicht hergestellt o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st nicht dokumentiert.<br />

Autor<br />

7. Die Budgetabweichungen wer<strong>de</strong>n zu wenig<br />

nach inhaltlichen Grün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Planungsmethodik hinterfragt. Unzulänglichkeiten<br />

bei <strong>de</strong>r Planungssystematik wer<strong>de</strong>n<br />

einfach für die nächste Budgetrun<strong>de</strong> übernommen,<br />

„weil man immer schon so geplant<br />

hat“ o<strong>de</strong>r weil die Zeit für Verän<strong>de</strong>rungen angeblich<br />

kurz vor <strong>de</strong>r Budgetphase zu knapp ist.<br />

Doch wie lassen sich diese gravieren<strong>de</strong>n Fehler<br />

vermei<strong>de</strong>n? Klar ist: Budgetierung muss<br />

Chefsache sein, um <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung im Unternehmen<br />

und für das Unternehmen auch hierarchisch<br />

zu dokumentieren. Dabei müssen<br />

sich die Verantwortlichen <strong>de</strong>taillierte Gedanken<br />

zur Zukunft o<strong>de</strong>r wenigstens über das nächste<br />

Jahr machen. Das Controlling sollte sich inhaltlich<br />

unbedingt mit <strong>de</strong>n Maßnahmen und<br />

Aktivitäten befassen, die zu Umsatz- und<br />

Kostengrößen in <strong>de</strong>r Budgetplanung führen, um<br />

diese kritisch hinterfragen zu können und nicht<br />

nur Zahlen zusammentragen. Und auch die Planungsmethodik<br />

sollte regelmäßig und spätestens<br />

vor <strong>de</strong>r Budgetphase auf <strong>de</strong>n Prüfstand<br />

gestellt und kritisch hinterfragt wer<strong>de</strong>n: Kann<br />

sie die Verän<strong>de</strong>rungen im Unternehmensumfeld<br />

auch tatsächlich abbil<strong>de</strong>n, wie ist sie gegebenenfalls<br />

anzupassen?<br />

Wer<strong>de</strong>n diese Punkte beachtet, so wird aus<br />

<strong>de</strong>m Budget kein Papiertiger <strong>de</strong>s Controlling,<br />

son<strong>de</strong>rn ein effektives Steuerungsinstrument<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensleitung.<br />

Dr. Günter Lubos<br />

ist Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung bei <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Dr. Wieselhuber & Partner, einer branchenübergreifen<strong>de</strong>n Top-<br />

Management-Beratung. Sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt in <strong>de</strong>r<br />

Optimierung von betriebswirtschaftlichen Instrumenten und <strong>de</strong>r<br />

finanziellen Restrukturierung von Unternehmen.<br />

E-Mail: lubos@wieselhuber.<strong>de</strong><br />

91


Dietmar Paschers Controllerrätsel<br />

Dietmar Paschers<br />

Controllerrätsel<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Pascher<br />

d.pascher@<strong>controller</strong>aka<strong>de</strong>mie.<strong>de</strong><br />

92<br />

Die Lösung fin<strong>de</strong>n Sie auf www.<strong>controller</strong>magazin.<strong>de</strong> – CM live.


Alfred Biels Literaturforum<br />

CM November / Dezember 2012<br />

Literarische Schlaglichter<br />

Wir sollten uns daran erinnern, worum es beim Sharehol<strong>de</strong>r-Value-Konzept<br />

wirklich geht: Ja, es geht um steigen<strong>de</strong>n Cashflow, aber es geht auch<br />

um Langfristigkeit und Risikoabschätzung. Wären diese Prinzipien universell<br />

praktiziert wor<strong>de</strong>n, dann hätten wir jetzt keine Finanzkrise (Zitat Rappaport<br />

aus Interview mit Manager Magazin im Februar 2009, Anm. d.V.). – Aus:<br />

Weissman / Augsten / Artmann: Das Unternehmenscockpit, S. 53.<br />

Controlling kann nie verhaltensneutral sein. – Aus: Reimer: Top Management-Beratung<br />

durch Controller, S. 150.<br />

Online-Service mit neuem Zugriff<br />

Der Än<strong>de</strong>rungs- und Ergänzungsdienst zum Literaturforum erscheint<br />

unter News zur Controllerpraxis o<strong>de</strong>r zu Rechnungslegung,<br />

also unter www.haufe.<strong>de</strong>/controlling/ o<strong>de</strong>r<br />

www.haufe.<strong>de</strong>/controlling/rechnungslegung/<br />

Das Zitat dieser Ausgabe:<br />

„Ein Geschäft, bei <strong>de</strong>m man nichts außer Geld verdient, ist kein<br />

Geschäft” (Henry Ford).<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Kolleginnen und liebe Kollegen!<br />

ich freue mich sehr, Sie zur letzten Ausgabe <strong>de</strong>s Literaturforums<br />

im Jahre 2012 herzlich begrüßen zu dürfen.<br />

Fragen, die dieser Ausgabe zugrun<strong>de</strong> liegen:<br />

Welche neuen Zitate sind aus <strong>de</strong>r aktuellen Fachliteratur<br />

zu berichten?<br />

Wie wer<strong>de</strong>n wir in Zukunft leben?<br />

Was gibt es Neues zu Controlling und Rechnungswesen?<br />

Messung und Steuerung von Human Capital: Welchen<br />

Diskussions- und Umsetzungsstand gibt es?<br />

Was wird zum Internet, insbeson<strong>de</strong>re Social Media, vermittelt<br />

und <strong>de</strong>battiert?<br />

Gibt es zukünftig nur noch E-Books?<br />

Allgemeine Hinweise: Die Inhalte dieser Seiten wur<strong>de</strong>n mit großer<br />

Sorgfalt erstellt. Die bibliografischen Daten, insbeson<strong>de</strong>re die Preisangaben,<br />

entsprechen <strong>de</strong>m Kenntnisstand <strong>de</strong>s Rezensenten zum<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Manuskripterstellung und beziehen sich auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Buchmarkt. Der Rezensent übernimmt keinerlei Gewähr für<br />

die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit o<strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r bereitgestellten<br />

Informationen und Hinweise. Auf die – <strong>de</strong>r weiterführen<strong>de</strong>n<br />

Information dienen<strong>de</strong>n – verlinkten Seiten hat <strong>de</strong>r Rezensent keinen<br />

Einfluss. Für <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r verlinkten Seiten sind ausschließlich <strong>de</strong>ren<br />

Betreiber verantwortlich. Es wird aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lesbarkeit die<br />

geschlechtsneutrale bzw. männliche Form verwandt. Selbstverständlich<br />

sind stets sowohl Leserinnen als auch Leser gemeint. Der<br />

Rezensent orientiert sich als Ehrenmitglied <strong>de</strong>s Deutschen Fachjournalisten<br />

Verban<strong>de</strong>s (DFJV) an <strong>de</strong>ssen Ethik-Ko<strong>de</strong>x für Mitglie<strong>de</strong>r.<br />

Um effektiv zu kommunizieren müssen wir verstehen, dass wir alle die<br />

Welt unterschiedlich wahrnehmen. Und dieses Wissen sollten wir als<br />

Orientierungshilfe bei <strong>de</strong>r Kommunikation mit an<strong>de</strong>ren nutzen. – Aus:<br />

Werner, Angélique: Communication2Win, S. 19.<br />

Wenngleich man sich von <strong>de</strong>r doppelten Unterstellung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>zentralen<br />

Controllings verspricht, dass das Bereichscontrolling sowohl vom Unternehmenscontrolling<br />

als auch von <strong>de</strong>r Bereichsleitung akzeptiert wird, ist<br />

im ungünstigsten Falle auch genau das Gegenteil <strong>de</strong>nkbar. In je<strong>de</strong>m Falle<br />

aber birgt eine Doppelunterstellung stets die Gefahr permanenter Konflikte<br />

in sich. – Aus: Rollberg: Operativ-taktisches Controlling, S. 246.<br />

Zur Überwachung (…) ist entgegen <strong>de</strong>r gesetzlichen Auffassung zwingend<br />

ein direkter Kontakt <strong>de</strong>s Aufsichtsrats zu <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Leitungspersonen<br />

notwendig, d.h. auch zum Controlling. – Aus: Freidank/<br />

Velte: Corporate Governance, Abschlussprüfung und Compliance, S. 178.<br />

In diesem Zusammenhang steigen die Anfor<strong>de</strong>rungen an das Controlling,<br />

das die zur adäquaten Abbildung und Plausibilisierung <strong>de</strong>r immateriellen<br />

Werte erfor<strong>de</strong>rlichen Informationen liefern muss. – Aus: Fischer / Möller<br />

/ Schultze: Controlling, S. 598.<br />

Im Einzelnen dient <strong>de</strong>r Anhang <strong>de</strong>r Erfüllung <strong>de</strong>r Interpretationsfunktion,<br />

Korrekturfunktion, Entlastungsfunktion, Ergänzungsfunktion. Aus: Bieg /<br />

Kußmaul / Waschbusch: Externes Rechnungswesen in Übungen, S. 130.<br />

Der Wohlstand <strong>de</strong>r Zukunft muss Ökonomie und Ökologie versöhnen. –<br />

Aus: Wenzel / Dziemba / : Wie wir morgen leben wer<strong>de</strong>n, S. 84.<br />

Dabei geht es auch um die Frage, welche Verbindung sich zwischen <strong>de</strong>m Human<br />

Capital Reporting und einer möglichen Wertsteigerung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

herstellen lässt. – Aus: Scholz / Sattelberger: Human Capital Reporting, S. 177.<br />

Die Messung und Steuerung von Human Capital ist ein Zukunftsthema.<br />

Egal ob <strong>de</strong>r Zugang über die Verknappung <strong>de</strong>r Talente, über die verän<strong>de</strong>rten<br />

Arbeitsstrukturen im Unternehmen o<strong>de</strong>r über die Nachhaltigkeit<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenstätigkeit gewählt wird – das Human Capital ist ein<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Faktor für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg. – Aus: Frie<strong>de</strong>richs / Armutat:<br />

Human Capital Auditierung, S. 245.<br />

Abschließend bleibt festzuhalten, dass bei <strong>de</strong>utschen Unternehmen HR-<br />

Controlling bislang eine stark unterentwickelte Disziplin ist. Mehrere<br />

Literaturforum<br />

93


Alfred Biels Literaturforum<br />

Literaturforum<br />

Trends sprechen jedoch dafür, dass HR-Controlling in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />

das Feld <strong>de</strong>r Personalarbeit sein wird, das stark ausgebaut wer<strong>de</strong>n<br />

muss und wird, weil nur so <strong>de</strong>r Nachweis <strong>de</strong>s Wertbeitrags <strong>de</strong>r Personalarbeit<br />

geleistet wer<strong>de</strong>n kann. – Aus: Klein: Controlling-Instrumente für<br />

mo<strong>de</strong>rnes Resource Management, S. 41.<br />

Es gibt aber auch das Risiko eines Kontrollverlustes, wenn die Meinungen<br />

im Internet an<strong>de</strong>rs als gewünscht ausfallen. – Aus: Hilker: Erfolgreiche<br />

Social-Media-Strategien für die Zukunft, S. 20.<br />

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. – Aus: Schwartmann / Keber:<br />

Internetauftritt, S. 5.<br />

Als Berater zahlreicher Internetunternehmen appelliere ich an die betroffenen<br />

Plattformen, die Rechte <strong>de</strong>r Nutzer zu achten und entsprechen<strong>de</strong><br />

Funktionalitäten – was in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Regel auch möglich ist – rechtskonform<br />

aufzusetzen, um die eigenen Möglichkeiten nicht wie Facebook zu überreizen.<br />

– Aus: Ulbricht: Social Media und Recht, S. 127.<br />

Der Arbeitgeber kann bestimmen, ob und inwieweit er private Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Internets in seinem Betrieb zulässt. Dies sollte er dann aber auch<br />

explizit regeln. – Aus: Wien: Internetrecht, S. 179.<br />

Das Social Web ist nichts für schnelle Erfolge: Es ist falsch, wenn Sie mit<br />

Ihrem Unternehmen auf Facebook sein wollen, weil es alle tun o<strong>de</strong>r weil<br />

es <strong>de</strong>r Wettbewerb tut! Das führt in <strong>de</strong>r Regel zu strategielosem, punktuellem<br />

Aktionismus ohne Nachhaltigkeit. – Aus: Wolber: Die 11 Irrtümer<br />

über Social Media, S. 51.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Freibeuter <strong>de</strong>r Informationsgesellschaft – Novizen <strong>de</strong>r<br />

Erwachsenenwelt – Eigener Lebensentwurf als Teil <strong>de</strong>s Mitmachprojekts<br />

Zukunft – Gesun<strong>de</strong>r Genuss – Bio-Prekariat – Welt <strong>de</strong>r Sinnmärkte –<br />

Fortschritts-Avantgar<strong>de</strong> – Sehnsucht nach Work-Wife-Balance – Hausfrau<br />

und Mutter ein Leben lang? – Viele Baustellen in <strong>de</strong>r Lebensmitte –<br />

Öko-Nüchternheit – Großfamilie 2.0 – Frauen 55 plus – Gegen En<strong>de</strong><br />

noch einmal durchstarten – Wachsen<strong>de</strong> Lebenslust <strong>de</strong>r Kosumprofis –<br />

Glossar <strong>de</strong>r Zukunft<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Dieses Thema ist von doppeltem Interesse (daher auch Aufnahme dieses<br />

Titels in das Literaturforum): Zum einen ist es aus persönlicher Perspektive<br />

spannend, wie sich die Lebensgewohnheiten voraussichtlich verän<strong>de</strong>rn<br />

und entwickeln wer<strong>de</strong>n. Zum an<strong>de</strong>ren geben die Lebensstile, die in<br />

<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Studie i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n, auch Hinweise darauf, wie<br />

sich die Märkte von morgen, wie sich Wirtschaft und das gesellschaftliches<br />

Leben und insbeson<strong>de</strong>re das Konsumverhalten in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren <strong>de</strong>m Anschein nach weiterentwickeln wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Lebensstilstudie geht es darum, Menschen in ihren Verän<strong>de</strong>rungssituationen<br />

zu beschreiben. Die Autoren legen dar, mit welchen Trendbrüchen<br />

und -umschwüngen gemäß ihrer Analyse zu rechnen ist. Es lässt sich nur<br />

schwer sagen, wie zuverlässig und tragfähig diese Prognosen sind. Die<br />

Hinweise auf die zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong> Methodik lassen eine sorgfältige Analyse<br />

und eine gewissenhafte Berichterstattung vermuten. Die methodischen<br />

Grundlagen, die Fachterminologie, das Neuartige usw. erfor<strong>de</strong>rn<br />

ein behutsames und aufmerksames Lesen.<br />

Online-Leseprobe: www.m-vg.<strong>de</strong>/mediafiles/article/pdf<strong>de</strong>mo/978-<br />

3- 86880-134-7.pdf<br />

94<br />

Besprechungen<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion: Wie wir<br />

morgen leben wer<strong>de</strong>n<br />

Wenzel, Eike / Dziemba, Oliver / Langwieser, Corinna<br />

Wie wir morgen leben wer<strong>de</strong>n<br />

München: Münchner Verlagsgruppe 2012 – 176 Seiten, € 34,99<br />

Autoren und Titel<br />

Dr. Eike Wenzel ist <strong>de</strong>n Angaben nach<br />

Grün<strong>de</strong>r und Leiter <strong>de</strong>s Instituts für<br />

Trend- und Zukunftsforschung. Oliver<br />

Dziemba ist Lebensstilforscher und<br />

Konsumexperte und arbeitet als Trendanalyst.<br />

Corinna Langwieser ist selbstständige<br />

Trend- und Zukunftsforscherin,<br />

Autorin und Referentin. Im Mittelpunkt<br />

dieses MI-Wirtschaftsbuchs stehen 15<br />

Lebensstiltrends, die nach Ansicht <strong>de</strong>r<br />

Autoren unsere Zukunft prägen wer<strong>de</strong>n.<br />

Neues zum Controlling<br />

Fischer, Thomas M. / Möller, Klaus / Schultze, Wolfgang<br />

Controlling<br />

Stuttgart; Schäffer Poeschel Verlag 2012 – 639 Seiten, € 29,95<br />

Autoren und Titel<br />

Das Autorenteam: Prof. Dr. Thomas M.<br />

Fischer, Lehrstuhl für BWL, insbeson<strong>de</strong>re<br />

Rechnungswesen und Controlling, Friedrich-Alexan<strong>de</strong>r-Universität<br />

Erlangen-<br />

Nürnberg; Prof. Dr. Klaus Möller, Lehrstuhl<br />

für Controlling/Performance Management,<br />

Universität St. Gallen; Prof. Dr.<br />

Wolfgang Schultze, Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung<br />

und Controlling, Universität<br />

Augsburg. Dieses Lehrbuch führt<br />

in das Controlling ein und behan<strong>de</strong>lt insbeson<strong>de</strong>re<br />

Grundlagen, Instrumente und Entwicklungsperspektiven.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Integriertes Planungs-, Kontroll- und Informationssystem –<br />

Controlling von strategischen Entscheidungen – Kostenorientierte Ent-


CM November / Dezember 2012<br />

scheidungen – Kostenmanagement – Anreizsysteme – Integrierte Kennzahlensysteme<br />

– Budgetierung – Verrechnungspreise – Corporate Governance,<br />

Compliance, Risikocontrolling – Nachhaltigkeitsorientiertes Controlling<br />

– Immaterielle Werte und Reputation – Steuerung von E-Business<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Die drei Controlling-Professoren legen eine fundierte Einführung in das<br />

anwendungsorientierte Controlling vor. Controlling wird hier verstan<strong>de</strong>n<br />

als zielorientierte Steuerung durch Information, Planung, Kontrolle und<br />

Koordination. Von an<strong>de</strong>ren Controlling-Werken unterschei<strong>de</strong>t sich das<br />

zweifarbige Buch durch eine z. T. etwas an<strong>de</strong>re Thematisierung und<br />

