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Porsche: Restwertriese o<strong>de</strong>r eher Rabattzwerg?<br />

Laufzeiten<strong>de</strong> in t=4 aufgezinst, ergibt sich<br />

selbstverständlich ein Wert von 930 € per t=4.<br />

Analyse <strong>de</strong>r Preise<br />

30<br />

Abb. 3: Gesamtbelastung unter Berücksichtigung von Rabatten und Zinsen<br />

hen. Unmittelbar einsichtig wird dies, wenn <strong>de</strong>r<br />

Kaufpreis finanziert wer<strong>de</strong>n muss. Um diesen<br />

Effekt richtig einbeziehen zu können, muss die<br />

Kalkulation erweitert wer<strong>de</strong>n. Einfach lässt sich<br />

die Erfassung <strong>de</strong>r Zinsen durchführen, wenn<br />

nach <strong>de</strong>r gesamten Belastung <strong>de</strong>s Käufers am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 4 Jahre gefragt wird. Dabei wird angenommen,<br />

dass <strong>de</strong>r Kaufpreis über 4 Jahre<br />

finanziert und erst dann – nach Abzug <strong>de</strong>s<br />

Restwertes – bezahlt wird. Damit kann dann<br />

ein fairer und einfacher Vergleich unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Zinsen durchgeführt wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r Realität wird natürlich monatlich zurückgezahlt;<br />

aber es kann angenommen wer<strong>de</strong>n, dass<br />

dieses Geld zur Tilgung an<strong>de</strong>rer ähnlich teurer<br />

Kredite verwen<strong>de</strong>t wird. Somit ist dann die Annahme<br />

eines sogenannten Kalkulationszinssatzes<br />

von hier 8 % für die gesamte Vertragsdauer<br />

zulässig. Ebenfalls kann die Ermittlung<br />

einer Monatsrate inklusive <strong>de</strong>r Kapitalkosten<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Vorgehensweise sei am Beispiel <strong>de</strong>s VW<br />

Polos dargestellt. In Abbildung 1 ist die zweite<br />

Spalte ergänzt wor<strong>de</strong>n, die zeigt, welche Größe<br />

zu welchem Zeitpunkt anfällt. Hier wird schon<br />

<strong>de</strong>utlich, dass die Verrechnung <strong>de</strong>s Kaufpreises,<br />

<strong>de</strong>r gleich zu Beginn fällig ist, mit <strong>de</strong>m<br />

Restwert nicht zulässig ist, weil diese Einzahlung<br />

ja erst nach 4 Jahren kommt. Über diesen<br />

Punkt gehen viele Autoverkäufer hinweg, weil<br />

Autor<br />

sie Interesse haben, mit angeblich guten Restwerten<br />

über <strong>de</strong>n (zu) hohen Kaufpreis hinwegzutäuschen.<br />

In unserem Beispiel muss somit <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

von 12.275 vom Zeitpunkt t=0 auf <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />

t=4 bezogen wer<strong>de</strong>n, was durch eine<br />

4-jährige Aufzinsung passierten kann. Damit<br />

erhält man, wie in Abbildung 2 gezeigt, für <strong>de</strong>n<br />

Wert per t=4 12.275 *1,08 4 = 16.700 €. Durch<br />

diese Aufzinsung ist nun <strong>de</strong>r Kaufpreis auch auf<br />

<strong>de</strong>n Zeitpunkt t=4 bezogen und kann mit <strong>de</strong>m<br />

Restwert verrechnet wer<strong>de</strong>n, so dass sich eine<br />

Gesamtbelastung von 16.700 – 6.874 = 9.826 €<br />

im Zeitpunkt t=4 ergibt.<br />

Die gleiche Rechnung wur<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Renault<br />

Clio durchgeführt. Die Belastung durch <strong>de</strong>n<br />

Renault Clio ist <strong>de</strong>utlich geringer, weil er schon<br />

beim Kauf eine niedrigere Kapitalbindung verursacht.<br />

Dadurch erhöht sich am Laufzeiten<strong>de</strong><br />

in t=4 <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>s günstigeren Renault Clio<br />

von ca. 100 € auf über 900 €. Zum gleichen Ergebnis<br />

gelangt man, wenn die Leasingraten<br />

ohne Anzahlung ermittelt wer<strong>de</strong>n, welche ja<br />

monatlich vorschüssig zu zahlen sind. Bei<br />

einem Jahreszinssatz von wie<strong>de</strong>rum 8 % effektiv<br />

ergibt sich für <strong>de</strong>n Polo eine Rate von 237,07 € /<br />

Monat und für <strong>de</strong>n Clio eine von 214,63 €/<br />

Monat. Der Vorteil <strong>de</strong>s Clio liegt also bei 22,44 €/<br />

Monat. Wer<strong>de</strong>n diese Monatsvorteile auf das<br />

Prof. Dr. Peter Hoberg<br />

arbeitet als Professor für Betriebswirtschaftslehre an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Worms. Auf Basis einer 15-jährigen Erfahrung in internationalen<br />

Unternehmen beschäftigt er sich insb. mit Themen<br />

<strong>de</strong>s Controlling und <strong>de</strong>r Investitionsrechnung. Schwerpunkt<br />

seines Interesses ist die Verbindung von Theorie und Praxis.<br />

E-Mail: peterhoberg@web.<strong>de</strong><br />

Bis jetzt ist <strong>de</strong>r Neupreis als Listenpreis in die<br />

Kalkulation eingegangen. Dies geht jedoch weit<br />

an <strong>de</strong>r Wirklichkeit vorbei, weil sich praktisch<br />

je<strong>de</strong>r Autokäufer über hohe Rabatte freuen<br />

kann. So schreibt die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung „In Deutschland so viele Nachlässe auf<br />

<strong>de</strong>n Listenpreis wie nie zuvor“ (FAZ 3.4.12,<br />

S. 12). Die Bandbreite <strong>de</strong>r Rabatte ist riesig.<br />

Während es Hersteller mit gut laufen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen<br />

schaffen, unter 10 % zu bleiben, sind<br />

auch schon Rabatte von über 40 % gegeben<br />

wor<strong>de</strong>n. Der Nettopreis (also nach Rabatten)<br />

liegt somit <strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>n Listenpreisen. Es<br />

ist offensichtlich, dass damit die obigen Kalkulationen<br />

grob unvollständig sind, weil <strong>de</strong>r Wertverlust<br />

vom Nettopreis gerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Abbildung 3 enthält als Preis <strong>de</strong>n realistischen<br />

Nettopreis.<br />

Erfreulich für die Käufer ist in je<strong>de</strong>m Fall,<br />

dass die Wertverluste in <strong>de</strong>r Realität <strong>de</strong>utlich<br />

geringer sind, weil die Käufer einen großen Teil<br />

<strong>de</strong>r Wertverluste gar nicht erlitten haben,<br />

da sie große Rabatte verhan<strong>de</strong>lt haben. Im gewählten<br />

Beispiel sind die Rabatte für <strong>de</strong>n Clio<br />

<strong>de</strong>utlich höher, so dass sich seine Belastung<br />

nach 4 Jahren nochmals stärker senkt. Insgesamt<br />

spart <strong>de</strong>r Käufer gegenüber <strong>de</strong>m Polo<br />

1155 € nach <strong>de</strong>n 4 Jahren.<br />

Aus <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n Berücksichtigung von<br />

Rabatten ergeben sich zwei Konsequenzen:<br />

a) Die Angabe <strong>de</strong>s prozentualen Wertverlustes<br />

basiert auf einer falschen Basisgröße, nämlich<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s nie bezahlten Listenpreises.<br />

Tatsächlich müsste aber <strong>de</strong>r Nettopreis als<br />

Basis gewählt wer<strong>de</strong>n. Damit allerdings verliert<br />

die bisherige Reihenfolge <strong>de</strong>r „Restwertriesen“<br />

ihre Gültigkeit. Als Beispiel sei<br />

<strong>de</strong>r Restwertkönig Porsche Boxster angeführt,<br />

<strong>de</strong>r laut Focus „nur“ 40 % innerhalb<br />

von 4 Jahren verliert. Da bei ihm aber häufig<br />

nur 3 % Rabatt gegeben wer<strong>de</strong>n, reduziert<br />

sich <strong>de</strong>r tatsächliche Wertverlust nur<br />

auf 38,1 %, was – selbst relativ – schlechter<br />

ist als beim Polo und Clio. Der Porsche ist<br />

also kein Restwertriese, son<strong>de</strong>rn ein Ra-

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