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Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball<br />

40<br />

wenn nicht direkt als solches ausgegeben, zumin<strong>de</strong>st<br />

aber implizit, als primäres ökonomisches<br />

Ziel unterstellt. Der Autor ist <strong>de</strong>r Überzeugung,<br />

dass diese Sichtweise geprägt von<br />

<strong>de</strong>r klassischen Betriebswirtschaft und für die<br />

meisten Clubs unzutreffend ist.<br />

Aus ihrer Tradition als gemeinnützige Vereine,<br />

ihren Organisations- (vor allem <strong>de</strong>n<br />

Rechtsformen) und Eigentümerstrukturen (mittelbar<br />

o<strong>de</strong>r unmittelbar „gehören“ die Clubs in<br />

<strong>de</strong>r Regel ihren Mitglie<strong>de</strong>rn) sowie <strong>de</strong>m originären<br />

Wettbewerbsmo<strong>de</strong>ll, welches auf die<br />

Maximierung <strong>de</strong>s sportlichen Erfolgs ausgerichtet<br />

ist, ergibt sich kein unmittelbarer<br />

Zwang, positive monetäre Renditen zu erwirtschaften<br />

und diese an die Eigentümer<br />

auszuschütten. Das Management <strong>de</strong>r Clubs<br />

wird nicht daran gemessen! Selbst <strong>de</strong>r Deutsche<br />

Meister Borussia Dortmund, <strong>de</strong>r seit<br />

2000 als einziger <strong>de</strong>utscher Verein an <strong>de</strong>r Börse<br />

gelistet ist, hat bisher noch nie eine Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

an seine Aktionäre gezahlt! Unzweifelhaft ist<br />

allerdings, dass ein nachhaltig erfolgreiches<br />

Wirtschaften die Potenz eines Clubs steigert,<br />

um in <strong>de</strong>n Lizenzspielerka<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die Infrastruktur<br />

zu investieren. Der Rekordmeister Bayern<br />

München liefert hierfür das eindrucksvollste<br />

Beispiel. Dem bayrischen Club ist es<br />

gelungen, durch nachhaltiges Management<br />

unter <strong>de</strong>r Ägi<strong>de</strong> von Uli Hoeneß, in <strong>de</strong>n letzten<br />

dreißig Jahren einen profitablen Fußballkonzern<br />

aufzubauen, <strong>de</strong>r regelmäßig<br />

„schwarze Zahlen schreibt“.<br />

Die primäre wirtschaftliche Zielsetzung <strong>de</strong>r<br />

meisten Clubs ist die kurz- und mittelfristige<br />

Sicherung einer ausreichen<strong>de</strong>n Liquiditätsbasis.<br />

Wie Negativbeispiele <strong>de</strong>r letzten Jahre (Arminia<br />

Bielefeld, Alemannia Aachen, 1860 München)<br />

zeigen, ist eine belastbare Liquiditätsplanung<br />

eines <strong>de</strong>r Hauptprobleme <strong>de</strong>r<br />

Clubs. Die Ursachen hierfür sind, neben einer<br />

im Vergleich zum Umsatz geringen Ressourcenausstattung<br />

<strong>de</strong>r Finanz- und Controllingabteilungen,<br />

im Businessmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Fußballbranche<br />

zu suchen. Abbildung 5 zeigt <strong>de</strong>n<br />

i<strong>de</strong>altypischen Cash-Zu-/Abfluss während einer<br />

Spielzeit.<br />

Beginnend im Juni bis En<strong>de</strong> August eines Jahres<br />

gehen <strong>de</strong>n Clubs die Einnahmen aus Dauerkarten,<br />

Logen- und VIP-Tickets sowie <strong>de</strong>r<br />

Großteil <strong>de</strong>r Sponsorengel<strong>de</strong>r für die kommen<strong>de</strong><br />

Spielzeit zu. Allein <strong>de</strong>r Verkauf <strong>de</strong>r Dauerkarten<br />

spült, in Abhängigkeit <strong>de</strong>r Gegebenheiten<br />

<strong>de</strong>s einzelnen Clubs, bereits zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Saison bis zu zwei Drittel <strong>de</strong>r Ticketeinnahmen<br />

in die Kasse. Bei <strong>de</strong>n Sponsorengel<strong>de</strong>rn<br />

sind Ratenzahlungen nur für Haupt- und<br />

wenige Großsponsoren zu Beginn <strong>de</strong>r Hin- und<br />

Rückrun<strong>de</strong> die Regel. Über die Saison verteilt<br />

fließen als regelmäßige Cashzuflüsse hauptsächlich<br />

die vier Raten aus <strong>de</strong>r Zentralvermarktung<br />

<strong>de</strong>r TV-Einnahmen, die Einnahmen aus<br />

<strong>de</strong>m Verkauf <strong>de</strong>r Tagestickets sowie die Umsätze<br />

an Spieltagen aus <strong>de</strong>m Public Catering und<br />

<strong>de</strong>m Verkauf von Fanartikeln.<br />

Ist die „Kriegskasse“ zu Beginn <strong>de</strong>r Spielzeit<br />

or<strong>de</strong>ntlich gefüllt, so wird diese schnell geleert<br />

durch die Zahlung <strong>de</strong>r Transferraten aus <strong>de</strong>n<br />

Sommertransfers und für die Honorare <strong>de</strong>r<br />

Spielerberater, die oft im September/Oktober<br />

fällig wer<strong>de</strong>n. Während ein Großteil <strong>de</strong>r Einzahlungen,<br />

wie oben beschrieben, punktuell erfolgt,<br />

ist <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r Auszahlungen über die<br />

Spielzeit verteilt. Die Auszahlungen für Spielergehälter,<br />

Punkt- und Einsatzprämien sowie die<br />

Unterhaltung <strong>de</strong>s Stadions führen zu einem<br />

kontinuierlichen Abfluss liqui<strong>de</strong>r Mittel in <strong>de</strong>n<br />

Folgemonaten. Diese Asynchronität <strong>de</strong>r Mittelzu-<br />

und abflüsse und die Schwierigkeit<br />

<strong>de</strong>r Planbarkeit <strong>de</strong>s sportlichen Erfolgs machen<br />

eine Liquiditätsplanung im Profifußball<br />

beson<strong>de</strong>rs herausfor<strong>de</strong>rnd. Die Clubs<br />

müssen quasi weit vor Beginn <strong>de</strong>r Saison über<br />

eine <strong>de</strong>taillierte integrierte Planung verfügen<br />

und dann die Disziplin aufbringen, sich – vor<br />

allem während <strong>de</strong>r ersten Transferperio<strong>de</strong> –<br />

daran zu halten.<br />

Beson<strong>de</strong>rs zu Beginn <strong>de</strong>r Spielzeit ist die Versuchung<br />

naturgemäß beson<strong>de</strong>rs groß die Liquiditätsbasis<br />

für die gesamte Spielzeit zu erodieren.<br />

Wenn die Konten übervoll, vielversprechen<strong>de</strong><br />

Spieler auf <strong>de</strong>m Transfermarkt zu haben sind,<br />

die Spielerberater sich in <strong>de</strong>n Vorstandsetagen<br />

die Klinke in die Hand geben und die Konkurrenten<br />

in <strong>de</strong>r Liga fleißig auf Einkaufstour gehen,<br />

bedarf es entsprechen<strong>de</strong>r Instrumente<br />

und Disziplin, um zu vermei<strong>de</strong>n, dass die sportliche<br />

Leitung Transfers tätigt, die bereits zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Spielzeit die Saisonbudgets über <strong>de</strong>n<br />

<strong>Haufe</strong>n werfen. Die Konsequenzen einer verfehlten<br />

Einkaufspolitik wer<strong>de</strong>n regelmäßig im<br />

April und Mai <strong>de</strong>s Folgejahres sichtbar, wenn<br />

die sportlichen Ziele nicht erreicht wur<strong>de</strong>n und<br />

die finanziellen Spielräume zur Begleichung <strong>de</strong>r<br />

Personalkosten und offener Rechnungen stark<br />

eingeschränkt sind.<br />

Eine Möglichkeit, sich vom sportlichen Erfolg<br />

unabhängiger zu machen und laufen<strong>de</strong> Liquiditätszuflüsse<br />

über die Spielzeit zu generieren,<br />

besteht in <strong>de</strong>r Ausweitung <strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls<br />

<strong>de</strong>r Clubs in sportnahe Geschäftsbereiche.<br />

Hierdurch soll ein nachhaltiges Umsatzwachstum<br />

erzielt wer<strong>de</strong>n. Klassisch sind<br />

das Angebot gastronomischer Einrichtungen in<br />

und um die Spielstätte sowie <strong>de</strong>r Einstieg in das<br />

Geschäft mit Groß- und Kleinveranstaltungen,<br />

wie Konferenzen, Messen und Konzerte. Die<br />

Gründung eigener Gesundheits- und Rehabilitationszentren<br />

sowie <strong>de</strong>r Einstieg in die Produktion<br />

von Sport- und Freizeitmo<strong>de</strong> – neben <strong>de</strong>m<br />

klassischen Merchandising – stellen weitere<br />

naheliegen<strong>de</strong> Geschäftsfel<strong>de</strong>r dar. Bisher ist<br />

dabei eine wirkliche, nachhaltige Verbreiterung<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsmo<strong>de</strong>lls nur in wenigen Fällen<br />

überzeugend gelungen.<br />

Soziale Zielsetzungen<br />

Sozialen Zielen kommt in <strong>de</strong>r Clubrealität eine<br />

hohe Be<strong>de</strong>utung zu. Zumin<strong>de</strong>st je<strong>de</strong>r eingetragene<br />

Verein ist laut Satzung zur För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Gemeinwohls und <strong>de</strong>r sportlichen<br />

Aktivität seiner Mitglie<strong>de</strong>r verpflichtet. Die<br />

Leistungszentren <strong>de</strong>r Clubs för<strong>de</strong>rn das Sozialverhalten<br />

<strong>de</strong>r Jugendlichen und die Integration<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund. Fanprojekte<br />

und -initiativen kümmern sich um sozial<br />

schwächer gestellte Anhänger. Menschen<br />

mit Behin<strong>de</strong>rungen wer<strong>de</strong>n spezielle Sitzplätze<br />

und audiovisuelle Hilfen beim Besuch <strong>de</strong>s<br />

Spiels angeboten.<br />

Überlegungen zu Zielbeziehungen<br />

Komplex wird das Thema Zielsetzungen im professionellen<br />

Sport, wenn die Beziehungen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Zielen diskutiert wer<strong>de</strong>n. Wie hier<br />

bereits angeklungen, geht es darum, das Zieldreieck<br />

aus sportlichen, wirtschaftlichen und<br />

sozialen Zielsetzungen vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r<br />

langfristigen Existenzsicherung auszutarieren

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