Strukturierung. Eine durchgehen<strong>de</strong> Fallstudie, viele Praxisbeispiele, 184<br />

farbige Abbildungen und 110 farbige Tabellen (Zahlen laut Verlag), Randbemerkungen,<br />

Hervorhebungen, Kontrollfragen usw. betonen sowohl in<br />

inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen und innovativen<br />

Charakter dieses Lehrbuches. Es empfiehlt sich als Studienliteratur und<br />

als Nachschlagewerk und Begleitbuch für die betriebswirtschaftliche<br />

Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften. Insgesamt eine<br />

Bereicherung <strong>de</strong>s einschlägigen Lehrbuch-Angebots.<br />

Online-Leseprobe: www.schaeffer-poeschel.<strong>de</strong>/download/leseproben/978-3-7910-2896-5.pdf<br />

Reimer, Marko<br />

Top Management-Beratung durch Controller<br />

Hamburg: Verlag Dr. Kovac´2012 – 203 Seiten, € 78,–<br />

Autor und Titel<br />

Die vorliegen<strong>de</strong> Arbeit ist <strong>de</strong>m Vernehmen<br />

nach im Rahmen <strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Autors<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter entstan<strong>de</strong>n<br />

und wur<strong>de</strong> als Dissertation an <strong>de</strong>r<br />

TU Berlin angenommen. Die Veröffentlichung<br />

verfolgt das Ziel, die Interaktion,<br />

die Wechselbeziehung zwischen Top-<br />

Manager und Controller beim Treffen<br />

strategischer Entscheidungen aus verhaltenswissenschaftlicher<br />

Perspektive zu<br />

untersuchen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einleitung – Konzeptionelle Grundlagen – Mo<strong>de</strong>llentwicklung – Schlussbetrachtung<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Durch die neue Rolle <strong>de</strong>s Controllers als Berater o<strong>de</strong>r Sparringspartner<br />

<strong>de</strong>r Manager steht <strong>de</strong>r Controller auch vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Wobei viele verhaltensorientierter Natur sind, wie <strong>de</strong>r Autor zu Beginn<br />

ausführt. Verhaltensorientierte Aspekte fließen erst in neuerer Zeit verstärkt<br />

in die Controllingforschung und in Controlling-Publikationen ein.<br />

Das Buch behan<strong>de</strong>lt Themen von beson<strong>de</strong>rer praktischer Relevanz und<br />

leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung von Erkenntnis<strong>de</strong>fiziten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

leiten diese Fragen die Untersuchung: 1. Wie verhalten sich Top-<br />

Manager in Entscheidungssituationen? 2. Welche Faktoren wirken auf<br />

<strong>de</strong>n Einfluss, <strong>de</strong>n Controller auf die Entscheidung <strong>de</strong>s Top-Managements<br />

haben? Der Hauptteil skizziert ein genaueres theoretisches Ver-<br />

ständnis <strong>de</strong>r Interaktion zwischen Manager und Controller als Basis <strong>de</strong>r<br />

Ableitung eines Mo<strong>de</strong>lls. Die Arbeit mün<strong>de</strong>t ein in ein Forschungsmo<strong>de</strong>ll.<br />

Danach sind Input-Größen u. a. die Expertise <strong>de</strong>s Controllers, das<br />

Selbstvertrauen <strong>de</strong>s Controllers, die Ähnlichkeit zwischen Manager und<br />

Controller sowie die emotionale Verfassung <strong>de</strong>s Managers. Insgesamt<br />

nehmen – entsprechend <strong>de</strong>m Charakter einer wissenschaftlichen Arbeit<br />

– die Problemdiskussion und <strong>de</strong>r theoretische Bezugsrahmen breiten<br />

Raum ein. Der Zugriff zum unmittelbar praxisrelevanten Wissen, das<br />

durchaus vermittelt wird, ist etwas aufwendig. Die Arbeit dürfte die Erfahrungen<br />

und Vermutungen vieler Praktiker bestätigen. „Vereinfacht<br />

formuliert“, so <strong>de</strong>r Autor, „ließe sich sagen, dass Controller nicht nur<br />

gute Analytiker, son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re gute Kommunikatoren sein müssen“.<br />

Es ist wünschenswert, dass die durch diese Veröffentlichung<br />

angestoßene Forschung und Diskussion zu möglichen Einflussgrößen<br />

<strong>de</strong>r Controllereffektivität bei <strong>de</strong>r Wahrnehmung ihrer Beratungsfunktion<br />

weitergeführt und vertieft wird.<br />

Eine Online Leseprobe war zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Manuskriptes nicht verfügbar.<br />

Roller, Robert<br />

Controlling mit Microsoft Excel 2010<br />

O´Reily Verlag 2012 – 301 Seiten, € 24,90 – auch als E-Book<br />

erhältlich<br />

Autor und Titel<br />

Dipl. Kaufm. Robert Roller ist Grün<strong>de</strong>r und<br />

Geschäftsführer einer Kommunal- und<br />

Unternehmensberatung mit Sitz in Berlin<br />

(www.robert-roller.<strong>de</strong>). Der Band verspricht<br />

im Untertitel „<strong>de</strong>n schnellen<br />

Einstieg in Grundlagen und Praxis“. Den<br />

Angaben zufolge repräsentiert dieses<br />

Buch in weiten Teilen Seminarinhalte und<br />

Beispiele aus <strong>de</strong>r Berufs- und Studientätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Verfassers.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Daten importieren und analysieren – Beispiele aus <strong>de</strong>m Rechnungswesen<br />

– Unternehmenskennziffern – Wirtschaftlichkeitsrechnung – Datenabfragen<br />

und Microsoft Access – Automatisieren von Aufgaben in Excel<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Excel ist eines <strong>de</strong>r wichtigsten Werkzeuge für Controller. Zum professionellen<br />

Umgang sind profun<strong>de</strong> funktionale Kenntnisse ebenso erfor<strong>de</strong>rlich<br />

wie ein Verständnis <strong>de</strong>r Analysekraft und <strong>de</strong>s Potenzials von Excel.<br />

Der Autor legt ein Arbeits- und Übungsbuch vor, das konkrete Aufgabenstellungen<br />

aus Rechnungswesen und Controlling behan<strong>de</strong>lt. Es<br />

setzt auf profun<strong>de</strong>n Grundkenntnissen auf und verfolgt das Ziel, Schritt<br />

für Schritt Kenntnisse im Umgang mit Excel zu erweitern und die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s praktischen Einsatzes auszu<strong>de</strong>hnen. Der Online-Zugriff<br />

auf zahlreiche Support-/Service- und Begleitdateien ist in die Abhandlungen<br />

integriert. Der Praxistest hinsichtlich Zugang und Nutzung <strong>de</strong>s<br />

Online Services verlief erfolgreich. Neben kurz gefassten Erläuterungen<br />

und umfangreichen Übungen ergänzen gezielte Tipps die Darlegungen.<br />

95


Alfred Biels Literaturforum<br />

Literaturforum<br />

96<br />

Eine Vielzahl von Abbildungen veranschaulicht die Arbeits- und Vorgehensweise.<br />

Die Lesefreundlichkeit ist etwas mittelmäßig, nicht alle<br />

Abbildungen sind schnell und einfach zu lesen. Das Layout ist im Quervergleich<br />

eher durchschnittlich. Insgesamt ein geeignetes und interessantes<br />

Angebot, die anwendungsspezifischen Excel-Kenntnisse zu<br />

erweitern und zu vertiefen.<br />

Online-Leseprobe: www.microsoft-press.<strong>de</strong>/productinfo.asp?replace<br />

=false&cnt=productinfo&mo<strong>de</strong>=2&type=2&id=ms-5823&in<strong>de</strong>x=2&<br />

nr=0&preload=false&page=1&view=fit&Toolbar=1&pagemo<strong>de</strong>=none<br />

Rollberg, Roland<br />

Operativ-taktisches Controlling<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2012 – 269 Seiten, € 29,80<br />

Autor und Titel<br />

Univ.-Prof. Dr. habil. Roland Rollberg lehrt<br />

<strong>de</strong>m Vernehmen nach Produktionswirtschaft<br />

und Controlling an <strong>de</strong>r Universität<br />

Greifswald. Das Buch richtet sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

an Studieren<strong>de</strong>. Das vorliegen<strong>de</strong><br />

Buch grün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Angaben zufolge auf <strong>de</strong>r<br />

Forschungstätigkeit, <strong>de</strong>r Habilitationsschrift<br />

sowie <strong>de</strong>n Vorlesungen <strong>de</strong>s Verfassers.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Zum Wesen <strong>de</strong>s Controllings – Unternehmensrechnung – Unternehmensplanung<br />

– Controlling und Organisation<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Veröffentlichung ist nach Worten <strong>de</strong>s Verfassers<br />

„die integrative Betrachtung <strong>de</strong>r Real- und <strong>de</strong>r Finanzgütersphäre<br />

eines Unternehmens mit <strong>de</strong>m Ziel einer koordinierten (…) Planung unter<br />

Zuhilfenahme quantitativer Entscheidungsmo<strong>de</strong>lle und Informationen <strong>de</strong>s<br />

betrieblichen Rechnungswesens“. Das Buch ist theoretisch fundiert und<br />

geprägt – einerseits durch eine verstärkte Anwendung mathematischer<br />

Metho<strong>de</strong>n und an<strong>de</strong>rerseits durch eine praktische Anwendungsorientierung<br />

im Grundsätzlichen. Gemäß Schreibweise und Literaturquellen sind<br />

einzelne Passagen möglicherweise älteren Datums. Fachliche Substanz<br />

kennzeichnet das Buch, beispielsweise bei <strong>de</strong>r Behandlung von Koordinationsaufgaben.<br />

Das Kapitel „Controlling und Unternehmensorganisation“<br />

könnte auch ein einem Praktikerbuch stehen.<br />

Online-Leseprobe: www.ol<strong>de</strong>nbourg-verlag.<strong>de</strong>/wissenschaftsverlag/<br />

operativ-taktisches-controlling/9783486712773<br />

Weissman, Arnold / Augsten, Tobias / Artmann, Alexan<strong>de</strong>r<br />

Das Unternehmenscockpit<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Springer Gabler 2012 – 148 Seiten, € 39,95<br />

Autoren und Titel<br />

Prof. Dr. Arnold Weissman ist <strong>de</strong>m Vernehmen nach Professor für Unternehmensführung<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Regensburg und geschäftsführen<strong>de</strong>r<br />

Gesellschafter von Weissman & Cie. Tobias<br />

Augsten, Gesellschafter von Weissman<br />

& Cie. und Dr. Alexan<strong>de</strong>r Artmann verstehen<br />

sich als Experten im Bereich „Unternehmenssteuerung“<br />

und verweisen auf<br />

Erfahrungen aus beraterischer Praxis für<br />

Familienunternehmen. Das Buch mit <strong>de</strong>m<br />

Untertitel „Erfolgreiche Navigationsinstrumente<br />

zur Unternehmenssteuerung“ ist ein<br />

Grundlagenwerk, das sich vor allem an <strong>de</strong>n<br />

Bedürfnissen mittelständischer Unternehmen<br />

ausrichtet.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Am Anfang steht die Strategie – Strategie bringt Unternehmenserfolg<br />

– Das Unternehmenscockpit – Cockpit, Steuerstand <strong>de</strong>s<br />

Unternehmers – Krisenprävention mit <strong>de</strong>m Cockpit<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> Buch soll, wie es im Vorwort heißt, einen Beitrag dazu<br />

leisten, dass „Unternehmenskapitäne“ in <strong>de</strong>n unsicher wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gewässern<br />

besser navigieren können. Nach <strong>de</strong>n Informationen <strong>de</strong>r Herausgeber<br />

sind in dieses Buch vielfältige Erfahrung eingeflossen, die bei vielen<br />

Projekten zur Verbesserung <strong>de</strong>r Steuerungsqualität gewonnen wur<strong>de</strong>n.<br />

Das Unternehmenscockpit, wie es die Autoren vermitteln, dient<br />

dazu, im Sinne einer Landkarte, Strategie in wirkungsvolle Handlungen<br />

umzusetzen und direkt in die Organisation zu tragen. Die Autoren vermitteln<br />

Grundsätzliches auf anschauliche, klare und leicht fassliche Weise<br />

mit hohem Anwendungsbezug. Dabei stellen sie – auch für <strong>de</strong>n Fortgeschrittenen<br />

– viele grundsätzliche Erkenntnisse, Empfehlungen und Warnungen<br />

in die Aufmerksamkeit. Manche theoretische Feinheiten bleiben<br />

diskussionsbedürftig, beispielsweise <strong>de</strong>r Zusammenhang von Balanced<br />

Scorecard und Unternehmenscockpit. Diese Neuerscheinung ist lesefreundlich<br />

aufgebaut und erfüllt nach Inhalt und Zielsetzung sowie Aufmachung<br />

und Sprachstil die Erwartungen an ein Praktikerbuch für die<br />

Zielgruppe Klein- und Mittelbetrieb. Ein Stichwortverzeichnis fehlt.<br />

Eine Online-Leseprobe wur<strong>de</strong> lei<strong>de</strong>r zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Manuskripts nicht<br />

angeboten.<br />

Neues zur Rechnungslegung<br />

Freidank, Carl-Christian / Velte, Patrick (Hrsg.)<br />

Corporate Governance, Abschlussprüfung<br />

und Compliance<br />

Berlin: Erich Schmidt Verlag – 443 Seiten, € 69,95 – auch als E-Book<br />

Autoren und Titel<br />

Das 16 Einzelbeiträge von 18 Autoren umfassen<strong>de</strong> Buch beschäftigt sich<br />

mit aktuellen nationalen und internationalen Fragestellungen, die sich auf<br />

zentrale Fachgebiete <strong>de</strong>r Rechnungslegung, <strong>de</strong>s Controllings, <strong>de</strong>r Compliance,<br />

<strong>de</strong>r Tätigkeit <strong>de</strong>s Aufsichtsrats sowie <strong>de</strong>r Abschlussprüfung und Due<br />

Diligence beziehen. Den Angaben nach enthält das Werk einen Großteil <strong>de</strong>r


CM November / Dezember 2012<br />

aktualisierten Vortragsthemen <strong>de</strong>r 9.<br />

Hamburger Auditing Conference 2011.<br />

Der Herausgeber, StB Univ.-Prof. Dr. habil.<br />

Carl-Christian Freidank, ist Direktor<br />

<strong>de</strong>s Instituts für Wirtschaftsprüfung und<br />

Steuerwesen an <strong>de</strong>r Universität Hamburg,<br />

Dr. Patrick Velte ist dort wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Auswirkungen <strong>de</strong>r europäischen<br />

Harmonisierung – BilMoG<br />

und Bilanzpolitik – Maßgeblichkeitsprinzip<br />

– Corporate Governance Reporting – Regulierung und Controlling<br />

– Überwachungssystem – Compliance Abteilung – Frauenrepräsentanz –<br />

Aufsichtsrats Scorecard – Informationsversorgung Aufsichtsrat – Aufsichtsratshaftung<br />

– Abschlussprüfer und Aufsichtsrat – Sonstige Rückstellungen<br />

– Datenzugriff mit IDEA – Tax Due Diligence<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

In diesem Band reflektieren renommierte Vertreter aus <strong>de</strong>r Prüfungs-und<br />

Beratungspraxis, <strong>de</strong>r Unternehmenspraxis sowie <strong>de</strong>r betriebs- und<br />

rechtswissenschaftlichen Forschung neue Entwicklungen im genannten<br />

Themenbereich und präsentieren Anregungen und Lösungsansätze. Die<br />

Autoren <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Sammelban<strong>de</strong>s gehen grundsätzlichen Fragen<br />

nach, erörtern Absichten und Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>s nationalen und internationalen<br />

Gesetzgebers und hinterfragen Eignung und Angemessenheit bestehen<strong>de</strong>r<br />

und möglicher zukünftiger Regelungen. Der Beitrag „Regulierungstheoretischer<br />

Ansatz <strong>de</strong>s Controllings: Notwendigkeit einer Weiterentwicklung<br />

von Unternehmensführung und -überwachung“ dürfte für<br />

Controller von beson<strong>de</strong>rem Interesse sein. Die Diskussionen spezifischer<br />

Normen und die Ableitung bestimmter Thesen durch <strong>de</strong>n Herausgeber<br />

erscheinen recht diskussionswert.<br />

Bieg, Hartmut / Kußmaul, Heinz / Waschbusch, Gerd<br />

Externes Rechnungswesen in Übungen<br />

München: Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag 2012 – 350 Seiten, € 34,80<br />

Das Buch ermöglicht eine üben<strong>de</strong> Einarbeitung<br />

in <strong>de</strong>n komplexen Stoff <strong>de</strong>s Externen<br />

Rechnungswesens und eine<br />

Überprüfung <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen Kenntnisstan<strong>de</strong>s.<br />

Den Angaben zufolge orientiert<br />

sich die Grundkonzeption <strong>de</strong>s<br />

Buches an <strong>de</strong>r Lehrmethodik <strong>de</strong>r WHL<br />

Wissenschaftliche Hochschule Lahr als<br />

universitäre Fernhochschule. Inhaltlich<br />

folgt dieses Übungsbuch <strong>de</strong>m Lehrbuch<br />

„Externes Rechnungswesen“, das in 6.<br />

Auflage ebenfalls im Ol<strong>de</strong>nbourg Verlag erschienen ist. Das Buch bietet<br />

eine Vielzahl von Aufgaben unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads mit<br />

ausführlichen Lösungen auf aktuellem Stand. Inhaltlich wer<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong><br />

Themenschwerpunkte behan<strong>de</strong>lt: Grundlagen <strong>de</strong>r Bilanzlehre,<br />

han<strong>de</strong>lsrechtlicher Jahresabschluss, Jahresabschlusspolitik, Jahres-<br />

abschlussanalyse, Konzern und Konzernabschluss sowie Rechnungslegung<br />

nach IFRS.<br />

Alexa, Valentina<br />

Controlling – an international business<br />

perspective<br />

Mirton Publishing Home – 224 Seiten, € 25,–<br />

Dieses Buch ist im <strong>de</strong>utschen Buchhan<strong>de</strong>l nicht zu erhalten. Es kann aber<br />

nach <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Informationen bezogen wer<strong>de</strong>n über: www.valentinaalexa.ro<br />

und http://www.valentinaalexa.ro/en/controlling.html.<br />

Aus <strong>de</strong>m Kreis <strong>de</strong>s Internationalen Controller Vereins (ICV) hat Frau Dr.<br />

Valentina Alexa ein Controllingbuch in englischer Sprache vorgelegt. Dieses<br />

Buch eignet sich aufgrund <strong>de</strong>r theoretischen und empirischen Bezüge<br />

für Studieren<strong>de</strong> und wegen <strong>de</strong>r vielfältigen internationalen Ausrichtung<br />

für Mitarbeiter im Controlling internationaler Unternehmen, vor allem<br />

auch im Konzerncontrolling. Daten zur Autorin nach eigenen Angaben:<br />

Associate Professor PhD, Management Department, Economics and<br />

Business Faculty, West University of Timisoara, Romania. Das Buch behan<strong>de</strong>lt<br />

das Controlling aus einer internationalen Sicht und stellt nach <strong>de</strong>n<br />

Worten <strong>de</strong>r Verfasserin das Ergebnis langjähriger intensiver Weiterbildung<br />

und Recherche dar. Kapitel 1 geht <strong>de</strong>r Frage nach, warum Controlling<br />

notwendig ist. Kapitel 2 behan<strong>de</strong>lt internationale Controlling Promotoren<br />

(IGC und ICV). Das Kapitel 3 beleuchtet Controllingaspekte im internationalen<br />

Umfeld, hier wer<strong>de</strong>n Beispiele aus verschie<strong>de</strong>nen Län<strong>de</strong>rn<br />

präsentiert. Kapitel 4 widmet sich <strong>de</strong>r Doktorarbeit <strong>de</strong>r Autorin zu Controlling.<br />

Sie wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Angaben nach 2004 in Rumänien abgeschlossen<br />

und zählt, wie es heißt, zu einer <strong>de</strong>r ersten im Controllingbereich in Rumänien.<br />

Das 5. Kapitel bringt einen Beitrag zum Controlling in Tochterunternehmen<br />

internationaler Unternehmen. Das letzte Kapitel bietet ein Plädoyer<br />

für Controlling. Die oben genannte Internetseiten vermitteln weitere<br />

Informationen zum Buch.<br />

Human Capital<br />

Scholz, Christian / Sattelberger, Thomas<br />

Human Capital Reporting<br />

München: Vahlen Verlag 2012 – 208 Seiten, € 65,–<br />

Autoren und Titel<br />

Prof. Dr. Christian Scholz, ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r<br />

Fachwissenschaftler, ist Inhaber <strong>de</strong>s Lehrstuhls<br />

für Organisation, Personal- und Informationsmanagement<br />

an <strong>de</strong>r Universität<br />

<strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s. Thomas Sattelberger war<br />

Personal-Vorstand bei <strong>de</strong>r Deutschen Telekom<br />

AG. Reformeifer und auch ein gewisses<br />

Maß an Quer<strong>de</strong>nkertum zeichnen<br />

Sattelberger aus. Diese Neuerscheinung<br />

<strong>de</strong>r Reihe „HRM Competence“ präsentiert<br />

97


Alfred Biels Literaturforum<br />

Literaturforum<br />

98<br />

“HCR 10” (HCR steht für Human Capital Reporting und 10 für das Jahr<br />

<strong>de</strong>r Entstehung). Aus Sicht <strong>de</strong>r Autoren ein „Standard“ für transparente<br />

Personalberichterstattung.<br />

Inhalt und Struktur<br />

HCR und Relevanz: Herausfor<strong>de</strong>rung und Chance – HCR und Logik: Systematik<br />

statt Beliebigkeit – HCR und Standard HCR 10: Stimmigkeit statt<br />

Chaos – HCR und Umsetzung: Wer, wie wo? – Transparenz schafft mehr<br />

Wert – Anhang.<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Über diesem Buch steht die zentrale Frage: Wie könnte ein Standard für ein<br />

HR-Reporting aussehen? Bei <strong>de</strong>r Verfolgung dieser Aufgabenstellung erweisen<br />

sich die Autoren nicht nur als recht kenntnisreich und kompetent,<br />

son<strong>de</strong>rn auch als sehr innovationsfreudig. Mit diesem Buch legen sie einen<br />

Entwurf vor, <strong>de</strong>r als mo<strong>de</strong>llhaft angesehen wer<strong>de</strong>n kann, <strong>de</strong>r sich als Richtschnur,<br />

als allgemeiner Maßstab für die Unternehmenspraxis entwickeln<br />

könnte. Den eigenen Bekundungen nach wollen die Verfasser ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Bewusstsein für die Etablierung eines Standards schaffen, ein<br />

professionelles HCR mit aussagefähigen und quantifizierbaren Informationen<br />

für und mit Unternehmen zu etablieren. Der vorgestellte Standard<br />

HCR10 beschreibt, wie sich personalwirtschaftlich relevante Tatbestän<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Berichterstattung <strong>de</strong>r Unternehmen nie<strong>de</strong>rschlagen können. Durch<br />

eine <strong>de</strong>rartige Standardisierung kann eine Vereinfachung <strong>de</strong>r Prozesse <strong>de</strong>r<br />

Berichterstattung erfolgen, Aussagen können vereinheitlich und näher bestimmt,<br />

lesbarer, verstehbarer sowie vergleichbarer wer<strong>de</strong>n. Der Anhang<br />

enthält u. a. <strong>de</strong>n Mitarbeiterteil eines mustergültigen fiktiven Geschäftsberichts<br />

sowie eine DAX-30-Bewertung nach <strong>de</strong>m HRC10. Das Buch ist nicht<br />

nur wegen <strong>de</strong>s Entwurfs eines möglichen Standards, <strong>de</strong>r Ausformulierung<br />

einer Vision bemerkens- und diskussionswert, son<strong>de</strong>rn auch wegen <strong>de</strong>r<br />

vielen grundsätzlichen und allgemeingültigen Aussagen und Hinweisen<br />

zum Reporting und zur Berichtsqualität in <strong>de</strong>n Unternehmen. Insofern ist<br />

das Buch für Controller aus doppeltem Grund informativ und anregend.<br />

Online-Leseprobe: www.vahlen.<strong>de</strong>/productview.aspx?product=9026717<br />

Klein, Andreas (Hrsg.)<br />

Controlling-Instrumente für mo<strong>de</strong>rnes<br />

Resource Management<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong> Lexware 2012 – 271 Seiten, € 69,–<br />

Autoren und Titel<br />

Insgesamt 16 Autoren aus Beratung, Wissenschaft<br />

und Praxis veröffentlichen in<br />

diesem Buch 14 Beiträge. Der Sammelband<br />

befasst sich insbeson<strong>de</strong>re mit diesen<br />

zentralen Fragen: Welchen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

muss sich die Personalfunktion<br />

stellen? Was sind die Erfolgstreiber<br />

eines mo<strong>de</strong>rnen HR-Managements? Mit<br />

welchen Kennzahlen können diese Erfolgstreiber<br />

gemessen wer<strong>de</strong>n?<br />

Inhalt und Struktur<br />

Standpunkt (Experten-Interview) – Grundlagen und Konzepte– Umsetzung<br />

und Praxis – Organisation und IT – Literaturanalyse.<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Der Sammelband bietet einen strukturierten Überblick über wesentliche<br />

Themen <strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Personalmanagements. Er setzt bei <strong>de</strong>r Feststellung<br />

an, dass es, so <strong>de</strong>r Herausgeber im Vorwort, „nur eine wirklich erfolgskritische<br />

Ressource gibt, und das sind gute und motivierte Mitarbeiter“.<br />

Deutlich wird, dass eine Erörterung von Personalthemen unter einem<br />

beson<strong>de</strong>ren Controllingfokus notwendig ist, weil das Human Resource<br />

Management für <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg immer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r wird. Ein<br />

Experten-Interview führt zu Beginn in die Thematik ein, klärt Begriffliches<br />

und Grundsätzliches, arbeitet zentrale Problemstellungen heraus. Eine<br />

kompakte Abhandlung durch einen o<strong>de</strong>r in einigen wenigen Fällen auch<br />

durch mehrere Beiträge erfahren diese Aufgaben, Metho<strong>de</strong>n und Instrumente:<br />

Controlling im Personalbereich, Einsatz von Kennzahlen, <strong>de</strong>mografischer<br />

Wan<strong>de</strong>l, Personalplanung, flexible Arbeitszeitmo<strong>de</strong>lle, Wissensbilanz,<br />

Weiterbildungsmaßnahmen, IT-Unterstützung und Talentmanagement.<br />

Zwei Aspekte prägen diese Neuerscheinung: Einerseits das<br />

Zusammenspiel von Controlling und Personaler, Personaler und Controller<br />

als Business Partner. An<strong>de</strong>rerseits die Zielsetzung, über die betriebswirtschaftliche<br />

Professionalisierung <strong>de</strong>s Personalmanagements einen<br />

Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten. Die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine<br />

lesefreundliche Veröffentlichung wer<strong>de</strong>n voll erfüllt. Für Buchkäufer stehen<br />

exklusiv und kostenlos ergänzen<strong>de</strong> Online-Arbeishilfen zur Verfügung.<br />

Die Überprüfung konnte zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Manuskripterstellung<br />

nicht vollumfänglich vorgenommen wer<strong>de</strong>n (vermutlich wegen laufen<strong>de</strong>r<br />

Umstellungen am Internetauftritt <strong>de</strong>s Verlages).<br />

Online-Leseprobe: http://shop.haufe.<strong>de</strong>/product?ma=E04468<br />

Armutat, Sascha / Frie<strong>de</strong>richs, Peter (Hrsg.)<br />

Human Capital Auditierung – Aufgabe für<br />

das Personalmanagement<br />

Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag 2012 – 266 Seiten, € 29,–<br />

Autoren und Titel<br />

Dieser Sammelband wird herausgegeben<br />

von Peter Frie<strong>de</strong>richs, Human Capital Club<br />

e. V., und Dr. Sascha Armutat, Deutsche<br />

Gesellschaft für Personalführung e. V., unter<br />

Mitwirkung zahlreicher Fachexperten<br />

aus Wissenschaft, Praxis und Beratung.<br />

Dieses Buch informiert über wesentliche<br />

Themen und Trends im Human Capital<br />

Management und gibt Einblicke in die Aufgaben<br />

eines Human Capital Auditors.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Human Capital Management: Eine Aufgabe für Personalmanager –<br />

Metho<strong>de</strong>n und Verfahren zur Bewertung von Human Capital – Referenzrahmen<br />

zur Interpretation von HC-Werten und HCM-Maßnahmen –<br />

Einsatzfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Human-Capital-Bewertung – Ethikorientierte Führung<br />

im HC-Management<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Die Messung und Steuerung von Human Capital ist ein Zukunftsthema<br />

– dies ist die zentrale These dieser Neuerscheinung. Dazu vermitteln die


CM November / Dezember 2012<br />

Autoren Grundlagen, Verfahren und Anwendungen. Der Band greift ein<br />

Thema auf, das angesichts <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung zunehmen<strong>de</strong><br />

Aufmerksamkeit erfährt. Er steht in <strong>de</strong>r Schnittstelle zwischen Personalmanagement<br />

und Controlling und weist <strong>de</strong>m Personalcontrolling eine<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle zu. Das Buch befasst sich u. a. näher mit Fragen und<br />

Problemen <strong>de</strong>r Wirkungsmessung, diskutiert Bewertungsmetho<strong>de</strong>n und<br />

erläutert Indikatorenmo<strong>de</strong>lle. Breiten Raum nehmen organisatorische<br />

und inhaltliche Aspekte <strong>de</strong>s Human Capital Audits ein. Human Capital<br />

Reporting und das Risikomanagement sind weitere wesentliche Inhalte.<br />

Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert ist das Kapital zur ethikorientierten Führung,<br />

das kompakt die Essentials mo<strong>de</strong>rner Führung anschaulich und verständlich<br />

vermittelt. Die Autoren umreißen einerseits facettenreich die<br />

Aufgabenstellung <strong>de</strong>r Human Capital Auditierung und bieten an<strong>de</strong>rerseits<br />

vertiefen<strong>de</strong> Einblicke sowohl unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Erkennt nisgewinnung<br />

als auch <strong>de</strong>r Umsetzung. Das Werk bietet Substanz,<br />

Anregungen und Anstöße. Ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Buch zum Thema Human<br />

Capital Auditierung. Eine lesefreundliche Aufmachung unterstützt das<br />

Arbeiten mit diesem Buch.<br />

Als Leseprobe liegt nur das Inhaltsverzeichnis vor: http://www.wbv.<strong>de</strong>/<br />

fileadmin/webshop/pdf/9783763938650_Inhalt.pdf<br />

Das Netz wird wichtiger<br />

Hilker, Claudia<br />

Erfolgreiche Social-Media-Strategien<br />

für die Zukunft<br />

Wien: Lin<strong>de</strong> Verlag 2012 – 248 Seiten, € 24,90<br />

Autorin und Titel<br />

Claudia Hilker ist Unternehmensberaterin<br />

und Geschäftsführerin von Hilker Consulting<br />

in Düsseldorf. Das Buch mit <strong>de</strong>m<br />

Untertitel „Mehr Profit durch Facebook,<br />

Twitter, Xing und Co.“ richtet sich an Fortgeschrittene<br />

und befasst sich tiefer mit<br />

<strong>de</strong>r Frage, wie Unternehmen Social-Media<br />

erfolgreich nutzen können. Der Blog zum<br />

Buch ist zu fin<strong>de</strong>n unter: http://socialmedia24.eu/.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Social-Media-Einsatz in Unternehmen – Mo<strong>de</strong>lle und Beispiele – Interner<br />

Social-Media-Einsatz – Mitmachweb für Kun<strong>de</strong>n – Online Communications<br />

– Mehr Profit durch Social Media – Social Media im Personalwesen<br />

– Echtzeit-Kommunikation beobachten – Erfolgreiche Social-Media-<br />

Strategien für die Zukunft – Social-Media-Glossar.<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Dieses Buch behan<strong>de</strong>lt unter betriebswirtschaftlicher Fragestellung erfolgreiche<br />

Social-Media-Strategien für Marketing, Vertrieb, Personal<br />

und Kommunikation. Das Buch beruht auf <strong>de</strong>r Einschätzung, Social-<br />

Media verän<strong>de</strong>re die Geschäftswelt und wer<strong>de</strong> zunehmend zum festen<br />

Bestandteil mo<strong>de</strong>rner Marketingstrategien. „Gewinnen Sie in diesem<br />

Buch neue Inspiration für die Zukunft“, verheißt die Autorin. In dieser<br />

Veröffentlichung sind nach <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>r Verfasserin persönliche Erfahrungen<br />

aus vielen Social-Media-Projekten eingeflossen. Hilker<br />

spricht von Best-Practice-Beispielen. Das Buch richtet sich an Entschei<strong>de</strong>r,<br />

Fach- und Führungskräfte, die ihr Marketing über<strong>de</strong>nken<br />

wollen und neue Alternativen für die Zukunft mit Social Media suchen.<br />

Auch dieses Buch vermittelt keine Patentrezepte, aber Hintergrundwissen,<br />

Anregungen und mögliche Herangehensweisen. Ein beson<strong>de</strong>rer<br />

Aspekt bezieht sich darauf, wie Social Media in das strategische Gesamtkonzept<br />

für Unternehmen eingeordnet wer<strong>de</strong>n kann. Das Buch ist<br />

geeignet für Leser, die über soli<strong>de</strong> Kenntnisse über Social Media verfügen<br />

und sich bereits konkret mit Fragen von Nutzung und Implementierung<br />

befassen. Manche Feststellungen und Vorhersagen erscheinen<br />

relativ optimistisch. Erfolge und Aussichten sowie Probleme und<br />

Schwierigkeiten wer<strong>de</strong>n nicht immer ausbalanciert dargestellt. Das<br />

Buch ist lesefreundlich. Der Leser muss bezüglich Terminologie und<br />

Konzepten hinreichend sicher sein. Insgesamt kann das Buch bewirken,<br />

dass die sozialen Netzwerke eine stärkere Aufmerksamkeit durch<br />

die Unternehmen erfahren. Die Implementierung von Social-Media-<br />

Strategien kann dadurch eine neue Dynamik bekommen.<br />

Online-Leseprobe unter: http://www.lin<strong>de</strong>verlag.at/titel-1-1/erfolgreiche_social_media_strategien_fuer_die_zukunft-4543/titel/leseprobe/9783709303689.pdf<br />

Schwartmann, Rolf / Keber, Tobias<br />

Internetauftritt<br />

München: Verlag C.H. Beck 2012 – 128 Seiten, € 6,90<br />

Autoren und Titel<br />

Den Angaben zufolge ist Dr. jur. habil.<br />

Rolf Schwartmann Professor an <strong>de</strong>r FH<br />

Köln und Leiter <strong>de</strong>r Kölner Forschungsstelle<br />

für Medienrecht (http://www.medienrecht.fh-koeln.<strong>de</strong>/).<br />

Dr. jur. Tobias O. Keber<br />

ist Lehrbeauftragter für Medienrecht an<br />

<strong>de</strong>r Universität Koblenz-Landau. Dieses<br />

Taschenbuch <strong>de</strong>r Reihe „Beck kompakt“<br />

verspricht im Untertitel: „So machen Sie<br />

Ihr soziales Netzwerk und Ihre Homepage<br />

rechtssicher“.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einführung – Domain und Nutzerkonto – Homepage und Social Media:<br />

