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Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />
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einer an<strong>de</strong>ren Branche, auch nicht in <strong>de</strong>r Politik,<br />
müssen die Verantwortlichen in so kurzen<br />
Intervallen öffentlich Rechenschaft über ihr<br />
Han<strong>de</strong>ln ablegen und wer<strong>de</strong>n ihre Interviews<br />
aus <strong>de</strong>r Vorwoche auf Konsistenz zu <strong>de</strong>n aktuellen<br />
Aussagen und zum Tabellenstand geprüft.<br />
In einem solchen Umfeld wird das Festhalten an<br />
langfristigen Zielen und Strategien zur Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Die getroffenen Aussagen zu <strong>de</strong>n Einflussfaktoren<br />
auf die Zieldiskussion im Profifußball<br />
liefern natürlich nur ein grobes Raster, die tatsächlichen<br />
Umstän<strong>de</strong> müssen clubindividuell<br />
analysiert und diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Zielsystem von Fußballclubs<br />
Nähert man sich in einem ersten Ansatz eines<br />
möglichen Zielsystems von Fußballclubs, so<br />
überrascht es nicht, dass die Ziellandschaft<br />
heterogen und facettenreich ist. Um unserem<br />
Vorgehen eine nachvollziehbare Struktur zu<br />
geben, soll als Navigationsinstrument das in<br />
Abbildung 4 dargestellte „Zieldreieck <strong>de</strong>s<br />
Profifußballs“ fungieren.<br />
Die Darstellung unterstellt, dass <strong>de</strong>r Zielbildungsprozess<br />
von <strong>de</strong>r Prämisse <strong>de</strong>r Existenzsicherung<br />
geleitet wird. Das heißt, dass sämtliche<br />
Handlungen und Zielsetzungen <strong>de</strong>r Verantwortlichen<br />
immer darauf ausgerichtet sind<br />
das Überleben <strong>de</strong>s Clubs zu gewährleisten. Um<br />
dieses Metaziel zu erreichen, sind sportliche,<br />
ökonomische und soziale Zielsetzungen miteinan<strong>de</strong>r<br />
in Einklang zu bringen.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n soll je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zielkategorien kurz<br />
dargestellt wer<strong>de</strong>n. Nach<strong>de</strong>m dies geschehen<br />
ist, wer<strong>de</strong>n die Zielbeziehungen diskutiert.<br />
Sportliche Ziele<br />
Im Hinblick auf die sportlichen Ziele einer<br />
Mannschaft lassen sich aus <strong>de</strong>n Statements<br />
von Trainern und Spielern in <strong>de</strong>r Regel nur wenige<br />
Rückschlüsse ziehen. Es hat sich in <strong>de</strong>r<br />
gesamten Bun<strong>de</strong>sliga eingebürgert, nur „von<br />
Spiel zu Spiel“ zu <strong>de</strong>nken. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>s Medienechos im Falle einer Zielverfehlung<br />
ist dieses Verhalten nachvollziehbar.<br />
Eine erfolgreiche Vereinsführung muss allerdings<br />
eine klare Vorstellung bezüglich<br />
<strong>de</strong>r kurzfristigen sportlichen Ziele und <strong>de</strong>s<br />
langfristigen Entwicklungspotenzials von<br />
Mannschaft und Trainerteam entwickeln.<br />
Ist die sportliche Zielsetzung <strong>de</strong>finiert, müssen<br />
Maßnahmen (wie z. B. <strong>de</strong>r Kauf von Spielern,<br />
die Entwicklung einer vereinseigenen Spielphilosophie)<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert und umgesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
um das Team in die Lage zu versetzen, die Zielsetzung<br />
zu erfüllen.<br />
Im Hinblick auf die Spannung in <strong>de</strong>r Liga sind<br />
die Ergebnisse <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sligawochenen<strong>de</strong>n<br />
glücklicherweise nur schwer vorhersag- und<br />
planbar. Hieraus resultiert bei Akteuren <strong>de</strong>r<br />
Branche schnell <strong>de</strong>r Reflex, dass eine Planung<br />
<strong>de</strong>s sportlichen Erfolgs unmöglich,<br />
o<strong>de</strong>r schlimmer unnötig, ist, da sie sowieso<br />
nicht eingehalten wer<strong>de</strong>n kann. Ursächlich für<br />
diese Verhaltensweise ist aus Sicht <strong>de</strong>s Autors<br />
ein Missverständnis im Hinblick auf die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r Planung. Zu oft wird diese im<br />
Sinne eines Budgets verstan<strong>de</strong>n, an welches<br />
sich die Han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n nach Erarbeitung „sklavisch“<br />
zu orientieren haben. Der Autor ist <strong>de</strong>r<br />
Überzeugung, dass ein Verständnis von Planung<br />
