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CM November / Dezember 2012<br />

Die „7 Sün<strong>de</strong>n” <strong>de</strong>r Budgetierung<br />

von Günter Lubos<br />

Die meisten Unternehmen führen im September<br />

o<strong>de</strong>r Oktober ihre Jahresplanung durch.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung von Budgetplanungen wird dabei<br />

sehr unterschiedlich gesehen. In vielen<br />

Fällen ist eine Jahresplanung eine unabdingbare<br />

Notwendigkeit, um überhaupt von <strong>de</strong>r<br />

Bank Kredite zu bekommen. In an<strong>de</strong>ren Fällen<br />

dient sie tatsächlich zur Schaffung einer Zielgröße,<br />

an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

<strong>de</strong>s Vertriebs o<strong>de</strong>r von Kostenstellenverantwortlichen<br />

gemessen wird. In einer Vielzahl<br />

von Fällen stellt man zum Jahresen<strong>de</strong> fest,<br />

dass die Planung mal wie<strong>de</strong>r – wie so oft –<br />

nicht gestimmt hat. Und je<strong>de</strong>r Unternehmer<br />

stellt sich und seinem Controller die Frage,<br />

warum das so ist. Dafür gibt es eine Vielzahl<br />

von Grün<strong>de</strong>n und eine ganze Reihe typischer<br />

Fehler, die das Budget zum „bürokratischen<br />

Papiertiger“ machen:<br />

1. Budgets wer<strong>de</strong>n ohne ausreichen<strong>de</strong> Ernsthaftigkeit<br />

erstellt und von <strong>de</strong>n Betroffenen und<br />

Beteiligten eher als bürokratisches Übel <strong>de</strong>nn<br />

als verbindliche Zielformulierung verstan<strong>de</strong>n.<br />

Dies beginnt manchmal bereits an <strong>de</strong>r Unternehmensspitze,<br />

die eine Planung nur veranlasst,<br />

„weil die Bank es braucht.“<br />

2. Der die Budgeterstellung koordinieren<strong>de</strong><br />

Controller ist zu wenig tief in <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />

Materie und somit auf die Aussagen<br />

von Vertriebs- und Kostenverantwortlichen angewiesen.<br />

Er kann die Plausibilität von Begründungen<br />

nur schwer nachvollziehen und ihnen<br />

noch weniger wi<strong>de</strong>rsprechen. Er verkommt in<br />

diesem Fall zum reinen Zahlensammler und<br />

„EXCEL-Bediener“ ohne eigenen Input.<br />

3. Die Budgetverantwortlichen sind nicht<br />

o<strong>de</strong>r zu wenig in die Planungserstellung eingebun<strong>de</strong>n<br />

und betrachten die Planung daher<br />

nicht als „ihr Baby“. Wenn unterjährige Budgetgespräche<br />

ohne ausreichen<strong>de</strong> Intensität geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, so fehlt auch das Bewusstsein<br />

dafür, sich intensiv mit <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>s nächsten<br />

Jahres auseinan<strong>de</strong>rsetzen zu müssen.<br />

4. Budgetverantwortliche neigen dazu<br />

„vorzubauen“ und Reserven in die Planung<br />

einzubauen. Die so geschaffene Luft wird<br />

dann im Rahmen <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong>n Planungsüberarbeitung<br />

rausgelassen o<strong>de</strong>r dient als<br />

Reserve im laufen<strong>de</strong>n Geschäftsjahr, um gegebenenfalls<br />

für negative Abweichungen eine<br />

Kompensation zu haben.<br />

5. Mangeln<strong>de</strong> Bereitschaft, sich mit <strong>de</strong>r Zukunft<br />

auseinan<strong>de</strong>rzusetzen und über mögliche<br />

Verän<strong>de</strong>rungen und <strong>de</strong>ren Wirkung nachzu<strong>de</strong>nken<br />

führt zu simplen Fortschreibungen<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit. Das beste und in <strong>de</strong>r Realität<br />

lei<strong>de</strong>r häufig vorkommen<strong>de</strong> Beispiel ist die<br />

lineare Fortschreibung <strong>de</strong>s Umsatzes. „5 %<br />

mehr sind auf je<strong>de</strong>n Fall drin!“. Auch die Weiterführung<br />

<strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>s Vorjahres ohne sich<br />

zu fragen, ob auch in Zukunft alles so sein<br />

muss, wie es in <strong>de</strong>r Vergangenheit vielleicht<br />

sinnvoll war, ist eine typische Planungssün<strong>de</strong>.<br />

6. Budgets sind oft reine Zahlenfriedhöfe.<br />

Maßnahmen und Wege zum Ziel wer<strong>de</strong>n zu<br />

wenig o<strong>de</strong>r gar nicht dokumentiert. Der Zusammenhang<br />

zwischen Maßnahme und <strong>de</strong>ren<br />

Wirkung auf Absatz, Umsatz o<strong>de</strong>r Kosten wird<br />

nicht hergestellt o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st nicht dokumentiert.<br />

Autor<br />

7. Die Budgetabweichungen wer<strong>de</strong>n zu wenig<br />

nach inhaltlichen Grün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />

Planungsmethodik hinterfragt. Unzulänglichkeiten<br />

bei <strong>de</strong>r Planungssystematik wer<strong>de</strong>n<br />

einfach für die nächste Budgetrun<strong>de</strong> übernommen,<br />

„weil man immer schon so geplant<br />

hat“ o<strong>de</strong>r weil die Zeit für Verän<strong>de</strong>rungen angeblich<br />

kurz vor <strong>de</strong>r Budgetphase zu knapp ist.<br />

Doch wie lassen sich diese gravieren<strong>de</strong>n Fehler<br />

vermei<strong>de</strong>n? Klar ist: Budgetierung muss<br />

Chefsache sein, um <strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung im Unternehmen<br />

und für das Unternehmen auch hierarchisch<br />

zu dokumentieren. Dabei müssen<br />

sich die Verantwortlichen <strong>de</strong>taillierte Gedanken<br />

zur Zukunft o<strong>de</strong>r wenigstens über das nächste<br />

Jahr machen. Das Controlling sollte sich inhaltlich<br />

unbedingt mit <strong>de</strong>n Maßnahmen und<br />

Aktivitäten befassen, die zu Umsatz- und<br />

Kostengrößen in <strong>de</strong>r Budgetplanung führen, um<br />

diese kritisch hinterfragen zu können und nicht<br />

nur Zahlen zusammentragen. Und auch die Planungsmethodik<br />

sollte regelmäßig und spätestens<br />

vor <strong>de</strong>r Budgetphase auf <strong>de</strong>n Prüfstand<br />

gestellt und kritisch hinterfragt wer<strong>de</strong>n: Kann<br />

sie die Verän<strong>de</strong>rungen im Unternehmensumfeld<br />

auch tatsächlich abbil<strong>de</strong>n, wie ist sie gegebenenfalls<br />

anzupassen?<br />

Wer<strong>de</strong>n diese Punkte beachtet, so wird aus<br />

<strong>de</strong>m Budget kein Papiertiger <strong>de</strong>s Controlling,<br />

son<strong>de</strong>rn ein effektives Steuerungsinstrument<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensleitung.<br />

Dr. Günter Lubos<br />

ist Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung bei <strong>de</strong>r Unternehmensberatung<br />

Dr. Wieselhuber & Partner, einer branchenübergreifen<strong>de</strong>n Top-<br />

Management-Beratung. Sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt in <strong>de</strong>r<br />

Optimierung von betriebswirtschaftlichen Instrumenten und <strong>de</strong>r<br />

finanziellen Restrukturierung von Unternehmen.<br />

E-Mail: lubos@wieselhuber.<strong>de</strong><br />

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