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Alfred Biels Literaturforum<br />
Literaturforum<br />
Gibt es langfristig nur noch E-Books?<br />
Dies ist eine spannen<strong>de</strong> und vieldiskutierte Frage. Die Experten von Bertelsmann<br />
z. B. urteilen – ähnlich <strong>de</strong>n meisten Fachvertretern von Verbän<strong>de</strong>n<br />
und Medienhäusern – klar und ein<strong>de</strong>utig: „Nein, die normalen Bücher<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Lesern erstmal erhalten bleiben.“ Sie fügen aber auch hinzu,<br />
„die langfristigen Konsequenzen für <strong>de</strong>n Buchmarkt lassen sich nur<br />
schwer voraussehen“. 1)<br />
Vielfältige Aspekte<br />
Immer mehr Verlage bieten ihre Bücher auch als E-Books und als Apps<br />
für Tablet-Computer und Handys an und sind bestrebt, einen möglichen<br />
neuen Trend nicht zu verpassen. Verlagsprospekte sind häufig überschrieben<br />
mit „Gedruckte und elektronische Neuerscheinungen“. Vielfältige<br />
Aspekte sind bei E-Books zu beachten und zu be<strong>de</strong>nken, wie<br />
beispielsweise: Leistung, Lebensdauer, Anzeigequalität und -geschwindigkeit,<br />
Augen- und Lesefreundlichkeit, Handling und Dateiformate, technischer<br />
Standard o<strong>de</strong>r Kompatibilität.<br />
Neue Fragen entstehen, wie z. B. <strong>de</strong>r Kopierschutz, Buchpreis-Bindung 2<br />
(die laut Börsenverein <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls in Deutschland auch<br />
für E-Books gilt). Kompliziert können juristische Beson<strong>de</strong>rheiten wer<strong>de</strong>n,<br />
da <strong>de</strong>r Erwerb einer E-Book-Datei juristisch keinem Kauf entspricht, son<strong>de</strong>rn<br />
<strong>de</strong>m Erwerb einer persönlichen Lizenz, <strong>de</strong>ren Weitergabe problematisch<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Die mit einem E-Book möglicherweise verbun<strong>de</strong>nen<br />
Extras, wie multimediale Features, können an<strong>de</strong>rerseits über das hinausgehen,<br />
was ein traditionelles Buch bieten kann. Schlagwortartig heißt es<br />
oft: „Wenn ein Computer ein ganzes Bücherregal ersetzt“ 3). Offen ist die<br />
Frage: Welchen Einfluss haben technische Entwicklungen langfristig auf<br />
die Lesegewohnheiten. Offen bleiben zurzeit auch zahlreiche technische<br />
Fragen, noch fehlt ein allgemeiner Standard.<br />
Buch hat unabhängig von seinem Inhalt einen gefühlt höheren Wert für<br />
<strong>de</strong>n Eigentümer: einfach, weil es greifbar ist. Papier und Einband lassen<br />
die Worte „gewichtiger“ erscheinen als ein Bildschirm. Buchseiten fühlen<br />
sich beim Blättern lebendiger an als Plastik- o<strong>de</strong>r Metallgehäuse. Sie riechen,<br />
rascheln und knistern auf vertraute Weise“. Katrin Kutsche bemüht<br />
eine Formulierung, die das Wesen traditioneller Bücher in ganz beson<strong>de</strong>rer<br />
Weise heraushebt: „Bücher haben Seele“. So mancher Bücherfreund<br />
o<strong>de</strong>r Bücherwurm weiß davon zu berichten, welche Verbun<strong>de</strong>nheit<br />
er zu seinen Büchern hat, wie schwer man sich tut, Bücher aus Platzgrün<strong>de</strong>n<br />
zu entsorgen. Dazu noch einmal Katrin Kutsche: „Sie halten Erinnerungen<br />
und Eindrücke fest und wer<strong>de</strong>n – gekennzeichnet vom häufigen<br />
Gebrauch – zum unverwechselbaren Eigentum <strong>de</strong>s Lesers.“ Es lässt sich<br />
ergänzen, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite steht <strong>de</strong>r individuelle „digitale Lebensstil“,<br />
<strong>de</strong>r unser Verhältnis und unseren Umgang mit <strong>de</strong>r digitalen Welt<br />