als die gedankliche Vorwegnahme und<br />
das Durchspielen verschie<strong>de</strong>ner Szenarien,<br />
ähnlich wie es die Besatzung von Schiffen und<br />
Flugzeugen für <strong>de</strong>n Ernstfall probt, zweckmäßiger<br />
ist. Ziel <strong>de</strong>r Planung sollte es sein, die<br />
Konsequenzen verschie<strong>de</strong>ner Entwicklungen<br />
möglichst weit im Vorhinein abschätzen zu<br />
können, um für <strong>de</strong>n Falle ihres Eintritts Handlungssicherheit<br />
zu gewinnen.<br />
Im Normalfall ist es möglich, <strong>de</strong>n sportlichen<br />
Erfolg <strong>de</strong>r Mannschaft in einer wahrscheinlichen<br />
Bandbreite anzugeben. Problematisch<br />
dabei ist nicht unbedingt das Verfehlen<br />
<strong>de</strong>s Ziels um ein o<strong>de</strong>r zwei Tabellenplätze.<br />
Zwar hängen nahezu alle Erlösströme mehr<br />
o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r vom sportlichen Erfolg ab, also die<br />
Ticket- und Merchandisingeinnahmen, die TV-<br />
Einnahmen aus <strong>de</strong>r Zentralvermarktung <strong>de</strong>r<br />
Fernsehrechte und die Sponsoren- und Werbeeinnahmen.<br />
Akut spürbar wird diese Abhängigkeit<br />
allerdings nur in bestimmten Sphären <strong>de</strong>r<br />
Tabelle. So macht es einen Unterschied, ob sich<br />
eine Mannschaft für die Europa League o<strong>de</strong>r für<br />
die Champions League qualifiziert. Die Konsequenzen<br />
zwischen Abstieg und Nichtabstieg<br />
sind für die betroffenen Clubs erheblich, teilweise<br />
existenzbedrohend.<br />
Um diese negativen Effekte zu vermei<strong>de</strong>n, gehen<br />
die Clubs hohe Risiken ein. Gera<strong>de</strong> Teams,<br />
die <strong>de</strong>m Abstiegsgespenst entfliehen wollen,<br />
neigen mitunter zu „Kurzschlussreaktionen“.<br />
Die Entlassung <strong>de</strong>s Trainers mit einer<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Abfindung o<strong>de</strong>r die Verpflichtung<br />
teurer Spieler in <strong>de</strong>r Winterpause sollen<br />
<strong>de</strong>n drohen<strong>de</strong>n Gang in die Zweit- o<strong>de</strong>r Drittklassigkeit<br />
mit allen Mitteln verhin<strong>de</strong>rn. Im<br />
sportlichen Wettbewerb <strong>de</strong>r Clubs entstehen<br />
somit <strong>de</strong>r Drang zur Hyperaktivität und die<br />
latente Gefahr <strong>de</strong>r Überinvestition in die Spielstärke<br />
<strong>de</strong>s Teams.<br />
Theoretische Überlegungen zu diesem Phänomen<br />
wur<strong>de</strong>n bereits 1979 von Akerlof angestellt.<br />
Er führte hierfür <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s „rat<br />
race“ in die ökonomische Literatur ein. 4<br />
Grundlage war das im Labor beobachtbare<br />
Verhalten von Ratten, die im Rennen um ein<br />
Stück Käse ihre Geschwindigkeit bis hin zur<br />
Gefährdung <strong>de</strong>r eigenen Gesundheit erhöhten,<br />
ohne dass dieser zusätzlichen Energieinvestition<br />
eine zusätzliche Belohnung in Form eines<br />
wachsen<strong>de</strong>n Stücks Käse gegenüberstand.<br />
Charakteristisch für diese Wettbewerbssituationen<br />
ist, dass die Entlohnung eines Akteurs<br />
ausschließlich von seinem Rang in einem<br />
direkten Leistungsvergleich mit seinen<br />
Konkurrenten abhängt. Weiterhin kennzeichnend<br />
ist, dass <strong>de</strong>r zu erringen<strong>de</strong> Preis in <strong>de</strong>r<br />
Regel klar <strong>de</strong>finiert ist und im Hinblick auf <strong>de</strong>n<br />
steigen<strong>de</strong>n Einsatz unterproportional o<strong>de</strong>r<br />
überhaupt nicht anwächst. 5 Weitere wesentliche<br />
Voraussetzung ist das Vorliegen von Informations<strong>de</strong>fiziten<br />
bei <strong>de</strong>n beteiligten Akteuren,<br />
so dass diese nur begrenzt rational han<strong>de</strong>ln<br />
können.<br />
Eskalationsför<strong>de</strong>rnd wirken sich bei Rattenrennen<br />
hohe Belohnungsunterschie<strong>de</strong> zwischen<br />
einzelnen Rängen aus. Ist <strong>de</strong>r Unterschied<br />
zwischen Entlohnungsstufen sehr <strong>de</strong>utlich, so<br />
besteht bei Rattenrennen ein individuell hoher<br />
Anreiz, die eigene Intensität überproportional<br />
zu steigern, um die nächsthöhere Belohnungsstufe<br />
zu erreichen bzw. die nächstniedrigere<br />
zu vermei<strong>de</strong>n. 6 Unter Belohnung dürfen dabei<br />
nicht nur monetäre Mittel verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Eskalationsför<strong>de</strong>rnd wirken sich beispielsweise