controller - Haufe.de

Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen Fußball
Nachhaltige Zielverfolgung im professionellen
Fußball – Ein (un)mögliches Unterfangen?
von Claudio Kasper
34
Der deutsche Profifußball ist in den letzten
zwanzig Jahren zu einem Milliardengeschäft
geworden. Die Bundesliga kann einen Rekordumsatz
nach dem anderen vermelden. 1 Gleichzeitig
haben in die Vereine der 1. und 2. Bundesliga
professionelle Managementstrukturen,
gesteuert von hauptamtlichen Führungskräften,
Einzug gehalten. Dennoch „erschüttern“
immer wieder Negativmeldungen über finanzielle
Schieflagen einzelner Clubs die Branche.
Wie der Bundesligareport 2012 zeigt, konnten
die Bundesligaclubs erst in der Saison
2010/2011 seit langem wieder mehr Eigenkapital
als Verbindlichkeiten ausweisen. 2 Die
zweite Bundesliga verzeichnet bereits in der
zweiten Saison in Folge ein negatives Eigenkapital
über alle Clubs. 3
Nachhaltiger sportlicher und wirtschaftlicher
Erfolg sind immer noch die absolute
Ausnahme. Abbildung 1 zeigt die Platzierungen
verschiedener Bundesligaclubs in den
letzten 20 Jahren. Lediglich dem FC Bayern
München ist es gelungen, über die gesamte
Periode erfolgreichen Fußball zu spielen. Der
Einstieg von Audi und Adidas als strategische
Investoren bei den Bayern belegt, dass der
sportliche Erfolg durch solides Wirtschaften
unterfüttert ist, welches den Verein als ernsthaftes
Investitionsobjekt interessant macht.
Als Traditionsclub hatte der 1. FC Kaiserslautern
Anfang der neunziger Jahre eine gute
Ausgangsposition, um im Konzert der Großen
in Deutschland mitzuspielen. Fehlentscheidungen
und Missmanagement in der folgenden
Dekade haben den Club in die Zweitklassigkeit
und nahe an die Insolvenz geführt.
Mit der Rückkehr in das deutsche Oberhaus in
der Saison 2009/2010 wurde der Abwärtstrend
zwischenzeitlich umgekehrt. In der abgelaufenen
Spielzeit konnte der erneute Abstieg
nicht verhindert werden.
Der amtierende Deutsche Meister Borussia
Dortmund hat in den letzten beiden Dekaden
bewegte Zeiten hinter sich. Nach den Doppelmeisterschaften
1995 und 1996 und dem
Gewinn der Champions League 1997, geht der
BVB als erster deutscher Club am 31.10.2000
an die Börse. Die Meisterschaft 2002 ist noch
einmal ein Highlight, danach geht es bergab.
Die Insolvenz kann 2005 in letzter Sekunde,
durch Verzicht der Gläubiger und Austausch
des Führungspersonals, abgewendet werden.
In den letzten Jahren ist dem BVB ein beeindruckendes
Comeback gelungen. Es bleibt zu
hoffen, dass die Vereinsführung ihre Schlüsse
aus den früheren Erfolgen und der folgenden
Krise gezogen hat.
Die hier aufgeführten wenigen Beispiele erwecken
den Eindruck, dass es im „Geschäftsmodell
Bundesligafußball“ strukturelle
Defizite gibt, die nachhaltigen sportlichen
und wirtschaftlichen Erfolg erschweren. Diese