Die Rechtslage – Für welchen Inhalt bin ich verantwortlich? – Wie steht<br />

es mit <strong>de</strong>m Datenschutz? – Wie werbe ich im Internet? – Rechtsgeschäfte<br />

im Internet – Post vom Rechtsanwalt – Glossar – Nützliche Links<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Der Internetauftritt ist für viele unverzichtbar. Das Internet ist aber kein<br />

rechtsfreier Raum. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich im Netz bewegt, kann in vielfacher<br />

Weise rechtliche Vorschriften tangieren. Wie beispielsweise die recht<br />

99


Alfred Biels Literaturforum<br />

Literaturforum<br />

100<br />

ernsthafte Problematik <strong>de</strong>r Abmahnungen zeigt, kann eine unbedachte<br />

Nutzung <strong>de</strong>s Internets u. U. erhebliche Folgen nach sich ziehen. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Medienrechtler vermitteln in gedrängter Form das Wesentliche <strong>de</strong>s<br />

Internetrechts, das sich aus recht unterschiedlichen Rechtsquellen speist<br />

und ganz verschie<strong>de</strong>ne Themenbereiche umfasst. Die bewusste Themenauswahl,<br />

konkrete Fallbeispiele, Praxistipps und wichtige Hinweise unterstützen<br />

bei <strong>de</strong>r rechtssicheren Nutzung <strong>de</strong>s Internets. Das Buch ist als<br />

anwendungsbezogener Ratgeber verständlich geschrieben, Infokästen<br />

und Hervorhebungen sowie ein vorteilhaftes Layout sichern die Lesefreundlichkeit.<br />

Eine hohe Informationsdichte und eine umfangreiche<br />

Stofffülle kennzeichnen das Buch. Es erfor<strong>de</strong>rt daher <strong>de</strong>n „konzentrierten<br />

Leser“.<br />

Online-Leseprobe: www.beck-shop.<strong>de</strong>/fachbuch/leseprobe/Schwartmann-Internetauftritt-9783406625923_0305201208360809_lp.pdf<br />

Ulbricht, Carsten<br />

Social Media und Recht<br />

Freiburg: <strong>Haufe</strong>-Lexware 2012 – 223 Seiten, € 39,95<br />

Autor und Titel<br />

Dr. Carsten Ulbricht ist nach Verlagsangaben<br />

Rechtsanwalt und Partner <strong>de</strong>r<br />

Kanzlei Diem & Partner in Stuttgart. Er<br />

berät rechtlich zu allen Themen <strong>de</strong>s<br />

Internets. Mit diesem Buch möchte <strong>de</strong>r<br />

Autor sein Erfahrungswissen an interessierte<br />

Leser weitergeben, wie es im Vorwort<br />

heißt. Das Buch befasst sich mit<br />

<strong>de</strong>m breiten Spektrum <strong>de</strong>r Rechtsgrundlagen<br />

im Web 2.0. Ziel <strong>de</strong>r Neuerscheinung<br />

ist die Vermittlung von Praxiswissen<br />

für Unternehmen.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Die eigene Social Web-Präsenz – Veröffentlichung eigener Inhalte –<br />

Frem<strong>de</strong> Inhalte für die eigene Präsenz – Content-Diebstahl: Wie sich<br />

Unternehmen wehren können – (Ver-)Kauf eines Weblogs – Twitter im<br />

Unternehmenseinsatz – Wenn Konsumenten zu Produzenten wer<strong>de</strong>n –<br />

Web 2.0 als Plattform für Werbung – Wie funktioniert Markenschutz? –<br />

Datenschutz im Social Web – Social Media im Unternehmen – Neue Tools<br />

für Unternehmensnetzwerke – Neue Geschäftsmo<strong>de</strong>lle – Resümee –<br />

Checklisten – Glossar<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Die Nutzung <strong>de</strong>s Internets, insbeson<strong>de</strong>re Social Media, bewegt sich in<br />

einem Spannungsbogen zwischen Erlaubtem und Unerlaubtem bzw. unternehmerischen<br />

Chancen und rechtlichen Risiken. Ulbricht unterzieht<br />

Social Media einer eingehen<strong>de</strong>n Betrachtung unter juristischen Gesichtspunkten.<br />

Das Buch bietet zunächst einen Gesamtüberblick über das komplexe<br />

Rechtsgebiet und geht darüber hinaus auf ausgewählte und beson<strong>de</strong>rs<br />

relevante Themen tiefer ein. Ulbricht nähert sich <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Rechtsfragen in einer veranschaulichen<strong>de</strong>n und argumentativen Weise.<br />

Dabei nimmt er oft eine abwägen<strong>de</strong>, vermitteln<strong>de</strong> und keine einseitige<br />

Position ein. Eine verständliche Darstellungs- und Vermittlungsweise,<br />

eine übersichtliche Glie<strong>de</strong>rung sowie Tipps, Checklisten und Beispiele<br />

aus <strong>de</strong>r Beratungspraxis erhöhen <strong>de</strong>n Gebrauchsnutzen und sichern die<br />

Leserfreundlichkeit. Dieser anwendungsbezogene Ratgeber ist geeignet<br />

für Leser, die sich mit <strong>de</strong>r Einführung und Nutzung von Social Media beschäftigen<br />

und dabei auf eine rechtskonforme Ausgestaltung und Handhabung<br />

achten wollen o<strong>de</strong>r müssen.<br />

Online-Leseprobe: http://shop.haufe.<strong>de</strong>/product?ma=E07932<br />

Wien, Andreas<br />

Internetrecht<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Springer Gabler 2012 – 243 Seiten, € 27,95<br />

Der Autor lehrt <strong>de</strong>m Vernehmen nach Wirtschafts- und Internetrecht an<br />

<strong>de</strong>r Hochschule Lausitz. Das vorliegen<strong>de</strong><br />

juristische Lehrbuch liegt in 3. Auflage<br />

vor. Es richtet sich in erster Linie an Studieren<strong>de</strong><br />

sowie an Berufstätige, die eine<br />

lehrbuchmäßige Behandlung <strong>de</strong>r Materie<br />

suchen. Die praxisorientierte Einführung<br />

umfasst diese Kapitel: Einführung, Streitigkeiten<br />

über Domainnamen, Internet-<br />

Angebote und Urheberrecht, Werbung im<br />

Netz, Verträge im Netz, E-Commerce,<br />

Computerkriminalität, Datenschutz und<br />

Verfahrensrecht. Der Praktiker mag vielleicht <strong>de</strong>n Eindruck eines „trockenen<br />

Lehrbuches“ bekommen, zumal sich juristische Sachverhalte<br />

<strong>de</strong>m Leser nicht immer leicht erschließen und es sich weitgehend um ein<br />

„Textbuch“ han<strong>de</strong>lt. Gleichwohl kann das Werk hinsichtlich Verständlichkeit<br />

und didaktischer Gestaltung punkten. Hervorhebungen, Zusammenfassungen<br />

und Beispiele sowie eine tiefe Glie<strong>de</strong>rung erleichtern <strong>de</strong>n<br />

Zugang zum Stoff. Diese Neuauflage bietet eine gründliche Darstellung<br />

wesentlicher Rechts- und Anwen<strong>de</strong>rfragen, wie sie sich bei <strong>de</strong>r Nutzung<br />

<strong>de</strong>s Internets stellen können.<br />

Online-Leseprobe: www.springer-gabler.<strong>de</strong>/Buch/978-3-8349-3564-<br />

9/Internetrecht.html<br />

Wolber, Hendrik<br />

Die 11 Irrtümer über Social Media<br />

Wiesba<strong>de</strong>n: Gabler Verlag 2012 – 224 Seiten, € 39,95<br />

Autor und Titel<br />

Der Autor, Hendrik Wolber, ist nach Verlagsangaben<br />

Marketing- und Kommunikationsexperte.<br />

Er lebt in Hamburg und ist<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r sxces Communication<br />

AG, einer weltweit agieren<strong>de</strong>n Agentur<br />

für Unternehmenskommunikation.<br />

„Was Sie über Marketing und Reputationsmanagement<br />

in sozialen Netzwerken<br />

wissen sollten“, umreißt <strong>de</strong>r Untertitel Ziel<br />

und Inhalt <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Buches.


CM November / Dezember 2012<br />

Inhalt und Struktur<br />

Die 11 Irrtümer über Social Media – 1 Wir müssen jetzt auch da rein –<br />

2 Wir machen Werbung im Social Web – 3 Das Social Web ist unübersichtlich<br />

und riskant – 4 Wir brauchen vor allem fachliche Kompetenz –<br />

5 Wir machen ein Social-Media-Projekt – 6 Wir haben ein Strategie mit<br />

klaren Zielen – 7 Den Content haben wir schon – 8 Hauptsache, es<br />

bewegt sich – 9 Wir müssen unbedingt negatives Feedback vermei<strong>de</strong>n –<br />

10 Die Antwort auf die wechselhafte Internetwelt ist Kontinuität – 11 Das<br />

Social Web ist nur was für extern – Nachwort<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Das Buch, so <strong>de</strong>r Verfasser, ist geschrieben für diejenigen innerhalb von<br />

Unternehmen, die sich berufsbedingt für Social Media interessieren. Der<br />

Autor informiert über Kommunikation und Mechanismen im Social Web,<br />

beschreibt Voraussetzungen und Gestaltung einer erfolgreichen Planung<br />

und Realisierung, diskutiert Inhalte und erörtert das Mobile Web und beschäftigt<br />

sich mit Verbesserung und Weiterentwicklung. Es gelingt <strong>de</strong>m<br />

Verfasser, aufzuklären und konkret bei <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r sozialen Medien<br />

zu unterstützen und bei zahlreichen Einzelaspekten auch zu helfen. Nützlich<br />

und hilfreich ist die abwägen<strong>de</strong> Betrachtung im Sinne von Pro und<br />

Kontra entlang praktischer Fragestellungen. Das Buch informiert und<br />

sensibilisiert für die Realität, für Chancen und Risiken im Social Media. In<br />

formaler Hinsicht und unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Lesefreundlichkeit gibt es<br />

Optimierungsbedarf. Abbildungen wer<strong>de</strong>n nur recht sparsam eingesetzt,<br />

auf Lesehilfen, wie beispielsweise Infokästen o<strong>de</strong>r Marginalien, wird weitgehend<br />

verzichtet.<br />

Eine Leseprobe wur<strong>de</strong> zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Manuskripts nicht angeboten.<br />

Werner, Angélique<br />

Communication2Win<br />

Erlangen: Publicis Publishing 2012 – 251 Seiten, € 29,90<br />

Autorin und Titel<br />

Angélique Werner stellt sich vor als Expertin<br />

für Social Media Marketing und -Strategien<br />

sowie als Referentin und Autorin. Sie betreibt<br />

einen eigenen Blog und ist in allen relevanten<br />

Netzwerken präsent: http://angeliquewerner.com.<br />

Das Buch versteht sich als<br />

Praxishandbuch für innovative Marketingkommunikation<br />

im Social-Media-Umfeld.<br />

Inhalt und Struktur<br />

Einleitung – Kommunikation bedingt die richtige<br />

Vernetzung – Überblick über die sozialen<br />

Netzwerke – Veranstaltungen im Social-Media-Zeitalter – Analysieren,<br />

verbin<strong>de</strong>n und richtig gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n – Globales Kommunikationsdorf<br />

– Praxisbeispiele, Templates & Checklisten – Glossar.<br />

Einordnung und Einschätzung<br />

Dieses Buch ist, so die Autorin, ein „authentischer Erfahrungsbericht“,<br />

von einer Praktikerin für Praktiker geschrieben. Die Lektüre <strong>de</strong>s Buches<br />

vermittelt umfangreiches Praxiswissen und vielfältige Tipps und Hinweise,<br />

wie sich pragmatisch und relativ schnell und einfach Marketingund<br />

Kommunikationsmaßnahmen im Bereich <strong>de</strong>r sozialen Netzwerke<br />

umsetzen und gestalten lassen. Fallbeispiele, Checklisten, Do´s and<br />

Don´ts, Links usw. bereichern das Werk. Es ist ausgesprochen lesefreundlich<br />

aufgebaut, lebendig geschrieben, mit einem mo<strong>de</strong>rnen Layout<br />

versehen und gibt <strong>de</strong>n Ratschlägen <strong>de</strong>r Autorin für eine wirkungsvolle<br />

Information und Kommunikation eine gewisse Anschaulichkeit und<br />

Glaubwürdigkeit. Das Buch hilft, Neuland zu betreten. Es ist ehrlich geschrieben,<br />

manchmal mit einem Schuss Selbstironie, aber nicht immer<br />

mit <strong>de</strong>r notwendigen kritischen Distanz zu Erfolg und Nutzen „im Zeitalter<br />

sozialer Netzwerke“, wie die Autorin gern formuliert. Insgesamt ein<br />

hilfreiches und nützliches Buch insbeson<strong>de</strong>re im B2B-Geschäft und zur<br />

Ausschöpfung <strong>de</strong>r zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n vielfältigen Kommunikationskanäle.<br />

Auf eine Leseprobe hat <strong>de</strong>r Verlag zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Manuskriptes lei<strong>de</strong>r<br />

verzichtet.<br />

Der Bücherwurm / Buch- und<br />

Medien-ABC<br />

– Gibt es bald nur noch E-Books? –<br />

Was sagen die Zahlen?<br />

Mitte dieses Jahres veröffentlichte <strong>de</strong>r Börsenverein <strong>de</strong>s Deutschen<br />

Buchhan<strong>de</strong>ls einige aufschlussreiche Zahlen. Danach hat sich <strong>de</strong>r Umsatzanteil<br />

von E-Books am Buchmarkt im Jahr 2011 auf 1 % erhöht (0,5 % im<br />

Vorjahr). Der Absatz von E-Books belief sich laut Pressemeldungen auf<br />

4,7 Mio. Exemplare mit einem durchschnittlichen Preis von 8,07 € und<br />

757.000 E-Book-Käufern. Den Auswertungen zufolge lieben die Deutschen<br />

gedruckte Bücher, <strong>de</strong>r Trend sei aber rückläufig, die E-Book-Käufer<br />

„tickten“, wie es hieß, an<strong>de</strong>rs. 59 % fin<strong>de</strong>n es <strong>de</strong>m Vernehmen nach<br />

schön, dass Bücher zu Hause im Regal stehen und 38 % meinten, ein<br />

elektronisches Gerät reiche nicht an das Leseerlebnis eines echten<br />

Buches heran.<br />

Laut Börsenverein spielen gedruckte Bücher mehrheitlich die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle, aber <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>rer, die ausschließlich gedruckte Bücher<br />

kaufen, sinkt <strong>de</strong>n Informationen zufolge. Der Statistik nach haben 49 %<br />

<strong>de</strong>r Verlage im vergangenen Jahr E-Books vertrieben, fast 90 % <strong>de</strong>r<br />

Verlage wollen E-Books ins Programm nehmen. Elektronische Bücher<br />

setzen sich bei Verbrauchern langsamer durch als von <strong>de</strong>r Branche erwartet,<br />

wie Kommentatoren anmerkten. „Deutschlands Buchhandlungen<br />

rechnen damit, bis zum Jahr 2015 rund 3,5 Prozent ihres Umsatzes<br />

mit elektronischen Büchern zu machen“, wie <strong>de</strong>r Börsenverein<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls in Frankfurt am Main mitteilte. Deshalb<br />

seien auch die Erwartungen <strong>de</strong>r Buchhandlungen an das neue Geschäftsfeld<br />

„gedämpft”, wie es verschie<strong>de</strong>ne Medien verbreiteten. Auf<br />

<strong>de</strong>m Kongress <strong>de</strong>r Fachmedien 2012 verlautete <strong>de</strong>utlich, die Print-<br />

Medien dominierten weiter, mit E-Books wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>rzeit kaum Erlöse<br />

erzielt.<br />

101


Alfred Biels Literaturforum<br />

Literaturforum<br />

Gibt es langfristig nur noch E-Books?<br />

Dies ist eine spannen<strong>de</strong> und vieldiskutierte Frage. Die Experten von Bertelsmann<br />

z. B. urteilen – ähnlich <strong>de</strong>n meisten Fachvertretern von Verbän<strong>de</strong>n<br />

und Medienhäusern – klar und ein<strong>de</strong>utig: „Nein, die normalen Bücher<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Lesern erstmal erhalten bleiben.“ Sie fügen aber auch hinzu,<br />

„die langfristigen Konsequenzen für <strong>de</strong>n Buchmarkt lassen sich nur<br />

schwer voraussehen“. 1)<br />

Vielfältige Aspekte<br />

Immer mehr Verlage bieten ihre Bücher auch als E-Books und als Apps<br />

für Tablet-Computer und Handys an und sind bestrebt, einen möglichen<br />

neuen Trend nicht zu verpassen. Verlagsprospekte sind häufig überschrieben<br />

mit „Gedruckte und elektronische Neuerscheinungen“. Vielfältige<br />

Aspekte sind bei E-Books zu beachten und zu be<strong>de</strong>nken, wie<br />

beispielsweise: Leistung, Lebensdauer, Anzeigequalität und -geschwindigkeit,<br />

Augen- und Lesefreundlichkeit, Handling und Dateiformate, technischer<br />

Standard o<strong>de</strong>r Kompatibilität.<br />

Neue Fragen entstehen, wie z. B. <strong>de</strong>r Kopierschutz, Buchpreis-Bindung 2<br />

(die laut Börsenverein <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls in Deutschland auch<br />

für E-Books gilt). Kompliziert können juristische Beson<strong>de</strong>rheiten wer<strong>de</strong>n,<br />

da <strong>de</strong>r Erwerb einer E-Book-Datei juristisch keinem Kauf entspricht, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>de</strong>m Erwerb einer persönlichen Lizenz, <strong>de</strong>ren Weitergabe problematisch<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die mit einem E-Book möglicherweise verbun<strong>de</strong>nen<br />

Extras, wie multimediale Features, können an<strong>de</strong>rerseits über das hinausgehen,<br />

was ein traditionelles Buch bieten kann. Schlagwortartig heißt es<br />

oft: „Wenn ein Computer ein ganzes Bücherregal ersetzt“ 3). Offen ist die<br />

Frage: Welchen Einfluss haben technische Entwicklungen langfristig auf<br />

die Lesegewohnheiten. Offen bleiben zurzeit auch zahlreiche technische<br />

Fragen, noch fehlt ein allgemeiner Standard.<br />

Buch hat unabhängig von seinem Inhalt einen gefühlt höheren Wert für<br />

<strong>de</strong>n Eigentümer: einfach, weil es greifbar ist. Papier und Einband lassen<br />

die Worte „gewichtiger“ erscheinen als ein Bildschirm. Buchseiten fühlen<br />

sich beim Blättern lebendiger an als Plastik- o<strong>de</strong>r Metallgehäuse. Sie riechen,<br />

rascheln und knistern auf vertraute Weise“. Katrin Kutsche bemüht<br />

eine Formulierung, die das Wesen traditioneller Bücher in ganz beson<strong>de</strong>rer<br />

Weise heraushebt: „Bücher haben Seele“. So mancher Bücherfreund<br />

o<strong>de</strong>r Bücherwurm weiß davon zu berichten, welche Verbun<strong>de</strong>nheit<br />

er zu seinen Büchern hat, wie schwer man sich tut, Bücher aus Platzgrün<strong>de</strong>n<br />

zu entsorgen. Dazu noch einmal Katrin Kutsche: „Sie halten Erinnerungen<br />

und Eindrücke fest und wer<strong>de</strong>n – gekennzeichnet vom häufigen<br />

Gebrauch – zum unverwechselbaren Eigentum <strong>de</strong>s Lesers.“ Es lässt sich<br />

ergänzen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite steht <strong>de</strong>r individuelle „digitale Lebensstil“,<br />

<strong>de</strong>r unser Verhältnis und unseren Umgang mit <strong>de</strong>r digitalen Welt<br />

bestimmt und damit auch die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r E-Books <strong>de</strong>finiert.<br />

Unterschiedliche Nutzungsstile<br />

Neben eher individuellen und emotionalen Faktoren sowie Aspekten<br />

<strong>de</strong>r technischen Eignung und Verwendbarkeit kommt es auch auf die<br />

jeweilige Lese- und Nutzungssituation an. 5) Das gedruckte Buch steht<br />

ten<strong>de</strong>nziell für gewohnte, oft längere, vertiefen<strong>de</strong> und nachhaltige Lesesituationen.<br />

Digitale Medien ten<strong>de</strong>nziell eher für neue, kurze, aktuelle<br />

und auch mobile Lesesituationen. Möglicherweise ist nicht die Frage<br />

„E-Book o<strong>de</strong>r gedrucktes Buch“ zentral, son<strong>de</strong>rn das jeweilige Lesebedürfnisse.<br />

Wechseln<strong>de</strong> Lesebedürfnis können mal mehr die „Papierform“<br />

nachfragen, mal eher <strong>de</strong>n großen o<strong>de</strong>r kleinen Bildschirm.<br />

Vielleicht lautet ja die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, dass<br />

Print und Digital je nach Lesesituation und persönlichen Präferenzen<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r Bestand haben wer<strong>de</strong>n. Wir können wohl von einem<br />

Medien-Mix ausgehen.<br />

Wir sollten die Thematik differenziert bewerten – ohne uns dieses Trends<br />

und dieser Entwicklungen zu verschließen. Auch hier ist das Themenbild<br />

nicht nur schwarz o<strong>de</strong>r weiß, son<strong>de</strong>rn bunt und vielschichtig. Es<br />

scheinen sowohl auf <strong>de</strong>r individuellen als auch auf <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Ebene verschie<strong>de</strong>ne Einflüsse wirksam zu sein, die die Nutzung und<br />

Verbreitung <strong>de</strong>r E-Books beeinflussen.<br />

Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße und alles Gute für Ihr Tun<br />

„Ihr Bücherwurm“ Alfred Biel<br />

E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />

102<br />

Das „Lesegefühl“<br />

Eine große Rolle spielt das Leseerlebnis bzw. das Lesegefühl. Nach<br />

Umfragen meint immer noch ein hoher Anteil <strong>de</strong>r Bevölkerung, dass das<br />

Leseerlebnis mit E-Books nicht vergleichbar ist mit <strong>de</strong>m Leseerlebnis von<br />

gedruckten Büchern. Katrin Kutsche beschreibt das Lesegefühl, das gedruckte<br />

Bücher vermitteln können – in <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenzeitschrift <strong>de</strong>s Studienganges<br />

Buchhan<strong>de</strong>l / Verlagswirtschaft <strong>de</strong>r HTWL Leipzig (Ausgabe<br />

März 2012) – überaus anschaulich, treffend und meinungsstark (Zitat erfolgt<br />

mit freundlicher Genehmigung von Redaktion und Autorin) 4): „Das<br />

E-Book ist ein Datensatz – virtuell, nüchtern, ohne Charakter. Das reale<br />

Quellenhinweise<br />

1) Bertelsmann: Das große Buch <strong>de</strong>r Allgemein Bildung, Gütersloh 2011,<br />

S. 422<br />

2) Du<strong>de</strong>n - Deutsches Universalwörterbuch, 7. Aufl. Mannheim 2011<br />

[CD-ROM].<br />

3) Welt Online vom 13. April 2012<br />

4) Leipziger Lerche – Stu<strong>de</strong>ntenzeitschrift <strong>de</strong>s Studiengangs Buchhan<strong>de</strong>l<br />

/ Verlagswirtschaft <strong>de</strong>r HTWK Leipzig, Ausgabe Frühling 2012 (www.<br />

fbm.htwk-leipzig.<strong>de</strong>) – Suchfrage: Lerche), S. 16<br />

5) Interview „Es formiert sich ein <strong>de</strong>utscher E-Book-Markt“. URL: http://<br />

www.goethe.<strong>de</strong>/kue/lit/slt/<strong>de</strong>8076026.htm – Abfrage am 02.05.2012<br />

Pressematerial <strong>de</strong>s Börsenvereins <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls


Controlling – Zukunft gestalten<br />

Internationaler<br />

Controller Verein<br />

Top-Themen<br />

<br />

<br />

<br />

T<br />

<br />

<br />

8. Controlling Advantage Bonn<br />

CAB 2013<br />

15. November<br />

Controlling Insights Steyr CIS 2012<br />

23. November<br />

10. Controlling Competence<br />

Stuttgart CCS 2012<br />

29. November<br />

Business Intelligence Symposium<br />

5. Dezember in Stuttgart<br />

38. Congress <strong>de</strong>r Controller<br />

22./23. April 2013 in München<br />

Das stimmt mit <strong>de</strong>n 40 Jahren – und es<br />

stimmt auch wie<strong>de</strong>r nicht so ganz genau.<br />

Richtig ist, dass sich am 21. Oktober 1972<br />

vier Personen in einem Notariat zusammen<br />

fan<strong>de</strong>n, um die Controller Aka<strong>de</strong>mie in <strong>de</strong>r<br />

Rechtsform einer GmbH auf die Welt zu<br />

bringen. Es war die konstituieren<strong>de</strong> Gesellschafterversammlung;<br />

dieses Datum nun<br />

war also vor 40 Jahren.<br />

Der 21. Oktober muss ein ganz guter Tag gewesen<br />

sein für eine Gründung. Bei juristischen<br />

Personen zählt als Geburtstag <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Gründungsversammlung<br />

<strong>de</strong>r ersten Anteilseigner,<br />

die wie bei uns eine Gesellschaft mit beschränkter<br />

Haftung als legal entity ins Leben riefen. In<br />

einer Veröffentlichung <strong>de</strong>s Astrologen Wolfgang<br />

Döbereiner fin<strong>de</strong>t sich als Lebensmotto für die<br />

an einem 21. Oktober Geborenen, sinngemäß<br />

auch für Firmen gültig: „Geregelter Ausgleich<br />

ohne Auseinan<strong>de</strong>rsetzung“.<br />

Genau das ist, wenn man auf die 40 Jahre zurück<br />

<strong>de</strong>nkt, das Lebensmotto <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie: „geregelt“ im Sinne von „controlled“<br />

– beherrschbar gemacht und ausgeglichen: im<br />

Teilnehmerkreis wie im Trainerkollegium. Ausgleich<br />

auch im Sinne <strong>de</strong>r guten Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>m Management Service Verlag, seit<br />

1999 als Verlag für Controlling Wissen AG firmierend,<br />

und mit <strong>de</strong>m Internationalen Controller<br />

Verein eV (ICV). Und „Auseinan<strong>de</strong>rsetzung“?<br />

Wettbewerbskollegen, die sich später als wir<br />

auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Weiterbildung für Controller<br />

und mit Controlling gemel<strong>de</strong>t hatten, wur<strong>de</strong>n<br />

herzlich begrüßt und kooperierend eingela<strong>de</strong>n.<br />

Dieses Zusammenarbeiten von Weiterbildungsinstituten,<br />

die sich <strong>de</strong>m Thema Controlling widmen,<br />

ist organisiert in <strong>de</strong>r IGC International<br />

Group of Controlling. CA, ICV und VCW arbeiten<br />

seit Jahrzehnten zusammen in einem guten<br />

Dreiecksverhältnis.<br />

Vom Astrologen Wolfgang Döbereiner las ich in<br />

<strong>de</strong>n 70er Jahren im frisch gegrün<strong>de</strong>ten „Manager<br />

Magazin“. In <strong>de</strong>m Aufsatz <strong>de</strong>s Journalisten<br />

war beschrieben, dass hochrangige Manager<br />

bei Nacht und Nebel mit hochgestellten Mantelkrägen<br />

diesen Mann aufsuchen, um sich über<br />

die Zukunft beraten zu lassen – sozusagen<br />

„Wallenstein heute“. Dann habe ich Herrn<br />

Döbereiner eingela<strong>de</strong>n zu einem Abendgespräch<br />

bei unseren CA-Wochenseminaren für Controller<br />

ins Hotel Kaiserin Elisabeth nach Feldafing.<br />

Infos und Anmeldungen:<br />

ICV-Geschäftsstelle<br />

Telefon +49 - 89 - 89 31 34 20<br />

www.<strong>controller</strong>verein.com<br />

Das war logistisch einfach; dieser Mann lebt in<br />

München. Seine auch auf viele statistische Enqueten<br />

gestützten Aussagen beziehen sich auf<br />

Gruppenschicksale <strong>de</strong>r an bestimmten Tagen<br />

Geborenen und dass man während seines Lebens<br />

unterschiedliche Qualitäten von Zeit habe.<br />

So könne zum Beispiel ein Leiten<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />

als etwas lahmend beurteilt wird, eine exzellente<br />

Zeit vor sich haben – und umgekehrt. In<br />

<strong>de</strong>r Personalführung wäre es nicht schlecht,<br />

wenn man so etwas im Vorhinein schon wüsste.<br />

Im Sinne <strong>de</strong>s professionellen Controllerstoffes<br />

gehört das Thema in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Prognosen<br />

o<strong>de</strong>r auch Szenarien (Zukunftsverhaltensbil<strong>de</strong>r).<br />

Die Planung im Unternehmen, betreut durch das<br />

Controllerteam, braucht prog nos tische Unterlagen<br />

aus Analysen heraus. Aber die Planung selber<br />

enthält eine Willenserklärung <strong>de</strong>r Entscheidungsträger.<br />

Das gilt auch sonst in Fragen <strong>de</strong>r<br />

Lebensplanung. Bei einer Eheschließung wird<br />

man gefragt: „Willst Du?“ und nicht: „Wirst Du?“<br />

103<br />

Fortsetzung nächste Seite


Deshalb können die Controller nicht die Planung<br />

einfach machen, son<strong>de</strong>rn müssen dafür sorgen,<br />

dass die Planung im Unternehmen koordiniert<br />

zustan<strong>de</strong> kommt; auch mit Rationalität und<br />

Transparenz, so dass es einsehbar ist. Dann<br />

muss man´s hinschreiben, in Form bringen, in ein<br />

Formular setzen aus Controllers Methodikbox.<br />

Vor diesen 40 Jahren, die wir bei <strong>de</strong>r Controller<br />

Aka<strong>de</strong>mie im Oktober 2012 feiern, liegen noch<br />

13 Jahre graue Vorzeit in meinem eigenen Berufsleben,<br />

bevor dies in die Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />

eingemün<strong>de</strong>t ist. Als Veranstaltungsassistent<br />

begann ich 1959 beim HIB, Hessisches Institut<br />

für Betriebswirtschaft e.V. Mein Büro befand<br />

sich in <strong>de</strong>r IHK Frankfurt (Main). Mein Job war<br />

das Aufbauen, Organisieren und Betreuen von<br />

Veranstaltungen. Ich hatte Freiraum, wenn viele<br />

Teilnehmer kamen und gute Noten erteilten.<br />

Menschen, von <strong>de</strong>nen ich auf <strong>de</strong>r Universität<br />

gelesen hatte, konnte ich für Seminare verpflichten<br />

– z. B. Riebel, Kilger, Plaut. Auch<br />

US-Größen waren bei uns: z. B. Ernest Dichter<br />

(Marketing) o<strong>de</strong>r John Diebold (IT). Tage zur<br />

Orien tierung, etwa „Bargeldlose Lohnzahlung“<br />

o<strong>de</strong>r „Großraumbüro“, füllten in <strong>de</strong>n 60er Jahren<br />

<strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>de</strong>n IHK-Festsaal und<br />

waren Richtung weisend. Da bei <strong>de</strong>n<br />

Tagungen <strong>de</strong>s HIB in Frankfurt am Main z. B.<br />

Menschen von Bayer, BASF und Hoechst o<strong>de</strong>r<br />

z. B. von Philips, AEG und Siemens sich begegneten,<br />

erwies sich das „Hessisch“ im Namen<br />

<strong>de</strong>s Instituts als hin<strong>de</strong>rlich. Aus HIB wur<strong>de</strong> DIB:<br />

Deutsches Institut für Betriebswirtschaft e.V.<br />

1962/63 war ich Kostenplaner bei Plaut. Als ich<br />

in Düsseldorf-Reisholz zwischen Stahlwerken,<br />

Rohrziehereien und Schmie<strong>de</strong>pressen herumkroch,<br />

fragten mich die Meister vor Ort, was<br />

ich „<strong>de</strong>nn hier kontrollieren“ wolle. Ich sagte,<br />

dass mit <strong>de</strong>n neuen Kosten-Soll-Ist-Vergleichen<br />

je<strong>de</strong>r auch sein eigenes „Kosten-Controlling“<br />

betreiben könne – im Jahre 1962, vor 50 Jahren,<br />

das Erzeugen von „sehe ich ein“.<br />

Am 1.4.1963 kam ich zurück in das DIB. Der<br />

Job <strong>de</strong>s stv. GF war frei gewor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r mit<br />

DIB assoziierten Verkaufsleiteraka<strong>de</strong>mie e.V.<br />

wur<strong>de</strong> mir die Ehre zuteil, <strong>de</strong>n Verkaufsleitern<br />

auch Betriebswirtschaftliches beizubringen. Ich<br />

baute Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Planung und Steuerung <strong>de</strong>s<br />

Verkaufs zu Umsatz- und Ergebniszielen mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>r Deckungsbeitragsrechnung. Das fand<br />

Beifall. Z. B. lud mich ein Verkaufsvorstand in<br />

sein Unternehmen ein. Das Finanz- und Rechnungswesen<br />

sei „zu doof“ dazu, so etwas zu<br />

bieten, was ich vortrug. Dann kam ich hin und<br />

lernte kennen blitzgescheite und kundige Menschen<br />

im Rechnungswesen, die nur eines nicht<br />

so gut konnten, ihre Dienstleistung an das<br />

Management verkaufen. Das wur<strong>de</strong> zur Geburtsstun<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Controllerfunktion: das unverdrossene<br />

Rüberbringen <strong>de</strong>r Controllingbotschaft.<br />

So ist <strong>de</strong>r Stoff bei uns in <strong>de</strong>r Controller Aka<strong>de</strong>mie<br />

gebaut: Erst einmal ist nötig ein entscheidungsgeeignetes<br />

Rechnungswesen. Entschei<strong>de</strong>n<br />

tut man aber nicht für gestern. Also heißt<br />

Entschei<strong>de</strong>n zugleich Planen. Da es aber oft an<strong>de</strong>rs<br />

kommt, als man es bei <strong>de</strong>r Planung sich<br />

gedacht hat, muss man bei Abweichungen<br />

eben gegensteuern – im engeren Sinne also<br />

„controllen“. Dies liegt in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r jeweils<br />

verantwortlichen Manager. Dann ist Controlling<br />

zugleich eine Führung durch Ziele – ein<br />

Management by Objectives. Also ist Controlling<br />

auch ein Verhaltensthema – und Controller<br />

brauchen Verhaltenskenntnis und -können.<br />

<br />

Am 20./21. September haben in Frankfurt<br />

am Main Vorstand und Kuratorium <strong>de</strong>s Internationalen<br />

Controller Vereins (ICV) getagt.<br />

Der Freitagnachmittag war <strong>de</strong>r traditionellen<br />

gemeinsamen Strategieberatung<br />

<strong>de</strong>r Gremien vorbehalten. Freitagvormittag<br />

und am Samstag tagte <strong>de</strong>r Vorstand turnusmäßig<br />

separat.<br />

Bei <strong>de</strong>r gemeinsamen Tagung von Kuratorium<br />

und Vorstand wur<strong>de</strong>n vor allem perspektivisch<br />

langfristige inhaltliche wie auch strukturellorganisatorische<br />

Fragen behan<strong>de</strong>lt. Dazu zählten<br />

ein gemeinsames Grundsatzpapier von ICV<br />

und International Group of Controlling IGC, die<br />

Internationalisierung <strong>de</strong>s ICV, die Gewinnung<br />

weiterer Firmenmitglie<strong>de</strong>r und die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Publikationsreihe „ICV-Statements“.<br />

Der Vorstand setzte seine am Freitagmorgen<br />

begonnene Sitzung am Samstag fort und fasste<br />

mehrere Beschlüsse zur weiteren Vereinsentwicklung,<br />

z. B.:<br />

1. Die Strategie <strong>de</strong>s ICV wird weiterentwickelt;<br />

daraus wer<strong>de</strong>n die Ziele für 2013 abgeleitet.<br />

Dazu wird <strong>de</strong>r Input aus <strong>de</strong>n Regionen und<br />

Arbeitskreisen einbezogen.<br />

2. Es wird ein Relaunch <strong>de</strong>r ICV-Website vorbereitet.<br />

In diesem Zusammenhang wird geprüft,<br />

welchen Umfang die Website zukünftig<br />

haben soll, um die Vereinsstrategie angemessen<br />

zu unterstützen.<br />

3. Mit <strong>de</strong>n Regional<strong>de</strong>legierten wird beim diesjährigen<br />

Strategiekreistreffen am 24. November<br />

besprochen wer<strong>de</strong>n, wie die Firmen-Mitglie<strong>de</strong>r<br />

aktiver in die Arbeit <strong>de</strong>s ICV und seiner<br />

Arbeitskreise eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können.<br />

104<br />

Gemeinsame Sitzung von Kuratorium und Vorstand <strong>de</strong>s ICV.<br />

4. Zur weiteren Qualifizierung <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit<br />

wird im kommen<strong>de</strong>n Jahr ausgehend<br />

von <strong>de</strong>r Strategie <strong>de</strong>s ICV ein Kommunikations-Controlling<br />

erarbeitet.


Integrierte Abteilungsplanung, Controlling<br />

<strong>de</strong>s medizinischen Sachbedarfs und eine<br />

kritische Betrachtung diverser Qualitätsmo<strong>de</strong>lle<br />

waren u. a. Themen beim 13. Internationalen<br />

Controller Gesundheitstag am<br />

27. September im AKH Wien. Über 150 Controller<br />

von Gesundheitseinrichtungen aus<br />

D, A, CH nutzten die Gelegenheit zu Information<br />

und Erfahrungsaustausch.<br />

Über 150 Teilnehmer zählte die Internationale Gesundheitstagung 2012 in Wien.<br />

Nach kurzer Eröffnung durch Mag. DDr. Ranftler,<br />

<strong>de</strong>n neuen Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s ICV-Arbeitskreises<br />

Gesundheitswesen Österreich, folgte <strong>de</strong>r Vortrag<br />

von OAR Werner Steinböck, Mag. Agnes<br />

Frey und MMag. René Lambert über die Neu<strong>de</strong>finition<br />

<strong>de</strong>s Controllingprozesses <strong>de</strong>s Wiener<br />

Krankenanstaltenverbund. Anschließend hielten<br />

DI Jürgen Tiefenbacher, Dipl. KH BW Isabel<br />

Wagner und Dr. Wolfgang Klein ihr Referat über<br />

die integrierte Abteilungsplanung in <strong>de</strong>n NÖ<br />

Lan<strong>de</strong>skliniken und arbeiteten auch spontan die<br />

Unterschie<strong>de</strong> zu ihren Wiener Kollegen in puncto<br />

Planungstiefe und Berichtswesen heraus.<br />

Mit durchschnittlich knapp 20 % trägt <strong>de</strong>r medizinische<br />

Sachbedarf in vielen Kliniken maßgeblich<br />

zu <strong>de</strong>n Gesamtkosten bei. Priv. Doz. Dr.<br />

Med. Lars Müller, MBA präsentierte Erfahrungswerte<br />

und Einsparungspotentiale für genau diesen<br />

Bereich.<br />

Dr. Julia Oswald von <strong>de</strong>n Paracelsus Kliniken<br />

Deutschland gab im Anschluss einen Überblick<br />

über die Implementierung einer BI-Lösung im<br />

Konzerncontrolling.<br />

Den Nachmittag begann Mag. Sebastian Eger-<br />

Mraulak mit einer Vorstellung von Planspielen<br />

die helfen sollen, die Kommunikationsbarrieren<br />

zwischen Controllern und medizinischem Fachpersonal<br />

zu überwin<strong>de</strong>n.<br />

Eine Gegenüberstellung und kritische Betrachtung<br />

diverser Qualitätszertifikate stand im<br />

Brennpunkt <strong>de</strong>s Referats von Univ. Prof. Dr. Guido<br />

Offermanns. Dann stellten Ing. Dieter Reichel<br />

von SAP Österreich und Mag. Jörg Michael Telle,<br />

MBA von <strong>de</strong>r Firma Xantas, ein Beispiel praktischer<br />

Umsetzung eines SAP-Tools vor. Beson<strong>de</strong>rs<br />

daran ist die auf das österreichische<br />

Gesundheitswesen abgestimmte Konzeption,<br />

welche es bspw. ermöglicht, die Leistung auch<br />

in Form von LKF-Punkten darzustellen.<br />

Abschließend präsentierten Mag. Josef Essl und<br />

Stefan Friedrich von KPMG diverse Kennzahlen<br />

und Vergleiche <strong>de</strong>utscher und österreichischer<br />

Kliniken und sorgten damit noch für spannen<strong>de</strong>n<br />

Diskussionsstoff zum Thema Benchmarking<br />

und Vergleichbarkeit im Krankenhausbereich.<br />

Buchpräsentationen, Unternehmensvorstellungen<br />

und eine Posterpräsentation <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r FH Joanneum Graz trugen abseits <strong>de</strong>r Präsentationen<br />

zu einer sehr gelungenen, abwechslungsreichen<br />

und thematisch breit gefächerten<br />

Veranstaltung bei, die schon jetzt Vorfreu<strong>de</strong> auf<br />

<strong>de</strong>n 14. Internationalen Controller Gesundheitstag<br />

am 26. September 2013 macht.<br />

Info: Thomas Steininger<br />

<br />

In seiner Laudatio für Dr. Martin Reich<br />

anlässlich <strong>de</strong>r Übergabe <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

für das ICV-Forum Gesundheitswesen<br />

Österreich nach 10 Jahren Aufbauarbeit<br />

an DDr. Dietmar Ranftler erklärte ICV-<br />

Geschäftsführer Conrad Günther u. a.:<br />

... Sie sind <strong>de</strong>r Vater dieser Veranstaltung, haben<br />

sie ins Leben gerufen, aufgezogen, ihr über<br />

manche Klippen hinweggeholfen und zu <strong>de</strong>m<br />

gemacht, was wir heute staunend bewun<strong>de</strong>rn<br />

können, wenn wir hier mit 150 Personen<br />

zusammengekommen sind.<br />

Dr. Martin Reich mit DDr. Dietmar Ranftler und ICV-Geschäftsführer<br />

Conrad Günther (v.l.n.r.).<br />

... Sie, lieber Herr Dr. Reich haben es geschafft,<br />

dieser Veranstaltung mit <strong>de</strong>m AKH eine feste<br />

Heimat zu geben. Sie haben es geschafft, ICV<br />

und ÖCI als Kooperationspartner zusammenzuschmie<strong>de</strong>n.<br />

... Sie haben es geschafft, Sponsoren<br />

zu gewinnen. Sie haben es immer wie<strong>de</strong>r<br />

geschafft, interessante Referentinnen und<br />

Referenten aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Bereichen<br />

hierher zu holen. Sie haben es geschafft, Controlling<br />

zu einem interdisziplinären Thema zu<br />

machen ... Sie haben es auch geschafft, die<br />

Veranstaltung auf eine soli<strong>de</strong> finanzielle Basis<br />

zu stellen. Sie haben geschafft, was insbeson<strong>de</strong>re<br />

Grün<strong>de</strong>rn oft schwer fällt, loszulassen und<br />

die Veranstaltung einem kompetenten Nachfolger<br />

zu übergeben, damit die Weichen auch für<br />

die Zukunft gestellt sind.<br />

105


Gibt es eine Beziehung zwischen Bonuszahlungen<br />

und unethischem Verhalten? Dieser Fragestellung<br />

ging Matthias Mahlendorf nach und<br />

berichtete über Ergebnisse einer Studie <strong>de</strong>s<br />

WHU-Controllerpanels.<br />

106<br />

Über 100 Controlling-Experten und Führungskräfte auf <strong>de</strong>m 6. WHU-Campus for Controlling.<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Die Zukunft <strong>de</strong>s Controllings“<br />

fand am 14. September <strong>de</strong>r 6. WHU-<br />

Campus for Controlling in Vallendar statt.<br />

Den Dialog zwischen Controllingpraxis und<br />

-forschung för<strong>de</strong>rn wollen die Institutsdirektoren<br />

Utz Schäffer und Jürgen Weber,<br />

bei<strong>de</strong> ICV-Kuratoriumsmitglie<strong>de</strong>r, die über<br />

100 Controlling-Experten und Führungskräfte<br />

begrüßten.<br />

Was sind die wesentlichen Trends im Bereich<br />

IT-Systeme und welchen Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

müssen sich die Controller in Zukunft stellen,<br />

um im Dialog mit <strong>de</strong>m Management zu bleiben?<br />

– Diesen Fragen ging Jürgen Weber in seinem<br />

einführen<strong>de</strong>n Vortrag nach. Demnach können<br />

Self-Service Auswertung, Mobilität und Echtzeitdatenverarbeitung<br />

das Profil <strong>de</strong>r Controller<br />

stark beeinflussen und positiv verän<strong>de</strong>rn. Weber<br />

berichtete weiterhin über die Ergebnisse <strong>de</strong>r<br />

diesjährigen Sommerstudie <strong>de</strong>s WHU-Controllerpanels,<br />

die sich mit <strong>de</strong>r Strategiebeteiligung<br />

<strong>de</strong>s Controllings beschäftigt. Sie zeigt u. a. eine<br />

Beziehung zwischen <strong>de</strong>r Strategiebeteiligung<br />

<strong>de</strong>r Controller und <strong>de</strong>m Unternehmenserfolg<br />

auf. Daneben stellte Weber die neue Dokumentation<br />

„Controlling in Zahlen“ vor, die einen Überblick<br />

über die empirischen Ergebnisse <strong>de</strong>s WHU-<br />

Controllerpanels <strong>de</strong>r letzten fünf Jahre gibt.<br />

Über das Potenzial von Social Media berichtete<br />

Martin Grothe, Geschäftsführer <strong>de</strong>r complexium<br />

GmbH. Er skizzierte <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l, in <strong>de</strong>m sich<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Kommunikation von Unternehmen<br />

befin<strong>de</strong>t.<br />

Stefan Freigang, Vice Presi<strong>de</strong>nt Carbon Accounting<br />

& Controlling von <strong>de</strong>r Deutsche Post DHL,<br />

Green-Controlling-Preisträger 2011, berichtete<br />

zunächst über das Ziel seines Unternehmens,<br />

die CO 2<br />

-Effizienz bis 2020 entschei<strong>de</strong>nd zu<br />

verbessern. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie<br />

das im Finanzbereich angesie<strong>de</strong>lte „Carbon<br />

Accounting & Controlling“ Programm <strong>de</strong>s<br />

Konzerns das Management auf <strong>de</strong>m Weg zu<br />

diesem Ziel unterstützt. Er erläuterte auch, wie<br />

es gelungen ist, ein weltweites Carbon<br />

Accoun ting und ein umfassen<strong>de</strong>s Carbon Controlling<br />

mit Reporting, Analyse und Planung <strong>de</strong>r<br />

CO 2<br />

-Effizienz aufzubauen. Am Abschluss seines<br />

Vortrags stand die Diskussion, welche ökonomischen<br />

und ökologischen Vorteile hierdurch<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n können und wie sich die Rolle<br />

<strong>de</strong>s Controllers verän<strong>de</strong>rt hat.<br />

<br />

Auf <strong>de</strong>m WHU-Campus for Controlling 2012<br />

stellte Prof. Jürgen Weber die erste WHU-<br />

App vor. Seit 2007 wer<strong>de</strong>n im WHU-Controllerpanel,<br />

an <strong>de</strong>m sich ein erheblicher Anteil<br />

ICV-Mitglie<strong>de</strong>r beteiligt, Studien zu Controllingthemen<br />

durchgeführt. Daraus gewonnene<br />

Erkenntnisse stehen nun in einer App zur<br />

Verfügung. Diese ist kostenlos und offen für<br />

die gesamte Controller-Community. Die App<br />

kann auf Smartphone o<strong>de</strong>r TabletPC her-<br />

Tiefe Einblicke in <strong>de</strong>n Rollenwan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Controller<br />

bot <strong>de</strong>r Vortrag von Mark Frese. Der CFO <strong>de</strong>r<br />

METRO AG berichtete über das Projekt HORI-<br />

ZON 2020: Umsatzwachstum auf vergleichbarer<br />

Fläche, Steigerung <strong>de</strong>r operativen Profitabilität<br />

und Sicherung <strong>de</strong>s Free Cash Flow. Dabei steht<br />

<strong>de</strong>r Mehrwert für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n im Zentrum jeglichen<br />

Han<strong>de</strong>lns. Dies verlangt vom Controlling<br />

ein tiefes Verständnis <strong>de</strong>s operativen Geschäfts<br />

und eine aktive Rolle bei <strong>de</strong>r Implementierung.<br />

„Das neue Rollenbild <strong>de</strong>s Business Partners<br />

verspricht eine Win-Win Situation für <strong>de</strong>n Manager<br />

und seinen Controller – von einer Partnerschaft<br />

sollen bei<strong>de</strong> Parteien profitieren.“ Mit<br />

diesen Worten leitete Utz Schäffer die abschließen<strong>de</strong><br />

Podiumsdiskussion über <strong>de</strong>n Controller<br />

als Business Partner ein. Die Teilnehmer<br />

Rolf Hellermann (Bertelsmann AG), Udo Kraus<br />

(Hansgrohe SE) und Björn Radtke (CTcon<br />

GmbH) diskutierten kontrovers über das Kompetenzprofil<br />

<strong>de</strong>s Controllers. Am En<strong>de</strong> stand<br />

aber die gemeinsame Überzeugung, dass für<br />

die Controller kein Weg am Business Partner<br />

vorbei führt, für viele Controller dieser Weg aber<br />

noch weit ist.<br />

untergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und ist über WebKitbasierte<br />

Browser (Google Chrome und Safari)<br />

auch über <strong>de</strong>n PC nutzbar.<br />

http://controllingapp.whu.edu


„Controlling in volatilen Zeiten“ war am<br />

11. September Motto <strong>de</strong>r 23. Tagung <strong>de</strong>r<br />

Schweizer ICV-Arbeitskreise in Dättwil.<br />

Zum Auftakt ergrün<strong>de</strong>te Marketing-Professional<br />

Manfred Strobl die Frage, wie <strong>de</strong>r Erfolg von<br />

Kommunikationsmaßnahmen in verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Medien zu messen ist. Danach setzte sich<br />

Prof. Dr. Andreas Dietrich vom Institut für<br />

Finanzdienstleistungen Zug und <strong>de</strong>r Hochschule<br />

Luzern Banking und Finance mit <strong>de</strong>r Meinung<br />

auseinan<strong>de</strong>r, Banken seien, insbeson<strong>de</strong>re gegenüber<br />

kleineren und mittleren Unternehmen,<br />

gera<strong>de</strong>zu wirtschaftsfeindlich. Mit Adolf J. Dörig<br />

und Peter E. Klauser suchten anschließend<br />

zwei ausgewiesene Fachleute Antworten auf<br />

die Frage, ob es eine Kluft gibt zwischen <strong>de</strong>n<br />

eher weichen Aussagen, die sich aus <strong>de</strong>m Risikomanagement<br />

ergeben, und <strong>de</strong>n harten Fakten<br />

<strong>de</strong>s Controllings. Dabei zeigten sie jene<br />

Chancen auf, die in <strong>de</strong>r praktischen Anwendung<br />

von mo<strong>de</strong>rnen Metho<strong>de</strong>n, Techniken und<br />

Tools im praktischen Alltag vorhan<strong>de</strong>n sind. Die<br />

Kosten und Wirksamkeit von Kommunikationsmaßnahmen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re von Sozialen Medien,<br />

zu messen und die Wirkung auf <strong>de</strong>n Unternehmenserfolg<br />

objektiv zu beurteilen, war<br />

Thema von Berna<strong>de</strong>tte Bisculm. Zu neuen Regulationen<br />

im Bankensektor und <strong>de</strong>ren Auswirkungen<br />

auf die Unternehmensfinanzierungen<br />

sprach anschließend Rudolf Sigg, CFO <strong>de</strong>r Zürcher<br />

Kan tonalbank. Die Volatilität in <strong>de</strong>r Gesetzgebung<br />

mit immer neuen gesetzgeberischen<br />

Fakten in <strong>de</strong>r Rechnungslegung nahm schließlich<br />

Sikan<strong>de</strong>r von Bhicknapahari zum Anlass,<br />

mit <strong>de</strong>m herrschen<strong>de</strong>n „Gesetzessalat“ aufzuräumen<br />

und die wichtigsten Än<strong>de</strong>rungen zu erläutern.<br />

<br />

Bei <strong>de</strong>r 3. Sitzung <strong>de</strong>s ICV-Branchen-AK<br />

„Controlling in Transport & Logistik“ am<br />

13./14. September bei <strong>de</strong>r Dresdner Verkehrsbetriebe<br />

AG wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>s<br />

Nachhaltigkeitscontrollings bei <strong>de</strong>n AK-Mitglie<strong>de</strong>rn<br />

erörtert und das Thema „Budgetierung“<br />

eingeleitet.<br />

Am ersten Sitzungstag berichteten die Teilnehmer<br />

über die aktuelle Entwicklung in ihren<br />

Unternehmen und Institutionen. Der Abend wur<strong>de</strong><br />

zum Networking in <strong>de</strong>r Dresdner Altstadt genutzt.<br />

Zum Schwerpunktthema „Nachhaltigkeit“ stellte<br />

Andreas Neukirch von <strong>de</strong>r Dresdner Verkehrsbetriebe<br />

AG seine Masterarbeit „Wann ist<br />

nachhaltig managen in Unternehmen <strong>de</strong>s ÖPNV<br />

sinnvoll und wirtschaftlich?“ vor. Die Thesen<br />

wur<strong>de</strong>n intensiv diskutiert. Sebastian Berlin vom<br />

International Performance Research Institute<br />

Im Straßenbahnmuseum <strong>de</strong>r Dres<strong>de</strong>ner Verkehrsbetriebe wur<strong>de</strong> in die Geschichte <strong>de</strong>s Unternehmens eingetaucht und waren<br />

hervorragend restaurierte Fahrzeuge zu bestaunen.<br />

referierte über „Grünes“ Controlling. Dabei wur<strong>de</strong><br />

über erste Erfahrungen bei Logistikdienstleistern<br />

berichtet. Die AK-Teilnehmer wollen <strong>de</strong>n<br />

Stand <strong>de</strong>s Nachhaltigkeitscontrollings in ihren<br />

Unternehmen anhand eines Fragebogens ermitteln<br />

und analysieren. Zur Einstimmung auf<br />

<strong>de</strong>n neuen Themenschwerpunkt „Budgetierung“<br />

referierte Lars Riemer von Horváth und<br />

Partners über Mo<strong>de</strong>rne Budgetierung.<br />

Info: Christian Schnei<strong>de</strong>r<br />

<br />

Während <strong>de</strong>r Führung durch Studios und die<br />

Sen<strong>de</strong>komplexe von Bayern 1 und 3 im Funkhaus<br />

gab es sogar einen Plausch mit <strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>ratorinnen<br />

Petra Mentner (BR 1) und Susanne<br />

Rohrer (BR 3). Nach <strong>de</strong>r Führung wur<strong>de</strong> das BR<br />

(Hörfunk) „Controlling“ vorgestellt. Ein 5-Jahresbudget<br />

(genehmigt und zugeteilt von <strong>de</strong>r<br />

ARD) wird auf die Jahre und die einzelnen Ressorts<br />

nach einen bestimmten Schlüssel verteilt.<br />

Der AK-Südbayern bedankt sich bei Wolfgang<br />

Rackl (Programmwirtschaft HF) und<br />

Patrick Müller vom BR.<br />

Info: Klemens Küstner<br />

107


Am 18. September hat sich <strong>de</strong>r ICV-<br />

Branchearbeitskreis „Energie+Wasser“<br />

zum 25. Mal getroffen. Gäste <strong>de</strong>r festlichen<br />

Jubiläumssitzung im Gasthaus Alte<br />

Nikolaischule in Leipzig waren die ICV-<br />

Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r Conrad Günther und<br />

Dr. Walter Schmidt.<br />

Zum Auftakt gab Ulrich A. Dorprigter, Leiter <strong>de</strong>s<br />

Branchen-AK, einen faktenreichen Rückblick<br />

auf die 25 Sitzungen <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />

„Energie+Wasser“ und wagte einen Ausblick<br />

auf kommen<strong>de</strong> Vorhaben.<br />

Es referierten anschließend: Dr. Walter Schmidt<br />

über „Controlling – Führen mit messbaren Zielen“;<br />

Werner Döbritz zur Frage „Wie Führen mit<br />

Zielen gelingen kann“; Manuela Lentsch von<br />

<strong>de</strong>r gastgeben<strong>de</strong>n BI Business Intelligence<br />

GmbH unter <strong>de</strong>m Titel „Geringer Bedarf an<br />

einer integrierten Sicht auf Margen im Vertriebscontrolling“<br />

zu neuesten Umfrageergebnissen;<br />

Dr. Anna Quitt, PwC AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft:<br />

„Verknüpfung <strong>de</strong>r<br />

Intensives Netzwerken ist auch in <strong>de</strong>n Pausen <strong>de</strong>r Branchen-Arbeitskreistreffen angesagt.<br />

regulatorischen und kaufmännischen Perspektiven<br />

in <strong>de</strong>r Planung“; Thorsten Sebo, AVU Aktiengesellschaft<br />

für Versorgungs-Unternehmen:<br />

„Beteiligung <strong>de</strong>s Controllings bei <strong>de</strong>r Strategieentwicklung“;<br />

Hermann Bookjans, PMC Löcker<br />

GmbH: „Erfahrungen aus einem Reorganisationsprojekt<br />

im Netzbereich“; Gerald Stuer,<br />

Stadtwerke Kiel AG: „Risiken und Kalkulation<br />

<strong>de</strong>r Energiebeschaffung“.<br />

Die Abendveranstaltung im asisi Panometer<br />

Leipzig bot <strong>de</strong>n Arbeitskreismitglie<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r<br />

Besichtigung <strong>de</strong>s 360°-Panoramas „Amazonien“<br />

im ehemaligen Gasometer beeindrucken<strong>de</strong><br />

Erlebnisse und anschließend kulinarische Genüsse<br />

und fruchtbares Networking „am Bo<strong>de</strong>n“<br />

<strong>de</strong>s gewaltigen Regenwal<strong>de</strong>s.<br />

Am Folgetag nutzten viele Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Branchenarbeitskreises<br />

die Gelegenheit, zu Son<strong>de</strong>rkonditionen<br />

am BI. Energie Kongress in Leipzig<br />

teilzunehmen. Das ICV-Weblog berichtete live<br />

von dieser Tagung (blog.<strong>controller</strong>verein.<strong>de</strong>).<br />

<br />

<strong>de</strong>s Tunnels erkennen, oben sein, weit voraus<br />

sehen – und <strong>de</strong>n Abstieg wohlgemut und forschen<br />

Schritts mit neuen, noch höheren Zielen<br />

(Papststein) verbin<strong>de</strong>n. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n die noch<br />

höheren Ziele durch eine Regenfront – wie im<br />

Leben! – unmöglich gemacht.<br />

108<br />

Auf <strong>de</strong>m Weg zum Pfaffenstein „bewährte Techniken aus <strong>de</strong>n Unternehmen“ eingesetzt.<br />

Anlässlich seiner 50. Sitzung unternahm<br />

<strong>de</strong>r AK-Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg eine Reise<br />

in die Sächsische Schweiz. 12 AK-Mitglie<strong>de</strong>r,<br />

teilweise mit Partner, trafen sich<br />

am 21. September in Gohrisch, um das<br />

Wochenen<strong>de</strong> gemeinsam zu verbringen.<br />

Herwig R. Friedag berichtet:<br />

Auftakt war ein leckeres gemeinsames Aben<strong>de</strong>ssen<br />

im Hotel, das sich dann verflüssigt doch<br />

etwas hinzog. Am nächsten Morgen hieß es:<br />

Losmarschieren. Der Pfaffenstein war als Ziel<br />

auserkoren. Dort konnten wir die Techniken aus<br />

unseren Unternehmen gekonnt einsetzen: anstrengen,<br />

Lasten tragen, aufsteigen, ducken,<br />

wie<strong>de</strong>r hervorkommen und das Licht am En<strong>de</strong><br />

Abends dann mussten wir in <strong>de</strong>n Kerker: Auf<br />

<strong>de</strong>r Festung Königstein wur<strong>de</strong>n wir „hinter<br />

Schloss und Riegel“ lecker und mit viel Freu<strong>de</strong><br />

bewirtet – und haben uns durch nichts erschrecken<br />

lassen. Lachen ist gesund! Im Fackelschein<br />

nahmen wir aus <strong>de</strong>n Festungskatakomben<br />

Reißaus und konnten vor <strong>de</strong>n Abreise am<br />

Sonntag früh noch ein schönes gemeinsames<br />

Frühstück einnehmen.<br />

Info: Herwig Friedag


Im bun<strong>de</strong>sweiten Benchmarkingprojekt „Top Consultant“<br />

zählt in diesem Jahr die Rosita Blaha GmbH mit<br />

ihrer Geschäftsführerin Rosita Blaha zu <strong>de</strong>n „besten<br />

Beratern für <strong>de</strong>n Mittelstand“. In <strong>de</strong>r Controlling-<br />

Community ist sie weithin bekannt u. a. durch ihren<br />

Karriere-Ratgeber auf <strong>de</strong>r ICV-Website, als aktives<br />

Mitglied im ICV-Arbeitskreis Süd I (Großraum München)<br />

o<strong>de</strong>r auch als einfallsreiche Ausstellerin zum<br />

Congress <strong>de</strong>r Controller.<br />

Wie fühlen Sie sich als frisch gekürter „Top<br />

Consultant“?<br />

Rosita Blaha: Ich fühle mich bestätigt in unserer<br />

Arbeit und daher fühle ich mich gut. Gleichzeitig<br />

sehe ich das Prädikat als Herausfor<strong>de</strong>rung an,<br />

<strong>de</strong>n hohen Standard, <strong>de</strong>n unsere Kun<strong>de</strong>n von<br />

uns erwarten, auch weiterhin ohne Einschränkung<br />

anzubieten.<br />

Ein Kriterium <strong>de</strong>r Auszeichnung ist eine „kun<strong>de</strong>ngerechte,<br />

mittelstandsorientierte Beraterleistung“.<br />

Was verstehen Sie darunter?<br />

Am liebsten nenne ich Ihnen hier das Zitat von<br />

einem unserer Großkun<strong>de</strong>n: „Wenn ich bei <strong>de</strong>r<br />

Personalsuche Unterstützung von <strong>de</strong>n in unserem<br />

Unternehmen gelisteten Personalberatern<br />

anfor<strong>de</strong>re, dann hängen innerhalb von zwei<br />

Stun<strong>de</strong>n 200 Lebensläufe in meinem E-Mail-<br />

Eingang. Und das verstehe ich nicht unter Personalberatung.<br />

Ihr Unternehmen hat Lösungen<br />

geliefert, das schätze ich an Ihrer Arbeit.“ Dazu<br />

kann ich ergänzen, dass wir Menschen fin<strong>de</strong>n,<br />

die zu unseren Kun<strong>de</strong>nunternehmen passen.<br />

Und das nicht nur fachlich. Der neue Mitarbeiter<br />

o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Interim Manager muss von seiner<br />

Persönlichkeitsstruktur in das Team passen, er<br />

muss zu seinem Chef o<strong>de</strong>r zu seinen künftigen<br />

Mitarbeitern passen. Um Ergebnisse zu liefern,<br />

benötigen wir allerdings etwas mehr als nur<br />

zwei Stun<strong>de</strong>n Zeit. Ich kann versprechen, dass<br />

unsere Kun<strong>de</strong>n nach nur 3-5 Vorstellungsgesprächen<br />

<strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n Mitarbeiter gefun<strong>de</strong>n<br />

haben und einstellen können. Das ist unsere<br />

Stärke und das sehen wir als unsere Hauptaufgabe<br />

an: Effizienz schaffen für unsere Kun<strong>de</strong>n.<br />

Deswegen ist es für uns entschei<strong>de</strong>nd wichtig,<br />

dass wir unsere Ansprechpartner sowie die<br />

Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld<br />

persönlich kennen.<br />

Welche Beratungsleistungen sind <strong>de</strong>rzeit<br />

beson<strong>de</strong>rs gefragt?<br />

Kandidaten wünschen Ratschläge zu Weiterbildungen,<br />

um ihre Chancen o<strong>de</strong>r Karrierechancen<br />

zum Einstieg bei einem Arbeitgeberwechsel<br />

zu erhöhen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einstieg ins Controlling zu<br />

fin<strong>de</strong>n. Darauf beziehen sich auch die meisten<br />

Anfragen an <strong>de</strong>n Online-Ratgeber <strong>de</strong>s ICV. Weitere<br />

wichtige Dauerthemen sind die Lebenslaufgestaltung<br />

und Gehaltsfragen.<br />

Und welche Erwartungen haben Unternehmen?<br />

Bei <strong>de</strong>n Unternehmen sieht es an<strong>de</strong>rs aus, die<br />

Beratungsleistung ergibt sich häufig im Laufe<br />

eines Besetzungsprozesses. Hier kommt es<br />

sehr auf unsere persönliche Einschätzung an,<br />

ob die verantwortlichen Entschei<strong>de</strong>r mit ihren<br />

„Vorstellungen“ <strong>de</strong>n gewünschten neuen Mitarbeiter<br />

auch „erreichen“ können. Das Spektrum<br />

<strong>de</strong>r Beratung ist also breit. Es reicht von <strong>de</strong>r<br />

Einschätzung <strong>de</strong>s sehr verän<strong>de</strong>rlichen Bewerbermarktes<br />

über die Formulierung von Jobangeboten<br />

bis hin zur Beurteilung von Vorstellungsgesprächen,<br />

die wir häufig begleiten. Wir müssen<br />

unsere Kun<strong>de</strong>n verstehen, <strong>de</strong>ren Wünsche<br />

übersetzen und diese abstimmen auf Persönlichkeiten<br />

und Möglichkeiten, die <strong>de</strong>r Bewerbermarkt<br />

bietet. Das setzt große Erfahrung voraus<br />

und pädagogisches Feingefühl. Mit unseren<br />

Kun<strong>de</strong>n kommunizieren wir offen und ehrlich.<br />

Sie haben bei <strong>de</strong>r Preisverleihung erklärt, das<br />

persönliche Engagement Ihrer Mitarbeiter präge<br />

die Arbeit in Ihrem Beratungshaus. Wie sorgen<br />

Sie bei Ihren Mitarbeitern dafür?<br />

Das wichtigste Kriterium heißt: sich Zeit nehmen<br />

für die Menschen, die wir beraten. Nicht<br />

selten erfor<strong>de</strong>rn unsere Beratungsleistungen<br />

zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Einsatz außerhalb <strong>de</strong>r üblichen<br />

Arbeitszeiten. Wir beurteilen die Menschen, die<br />

uns ihr Vertrauen schenken, nicht nach unserer<br />

persönlichen Ansicht, son<strong>de</strong>rn danach, wie sie<br />

aufgrund ihrer Individualität und Einzigartigkeit<br />

zu einer neuen und an<strong>de</strong>ren Arbeitskultur passen.<br />

Nur so bringen wir die Menschen erfolgreich<br />

zusammen. Es zählt zu meinen wichtigsten<br />

Aufgaben, die Unternehmensphilosophie<br />

<strong>de</strong>n Mitarbeitern schon bei <strong>de</strong>r Ausbildung nahe<br />

zu bringen und sie selbst zu leben: Offenheit<br />

untereinan<strong>de</strong>r und konkurrenzloses Arbeiten in<br />

einem sehr dynamischen Umfeld, Wertschätzung<br />

zeigen und geben, <strong>de</strong>n Blick nach vorne<br />

richten und manchmal in <strong>de</strong>n Rückspiegel<br />

sehen. Verantwortung übernehmen, zuhören<br />

und Stellung beziehen. Die wichtigste Voraussetzung<br />

ist: Man muss Menschen mögen, um<br />

mit ihnen zu arbeiten. Dazu gehört dann manchmal<br />

auch Demut. Unsere Mitarbeiter schätzen<br />

es, dass sie viel lernen und sehr eigenständig<br />

arbeiten können. Das ist die Garantie dafür,<br />

dass wir unsere Dienstleistung auf diesem<br />

hohen Niveau anbieten können.<br />

Sie engagieren sich seit Jahren im ICV. Welchen<br />

Zusammenhang sehen Sie zwischen Ihrer<br />

Arbeit im Verein und <strong>de</strong>r Auszeichnung als „Top<br />

Consultant“?<br />

Die Kontakte durch <strong>de</strong>n Online-Karriere-Ratgeber,<br />

Gespräche als Aussteller auf <strong>de</strong>m Congress<br />

<strong>de</strong>r Controller o<strong>de</strong>r auch die Mitarbeit im regionalen<br />

Arbeitskreis – wir suchen und nutzen<br />

Gelegenheiten, am Puls <strong>de</strong>r Zeit zu sein. Aus<br />

erster Hand zu erfahren, welche Themen im<br />

Controlling bei Unternehmen und Konzernen<br />

aktuell sind, unser Know-how in einem hoch<br />

spezialisierten Bereich auf <strong>de</strong>m neuesten Stand<br />

halten, das alles hilft, Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu verstehen. Das trägt natürlich zu unserem<br />

Erfolg bei.<br />

Kann sich eine ICV-Mitgliedschaft karriereför<strong>de</strong>rnd<br />

auswirken?<br />

Ein klares Ja! Unternehmen schätzen es, wenn<br />

Mitarbeiter im Job Wissen durch Fortbildungen<br />

ergänzen und für Verän<strong>de</strong>rungen neugierig bleiben.<br />

Die Mitgliedschaft im ICV garantiert einen<br />

hohen Gehalt an Sachinformationen und animiert<br />

dadurch zur fachlichen Weiterbildung. Das<br />

ergibt für ein Mitglied positive Synergien.<br />

109


110<br />

Begriff und Relevanz<br />

Das Working Capital Management hat die Aufgabe,<br />

die geeigneten Hilfsmittel, Metho<strong>de</strong>n und<br />

Messgrößen zur Steuerung <strong>de</strong>s Working Capitals<br />

im Unternehmen bereitzustellen. Hierbei ist<br />

eine größtmögliche Steuerbarkeit über geeignete<br />

Stellhebel anzustreben, um die Struktur <strong>de</strong>s<br />

betrieblichen Umlaufvermögens und die I<strong>de</strong>ntifikation<br />

<strong>de</strong>r Beeinflussungsmöglichkeiten für<br />

das Management transparenter darzustellen<br />

(Vgl. Wil<strong>de</strong>mann, 2002). Durch die Freisetzung<br />

von Vermögenswerten, die im Umlaufvermögen<br />

gebun<strong>de</strong>n sind, wird <strong>de</strong>r Umschlag <strong>de</strong>s eingesetzten<br />

Kapitals im Unternehmen erhöht. Die<br />

hieraus resultieren<strong>de</strong>n Liquiditätsreserven wirken<br />

sich direkt positiv auf die Kapitalrentabilität<br />

aus, wenn diese ergebnissteigernd eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Neben positiven Wirkungseffekten auf<br />

Kapitalumschlag und Liquidität wer<strong>de</strong>n gleichzeitig<br />

Bilanzstrukturen optimiert und Rentabilitätskennzahlen<br />

verbessert. Somit eröffnet das<br />

WCM indirekt auch Chancen auf alternative<br />

Finanzierungsformen über Kapitalgeber, die<br />

ihren Blick verstärkt auf Bilanzstrukturen und<br />

Unternehmenskennzahlen richten (Vgl. KPMG,<br />

2005).<br />

Das Working Capital Management als<br />

inte griertes Konzept<br />

Ein integriertes Working Capital Management<br />

berücksichtigt alle liquiditätswirksamen Prozesse<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Wertschöpfungskette. Auf diese<br />

Weise wird das Augenmerk gleichzeitig auf<br />

die zentralen Prozessabläufe Purchase to Pay,<br />

Forecast to Fulfill und Or<strong>de</strong>r to Cash gerichtet.<br />

Die prozessbezogene Sichtweise stellt sicher,<br />

dass anfallen<strong>de</strong> Zielkonflikte richtig gewichtet<br />

und Wechselwirkungen und Überschneidungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Prozessen erkannt wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise<br />

ergeben sich beim Aushan<strong>de</strong>ln von<br />

Liefervereinbarungen mit Kun<strong>de</strong>n gleichzeitig<br />

auch Auswirkungen auf die Produktionsplanung<br />

und entsprechend über <strong>de</strong>n Materialbedarf<br />

auch auf die Liefervereinbarungen mit Lieferanten.<br />

Obwohl <strong>de</strong>m WCM in <strong>de</strong>r Praxis eine hohe<br />

Be<strong>de</strong>utung beigemessen wird, wer<strong>de</strong>n die Ziele<br />

<strong>de</strong>s WCM im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Unternehmenszielen<br />

häufig nachrangig behan<strong>de</strong>lt.<br />

Da bei stehen zum einen die organisatorischen<br />

Schwierigkeiten in <strong>de</strong>r systematischen Koordination<br />

<strong>de</strong>r drei Hauptprozesse und zum an<strong>de</strong>ren<br />

<strong>de</strong>r gering eingeschätzte Wirkungshebel <strong>de</strong>s<br />

Purchase to Pay Prozess im Vor<strong>de</strong>rgrund. Ein<br />

integriertes WCM-Konzept strebt ein unternehmensweites<br />

Gleichgewicht zwischen <strong>de</strong>n Zielen<br />

Kapitalbindung, Prozesskosten und Prozessqualität<br />

an (Vgl. KPMG, 2005).<br />

Or<strong>de</strong>r to Cash<br />

Eine vorteilhafte Gestaltung <strong>de</strong>r Zahlungsvereinbarungen<br />

mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n, in Form von kurzen<br />

Zahlungszielen mit geringen Ausfallrisiken,<br />

sind mögliche Steuerungsgrößen. Weitere<br />

Ansatzpunkte zur Reduzierung <strong>de</strong>r Zeitspanne<br />

zwischen Verkauf <strong>de</strong>r betrieblichen Leistungen<br />

und Einzahlung sind ein beschleunigtes Mahnwesen<br />

und die Ausnutzung von Factoring. Insgesamt<br />

sind bei einem effizienten Debitorenmanagement<br />

zu hohe For<strong>de</strong>rungsbestän<strong>de</strong> zu<br />

vermei<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m eine zeitnahe Fakturierung<br />

durch Analyse und Gestaltung <strong>de</strong>r internen<br />

Auftragsabwicklungsprozesse unterstützt wird<br />

(Vgl. Rossen, 2005).<br />

Purchase to Pay<br />

Im Sinne eines verbesserten Cash Managements<br />

sind mit <strong>de</strong>n Lieferanten möglichst lange<br />

Zahlungsziele zu vereinbaren. Gleichzeitig sollte<br />

es möglich sein, eine rasche Auszahlung durch<br />

vorteilhafte Skonti abzugelten. Inwieweit sich<br />

die Zahlungsbedingungen mit <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

verhan<strong>de</strong>ln lassen, hängt in erster Linie von<br />

<strong>de</strong>r eigenen Marktstellung und von <strong>de</strong>r Wettbewerbsintensität<br />

ab. Ein erfolgreiches Kreditorenmanagement<br />

steht <strong>de</strong>mnach immer im<br />

Konfliktverhältnis zwischen <strong>de</strong>r Verlängerung<br />

<strong>de</strong>r Zah lungsausgänge für Lieferantenbezüge<br />

und <strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r guten Lieferantenbeziehungen.<br />

Forecast to Fulfill<br />

Zur Reduzierung <strong>de</strong>r Zeitspanne zwischen Produktionsstart<br />

und Verkauf <strong>de</strong>r betrieblichen<br />

Leistungen sind Maßnahmen abzuleiten, die am<br />

Produktionsprozess ansetzen. Die Kapitalbindung<br />

im Wareneingangslager lässt sich spürbar<br />

senken, in<strong>de</strong>m Rohstoffe just in time angeliefert<br />

und Wareneingangskontrollen an <strong>de</strong>n Lieferanten<br />

abgegeben wer<strong>de</strong>n. Eine flussorientierte<br />

Anordnung <strong>de</strong>r Fertigungsschritte unter Vermeidung<br />

von Zwischenbestän<strong>de</strong>n erhöht <strong>de</strong>n<br />

straffen und reibungslosen Produktionsdurchlauf<br />

und reduziert zu<strong>de</strong>m die Kapitalbindung<br />

zwischen <strong>de</strong>n Wertschöpfungsprozessen (Vgl.<br />

Rilling, 2003).<br />

Fazit<br />

Die organisatorische Umsetzung <strong>de</strong>s WCM sollte<br />

von einer zentralen Stelle aus erfolgen, die<br />

<strong>de</strong>n Prozessbereichen übergeordnet ist. Diese<br />

zentrale Position, die häufig im Finanzwesen<br />

angesie<strong>de</strong>lt wird, stellt die Umsetzung <strong>de</strong>r Working<br />

Capital Politik im Unternehmen sicher. In<br />

dieser Funktion wer<strong>de</strong>n Richtlinien festgelegt<br />

und Standards dokumentiert, die die prozessübergreifen<strong>de</strong><br />

Umsetzung <strong>de</strong>s Konzeptes unterstützen.<br />

Je nach Ausgestaltungsform reichen<br />

die weiteren Aufgabenfel<strong>de</strong>r vom Einsatz spezifischer<br />

Kennzahlen in einem standardisierten<br />

Berichtswesen bis hin zur Ermittlung und<br />

Aggre gation von Risikopositionen bei Kun<strong>de</strong>n<br />

und Lieferanten.<br />

Lesen Sie <strong>de</strong>n ganzen Artikel auf<br />

www.controlling-wiki.com<br />

Ersteinsteller: Dipl.-Kfm. (FH)<br />

Thorsten Steinhardt, Grevenbroich<br />

<br />

Ständig sucht <strong>de</strong>r ICV Experten, die<br />

im ControllingWiki auf <strong>de</strong>r ICV-Website<br />

Fachbegriffe erklären. Die Wiki-Startseite<br />

gibt konkrete Handlungsanweisungen,<br />

wie dabei vorzugehen ist.


Der Arbeitskreis Bo<strong>de</strong>nsee-Allgäu besteht<br />

seit 1979. Bis 2004 hieß er „Süd II“. In <strong>de</strong>r<br />

Regel fin<strong>de</strong>n zwei eintägige Treffen pro<br />

Jahr, jeweils im Frühjahr und Herbst, statt.<br />

Als Tagungsort wird meist ein teilnehmen<strong>de</strong>s<br />

Unternehmen als Gastgeber gefun<strong>de</strong>n –<br />

und gleich besichtigt. „Das ist für die Teilnehmer<br />

immer sehr interessant“, sagt<br />

Friedrich Gran<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r im Juni dieses Jahres<br />

sein Amt als AK-Leiter an Friedhelm Großmann<br />

abgegeben hat. Aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n:<br />

Der Berater, <strong>de</strong>r in Friedrichshafen lebt,<br />

ist regelmäßig in Rostock im Einsatz –<br />

eine Aufgabe, die viel Energie und Zeit in<br />

Anspruch nimmt.<br />

An seine Anfänge als Funktionär im ICV erinnert<br />

sich Friedrich Gran<strong>de</strong>l gerne. Es war im Jahr<br />

2004, als er zum Arbeitskreisleiter Bo<strong>de</strong>nsee-<br />

Allgäu gewählt wur<strong>de</strong> – in Abwesenheit. Sein<br />

Vorgänger war kurzfristig beruflich nach Asien<br />

umgezogen. Eine schnelle Lösung war gefragt.<br />

„Die Run<strong>de</strong> dachte wahrscheinlich, <strong>de</strong>r Gran<strong>de</strong>l<br />

ist in Pension und hat Zeit. Und re<strong>de</strong>n kann er<br />

auch. Als ich nach einer Pause zur Sitzung kam<br />

und wissen wollte, wie es nun weitergeht mit<br />

<strong>de</strong>n Wahlen, meinten die an<strong>de</strong>ren nur: Das<br />

haben wir schon erledigt, Du bist gewählt, wir<br />

können weitermachen!“, erinnert sich Friedrich<br />

Gran<strong>de</strong>l schmunzelnd. Er habe gerne zugestimmt.<br />

Bereut hat er diese Entscheidung nie.<br />

„Auch darum, weil mich <strong>de</strong>r damalige Delegierte<br />

Deutschland Süd, Walter Meissner, immer<br />

sehr gut unterstützt hat“, resümiert Friedrich<br />

Gran<strong>de</strong>l.<br />

<br />

-<br />

<br />

<br />

<br />

1. Wie wer<strong>de</strong>n Sie <strong>de</strong>n<br />

Nachwuchs för<strong>de</strong>rn?<br />

Wir wer<strong>de</strong>n die Präsenz an <strong>de</strong>n Hochschulen<br />

in Konstanz und Ravensburg/<br />

Weingarten verstärken. Auf <strong>de</strong>r Homepage<br />

wer<strong>de</strong>n wir entsprechen<strong>de</strong> Links<br />

setzen sowie Hinweise auf Veranstaltungen<br />

geben – auch in relevanten XING-<br />

Gruppen. Dort haben wir die eigenen<br />

Gruppen „Bildungscontrolling“ und „Intangible Assets in <strong>de</strong>r Unternehmenssteuerung.“<br />

2. Die größten Stärken meines Arbeitskreises sind…<br />

... die interessanten Fachvorträge zu aktuellen Themen. Das über <strong>de</strong>n Tellerrand hinausschauen<br />

(durch Themen wie Kommunikation im Controlling, Bildungscontrolling).<br />

Die Verknüpfung zu <strong>de</strong>n Facharbeitskreisen (z. B. FAK Kommunikations-Controlling).<br />

3. Was uns im AK in Zukunft am meisten beschäftigt, ist…<br />

... das Rollenverständnis <strong>de</strong>s Controllers als Businesspartner durchgängig zu etablieren.<br />

Die Regeln für gutes Controlling (Schmidt/Friedag) verankern. Die 10 Kernelemente für<br />

nachhaltiges Controlling (Losbichler) diskutieren.<br />

4. Wichtigstes Fachthema im Bereich Controlling ist <strong>de</strong>rzeit für mich…<br />

Übergreifend: Wie kann Controlling mit <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Volatilität umgehen (Stichwort:<br />

Risikomanagement in bewegten Zeiten). Und: Wie kann nachhaltiges Controlling praktisch<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n?<br />

5. Arbeitskreisleiter zu sein, fin<strong>de</strong> ich…<br />

...spannend, weil ich einen Beitrag zum innovativen Wan<strong>de</strong>l von Controlling leisten kann (weg<br />

vom Numbercrunching). Und weil ich damit zum positiven Image <strong>de</strong>s ICV beitragen kann.<br />

6. Was ich als Arbeitskreisleiter bewegen will…<br />

Berufsnahe Themen anbieten. Über <strong>de</strong>n Tellerrand Controlling hinausblicken. Controlling<br />

als verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Funktion zwischen Manager und Controller stärken. Eine Plattform für die<br />

Marke „ICV“ bieten. Die Controller-Community stärken durch Beziehungsmanagement auf<br />

persönlicher und fachlicher Ebene.<br />

Was ihn als Arbeitskreisleiter ausgemacht<br />

habe? „Es ging mir immer darum, möglichst<br />

viele Interessenten für unsere Arbeit zu gewinnen<br />

– egal, ob sie nun Mitglie<strong>de</strong>r sind o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />

wollten o<strong>de</strong>r nicht“, sagt er und fasst seine<br />

Philosophie so zusammen: „Lass alle zu und<br />

dränge keinen!“. Seine Taktik sei aufgegangen.<br />

Von anfänglich nur einer Handvoll Mitglie<strong>de</strong>r im<br />

Arbeitskreis habe er es über die Jahre auf ca.<br />

25 gebracht.<br />

Als im Lauf <strong>de</strong>r letzten Monate die berufliche<br />

Belastung für ihn immer größer wur<strong>de</strong> und er<br />

mit Friedhelm Großmann einen möglichen<br />

Nachfolger in seiner Run<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n hat, habe<br />

er sich entschlossen, die Arbeitskreisleitung<br />

abzugeben. „Ich konnte mein Amt mit gutem<br />

Gewissen übergeben!“, freut er sich. Dem<br />

Arbeitskreis bleibt er erhalten: Wann immer seine<br />

Zeit es erlaubt, wird <strong>de</strong>r aktive Süd<strong>de</strong>utsche<br />

– er bergwan<strong>de</strong>rt, fährt Inliner, tanzt, steppt,<br />

pflegt seinen großen Garten und hat eine<br />

13-jährige Tochter, die ihn auf Trab hält – weiterhin<br />

die Sitz ungen besuchen. Für die Frühjahrstagung<br />

ist er bereits mit einem Beitrag zur<br />

Unternehmenssteuerung eingeplant.<br />

111


Arbeitskreis Nordwestschweiz<br />

26.10.2012, 13:00 Uhr<br />

Baloise Group, Aeschengraben 21,<br />

4002 Basel, Vorstellung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

Konzernrechnung (Abschluss / Bilanzierung)<br />

Arbeitskreis West II<br />

52. Treffen<br />

25.10.2012, 17:00 Uhr, bis<br />

26.10.2012, 17:00 Uhr<br />

Zentrales Thema: Projekte erfolgreich<br />

umsetzen, Ort wird noch bekannt gegeben<br />

Arbeitskreis West I<br />

66. Sitzung: 09.11.2012, Düsseldorf<br />

Fachkreis Projektcontrolling<br />

32. Forum Projektcontrolling<br />

09.11.2012; 09:30 Uhr, bis<br />

10.11.2012, 16:00 Uhr<br />

Großraum München<br />

Arbeitskreis Zürich-Ostschweiz<br />

09.11.2012, 13:00 Uhr<br />

Geberit International AG, Schachenstraße 77,<br />

CH-8645 Jona<br />

Lean Production „Der Weg zum schlanken<br />

Unternehmen“: Auswirkungen auftragsbezogener<br />

Produktionsprozesse auf Kostenstruktur,<br />

Produktionsplanung, Lagerhaltung, Lieferbereitschaft.<br />

Führung durch das Unternehmen.<br />

FAK Kommunikations-Controlling<br />

17. Treffen<br />

15.11.2012, 17:00 Uhr, bis<br />

16.11.2012, 17:00, hansgrohe, Schiltach<br />

Arbeitskreis Nord III<br />

53. Treffen<br />

15.11.2012, 18:00 Uhr, bis 16.11.2012,<br />

16:00 Uhr, Zeven, Thema: Logistikcontrolling<br />

Arbeitskreis Thüringen<br />

Herbsttagung 2012<br />

16.11.2012, 17:00 Uhr, bis 17.11.2012,<br />

15:00 Uhr, Ort: VIBA, Schmalkal<strong>de</strong>n<br />

Thema: Steuerän<strong>de</strong>rungen 2013<br />

Arbeitskreis Rhein-Neckar<br />

7. AK-Treffen - Personalcontrolling<br />

Voraussichtlicher Termin:<br />

09.11.2012, 09:00 Uhr, Walldorf<br />

Arbeitskreis Süd I<br />

Treffen am 9./10.11.2013<br />

Meggle in Wasserburg<br />

IT-Konzept & SAP-Einführung bei Meggle<br />

Arbeitskreis Sachsen<br />

Herbsttagung: 09.11.2012, 15:00 Uhr, bis<br />

10.11.2012, 15:00 Uhr, Grimma, OT Höfgen<br />

Arbeitskreis Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

Themenabend<br />

14.11.2012, 18:00 Uhr<br />

Vorstellung <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r DGQ<br />

Winterstammtisch 25.02.2013, 18:00 Uhr<br />

Branchenarbeitskreis Banken<br />

51. Sitzung: 22.11. bis 23.11.2012, Berlin<br />

Arbeitskreis Bo<strong>de</strong>nsee-Allgäu<br />

Herbsttagung: 30.11.2012, 09:30 Uhr<br />

FAK Controlling und Qualität<br />

30. Sitzung<br />

14.12.2012, 10:00 Uhr, Flughafen Köln<br />

Artikelbeiträge sen<strong>de</strong>n Sie bitte an Hans-Peter San<strong>de</strong>r (Redaktion), hp.san<strong>de</strong>r@eastwestcom.net<br />

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