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CM November / Dezember 2012<br />
setzen. Das erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Aufbau von Reparaturbetrieben,<br />
die gebrauchte Geräte z. B. aus<br />
Europa einführen, diese nach <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> „aus<br />
zwei mach‘ eins“ wie<strong>de</strong>r verwertbar machen<br />
und als gute Qualität mit europäischem Standard<br />
<strong>de</strong>m Land zur Verfügung stellen. Dazu bietet<br />
sich eine Standardisierung von Maschinen<br />
an, wo das möglich ist.<br />
Der Import und die Finanzierung könnte ein Betätigungsfeld<br />
europäischer Firmen sein, die die<br />
Zwischenfinanzierung übernehmen, <strong>de</strong>n Reparaturbetrieb<br />
in <strong>de</strong>r Anfangsphase organisieren,<br />
daran verdienen und das Geld wie<strong>de</strong>r investieren.<br />
Für die Reparatur sind einheimische Fachkräfte<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Für <strong>de</strong>ren berufliche Ausbildung<br />
erscheint <strong>de</strong>r Praxisbezug sehr wichtig.<br />
Es sollte neben <strong>de</strong>n Fertigkeiten <strong>de</strong>r Herstellung<br />
und Installation die Fertigkeit zur Reparatur<br />
trainiert wer<strong>de</strong>n. Sie verlangt komplexe Sachkenntnis.<br />
Mit <strong>de</strong>ren Hilfe kann neben <strong>de</strong>r Reparatur<br />
von Gebrauchtmaschinerie Substanzverlust<br />
durch Unbrauchbarkeit von nur partiell<br />
<strong>de</strong>fekten Maschinen verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Um<br />
Reparaturen zu minimieren, ist zusätzlich das<br />
Training <strong>de</strong>r Wartung von Maschinerie und<br />
Anlagen wichtig.<br />
Ökonomische Faktoren<br />
Infrastruktur und Bildung sind als Voraussetzung<br />
für die industrielle Entwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />
zu schwach ausgebil<strong>de</strong>t. Diese zu entwickeln<br />
ist u. a. eine Gemeinschaftsaufgabe<br />
an<strong>de</strong>rer Staaten und Organisationen, auch<br />
Nichtregierungsorganisationen (NGOs), weil die<br />
Entwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Ruanda aus eigener<br />
Kraft einen zu langen Vorlauf für eine industrielle<br />
Entwicklung bedingt.<br />
Arbeitskräfte sind genügend vorhan<strong>de</strong>n, die<br />
einen realwirtschaftlichen Kreislauf in Gang<br />
bringen können. Neben <strong>de</strong>r beruflichen Ausbildung<br />
ist es sinnvoll, eine fundierte Schulbildung<br />
zu betreiben. Die Steigerung von Löhnen und<br />
Gehältern sollte nicht ausschließlich prozentual<br />
erfolgen, weil die prozentuale Erhöhung zu<br />
einer fortlaufen<strong>de</strong>n finanziellen Polarisierung<br />
führt. Dabei können Menschen mit hohen Löhnen,<br />
Gehältern, Einkommen und Vermögen und<br />
zugehörigen hohen – weil prozentualen – Steigerungsbeträgen<br />
im Laufe <strong>de</strong>r ökonomischen<br />
Entwicklung schon früh Geld sparen, welches<br />
<strong>de</strong>m realwirtschaftlichen Wachstum entzogen<br />
wird.<br />
Zeit und Automatisierung stehen in einem engen<br />
Zusammenhang. Automatisierung be<strong>de</strong>utet,<br />
dass die ablaufen<strong>de</strong> Zeit durch <strong>de</strong>n Einsatz<br />
von Energie, Rohstoffen, Maschinerie, Informationstechnologie<br />
und Erfindungsreichtum zunehmend<br />
intensiv genutzt wird und menschliche<br />
Arbeitskräfte ersetzt wer<strong>de</strong>n. Für das<br />
Funktionieren ökonomischer Kreisläufe ist es<br />
aber wichtig, dass Menschen Arbeit haben,<br />
in<strong>de</strong>m sie Produkte herstellen, dass sie Geld<br />
verdienen, konsumieren und Geld ausgegeben.<br />
Dann können Unternehmen Geld verdienen und<br />
investieren. Der ökonomische Kreislauf ist geschlossen<br />
– für Konsum- und Investitionsgüter.<br />
Deshalb sollte beim Start einer industriell geprägten<br />
Ökonomie <strong>de</strong>r Automatisierungsgrad<br />
so niedrig wie möglich gehalten wer<strong>de</strong>n, um<br />
potenzielle Arbeitsplätze nicht wegzurationalisieren,<br />
bevor sie existieren. Das be<strong>de</strong>utet, dass<br />
die Löhne und Gehälter relativ niedrig sein<br />
