Finanzmathematik 1: Diskrete Modelle - Reinhold Kainhofer
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KAPITEL 1. DAS EIN-PERIODEN-MODELL 10<br />
Betrachte nun einen CC X(ω 1 ) = X(ω 2 ) = X(ω 3 ) = 5. Gesucht ist damit die Handelsstrategie H =<br />
(H 0 , H 1 , H 2 ) mit<br />
5 =H 0 B 0 +H 1 ˜S(1) 1 (ω 1)+H 2 ˜S(2) 1 (ω 1) =1H 0 +3H 1 +7H 2<br />
5 = =1H 0 +5H 1 +5H 2<br />
5 = =1H 0 +7H 1 +3H 2<br />
Die Lösung ist H 0 = 5 − 10H 2 und H 1 = H 2 , insbesondere also H = (5 − 10λ, λ, λ). Mögliche Portfolios<br />
zur Replizierung sind z.B. H = (5, 0, 0) (nur Investition ins Bankkonto) oder H = (0, 1 2 , 1 2<br />
) (nur in<br />
risikobehaftete Assets). Das replizierende Portfolio ist also i.A. nicht eindeutig (der Preis jedoch schon,<br />
auch in diesem Fall!)<br />
Beispiel 1.11. Ändere im letzten Beispiel nun<br />
˜S<br />
(2)<br />
1 (ω 3) = 5 und ˜X(ω 3 ) = 7. Das GS lautet nun<br />
ω 1 : 5 =5H 0 +3H 1 +7H 2<br />
ω 2 : 5 =5H 0 +5H 1 +5H 2<br />
ω 3 : 7 =5H 0 +7H 1 +5H 2<br />
und besitzt die Lösung H 0 = −1, H 1 = H 2 = 1. Die Handelsstrategie H = (−1, 1, 1) ist insbesondere in<br />
diesem Fall eindeutig, da die Koeffizientenmatrix vollen Rang besitzt.<br />
Frage. Was ist der (faire) Preis p eines erreichbaren CC X zum Zeitpunkt t = 0?<br />
Man sieht leicht, dass es eine Arbitrage-Möglichkeit gibt, wenn p ≠ V 0 gilt:<br />
p > V 0 : Verkaufe einen Claim zum Zeitpunkt t 0 = um p, investiere V 0 ins replizierende Portfolio, welches<br />
genau die nötige Auszahlung abdeckt. Die Differenz p − V 0 kann als risikoloser Gewinn eingestreift<br />
werden.<br />
p < V 0 : Verfahre genau umgekehrt (Investiere in Claim und gehe einmal das replizierende Portfolio short).<br />
Wenn p = V 0 , existiert keine Arbitrage mit der replizierenden Handelsstrategie H. Die Frage ist jedoch,<br />
ob eine solche replizierende Handelsstrategie überhaupt existiert. Mehr dazu im Abschnitt 1.5.<br />
Lemma 1.9. Sei Q ein risikoneutrales Maß. Dann gilt für jede Handelsstrategie H:<br />
V 0 = E Q [Ṽ1]<br />
Def. G<br />
Beweis. V 0 = E Q [Ṽ1 − ˜G]<br />
[ ∑N<br />
= E Q [Ṽ1] − E Q n=1 H n∆ ˜S<br />
]<br />
n = E Q [Ṽ1] − ∑ N<br />
n=1 H n E Q [∆ ˜S n ] = E Q [Ṽ1]<br />
} {{ }<br />
=0<br />
Das Gesetz des eindeutigen Preises ist also für alle Claims sicher erfüllt, für die eine replizierende Handelsstrategie<br />
existiert. Mit anderen Worten: Jede Handelsstrategie, die den Claim erzeugt, hat denselben<br />
Preis, vorausgesetzt es existiert ein risikoneutrales Maß.<br />
Bemerkung 1.12. Aus V 0 = E Q [Ṽ1] folgt nun die Arbitrage-Freiheit: Wenn es nun einen Zustand ω ∈ Ω<br />
gibt mit Ṽ1(ω) > V 0 , dann muss es auch einen Zustand ¯ω ∈ Ω geben, sodass Ṽ1(¯ω) < V 0 . Wenn also die<br />
Möglichkeit auf einen Gewinn besteht, muss es ebenso die Möglichkeit eines Verlustes geben.<br />
Lemma 1.10. Wenn das Gesetz des eindeutigen Preises erfüllt ist, dann ist der faire Preis des<br />
Contingent Claims X mit replizierendem Portfolio H zum Zeitpunkt t = 0 genau der Wert des<br />
replizierenden Portfolios zu t = 0:<br />
V 0 = H 0 B 0 +<br />
N∑<br />
n=1<br />
H n S (n)<br />
0