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CM November / Dezember 2012
Porsche: Restwertriese oder eher Rabattzwerg?
Betriebswirtschaftlich richtige Analyse des Wertverzehrs
von Peter Hoberg
Der Kauf von Investitionsgütern (Maschinen,
Fahrzeuge, Immobilien) ist für Privatleute
und Unternehmen eine sehr wichtige Entscheidung,
weil hohe Beträge für lange Zeit gebunden
werden. Ob die Entscheidung richtig
war, zeigt sich teilweise erst beim Wiederverkauf.
Erst dann erfährt man den tatsächlichen
Restwert. Dies gilt sogar für den Fall von
Leasingverträgen, wenn man statt eines Kilometerleasings
einen leider üblichen Zeitleasingvertrag
abgeschlossen hat (Teilamortisationsvertrag
mit Andienungsrecht des Leasinggebers).
Denn dann haftet der Kunde am Ende
dafür, dass der Leasinggeber den geplanten
Restverkaufserlös erzielen kann.
Bei Privatfahrzeugen gibt es jährlich einen
großen Presserummel, bei dem auf Basis von
Untersuchungen des Restwertspezialisten
„bähr & fess forecasts“ die sogenannten „Restwertriesen“
ermittelt werden. In den ganz
schlechten Publikationen werden dann nur die
Prozentwerte veröffentlicht, wodurch dann z. B.
ein Porsche den geringsten Restwertverlust in
% aufweist und damit angeblich das beste
Fahrzeug ist, also der Restwertriese.
Ausgangslage
Während bei intensiv genutzten Geschäftsfahrzeugen
häufig die Kraftstoffkosten
die wichtigste Kostenart darstellen, kann
dies bei Privatfahrzeugen anders aussehen.
Wenn die Jahreslaufleistung nicht sehr hoch
ist (z. B. unter 20 Tkm), sind die Kosten, die
auf die Anschaffung zurückzuführen sind,
häufig wichtiger. Neben dem Wertverzehr
sind dies auch die Kapitalkosten, die leider in
den hier erwähnten Untersuchungen unter
den Tisch fallen. Während die Berücksichtigung
der gesamten Kapitalkosten bei Unternehmen
unstrittig ist, wird sie bei Privatleuten
häufig nicht in die Betrachtung einbezogen.
Da aber ein Großteil aller PKW finanziert
wird – sei es durch Leasing oder durch Kredite
– , muss ein Zinssatz in der Größenordnung
von 8 % angesetzt werden.
Für die wenigen Fälle der Finanzierung aus den
Ersparnissen könnte der entgangene Habenzinssatz
zur Anwendung kommen, der zwischen
0,375 % p. a. (Sparbuch) und über 10 %
(bei erfolgreicher Aktienanlage) betragen kann.
Es würden also die entgehenden Habenzinsen
angesetzt.
In der Abbildung 1 finden sich die Daten, welche
beispielshaft von der Stiftung Warentest für
den VW Polo und dem Renault Clio verwendet
wurden. Die Daten gelten für den Fall einer
4-jährigen Haltedauer.
Ohne Angabe des absoluten Restwertes könnte
der oberflächliche Leser glauben, dass der Polo
deutlich besser ist, weil er nur 44 % Wert verliert
und damit 9 Prozentpunkte weniger als der
Renault Clio. Tatsächlich aber ist der absolute
Wertverlust bei Renault Clio bereits um über
100 € geringer. Noch besser sieht der Clio aus,
wenn richtig gerechnet wird und z. B. die Zinsen
berücksichtigt werden.
Einbeziehung von Zinsen
Mit dem Kauf eines Fahrzeugs muss der Erwerber
eine erhebliche Kapitalbindung einge-
Die etwas besseren Berichte nennen dann wenigstens
noch den absoluten Wertverlust in
Euro. Zu diesen gehört z. B. die Stiftung Warentest
(Vgl. Heft 2/2012, S. 79) oder auch der Fokus
in seinem Internetratgeber (www.focus.de /
auto/ratgeber/kosten/tid-25622/restwertrie-
sen-2016-die-neuwagen-mit-dem-geringsten-
Wertverlust _aid_744399.html). Aber auch mit
der Erwähnung der absoluten Restwerte sind
die Berichte irreführend und weisen zwei
schwere methodische Mängel auf, die fast
immer zu falschen Ergebnissen führen. Die Probleme
werden in diesem Beitrag aufgedeckt
und eliminiert.
Abb. 1: Ausgangsdaten des Beispiels
Abb. 2: Gesamtbelastung unter Berücksichtigung von Zinsen
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