müssen, so dass es von daher keinen Rationalisierungsdruck<br />
gibt. An<strong>de</strong>rerseits wird durch<br />
Automatisierung und maschinelle Routinisierung<br />
die Produktqualität verbessert. Es gilt<br />
einen Weg zwischen Vor- und Nachteilen bei<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung einer industriell geprägten<br />
Gesellschaft zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Importüberschuss sollte es nach Möglichkeit<br />
nicht geben, weil zu <strong>de</strong>ssen Finanzierung Geld<br />
aufgewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n muss, welches für die<br />
Entwicklung eines ökonomischen Kreislaufs<br />
fehlt. An<strong>de</strong>rerseits muss eventuell Maschinerie<br />
importiert wer<strong>de</strong>n, um industrielle Fertigung<br />
zu ermöglichen. Wenn <strong>de</strong>r Import solcher<br />
Maschinen erfor<strong>de</strong>rlich ist, muss die Verzinsung<br />
<strong>de</strong>r Anschaffungskosten – z. B. durch<br />
Import – mit in die Rentabilitätsrechnung einfließen.<br />
Um die Kosten für die Anschaffung von<br />
Maschinerie niedrig zu halten, ist <strong>de</strong>r Import<br />
und Einsatz gebrauchter Maschinerie eine<br />
be<strong>de</strong>nkenswerte Alternative, wie bereits ausgeführt<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Deutschland – Ruanda<br />
Wachstumserfolge führen in Län<strong>de</strong>rn wie<br />
Deutschland bei mangelhaftem realwirtschaftlichem<br />
Wachstum offensichtlich zu Polarisierungen<br />
und möglicherweise zu Destabilisierung.<br />
Deshalb bietet es sich dort an,<br />
Wachstumserfolge abzuschöpfen. Sie sollten<br />
nur in unteren Einkommensbereichen zur Verfügung<br />
bleiben, weil sie dort schnell wie<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>n ökonomischen Kreislauf einfließen. Der<br />
Staat sollte die Hälfte <strong>de</strong>r abgeschöpften<br />
Wachstumserfolge zum Abbau <strong>de</strong>r Staatsverschuldung<br />
verwen<strong>de</strong>n müssen. Er dürfte parallel<br />
dazu seine Ausgaben nur soviel steigern,<br />
wie er an Zinsen für abgebaute Staatsverschuldung<br />
einspart.<br />
Die an<strong>de</strong>re Hälfte <strong>de</strong>r abgeschöpften Wachstumserfolge<br />
sollte er für Staaten wie Ruanda in<br />
eine große Anzahl kleinerer Projekte <strong>de</strong>r Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung<br />
investieren. Diese Projekte<br />
könnten von Projektleitern aus Deutschland gemanagt<br />
wer<strong>de</strong>n, die in Deutschland freie Kapazitäten<br />
haben. Diese wür<strong>de</strong>n nur <strong>de</strong>n Ausgleich<br />
für ihre sozialen Kosten in Deutschland und <strong>de</strong>n<br />
Kosten im Ausland erhalten. Damit könnte es<br />
einen Wettbewerb um die Realisierung solcher<br />
Projekte geben zwischen Län<strong>de</strong>rn wie Ruanda<br />
und an<strong>de</strong>ren ähnlichen Län<strong>de</strong>rn. Das wäre ein<br />
Anreiz für die Praktizierung angewandter guter<br />
Demokratie, angetrieben durch die Verteilung<br />
von Wachstumserfolgen bei geän<strong>de</strong>rter Priorität<br />
ökonomischer Faktoren wie Zeit, Energie<br />
und Ressourcen. Längerfristig könnte ein Land<br />
wie Ruanda damit ein Vorbild für Län<strong>de</strong>r wie<br />
Deutschland wer<strong>de</strong>n, wo Wachstumserfolge –<br />
angetrieben durch <strong>de</strong>n ökonomischen Faktor<br />
Zeit und <strong>de</strong>ssen Verdichtung – offensichtlich<br />
einer Selbstbegrenzung mit eingebauter<br />
Sprengkraft unterliegen.<br />
Anmerkungen und Literatur<br />
In diesem Beitrag sind manche inhaltlichen<br />
Hintergrün<strong>de</strong> nur kurz angerissen. Detailliertere<br />
Darstellungen befin<strong>de</strong>n sich u. a. in folgen<strong>de</strong>n<br />
Beiträgen <strong>de</strong>s Autors:<br />
New Economy und die IT<br />
Geschwindigkeit komplexer ökonomisch-technischer<br />
Abläufe; in: Controller Magazin, 5/2002,<br />
S. 501-507<br />
Ökonomisierung von Beziehungen<br />
Informationelle Transparenz – Haftung <strong>de</strong>r Banken<br />
trennen – finanzielle Umsteuerung – Entpolarisierung;<br />
in: Zeitpresse 1/2012, S. 18-29<br />
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