bestimmt und damit auch die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r E-Books <strong>de</strong>finiert.<br />
Unterschiedliche Nutzungsstile<br />
Neben eher individuellen und emotionalen Faktoren sowie Aspekten<br />
<strong>de</strong>r technischen Eignung und Verwendbarkeit kommt es auch auf die<br />
jeweilige Lese- und Nutzungssituation an. 5) Das gedruckte Buch steht<br />
ten<strong>de</strong>nziell für gewohnte, oft längere, vertiefen<strong>de</strong> und nachhaltige Lesesituationen.<br />
Digitale Medien ten<strong>de</strong>nziell eher für neue, kurze, aktuelle<br />
und auch mobile Lesesituationen. Möglicherweise ist nicht die Frage<br />
„E-Book o<strong>de</strong>r gedrucktes Buch“ zentral, son<strong>de</strong>rn das jeweilige Lesebedürfnisse.<br />
Wechseln<strong>de</strong> Lesebedürfnis können mal mehr die „Papierform“<br />
nachfragen, mal eher <strong>de</strong>n großen o<strong>de</strong>r kleinen Bildschirm.<br />
Vielleicht lautet ja die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, dass<br />
Print und Digital je nach Lesesituation und persönlichen Präferenzen<br />
nebeneinan<strong>de</strong>r Bestand haben wer<strong>de</strong>n. Wir können wohl von einem<br />
Medien-Mix ausgehen.<br />
Wir sollten die Thematik differenziert bewerten – ohne uns dieses Trends<br />
und dieser Entwicklungen zu verschließen. Auch hier ist das Themenbild<br />
nicht nur schwarz o<strong>de</strong>r weiß, son<strong>de</strong>rn bunt und vielschichtig. Es<br />
scheinen sowohl auf <strong>de</strong>r individuellen als auch auf <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Ebene verschie<strong>de</strong>ne Einflüsse wirksam zu sein, die die Nutzung und<br />
Verbreitung <strong>de</strong>r E-Books beeinflussen.<br />
Bis zum nächsten Mal herzliche Grüße und alles Gute für Ihr Tun<br />
„Ihr Bücherwurm“ Alfred Biel<br />
E-Mail: alfred.biel@gmx.<strong>de</strong><br />
102<br />
Das „Lesegefühl“<br />
Eine große Rolle spielt das Leseerlebnis bzw. das Lesegefühl. Nach<br />
Umfragen meint immer noch ein hoher Anteil <strong>de</strong>r Bevölkerung, dass das<br />
Leseerlebnis mit E-Books nicht vergleichbar ist mit <strong>de</strong>m Leseerlebnis von<br />
gedruckten Büchern. Katrin Kutsche beschreibt das Lesegefühl, das gedruckte<br />
Bücher vermitteln können – in <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenzeitschrift <strong>de</strong>s Studienganges<br />
Buchhan<strong>de</strong>l / Verlagswirtschaft <strong>de</strong>r HTWL Leipzig (Ausgabe<br />
März 2012) – überaus anschaulich, treffend und meinungsstark (Zitat erfolgt<br />
mit freundlicher Genehmigung von Redaktion und Autorin) 4): „Das<br />
E-Book ist ein Datensatz – virtuell, nüchtern, ohne Charakter. Das reale<br />
Quellenhinweise<br />
1) Bertelsmann: Das große Buch <strong>de</strong>r Allgemein Bildung, Gütersloh 2011,<br />
S. 422<br />
2) Du<strong>de</strong>n - Deutsches Universalwörterbuch, 7. Aufl. Mannheim 2011<br />
[CD-ROM].<br />
3) Welt Online vom 13. April 2012<br />
4) Leipziger Lerche – Stu<strong>de</strong>ntenzeitschrift <strong>de</strong>s Studiengangs Buchhan<strong>de</strong>l<br />
/ Verlagswirtschaft <strong>de</strong>r HTWK Leipzig, Ausgabe Frühling 2012 (www.<br />
fbm.htwk-leipzig.<strong>de</strong>) – Suchfrage: Lerche), S. 16<br />
5) Interview „Es formiert sich ein <strong>de</strong>utscher E-Book-Markt“. URL: http://<br />
www.goethe.<strong>de</strong>/kue/lit/slt/<strong>de</strong>8076026.htm – Abfrage am 02.05.2012<br />
Pressematerial <strong>de</strong>s Börsenvereins <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls